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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980907016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898090701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898090701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-07
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Man steht so schön im Glorienschein des uneigennützigen Befreiers da. Man braucht den Widerstand der Insurgenten nicht zu brechen. Und vor Allem, man hat ja Cuba noch gar nicht. Santiago, zwar «ine der wichtigsten Städte und rin trefflicher Hafen, aber mit ganz unvufgeschlossenem Hinterland und durch die ge waltige Mauer der Sierra Nevada vom Hauptthril der Insel geschieden, Santiago nur ist in den Händen der Amerikaner; alles Andere wäre erst zu erobern. Hätten die Spanier noch einigermaßen Vertheidigungsmittel, vor Allem Geld gehabt, so hätten sie sich noch Jahre lang auf der Insel halten können. Ja, allein den Eingeborenen die Insel abzu nehmen, hätte noch vieles Blut und ein schönes Geld gekostet, Zudem, die Amerikaner meinen, auch so die Insel in Händen zu haben. Sie hoffen, durch ihre toirthschaftliche und geistige Ueberlegenheit bald thatsächlich die Herren Cubas zu sein und den Einheimischen nur den Schein der Selbstregierung zu lassen. Sehen wir uns darauf die Verhältnisse einmal an, ob diese Hoffnungen wirklich so sicher basirt sind. Zweifellos werden die Amerikaner sich schnell der Productiv kräfte des Landes bemächtigen. Eine der großen Zucker- und Tabakplantagen nach der anderen wird in die Hände von New Aorker oder Bostoner Kapitalisten übergehen. Die werden neue Maschinen ^verwenden lassen, versumpfte Strecken trocken legen, dürre Steppenflächen durch Bewässerung nutzbar machen, die «einheimischen Plantagenarbeiter zu ungewohnter Anstrengung anspornen und den Betrieb praktisch, kaufmännisch regeln lassen. Sie werden durch neue Eisenbahnen den Transport ihrer Ernten zu den Hafenplätzen verbilligen und durch Telegraphenanschlüssq die neu erworbenen Latifundien mit ihrem Wohnsitz in Havanna oder in einer der Unionsstädte in Verbindung setzen. Sie werden in der Verarbeitung des Zuckerrohres und Tabaks für Groß betrieb, Vereinfachung und Ersparnisse sorgen. Die Fabriken' für Zucker, Rum, Cigarren und Cigaretten werden in ihren Besitz kommen, andere neu entstehen. Und vor Allem werden diese Herren für ausgiebige kaufmännische Verwerthung ihrer Producte Sorge tragen. Die Häfen werden noch lebhafter als bisher von dem bunten Getriebe der Dampfer und Segler aller Nationen bewegt sein, geschäftige amerikanische Händler, vom Trödler bis zum großen Bankier, wird man in allen Geschäften und allen Straßen finden, sie Alle werden ihren Profit bei der Bewegung der Course von Tabak und Zucker zu finden streben und die Bewegung der Course von Tabak und Zucker wird für die uneingeweihte Menge der Eingeborenen zum unentrinnbaren, allmächtigen Fatum werden. Mit den Plantagenherren und Kaufleuten werden Advocaten, Aerzte und andere Intelligenzen ihren Einzug halten, die höheren Kreise in den kubanischen Städten werden einen amerikanischen Anstrich bekommen und die Formen des Verkehrs, des Unterrichl's, der öffentlichen In stitute und nicht zuletzt die des Staates werden amerikanisch werden. Doch dies Alles überdeckt nur die Oberfläche des Volks körpers. Die tiefen Risse werden dadurch nicht ver narbt. Es bleibt das Fundamentalübel, der schroffe Gegensatz zwischen den wenigen tüchtigen, alle Production beherrschenden, alle Machtmittel besitzenden, der Volks masse fremden, sie verachtenden