Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980725029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898072502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898072502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-07
- Tag1898-07-25
- Monat1898-07
- Jahr1898
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
nach att»- und fium and ge- i m « xken- e die Lom- ktrche edigt. und »alter auf! !t er- ein. r die arade itckel und i den lisch , geb. nehme von emvel, lischen ,d die lassen, jähre» n 359 ihrend e und - Als Vor» j und orden. isionr- er als grenz- iherige rfseher cr bis- d zum kommt >g zum General >gs ab Straße aadier- i", bei. ) Min. egeben, li, von 6- In- Iresden ii)tags. ssungs- i Ver eines - Heute Führer Heu ge- r Falle ckt. — ist seit Fabrit- Derselbe julegcn. welcher i. 000 m. . Tot.: . Preis lisfe- 2., liefen. l. Dist. ipristi 3. iOO ckner« 3. lk. Dist. ln 1.- 3. ist. 1000 S. Tot.: Ehren- Gop" 2., 2100 m. 2. Tot.: » Dist. lours- 3. Sylvester" in Pferde rrn da» n Setz- it muthen und herz- isches und nzen klin- ,>r Leide n- i vmt dem h mSckten segentyeil, l auch von Innerliche » neu ist." »n Span- ilage nach lwirkenden gute und Erfüllung d zaudern issenhasten n Empsin- Heri etn- ntgeschichle mt in der Der junge > nach noch , zu geben n Inner», s an dieser iluth selner besondere rsten Liebe den unge- «atzitckrnde hen humo- Jnaigkeit, all« diese eine finn» rhse. BezugS-Prei- k tz« Hauptrrpkdition oder den km Stadt» bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen obgeholt: vierteljährlich 4.50, bei »weimaliger täglicher Zustellung ins Hau» 5.50. Durch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vi«rt»ljSdritch ^i S.—. Direkte täglich» Krruzbaadlrndun- tut Ausland: monatlich ^l 7.50. DI» Morgen-Ausgab» »rscheint um '/,? Uhr, di« Abrnd-AuSgabr Wochentags um 5 Uhr. ——o—e»«— Nedaclion «nd ErpeLition: Ao-annr--aff« 8. Dir Expedition ist Wochentags ununterbrochen gröfsnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: ktt» Klemm'» korttm. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (PaullnunO, Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Abend-Ausgabe. MWWrIllMM Anzeiger. AAlsölalt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes nnd Notizei-Amtes der Ltadt Leipzig. A«zeige«'PreiA die 6gespattme PeÜtzeilr SO Pfg. Reklamen unter dem Nrdactionsstrich (4>a- spalte») 50-4, vor den Famtliennachrtchten (L gespalten) 40^. Größer» Schriften laut unserem Preis- derzeichntß. Tabellarischer und Ztfsernsatz nach höherem Darts. Ertra-Vetlase« (gefalzt), aur mit d«r Morgen-Ausgab«, ohne PostbesörderuNg SO.—, mit PostbesörderuNg 70.—, Anuahmeschl«ß fir Anzeigea: Abend-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Morgtn-Au-gabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen j» »in« halbe Stunde früher. Anzeige« stad stets an di« Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig. 372. Montag den 25. Juli 1898. 92. Jahrgang. Der spanisch-amerikanische Krieg. In Amerika beschäftigt man sich, wie es bei gut«, Kauf leuten der Fall ist, dauernd mit der Frage, wie virl an dem Kriege verdient werden wird. Wenn man dabei an rin Annectirrn der Canarischen Inseln denkt, so scheint dieser Posten in der Rechnung nicht zu stimmen, wenigstens versichert der „New Uork Herold": Mac Kinley werde di« Inbesitz nahme irgend einer der Canarischen Inseln nicht zulassen, selbst nicht, wenn eine solche Insel nur al» OperationSbasiS gegen Spanien dienen solle. Mac Kinley trage kein Ver langen danach, sich mit weiteren, nicht wünschenSwerthen Be sitzungen zu belasten und wolle in Europa nicht den Eindruck machen, als vb die Bereinigten Staaten dahin strebten, sich eine Basis zu sichern, von der aus sie gegen Europa operiren könnten. Inzwischen sind auch die Amerikaner um eine Erfahrung reicher geworden. Diese Erfahrung haben sie mit ihren Busenfreunden, den Engländern, gemacht. Das Kanonenboot „Hawk" brachte am Sonnabend den englischen Dampfer „ReguluS" in Key West ein. Derselbe war 19 englische Meilen von Sagua la Grande entfernt betroffen worden, als er nach vollbrachter Löschung seiner Ladung die kubanische Küste wieder verließ. Die Volksstimmung in Spanien wird von den meisten Berichterstattern als ziemlich indifferent geschildert. Eine Aus nahme scheint nur Catalonien zu machen, bekanntlich die industriell und intellektuell am meisten vorgeschrittene Provinz des Landes. Catalonien hat unter der Schwere der Ereignisse weitaus am meisten zu leiden und würde den FricdenSschluß als eine wahre Erleichterung begrüßen, nicht als ob man in Catalonien weniger patriotisch oder wagemuthiz gesonnen wäre als anderswo, sondern weil man sich dort sorgsamere Rechenschaft von der Lage des Landes zu geben weiß und einsiebt, daß Spanien sich nutzlos verblutet, wenn es den Krieg mit Amerika aufs Gerathewohl fort setzt. In den ersteren politischen und Geschäfts kreisen Barcelonas wünscht man daher ziemlich ein stimmig die möglichst baldige Eröffnung der Friedens verhandlungen. Man betrachtet daselbst den Verlust der Colonien als ein nicht mehr abzuwendendes und, wie die Dinge nun einmal liegen, für Spanien eher erfreuliches als beklagenSwertheS Ereigniß, weil man sich von einer Con- centrirung der nationalen Lebenskraft und Thätigkeit auf daS eigene Land ein Ende der Madrider Mißverwaltung verspricht, die der Catalonier als den wahren und alleinigen Fluch des Staates betrachtet. Catalonien bringt mehr als acht Zehntel der Gesammtsteuern auf und hat davon so gut wie garnichtS. Die schlechte Verwaltung bildet immer und überall das Hinderniß jedes gedeihlichen Aufschwungs. Wie wenig Ver trauen in Catalonien zu dem zeitigen RegieruntzSsystem herrscht, erhellt u. a. auch aus dem Mißerfolge der regierungs seitig inS Werk gesetzten Subscription zur Beschaffung der 2 Millionen Pesetas, auS denen die zur Vertheidigung Barce lonas bestimmten Positionsgeschütze beschafft werden sollten. DaS Ergebniß dieser Subscription erreicht bis jetzt noch nicht eine Million und Katalonien selbst hat dazu beinahe gar nicht» beigesteuert. In Barcelona sagt man: „Erst wollen wir die Krupp'schen Geschütze in unserer Stadt haben, dann wollen wir schon bezahlen, aber da» Geld nach Madrid schicken, fällt uns nicht rin. Wir waren e» lo» auf Nimmerwiedersehen und auf die Kanonen könnten wir lange warten." Von Woche zu Woche werden die Friedenswünsche in der betriebsamsten Stadt Spaniens dring ¬ licher, der Tadel der Kurzsichtigkeit und Unsähigkeit des Ministeriums herber und die Symptome der Äährung be denklicher. Es werden sogar Stimmen laut, welche erklären, daß, falls r» im Laufe der Entwickelung zu revolutionairen Schildrrhrbungen auf der Halbinsel käme, Catalonien sich da zu Nutze machen würde, um seine Autonomie zu fordern. Da in dieser Schilderung der Sachlage die verschiedensten Berichte übereinstimmen, so kann man sie nicht als tendenziöse Erfindungen kurzer Hand bei Seite schieben. An thatsächlichen Nachrichten liegen nur folgende magere Telegramme vor: * Madrid, L5. Juli. Die Führer der Carlisten.Partei verlassen Spanien. — Die Tochter des Generals Shastcr wird, von Paris kommend, demnächst hier eintresfen. Sie wird den Ministern Besuche abstattrn. Der Zweck ihrer Reise betrifft sanitaire Bestrebungen. — Der französische und englische Botschafter hatten Besprechungen mit dem Minister deS Aeußeren. — Der Staatsrath benachrichtigte die Regierung, jeder aus- ländische Besitzer von Werthpapirren der öffentlichen Schuld könne die Zinsen im AuSlande einziehen, ohne Unterfchied, ob er seinen Wohnsitz in Spanien oder im Auslande habe. Die neuesten au» Manila eingetroffrnen Berichte behaupten, daß das Ein schreiten des deutschen Kreuzer» „Irene" bei Subig nach einer Verabredung mit dem französischen Ge- schwaderchef erfolgte uud daß auch Aguinaldo vorher von dem Vorhaben unterrichtet war. Die Aufständischen sind zur Zeit in drei Theile gespalten. Ein kleiner Theil, darunter die Angreifer auf Subig, stehen auf Seiten der Nordamerikaner, ein anderer Führer steht mit dem spanischen Gouverneur Augustin in Unterhandlungen, betreffend die Gewährung einer Autonomie unter der Oberhoheit Spaniens, während Aguinaldo mit dem Hauptlheilr der Aufständischen di« Unabhängigkeit der Inseln von der Gejammt- Helt der Großmächte zu erlangen wünscht. * Havanna, 25. Juli. Amerikanische Truppen landeten bei Tayabacoa und haben, unterstützt durch zahlreiche Schaaren Aufständischer, Tune» de Zaza ringejchlossen, zu dessen Angriffe sie sich rüsten. 'Washington, 25. Juli. Di« Blockadr der Nordküst« CubaS ist bi» aus Nipo ausgedehnt worden. Politische Tagesschau. * Leipzig, 25. Juli. Wie vorauSzuseben war, läßt die demokratische Presse dem neuen sächsischen VereinSgesctze eine sehr abfällige Kritik «»gedeihen, weil es nicht nur die Aufhebung des Ver bindung-Verbote», sondern auch den Ausschluß von Minderjährigen enthält. Daß die sächsische Regierung dieser „Verschlechterung ihres Entwurfs", gegen die sie sich anfänglich erklärt, am Ende doch ihr Placet gegeben, wird ibr um so mehr zum Vorwurfe gemacht, je unzweideutiger Minister v. Metzsch sich auf den Standpunkt deS Abg. Iustizrath vr. Schill gestellt und eingeräumt habe, daß es unmöglich sei, große Versammlungen genügend zu über wachen, um den Ausschluß der Minderjährigen aus solchen Versammlungen thatsächlich zu garantiren. ES wird dann die folgende Auslassung deS Abg. vr. Schill citirt: „Es erfolgt also die Aufforderung de» Vorsitzenden an die jenigen, die Minderjährig» sein sollen, sich za entfernen. Daß Jemand daraufhin geht, meine Herren, diese Hoffnung habe ich nicht, diese Hoffnung haben auch die Leute nicht, die in dem Berufe der Polizeiverwaltung seit vielen Jahren gestanden haben, dir di« Gewohnheiten von Volksversammlungen kennen. Also r» wird Niemand gehen. Nun sollen Diejenigen, die minderjährig und nicht gegangen sind, doch bestraft werden. Bestraft werden kann aber Jemand erst, wenn man weiß, wer er ist, wie er heißt, wo er wohnt. Das ist unmöglich festzustellen, denn di« ein oder zwei Polizeibeamten, die der Versammlung beiwohnen, können sie unter den hundert und tausend Köpfen nicht herausfinden. Also was soll au» der Sache werden? Die Aufforderung erfolgt, es geht Niemand fort, die Leute bleiben ruhig, und es ist höchstens rin Zufall, daß »in einzelner, wie man sagt, einmal „geklappt" wird, daß er ein Strafmandat erhält, aber in der Regel wird die Bestimmung erfolglos fein. Noch viel mehr fürchte ich, daß die Sache so geht, wenn durch ein hereingeworfenes Wort die Versammlung, die al- nicht politisch angemeldet war, zu einer politischen wird. Dann soll also der Polizeibeamle — denn der Vorsitzende wird in den wenigen Fällen das von allein thun — erklären, der Vorsitzende solle ouffordern, daß die Minderjährigen sich entfernen. Das wird zunächst mit einer etwas schneidenden Bemerkung beantwortet werden, dann wird die Aufforderung erlassen werden, und dann wird — wie es gewöhnlich ist in derartigen Versammlungen — allgemeine- Gelächter entstehen und es wird auch Niemand gehen." Wenn die Regierung, so heißt es dann weiter, solchen Auslassungen zugestimmt habe, so hätte sie auch von dem Ausschlüsse der Minderjährigen absehen und den Beschlüssen der Kammer ihre Zustimmung versagen müssen. Das ist ganz der Standpunkt des Radikalismus, der kein Gesetz sanctionirt sehen möchte, an dem mit Recht eine Ausstellung gemacht werden kann. Die Regierungen haben sich auf einen anderen Standpunkt zu stellen und zu prüfen, ob die Vortheile, die ein Gesetz verspricht, die Nach theile überwiegen, die eS voraussichtlich im Gefolge haben wird. Ohne das Anhängsel deS Ausschusses der Minderjährigen war die Aufhebung des Verbindungs verbotes von den Kammern nicht zu erlangen, und da der Regierung die günstigen Erfolge dieser Aufhebung die Nach theile zener Aus>chließung zu überwiegen schienen, so war es ihre Pflicht, das Gesetz in der Gestalt, die es von den Kammern erhalten batte, zu sanctionairen. Und wir glauben, daß sie bei der Abschätzung von günstigen und ungünstigen Folgen sich nicht getäuscht habe. Die Nachtbeile werden sich zumeist nur in Wahlzeiten bei großen Versammlungen und auch hier vielleicht nur im Anfänge zeigen, so lange in den kleinen politischen Parteiversammlungen, in denen eine Controle leicht möglich ist, noch nicht ab und zu ein Exempel statuirt und dadurch den Minderjährigen die Lust am Eindringen in große Versammlungen verleidet worden ist. Die Haupt sache bleibt, daß das Gesetz die am verderblichsten wirkende Betheiliguug der Minderjährigen an den häufigen kleinen politischen Versammlungen verhüten kann und durch die Auf hebung des Verbindungsverbotes den Ordnungsparteien eine Freiheit gestattet, welche die Umsturzpartei sich zu nehmen stet- verstanden hat. Gegenüber dieser Hauptsache ist die vielleicht allmählich von selbst wegfallende Störung großer Versammlungen nebensächlich. Und ist sie es nicht, so wird gerade die Partei, welche hauptsächlich die Verantwortung für die Verquickung der Aufhebung des Verbindungsverbotes mit dem Ausschluss« der Minderjährigen zu tragen hat, die nachtheiligen Folgen dieser Verquickung am meisten am eigenen Leibe spüren. Sie wollte die Probe machen und so wird sie auch die Consequenzen zu ziehen haben. Die Regierung wird sich dann schwerlich lange bitten lassen, ihre Zustimmung zu der Aufhebung eine» Verbote- zu geben, dessen Folgen sie warnend vorausgesagt hat. DaS Centralbureau der nationalliberalen Partei bat kürz lich eine nach amtlichen Ziffern