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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981124014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898112401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898112401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-11
- Tag1898-11-24
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Neclamen unter dem Redactionsstrich l4ge- spalten) bO iZ, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zifferujatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l SO.—, mit Postbeförderuag 70.—. Anvahmeschluß für Anzeige«: Abend-Ausgab«: Vormittags 10 UhL Morgen-Ausgabe: Nachmittag« SUHL Bet den Filialen und Annahmestellen je rin« halb« Stunde früher. Anzeigen sind stets an dk Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz tn Leipzig 595. Jahrgang. Donnerstag den 24. November 1898. Zocialdemokratische ^remdbrüderlichkeit nnd Heuchelei. Der „Vorwärts" kann eS nicht verwinden, daß der DreyfuS-Handel nicht in Deutschland, sondern im ge lobten Lande republikanischer Freiheit, Gleichheit und Brüder lichkeit spielt. Um sich einigermaßen zu trösten, bat der „Vorwärts" vor Kurzem den Fall Zielen dem Dreyfus- Proceß an die Seite gestellt, obwohl — wie wir damals nachwiesen — bei der Angelegenheit Zielen schlimmsten Falls von einem im guten Glauben begangenen, zedeS politischen Charakters entbehrenden Justizirrlbum gesprochen werden darf, während DreyfuS aus politischen Gründen in gesetz widriger Form und auf Grund gefälschter Schriftstücke ver- urtheilt worden ist. Nachdem der „Vorwärts" gesehen, wie wenig mit der Gegenübelstellung des DreyfuS-ProceffeS und des Zieten-ProcesseS „gemacht" werden kann, mißbraucht er den eben in Leipzig verbandelten LandeSverrathsproceß dazu, einen ähnlichen Vergleich zu ziehen. Den Vorwand hierfür liefert der Ausschluß der Oefsentlichkeit im letzteren Proccß, Uber den der „Vorwärts" sich folgender maßen auSläßt: „Es handelte sich um eine ganz gemeine Spionen-Assaire, eine jener Affairen, die das Jahr zu Dutzenden Vorkommen und von denen die eine der anderen gleicht wie ein Ei dem andern. Trotzdem wurde die Oefsentlichkeit ausgeschlossen — worüber wir unS nicht wundern, da das Departement der militairischen Spionage für alle Staaten ohne Ausnahme eine partis donteuss ist, das heißt eine Schmutzerei, deren jede Re gierung sich schämt, obgleich sie ihrer zu bedürfen glaubt. Wes halb wir der Sache erwähnen, daS hat einen anderen Grund. Keine der deutschen Zeitungen, die seit einem Jahr Ströme von Tinte und Centner von Druckerschwärze dazu verwandt haben, um die Ausschließung der Oefsentlichkeit in einem französischen Spionrnproceß gebührend zu brandmarken, hat auch nur mit einem Wort den Ausschluß der Oefsentlichkeit in diesem, wie so ziemlich in allen deutschen Spionenprocessen gerügt. ES bestätigt dies von Neuem die alte Beobachtung, daß es weit leichter ist, die Wahrheit und daS Recht in der Ferne zu sehen als in der Nähe. Und wir hatten ja schon des Oefteren Gelegenheit, den Nachweis zu liefern, daß die Presse in politischen Ländern sich ihren Radikalismus für daS Ausland oufspart und ihren Serv lismus nach Innen mit diesem Export-RadicaliSmuS zu verdecken sucht. Die russische Regierungspresse schreibt über England, Deutschland und Frankreich so radikale Artikel, daß wir sie nicht radikaler schreiben könnten. Im Innern des Knutenreichs aber ist alles gut, edel und schön. Etwas von dieser russischen Art hat auch ein sehr großer Theil der deutschen Presse, und zwar die fortschrittliche und bürgerlich demokratische nicht ausgeschlossen. Gewiß ist der Ausschluß der Oefsentlichkeit in Spionenprocessen ein Schlag InS Gesicht des Princips der Oesfentlichkrit, das die einzige sichere Bürgschaft des Rechts und einer unparteiischen Rechts- pflege ist; aber wenn es daS für Frankreich gilt, daun natürlich auch für Deutschland. Statt mit zwei Maßen zu messen und die Logik mit Füßen zu treten, ist eS die Pflicht der freien Kritik, anzuerkennen, daß der Ausschluß der Oefsentlichkeit bei Spionenprocessen sich auS der Art des Verbrechens selbst ergiebt, an dem die Regierung Les anklagenden Staats ebensowohl betheiligt ist, wie die Regierung des Staat», dem der Angeklagte angehört oder in dessen Interesse er sein schmutziges Handwerk grübt hat. Wir geben zu: die Regierungen können den Spionagedienst, den sie alle gleichmäßig ausgebildet haben, unmöglich der Leffentlichkeit preis geben. Allein folgt daraus, daß der Ausschluß der Oefsentlichkeit in Spionenprocessen zu billigen ist? Mit Nichten I Der vernünftige Schluß ist: weg mit dem System, auS dem der Unfug des Spionagedienste» hervorgegangen ist; und weg mit der Politik, welche auf jene» System sich stützt. Das System ist da» deS Mili tarismus und der stehenden Heere, und die Politik die der Unter- Lrückung nach Innen und der Verhetzung nach Außen. Das ist e-, wa» die Socialdrmokratie erstrebt, und unter sämmt- lichen Parteien sie allein." Abgesehen davon, daß am DreyfnS-Proceß viel weniger der Ausschluß der Oefsentlichkeit, als die Verletzung der Rechtssormen und die Fälschung der Beweismittel gebrand- markt wurde, soll der Ausschluß der Oefsentlichkeit in LanveSverralbSprocessen doch nicht verhüten, daß der Spionage dienst „der Oeffenllichkeit preisgegcben werde," sondern man will damit verhüten, daß militairische Dinge bekannt werden, deren Geheimhaltung die militairische Sicherung des Lande« verlangt. Dieser Grund zum Ausschlüsse der Oeffenllichkeit in solchen Fällen ist so unantastbar, daß der „Vorwärts" sich gcnöthigt sieht, sich zu stellen, als kenne er ihn nicht, und einen falschen Grund vorzuspiegeln, um den Ausschluß der Oefsentlichkeit in Landesvcrraths- processen nicht „billigen" zu muffen. Daß die Un parteilichkeit der Rechtspflege den Spionen gegenüber unter dem Ausschluffe der Oeffenllichkeit notbwendig leide, wie der „Vorwärts" behauptet, ist eine ebenso dreiste wie unbe gründete Verdächtigung deS Reichsgerichts. Im Uebrigen ist hinsichtlich deS PrincipS der Oeffenllichkeit die socialdemokratische Praxis der reine Hohn auf Vie socialdrmokratische Theorie. Das Hal sich erst am letzten Sonntag wieder in Dortmund gezeigt, wo der Parteicassirer Ge risch in einer Krcisconferenz deö Wahlkreises Dortmund erklärte: Der social demokratische Parteivorstand habe eS einstimmig und entschieden abgelebnt, weiter die Verantwortung für die Thätigkeit vr. Lütgenau'S in einer Parteistellunz zu tragen; die Gründe seiner Entschließung öffentlich dar- zulegen, lehne der Parteivorstand im Partei- wie im persönlichen Interesse Lütgenau'S ab. So berichtet wörtlich der „Vorwärts"! Demnach darf nach socialbemo- kratischer Anschauung zu Gunsten einer Partei und einer Person dem Princip der Oeffenllichkeit „ins Gesicht geschlagen" werden; wenn