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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980527021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898052702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898052702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-05
- Tag1898-05-27
- Monat1898-05
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Filialen: vtt» KleidM'S Lortim. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 3 (Paulinum), Loui« Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. MpMer TaMalt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Ratljes nnd Volizei-Amtes der Stadt Leipzig. 2«5. Freitag den 27. Mai 1898. Anzeigen-PreiS -le 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redaction-strich (4a»> spalten) 50/L, vor Lea Aamilirnnachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer uud giffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürdrrung 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morge».Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig. 82. Jahrgang. Die Vortheile -es ^lottengesehes für die Arbeiter. U Während der Berathungen über das Flottengesetz hatte die Frage, ob und welche Vortheile die mit ihm verbundenen Ausgaben für Neubauten, Erhaltung des Flottenbestandes und Befriedigung fortlaufender Bedürfnisse den Arbeitern bringen würden, eine erhebliche Bedeutung gewonnen und auch in die jetzige Wahlbewegung spielt sie wieder hinein. Ernstlich ver neint konnte die Frage überhaupt nicht werden. Denn es ist klar, daß derartige Aufwendungen vielen Arbeitern nicht nur lohnende, sondern auch dauernde Beschäftigung bringen müssen. Aber es ist bisher nie der Versuch gemacht worden, mit Hilfe der gegebenen Zahlen auszurechnen, wie viel Arbeiter und in welchem Maße sie durch das Flottengesetz zu regelmäßigem und anhaltendem Verdienste kommen. Wir glauben, daß auch jetzt noch und vielleicht gerade im jetzigen Augenblick kurz vor den Wahlen der Versuch einer solchen Berechnung zur Aufklärung weiter Volkskreise dienen würde. Das ist der Zweck der folgen den Zeilen. Damit aber Jedermann das von uns dabei an gewendete Verfahren controliren kann, geben wir nicht die nackten Ergebnisse, sondern zeigen auch den Weg, auf dem wir zu ihnen gekommen sind. Zuerst werden wir die einmaligen Ausgaben zur Begründung und Unterhaltung des Flotten bestandes betrachten, also das sog. „Sexennat" und das „Aeternat". Während des ersteren, bis zum 31. März 1903, soll der im Gesetz vorgeschriebene Flottenbestand fertiggestellt, von da ab in seinem Bestände erhalten werden. Der Gesammt- aufwand für Neu- und Ersatzbauten, einschließlich der in das Gesetz nicht aufgenommenen Torpedobootsdivisionen, ist während des Sexennats auf 356,7 Millionen Mark — durchschnittlich jährlich 59,45 Millionen — festgesetzt, von da ab für Ersatz bauten, incl. Torpedobootsdivisionen, auf 40,38 Millionen. Wollen wir nun wissen, wie viel von diesen Summen den Ar beitern in Gestalt von Löhnen zufließen, so müssen wir diese Ausgaben nach ihren drei Hauptgattungen trennen. Diese sind Ausgaben n) für den eigentlichen Schiffsbau einschließlich Panzerung, Maschinen- und Kesselanlagen sowie Inventar, dazu die Probefahrten, b) für die Artilleriearmirung, e) für die Torpedoarmirung. Nach den bisher in unserer Kriegsmarine geltenden Normen kann man im Durchschnitt pro Jahr dafür folgende Berechnung aufstellen (in 1000 ^): ») Schiffsbauten während des Sexennats 43 954, während des Aeternats 29 653; i>) Artilleriearmirung während des Sexennats 12 352. während des Aeternats 8226; o) Torpedoarmirung während des Sexennats 3144, während des Aeternats 2501, so daß sich also das Ge- sammtergebniß im Jahresdurchschnitt während des Sexennats auf 59450, während des Aeternats auf 40 380 stellt. Sodann aber müssen wir auch die in Betracht kommenden Arbeiter in zwei Hauptgattungen scheiden. Diese ergeben sich ganz von selbst. Es sind einmal die Werftarbeiter — hierbei dürfen wir wohl ohne erheblichen Jrrthum die auf den kaiserlichen und den Privat-Werften beschäftigten Arbeiter dem Jahreslohne nach auf gleiche Stufe stellen; — sodann aber die Arbeiter, die in Gruben, Hütten- und Walz werken, Maschinenfabriken und sonstigen Betrieben das Material, die Halbfabrikate und fertigen Ausrüstunqsgeqen- stände Herstellen. Um zu ermitteln, wie viel an Lohn an die Werft arbeiter von den Gesammtaufwendungen gezahlt wird, ist zunächst festzustellen, wie viel für die einzelnen Schiffstypen «) an Material, b) an Lohn verbraucht wird. Unter Zugrunde ¬ legung der auf den kaiserlichen Werften gemachten Erfahrungen stellen sich die ungefähren procentualen Verhältnißzahlen be züglich des gezahlten Lohnes für Linienschiffe auf 23,5, für große Kreuzer auf 29,5, für kleine Kreuzer auf 38,8, für Kanonenboote auf 38,6, für Torpedobootsdivisionen, wo die Ausgaben für Inventar auf die Position für Lohn und Material vertheilt sind, auf 48,5. Der Verbrauch an Schiffs- und Ma- schinen-Baumaterial stellt sich für Linienschiffe auf 32,75, für große Kreuzer auf 41,1, für kleine Kreuzer auf 53, für Kanonen boote auf 50, für Torpedobootsdivisionen auf 48,5. Der Ver brauch an Panzermaterial stellt sich für Linienschiffe auf 37,2, für große Kreuzer auf 21,6, für kleine Kreuzer auf 1,2; an Inventar bezw. auf 5,3; 6,6; 5,0; 7,0; für die Probefahrt stellen sich die procentualen Verhältnißziffern bei den vorge nannten Schiffskategorien bezw. auf 1,25; 1,2; 2,0; 4,4 und 3,0. Da nun für Schiffbau rc. durchschnittlich in jedem Jahre des Sexennats 43 954 000 cA und des Aeternats 29 653 000 aufgewendet werden, so ergiebt sich an Löhnen, die jährlich baar an die Werftarbeiter ausgezahlt werden, für die Zeit des Sexennats ein Jahresdurchschnitt von 12 950 000 und im Aeternat 9 510 000 Ein Werftarbeiter auf den kaiserlichen Werften verdient ausweislich der Lohnstatistik im Durchschnitt 1170 Somit werden DankdemFlotten- gesetze während des Sexennats jährlich über 11000, während des Aeternats jährlich über 8100 Werft arbeiter dauernd auf kaiserlichen und pri vaten Werften beschäftigt werden. Erheblicher noch ist die Zahl der im Bergbau, in Hütten- und Walzwerken, sowie in Maschinen - und anderen Fabriken thätigen Arbeiter, denen die durch das Flottengesetz bedingten Aufwendungen zu Gute kommen. Hier stehen in Betracht die Ausgaben für Material der Schiffs bauten, für Maschinen, für Panzer und Inventar, die sich für ein Jahr des Sexennats im Durchschnitt auf 30 261000 und während des Aeternats auf 19 650 000 oA belaufen. Wie viel trifft nun hiervon auf Arbeitslöhne? Nach sorg fältigen Ermittelungen hat sich ergeben, daß für Schiffsbau- und Maschinenbaumaterialien ungefähr 70 U, des Verkaufs- werthes auf Löhne kommen, für Panzermaterial etwas weniger, für Inventar etwa auf 70 der Rest wird durch ven Unter nehmergewinn, den Aufwand für Unterhaltung, Verzinsung und Amortisation der Anlagen und die Frachtkosten beansprucht. Unter Berücksichtigung der Thatsache, daß zwar bei Weitem der größte Theil, aber doch nicht alle Materialien in Deutschland selbst gewonnen werden, setzen wir den auf Löhne fallenden Procentsatz dieser ganzen Kategorie auf rund 63 U> fest. Damit gewinnen wir eine Lohnsumme von 19 Millionen im Durchschnitt für jedes Jahr des Sexennats und von 12 Mil lionen jährlich im Aeternat. Und wenn wir den Jahreslohn eines Arbeiters dieser Betriebe auf rund 1000 veranschlagen, so erhalten wir die Zahlen von 19 000 r e s p. 12 500 Ä r - beitern mit dauernder Beschäftigung. Wir kommen nun zur dritten Abtheilung von Arbeitern, solchen die für die Artillerie- und Torpedo-Ar- mirung beschäftigt werden müssen. Die Ausgaben für die Artilleriearmirung betragen während des Sexennats jährlich 12350 000 <-^, im Aeternat jährlich 8 226 000 cA durchschnitt lich. Wie viel von diesen Summen auf den Arbeitslohn trifft, ist nicht genau bekannt; doch werden wir mit einer Schätzung von 60 A keinesfalls zu hoch greifen. Danach berechnen sich die Lohnsummen auf 7 410 000 resp. 4 936 000 -M, was bei einem durchschnittlichen Jahresverdienst von 1000 7410 resp. 4936 Arbeitern entspricht. Was die Torpedo- Ar m i r u n g betrifft, die während des Sexennats jährlich rund 3 144 000 c/(, während des Aeternats rund 2 501 000 cA bean sprucht, so haben wir hier genauere Anhaltspuncte für die Lohn höhe, da ein großer Theil dieser Armirungen in kaiserlichen Werkstätten hergestellt werden. Wir berechnen die Lohn- summen, die hierfür im Jahresdurchschnitt gezahlt werden, auf 1312 000 und 977 000 <^, und die entsprechende Zahl der Arbeiter, die als gutqualificirte Arbeiter höhere Jahresverdienste beziehen, als der Durchschnitt der Werftarbeiter, auf 1100 und 800. Von den restirenden Aufwendungen für Material und Jnventarbeschaffung von 1831 500 und 1524 000 cF können etwa 50 als Lohn gerechnet werden. Das ergiebt einen Zuwachs an Arbeitern von etwa 800 resp. 600. Aber auch hiermit sind die einmaligen Ausgaben, die für die Löhne in Betracht kommen, noch nicht abgeschlossen. Nach dem Flottengesetz werden weiter im Durchschnitt jährlich noch 8,7 Millionen aufgewendet. Da aber wegen ihrer wechseln den Art keine genauen Angaben darüber möglich sind, wie viel von dieser Summe in Gestalt vor Arbeitslöhnen im Jnlande zur Verwendung gelangt, so beschränken wir uns auf die ganz all gemeine Schätzung, daß dieser Procentsatz jedenfalls ein recht beträchtlicher, mindestens fünf Millionen ist, was abermals rund 5000 Arbeitern dauernde Beschäftigung sichert. Es bleibt nun zu untersuchen, wie die im Flottengcsetze vorgesehenen fortdauernden Ausgaben auf die Arbeits löhne und damit auf die Zahl der beschäftigten Arbeiter wirken. Hier würde es zu weit führen, wenn wir sämmtliche Posten nach dieser Richtung hin prüfen wollten; es genügt, wenn wir den Nachweis an einigen Positionen liefern. Besonders geeignet hierzu sind: 1. die Kosten für den Betrieb der Werften sowie die Instandsetzung der Schiffe und 2. der Geldaufwand für den Betrieb der Flotte im Besonderen für Betriebs-, Reinigungs-, Beleuchtungs- rc. Materialien. Ver ausgabt werden sollen nach dem Voranschlag für 1898 nach dem Etat, für 1903 nach einer Schätzung für den Betrieb der Werften und Instandsetzung 14 595 685 bezw. 25 981100 für Flottenbetriebsmaterial 6 806 660 bezw. 10 078 220 oder in Summe für 1898: 21402 345 und für 1903: 32 059 320 Diese Summen machen etwa 34 A» des Ge- sammtbetrages der fortdauernden Ausgaben aus. Sie finden aber zum Theil im Auslande Verwendung, da die im Auslande befindlichen Schiffe dort den Haupttheil ihres Bedarfes decken müssen, und zwar läßt sich dafür folgende Rechnung aufmachen: Für Instandsetzung der Schiffe im Jahre 1898: 1176 900 oiX und 1903: 1538 400 <^, für Flottenbetriebsmaterial 2 401 200 und 3 312 000 c^(, also für 1898 in Summa 3 578 100 und für 1903 : 4 850 400 Ziehen wir die beiden End-Summen von einander ab, so erhalten wir als im Jnlande für diese beiden Posten verwendete Ausgaben: Für Instandsetzung der Schiffe im Jahre 1898: 13 418 785 und im Jahre 1903 : 20 442 700 und für Schiffsbetriebsmaterial in 1898: 4 405 460 und in 1903 : 6 766 220 Welcher Antheil fällt nun hiervon auf die Arbeitslöhne? Nach den auf den kaiserlichen Werften geführten Controlen fallen nun etwa 56 der Gesammtkosten für Instand setzung der Schiffe auf Arbeitslohn an Arbeiter dieser Werften. Das ergiebt für 1898 die Summe von 7 514 000 <^, die sich unter der alten Voraussetzung eines durchschnittlichen Jahresverdienstes von 1170 auf 6420 Arbeiter vertheilt, und für 1903 die Summe von 11448 000 <-(( Arbeitslohn und eine Arbeiterzahl von 9785 Mann. Diese all mähliche und ziemlich gleichmäßige Steigerung der Arbeiter von 1898—1903, die durch Vermehrung der Arbeiten und Löhne, für Instandsetzung der Schiffe auf den kaiserlichen Werften herbeigeführt wird, ist insofern höchst wichtig, als damit den Arbeitern der Werften dauernde Beschäftigung auch dann ge sichert wird, wenn nach Ablauf des Sexennats die Neubau- Thätigkeit auf den kaiserlichen Werften eingeschränkt wird. Was an Kosten für Arbeitslöhne in dem Material steckt, das für die Instandsetzung der Schiffe den Werften von Privatbetrieben ge liefert wird, darf man zum Mindesten auf 50 des Vertaufs- werthes veranschlagen. Anderen deutschen Arbeitern fließen also aus diesem Posten im Jahre 1898 mindestens 2 952 000 1903 dagegen 4 500 000 Löhne zu, d. h. es finden, unter Voraussetzung eines Durchschnittslohnes von jährlich 1000 weitere 2950 resp. 4500 Arbeiter in der deutschen Privatindustrie durch das Flottengesetz ihr Brod. Untersuchen wir nun die Kosten für das im Inland ver wendete Schiffsbetriebsmaterial. Hier bilden die Ausgaben für Kohlen die starke Hälfte und ohne großen Fehler darf man annehmen, daß auch bei den übrigen Betrieb-- Materialien ein ähnliches Verhältniß zwischen Arbeitslohn und anderen Kosten besteht, wie bei den Kohlen. Berücksichtigen müssen wir freilich, daß nicht alle diese Materialien aus Deutschland stammen; aber wir kennen die vom Auslande gelieferte Quote nicht genau und müssen uns daher im Allgemeinen mit einem Abzüge begnügen. Jedenfalls stammt der ganz überwiegende Theil der Materialien für den Schiffsbetrieb im Jnlande auch aus Deutschland. Vom Verkaufswcrthe der Kohlen entfallen etwa 50 an Arbeitslöhne auf die Grubenarbeiter und weitere 20 finden Anlage im Grubenbau- und Betriebs material, in denen abermals Arbeitslöhne im gleichen Betrage — die Hälfte von 20 — stecken. So erhalten wir für Ar ¬ beitslöhne die Gesammtsumme von 60 des Verkaufswerthes der Kohle und demgemäß auch der übrigen Betriebsmaterialien. Für 1898 ergiebt dies einen Betrag an Arbeitslöhnen von rund 2 643 000 für 1903 von 4 060 000 Ziehen wir 10 für ausländisches Material ab, so finden immer hin noch rund 2400 resp. 3500 Arbeiter durch diesen Geld aufwand für Schiffsbetriebsmaterial dauernde Beschäftigung. Wir verzichten, wie schon bemerkt, darauf, die übrigen Posten der fortlaufenden Ausgaben auf die Frage hin zu unter suchen, wie viel an Arbeitslöhnen darin steckt, obwohl natürlich die Kosten für Geld- und Naturalverpflegung der Officiere und Mannschaften auch zum großen Theil für Arbeitslöhne bestritten werden. Lassen wir diese Summen und die dafür Beschäftigung findende Arbeiterzahl außer Ansatz, so dürfen wir beanspruchen, daß unsere sonstigen Annahmen als Minimalzahlen gelten dürfen. Es ist ja auch nicht die Absicht dieser Ausführungen, bei Heller und Pfennig und genauer Kopfzahl die Rechnung aufzumachen, sondern nur in einer der Wirksamkeit annähernd entsprechenden Ealculation nachzuweisen, welche enorme Summe durch das neue Flottengesetz unmittelbar in Gestalt von Arbeits löhnen dem deutschen Volke zufließt und, was mehr ist, wie viele Arbeiter dadurch nicht etwa gelegentlichen Verdienst, sondern dauernde Beschäftigung erhalten. Als Re- sums unserer Berechnungen und Schätzungen ergiebt sich, daß der Jahresdurchschnitt im Sexennat an Ar beitslöhnen und Arbeiterzahl im Schiffsbau 13 Millionen Mark und 11000 Arbeiter beträgt, im Bergbau, in Hütten- und Walzwerken und Fabriken 19 Millionen Mark und 19 000, an den Artilleriearmirungen 7,4 Millionen Mark und 7400 Arbeiter, in den Torpedoarmirungen 3,1 Millionen und 1900, bei den weiteren einmaligen Ausgaben 5 Millionen und 5000 Arbeiter, bei der Instandsetzung der Schiffe auf den Werften 7,5 Millionen und 6400, in der Privatindustrie 2,9 Millionen und 2900 Arbeiter, in Schiffsbetriebsmatrrial 2,4 Millionen Mark und 2400 Arbeiter, insgesammt 60,3 MillionenMarkund56 000 Arbeiter. Der Jahres- FerrNlrtsn» Aanitiitsraths Türkin. 7j Eine Kleinstadt-Geschichte von Klaus Rittlaud. Nachdruck «rrdotr». Jndschi, die früher eine flotte Reiterin gewesen war, bewunderte mit ziemlich gutem Verstiindniß die Vorzüge des edlen Thieres, seine glatten, straffen Beinmuskeln, seine feinen Fesseln, seinen prächtigen HalSansatz, und Romins Äuge folgte entzückt ihren anmuthigen Bewegungen, wenn sie das Thier auf den Rücken klopfte oder seine Mähnen streichelte. Jndschi fühlte sich von einem unbeschreiblichen Behagen durch drungen. Der kräftige Stallgeruch, vermischt mit einem ganz feinen süßen Ulang-Nlangduft, der von dem Baron ausging, erregten ihre Phantasie so angenehm und riefen Bilder aus friiArer Zeit hervor, Bilder von Luxus, Glanz und raffinirtem Lebensgenuß — es roch nach der „großen Welt". Sie wollte sich selbst ungern eingestehen, daß sie die Aeußerlichkeiten ihres früheren Lebens vermißte; war sie denn etwa damals so recht von Herzen glücklich gewesen? Nein. Und doch fühlte sie manch mal brennende Sehnsucht nach jenem unbestimmten Etwas, welches das Leben mit trügerischem Schimmer umkleidet, der das fade Drama bedeutend erscheinen läßt, weil die Couliffen gut gemalt sind. „Würde es Ihnen nicht Freude machen, einmal wieder zu reiten?" fragte Romin. „Quenn Mab geht vorzüglich unter der Dame; meine Frau hat sie früher geritten, aber dann wurde sie ihr langweilig, weil sie nicht genug Schwierigkeiten machte. Meine Frau zieht es vor, Unarten auszutreiben, junge Pferde zuzureiten. WaS meinen Sie, soll ich Ihnen, wenn es erst wärmer ist, die Queen Mab manchmal schicken und dann reiten wir zusammen spazieren, ja?" „Oh, das wäre herrlich", jubelte Jndschi. „Durch diese schönen grünen Wälder hier in der Umgegend zu traben! Pracht voll. Sag, Queen Mab", indem sie übermüthig ihren Arm nach dem Pferde ausstreckte, „wollen Eure Majestät mich wirklich spazieren tragen?" Und sie drückte ihr Gesicht in die glatte schwarze Mähne. „Glückliches Thier!" seufzte der Baron, ergriff die Hand des jungen Mädchens und drückte zwei, drei leidenschaftliche Küsse darauf. Jndschi erhob den Kopf und trat bestürzt zurück. Da erschien di« Baronin im Eingang der Box. Jndschi fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Ob die Baronin das — soeben — gesehen hatte? Das war kein gewöhnlicher Handkuß gewesen! Und ob sie am Ende gar glaubte aber nein, sie schien ganz unbefangen. „Hat mich lange auf gehalten, der Schultz. Na, wollen wir weitergrhen?" — Und sie setzten die Besichtigung zu Dreien fort. Frau Armgard's scharfe Blicke spähten dabei nach rechts und links. Sie war der Schrecken — aber, auch die Bewunderung! — der Stallknechte! „Pfui, wie sieht denn der Gaul mal wieder aus. Hermann, nennen Sie das geputzt? — Und hier — „Darling", hat ja schon wieder eine Satteldruckstelle! Zum Donnerwetter, August, wo stecken Sie denn? Hierher! — Wie können Sie denn „Omar" in dem Dreck stehen lassen? " So commandirte sie herum, wie ein Unterofficier. Als dem Gestüt Ronnn'S sein Recht widerfahren, wandte man sich wieder dem Schlosse zu. Der Sanitätsrath kehrte eben von seiner Visite heim. „Noch ein Gast aus Klützow, gnädige Frau!" rief er der Schloßherrin entgegen. „Der Herr Lieutenant! — Eben ist er angelangt. Dort — er schwatzt noch mit dem Jnspector!" „Der Herr Lieutenant!" riefen die Romin's — und eine gewisse komische Verzweiflung klang aus dem Ton. Offenbar kein allzu willkommener Gast. Jndschi kannte ihn und ver stand das mäßige Entzücken; der „Herr Lieutenant" war ein guter Kerl, aber — herzlich langweilig. Nicht etwa ein flotter Marsjünger; nein, ein großer, hagerer ältlicher Mann, der sich auffallend gerade hielt, unnatürlich aus wärts ging und dessen lange», knochiges Gesicht mit den empor gezogenen Augenbrauen immer aussah, als habe er irgend etwas ehr Wichtiges zu sagen. Heber seine kurze, aber wohl kaum ehr ruhmreiche militairische Laufbahn sprach der Seconde- ieutenant a. D. von Langfaden nie. Er hatte eS auch nicht nöthig, war ohnedies leyitimirt. Schon länger al» dreißig Jahre lebte er jetzt in Klützow, al» kleiner Rentner, trank jeden Vormittag seine halbe Flasch« Medoc im „Ochsenkopf", jeden Abend sein GlaS Echtes bei „Tanting" und machte allnachmit täglich seinen Spaziergang bis an das letzte Hau» des Städtchen»; da» nahm viel Zeit in Anspruch, denn er hielt es für unfreundlich, kein Ständchen zu machen, wenn ihm ein Bekannter begegnete — und ganz Klützow zählte zu seiner Be kanntschaft. Wenn er das letzte Hau» erreicht hatte, pflegte er wieder umzukehren; denn wo nicht» mehr schwatzte, hatte die Gegend keinen Reiz für ihn. Der Herr Lieutenant war auch ein gemeinnütziger Mann: Vorsitzender de» Vrrschönerungs- Vereins und de» LesevereinS und Schriftführer deS Verein» zur Unterstützung armer Wöchnerinnen! In der Gesellschaft war er ein bischen überzählig. Früher hatten ihn die Familien, als möglichen Schwiegersohn, stark umwoben. Jetzt galt er aber schon längst als hoffnungsloser Fall und wurde nur noch manch mal als „Vierzehnter" eingeladen. An das Haus Romin knüpfte ihn ein loses Band alter Familienbeziehungen, welches er aber sehr festhielt und zu häufigen Besuchen ausnuhte. Als er die Schloßherrschaft von ferne gewahrte, brach er sein Schwätzchen mit dem Jnspector ab und kam auf Frau Armgard zustolzirt. „Hätte mich schon längst einmal wieder sehen lassen, meine Gnädigste, aber Sie müssen bedenken, Gott ja, diese angestrengte Lhätigkeit. Man kommt ja nicht zu sich selber. Drei Vereins sitzungen vorige Woche. Ja, ja. Und dann diese Erkundigungen über die Verhältnisse der armen Wöchne —", hier stockte er und schaute auf Jndschi. In Gegenwart junger Mädchen durfte man doch wohl nicht von Wöchnerinnen sprechen? „der armen Frauen. Und dann, ja —" „Sie bleiben doch zum Abendessen da, Herr von Langfaden?" unterbrach ihn Armgard. „Wenn ich ganz gewiß nicht störe!" „Die Herren spielen vielleicht bis zum Souper einen Scat, nicht wahr?" Man war unterdessen im Schlosse angelangt. „Und ich zeige Fräulein Körting mein Thurmzimmer." Das Thurmzimmer war Armgard's Lieblingsgemach, ihr eigentliches Boudoir; ein Zimmer, der SportS-Baronin würdig. Felle über Divan und Stühle geworfen, Geweihe, Jagdbilder und Photographien berühmter Rennpferde an den Wänden, ein Gewehrschrank in der Ecke, die „Sportzeitung" und den „Huber- tu»" auf dem Tisch verstreut. Amüsirt schaute Jndschi sich um. Ob diese Einrichtung wohl den Beifall des kritischen Baumeisters OlferS finden würde! Vielleicht sinnlos, überladen, unzweckmäßig war hier nichts. Aber gar zu wenig frauen- zimmerlich! Doch hier, auf dem Schreibtisch, in zierlichem Lederrahmen, eine Kinderphotographie! Jndschi nahm sie in die Hand. „Ein niedliches Baby. Es hat Aehnlichkeit mit Ihnen!" „Der Sohn meiner Schwester", antwortet Armgard, „ein unartiger, verzogener Bub! Macht den ganzen Tag lang Spectakel." Und mit einer wegwerfenden Handbewegung schob sie daS Bildchen unter den Schreibtischaufsatz. „Sie lieben Kinder nicht?" fragte Jndschi erstaunt. „Nein, Sehen Sie mal", auf rin Hundebild an der Wand deutend, „mein preisgekrönter Fox-Terrier von der letzten Ber liner Hundeautstellung. Leider crepirt. Ein Glück, daß ich ihn rechtzeitig photographiren ließ. Ich habe schon dreimal Preise bekommen, für zwei Terrier und einen Teckel." Bei dem Souper ging es sehr lebhaft zu. Die stillschweigend vereinbarte allgemeine Bestrebung, den etwas langathmigen, allzu ausführlichen „Herrn Lieutenant" möglichst wenig zu Worte kommen zu lassen, machte die Anderen gesprächig, und der feurige Rheinwein that auch seine Wirkung. Jndschi entzückte die Ge sellschaft durch die Offenbarung eines ganz hervorragenden Schauspielertalents. Der Baron fragte sie über ihre ersten Ein drücke von der Klützower Honoratiorenwelt; sie schilderte ihre Beobachtungen und ahmte dabei allerhand Leute, den hypochon- dren Amtsrichter, seine phlegmatische Frau und die Familie Dräsel so possirlich nach, daß sie allgemeine Heiterkeit hervor rief. Nur der Sanitätsrath sah unbehaglich dabei aus. „Nimm Dich etwas mehr in Acht, Kindchen", flüsterte er seiner Nichte zu, als er nach Beendigung des Soupers Gelegenheit fand, sie einige Minuten allein zu sprechen. „Du wirst Dir Feinde machen. Bedenke, wenn zum Beispiel der Lieutenant —" „Aber, Onkel", entgegnete sie entrüstet, „Du glaubst doch nicht etwa, daß er nun schnurstracks hinläuft und es den Leuten wiedererzählt? Ich denke, er ist so ein harmloser guter Mensch?" „Aber ein Schwätzer, Kindchen. Das meiste von Menschen veranlaßte Unheil geschieht nicht aus Bosheit, sondern aus müßiger Quasselei, Zeitausfüllunzsbedürfniß. Glaub's mir. Und in einer Kleinstadt ist Vorsicht doppelt nöthig." „Ich fürchte mich nicht, Onkelchen", entgegnete sie mit etwas überlegenem Lächeln. „Was sollen sie mir anhaben? Ich stehe über diesen kleinen Klatschereien. Und ich glaube eigentlich auch, die Klützower haben mich ganz gern." „Vorläufig natürlich", gab der Onkel zu, „aber —". Er hatte das Gefühl, daß sie die Leute zu unwichtig nahm, die kleine kosmopolitische Dame! Als man zum Aufbruch rüstete und der Baron Jndschi ihren Pelzmantel umlegte, berührte er dabei ihren Hal» in ab sichtlicher Weise und sagte halblaut: „Sie sind bezaubernd heute Abend!" Unwillig wandte sie sich von ihm ab. Da fühlt« sie die Augen der jungen Baronin spöttisch auf sich ruhen. „Nun, wieder einmal verliebt, Curt? Sehen Sie sich vor, Fräulein Körting. Er ist ein Durchgänger, muß kur- im Zaum ge nommen werden." Ihre frivole Art berührte Jndschi unangenehm. Auf der Heimfahrt durch den dunklen Forst bemerkten die Insassen des Schlittens unweit der Fahrstraße, vom Mondlicht gespenstisch beschienen, einen grauen, mit einer Inschrift ver sehenen, aufgerichteten Steinblock, der ihre Neugierde erregte. „WaS mag da» für ein einsame» Grabmal sein?" fragte Jndschi.
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