Auswärtigen und dem großen Haufen der verarmten, durch das Tropenklima entnervten, un gebildeten, rohen, arbeitsuchend die Insel unstät durchirrenden Söhne des Landes. Dieses Fundamentalübel wird sogar noch schlimmer werden. Die Mehrzahl der Einheimischen ist gleich den bisherigen Herren spanisch. Der Vorzug der herrschenden Classc war nur der, in Spanien geboren zu sein, die Tugenden des echten Spaniers noch nicht verloren zu haben, wohlhabender und vom Staate begünstigt zu sein. Die nichtspanischen Ele mente der Einheimischen sind die Minderheit und mit diesen eng verbunden, so daß hier die Neger weit weniger verachtet werden als in den Vereinigten Staaten, und die Mischlinge mit den indianischen Ureinwohnern, die Guajiros, von den Weißen über haupt nicht geschieden werden. Immerhin spielen die beiden nichteuropäischen Volkselemente in den Aufständen eine große Rolle. Sie leiden nicht unter dem Tropenklima, bleiben kräftig, wild, lebhaft und verschlagen. Sie stellen deshalb die Führer und die besten Krieger bei den Erhebungen. Die Nachkommen der Spanier aber gehen mit ihnen dabei getreulich Hand in Hand, lassen sich im Kampfe führen, stellen aber die geistigen Kräfte und bilden durch ihr« numerische Ueberzahl die Form« die die übrigen einheimischen Elemente mit umschließt. Sq steht den Fremden die geschlossene Phalanx aller Eingeborenen gegenüber, und sie wird den Amerikanern gerade so gegenüber stehen wie bisher den Spaniern. Nein, noch mehr! Mit den Spaniern verband sie dieselbe Muttersprache und derselbe Glaube. Jetzt werden sie steife Nordländer vor sich haben, dir nicht denselben Priestern folgen, wie sie, die ihre angebeteten Heiligen verachten, deren Sprache sie nicht verstehen. Und diese Fremdherren werden ihre Geschicke vollkommen und mit aller Rücksichtslosigkeit der Bankers in der Hand haben. Der Grund besitz besteht in Cüba fast nur in weiten Latifundien, und die gehören den Fremden. Die Einheimischen sind auf ihrer geringen Habe tief verschuldet, und ihre Gläubiger sind die fremden Handelsherren in den Hafenstädten. Viele der Einheimischen arbeiten besitz- und heimathlos auf den Plantagen bald im Osten, bald im Westen, und ihre Lohnherren sind die fremden Plantagenbesitzer. Aber diese Abhängigkeit erhält ihren fühlbarsten Stachel noch dadurch, daß Cuba fast alle Nahrungsmittel importiren muß. Das kubanische Ackerland dient fast nur dem Anbau von Zuckerrohr und Tabak, die ausgeführt werden, um die tägliche Nahrung dafür aus der Fremde zu beziehen. Das Schicksal aller Kubaner hängt an dem Gedeihen von Zuckerrohr und Tabak und an ihrem Weltmarktpreis, dessen beständiges Schwanken auch dem kubanischen Wirkhschaftsleben alle Ste».gleit benimmt. Der Kubaner ist nur ein Spielball der . Börsen männer. Er fühlt das täglich an seinem Leibe und wirft auf diesen allmächtigen, mit seinen Geschicken gleichgiltig spielenden Fremden einen tödilichen Haß. Die Spanier bisher, die Ameri kaner in Zukunft sipd ihm die Quelle all' seines Elends. Ihr Joch abzuschütteln, ist das Ideal seines Lebens. Banditen streiche, Raub und Einbrüche sind auch in den friedlichsten Zeiten gewöhnlich, und es bedarf nur eines Anstoßes, um diesen Kleinkrieg Einzelner zu einem Gllerillakrieg ganzer Landschaften zu entfachen. In d«n socialen Nöthen liegt die Grundursache aller kubanischen Aufstände, und sie wird die amerikanische Herrschaft schwerlich beseitigen. Gegen diese stete Bedrohung hatten sich die Spanier durch eine starke militairische Besatzung geschützt. Dieser Rückhalt wird den Amerikanern fehlen. Die Kubaner sollen sich selbst regieren und