aber da« StaatSinteressr in einer Lanves- verrathSsache den Ausschluß der Oefsentlichkeit gebieterisch fordert, dann versagt die Socialdemokrati: ihre „Billigung". DaS ist die Gerechtigkeit des ZukuastsstaateS. Gründung einer Ortsgruppe Leipzig -es Ostmarkenvereins. Der Verein deutscher Studenten in Leipzig hat dieser Tage einen Aufruf veröffentlicht, in dem die Com- militonen aufgesordert werden, sich über die Bestrebungen deS Vereins zur Förderung des Deutschthums in den Ost marken zu unterrichten, in ihren Kreisen daS Ver- ständniß für diese Bestrebungen verbreiten und so der Gründung einer Ortsgruppe Leipzig des Ostmarken- Vereins den Boden ebnen zu belfen. Wie wir hören, sind die Vorbereitungen zu dieser Gründung so weit gediehen, daß letztere in nächster Zeit erfolgen kann. Ueber den Zweck und daS segensreiche Wirken des Verein- sind unsere Leser so gründlich unterrichtet, daß eS weiterer Aufklärung nicht bedarf, um sie für die Bildung einer Ortsgruppe Leipzig zu erwärmen. Es wird genügen, sie aus einen Bericht im Octoberbeft der „Ostmark" über die Erfolge der von Freunden deS Vereins in anderen Städten deS Königreichs Sachsen betriebenen Werbungen und aus die Hoffnungen hinzuweisen, die man gerade auf Leipzig setzt. Es heißt in dem Berichte: „Unsere Tbätigkeit im Königreich Sacksen war früher dadurch behindert gewesen, daß daü dortige Verelns- gesctz die Bildung von Ortsgruppen — und diese können stet- schon infolge ihrer festeren Organisation unsere Bestrebungen am wirksamsten vertreten — nicht zuließ. Nachdem nun aber durch die gesetzgeberischen Maßnahmen der letzten Monate dieses Hinderniß beseitigt war, galt es, die neue günstige Situation auszunutzen. Zuerst in Sebnitz bot sich Gelegenheit, die Gründung einer Ortsgruppe in die Wege zu leiten. Dieser schöne Erfolg ist um so erfreulicher, als wir bisher nur über eine geringe An zahl von Anhängern dort verfügten. Jedenfalls wird daher der 30. September 1898, an dem Herr Rector Keller dort unter lautem Beifall in dem Saale der „Stadt Dresden" sprach, in der Geschichte unseres Vereins ein Merk- und Ehrentag sein! In Döbeln, das dann an die Reihe kam, hatte Herr Oberlehrer vr. Wagner die Vorbereitungen mit dankenswerther Bereitwilligkeit übernommen. Die Zahl der Mitglieder, die noch am selben Abende ihren Beitritt er klärten, ist so stattlich, daß auch hier der Zusammen- schlnß zu einem besonderen Zweigverein wohl nur eine Frage der allernächsten Zeit ist. Von dort führte Herrn Keller der Nciseplan nach Chemnitz. Eben hier sind seit Jahr und Tag angesehene patriotische Männer, wie DiakonuS Vr. Graf, Herr vr. muck. Lobeck und der treue literarische Helfer des Fürsten Bismarck, Professor vr. Horst Hohl, aufopfernd für die Verbreitung unserer Bestrebungen thätig. Trotz der Versuche der Tschechen und Polen — die an keinem dieser Vortragsabende völlig fehlten, diesmal aber be sonders zahlreich waren — hatte der Redner in dem Börsensaal, der fast bis auf den letzten Platz besetzt war, durchschlagenden Erfolg. Die Ortsgruppe, deren Bildung sofort ins Auge gefaßt wurde, wird übrigen« von vornherein mit einem äußerst starken Mitgliederbestand inS Leben treten. — Am folgenden Tage — am 4. October — fand darauf eine Versammlung in Zwickau statt. Vor und während der Reise batte überall die nationale Presse Herrn Keller durch Hinweisung auf seine Vorträge überaus wirksam unterstützt. Hier in Zwickau hatte sie weit über daS Maß deS üblichen Entgegenkommens hinaus durch vorbereitende Artikel dem Vortragenden vorgearbeitet. Und als ebenso rührig erwies sich die nationale Bürgerschaft. Ein Comilö von über dreißig Mitgliedern aller Berufs- und Lebensstellungen — an der Spitze Herr Oberbürgermeister Keil — halte die Versamm lung in besonders großartiger Weise inscenirt. Allen diesen opfecfreudigen Bemühungen entsprach denn auch der Erfolg. Noch am selben Abend traten über ILO Mitglieder dem Verein bei; zugleich wurde hier ebenso wie in Sebnxtz und Cbemnitz zur Gründung einer Ortsgruppe geschritten. — Einen sehr erfreulichen Verlauf nahm dann eine Versammlung in Plauen. Dort hatte Herr Kauf mann Findeisen die Vorbereitungen getroffen. In dem Saale der „Freundschaft" war eine außerordentlich zahl reiche Zuhörerschaft erschienen. Wie aber der Geist war, der diese Menge erfüllte, daS zeigte der einstimmige Beschluß der dortigen 600 Mitglieder umfassenden Ortsgruppe deS Alldeutschen Verbandes, lammt und sonders unserem Vereine beizutrelen. Daß diese wahrhaft nationale Kundgebung mit besonderem Jubel begrüßt wurde, wird Jeder verstehen, der in dem Zusammenwirken aller nationalen Vereine einen schönen Gewinn der letzten Jahre sieht. Die letzte Stadt im Königreich Sachsen, die das Reiseziel des Herrn Keller war, war die Residenz. Dort hatte unser Verein schon seit längerer Zeit eine ansebn- liche und rührige kleine Gemeinde. General von Kufferow und andere Freunde in Dresden halten eS auch wabrlich nicht an Mühe fehlen lassen, dem Redner die äußeren Cbancen deS Erfolges zu sichern. Daß sich aber ein so auSerwäblteS Publicum einfinden und daß von 500 Zuhörern sofort 200 Mitglieder der zu bildenden Ortsgruppe beitreten würden, das batte schwerlich Jemand zu hoffen gewagt... Erwägt man, ans welche Ursachen die einzig großen Erfolge dieser Reise zurückzehen, so muß man in Anrechnung bringen, daß daS Königreich Sachsen sich vor anderen deutschen Staaten durch einen glühenden Patriotismus auSzeichnet. Bor dem RalhhauS der Stadt, vor deren Tboren die große Völkerschlacht ausgefochten wurde, erhebt sich jenes herrliche Denkmal an den Krieg von 1870 mit seinen tiefempfundenen Denkversen, von denen der, der die Enkel auffordert, über Schwererrungenem treu zu walten, den Bewohnern deS zewerbfleißigen Landes längst in Fleisch und Blut übergegangen ist!" Wa- der Verein von Leipzig specicll erwartet, ergiebt sich auf folgender Stelle des Berichtes: „Nicht berührt wurde auf dieser Reise di« Stadt des Königreichs Sachsen, der, was patriotische Begeisterung anbelangt, viele Kenner deutschen Landes die Palme zurrkennen: Leipzig. Für Leipzig wird nämlich im Lause deS Wintersemesters, wenn die aka demische Jugend zur Stelle ist, eine besondere Action geplant; wir wären unseren zahlreichen Mitgliedern und Vertrauensmännern dort in der That sehr dankbar, wenn sie in stiller Arbeit «ns die Aus führung unsere« Plane« erleichterten." Diese stille Arbeit ist, wie gesagt, bereits gethan; wir sind der festen Ueberzeugung, daß sie reiche Früchte tragen und Leipzig des Lobes würdig zeigen werde, daS ihm in den citirten Zeilen gespendet wird. Deutsches Reich. v. 8. Berlin. 23. November. (Die neuen Flagg- officiere der Marine.) Nach der Ernennung der Capitaine zur See v. Wietersheim und v. Schuckmann zu Contre- admiralen und mit dem Ausscheiden deS ContreadmiralS Baraudon auS derMarine zählt die deutscheMarine nunmehr 17 Flaagosficiere, nämlich 2 Admirale, 3 Viceadmirale und 12 Coutreadmirale. Ein« so hohe Zahl von Flaggofsicieren bat unsere Marine wohl noch nicht aufzuweiien gehabt. Contreadmiral v. Wietersheim ist am 22. September 1869 Unterlirutenant zur See geworden, avancirte am 22. Juni 1871 zum Lieutenannt zur See und am IS. September 1876 zum Capitainlientenant. Al« solcher ist er Mitglied der Artillerie - Prüfungscommission gewesen. Zum Corvetten- capitain wurde er am 16. August 1883 befördert; er war als solcher 1. Ossicier auf der Kreuzerfrcgatte „Moltke" (Seecadetten-Schulschiff), dann commandirte er den kleinen Kreuzer „Adler" auf der australischen Station und batte darauf daS Commando über die 1. Abtheilung der I. Matrosen - Division. Als Capitain zur See, zu welcher Charge er am Geburtstage deS Kaisers im Jahre 1890 aufrückte, war er zunächst Commandant des Panzerschiffes „Oldenburg", sodann Commandeur der II. Werstdivision und darauf Commandant dcs Schulschiffes „Stein", später Depotinspecteur und zuletzt Oberwerftdirector der Werft zu Danzig, dis er mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Cbcfs der 2. Division deS I. Geschwaders beauf tragt wurde. Mit seiner Ernennung zum Contreadmiral ist gleichzeitig die zum Chef der 2. Division I. Geschwaders er folgt. Contreadmiral v. Echuckmann (Hugo) ist, wie v. Wietersheim, am 22. September 1869 Unterlieutenant zur See, am 22. September 1871 Lieutenant zur See und am 19.September 1876 Capitainlieutenantgeworden. AlsCavitain- lieutenant war er Jnstructor auf dem Artillerieschiff „Mars". Am 16. August 1883 ebenfalls wie von Wietersheim zum Corvettcncapitain befördert, hat er den kleinen Kreuzer „Habicht" commandirt (auf der westafrikanischen Station), dann wurde er AuSrüstungSdirector der Werft zu Wilbelms- baven, hierauf kam er zur Admiralität nach Berlin. Als Capitain zur See, zu welcher Charge er am 4. Februar 1890 befördert wurde, commandirte er zunächst da« Panzerschiff „Bayern", sodann war er bei der SchiffprüfungS-Commission thätig, Commandeur der I. Matrosendivision, Commandant deS „Stosch" und zuletzt Oberwerftdirector der Werft zu Wilhelmshaven. Unter anderen Orden, die ihn zieren, besitzt er auch die Rettungsmedaille am Bande. Farrillatsn. Mark Twain. . Nachdruck verbot«!. Mark Twain ist für uns schon lange kein Fremder mehr. Er ist durch seine Schnurren und wundersamen Geschichten in Deutschland zu sehr bekannt geworden, um nicht sagen zu können, daß er unS längst ein willkommener Freund ist. Seine zahl reichen Schriften sind in Deutschland stark verbreitet, und wo man sich an einem kräftigen, gesunden Humor ergötzen will, greift man zu seinem Tom Sawyer, Huckleberry Finn, Skizzen buch u. s. w. Das neue Buch, welches die Verlagshandlung von Robert Lutz in Stuttgart auf dm Markt bringt, behandelt seine „Reise um die Welt". Man wird sich erinnern, daß Mark Twain, mit seinem bürgerlichen Namen Clemens geheißen, Theilhaber einer größeren amerikanischen Firma war, daß er bei dem ConcurS dieser Firma sein ganze» Vermögen vrrlor und daß er, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, eine VorlesungS-Tournöe um die Welt unternahm. Wa« er auf dieser Reis« um die Welt bemerkte und wa« er mit seinen klaren und durchdringenden Augen sah, da« schrieb er auf, ließ e» drucken, just so, daß der dicke, hübsch gebundene Band den Weihnachts tisch zieren konnte. In diesem neuen Buche ist Mark Twain eigentlich nicht auf allen Seiten der Witzbold, wie wir ihn sonst kennen, sondern er steckt auch manchmal eine ernste Miene auf, ohne freilich den Schalk gane verleugnen zu können. Trrifen wir doch hier und da «in Capitel herau«. Mark Twain kommt auch nach Neuseeland. Wenn je ein Land sich in wrnigen Jahrzehntm entwickelt hat, so ist r« Neu seeland. Kaum ein Land der Vereinigten Staaten hat einen so schnkllen Fortschritt aufzuweisen. Dor 30 Jahren bewohnten diese« Parodie« die Maori», ein wilder Menschmstamm, so wild, daß sie ihre Feinde am gemüthltchen Herdfeuer rösteten und mit besondtrrm Vergnügen verzehrten. In den vierziger Jahren faßten die Engländer festen Fuß auf diesem lieblichen Eiland, bekämpften die Einwohner und schlugen sich mit ihnen nach allen Regeln der Kunst. Im Jahre 1864 war di« Hauptschlacht. Seit dieser Zeit sind die Weißen die Herrscher, aber die Maoris sind nicht die Unter jochten, sondern gleichberechtigt, man hat sie gewaltsam civilisirt. Jetzt wählen sie sogar mit zum Parlament und zu den 70 weißen Abgeordneten gesellen sich auch vier Maoris, di« übrigens auch von ihren Weibern mitgewählt sind, denn auf Neuseeland haben die Frauen unbeschränktes passives Wahlrecht. Nun finden sich in Wellington, einer Stadt Neuseelands, zwei Denkmäler, eines für die im Kampfe 1864 gefallenen Eng länder und eines für die 30—40 Maoris, die im gleichen Kampfe an der Seite der Engländer gegen ihre Landsleute fochten. Nicht mit Unrecht entrüstet sich Mark Twain hierüber und möchte am liebsten diese« Denkmal von Volks- und Landesverrath mit Dynamit in die Luft sprengen. Interessant ist Das, was er llb«r di« Thugs in Indien erzählt. Die ältere Generation wird sich aus Eugen Sue's Roman „Der ewige Jude" de« Indiers Feringhae erinnern, der als Haupt der Thugs seinen Landsleuten nachstellt und etwa an die hundert Morde auf seinem weiten Gewissen hat. In der That ist Feringhae ein historisch« Person. Mayor Slceman» der 1842 von der englischen Regierung mit der Ausrottung der Thugs beauftragt wurde, benutzte diesen Feringhae al« Kronzeugen und Hauptspion, um sich der sämmtlichen Mitglieder des Bundes der Thugs, die «inen besonderen Gott, Bhowanee, anbeteten, zu ver sichern. Diese Thug« tödteten aus reiner Mordlust und Raub gier Alles, was sie nur, ohne Gefahr, erreichen konnten, indem sie ihrem Opfer von hinten ein geheiligtes Tuch um den Hals schlangen und eS erdrosselten. Lautlos mußte es geschehen, das war der Tric bei der Sache. Die Thugs unternahmen ganze Raubzüge. In einem Jahre tödteten zum Beispiel allein die sechs Banden von Bundekkund und Gwalier, welche zusammen 712 Köpfe zählten, 210 Menschen. Die Thug« von Molwa und Kan- diisch waren 702 Mann stark und mordeten 232. Di« Kandiisch- und Berar-Banden, 963 an der Zahl, brachten 385 Leute um. Mit solchen belehrenden und interessanten Schilderungen ist das Buch vielfach angefüllt, aber des Lustigen und Satirischen giebt es genug darin. Im Jahre 1870 kam ein junger Fremdling nach Sidney und begann alsbald eine Beschäftigung zu suchen; aber er kannte Niemand, hatte auch keine Empfehlungsbriefe, und bekam daher keine Arbeit. Zuerst wollte er ziemlich hoch hinaus, aber als die Zeit verging und sein Geld mehr und mehr zusammenschmolz, nahmen auch seine Ansprüche ab. Schließlich würde er gern jede Dienstleistung übernommen haben, um nur sein tägliches Brod und ein Obdach zu finden; aber das Glück war ihm abhold, nirgends wollte sich eine Aussicht «röffnen. Endlich war auch sein letztes Geld ausgegeben; er irrte den ganzen Tag und die folgende Nacht auf den Straßen umher und zerbrach sich den Kopf, was er anfangen sollte. Alles Denken war umsonst, es fiel ihm nichts ein, und sein Hunger wuchs von Stund« zu Stunde. In der Morgendämmerung schweifte er ziellos außerhalb der Stadt am Hafen umher und sah einen Schiffer schlaftrunken am Ufer sitzen. Als er an ihm vorüberkam, blickte der Mann auf und rief ihm zu: „Heda, junger Bursche, nehmt einmal meine Angel ein Weilchen, vielleicht bringt mir das Glück." „Wenn's Euch aber Unglück brächte?" „DaS glaub' ich kaum. Schlimmer wie's heute Nacht gewesen ist, kann's sowieso nicht werden. Also versucht'» nur getrost." „Gut, es gilt. Aber was bekomm' ich dafür?" „Den Haifisch, wenn Ihr einen fangt." „Einverstanden! Ich glaub', ich würd' ihn verzehren sammt allen Gräten. Her mit der Angel!" „Da habt Ihr Alles. Jetzt geh' ich «ine Strecke weiter, um Euch den Fang nicht zu verderben, denn ich weiß aus Erfahrung — oho! zieht die Leine ein, rasch, rasch, ein Fisch hat angebiffen. Hab' mir's doch gleich gedacht! Sobald ich Euch zu Gesicht be kam, wußt' ich, daß Ihr ein Glückskind seid. Nun, da haben wir ihn ja — am Land ist er!" Es war rin ungewöhnlich großer Hai, wobl neunzehn Fuß lang, wie der Fischer sagte, während er dem Lhier den Bauch aufschnitt. „Nehmt nur Alles heraus, junger Mann; eS finden sich da manchmal Ding«, die gar nicht zu verachten sind. Ich will einst weilen einen neuen Ködet aus dem Korb holen und dann ver suchen, ob mir das Glück jetzt um Euretwillen günstig ist." Als der Fischer wiederkam, hatte sich der Fremde eben die Hände gewaschen und schickte sich an, zur Stadt zurückzukehren. „Was, Ihr wollt fort?" „Ja. Lebt wohl!" „Aber, wie wird's mit dem Haifisch?" „Was soll mir der Fisch nützen?" „Viel, sehr viel. Ihr seid mir der Rechte? Wißt Ihr denn nicht, daß die Regierung Euch achtzig Schilling Belohnung dafür zahlt? In klingender Münze. Na, was sagt Ihr dazu?" „Laßt Euch das Geld auszahlen." „Und soll ich's behalten — he?" „Jawohl." „Na, Ihr gefallt mir. Seid so 'ne Art Sonderling, wie mir scheint. Ja, ja, man kennt den Vogel nicht immer an den Federn. Eure Kleider sehen recht schäbig auS, und doch müßt Ihr reich sein." „Das bin ich auch." In tiefen Gedanken schritt der junge Mann langsam zur Stadt zurück. Einen Augenblick blieb «r vor dem besten Restaurant stehen; aber er sah seine Kleider an, ging vorüber und ließ sich in der nächsten Schenke ein Frühstück geben. Es war sehr reichlich und kostete fünf Schillinge. Er zog ein Goldstück heraus, und als es gewechselt war, warf er einen Blick auf das Silbergeld und murmelte: „Zum Einkauf von Kleidern reicht ei doch nicht!" Um halb zehn Uhr saß der reichst« Wollmakler in Sydney daheim im Wohnzimmer; er hatte seinen Morgenimbiß ein genommen und sich eben in die Zeitung vertieft. Da steckte ein Diener den Kopf herein. „Vor der Thür steht ein Sonnenbruder, Herr, und fragt nach Ihnen." „Was fällt Dir ein, mir mit solchem Anliegen zu kommen; schick' ihn fort." „Ich hab'S versucht, aber er will nicht gehen." „Wa» — er weigert sich — da» tst sonderbar. Entweder
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