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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980323013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898032301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898032301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-23
- Monat1898-03
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Die Morgen-Ausgab« erscheint um Uhr, di: Abcnd-AuSgabe Wochentag» um b Uhr. Nedaction und Erpe-itiou: JohanueSgasse 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrocheck geösfnet von früh 8 bi» Abeud» 7 Istzr, Filialen: ttto Klemni'S Lartim. (Alfrek Hahn), Universitätssrraße 3 (Pauliuum), Lottis Lösche, Latbarineuslr. 1< pari. mck Küuig»platz 7. VezugS'PreiA At d«r Hauptexpeditüm oder de« 1» Stadt» bezirk und den Vororten errichteten LoS- aavrstrllen abgrbolt: vierteljährlich ^l4.b0, an zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus ö.öO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestührlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung in» Ausland: monatlich A 7.ÜO. Morgen-Ausgabe. eipMer TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes nnd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Ansrigen-PvOis die -gespaltene Petitzeile 10 Pfg. Reklamen unter dem Redaction-strich (4g»< spalten) bO^. vor den Familirnnachrichtrn (6 gespalten) 40/>j. Größere Schriften laut unserem Preis Verzeichnis. Tabellarischer und ZtffernfaG nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderuug SO.—, mit Postbesörderung ^l> 70.—. Annahmeschluß fiiL Anzeigen: Abrnd-Au-gabr: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filialen uud Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. 147. Mittwoch de» >73. Miirz 1898. 92. Jahrgang. Die österreichische Unfallversicherung. vd. Wir sind in Deutschland vielfach gewohnt, Oesterreich al» ein im Wesentlichen landwirthschaftlickes Land zu be trachten, in dem die Großindustrie noch etwas verbältniß- mäßig Seltenes ist. Dem ist nicht so. Vielmehr giebt e» kaum ein andere» Land in Europa, da» in seinem heutigen Wirtbschaftsleben dem deutschen Reiche so gleicht, wie da» eigentliche Oesterreich, „die im Reicksratbe vertretenen Kronen und Länder" mit Ausnahme etwa Galizien». Im Allgemeinen ist man daher auch in Oesterreich der deutschen Gesetzgebung auf wirthsckaftlichem Gebiete gefolgt, ja in einer Hinsicht sogar mit einem Experimente vorauSgeeilt, nämlich durch die Ein führung eines Befähigungsnachweises und einer Art Zunft zwang für das Handwerk. Da man sich seitdem von der Er folglosigkeit einer derartigen Maßregel in unserer Zeil über zeugt bar und die Bestimmungen des Gesetze- einfach ignorirt, so ist Oesterreich auf diesem Gebiete jetzt auch weiter und um eine Erfahrung reicher als Deutschland, das die Wirkungen einer modernen Zunftgesctzgebung erst noch erproben muß. Auch auf dem Gebiete der Versicherungsgesetzgebung ist uns das Donaureich, wenn auch zögernd, gefolgt. Unserm Unfallversicherungsgesetz vom Jahre 1884 folgte am 1. No vember 1887 ein österreichisches, das jetzt auf eine Wirksam keit von 8 Jahren zurückblickt. Es ist gerade jetzt ein treffliches Büchlein des Secretairs der Arbeiter-Unfall-Ver sicherungsanstalt in Brünn, Ludwig Wo kure k (Leipzig und