bearbeitete Uebersicht der Wahlergebnisse -er «atioualliberalen Partei zusammengestellt. Darin waren im Einzelnen genau 1 013 000 am 16. Juni für nationalliberale Candidaten abgegebene Stimmen nachgewiesen. Aus 21 Kreisen, in denen 1893 für uationalliberale Zahl- candidaten zusammen 22 321 Stimmen abgegeben waren, fehlten dem Centralbureau noch die genaueren Ziffern. Doch nahm dasselbe an, daß rund 20 000 Stimmen in diesen 21 Wahlkreisen gewiß auch diesmal für nationalliberale Zähl- candidaten abgegeben worden wären. Unter Hinzurechnung derselben ergab sich eine Gesammtziffer von 1033 000 national liberalen Stimmen. Die unsicheren Angaben de» Herrn Professor Hickmann waren damit, soweit die nationalliberale Partei in Betracht kam, berichtigt. Einige gegnerische Blätter, die immer noch nicht ihren Lesern die Thatsache bekannt geben mochten, daß von allen bürgerlichen Parteien einzig und allein die nationalliberale an Stimmen zugenommrn hat, glaubten auch diese Schätzung von 20 000 Stimmen bekritteln zu sollen. Jetzt ist daS Centralbureau in der Lage, bereits 12000 dieser ge schätzten 20 000 Stimmen allein auS dem Königreich Bayern nachweisen zu können. Die oben genannte Uebersicht hatte auS 21 Wahlkreisen Bayerns 102 043 Stimmen im Einzelnen festgestellt. DaS statistische Bureau in München, dem alle amtlichen Wahlergebnisse auS Bayern vorliegen, beziffert auf Grund derselben die sür uationalliberale Candidaten abge gebenen auf 114 160, also um 12 117 höher. Darin sind also die Stimmen für Zählcandidaten in den ganz schwarzen Be zirken der Oberpfalz und von Ober- und Niederbayern mit enthalten, die bei der obigen Aufrechnung nicht gemeldet waren. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß auS den ebenso schwarzen Distrikten von Rheinland-Westfalen die anderen 8000 Stimmen demnächst noch ermittelt werden. Die angefochtene Schätzung darf also als durchaus zutreffend gelten: die nationalliberale Partei hat mit 1 033 000 Stimmen gegen 1893 einen Zuwach» von 3,6 Procent zu verzeichnen, und sie allein unter den bürgerlichen Parteien hat ihre Wählerschaft wachsen sehen, während überall sooft infolge von geringerer Wahlbetheiligung, Kräftezersplitterung u. s. w. die Stimmen der bürgerlichen Parteien zurückgegangen sind. Die Slowene» erachten die Zeit für gekommen, zur Ver wirklichung ihrer Träume von einem südslawischen Staaten gebilde zu schreiten, und unternehmen Vorstoß auf Vorstoß. Zu der Agitation für ein slowenisches Oberlandesgericht, das jüngst die Versammlung slowenischer Juristen in Laibach begehrte, gesellt sich nun ein anderes Verlangen, und die Triebfeder ist wohl in dem einen wie in dem anderen Falle die gleiche. Es hat eine Anzahl südsteirischer Advocaten, welche der slowenischen Partei angehören, dem Justizministerium eine Eingabe über reicht, in der um die Errichtung einer untersteirischen Advocaten- tammer mit dem Sitze in Cilli ersucht wird. Ein sachliches Bedürfniß für eine untersteirische Advocatenkammer liegt selbst verständlich nicht vor, weder die Rechtspflege noch das Standes- interesse der Anwälte erheischt eine solche, es sind dabei aus schließlich politische und slowenisch-nationale Beweggründe maß gebend. Insbesondere muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Errichtung einer untersteirischen Advocatenkammer ein Schritt zur Zerreißung der Steiermark wäre, eine Zer- Lauernblut. 40s Roman in drei Büchern. Von Gerhard von Amyntor. (Dagobert von Gerhardt.) -la-dnxk verdoim. Der alte Herr, der sich daran gewöhnt batte, in seinem Töch terlein immer noch das unreife Kind früherer Jahre zu sehen, blickte prüfend nieder in das an seine Brust geschmiegte Angesicht. Wahrhaftig, Dictorine hatte Recht: das war doch kein Kind mehr; das war eine süße, vollerblühte Jungfrau, deren Busen so kräftig gegen seine Rippen wogte, daß er ihr die Kenntniß von dem beseligenden Geheimniß, das man die Liebe nennt, schon zutrauen durfte. Er beugte sich zu ihr nieder, und bewegt drückte er seinen grauen Schnurrbart auf ihr« Stirn. Dann hob er den feuchten Blick und nickte der auf ihrem Bette liegenden verwun deten Frau mehrmals langsam zu. Und wie er daS grau ge sprenkelte kurze Gelock BictorinenS betrachtete und die festen harten Züge, die der Kampf deS Leben» in das einst so reizende Antlitz der Frau gemeißelt hatte, da seufzt« er leicht auf und sagte wehmüthig: „Wir sind Beide nicht jünger geworden, theure Freundin! Aber hier ist mir etwa» erblüht (er senkte zärtlich den Blick in di« zu ihm aufschauenden dunklen Augen der Tochter), da» mir zum zweiten Male meine Jugend her- aufzaubert! Und auch Sie, Frau Bictorine, wenn Sie ihren reckenhaften, stolzen Sohn betrachten, dann müssen Sie daS tröst liche Bewußtsein haben, daß unS die Jahr« zwar viel, aber nicht Alles rauben können." Er machte eine Pause und ließ wiederholt den Blick zwischen seiner einstigen Jugendliebe und seinem herrlich gediehenen Töchterlein hin- und hergehen. Dann reckt« er sich straff empor — «r war nicht der Mann, der wehmüthigen Erinnerungen lange nachhing — und sagte in munterem Tone: „Doch nun ist's genug, sonst wird mein Sohn unten ungeduldig. Leben Sie wohl, theure Freundin, und baldige Genesung I Wir sehen un» noch, bevor Sie abreisrn." „Papa! Papa!" rief Ellen dem sich zum Gehen Wendenden nach. Und wir sich dieser in der Thür noch einmal nach ihr zu- rvckwandte, fuhr sie bittend fort: „Theile Walthern noch nicht» mit! Ich werde eS ihm selbst erzählen." „Wozu denn diese Geheimnißkrämerei? Meines Sohne» seid Ihr doch sicher! Ich erzähle ihm die ganze Geschichte unter- weg», wenn wir im Kahn« fitzen. Adieu, mein lieb,» Kindl" Und hinaus war er, und Ellen ließ sich nachdenklich in dem Armstuhl nieder, der neben Bictorinens Bett stand, und faltete stark klopfenden Herzens die Hände. — In den ersten Tagen des Juni reiste Friedrich Just, von Tell zum Bahnhof Friedrichstraße geleitet, nach London ab. Als die Bahnsteigglocke das Zeichen gab, beugte sich Just noch einmal aus dem Wagenfenster und küßte den auf das Trittbett gestie genen Betzleiter so innig auf Mund und Wangen, daß etwaige Zeugen dieses Abschiedes wahrscheinlich ihre spöttischen Bemer kungen über eine zwischen Männern so ungewöhnliche Zärtlich keit würden gemacht haben. ES kümmerte sich aber in dem Durcheinander der geschäftigen Menge keine Seele um die beiden Abschiednehmenden, und der Gruß, den Tess noch leise und innig in des Anderen Ohr flüsterte: „Gott mit Dir, liebe Mutter!" wurde von keinem Dritten vernommen. DreiundzwanzigsteSTapitel. Die rothen und weißen Blüthendolden de» Weißdorns leuch teten im Scheine der Junisonn«; der Flieder duftete durch den Park von Sanssouci und der Goldregen ließ seine grellgelben BlüthencaScaden von den grün belaubten Zweigen herabstürzen. In dem langen Mittelwetze de» Parke», der sich vom Obe- litken bei den großen Fontamen vorbei bis hin zum Neuen Palais zieht, wandelte Kopf an Kopf, in gemessenem, langsamem Schritte eine zahllose Meng« nur leise flüsternder Spaziergänger. Wohl sah man reizende Sommeranzüge und bunte, lustige Son nenschirme, unter denen gelegentlich «in holdseliges Mädchen angesicht wie ein FrühlingS-Evangelium hervorguckte; aber kein laute» Wort, noch weniger ein silbernes Lachen wurde vernehm bar; selbst die Jugend durfte nicht toben, und Buben und Mäg delein mußten, von den führenden Händen unnachgiebiger Müt ter festaehalten, artig und sittsam einherschreiten und durften weder Haschen spielen noch au» den Taschen die mitgenommenen Bälle hervorsuchen. Ein Bann lag auf dem In reichster Junt- vracht geschmückten Parke, und selbst die aus dem Hellen, jung fräulichen Brün hervorglänzenden weißen Marmorbildwer« schienen ernst von ihren Fußgestellen herabzublicken, und die Vor übergehenden durch stumme Geberden zu mahnen: Haltet Ruhe! Entweihet diesen heiligen Ort nicht durch irgend ein störende» Geräusch! Schon seit mehreren Tagen herrschte diese» tzeheimnißvolle und bedrückend« Schwelgen unter den altehrwürdigen Bäumen, und doch war noch zu keiner Zeit der breite Weg bei den Fon- tainen vorbei von einer so dichtgedrängten, sich regelmäßig schon mit dem ersten Frühlicht einfiellenden und erst am späten Abend wieder «eichenden Menschenmenge angefüllt gewesen wi« jetzt, da ein allgeliebter, hoher Kranker da hinten im Neuen Palais sich heldenhaft rüstete, den letzten Kampf zu kämpfen. Ein breitschultriger Mann, von hohem Tannenwuchse, den Cylinder auf dem militairisch kurz geschnittenen Blondhaar, in schwarzem Ueberrock, auf den der lange, kräftige Vollbart in zwei auseinanderstrebenden, leicht gekräuselten Spitzen herabwallt, schreitet ernst und sinnend dem Gitter zu, das, quer über den Mittelweg gezogen, die allernächste Umgebung des Schlosses vor dem Hereinfluthen der Menschenwogen wie eine schützende Schleuß? sichert. In unaussprechlichem Weh gedenkt er des kaiser lichen Dulders da drüben, zu dem er Zeit seines Lebens wie zu einem hold blinkenden Sterne der Verheißung aufgeblickt hat. Nicht hat er von der Gunst des hohen Herrn jemals für sich irgend welche Bortheile erhofft; weder auf Titel noch auf Orden hat er speculirt wie so Mancher, der seinen Patriotismus berech nend zur Schau trägt und sich in niedriger Streberei an die Sonne der Majestät herandrängt; er ist immer ein frei gesinnter, selbstständiger und sich auch selbst genügender Charakter gewesen, den es nie verlockt hätte, um die Huld eines höher Stehenden zu buhlen, ein Mann von festem Rückgrat, dem jede» augendiene- rische Sichbücken, jede» heuchlerisch-unterthänige Grimassiren gleichbedeutend gewesen wäre mit einem Selbstmorde seiner Manneswürde. Aber wie ein Mensch zum Menschen, so hat er allezeit In Treue und Verehrung zu der Leutseligkeit und Her zensgüte seines gekrönten Gönners emporgeschaut, voll Dank gegen daS Schicksal, das einen solchen Mann auf den Kaiser thron berufen, voll jubelnder Hoffnung für die Zukunft de» Vaterlandes, für das Wohl des gesammten deutschen Volke». Er gedenkt der Zeiten, da ihm der kaiserliche Herr al» Kronprinz so viel echt menschliches Wohlwollen, so viel warme Theilnahme und Ermunterung gespendet hat, und er fühlt, wie sich plötzlich sein Herz In bitterem, fast trotzigem Weh zusammenkrampfen will. Ja, er möchte mit dem Himmel hadern, daß er eine so un begreifliche, mit dem Glauben an eine ewige Barmherzigkeit so unvereinbare Schickung über Volk und Vaterland verhängt hat. Das verhaltene Flüstern der ihn umwogenden Menschenmassen ist ihm noch zu laut und zu störend; die Enge, In die er sich ein gepreßt fühlt, raubt ihm den Athem, er wendet sich recht», macht sich, höflich schiebend und drängend, Bahn und rettet sich in einen der Seitenwege, der in der Richtung nach Bornstedt abzweigt. Gott sei Dank! Hier kann man doch wieder Luft holen und die Arme frei bewegen! Tief aufathmend wandert er dahin. Er versucht, sich das Bild Ellens, die sicher in diesen schweren Tagen mit ihm empfindet und mit ihm sorgt und bangt, vor seine Sinne zu zaubern, um seinen trüben Gedanken eine andere Richtung zu geben; aber immer wieder kehrt sein Geist zu dem erlauchten Dulder zurück, und er sehnt sich danach, ihn noch einmal von Angesicht zu Angesicht sehen zu dürfen. Hier auf dem Wege nach Bornstedt kann ihm dies Sehnen vielleicht gestillt werden; der kranke Kaiser ist, wie die Zeitungen berichteten, an den Nachmittagen der letzten Tage mehrmals nach der Bornstedter Meierei gefahren, um dort seinen armen wunden Hal» mit einem Schlucke frisch gemolkener Milch zu erquicken. Vielleicht wird er auch heute hier vorüberfahren, und Tell kann noch einmal feinen Blick in die menschenfreundlichen blauen Augen tauchen. Dem einsam Wandelnden geht ein VerS durch den Sinn, den er gestern Abend in einem Blatte gelesen, und der sich ihm jetzt in seinem trüben Sinnen über das Geschick des großen Dulders mfdrängt; leise murmelt er die Schlußzeile vor sich hin: „Ver welkte Rosen, verwelktes Glück!" „Nun, Verehrtester Herr Nachbar, üben Sie sich hier in Monologen?" tönt eine etwas verwunderte tiefe Stimme an sein Ohr, und wie er den zur Erde gerichteten Blick hebt, erkennt er den Freiherrn von Brank, der mit seinem Sohne Walther vor ihm steht. „Ah, die Herren von Brank! Ich habe Sie in der That nicht kommen sehen — entschuldigen Sie, ich war in gar schmerzliche Betrachtungen vertieft." „Zu denen wir Alle in dieser trüben Zeit Veranlassung haben", fügt Herr Kurt von Brank hinzu. „Wo wollen Sie hier hin?" „Ich hoffte, auf diesem einsamen Wege vielleicht dem Kaiser zu begegnen." Der alte Herr kneift die Lippen zusammen und schüttelt schmerzlich daS Haupt. Dann schiebt er seinen rechten Arm unter den linken Tell» und nöthigt ihn mit sanftem Zwange zur Umkehr. „Kommen Sie mit un»", hebt er mit verhaltener Stimme an. Und seinen Mund nahe an das Ohr des Anderen bringend, raunt er bewegt: „Den Kaiser werden Sie schwerlich noch einmal sehen. Es steht schlecht, sehr schlecht um ihn — habe vorhin Je manden vom Hofe gesprochen — wir müssen auf das Schlimmste gefaßt sein." Langsam schreiten die drei Männer wieder dem Hauptwege zu; Walther hat sich auf Tell'» andere Seite begeben und scheint sich selber Trost zusprechen zu wollen, indem er halblaut vor sich hinmurmelt: „Es ist wohl Christenpflicht, dem erlauchten Herrn die baldige Erlösung zu gönnen." Längeres Schweigen, da» endlich de.r alte Freiherr mit der an Tell gerichteten Frage bricht: „Gute Nachrichten von Ihrer Fran Mutter?" Tell zuckt zusammen. Dies» in Walther'» Gegenwart ge»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite