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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960513014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896051301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896051301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-13
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Italien will weite Gebiete aufgeben, die mit schweren Opfern erkämpft und behauptet worden waren, in der Hoff nung, daß ein Verzicht auf die früheren Eroberungen „jeden Grund eines ConflicteS zwischen Menelik und Italien be seitigen würbe." Träfe diese Hoffnung zu, so würde sich ja der wenig ruhmvolle Friedensschluß vielleicht rechtfertigen lassen. Italien ist in einer sehr schwierigen finanziellen Lage, die die Fortsetzung eines höchst kostspieligen Krieges uner wünscht erscheinen läßt. Ferner ist der Krieg, wie aus der Stimmung der Kammer, der Bevölkerung, ja selbst deS Militairs hervorgeht, augenblicklich unpopulär; und in einem Lande, dessen Dynastie mit dem größten Theil der Bevölkerung nicht durch die Bande einer langen geschichtlichen Tradition verknüpft ist, muß auf die Popularität der Negierungs handlungen besondere Rücksicht genommen werden. Des Weiteren könnte ja die gegenwärtig geplante Selbstbeschränkung in Erythräa als ein Provisorium angesehen werden, bis einerseits Italiens Finanzen sich erholt hätten, andererseits vielleicht in Abessinien turbulente, für den Angriff eines Gegners günstige Zustände einträten, die in diesem Lande nicht selten sind. Schließlich kann zugegeben werden, daß die Eolonie sich auch in der kleineren räumlichen Aus dehnung wirthschaftlich gut entwickeln könnte, insbesondere da die Italiener den Zugang zum Meere im Besitz behalten und sich dadurch einen großen Einfluß auf den abessinischen Handel sichern würden. DaS aber ist gerade der Grund, aus dem wir die Hoffnung des Marchese Nudini, daß ein Anlaß zum Zwie spalt zwischen Italien und Menelik nicht mehr vorhanden sein würde, nicht theilen können. Je kräftiger sich Abessinien ent wickelt — und der glücklich geführte Krieg, der dem Ansehen und dem Credite des Lande« förderlich ist, könnte wohl eine Aera besserer wirthschaftlicher Erschließung Abessiniens herbei führen, desto unerträglicher muß für Abessinien der Umstand sein, daß Italien den Zugang zum Meere in Händen hat. Nicht allein das Vordringen der Italiener in Tigre, sondern allein schon die Thatsache, daß sie von der Küste Besitz ge nommen hatten, hat ja bereits im Jahre 1887 zum Kampfe zwischen Italien und Abessinien geführt. Damals ließ der Negus Johannes den tapferen Ras Alula gegen die Italiener vorrücken, und die Niederlage von Dopali sollte die Italiener daran erinnern, daß Abessinien schon einmal nicht geneigt gewesen ist, die verhaßten Europäer an der Küste deS Rothen Meeres zu dulden. Nach den Erfolgen von Amba Aladschi, Makalle und Adua, nach dem Rückzüge der Italiener aus Adigrat wird die Hoffnung der Abessinier, die Italiener gänzlich aus Afrika zu vertreiben, noch größer sein, als sie es im Jahre 1887 sein konnte. Deshalb wird Menelik zwar vielleicht geneigt sein, auf der von Rudini angedeuteten Basis einen Frieden abzuschließen, er wird aber diesen Frieden in seinem Innern ebenso als ein Provisorium ansehen, wie mancher italienischer Patriot, dem es doch trotz aller Der- nunstgründe nicht in den Kopf will, daß Italien mit einem halbwilden Volke einen Frieden abschlicßen will, der für dieses Volk ruhmvoller ist, als für Italien. Im geeigneten Zeitpunkte also dürfte Menelik nicht zögern, den Versuch zu machen, die Italiener aus Afrika hinaus und ins Meer hin einzuwerfen. Zu einem solchen Versuche wird er sich um so mehr ermuthigl fühlen, als die Italiener voraussichtlich nur eine mäßige Besatzung in Erithräa zurücklassen werden, um den Zweck, die Kosten der Okkupation zu vermindern, durch- zuführen. Dann aber wird Italien vor der Frage gestellt sein, entweder, was die Radikalen wollen, auf Afrika ganz zu verzichten, oder einen Vernichtungskrieg gegen Abes sinien zu führen, der in einigen Jahren voraussichtlich noch mehr Opfer an Blut und Geld erfordern wird, als er gegen wärtig beansprucht hätte, oder schließlich einen fortwährenden Defensivkrieg zu führen, der nicht nur ebenfalls hohe Opfer verlangen, sondern auch eine günstige wirthschaftliche Ent wickelung der Eolonie unmöglich machen würde. Denn für die Abessinier ist der gegenwärtige Krieg eine gute Schule gewesen und da der Erfolg auf ihrer Seite gewesen ist, so werden ihnen die Franzosen noch bereitwilliger als bisher heimliche Freundschaftsdienste erweisen. Damit aber werden sie immer gefährlichere Gegner und die Aussicht, sie erfolg reich zu bekämpfen, wird immer ungünstiger. Wir wünschen den Italienern herzlich eine Zeit der Ruhe und Erholung, um der Aufbesserung ihrer wirthschaftlichen Lage nicht minder, als um deS Friedens im Innern willen. Aber wir füchten sehr, daß ihnen diese Ruhe, welchen Frieden sie auch immer abschließen mögen, nicht auf lange Zeit be- schieden sein wird. Ein unglücklich geführter Krieg, ein rühmloser Friede, hartnäckige Gegner im Westen und Süden: wahrlich, wenn die Italiener im Jahre 1885 hätten ahnen können, baß sich ihre Eolonisationspläne zu solchem Ausgange entwickeln würden, sie hätten nie daran gedacht, sich von England in afrikanische Abenteuer hineiuführen zu kaffen. Deutsche- Reich. * Berlin, 12. Mai. Der „N. Zürich. Ztg." wird von hier geschrieben: „Wenn jetzt bei der Frage der Militair- strafordnung der Name deS Generals v. Hahnke be sonders in den Vordergrund gerückt worben ist, so geschieht dies wahrscheinlich mit Unrecht. Ihm wurde vielmehr, als er in die Stellung rückte, die er seitdem bekleidet (1888 > von MilitairS, die ihn lange Zeit kannten, der Vorwur mangelnder Selbstständigkeit gemacht, welche eS ibm nie gestatte» würde, daß er «ine Ansicht vertrete, die der de« Kaisers entgegen sei. Und daS ist sehr wahrscheinlich, da eine jetzt achtjährige Erfahrung gezeigt hat, baß die jenigen, welche fick» mit der Ansicht res Kaisers iv Wider ¬ spruch setzen, sehr bald aus ihren Stellungen entfernt werden . . . Al- im Anfang des IahreS 189k Herr v. Goßler, der jetzige Oberpräsident von Westpreußen, nachdem ihm, nebenbei bemerkt, noch kurz vorher, bei der Eröffnung der Schulconferenz der Kaiser ein fast über- chwänglicheS Lob gezollt (der deutsche Staat und das Königreich Preußen hatten „seit langen Jahren keinen so tapferen, hingehenden und hervorragenden Cultusminister gehabt wie ihn" und er, der Kaiser, hoffe, daß er, Herr v. Goßler, daS Werk der Schulreform auch zum Abschluß bringen würde), so wurde vielfach über seinen Nachfolger gesprochen und dabei in den Zeitungen auch der Name des Geheimen Raths vr. Hintzpeter, des Erziehers deS Kaisers genannt, welcher in jener Eonferenz eine große Rolle spielte, ebenso wie der Professor und Rittmeister Vr. Güßfeldt, der Begleiter deS Kaisers auf seinen Nordlandsreisen, der kurz vorher ein Buch über Erziehung geschrieben, welches unter Philologen und Pädagogen einen Sturm von Widerspruch erregt hatte. Es dauerte aber nicht lange, so brachten die Zeitungen eine osficiell inspirirte Mittheilung, Herr vr. Hintzpeter denke nicht daran, ei» Amt zu über nehmen, „am wenigsten" aber das eines Ministers. Ich finde das Wort „am wenigsten" außerordentlich hübsch. Gewöhnlich ist der Minislerposten das Ziel eines streb samen und ehrgeizigen Sinnes und daß er einen solchen nickt besitzt, das zeigte Herr Hintzpeter in entschiedenster Weise. Man kann freilich einwenden, daß er viel leicht seine äußerlich allerdings bescheidene Stellung als einflußreicher und sicherer als die eines Ministers ansah, und wer die Sache so betrachten will, könnte daraus sogar ein Argument gegen die Nebenregierung herleiten. So viel übrigens bekannt, steht Herr Hintzpeter, obgleich er nicht mehr so viel in die Oeffentlichkeit tritt, wie in den ersten Jahren der Regierung deS jetzigen Kaisers, noch in dessen vollständigstem Vertrauen und es soll sich zwischen Bielefeld (seinem ständigen Wohnorte) und Potsdam viel hin und her bewegen, obgleich allerdings die Zeitungen es vermeiden, Notiz davon zu nehmen." (-) Berlin, 12. Mai. Die Een tralstelle für Arbeiter- Wohlfahrts-Einrichtunaen trat gestern im Architekten hause zu ihrer 'fünften Eonferenz zusammen. Vorsitzender Staatssecretair a. D. vr. Herzog eröffnete die sehr ansehn lich besuchte Eonferenz. Der Schriftführer der Centralstelle, Geh. Reg.-Rath vr. Poft, gab darauf einen Rückblick auf die Thätigkeit der Centralstelle seit ihrer Begründung im Jahre 1891. Das Gesammtbild war erfreulich, äm laufenden Jahre werden zwei neue Unternehmungen der Centralstelle ins Leben treten, nämlich erstens ein wöchentlich erscheinendes illustrirtes Familienblatt, welches zu billigstem Preise dem Arbeiter guten Lesestoff bieten und der weil verbreiteten Schundliteratur entgegenwirken soll. Der Hevmann'sche Verlag hat in anerkennenswerther Weise das Risiko des Unternehmens auf sich genommen. Das Zustandekommen deS zweiten Unternehmens ist durch die vom Minister für Land- wirthschaft bewilligte Gewährung der Mittel auf eine sichere Grundlage gestellt: die Begründung einer besonderen Ab- theilung der Centralstelle für Arbeiter-Wohlfahrt--Ein richtungen auf dem Lande. