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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980212019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898021201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898021201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-12
- Monat1898-02
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Größere Schriften laut unsereiu Preis« vetzeichniß. Tebellartscher und Zissernsatz nach höherem Tarif. Vrtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen - AnSgabe, ohne Postbesörderung ^4 SO.-, mit Postbesörderung e» 70.-. Iinnahmelchluß fin Anzeigen: Ab end-An-gabe: BormittagS 10 Uhr. Morge »«Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stunde früher. Anzeige« stad stet» an die Expedition zu richten. Druck «nd Verlag von E. Pol» in Leipzig. 92. Jahrgang. Sonnabend den 12. Februar 1898. 76. Die Communalstenerpflicht des Reichsfiscus. -zv.- Eine Position des neuen Marine-Etats, die sonst loenig beachtet wird, bringt eine unerledigte Steuerfrage wieder in Erinnerung. Es sind, wi« wir schon kürzlich mitgetheilt haben, beträchtliche Beihilfen an die Gemeinden Gaarden und Ellerbek ausgeworfen, wie schon im letzten Etat, jedoch ist der neue Ansatz gegen bisher ganz bedeutend erhöht worden. Der betreffende Ansatz wird damit gerechtfertigt, daß diesen Gemein den durch die in den Marine-Anlagen beschäftigten Arbeiter und deren Familien bedeutende Lasten, namentlich im Schulwesen erwachsen. In der Presse wird hierzu darauf hingrwiesen, daß dieser Ansatz für Ellerbek und Gaarden offenbar ständig im Etat werden solle und daß man daraus schließen könne, die Frage nach der Heranziehung des Reichsfiscus zu den Gemeindeabgaben solle nicht mehr gesetzlich geregelt, sondern etwa in der Weise um gangen werden, daß man besonders bedrängten Gemeinden von Fall zu Fall Mittel schenke. Daß die großen militairischen Etablissements des Reiches den Gemeinden, in denen sie ihren Sitz aufschlagen, ganz erhebliche Lasten bereiten, ist in den immer wiederkehrenden Bittschriften der Gemeinden Spandau, Ellerbek und Gaarden an den Reichstag wegen Erlaß eines Ge setzes über die Beipflichtung des Reichsfiscus zu Gemeinde abgaben oft und sehr überzeugend geschildert worden. Das Reich führt in seinen Fabriken und Werften den Gemeinden Ar beiter in großen Mengen zu und bürdet damit den Gemeinden alle die Armen-, Schul- und Kirchenlasten auf, die durch eine starke Arbciterbevölkerung veranlaßt werden. Der Reichsfiscus trägt aber gesetzlich nichts oder nur in kaum erwähnenswerthem Umfange zu diesen so überaus erheblichen Lasten bei. Das ist ein offenbares Mißverhältniß und dieses Mißverhältniß hat auch der Reichstag als solches anerkannt. Die Bittschriften der oben genannten Gemeinden wurden der Reichsregierung als Material zu einer Regelung der communalm Besteuerung des Reichsfiscus überwiesen. Auch andere Gemeinden, wie die erwähnten, warten vergebens auf diese Regelung. In der letzten Session des Reichs-, tages kamen z. B. auch die Verhältnisse von Wilhelmshaven zur Sprache. Es lagen Mittheilungen von dort vor, aus denen er sichtlich war, wie sehr diese jüngste Stadt des deutschen Reiches wegen der Werstarbeiterbevölkerung mit der Schullastenfrage zu kämpfen hat. Daß das Reich seine Taschen gegenüber einer Stadt wie Spandau oder einem so blühenden Gemeindewesen, wie Wilhelmshaven, das einer großen Entwickelung entgegengeht, zugeknöpft hält und keine Geldgeschenke macht, wie an die viel weniger steuerkräftigen Orte Ellerbek und Gaarden, ist begreif lich. Aber immerhin drängt sich die Frage auf: Wo liegt die Grenze? Soll man Geschenke machen, wie an Ellerbek und Gaarden, oder soll man den durch das Reich stark belasteten Gemeinden wie Spandau undWilhelmSbavenzurufen: Helft Euch aus den Taschen Eurer Steuerzahler — ? Offen bar richtiger wäre cs, im gesetzlichen Wege einen Ausgleich zu finden, indem man etwa nach dem Muster der Gewerbesteuerordnungen, die in Preußen vielfach Vorkommen, aber natürlich nur die Privatindustrie treffen, den Gewehrfabriken, Schiffsbauanstalten, Werften und ähnlichen Fabrikbetrieben des Reichsfiscus eine Steuer nach der Kopfzahl der Arbeiter zu Gunsten der Kommunen auferlegte. Der bisherige Standpunkt der Rechtsauffassung ist der, daß das Reich vermöge seiner staatsrechtlichen Stellung als ein Or ganismus, der die Gesammtheit seiner Glieder, die sämmtlichen deutschen Einzelstaaten, zu einer politischen Einheit zusammen faßt, der Finanzhoheit dieser Bundesstaaten nicht unterworfen ist, also nicht besteuert werden kann kraft der in Preußen, Sachsen u. s. w. geltenden partikularen Steuergesetze. Das neue preußische Communalabgabengesetz, das das Steuerrecht der Gemeinden sonst so eingehend regelt, kann also z. B. als Rechtsquelle für neue Communalsteuern zu Lasten des Reichsfiscus nicht wesentlich in Betracht kommen. Da» Reich kann nur soweit zu Steuern herangezogen werden, als reichsgesehliche Bestimmungen dies ausdrücklich zulassen. Eine solche reichsgesetzliche Bestimmung ist im Reichsgrfitze vom 26. Mai 1873 enthalten. Darnach unterliegt das Eigenthum de» Reichs denselben dinglichen Steuern (Grund- und Gebäudesteuern u. dergl.), wir sie in den Einzel staaten von dem Staatseigenthum entrichtet werden. Die Grundstücke des Reichs sollen also hinsichtlich der dinglichen Stuern nicht besser gestellt sein, als die Grundstücke des Parti- cularstaates. Dagegen ist feststehender Grundsatz, daß das Reich zu keinerlei Abgaben persönlicher Art herangezogen werden kann, namentlich dürfen auf das Einkommen des Reichs keinerlei Abgaben gelegt werden. Es ist ein eigenthümlicher Zustand, daß das Reich sagt : Steuerpflichtig bin ich mit meinen Betrieben nur, wenn und so weit ich es will. Darin liegt eine Härte nicht blos für die Gemeinden, in denen die Reichsetabliffements ihren Sitz aufschlagen, sondern unseres Erachtens auch für die Privat industrie, dir doch umfängliche Steuerlasten trägt. Auch die Privatindustrie wird mit Fug und Recht verlangen dürfen, daß die vom Reichsfiscus geübte industrielle Thätigkeit in ähnlicher Weise steuerlich belastet werde, wie der private Betrieb. Wenn z. B. ein einzelne Werft des Reichsfiscus 6000 und mehr Arbeiter beschäftigt, so mache man sich einmal ein Exempel, wie viel ein mit gleicher Arbeiterzahl auSgestattetes Privatunternehmen an Communallasten zu zahlen hat, etwa da, wo eine Communal- steuer von 10, 20, 30 Mark für den Kopf des Arbeiters erhoben wird. Wir sind der Meinung, daß eine Regelung der Beitrags pflicht des Reichsfiscus zu den von ihm veranlaßten Gemeinde lasten von Fall zu Fall im Wege freiwilliger Zuwendungen viel weniger empfehlenswerth ist, als eine generelle gesetzliche Rege lung, die den Gemeinden bestimmte Reichte giebt. Es wäre im Interesse der betroffenen Gemeinden und im Interesse der Privat industrie zu bedauern, wenn die Frage der Communalabgaben- pflicht des Reichsfiscus dauernd unerledigt bleiben sollte. Deutsches Reich. * Leipzig, 11. Februar. Die „Gazeta Ostrowska" berichtet in Nr. 13 aus Dresden: „Pfarrer Johann Langier kam zufällig nach Dresden, um die Gemäldegalerie zu besichtigen. Durch reinen Zufall mit dem Vorsitzenden Les polnischen Industrie»ereinS zu« sammengekonimen, betheiligte er sich sofort an einer Sitzung dc? Vereins. Dank der durch das Pflichtgefühl hervorgcrufenen eifrigen Thrilnahme am Berrinsleben kamen von uns so viele zusammen, daß der Saal vollständig gefüllt war. Pfarrer L. übernahm den Ehren Vorsitz, begrüßte unS, las das Evangelium und hielt in zu Herzen gehenden Worten eine Ansprache, in der er zum Zusammen schluß, zur Eintracht und Ausdauer ausforderte. Seinen Worten wurde wie einer Predigt Gehör geschenkt. Viele im Kampfe mit Widerwärtigkeiten Erlahmte wurden dem Polenthum wieder« gewonnen. Wenn das doch öfter geschähe. Am nächsten Tage besuchte der Pfarrer einige Polen in der Wohnung und sprach Abends wieder im Verein, Dienstag hörte er Beicht«, laS eine Messe und fuhr dann nach Posen zurück, wo er dem Erz bischof «ine Petition der Dresdner Polen behufs Erwirkung polnischen Gottesdienstes in Dresden überreichen wird." Die Unverfrorenheit, mit der die planmäßige national polnische Propaganda polnischer Sendboten im Reiche als das rein zufällige Ergebniß einer „Kunstreise" hmgestellt wird, ist wirklich bewundernSwerth. Berlin, 11. Februar. Der Rechenschaftsbericht der Ansiedelungscommission für das Jahr 1897 ist nun dem Abgeordnetenhaus« zugegangen. Mil besonderem Interesse sahen wir der Miltbeilung Uber die Ordnung der kirchlichen Verhältnisse in der vielbesprochenen katholischen An siedelung 8a w au entgegen, um so mehr, als in den klerikalen Blättern abgedruckle polnische Inspirationen immer von Strzydzew sprachen. Wir ziehen zum Vergleich den vor einem Jahr erschienenen Bericht heran; und darin war zu lesen: Lawau. Lawau gehört zur katholischen Kirchengemeinde von Slawoscbewo. Kirche on> Ort. Für die Ansiedler findet an den Feiertagen de- Weihnacht-«, Osler« und Pfingstfest»- Gottesdienst mit deutscher Predigt statt. Mit der geistlichen Obervehörde ist vereinbart, au» Lawau und den angrenzenden Ansiedelungen Plrsckiütz und Strzydzew eine katholische Parochie mit deutscher EnlluSsprache zu bilden. Die Unterhandlungen mit der weltlichen Aufsichtsbehörde sind im Gange. Die neue Parochie wird aus Ansiedelungssond» mit einer Kirche, einer Pfarrwohnung und einer Landdotation auS- gestattet. Die Kirche ist fertiggestrllt. , Wir heben die letzten Worte nochmals hervor, weil die polnische und klerikale Presse da- Gegentheil seiner Zeit be hauptet hat. In dem neuen Berichte lesen wir: Lawau ckr. bei Strzydzew . . . Strzydzew wird mit den Nachbaransiedlungen Lawau und Pirschntz zu einer katholischen Kirchengemeinde mit deutscher Cultussprache vereinigt. Die Verhandlungen wegen Bildung der Parochie sind abgeschlossen. Die EreclionSurkunde ist ausgestellt und wird staatlicherseil» in Vollzug gesetzt werden. Die Gemeinde tritt im Januar 1898 ins Leben. Kirche, Probstei und LrganistenhauS sind aus Staatskosten erbaut. Die Besoldung des Pfarrers und des Organisten erfolgt aus dem Ansiedelungsfonds. Wer diese Ausführungen genau vergleicht, wird sich das Notlüge sagen. Mußte es einmal eine deutsche Parochie mit deutscher CulluSsprache sein, dann sollte sie wenigsten» einen polnischen Namen haben. Pirschütz hieß früher PieruS- zyce, Lawau Slawoscbewo. Wir geben un» der Hoffnung bin, daß eS der Ansievlungscommission gelingt, nun auch für Strzydzew einen deutschen Namen zu finden, der die An siedler an die deutsche Heimath erinnert und sie nicht zwingt, sich die Zunge zu zerbrechen, wenn sie sagen sollen, wohin sie in die Kirche geben. * Berlin, 11. Februar. Di« „Berl. Pol. N." schreiben: „In manchen Kreisen, in welchen man fest für die S o l i d a r i - tät der Interessen von L a n d w i r t h s ch a f t und Industrie eintritt, haben die jüngsten Reden des Grafen Kanitz, namentlich die im Landwirthschaftsrathe gehaltene Rede, unliebsam berührt. Graf Kanitz hat zweifellos nur seiner persönlichen Meinung Ausdruck gegeben und ist in der Hitze de» Ge fechtes wohl auch über seine ursprüngliche Absicht hinausgegangen. Denn Graf Kanitz ist viel zu einsichtsvoll, um nicht zu erkennen, daß manche von ihm aufgestellten Thesen, wie z. B. die Forderung einer nur einjährigen Geltungsdauer, den Abschluß von Handelsverträgen überhaupt ausschließen würde, weil kein Staat sich bereit finden wird, auf solcher Basis, sei es einen Tarif-, sei es einen Meistbegünstigungs-Vertrag mit Deutschland abjuschliehen. Es möchte wahrscheinlich sein, daß Graf Kanitz selbst Gelegenheit nehmen wird, seine Aeußcrungen in einer Weise zu erläutern, daß seine Uebereinstimmung mit dem Programme gleichmäßigen Schutzes aller Zweige der nationalen Arbeit — wobei nicht der Zollschutz allein gemeint sein kann — außer Zweifel gestellt wird. Im klebrigen werden auch aus den Kreisen Derjenigen, welche außerhalb der Ausfuhrindustrie auf dem Boden der Sammlung der erwerb»- thätigen Bevölkerung stehen, zweifelsohne bald Aeußcrungen er folgen, welche keinen Zweifel darüber lassen, daß auch im Interesse der heimischen Landwirthschaft der feste Zusammenschluß der großen Gruppen der nationalen Production auf der Grundlage gegenseitiger Concessionen liegt und daß daher nicht der mindeste Anlaß zu Bedenken in dieser Hinsicht besteht. Wenn man den Eifer sieht, mit welchem die Todfeinde jeder Be rücksichtigung der Interessen der Production, und namentlich der Interessen der Landwirthschaft, jetzt versuchen, Zwietracht zwischen Landwirthschaft und Industrie zu säen, so wird man sich darüber klar sein, wie sehr die Politik der Sammlung im Interesse aller Zweige der nationalen Production liegt und wie sehr durch Alles, was diese Sammlung stören könnte, die In teressen ihrer grundsätzlichen Gegner gefördert werden." T. Berlin, 11. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser machte heule Morgen einen Spaziergang und batte daraus mit dem Staalssecretair von Bülow eine kurze Besprechung. Um 11 Ubr 50 Min. begleitete der Kaiser den Großfürsten und die Großfürstin Konstantin Konstantinowitsch nach dem Bahnbof. Heute Nachmittag findet voraussichtlich ein KriegSspiel im Schlosse statt. Bei der Kaiserin Friedrich findet heute Abend 8 Uhr ein Diner statt, zu dem Ein ladungen an die Mitglieder des diplomatischen CorpS, der Hofgesellschaft und Andere ergangen sind. (Wieverb. und crg.) T Berlin, 11. Februar. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht den Wortlaut der vom SlaatS- secretair Grafen Posadowsky am 5. Februar in der Budget-Commission deS Reichstags abgegebenen Er klärung, worin er die außerordentliche Gefährlichkeit der San-J<s«-DchildlauS nach den amtlichen amerikanischen Quellen nachweist und schließlich betont, daß die Verordnung vom 5. Februar nach den bisherigen Erfahrungen das un bedingt gebotene Maß einhalte. Die wissenschaftlichen Forschungen, ob die ergriffenen Maßregeln den Obstbau ge nligend schützen werten, werden fortgesetzt. Es wird lünzn- gefügt, Deutschland übe nur das selbstverständliche Recht eines jeden Staate», sich vor der Einschleppung einer Seuche zu schützen. Die Regierung sei lediglich bestrebt, schwere Ver heerungen vom Lande fernzuhalten. O Berlin, 11. Februar. (Telegramm.) DaS Siaats- mintstertttln trat am Nachmittag unter dem Vorsitz« des Fürsten Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen. 6. H. Berlin, 11. Februar. (Privattelegramm) Polizeilich verhindert wurde eine Versammlung des CentralauSschusseS polnischer Vereine Berlins. Bor der Eröffnung erschienen Polizeibeamte und verlangten den An- melvungsschein. Da keiner vorhanden war, wurde die Ver sammlung aufgelöst. (Wiederholt.) — Nach der dem preußischen Abgeordnetenhause zugegan genen Denkschrift über die Thätigkeit der Ansiedelung»- com Mission für Posen und We st Preußen sind von der letzteren im Jahre 1897 acht Rittergüter, vier aus zusammengelegten Grundstücken bestehende größere, keine selbst ständigen Gutsbezirke bildende Besitzungen und sieben Baucrngrund stücke erworben worden, und zwar drei Rittergüter und zwei Besitzungen im Zwangsversteigerungsver fahren, die übrigen Güter und Bauern,virthschajten im Wege des freihändigen Ankaufs. Bon dem Gesammtflächeninhalte der erworbenen Besitzungen entfallen 1566 Hektar auf den Regie rungsbezirk Marienwerder, 1054 Hektar auf Posen, 2345 Hektar auk Bromberg. Zusammen wurden 4965 Hektar zum Preise von 3,8 Millionen angekauft. Unter Hinzurechnung der Er werbungen aus den Vorjahren umfaßt daher der Gesammt - erwerb der Ansiedelungscommission am Schluffe des Jahres 1897 : 97 689 Hektar zum Preise von 59,9 Millionen und zwar aus deutscher Hand 24 970 Hektar zum Preise von 10,6 Millionen und au» polnischer Hand 72 719 Hektar zum Preise von 49,3 Millionen. Bis zum 31. December 1897 waren an Ansiedler 41 004 Hektar mit einem Werthe von 26,6 Millionen an 2342 Ansiedler vergeben. Mithin entfallen durchschnittlich auf eine Ansiedlerstelle 17,5 Hektar mit einem fiskalischen Selbstkosten - Werth von 11347 Mark. Die Besiedelungsleistung des Jahres 1897 hat die Organisation von 11 Landgcmeindedörfern mit dem nöthigen Apparat von Kirchen-, Schul- und Gemeindeein- richtungen erheischt. — Jni „Vorwärts" lesen wir: „Der deutsche Berg» und Hüttenarbeiter-Verband hatte in den letzten drei Monaten eine Einnahme von 10 600 Mark. Dabei sind, wie die neueste Nummer der „Bergarbeiter-Ztg." mittheilt, für den Monat Januar noch 38 Verbandsorte im Rückstände; sie haben ihre Abrechnung noch nicht eingeschickt. Wie ein Vergleich mit dem gleichen Zeitraum (November, December und Januar) des Vorjahres ergiebt, hat sich die Einnahme des Verbände» von 4100 auf 10 600 Mark gehoben. Diese Gelder kommen nur ein von Mitgliedern und bergmännischen Abonnenten der „Berg- arbeiter-Ztg.", die infolge örtlicher Schwierigkeiten noch keine Verbandsmitglieder werden konnten." — Gestern hat beim österreichiich-unqarischen Botschafter und Botschafterin ein großes Ballfest stattgefunben, zu welchem der Großberzog und die Großherzogin von Hessen, Prinzessin Heinrich, Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, Prinzessin Margarethe und deren Gemahl Prinz Friedrich Karl von Hessen, Erbprinz von Hohenzolleru, Prinz und Prinzessin von Hohenzvllern und viele Mitglieder der Hofgesellschaft und deS diplomatischen Corps er schienen waren. — Gras Caprivi ist heut« Nachmittag in Berlin eingetroffen. * Aus dem Kreise Norder-Dithmarschen, 10. Februar. Seit einigen Jahren hat nach der „Hilfe" der Kreistag jährlich 1000 Mark zur unentgeltlichen Verbreitung des Hülle'sch en „Patriotischen Kalendei" bewilligt. 8 Kiel,. 10. Februar. Der „Poftep" berichtet: Der pol nisch-katholische Verein zum heiligen Adalbert in Kiel beging am letzten Sonntag sein fünfjähriges Stiftungs fest. Der Vorsitzende Bakowski, der eine Rede in national- Die Mitgift. Novelle»« von Michel Lriveley. Nachdruck Verbote«. Jacques Morel, der sich mit allem ihm innewohnenden Muthe gewappnet hatte, klingelte an der Thür des Vater» Rigal. Der alte Herr öffnete selbst. Sobald er Jacque« bemerkte, ließ er eine Art Knurren ver nehmen, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und sein kleines Auge schleuderte einen Zorne-blick. „Wie! Du bist'» schon wieder?" „Aber .... Herr Rigal . . . ." „Ich glaube Dir doch bereit» gesagt zu haben, daß ich Dich nicht mehr empfangen will . . . Doch da Du nun einmal hier bist, so komm nur herein." Die Thür öffnete sich gerade so weit, daß Jacque» eintreten konnte; al» er sich im Speisesaal befand, setzt» Herr Rigal sich und forderte den Besucher auf, dasselbe zu thu«. „Na! sprich!" begann der alte Ltrr. „Aber ich sage Dir im Voraus: mein Entschluß hat sich seit neulich nicht verändert, wenn Du Dir die 60 000 Franc» nicht verschafft hast, die ich verlange . . . ." „Aber Sie wissen doch, Herr Rigal, daß da» bei 300 Francs, die ich in meiner Stelle monatlich vrrdiene, nicht möglich ist...." „IN diesem Fall, mein Freund . . . ." Rigal erhob sich bereit», um Jacquk» zu verabschieden; doch dieser blieb trotzdem sitzen und sagte in bittendem Tone: „Haben Sie wenigsten» die Tüte, mich anzuhören . . Wenn Eie wüßten, Herr Rigal, wie unglücklich ich bin!" Der Alt« unterbrach ihn: „Geschwätz! Du liebst meine Tochter, sogst Du . . . Das ist Dein Recht . . . Sie liebt Dich auch, sagt sie . . . Sie daran zu hindern, habe ich nicht mehr die Macht . . . Doch in Eure Heirath willigen, das ist etwas Anderes . . . DaS wäre wahr haftig sehr bequem, wenn man keinen Pfennig besitzt, die Tochter eines braven ManneS zu heirathrn, der sich 30 Jahre lang ge quält hat, um sich etwas zurückzulegen! ... Ich gebe Emma 60 000 Franc» Mitgift, bringe Du dieselbe Summe mit in di« Ehe, und Alles ist erledigt ... im anderen Falle . . „Aber, Herr Riga! . . „Es giebt kein „Aber" ... Die Mitgabe der beiden Gatten soll im Contract gleich kein . . . So, ich habe gesprochen, und wenn Du mir jetzt das Vergnügen machen willst . . ." Jacaue» mußte sich als besiegt erklären. Bevor er sich ent fernte, konnte er doch nicht umhin einen letzten Blick auf dieses Zimmer zu werfen, daS er nicht mehr betreten zu dürfen glaubte. Wie diel glückliche Stunden hatte er darin verlebt! Schon in seiner Kindheit hatte er hier als Flurnachbar mit Emma gespielt. Dann waren die kleinen Kameraden große Freunde geworden; rin zartes Gefühl hatte sich in ihr Herz eingeschlichen . . . endlich hatten sie sich verstanden und sich eines Abends, al» sie einen Augenblick allein waren, ihre gegenseitige Liebe erklärt. Allerdings hatten sie die Schwierigkeiten vorauSgesehen, die sich ihrer Liede entgegenstellen würden. Sie kannten recht wohl dir Ansichten deS Alten und seine unerbittliche Härte in Geldan gelegenheiten; aber sie hatten gehofft, seinen Widerstand schließ lich besiegen zu können. „Nun, mein Freund, wenn Du so gut sein willst", sagte Rigal noch einmal. „Ich geh«, Herr Rigal, ich gehr', versetzte JacaueS, gleichsam wie auS Znem Traume auffahrend, wandte sich aber irrthümlich dem Comptoir des Alten zu. „Na, wo willst Du denn hin? Hier geht'S doch nicht hinaus?" „Ach, Pardon!" „Na, geh' nur, das macht nicht», Du kommst hier auch hinaus!'' Und Rigal fügte, ein höhnisches Lachen ausstoß:ud, hinzu: „DaS ist der Weg für die Kunden, die ich hinausbegleite." Das Zimmer, das Jacques jetzt durchschritt, war mit einem Schreibtisch, über dem sich Cartons mit Scripturen befanden, einem Geldschrank und einigen Stühlen ausgestatteti Al» der junge Mann den Geldschrank beim Vorübergehen unwillkürlich mit den Blicken streifte, bemerkte der Alte kichernd: „Siehst Du, so was mußt Du Dir anschaffen, aber mit guten Werthpapieren ausgefüllt!" Dann schloß er die Thür hinter dem armen Jacques, stopfte sich seine Pfeife und blies, vergnügt vor sich hinschmunzelnd, große Rauchwolken in die Luft. * * ES war Jacques nicht gelungen, Emma einmal wiederzusehen. Tagtäglich wanderte er an dem Hause auf und ab, indem er auf eine zufällige Begegnung mit dem jungen Mädchen hoffte, doch vergebens. Schließlich "suchte er seinen Freund Jean Bernau auf und bat ihn um Rath, was er thun sollte. „Ach steh da! Welcher Zufall führt Dich denn her?" fragte Bernau, als er Jacques erblickte Tritt nur näher! Du triffst es gerade gut! Wir sind eben mit einigen Kameraden dabei, den Tisch klopfen zu lassen." „Aber . . . ." „Komm nur! Komm!" Jacque- trat in ein fast ganz dunkle» Zimmer, in dem ein halbes Dutzend junge Leute auf da» Erscheinen de» Geistes zu warten schienen. „Du beschäftigst Dich also ernsthaft mit diesen Dingen?" fragt« Jacque» seinen Freund. „Allerdings . . . Sehr ernsthaft ... Du weißt, ich glaube an diese Wissenschaft . . . ." „Nun, ich will Dich bei Deinen Experimenten nicht stören... Ich werde wiederkommen, denn ich habe mit Dir zu sprechen ...." „DaS thut nichts . . . Sage, was Du wünschest, die Herren werden die Sitzung ohne mich fortsetzen . . ." Bernau führte seinen Freund in ein anderes Zimmer, um ungestört mit ihm reden zu können. „Nun! Was soll ich thun?" fragte ihn Jacques, nachdem er ihm seinen Liebesroman eingehend erzählt hatte. „Dir die 50 000 Francs verschaffen, die Dir fehlen?" „Wenn Du mir weiter nichts zu sagen hast .... Da war es wahrhaftig nicht der Mühe Werth, Dir erst etwa» zu erzählen! Und für den Augenblick handelt es sich für mich nicht einmal darum, Emma zu heirathen, sondern von ihr Nachricht zu er halten ... Ist sie überhaupt noch in Paris? Hat ihr Vater sie nicht, um jede Annäherung zwischen uns zu verhindern, zu irgend einer Verwandten in die Provinz geschickt?" „Nun, ich verspreche Dir, ich werde das Alle- erfahren ich werde mein Möglichstes thun . . . und einen Schlachtplan entwerfen. Faß Dich inzwischen in Geduld. Sobald ich Dir etwas Interessantes mitzutheilen habe, werdt ich Dich benach richtigen . . . ." „Und wie gedenkst Du zu Werke zu gehen?" Bernau nahm die Miene eine» Jnspirirten an, deutete mit dem Finger nach dem Zimmer, in dem dir spiritistischen Expe rimente abgehalten wurden, und sagte: „Ich werde den Geist befragen!" „Wenn Du Dich Uber mich lustig machen willst . . . ." „Ich mich über Dich lustig machen! . . . Nun, Du sollst sehen!" Zwei Monate waren seit jenem Tage verganaen, und Jacque» hatte nicht» Wetter von seinem Freunde gehört. Ver geblich hotte er ostmal» an dessen Thür geklopft. Der Portier wiederholte ihm stet» dasselbe:
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