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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980211017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898021101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898021101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-11
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Di« Morgen-Ausgab« «rscheint um '/,? Uhr. dir Abeud-Aurgabe Wochentag- um 5 Uhr. Filialen: kttv Klenim'S Sortim. (Alfretz Hahn), Universitätsslratze 3 (Pautinum), LoniS Lösche, Katbarineuftr. LL, part. und König-Platz 7. Uedaciion und Erve-Mo«: JohanneSgasse 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. Vezug-.Prei- d«tt Hauptexpedition oder den da Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aut- aabeslellen abgrdolt: viertel jährlich ^!4L0, bei Uvrimaliger täglicher Zustellung ins Hau- 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich 8.—. Direkte tägliche Kreuzbandirnduug ins An-land: monatlich 7LO. Morgen-Ausgabe. MMer TagMatt Anzeiger. Ämlslikatt des H'önigkichen Land- und Ämtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Freitag den 11. Februar 1898. Slnzeigen-Preir bie Sgespaltme Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactioa-strick (-ge spalten) öO/H, vor den Famlliennachrichieu (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ztssernsay nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur m,t der Moraen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung ^l 60.—, mit Postbesördrrung 70.—. Annahmeschluß M Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» - Uhr. vei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 82. Jahrgang. Eugen Richter als Prophet. L2 Wie auf Verabredung, und wahrscheinlich auf Verab redung, suchen freisinnige Zeitungen Zwietracht in daS nationalliberale Lager zu tragen. Man könnte meinen,die Triebfeder des seine Reste im Bürgerkrieg verzehrenden Fortschritts sei der Wunsch, Unglücksgesäbrten an den National liberalen zu haben, das Manöver gebt aber auf einen „solideren Beweggrund" zurück; man möchte die nicht der Landwirthschast angedörigen, zugleich aber auch nicht agrarfeindlichen Elemente der naiivnalliberalen Partei von der Politik der „Sammlung" abschrecken und sie damit der Partei abwendig machen. Die „Voss. Zig." und da- Blatt des Herrn Eugen Riwter sagen den „Plänen des Herrn 0r. v. Miquel" schwärzeste Bürger feindlichkeit nach — „unter dem Titel der Sammlung aller productiven Stände soll nur für den ostelbischen Großgrund besitz gesammelt werden" — und die Nationalliberalen, die sotbane Anschläge auf Industrie und Handel unterstützen, Werden als die Feinde dieser Erwerbszweige hingeslellt, von Herrn Richter auch im Reichstage. Den Aus gangspunkt derartiger Betrachtungen bilden einmal extrem agrariiche Beschlüsse, die dieser Tag« daS preußische Landesökonomiecollegium, sowie der deutsche Land- wirtbschaftsralh gefaßt baden, sodann der Umstand, daß die drei Lanbräthe im NeichStagswahlkreise HilbeS- beim, die das bekannte hetzerische Flugblatt gegen die National liberalen unterschrieben haben, bisher uncorrigirt geblieben sein sollen. Was die beiden landwirtbschaftlichen Vertretungskörper anlaugt, so sind für ihre Beschlüsse die Regierungen nicht nur nicht verantwortlich, die Berichte vom Lantwirlbfchafls- ratb ergeben auch, daß sich die Regierung-Vertreter, die ver hält nißmäßig zahlreicher anwesend waren, als die Mit glieder der Corporation, eisiges Schweigen gegenüber den ein seitigen Reken und Beschlüssen beobachtet haben. Irgend eine Beeinflussung der Negierung auS diesen nicht gerade durch Gediegenheit ausgezeichneten Verhandlungen herzuleiten, ist ein ebenso unredliches wie aussichtsloses Beginnen. LaubeS- ökonomiecollegium und Laudwirtbschaftsrath haben sich in direcien Widerspruch gegen daS Programm der Negierung gesetzt, wie dies neuerdings wiederholt vom Grafen Posa- dowsky entwickelt worden ist, was diesen Staatsmann samml den Nationalliberalen allerdings nicht davor bewahrt, in einem Atbem mit den beiden genannten Interessenvertretungen der Feindschaft gegen Industrie und Handel beschuldigt zu Werten. Das Vermögen, logisch zu denken, setzt man bei den Angehörigen dieser Berufsstände, auf die eS der Freisinn ab- geseben hat, offenbar nicht voraus. Nun die drei Landrälhe. Daß ihnen eine „Cor- rectur" bevorstebe, hat ein Regierungsorgan, obne des- avouirt zu werden, angekündlgt. Für die Behauptung, daß die Zurechtweisung unterblieben sei, gieb» es keinen Anhaltspunkt; jedensalls aber bat die „Nat.-lib. Corr." einen solchen für die Versicherung, daß die Herren „der osficiösen Ankündigung gemäß amtlich recitificirt worden sind". Um daS nicht glauben zu müssen, erheben die frei sinnigen Blätter großen Lärm darüber, daß daS erwähnte demagogische Flugblatt noch dieser Tage in der Stadt Hildesheim mit den Namen der Lanbräthe verbreitet worden sei. Wer aber nur daS Geringste von der Agitation ver steht — und Herr Richter versteht sehr viel davon —, der weiß, daß Niemand, der einmal ein Wablflugdlatt unter schrieben bat, von irgend einem Zeitpunkt an «S ver hindern kann, daß eS mit seinem Namen weiter vertheilt wird, nicht einmal die Ausgabe „neuer Auflagen" mit seiner Unterschrift kann ein Unterzeichner hintertreiben. Von einem fortgesetzten politischen Vergeben der Landrätbe, einer fortdauernden „Verhöhnung" der obersten Beamten des Kaisers durch deren „Untergebene" kann also keine Neve sein. , , Um dieser Dinge willen wird kein Nationalliberaler seiner Partei abtrünnig werden. DaS fühlen auch die Freisinnigen, weshalb sie die Naticnalliberalen als dem Untergang geweiht hinstellen. Bisher setzten sie — obne allen Grund, beiläufig bemerkt — noch eine schwache Hoffnung auf die national liberale Fraktion deS preußischen Abgeordeten- Hauses. Nachdem nun aber diese durch zwei Redner ibre Zustimmung zu der bekannten Erklärung des LandwirtbschaftSministerS gegeben und dafür den Beifall der Parteiprrffe im ganzen Reiche geerntet bat, ist da- Enke unvermeidlich. „Die nationalliberale Partei als solche wird an dieser Politik zu Grunde geben", schreibt Herr Richter, und der Mann hat seinen Prophetenberuf auf zwiefache Weise dargelban. Einmal gilt er, außer bei freisinnigen BezirksveremSvorständen und „befreundeten" Rechtsanwälten, schon lange nichts mehr in seinem Vaterlande. Sodann hat er vom Herbst t8S2 bis zum Sommer des darauf folgenden Jahres die nationalliberale Partei Tag für Tag in seiner Zeitung todtgesagt, worauf diese Partei mit einem halben Hundert Abgeordneten in den Reichstag zurückkebrte, wäbrend die neue „freisinnige Bvlköpartei" des Herrn Richter bei den Hauptwahlen