sie werden es thun, so gut sie es eben können. Zuerst wird man über den Abzug der willkürlichen, unwissenden und bestechlichen spanischen Beamten jubeln. Ein beglückender Aemter- und Titelregen wird sich über die bisher verachteten Einheimischen ergießen. Die neuen Würdenträger werden ihre Uniformen mit großem Stolz zur Schau tragen. Doch werden sic auch regieren können? Die Nachkommen der «ingewanderten Spanier, unter der Tropensonne schlaff, falsch und feige ge worden, di« Guajiros roh und geistig stumpf, die Neger zügel los und ohne Ehrgefühl, sie Alle unwissend, faul, ohne Rechts sinn und eifrig bedacht, ihr Amt finanziell auszuschlachten, sind das Elemente, die sich selbst regieren können? Wird nicht die ganze Mißwirtschaft, die uns von den süd- und mittel amerikanischen Republiken bekannt ist, auch hier ihren Einzug halten? Die VolkSmasse in ihrer Unwissenheit ein Opfer jeder politischen Schwindlers, ein Spielball der plumpesten Wahl mache, in ihrer Parteistellung durch Lug, schwindelhafte Ver sprechungen, Einschüchterung und obenan durch Baargeld be stimmt, die Parlamente ein Tummelplatz zügellosen Ehrgeizes, schrankenlosen Parteiterrorismus, selbst terrorisirt durch organi- sirte Banden der Parteihäupter und Gewaltstreiche der Truppen führer, die Beamten durch Gunst und Kauf zu ihrer Würde ge langt, unwissend, unthätig, unachtsam und dabei ehrgeizig, will kürlich, habgierig und gewaltthätig, der ganze Staat ein lächer liches Gemisch von Rohheit und Schwachheit. Die menschenleeren Urwälder, Steppen und Hochgebirge des Ostens Cubas und auch im gut bebauten Westen die Gebirgseinöden werden so gut wie selbstständig da stehen, einer urwüchsigen Anarchie sich erfreuen und die wehrlosen Landbaudistricte und mit Vorliebe die fremden, reichen Kaufherren und Plantagenbesitzer brand schatzen und plündern. Ohne Militair wird es also auch im freien Cuba nicht abgehen. Und die Heerführer werden sich nach der Art dieser halbbarbarischen Staatsgebilde schwach und un fähig gegen die Feinde, willkürlich und herrisch gegen.ihre fried lichen Landsleute bezeigen. Die amerikanischen Capitalisten werden es sich viele Versprechungen, viele Drohungen und viele Dollars kosten lassen müssen, wollen sie für die Plünderung ihrer Plantagen Genugthuung oder gar Schadenersatz haben. Die amerikanischen Konsuln werden alle Augenblicke mit den Kanonen ihrer Kriegsschiffe drohen müssen, und die Versuchung, den Scheerereien durch Annexion der Insel ein kurzes Ende zu bereiten, wird immer von Neuem an die amerikanischen Staats männer herantreten. Mittlerweile werden aber die Plünderungen in den Plantagen, das Willkürregiment, die allgemeine Rechts unsicherheit und die steten Erpressungsversuche der Beamten alle amerikanischen Culturfortschrittc erschweren, vielleicht unmöglich machen. Man denke an die benachbarten Negerrepubliken Haiti und Domingo. Sollte man die nicht für den günstigsten Tummelplatz amerikanischen Unternehmungsgeistes halten? Da gegen sind sie durch ihr Mißregiment zu einem Stück afrikanischer Barbarei in Amerika geworden. Ihr Beispiel zeigt, welche Ge fahren dem amerikanischen Capital in der freien Republik Cuba drohen. Keine rösige Zukunft ist für Cuba zu erwarten. Die Schwachheit, Unwissenheit, Armuth, Verschuldung, Heimath- losigkeit und Banditennatur der Bevölkerung, allein durch ein ebenso strenges wie gerechtes Regiment wieder gut zu machen, soll der Zuchtlosigkeit eines halb barbarischen Staatswesens und der Ausbeutung fremder Geldaristokraten ausgeliefert werden. Der Haß der Enterbten gegen ihre Herren wird durch den Gegen satz von Sprache, Sitte, Glaube und Temperament und durch die Brutalität der neuen Herren nur heftiger entflammt werden. Eine Fremdherrschaft im schlimmsten Sinne des Wortes werden die neuen Zustände sein, noch unerträglicher dadurch, daß die Beherrscher alle Rechte, aber keine Pflicht des Herrn übernehmen wollen. Darum werden sie aber'auch unfähig sein, dem Haß des Volkes zu widerstehen, dem sie keine Wohlthaten, nur Lasten bringen, das sie nur finanziell, nicht physisch beherrschen. Die freie Republik Cuba mit thatsächlicher amerikanischer Ober gewalt muß sich bald unmöglich erweisen. Entweder wirkliche Annexion durch die Union oder Herabsinken in Rohheit und Bedeutungslosigkeit, ein Zwischending ist nicht vorhanden- Deutsches Reich. * Berlin, 6. September. Nach der Besitzergreifung von Kiau tsckau hatte es sich als erstes Bedürfiniß herau«- gestellt, das in deutschen Besitz iibergegangene Gebiet genau zu vermessen, nm eine sichere Grundlage für Landverkaufe, maritime Anlagen u. s. w. zu erhalten. Es wurde ein be sonderes Bermessungscommando nach Kiautschau geschickt, 92. Jahrgang. welches au« einem Capitainlieutenant (Deimling), als Führer und Leiter der gesammten Vermessungen, 1 Lieutenant zur See al« Hilfsarbeiter, 2 Hauptleuten vom Generalstabe als Trigonometer bezw. Topographen, 1 Steuermann, 3 Signal maaten und 6 Signalgäften besteht. Ueber die Arbeiten bis Mitte Juni geht der „Nat.-Ztg." ein Bericht zu, dem wir Folgendes entnehmen: Am 18. Mat war Hauptmann a. D. von Falkenhahn contractlich als Hilfsarbeiter für die Vermessung verpflichtet worden. Durch Annahme des genannten Osficier« al« Topograph werden die Arbeiten wesentlich gefördert werden. Der Vermessung wurde ein deutschsprechender Chinese als Dolmetscher beigegeben. Bereits während des Uebernehmens der mit dem Dampfer „Apenrade" angekommenen Ausrüstung wurde mit Erkundigungsritten begonnen, so daß die eigentliche Vermessung schon am 23. Mai beginnen konnte. Da das kaiserliche Gouvernement besonderen Werth daraus legte, möglichst schnell eine genaue Karte deS Gebietes westlich der Linie Gauschan-Kuanschan zu erhalten, wurde von dem ursprünglichen Programm abgewichen und zunächst eine vorläufige Triangulation nebst zugehöriger Basismessung und Azimutbestimmung vorgenommen, um sogleich den Topographen die nöthigen festen Puncte zu liefern. Die Aufnahme des Regierungsgebietes findet im Maßstabe 1:12 500 statt, um ein möglichst genaues Bild des Geländes zu geben. Tie ferneren Aufnahmen sollen jedoch im Maßstabe 1: 25 000 ausgeführt werden. Es wurde auch ein Observatorium für astronomische Beobachtungen gebaut. Dasselbe hat einen Unterbau aus Backsteinen, hölzerne hcrunterklappbare Wände und ein verschiebbares Wellblechdach. Mit den astronomischen Beobachtungen wurde am 20. Juni begonnen. Ter Platz, aus dem das Observatorium steht, etwa 3 Morgen um- fassend, wird feiten- des Gouvernement- angekaust, auf diesem Platz fall noch ein kleiner Bau als meteorologische Station ausgeführt werden. Seit dem 15. Juni werden nämlich die meteorologijchen Beobachtungen durch die Vermessung angesiellt. Die vorhandenen, bisher dem Ober-Stabsarzt Lerche zugewiesenen Instrumente, ein Psychrometer und ein Aneroidbarometer, sind daher an die Ver messung abgegeben worden. Ein Regenmesser ist an Ort und Stelle angefertigt worden, eine Wild'sche Windfahne wird gleichfalls da>elbst hergestellt. Die Lothungen sind noch im Rückstände, da die Dampfbarkatz wegen Reparatur erst Ansang Juni eintraf, ferner Naphtha für daS Naphthaboot ebenfalls nicht früher in Tfintau eingetroffen war. Die Dampsbarkaß mutzte den grötzten Theil der Strecke vou Shanghai nach Tfintau durch den Dampfer „Apenrade" geschleppt werden, da bereits nach elsstündiger Fahrt der Windkessel der Dampfspeisepumpe geplatzt war. Ein neuer Windkessel wurde von Shanghai beschafft. * Berlin, 6. September. Die Korvette „Olga", welche am 22. Juni Wilhelmshaven zur wissenschaftlichen Untersuchung der Fischgründe des arktischen Seegebietes zwischen der Nordküste Norwegens und Spitzbergens verließ, ist, wie schon telegraphisch mitgetheilt wurde, unter Führung ihres im hohen Norden zum Corvettencapitain beförderten Commandanten von Dassel wohlbehalten wieder eingetroffen, wie man hört, mit reicher Beute an werthvollem Material, dessen Sichtung die Leiter der wissenschaftlichen Seite, Dr. Hartlaub vom biologischen Institut in Helgoland und der Vorstand des Seefischereivereins Capitain z. S. a. D. Dittmer nunmehr vor nehmen werden. Den späteren Veröffentlichungen der Ergeb nisse dieser vom Reichsmarineamt unterstützten und geförderten Expedition darf mit großem Interesse von Seiten der Hoch seefischerei-Interessenten entgegen gesehen werden. Die Reise der „Olga" nach dem hohen Norden — das Schiff erreichte den 79. Breitengrad — ist von hoher wirthschaftlicher Bedeutung, da die unternommenen Fischzüge auf einen großen Fischreichthum der nördlichen Gewässer schließen lassen. Das Grundschleppnetz konnte, wie der „Wes.-Ztg." geschrieben wird, oft schon nach einstündigem Schleppen mit reichem Fang einge holt werden, so daß es an frischer Fischkost für die 280 Mann starke Besatzung nicht mangelte. Die „Olga" hat auch längeren Aufenthalt in der Adventbai genommen, welche alle Eigenschaften eines Schutzhafens besitzen soll. Auch die Bäreninsel ist durch quert worden und hier, wie in Spitzbergen, sind offen zu Tage tretende Kohlenläger aufgefunden. Die Temperatur während des zweimonatlichen Aufenthaltes im arktischen Gebiete war nie Feurllstsir. von -er Mahdia. Nochdruck verboten. Der Fast Khartums lenkt die Augen auf bald zwanzig Jahr« zurück. Anfang der Mer Jahre machte ein Derwisch, Namens Mohammed Ahmed, in Oberegypten und dem Sudan von sich reden. Er durchpilgerte das Gebiet der Nielquellen, kam nach Kordofan und wandte sich dann nach El-Obeid. Ueberall klagt: er über den Verfall der Religion, über die Fälschung des Glaubens und meinte, daß die Bewohner Freunde der Christen geworden seien. Seine flammende Rede, seine asketische Lebens weise gewannen ihm viele Anhänger, denen er «inen Schwur ab nahm, ihm treu zu bleiben. Die egyptische Regierung wurde vor dem Derwisch gewarnt, aber sie that nichts, und erst als er sich auf die Insel Aba im weißen Flusse zurückzog, als seine Anhängerschaft immer mehr wuchs, da lud ihn der General- Gouverneur Rauf Pascha ein, ihn in Chartum zu besuchen. Mohammed Ahmed kam nicht. Nun schickte Rauf Pascha zwei Compagnien aus, um den Derwisch zu fangen. Allein die Hauptleute Ware» unter sich uneinig und so war es den An hängern Mohammed'« rin Leichte«, die Soldaten zu schlagen und zwar mit Stöcken zu erschlagen, denn wir der Prophet es be fohlen, so sollten seine Anhänger ebenfalls nur mit den Stöcken und Lanzen kämpfen. Dieser Sieg dr- Derwischs erhöhte sein Ansehen und nun bekannten sich seine Anhänger offen zu ihm. Alle rxistenzlose» Persone», Sklaven und Sklavenhändler schaarten sich um ihn Und der Mahdi, den Namen hatte sich Mohammed Ahmed beigelegt, weckte in ihnen den größten Fanatismus. Ende Juli 1881 waren die beide» Compagnien egyptische Truppen bei «da geschlagen worden. Im Derember 1881 ver suchte Raschid Bey, der Mudir von tzaschoda, auf eigene Faust den Mahdi zu besiegen. Aber dieser vernichtete die Egypter und dabei fiel auch der Deutsche Berghoff, der Sclaverei- inspector in Faschoda. Im März 1882 verließ Busses Pascha Schrllali Chartum und zog mit 4000 Mann dem Mahdi ent gegen und von El-Obeid zog Abdullahi heran. Bei einigem Handinhandgehen würde der Sieg über den Mahdi zweifellos gewesen sein, indessen Aussef's Soldaten zerstreuten sich und Abdullahi stürzte zu Beginn des Feldzuges vom Pferde, ein so übles Vorzeichen, daß seine Anhänger den Muth verloren. Der Mahdi hatte unterdessen die Kriegstrommel gerührt und schaarenweise strömten ihm die Völker zu. Die Schlacht fand am 7. Juni 1882 bei Gadir statt. Der Mahdi siegte vollständig und damit fiel ihm Kordofan in die Hände. Nun hemmte nichts mehr seinen Siegeslauf. Die wenigen Plätze mit Garnisonen, Ashaf, Sehatt, Teiara, wurden genommen und bald erschien Mohammed Ahmed vor El-Obeid. Er glaubte jetzt selbsi an seine göttliche Mission. Sein Aussehen war schwarz, seine Gestalt kräftig. Wenn er lachte, wurde eine Reihe weißer Zähne sichtbar, von denen die beiden oberen Mittelzähne eine Spalte bildeten. Eine solche Zahnstellung galt im Sudan als glück verheißend. Er hatte ohne Zweifel eine gute Schule genossen und konnte sich sehr gewählt ausdrücken. Seine von ihm ge schriebenen Zettel wurden als Amulette gegen Krankheiten gebraucht. Der Mahdi richtete sein Heer nach dem Vorbilde des Pro pheten ein. Er ernannte drei Chalifen, die er aus drei Stämmen nahm, wodurch er sich die Stämme unterthan machte. Diele Chalifen waren seine Heerführer. Sein Regiment war streng und die Uebungen der Religion wurden fleißig beobachtet, da gegen wurde für Wissenschaft und Schule nur wenig gethan. Kriegerisch« Exercitien waren die Hauptsache und die Ver sprechungen auf rin Paradies im Jenseit» fachten den Fanatis mus immer mehr an. Zu seinen Anhängern waren nach und nach auch di« reichen Kaufleute und Besitzer geworden, einige kleine Fürsten hatten sich freiwillig unterworfen und e- herrschte ein Ueberfluß an Nahrung. Mn diesen Anhängern rückte der Mahdi nach DeleM und Birket. Delem wurde bald genommen Und mit ihm siel die katholisch« Mission mit ihren Brüder» und Schwestern in die Hände de- Mabdi. Indessen war es für den Mahd! von Wichtigkeit, sich in oen Besitz El-Obe!dS zu setzen. Im September wurde Alles vorbereitet, der Mudir, Befehlshaber, Mohammed Said Pascha, that Alles, um die Stadl zu befestigen und zu halten. Da ging am 7. September die gesammte Einwohnerschaft zum Mahdi über. Heldenmllthig vertheidigte Said die Festung, die Mahdisten füllten die Wall gräben mit ihren Leichen, immer neue Streiter rückten heran, doch Said hielt sich wacker. Seine gut geschulten Truppen, seine Gewehre und Geschütze gaben ihm einen großen Vorsprung. Er machte einen Ausfall und schon wich der Mahdi zurück. Haushoch lagen die Leichen in den Straßen. Said war im Vortheil. Aber er konnte ihn nicht ausnutzen. Er verfolgte den Mahdi nicht. Noch hätte vielleicht durch einen entscheidenden Schlag die ganze Mahdia zerstört werden können. Die Ueber- läufer von Obeid hielten ihn zurück. Das machte Mohammed Ahmed wieder Muth. Er zog sich zwar zurück, Gefestigte aber in der Nähe sein Lager und beschloß, El-Obeid auszuhungern. Es gelang ihm. Vvn Chartum kam kein Entsatz, die Expedition Hicks Pascha war noch nicht gebildet. So unterlag der tapfere Said. Am 3. Januar 1883 fiel Bara, am 19. Januar El- Obeid und siegestrunken zog der Mahdi in die Hauptstadt de? Sudan ein. Said Pascha fiel in seine Hände und wurde grau sam mit Beilen getödtct. Nun gab eS kein Halten mehr. Slatin Bey in Darfur kündigte seine Unterwerfung an, was ihm freilich nicht viel nützte. Er wurde später als Gefangener behandelt, entfloh aber, und ist jetzt ein Hauptführer im Kampfe gegen die Mahdia. Inzwischen war Hicks Pascha aufgebrochen. Allein seine Truppen waren nicht die besten, auch machte man ihm eine gewisse Vertrauensseligkeit zum Vorwurf. Durch Gefangene und Ueberläufer, darunter Gustav Klotz, ein Diener des Barons Seckendorf, der beim Mahd! angelangt, um sich zu retten, Moslem wurde, erfuhr der Mahdi, daß bei Hick's Armee nicht Alles in Ordnung sei, und so beschloß der Mahki, eine Schlacht zu schlagen. Drei, vier Tage wurde gekämpft, endlich am 6. November war die Schlacht entschieden. Nur ein Hause war noch im Walde von Scheikan. Dort war es, wo die Fogara übet den letzten Rest und die europäischen Officiere herfielen und sie Mit ihren Lanzen tödteten, am 6. November 1883. Nach dem Zeugnisse der Feinde selbst fielen die europäischen Officiere al- Helden. General Hicks feuerte, nachdem ^schon Alles verloren war, mit seinem Revolver, bis er keine Munition mehr hatte. Dann erwartete er mit dem Säbel in der Rechten die anstürmen den Feinde. Als sein Pferd auf dem Rücken verwundet wurde, stieg er ab und vertheidigte sich mit dem Säbel, bis er, von Lanzen durchbohrt, fiel. Allgemein war die Bewunderung des Heldenmuthes dieser Braven. Nach der grausamen Nieder- metzelung wurden die Leichen geplündert und nackt au-gezogen. Augenzeugen erzählten noch lange von dem schauderhaften An blicke, den die Leichen mit den klaffenden Wunden und mit Blut bedeckt darboten. Die Barbaren durchstachen die Leichen mit ihren Lanzen, um sich am Anblicke ihrer Eingeweide zu ergötzen. Die Fogara lachten noch lange über das gelblich« Fett der Türken, das sich unter den offenen Wunden zeigte. Baron Seckendorf, der sich durch seinen riesigen Körper von Allen abhob, schlug man den Kopf ab und bracht« ihn zum Mahdi; man hielt ihn für General HickS. Anfang 1884 ging das Gerücht durch die Reihen der Ge fangenen, daß Gordon Pascha nach Chartum käme. Alle Herzen wurden froher und die Hoffnung auf Erlösung belebte die Gemüther. Es gelangten Briefe der Engländer nach Obeid, in welchen Muth und Ausdauer anempfohlen wurde. Allein Gordon kam ohne Soldaten, oder wenigstens ohne englische. Fünfhundert englische Rothröcke und der gefürchtete Gordon hätten gewiß Wunder gewirkt, aber Gordon kam ohne sie, und al- sie schließlich zwei Tage nach dem Falle Chartums kamen, da war e- zu spät, sie kehrten schleunigst mit ihren Dampfern um Schon Ende September 1884 machten die Mahdisten dir Umgegend von Chartum und die Ortschaften unterhalb de: Stadt unsicher. Ein Theil der Bewohnerschaft Khartums ging zum Mahdi über, dieMänner kämpften unter desMahdis Fahnen, die Weiber und Kinder aßen von Gordon's Tische. Gordon's Großherzigkeit kannte keine Grenzen. Da geschah der erste Streich. Sin Dampfer, „Abbos", de» SotdoN de» Nil hinunter- sandte, stieß an einen Felsen. Unter heuchlerischen Vor spiegelungen wurde die englische Mannschaft nach dem Ufer gelockt und hier schmählich ermordet. Gordon's Schmerz war ein großer. Seine eigenen Truppen wurden unwirsch, da er die vielen Mäuler futterte und sie hungerten. Der Mahdi Zog immer Näher und am 23. Oktober 1884 traf er vor Omdurman, der Nachbarstadt Chartums, ein. Am 5. Januar 1885 fiel Omdurman und nun rüsteten sich die Madhisten zum Sturm auf Chartum. Immer wieder stieg Gordon auf die Terrasse und spähte nach Norden, von wo Hilfe kommen
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