Wien, Franz Denticke), erschienen, das über die Vorzüge und Mängel dieses Gesetzes in gründlicher und überzeugender Weise Aufschluß giebt. Die österreichische Unfallversicherung erstreckt sich lediglich auf die „größere Industrie", d h. „die hauptsächlich mit Kraftmaschinen arbeitenden, sowie anderseits die besonders gefährlichen Industriebetriebe". Die Mehrzahl der Arbeiter, sowohl der landwirthschastlichen, als auch der im Gewerbe und Handel tbäiigen, ist also ausgeschlossen. Von 9^/» Mil lionen nicht selbstständigen Berufölhätigen waren im Ganzen nur 1231818 Personen gegen Unfall versichert (etwa 300 000 mehr gegen Krankbeil). Mit Recht siebt der Ver fasser in diesem geringen Umfange der Versicherung einen wesentlichen Mangel. Er tritt warm für eine Einbeziehung der landwirthschastlichen Arbeiter, wie in Deutschland, ein. Vor Allem aber auch für eine Versicherung des Kleingewerbes. Und gerade hier dürften seine Ausführungen auch für uns Deutsche bei der bevorstehenden Revision des Unfallversicherungs gesetzes von Interesse sein. Bekanntlich hatte auch bei uns der Bundesrat!) in einem früheren Entwurf die Versicherung des Handwerks für erforderlich und durchführbar erachtet. Der jetzt vorliegende Entwurf hat aber diesen Gedanken mit Rücksicht auf die Klagen der Handwerker fallen gelaßen. Auf die Dauer wird das nicht möglich sein, denn man wird dem Handwerksmeister wie dem kleineren Landwirth die Möglich keit geben müssen, sich selbst mit zu versichern. Diejenigen Handwerker, die das jetzt schon selbst, nur mit erheblich höheren Kosten, bei Privatgesellschaften thun, werden dem gewiß nicht widersprechen. Wokurek weist unter Hinweis auf die Unfallstatistik nach, daß auch bei den Unfällen in der Großindustrie höchstens ein Viertel auf Rechnung der modernen maschinellen Betriebs einrichtungen komme, während die übrigen drei Viertel genau auf denselben Ursachen beruhen, wie die sich im Handwerk ereignenden, nur daß diese letzteren wegen der unvollkommenen und vielfach veralteten Einrichtungen verhältnißmäßig häufiger seien. Ein wesentlicher Unterschied besteht mithin zwischen Groß- und Kleinbetrieb hinsichtlich der Unfälle nicht. Der Verfasser stellt sodann eine Berechnung auf, wonach der Ver FsiiiHston. Die Thierwelt im Linderreim. Eine Plauderei von Franz Woenig. I. Nachdruck «rrboten. O du Kindermund, o du Kindermund, Unbewußter Weisheit froh. Fr. Rückert. Es ist ein eigenthümlicher, aber leicht verständlicher psycho logischer Zug in der Natur des Kindes, daß alles Bewegliche, alles grell Buntfarbig« sein besonderes Interesse erweckt, daß seine noch wenig entwickelte Sinnenwelt weniger von der Form al» von lebhafter Bewegung und Farbe ongezogen und gefesselt wird. Nur dann, wenn ein Gegenstand gar zu grotesk oder komisch ist, vermag er eine nachhaltige Wirkung aus die LachmuSteln der Kleinen auszuüben. Daher liebt ein Kind den Ball mehr, al» Walze oder Würsel, denn er ist ein Körper, der di« freiest« Be wegung gestattet. Es jagt lieber den flatternden Schmetter lingen nach, al» daß eS bunte Blumen aus der Wiese pflückt. Höchstens ein neues Moment: der Geruch vermag seinen Zer« stövungstrieb im Zaume zu halten; aber nicht lange, und eS wirst den prächtigen, in seinen warmen Händchen welk gewor denen Flor in den Staub des Feldwege». Befragen wir die deutsche und ausländische Kinderreim- Literatur, so werden wir gar bald zu der Erkenntniß gelangen, daß im Kindernim die Pflanzenwelt nur verschwindend ver treten ist, während die Thierwelt, namentlich diejenigen ihrer Re präsentanten, mit d«nen das Kind in Stube, Hof, Garten, Wald, Feld, Wiese, Heide und Teich auf seinen kleinen Excursionen in Berührung kommt, dominirt. Seine erste Bekanntschaft macht das Kind mit Hund und Katze. Beide müssen sich gar viel von »hm gefallen lassen. Wie ein kleiner Henkersknecht schindet das Kind oft die armen Thiere, und nur durch Biß- und Kratzwunden wird „Peter der Grausame" curirt, und indem er durch die Hofpforte deS Nachbar gehöftes äugelt, in da- er gern «ntreten möchte, bittet er, wie die Kinder in meinem Heimathorte Breitenhagen a. Elbe: „Buer, bind' den Pudel an, Tat r mi nid bieten kann, sicherunzsbeitrag nur in den gefährlichsten Handwerksbetrieben, wie Bau- und Möbeltischlerei, 2 Proc. des Arbeitslobnes über schreitet, meisten- aber erheblich unter 1 Procent zurückbleibl. Eine solche Belastung, die dazu noch eine Menge lästiger Processe überflüssig machen würde, kann auch bei uns das Handwerk tragen. Die Verwaltung der Unfallversicherung erfolgt in Oester reich nicht durch die Berufsgenossenschaften, sondern durch staatliche Versicherungsanstalten, deren es siehen giebt (Wien, Salzburg, Prag, Brünn, Graz, Triest, Lemberg). Der Ver fasser nimmt wohl mit Recht an, daß dieses System sich bewährt bade und wenigstens für Oesterreich mit seiner ge mischten Bevölkerung dem kostspieligen Apparat der deutschen Genossenschaften vorzuzieben sei. Dagegen hält er die Beiträge der Arbeiter zu den Kosten der Versicherung (10 Procent gegen 90 Procent der Unternehmer) für einen Mangel und empfiehlt das deutsche System eventuell unter staatlicher Bei hilfe, ein System, zu dem sich im Wesentlichen auch die Schweiz, Norwegen und Holland bekehrt haben. Es besteht bekanntlich eine gewisse Meinungsverschieden heit über die richtigste Art der Beitragsberechnung. Während das deutsche Unfall-Versicherungs-Gesetz das sogen. Umlage verfahren angenommen hat, also die in jedem Jahre zu zahlenden Beträge auf die Pflichtigen einfach vertbeilt, wird von vielen das Capitaldeckungsverfahren für richtiger und auch gerechter bezeichnet. Dieses Verfahren besteht darin, daß in jedem Jahre ein Capital aufgebracht wird, dessen Zinsen alle in diesem Jahre erwachsenden Renlenansprüche bis zu ihrem Erlöschen decken. Das Verfahren ist an sich gerechter, weil es nickt die Zukunft belastet, es ist auch in den neueren AuSdehnungsaesetzen der Unfallversicherung, in der Alters- und Jnvaliditaisversicherung, sowie vielfach bei anderen Staaten, auch in Oesterreich, zu Grunde gelegt. Wokurek ist der Ansicht, baß es sich durchaus bewährt habe. Auch hat sich ein nennenswerther Widerspruch nicht erhoben. Gerade die Großindustrie selbst hat sich in einflußreichen Ver tretern dafür erklärt. Die finanzielle Lage der Anstalten ist nickt gerade günstig. Brünn, Triest und Salzburg haben zwar Ueberschüsse gebracht, die anderen vier Anstalten aber, vor Allem Prag, ein erhebliches Deficit; die Erhöhung des Tarifs wird für diese Anstalten unvermeidlich sein. Auch eine bessere Regelung der Einrichtung, bessere Ueberwachung und dergl. werven anzustreben sein. Der Beitrag wird in Oesterreich nach der Höhe der gezahlten Löhne (Lohnlistenzwang) be rechnet, dabei sind natürlich Unterschleife aller Art fast unvermeidlich. Im Ganzen haben wir es bei der österreichischen Unfall versicherung mit einer höchst beachtenswerthen Einrichtung zu thun, aus der wir auch für die Reform unserer eigenen nütz liche Belehrung schöpfen können. Wir begrüßen daher WokurekS treffliche Arbeit mit Freuden und wünschen ihr auch bei uns weite Verbreitung. Deutsches Reich. * Leipzig, 22. März. Im Briefkasten der „Kreuzzeitung" lesen wir: „Bon einem „officiellen" Schmuck der Gräber der in Treue für König und Vaterland 1848 gefallenen Soldaten (am Fuße der Jnvalidenfäule) seitens der betreffenden Regimenter ist auf den von maßgebender Stelle ausgesprochenen Wunsch ausdrücklich Abstand genommen worden". Die „maßgebende Stelle" hat demnach auch den leisesten Anschein einer Demonstration am 18. März ihrerseits ver Biet r mi, stroaf i die, Düsend Dhaler kost't et di." Oft enthält der Kinderreim eine schwache Nachahmung der Thierstimmen. Die Enten sprechen: „Soldaten kommen! Soldaten kommen!" Der Enterich spricht: „Sackerlot, Sackcrlot!« Der Haushund spricht: „Wo? Wo? Wo? Wo?« Die Katze spricht: „Bon Bernau, von Bernau!« Der Hahn auf der Mauer: „Sie find schon da!« (DeS Knaben Wunderhorn.) Die Katze erscheint im Kinderreim als Lecker- und Nasch maul. In Olv«nst«dt sing«n di« Kinder: „Miesemau-Kätzken, wu wißt e hen goan?« Ick will voa Grootvaader sten Hüseken goan. „Wat wißt 'enn doa daun?» Doa schlacht'n s'en Haun, Doa schlacht'n s'en Schwien, Doa drink'n se Wien, Doa will eck 'n lustigen Gast bie firn. „Miesemau-KLtzken, nimm mtck mit, nimm mick mit!« In Siebenbürgen fragen die Kinder: „Kätzchen, Mietzcben, Haft du di» Milch gelappt, Haft du das Fletsch gepappt? Warte, warte, Pitsche, patsche!« Wenn die Katze jedoch rechtschaffen Hunger hat, braucht sie weder Schweinebraten noch Geflügel, dann behilft sie sich auch mit weniger schmackhaften Dingen, wie ein in Ostpreußen weit verbreiteter Kinderrrim zeigt: „Patsche, patsche Peter, Hinter'm Ofen steht er, Flickt fein' Schuh und schmiert sein Schuh; Kommt die alte Katz' dazu, Frißt die Schmer und frißt die Schuh, Friß« die Schuh und frißt die Schmer, Frißt mir alle Teller leer." Nicht selten haben die Kinder Gelegenheit, voller Entsetzen zu beobachten, wie grausam di« Katze mit gefangenen Mäuschen ver fährt, daher — au» Anhalt-Dessau — der plastische Reim: „Dar Kätzel lief die Treppe lenk nan, Hadd« en rothr» Jäckchen an, mieden sehen wollen. Die hierdurch bekundete Zurückhaltung ist um so lebhafter zu begrüßen, in je schärferem Contrast sie zu dem komödiantenhaft-demagogischen Treiben der Socialdemokratie steht. -»Berlin, 22. März. Wie die extremen Agrarier von der Regierung und den gemäßigten Conser- vativen sprechen, dafür giebt Herr Edmund Klapper, der angestellte Sachverständige des Bundes der Landwirthe, einige neue Proben, lieber die Schildlaus sagt er: „Die Läuse politik macht bei uns der Onkel Reichskanzler. Und der hat einen tüchtigen Stellvertreter, den Kugelsänger, der neulich den forschen Witz gegen die Socialdemokraten gemacht und dadurch gezeigt hat, daß er sich vor keinem Menschen fürchtet. Der kann ganz famoS reden und wird die Sache schon deichseln." Der Kugelsänger hat, so erzählt Herr Klapper, einen tüchtigen Lausefänger nach Hamburg geschickt, der dort immerfort Stichproben machen muß. Im Frühjahr aber sollen den Bauern Bilderbücher geschickt werden, damit sie wissen, wie die Läüse aussehen, die ihnen die Obstbäume aufsressen. „Und damit sie nachsehen können, ob schon Läuse aus den Bäumen sind, wird ihnen der Herr Finanzminister hoffentlich auch Operngucker kaufen." — Gegen den conservativen Lanvrath von Bonin, der in Rosenberg als Reichslagscandidat ausgestellt ist und in einer Wähler- Versammlung gesagt hat: er habe so lange dem Bund der Landwirthe nicht angehören können, wie dieser im offenen Gegensatz zu der Politik der Regierung gestanden habe — schreibt Herr Klapper: „Wenn ein Landrath - Candidat von der Bonität des Herrn von Boni» in Frage stellt, der so harmlos erklärt, ec könne zu der Politik der Staalsregierung immer nur Ja und Amen jagen: dann würde es im Effect sicher auf dasselbe hinauskommen, wenn das rojenbergische Volk etwas Holz vom Fichten stamme nähme, ein Placat, vorn mit einem deutlichen „Ja", hinten mit einem „Nein", daran heftete, und dieses Holzstück für fünfzig Pfennige Postporto nach Berlin in den Reichsiag schickte. Dort wird es dann einfach an einem beliebigen Platze auf der rechten Seite des Hauses an genagelt. Und öri jeder Abstimmung schickt der Herr Minister des Inner», als Vorgesetzter des Lnndratbs, einen Saaldiener zu dem fichtenen Placathalter, der Diener dreht dann das Placat, je nach Bedürsniß, aus „Ja" oder „Nein". Natürlich muß man, der Abstimmungs liste wegen, die Visitenkarte des Herrn daran heften Käme nun eine Beschwerde von einem Bundesbruder, daß die conservative Partei zu weiche Canbidaten habe, dann könnte der Parteiführer vergnügt schmunzelnd sagen: Topp! Gehen Sie 'mal hin zum hölzernen Herrn v. Bonin und drücken Sie den 'mal tüchtig. Ich wette: Sie quetschen Ihre Daumen blutig — aber der Kerl giebt doch nicht nach. In der großen Raritätensammlung, die neuerdings unter Miquel's Jnspection eingerichtet worden ist, wird der steife Mann aus Westpreußen wohl nicht das seltsamste Stück sein." So faßt das bündlerische extreme Agrarierthum die Sammlungspolitik auf und an! K. Berlin^ 22. März. Gestern Nachmittag machte der Kaiser eine Spazierfahrt. Zur Abendtafel bei dem Kaiser paare waren geladen: Generalmajor von Deines und Frl. von Falkenhausen. Heute Morgen besuchte der Kaiser, wie schon gemeldet, das Mausoleum in Charlottenburg. Ins königliche Schloß zurückgekehrt, hörte der Kaiser um 11 Uhr den Vortrag des Chefs des MilitaircabinetS. (D Berlin, 22. März. (Telegramm.) Heute Vor mittag fand in der LtegcSallce die Enthüllung der Standbilder des Markgrafen Otto I. (von Unger), des Markgrafen Otto II. (von Uphues) und deS Markgrafen Albrecht II. (von Boese) in Gegenwart des Kaiserpaares, der Prinzen Adalbert, August Wilhelm und Oskar, sowie der Minister v. Miquel, Bosse, v. d. Recke, v. Bülow, des Bot Messerchen an der Seite. Wo willst du denn hinreiten? Will mich holen eine fette, fette Maus! Quik, quik, quik." Der Abscheu der Katze gegen Nässe ist dm Kindern wohl bekannt. Wollen sie die wärmebedürftige Hausfreundin recht ärgern, dann jagen sie das Zimp«rliesch«n hinaus in Regen und Schnee und singen: „A, B, T, — Kätzlein lies durch den Schnee, Als fie wieder heim kam, Halt' sie weiße Hökchen an, O jemine, o je. Die Katz' lief durch den Schnee.» Ob dieser nachträglichen Verhöhnung wird die Katze sehr wüthend: „Lief sie in den Keller, Zerbrach drei Dutzend Teller." Wmn sich die Hauskatze Sonntag früh auf der Bodentreppe oder auf der Hausthürschwelle putzt, rufen die kleinen Haus insassen freudig erregt: „Der Kater Putzt sich seine Schnuten. Seg', Katerl, ktmmt Besau! von buten? Tanten kimmt juch tau befauken, Brengt juch seiten Wein und Kauken." (AuS den Dörfern im Winkel zwischen Saale und Elbe.) Die übertriebene, altjüngferliche Reinlichkeit der Katze reizt die Kinder zu dem Neckverschen: „Kätzchen fegt die Stube au», Mäuschen trägt den Treck hinau», Saß ein Bogel auf dem Dach, Hat sich balde todtgelacht.» Und in einem längeren Kinderreim (aus der Umgegend von Lund), in welchem die Thier« beschäftigt gedacht werden, heißt es u. A.: „De Kat, de wusch die Schötteln, Die Fleddermau», de fegt det Hu»." Starke Berücksichtigung haben im Kinderveim auch Pferd und Kuh gefunden. Sind st« der Kindcrwelt auch nicht Spiel gefährten, wie Hund und Katze, so imponiren sie ihnen doch durch ihre Größe. Der Bub strahlt förmlich vor Stolz, wmn er sein« Schm und Angst überwunden hat und einmal auf dem Rücken schafters Grafen Lanza, zahlreicher Künstler und der Spitzen der städtischen Behörden statt. Das Kaiserpaar besichtigte eingehend die Standbilder und unterhielt sich lebbaft mit Künstlern. Der Kaiser ertheilte eine Reihe neuer Aufträge für die Siegesallee: Prof. Menzel soll Len Kurfürsten Friedrich I. mit den Büsten von Wendt v. Heuburg und Graf Hans v. Hohenlohe ausführen, Prof. Lessing den Kurfürsten Albrecht AckilleS mit Ludwig v. Eyb und Werner v. d. Schulenburg, Bildhauer Manie den Kurfürsten Johann Cicero mit Busso v. Alvensleben und Eitelwolf vom Stein, Bildhauer Götz den Kurfürsten Joachim I. mit Erzbischof Albrecht v. Magdeburg und Matthias v. Jagow und Bild bauer Uphues König Friedrich den Großen mit Graf Kurt Christoph v. Schwerin und Johann Sebastian Bach. (7) Berlin, 22. März. (Telegramm.) Der „Reichsanz." meldet: Der deutsche Gesandte in Teheran Freiherr von Gärtner-Griebcnow ist heute früh an Lungenlähmung gestorben. (-) Berlin, 22. März. (Telegramm.) Die Vorlage, betr. das Vcutsch-cnglischc HanVclSprovisorium, wird laut der „Post" vom Bundesrathe so gefördert, daß sie demnächst dem Reichstage zugehen kann. L. Berlin, 22. März. (Privat telegram m.) 18 Officiere der LanSarmee, darunter 1 Major, 4 Haupt leute, 2 Premierlieutenants, sind laut der „Nat.-Ztg." mit dem heutigen Tage bei der Marine-Znfanterte (1. und 2. See bataillon) angestellt. Bekanntlich befinden sich bei der Landungs truppe in Kiaotschau die größte Anzahl der Osflciere der beiden Seebataillone, so daß zur Vervollständigung des Officiercorps der genannten Bataillone in Kiel und in Wilhelmshaven der Uebertritt von 18 Ossicieren der Land armee zur Marine-Infanterie nothwendig war. 88 Berlin, 22. März. (Privattelegramm.) Da- Staatsministeri um trat heute Nachmittag 3 Uhr unter beut Vorsitz deS Fürsten Hohenlohe im Reichstagsgebäude zu einer Sitzung zusammen. — Die „Nat.-Ztg." berichtet: Am 21. d. M. trat eine vom Vorstande des Verbandes „Bund deutscher Bar bier-, Friseur- und Perrückenmacher-Jnnungen" einberufene Versammlung zusammen, an welcher sowohl die Mitglieder deS Bundesvorstandes wie auch sämmtliche Be zirksvorsitzende des Verbandes theilgenommen haben. Nach reiflicher Durchbcratbung des Gesetzes über die Neuorgani sation des Handwerks gelangte die Versammlung zu der einstimmigen Annahme folgenden, sich gegen die ZwangS- innung aussprechendeu Beschlusses, welchem zehn Gründe vorausgeschickt wurden: „Aus allen diesen Gründen sind wir ver Ueberzeugung, daß die freie Innung sich für die Zukunft in unserem Beruf am besten empfehlen wird." — Die „Freisinnige Zeitung" schreibt: „Der Abgeordnete Rickert soll nach dem Berliner Tageblatt beabsichtigen, in Sangerhausen zu Gunsten Kötzschke'S zu sprechen. Kötzschke ist bekanntlich nationalsocialer Gegenkandidat der Frei sinnigen Volkspartei daselbst." — DaS liberale „Einigungswerk" scheint danach doch „noch nicht ganz" gelungen zu sein. — Bei dem Finanzminister vr. v. Miquel findet Donnerstag, 24. März, Abend» 7 Uhr, ein parlamentarisches Diner statt, zu welchem außer verschiedenen Parlamentariern auch der Reichs kanzler, die Minister und die Staatssecretaire geladen sind. — Der verstorbene Herzog von Sogan gehörte zu den größten preußischen Großgrundbesitzern. Seiner Mutter, der Prinzessin Dorothea von Kurland, die sich 1809 mit Herzog Edmund von Talleyrand und Balencay, dem Neffen deS berühmten französischen Ministers, vermählt hatte, war aus dem Nachlasse ihres Vaters; Les Herzogs Biron von Kurland, das Herzoglhum Sagan in eines Gauls gesessen hat, und die klein« Bauerndirne, die der Magd oder der älteren Schwester beim Kühehüten behilflich sein möchte, freut sich aus vollstem Herzen, wenn ihr die „Mutsche" den ersten Buschen Wiesenblumen aus der Hand frißt. „Schocker, schacker, Rillecken, Wei ried'n op' 'nen Fillecken, Wei ried'n ok op Perden, Wenn wei gröter werden. Wenn wei gröter wachsen, Rieden wei na Sachsen, Rieden op dat KenigSschloß Laten durt Pistolen lo»: Ptsf, paff, puff!" (Breitenhagen a. Elbe.) Jede Gegend Deutschlands hat ihre Kinderreiter-Liedchcn und -Berschen. Hier nur noch einige Proben: „Ein», zwei — zwanzig, Die Franzosen ritten nach Danzig, Danzig sing an zu brennen, Die Franzosen mußten rennen, Ohne Strümps' und ohne Schuh Rannten fie nach Frankreich zu." (Aus Freudenthal in Oesterretchisch-Schlefien.) Hipp, hopp, Reiter, Wenn r fällt, dann leit «r, Fällt e in den Groab'n, Freien ihn de Roob'n. Fällt e in den Sump' Seggt de Reiter: „Plump!« (In den Elbdörsern zwischen Barby und Dessau.) „Hopp, hopp, havermann, Treck VadderS nie Steweln an, So rittst du a» en Edelmann. Rittst du op dat brune Perd, So düst du düsend Döhler Werth, Rittst du ob dat swart« Perd, Bilst du nich en Dreeling werth." Wie die kuhköpfig« Hathor der alten Egypter, tritt im deutschen Kinderreim die Kuh selber als Gabenspenderin auf: „Buuköhk'n von halwerstadt, Bring unser'n Kinnern wat! Wat soll ick enn denn bringen? 'n Poar rote School) mit Ringen, 'n Poar gröne Schoah met Gold beslohaa, Di« soll'n unser« Ktnnrrk«»» droaal-
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