Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189804107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-04
- Tag1898-04-10
- Monat1898-04
- Jahr1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1898
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-PrelS A VA l-anptrxVeditlon oder d« tm Stahl« tmtrf «ad d«n Vororten «rrlchtete» AuS- aavrstelle« avgeholt: dtrrt«ltllhrltch^44.b0, »ei »wrtmaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^lbcklO. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ü.—. Dirvct« tägliche Kreuzbandsrnd»»» d>4 Ausland: monatlich ^ll 7.ö0. U» Votgen-Au-gab« erscheint UM V,? Uhr, U» Uderch-Au-gab« Wochentag» um b Uhr. Nedaciion «»- Lrpe-Mo«: JohauneSgafse 8. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh S bi» Abend« 7 Uhr. Filiale«:' Ltt» Stemm'» Lortim. (Alfred Sahn), UuiversitütSstrab» 3 (Pauliaum), Laut« Lösche, Sathariuenstr. 14, Part, und «önigSpla- 7. MWM.TaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- un- ÄintsMchtes Leipzig, -es Nathes und Nslizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. MnzeigenPreiS die Sgespaltme Petitzeilr SO Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrtch !4»4» spalten) bO^H, vor den Fainiliennachrichke» (6 gespalten) 40 Gröbere Schriften^ laut unsere« Preis- verzeichnth. Tabellarischer und Zifsetnjatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderung SO—, mit Postbefördekuag 70.—. !Xttnahmtschluß fSr A«)eige«: Abend-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-A«»gab«: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle« je ein» halb« Stunde früh»«. Anzeigen sind stets an di« Expediti»» zu richten. > -»s»»e» > Druck und Verlag doa E. P olz tu Leipzig. 18V. Sonntag den 10. April 1898. 82. Jahrgang. Rus -er Woche. Ja den Klang der Osterglocken mischt sich Kriegs geschrei. Leicht möglich, daß das frömmelnde Nordamerika wäbrend der Tage der Erinnerung an die Auferstehung des Menschensohnes die Erklärung erläßt, daß e» unter Blut lachen — Gold sehen will. So und nicht ander» würde man, trotz der vorauszusehenden Phrasen über die Wohlfahrt der Menschen auf der Insel Cuba, den LoSbruch der Ber einigten Staaten auf dem ganzen Erdenrunde verstehen. Es sind schon oft Kriege um nationalwirthschaftlicher Interessen willen geführt worden, aber bisher war eS unerhört, daß eine Börsenpartei, um ihre Engagements gewinnbringend abzuwickeln, zwei große Völker in die unabsehbaren Wirrnisse eines Krieges stürzte. Wird der Plan der amerikanischen Baissiers, der bei der großen Masse der seit längerer Zeit chauvinistisch aufgestachelten Bevölkerung nur allzu günstigen Boden findet, verwirklicht, so wird man aus dem abscheu lichen Unternehmen außer anderen Lehren auch die ziehen, daß das größte Unglück der Böller die Demokratie ist. Denn nur mit einem demokratischen Regiment, das die ehrlichen Leute von der Theilnahme an den öffent- lichen Angelegenheiten abschrcckt, vermag eine Clique idreS VortheilS wegen ein großes Land in ein so frivoles Abenteuer zu stürzen, wie eS jetzt Amerika beabsichtigt. Das Bedürfniß nach Befestigung des herrschenden politischen Systems und der nationale Ehrgeiz, die den letzten deutsch französischen Krieg verschuldet haben, sind noch als ideale Triebfedern zu