nicht einen einzigen Manu durchbrachte und bei den Stichwahlen ihren jugendstarken Leib haupt sächlich durch den nationalliberalen Leichnam in den Reichs tag geschleppt sah. Wir unsererseits hüten uns, Wahlergebnisse zu prophezeien. Aber das kann man getrost versichern: sollte die national liberale Partei Verluste erleiden, der Freisinn wird sie nicht beerben. Diese Gewißheit ist Ge meingut aller politisch Denkenden und Beobachtenden, und darum ist eS ein ganz vergebliches Beginnen Richter's und der freisinnigen Blätter, sich jetzt an die zahlreichen Nationalliberalen im Lande außerhalb der Fraktionen zu wenden, „deren Einsicht und d^.en Interessen schnurstrack.« im Widerspruch stehen mit der Haltung der parlamentarischen Führer". Für diese Nationalliberaten „wird eS Zeit, daß sie sich von der Partei lcSsagen" und natürlich — zum Frei sinn übertreten. An dem Irrtbum aber, daß eS solche Nationalliberale irgendwo und irgendwie in beachtenSwerther Anzahl giebt, ist die „National-Zeitung" innerhalb der Partei gescheitert. Wer nationalliberal ist, d. h. für men in der WirthschaftSpolitik die Erkenntniß der Harmonie der Interessen bestimmend ist, der wird sich einer Partei, die, wie die freisinnige, nur die Interessen einer Erwerbögruppe gelten läßt, so wenig anschlicßen können, wie den in den gleichen unverzeihlichen Fehler verfallenen Parteien ter extremen Agrarier und der Socialdemokratie. Die Wahr sagerei deS Herrn Richter wird nicht nur nicht in Erfüllung geben, sie wird — obwohl sie darauf gerade berechnet ist — ihm auch nicht bezahlt werben. Sollte überhaupt etwas von dieser Seite abfallen, so wird eS seinem intimsten Feinde Rickert zufließen. Deutsches Reich. * Leipzig, 10. Februar. Ueber den konservativen Parteitag zeigt sich daS Organ der sächsischen Conser- vativen, daS „Vaterland", sehr befriedigt. Es schreibt u. A.: „Dein Märchen, die konservative Partei verleugne daS Tivoli programm, ist ein für allemal ein Ende gemacht. Die volle Selbstständigkeit der Partei gegenüber der Regierung wurde nachdrücklich betont und ausführlich begründet. Mit hoher Freude zu begrüßen ist der Gedanke, daS Zu sammenwirken der nationalgefinnten Parteien bei den nächsten Wahlen nach dem sächsischen Borbilde auch im übrigen Deutlchland zu befürworten und gemeinsam mit ihnen den Kamps gegen die Socialdemokratie aufzunehmen und zwar nicht nur mit Hilfe staatlicher Machtmittel, sondern auch durch christlich deutsche Erneuerung des Volkslebens und durch weiteren Ausbau der Gesetzgebung im Sinne der kaiserlichen Botschaft vom Jahre 1881. Damit wird der von christlich-socialer Seite gepflegten Verdächtigung, die Conservativen seien Gegner der iocialen Reformen, der Boden entzogen. Mit Genugthuung erfüllt es uns Sachsen, daß mit dem Radouantisemitismus, wie er von Ahlwardt und einer Reihe ähnlicher fragwürdiger Periönllchkeiten ge trieben wird, endgiltig und mit erfrischender Deutlichkeit gebrochen bat. Mit diesen zweifelhaften Politikern der Kneipe ist e ne Ver ständigung ausgeschlossen, sie leben von der Verhetzung, untergraben um periönlicher Vortheile, um des täglichen Brodes willen jegliche Autorität, verderben den Charakter der Bevölkerung, dem sie schmeicheln, wo sie belehren sollten und sind als Gegner der Conservativen eine viljstruvve des Judenthums und der Socialdemokratie geworben. — In verschiedenen Bläitern sand die Meinung Ausdruck, die conseivative Pariei habe keine Ur'acke, mit Befriedigung aus die Auseinandelsetznng zwischen dem Parteivorsitzenden und dem Führer des Bundes der Landwirthr zu blicken. Nach unserer Ansicht konnte aber Herr von Ploetz uns kaum weiter entgegenkommen, als er es gethan hat. Er erklärte, der Bund stehe vollständig aus conservativem Boden, an eine Trennung von der conservativen Parte leitung lenke Niemand iin Vorstand des Bundes, der aus 57 conservativen Herren, zwei nationalliberale» und einem deutsch socialen bestehe. Diesen Worten zu mhtrauen haben wir keine Veranlassung. Wenn also in einzelnen Wahl- kreisen die locale Organisation des Bundes gegen die Conservaiiven Stellung nimmt, so ist zur Entrüstung deshalb noch kein Anlaß vorbanden, persönliche Verhältnisse geben hier des Oefteren den Ausschlag. Sache der Conservativen in den einzelnen Wahlkreisen wird es sein, durch Rührigkeit und that- kiästigeS Auftreten auch in den Local - Organisationen die Führung in die Hand zu bekommen, und nur Männer von erprobter Tüchtigkeit, von Erfahrung und Ansehen auszusieüen, bann werden diesen die Stimmen der Landleutr ganz von selbst zuiallen. Das literarische Proletariat kann nana trotz der von ibm betriebenen hanbwe. ksmäßigen ttgitalionsrelsen nicht auskomineii. Alles in Allem dürfen simit die Consekvativen mit den Ergebnissen ihrer großen Partei versammlung zutiieden sein. Möge diese den Ausgangspunkt bilden zu größerer Regsamkeit, zur Abschütielung der vertrauensseligen Lässigkeit, der sich viele unserer besten Männer ost hingeben und zu einem frischen Wahlkamps gegen die erklärte Umsturzpartei und deren Helfershelfer." I.. Leipzig, 10. Februar. Das Reichsgericht bat die von Pfarrer Tbüminel, der wegen Beleidigung preußischer Iustizbeamten zu lOO.Xl Geldstrafe verurtheilt war, eingelegte Revision verworfen. * Berlin, 10. Februar. In der Budgetcommission des preußischen Abgeordnetenhauses ist letzthin von einem conser vativen Abgeordneten der Wunsch ausgesprochen worden, daß die Landrätbe ermächtigt werden sollen, russisch-pol nischen Arbeitern in Zukunft auch im Winter den Aufentbalt in Deutschland zu gestatten. Die „Köln. Ztg", welche im Allgemeinen bedauert, daß die Vertreter der Regierung in der Budgetcommission unerfüllbare Verlangen nicht mit wünschenSwerther Deutlichkeit zurückzuweisen sich veranlaßt gesehen haben, bemerkt zu diesem Puucl: „Daß ein einzelner Landrath auf Grund eines örtlichen Mangels an Arbeitern einen solchen Wunsch ausspricht, ist nickt verwunderlich, aber man durfte hoffen, daß die Re gierung ibn sogleich als unerfüllbar zurückwieS. Seine Gewährung würde eine vollständige Schwenkung in der Behandlung der Po len frage bedeuten. Erlaubt man den russisch-polnischen Arbeitern, daS ganze Jahr über, Sommer und Winter, in Deutsckland zu bleiben, so wird eS ein vergebliches Bemühen sein, sie nach eitriger Zeit wieder abzuschieben. Sie werden dauernd hier verbleiben und mit Sicherheit die einheimische Bevöl kerung verdrängen. Der Abgeordnete Möller legte daher mit Recht Verwahrung gegen den Gedanken eines solchen Vorgehens ein. Mit großen Opfern suckt der preußische Staat einen deutschen Bauernstand im Osten zu schaffen als Wall gegen die herandrängende slawische Fluth. Oertlicke Unzuträglichkeiten dürfen nicht den Anlaß geben, den Damm an einer Stelle zu lockern, sie müssen er tragen werden, um des Ganzen willen. Preußen muß im Interesse der Erhaltung des DeutschlbumS im Osten den Zuzug der russisch-polnischen, social und kulturell niedriger stehenden Arbeilerbcvölkerung mit allen Mitteln abwcbren. Hier giebt es kein unentschiedenes Zaudern und Schwanken, hier muß vor Allem den Anfängen entgegcngetreten werden. Eine deutliche und kräftige Stellungnahme des in dieser An gelegenheit verantwortliche» Minister- des Innern ist unerläßlich." * Berlin, 10. Februar. Dem Jahrbuch der deutschen Gerichtsverfassung entnimmt die „Voss. Z." über die Er gebnisse der ersten und zweiten juristischen Prüfung im letzten Jahre Folgende«: In der ersten Prüfung sind in Deutschland im Jobre 1896 1993 Candidaten geprüft gegen 1930 im Jahre 1895, 1918 im Jahre 1894 und 1962 im Jahre 1893. Für Preuße» betrugen die eatiprechenden Zahlen: 1151, 1081, 1035 und 982, so daß hier also in drei Indien eine Zunahme um 169 oder 17 voin Hundert siattgefunben hat. In Bayern hat sich umgekehrt eine Abnahme der geprüften Candidaten ergeben, da für 1896 nnr 301 geprüft sind gegen 336, 365 und 450 in den Vorjahren bis 1893 zurück. Auch in Sachten hat die Zahl abgeuoininen, indem 165 Candidaten zur Prüfung gelaugten gegen 203, 222 und 195 in den Vorjahren. Von jaminllichen Candidoien haben im Jahre 1896 1518 die Prü fung bestanden gegen 1486, 1468 und 1574 in den drei Vorjahren, während 475, 444, 450 und 388 durchgesaUen sind. Ter Proccnt- fatz der Durchgesellenen ist also etwas gestiegen, er be- trug 24 im Jahre 1896 gegen 23 in den Jahren 1895 und 1894 und 20 im Jahre 1893. In Preußen allem haben im Jahre 1896 26 v- H. die Prüfung nicht bestanden gegen 23 im Jahre 1895, 25 im Jahre 1894 und 21 im Jahre 1893. In Bayern haben rin I. 1896 25 v. H. (in den Vorjahren 24, 25 und 23), in Sachsen 18 (24, 23 und 18) v. H., in Württemberg 19 (19, 3 und 0) v. H., in Baden 20 (21, 19 und 8), in Hessen 19 (13, 15 und 27) und in Mecklenburg 27 (27, 4 und 13) v. H. der geprüften Candidaten die Prüfung nickt bestanden. In der zweiten Prüfung sind im Jahre 1896 1338 Candidaten geprüft gegen >254 »n Jahre 1895, 1165 im Jahre 1894, 1071 im Jahre 1893. Auf Preußen entfallen 625 Geprüfte gegen 608, 524 und 530 in den Vorjahren. Sehr groß war die Zahl der Geprüften in Bayern mit 346 gegen 300, 350 und 303 in den Vorjahren. In Sachsen ist die Zahl der im zweiten Examen Geprüften in zwei Jahren fast aus das Doppelte gestiegen, da sie 1896 133, 1895 96 und 1894 69 betrug. Bestanden haben die zweite Prüfung im Jahre 1896 1174 gegen 1114, 1165 und 966 in den drei Vorjahren; davon entfallen aus Preußen 509 gegen 500 , 431 und 439. Der Proceutsatz der D u r ch g e s a t l r n e n ist auch bei der zweiten Prüfung im Steigen. Er betrug 1896 12, 1895 11 und 1894 und 1893 >e 10 vom Hundert. In Preußen haben 1896 19 v. H. die Prüfung nicht bestanden, gegen 18, 18 und 17 in den drei Vorjahren. Sehr gering ist die Zahl der durch LaS zweite Examen gänzlich Durchgefallenen in Bayern, wo sie in allen 4 Jahren nur 1 und 2 v. H. betrug. Auch in Sachsen war sie mit 14 und in Württemberg mit 9 v H. erheblich geringer als in Preuß.n. Am günstigsten aber ist da- Prüfung«,rgebniß in Baden und in Hessen. In Baden ist in allen 4 Jahren überhaupt kein Candidat durchgefullen und in Hessen sind in den letzten 3 Jahren sämmiliche Candidaten durchgekommen, während im Jahr 1893 noch 4 Candidaten durchfielen. Feuilleton. Um die Erde. Reisebrirse von Paul Lindenberg. Nachdruck »erdeten. XVI. Das große Bangkok. — Straßenleben. — Die Hauptstraße. — Von den Siamesen und Siame sinnen. — Halb Bangkok chinesisch. — Im Chi - nesrnoiertel. — Eine Spielhölle. — „Mit dem Hut in der Hand". — Chinesische Spitz bübereien. — Die „Stadt". Bangkok, 29. December. Wie gern möchte ich meinen Lesern ein möglichst anschauliches Bild der Hauptstadt Siam'S geben, aber wie schwer ist eS, Re in kleinem Rahmen zu thun, zumal ich nicht über die Phantasie- reiche Kunst eine- über Siam Bücher schreibenden und Vorträge haltenden College» verfüge, der Bangkok mit seinem Besuche während wohlgezählter dreier Tage beehrte und dann, an unend lichen Erfahrungen bereichert, den siamesischen Boden wieder verlieh! Die Deutschen hier spenden ihm denn auch ob seiner gewissenhaften Forschungen ungetheilteS Lobl — Nun, der ver ehrte Herr mag vielleicht über l)r. Faustens Zaubermäntelchen verfügt und deshalb Alle« — im Fluge gesehen haben, ander« ist seine Gründlichkeit nicht zu erklären. Denn diese Stadt ist fraglos ausgedehnter wie da- Filrstenthum Reuß ältere Linie, und ganz sicher ist, daß sie mehr an Sehenswürdigkeiten und Interessantem bietet, wie mehrere Fürstenthümer zusammen genommen. Auffällig schon, daß Einem Niemand sagen kann, wie viel Einwohner Bangkok besitzt, die Angaben schwanken zwischen 600 000 und I 300 000, ja, daß Einem nicht einmal die Grenzen der Stadt bestimmt angegeben werden können, und daß wohl kaum ein Europäer, und mag er zwanzig Jahre hier weilen, sich rühmen darf, sie ganz genau zu kennen. Da« Bangkok zu Lande, daS mag man schon eher erforschen, aber dar Bangkok zu Wasser und jene- jenseits des Menam und zwischen seinen unzähligen Canälen, da« ist denn doch eine ganz andere Sache! Man hat Bangkok schon häufig mit Venedig verglichen, alle Vergleiche hinken bekanntlich, und der eben erwähnte ganz be sonders; diese Stadt bietet ein Bild für sich, voll fesselnder Fremdartigkeit und anziehendem Reiz. Tage- und wochenlang kann man sie durchstreifen, und jede Stunde wird Neues und Originelles bringen, schon weil sie halb siamesisch, halb chinesisch ist; bilden doch die schlitzäugigen Söhne deS himmlischen Reiches einen sehr bedeutenden (Manche behaupten, den überwiegendsten) Bruchtheil der Bevölkerung. Stehen sich nun schon die auch viel fach im öffentlichen Leben zum Ausdruck gelangenden Sitten und Gebräuche der Siamesen und Chinesen ziemlich schroff gegenüber, so kommen noch zahllose andere asiatische Völkerschaften, wie Ma- layen, Indier, Birmesen, Anamiten rc. in Betracht, die sich hier angesiedelt haben und die ganz nach ihrer Faxon leben wie auch selig werden können. Me interessant, auch nur eine halbe Stunde in Bangkok unter wegs zu sein! In urvorweltlichen, von Ponies gezogenen Holz kästen, stolz Omnibusse genannt, sitzt ein Dutzend Siamesen und Siamesinnen eng zusammen, schweißtriefend kommen Chi nesen mit den kleinen, äußerst schmutzigen Riksha's angetrabt, sie ziehen ihre wohlhabenden, oft auch recht wohlbeleibten Lands leute; mit schrillem Klingeln naht dir elektrische Straßenbahn, ein Chinese, zu gleichgiltig, um ein paar Schritte abseits zu gehen, schreitet dicht neben dem Gleise, wuvs, hat er von dem siamesischen Schaffner einen wohlgezielten Fußtritt weg, daß er gleich über den Damm fliegt, und dort ein paar Püffe einheimst von den Sänftenträgern einer vornehmen siamesischen Dame, die würde voll in ihrem Tragsessrl sitzt. Schweren Schrittes taucht ein mächtiger Elephant auf, ein Wort seines Führers genügt, um ihn in «ine Seitengasse einbiegen zu lassen, denn dort kommt eine europäische Equipage, deren Pferde leicht vor dem grauen, gut- mütbigen Ungethüm, das sich unterdessen bei einem seine Maaren feilbietenden Bäcker eine Semmel erbettelt hat, scheuen könnten. Die jungen halbnackten Burschen, welche die Ponies von der Weide geholt und nun auf den ungesattelten Thieren, mit denen sie wie Centauren verwachsen scheinen, einhrrgerast kommen, haben keine Furcht vor dem gewaltigen Rüsselträger, der zu einer Sage mühle geführt wird, wo er dir schweren Balken schleppt, an denen sonst sich« bi« acht Männer zu tragen hoben. In ihren toaaartig umschlungenen gelben Gewändern kehren mehrere buddhistische Priester in ihr Wat, ihr Kloster, zurück, gut gefüllt sind die kupfernen oder hölzernen Schalen mit aller hand Lebensmitteln, welche gern die Gläubigen spenden; die Priester halten nur ihre Gefäße hin, sie bitten und danken nicht, Niemand ist zu einer Gabe verpflichtet. Chinesen, mit stroh geflochtenen Hüten von der Größe eines runden TischeS auf den glatt rasirten Schädeln, von denen die Zöpfe niederbaumeln, rufen Wasser, Obst, Gemüse auS, an einer langen Bambusstange die schweren Körbe schleppend, andere Chinesen tragen an Stöcken Dutzende von Hühnern und Enten, die mit den Füßen zusammen gebunden sind und mit den Köpfen nach unten hängen, hier trippelt eine Chinesin, die al« vornehme Frau ihr grellbuntes Seidenkleid zur Schau trägt, mit ihren verkrüppelten Füßen lang sam dahin, und dort schreitet würdevoll ein Indier in langem weißen Rock und bunter Strohkappe einher, während hinter ihm einige Leute aus den Lao« - Staaten schon an ihren langen schwarzen Haaren kenntlich sind, da aber zwei Malayen ihre kampfwüthigen Hähne zum Vergnügen der Umstehenden auf einander losgehen lassen, wa« ein greiser chinesischer, halb er blindeter Bettler benutzte, um den Schaulustigen seinen schnellge- öffneten Bettelsack unter die Nase zu halten. An der anderen Seite der Straße Kettengeklirr: drei mit beträchtlich schweren Fußketten versehene Gefangene, Hacken und Schippen über den Schultern, werden von einem Polizisten zu dem Ort ihrer Tätig keit geleitet, — es sind Verbrecher, die beim Straßenbau be schäftigt werden, wobei ich bemerke, daß die Wege in Bangkok selber sich in bester Beschaffenheit befinden. Die Hauptstraße legt davon gutes Zeugniß ab; der Damm — Fußsteige giebt eS nicht — ist festgestampft und sehr eben, auch für Besprengung wird hinreichend gesorgt, zwei Männer, die je zwei schwere Wassercimer mit langer Tülle tragen, laufen neben einander her und lassen, indem sic die Eimer durch ein« Körper bewegung etwas kippen, daS Wasser in starkem Strahl auf den Weg laufen, —- höchst einfach und prakl»^! Wollen wir nun diese Hauptstraße entlang wandern? Sie führt in einiger Entfernung vom Menam durch die Stadt und erfordert — einen kleinen Spaziergang von nur zwei Stunden, bloS daß wir von meinem Hotel — und eS liegt nicht etwa am äußeren Ende der Straße — zum königlichen Palast ge langen. Wir müssen unS dazu etwas früh bequemen, meint e« doch die Sonne ganz gut mit ihrer Erwärmung der hiesigen Menschenkinder und bringt sie eS, trotzdem wir jetzt hier die „kühle" Jahreszeit haben, bis auf 26 Grad Röaumur um Mittag. ES ist noch nicht acht Uhr, vor den Thinesenhäusern brennen noch die Opferkerzen, die sie angesieckt, um die Götter günstig für sich zu stimmen, hier und da wird auch zu gleichem Zwecke ein „Kräcker" abgebrannt, ein unserem „Frosch" ähnlicher Feuerwerk-körprr, deren die Zopfträger in Massen verpuffen. Die Läden und Wohnungen sind schon geöffnet, was wenig Mühe macht, werden doch aus der vorderen Bretterwand einfach drei Bohlen ausgehoben, das ist Alles, Thüren und Fenster kennt man ja nur in den wenigsten Fällen. Verhältnißmäßig wenige steinerne Häuser, mit einem Stock, der verandaartig gabaut ist, die überwiegende Mehrzahl der Behausungen ist aus Holz, und zwar bewohnt sie der gleichgiltige Chinese zu ebener Erde, während sie der das Fieber fürchtende Siamese sich auf Pfählen errichtet; natürlich giä>t es auch verschiedene größere Geschäfte, in denen man hunderterlei europäische Artikel kaufen kann, in solide ge bauten Magazinen untergebracht, ferner einige Polizei- wie Feuerwachen in offenen Hallen, und einzelne recht fragwürdige, mehr Baracken ähnelnde „Hotels", in denen die besseren Europäer nicht verkehren. Diese steinernen Gebäude kommen aber kaum in Betracht, zumal sie auf einer bestimmten Strecke der Hauptstraße vereint sind, die sich ihren seltsamen Charakter durchaus bewahrt hat, seltsam auch darin, daß sie oft von hochüberbrückten Canälen durchschnitten wird, welche mit den ihre Ufer einsäumenden, wackeligen Pfahlbauten zwischen Palmen, Bananen und Laub bäumen erfrischend wirken, und daß sie zu beiden Seiten mehr fach kleinere Grasflächen aufweist, auf denen Ponies frei grasen, während anderes HauSgethier, wie Schweine, Hühner, Enten und Hunde — von welch' letzteren Bangkok mindestens soviel wie Konstantinopel besitzt —, ungenirt vor den Hütten sein Wesen treibt. „Geniren" kennt man überhaupt wenig, die oft noch recht jungen Frauen kommen, vor den Hütten sitzend, ihren Mutter pflichten nach, Knaben laufen, etwa bis zum fünften Jahre, so umher, wie sie der liebe Herrgott geschaffen, während die Mädchen in diesem zarten Alter doch ein Kleidungsstück haben: ein an einem Kettchen oder auch nur Faden hängendes silbernes bezügl. me tallenes winziges Schildchen in Herzform. Die unbemittelten Siamesen und Siamesinnen Plagen sich auch nicht mit Kleider sorgen, die Männer tragen den Panong, eine unten durchgezogene, an den Hüften zusammengebundene Art Pluderhose, welche die Frauen gleichfalls anlegen und sich dazu ein Tuch um die Brust winden. Auch der vornehme Siamese trägt den Panong in bunten Stoffen (die höheren Beamten, zumal des Palaste», haben für jeden Tag der Woche eine bestimmte Farbe vorgeschriebrn), dazu weiße Strümpfe und schwarze Schnallenschuhe, ein weißes Jaquet und europäischen Hut, die Damen den Panong und eine I Blouse, über welche sich gleich einem Ordensband« «in« br«ite I seidrnr Schärp« von drr rechten Schulter zur link« Hüfte »icht.
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