schätzen im Vergleich zu Len schmutzigen Be weggründen, auf die dieser Krieg zurückverweisen würde. Sem AuSgang wird, ganz entsprechend seinem Ckarakter als ein Geldgeschäft, lediglich nach den finanziellen Cbancen der beiden Theile berechnet. Vielleicht aber trügt dieser Calcul, vielleicht verleiht das gute Recht, da» ungeachtet seiner kuba nischen Sünden auf Seite Spaniens ist, dem europäischen Staate eine Widerstandsfähigkeit, die der Speculanten- Republik den Athen« benimmt. Daun mag sich die Mehr beit des amerikanischen Volkes erinnern, daß sie durch ihre Passivität dieselbe Verantwortung für den Frevel ihrer Be herrscher übernommen hat, wie sie 1870 die Franzosen für ihre Gefolgschaft hinter den Grammont und Ollivier zu tragen hatten. Von dem Schaden, den der Krieg für Handel und Gewerbe nach sich zöge, träfe die Ver einigten Staaten übrigens der Hauptantheil, worüber man sich dort allerseits nicht ganz klar geworden zu sein scheint. Die Bereicherung einzelner Gruppen würde klein sein im Vergleich zu der Gesammtbenachtheiligung des Nationalvermögens. Für die anderen Staaten, nament lich für Deutschland, ist die Gefahr einer starken Export verminderung infolge eine» Krieges durch die ohnehin viel fach prohibitiv wirkende Mc Dingley-Bill im vornherein verringert worden. Daß die Weltwirthschaft beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen würde, steht dennoch außer allem Zweifel. Aber nicht diese Erwägung, sondern daS Gerechtig keitsgefühl wäre eS, was der von einem den« Iameson'schen Raubzuge thatsächlich nicht unähnlichen Uebersalle betroffenen spanischen Nation die ungetheilte Sympathie des Erdkreises zuwenden würde. Dessen ist sich die spanische Regierung auch bewußt; sie führt daher eine Sprache, die in Washington nickt ganz ohne Eindruck zu bleiben scheint. Bedroht im Westen ein ruchloser Krieg die Festesruhe, sowird man in der durch dir englischen Erwerbungen veränderten Lage im Osten keine Gefahr für Frieden und Gesittung zu erblicken haben. Es war anzunehmen, daß der gute Stoff, aus dem die Engländer gemacht sind, trotz einer unverkenn baren Erschlaffung, nicht so weich geworden sei, daß dieses erste Colonial- und Handelsvolk sich von der neubcsetzten ost asiatischen Tafel ausschließen lassen würde. Rußland mag politisch von dem britischen Vorgehen nicht gerade angenehm berührt sein,für Deutschland aber, das politische Interessen in den östlichen Gewässern überhaupt nicht wahrzunehmen hat, ist kein Anlaß gegeben, zu den neuen „Pachtungen" scheel zu sehen, wenigstens so lange nickt, als Sicherheit darüber besteht, daß wie die deutschen so auch die englischen Erwerbungen dem Handel aller Völker offen bleiben. Im Innern ist die stille Woche und die Osterzeit zu ihrem Rechte gekommen. Von Auseinandersetzungen im klerikalen Lager und den durch die Eniwickclung der letzten Jahre ganz unvermeidlich gewordenen Differenzen innerhalb deS Kreises der zur „Sammlung" entschlossenen Elemente abgesehen, stört nichts Wichtiges die Festtagörnhe. Das wird bald nach Ostern anders werden. Die Wahlen werden vielen Lärm bringen, ob auch eine tiefergehende Er regung der Leidenschaften, wird von manchem Kenner der Stimmungen in den verschiedensten Reichstheilen bezweifelt. Eine politische Parole fehlt und von den Entscheidungen über die neue Wirthschaftspolitik ist es einerseits recht fraglich, ob sie von dem nächstens zu wählenden Reichstage getroffen werden, andererseits bieten die nicht immer wohlfeil erkauften Erfahrungen der deutschen Regierungen eine sichere Gewähr, daß, mag der künftige Reichstag wie immer beschaffen sein, eine Wiedereinlenkung in die fälschlich nach Caprivi benannte Bahn der Acra der „rettenden Thaten" auf dem Gebiete der Handelspolitik ausgeschlossen ist. Trotz der Bemühungen deutscher Blätter, die sich entweder von einfacher, tendenzloser Sensation oder von Sympathien für den Excapitain Dreyfus haben beeinflussen lassen, ist eS nicht gelungen, die Osterruhe in Deutschland durch die Wieder erweckung eine» leidenschaftlichen Interesses für diese fran zösische Angelegenheit zu unterbrechen. Wir haben der Enthüllung des „Siöcle" nur geringe Aufmerksamkeit zu gewendet, weil die Beurtheilung der Richtigkeit oder Un richtigkeit der Angaben des Blattes ausschließlich Sache der Franzosen ist. Diese Ansicht vertreten nun auch mit besonderer Schärfe dis „Hamb. Nackr.", die unter Anerkennung der That- fache, daß die Militairattachös nicht zu ihrem Vergnügen in fremde Lände«? gesandt werden, bemerken: „Die Assaire DrcyfuS-Estcrhazy ist von den entscheidenden militairischen und gerichtlichen französischen Autoritäten geprüft, französische Generale haben obendrein unter Säbelgerassel verlangt, daß Man sich darnach richte. Wer etwa» Neues in der Sacke vor zubringen hat, wird sich mithin ausschließlich anjenefranzLsischen Instanzen wenden müssen. Wir Deutschen lehnen es nach wie vor ab, bei dieser französischen Farce irgendwie milznwirken." Der hier gekennzeichnete Standpunkt ist un anfechtbar. In der deutschen Presse bat ein Artikel der Wiener „Zeit" einiges Aufsehen erregt. Er ist „D er V ati can und die chinesische Politik Wilbelm'S II." überschrieben und wird als von einem römischen Klerikalen herrührend bezeichnet. Der Verfasser hat das Interesse, das seine Auseinandersetzungen fanden, der Klugheit zuzuschreiben, mit der er durch eine maßvolle Sprache, durch Lobsprüche auf den deutschen Kaiser und ähnliche leichte Hüllen dem weniger scharf blickenden Ange zu verdecken wußte, daß er die gewohnte Iesuitenarbeit liefert, die bestimmt ist, Rom zum Mittelpunkt einer drei- bund- und vor allen Dingen einer deutjchfeindlichen Coalition zu machen. Frankreich, und zwar nicht nur das bewußt katholische Frankreich, wird in dem Artikel aufgereizt durch eine Darstellung, nach welcher Kaiser Wilhelm und Leo XIII., dieser aus gekränktem Ebrgciz, gemeinsam den Einfluß der westlichen Republik in Ostasien zu bekämpfen trachteten. In Wahrheit ist deutscherseits weiter nichts erfolgt, als der selbstverständliche Act der Stellung der deutschen Katholiken in China unter deutschen Schutz. Früher besaß Frankreich aller dings das Protektorat über alle Katholiken im Reiche der Mitte, ein Zustand, den aber aufrecht zu erhalten für Deutsch land, dessen katholische Bevölkerung bekanntlich sehr stark an dem Missionswesen in China betbeiligt ist, nachgerade sinnlos geworden war. Dein römischen Klerikalen in der „Zeit" ist eS auch nicht um diese verhältnißmäßig gering fügige Aendcrung zu thun, sondern, wie gesagt, um eine Spe kulation auf den französischen Chauvinismus, daneben viel leicht auch um eine kleine Hetze gegen den jetzigen Papst, dem der versteckte Vorwurf einer von gekränkter Eitelkeit ein gegebenen Politik gemacht wird. Daß der römische Klerikale auf französische Leser rechnet, beweist er auch dadurch, daß er den polnischen Cardinal LedochowSki den „ergebensten Freund Deutschlands im heiligen (Cardinals-)Couegium" nennt und erzählt, dieser alte Gegner des Reiches habe „wegen seiner deutscken Neigung mit der französischen Gesandtschaft in Rom gebrochen". Der Verfasser muß genau wissen, daß weder in Deutschland noch in Oesterreich, sondern nur in Frankreich eine Unwissenheit sich vorfindet, der dergleichen geboten werden kann. Wir werden denn auch bald seinen Artikel das zum Zwecke der Täuschung auf einem Umweg anzestrebte Reise ziel, nämlich Frankreich, erreichen sehen. Stellung der Volksschule Mvolkserniihrung. Daß die industriellen Arbeiter Deutschlands sich heule meist nickt rationell nähren, d. h. eine unseren Kenntnissen von Stoffwechsel und Nährbedarf des Menschen entsprechende und dock auch dem Gaumen zusagende Ernährung nicht haben, ist wohl unbestritten. Aerzte und Philanthropen suchten durch Aufstellung von Arbeiter-Speisezetteln eine Besserung anzubahncn. Diese müssen aber so lange ohne erheblichen Enolg bleiben, so lange die Arbeiterfrauen selbst nicht die genügende Unterweisung in der preiSwerthen Beschaffung und schmackhaften Bereitung ausreichender Kost haben. Hier suchen die Koch- und Haushaltungsschulen helfend einzugreifen. So weit diese von Vereinen und WohlthätigkeitSanstalten ausgehen, ist ihre Thätigkeit auf eine verhältnißmäßig geringe Zahl von Theilnehmeru beschränkt. Gerade bei dem Theile der weiblichen Jugend, der dieser Kenntnisse am dringendsten bedürfte, den Fabrikarbeiterinnen der Städte, wird bei seiner vielfach starken Ueberlastung ohne Zwang auf diesem Gebiete kein größerer Erfolg zu erzielen sein. Daraus ergiebt sich wohl mit Recht die Forderung, die mehrfach von Fachmännern ausgesprochen worden ist, daß der Unterricht in der Haus- haltungskunde und Kochkunst in die Zeit des zwangsmäßigen Lernens zurückzuverlegen sei, d. h. in die Volksschule oder die obligatorische Fortbildungsschule. Beide Wege sind ver sucht worden; da man in Deutschland vor der Einführung der Zwangssortbildung eine gewisse Scheu hegt, so ist der erste Weg häufiger beschritten worden. In der „Socialen Praxis" vexöffentlicht Fritz Specht eine interessante Ueber- sicht über diese Versuche. Der Unterricht wird in die beiden letzten schulpflichtigen Jahre verlegt. Die Lehrfächer Naturkunde und Rechnen bereiten an Len Mädchenschulen durch geeignete Rechenbücher auf den HauShaltungSunterricht vor. Der praktische Koch- und HauSbaltungsunterricht in der Volksschule ist von der Lehrerin Fräulein Auguste Förster in Cassel 1889 ins Leben gerufen und soll möglichst durch eigens ausgebildete HauS- Feuilleton. Osterspaziergang. (Sehr frei nach Goethe.) Bon Willy Widmann. Nachdruck verboten. Faust: Zeichen des Lenzes, wohin man sieht, Ueberall regt sich Bildung und Streben, Wonniges Ahnen die Welt durchzieht, Mit Farben sich Wald und Flur beleben. FamuluS Wagner: Und alt und jung eilt nun spazieren Jn'S Freie hinaus mit frohem Sinn, Im Frühlingsstaat schon paradiren Die Herrin und die Dienerin. Seht dort, Herr Doctor, die junge Frau, Sie trägt ein neues Kleid, ich wette. Ihr neuer Hut, ein stolzer Bau, Zeigt alle Farben der Palette: Roth ist da» Stroh und blau da» Band Und gelb, weiß, grün da» Ziergemüfel Faust: Ein weißer Handschuh schmückt die Hand — Wagner: Und gelbe» Schuhwerk ihre Füße. Faust: Wie eng gespannt die Aermel jetzt, Die früher hatten Sackesweite, Ein kleiner Bausch nur, oben angesetzt, Blieb noch al» Torso der vergangenen Breite; Bald wird auch dieser Rest verschwunden sein. Auch in dem Aermel-Schicksal ist Methode, Beständig ist Veränderung allein — Ein ewiger Kreislauf in Natur und Model Ein Bürger: Wie mag e» mit AndrSe jetzt stehn? Wo mag der kühn« Forscher weilen? Ob wir ihn jemals Wiedersehn Und Jene, die sein Schicksal theilen? Ein anderer Bürger: Vielleicht gelang, wa» er erstrebt: Den Nordpol erstmal» zu erreichen. Ich hoffe doch, daß er noch lebt Und bald un« giebt rin Lebenszeichen. Wer weiß, ob nicht zum Osterfest Mit Nachricht eintrifft eine Taube, Die Gute» un» vernehmen läßt ... Erster Bürger: Di« Botschaft hör' ich wohl. Allein mir fehlt der Glaabe. Karl: Hast Du auch gestern an mick gedacht? Paula: Den ganzen Tagl Und in der Nackt, Al» ick war eingeschlafen kaum, Erschienst Du mir so lieb im Traum! — Frau Maier: Wer sind denn die? Herr Maier: Ein frisch verlobte» Paar. Die beiden lieben sich schon manche» Jahr Und sind nun endlich zusammengekommen; Im Juni ist Hochzeit, hab ich vernommen. Hermann: WaS ist denn mit dem kleinen Franz? Der Junge kommt daher in Glanz. Er hält die Nase in der Luft Und hört nur, wenn man „Herr" ihn ruft/ Er sieht die Kleinen kaum noch an Und dünkt sich als ein großer Mann; Wie glatt sristrt bat er das Haar, Ja, Handschuh trägt der Herr sogar — WaS ist denn Wohl mit dein passirt? Bertha: Ganz einfach: Franz ward confirmirtl * » * Ein junger Spekulant: Mit Euch, Herr Nathan, zu spazieren, Ist ehrenvoll und bringt Gewinn. Ich möchte wohl Sie consultiren. Da ich im Fach noch Neuling bin: Wie kann man wohl im Börsenspiel Gewinnen, und zwar möglichst viel? Bankier Nathan: Bei Hausse nicht jubeln und bei Baisse nicht zagen, Nicht ängstlich sein und doch zu viel nicht wagen. Exotischen Papieren nie recht trauen Und stet« auf meinen Rath und meine Winke bauen! * * * Johanna: Nun, Mutter, sprich, wie fühlst Du Dich? Die Mutter: Wie Wohl mir ist, ich kann'» nicht sagen! Zum erstenmal umfächelt mich Nach langen, schweren Krankheitstagen Die frische Luft! Ich athme frei! Ein süß Gefühl durchströmt die Glieder, Die Lebenslust erwacht auf » neu. Ich freue mich de« Dasein» wieder! Vorüber ist der bange Schmerz, Die Zeit der Prüfung bat geendet, Und tief bewegt mein hoffend Herz Ein Dankaebet zum Himmel sendet! Beseligt schau ich Flur und Feld, Vergessend Pein und Gram und Sorgen — Wie schön ist Gotte» große Welt, Wie herrlich solch ein Ostermorgenl Julie Maier: Ach, wer doch auch schon so weit wär'! Herr Maier: Schwimmen jetzt förmlich in einem Meer Von Glück! Schau, wie sie zärtlich sind! Wie sie ihn anblickt, daS hübsche Kindl Frau Maier: So schweig' doch still! Was geht'» Dich an?! Herr Maier: Hab' ich doch meine Freude dran! * * O Frau Schultze: Grüß Gott, Frau Nachbarin! Auch spazieren? Frau Müller: Ja freilich! Komm' ja so selten auS! Muß schon die Feiertag profitiren, Kann in der Woche nicht wohl auS dem HauS. Wenn man drei Kinder hat, heißt eS sich regen Daheiin in der Wirtschaft früh bis spät, Kann meine Hand' in den Schooß nicht legen Wie die Putznärrin, die dort drüben geht! Frau Schultze: Es ist wirklich arg mit der eitlen Frau! Frau Müller: Wie die sich spreizt und vornehm thut! Frsau Schultze: Kommt daher, geputzt wie ein Pfau! Frau Müller: Schauen Sie nur den verrückten Hut! Frau Schultze: Wieder ein neuer! Das ist doch stark! Frau Müller: Kostet mindestens 30 Mark! Auch die Jacke ist nagelneu! Ich begreife nicht, meiner Treu, Daß ihres ManneS spärlicher Sold AuSreicht für all solchen Firlefanz. Frau Schultze: Wenn man da Alle- sagen wollt! Frau Müller: Ich hörte neulich im Kaffeekranz... (Zischeln weiter.) Ein Bürger: Nicht Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, Al» mit Bekannten zu politisirro, Regierung, Parlament zu kritisiren Und zu erörtern alle TaaeSfragen. Man sprickt von Kiautschou und Wei-bai-wei, Von der Verstärkung unsrer deutschen Flotte, Bon Cuba und dem ew'gen KriegSgeschrei, Weist nach, wie Frankrrick immer mehr verrotte, Schimpft auf die faulen Griechen, die nicht zahlen. Wägt ab die Chancen bei den Reich-tagSwableo, Schimpft auf die Steuern und beweist, wir sehr In uns ren Tagen ist daS Leben schwer. Man trinkt am Stammtisch fünf, sechs Gläser auS, Kommt immer eifriger in'S DiSputiren, Streiten, Dann trollt man gegen Mitternacht nach HauS Und segnet Fried' und Friedenszeiten l Ein Radler: Ha, welche Lust, mit hübschen Madeln Am Osterfeste frisch, froh, frei Hinaus im Blitztempo zu radeln, An Dorf und Wald und Flur vorbei! Radlerin: Ha, welche Lust auf dem Bicycle Dahin zu sausen federleicht^ Wenn auf dem Roß von Stahl und Nickel Man Sicherheit bereit» erreicht! Verstummt ist langst da» Spotten, Tadeln, Daß Damen fahren auf dem Rad, Man sieht sie jetzt in Rudeln radeln Ain Hellen Tag auf jedem Pfad. Radler: Gesund dem Körper und den Sinnen Ist unser Sport gleich Turnerei — Allheil den schönen Radlerinnen! Allheil der edlen Kurbelei! August: Gottlob? Hier winket endlich eine Schenke! Zu ibr ich eiligst meine Schritte lenke; Die Kehle ist mir trocken, und schon lange Spür ich zu einem Schoppen große Lust. (Verschwindet dn WirthShauS.) Karl: Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange Ist sich de» rechten Wege» Wohl bewußt! (Folgt ihm.) * * N Margarete: Versprich mir Heinrich — Heinrich: WaS ich kann! Margarete: Nun sag', wie steht'» mit dem neuen Kleid? Heinrich: Mein Schatz, es tbut mir wirklich leid, Allein die Zeiten sind zu schlecht, Du weißt, da» Geschäft geht gar nicht recht; Wir geben viel zu viel schon au»! Margarete: Ich nicht, vielleicht Du, und zwar — außer dem Hau»! Ich schränke mich wahrlich genug schon ein! Du aber sitzest beim Bier und Wein Fast jeden Abend am Wirth-bau-tisch, Labst Dich dort flott an Braten und Fisch, Da fehlt e» Dir keineswegs an Geld; Doch wenn ich ärmste Frau der Welt Ein neue« Kleid einmal haben mocht', Da jammerst Du: wir sind die Zeiten schlecht! Verweigerst die kleine Summe mir: O Heinrich, mir graut'» vor Dir!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite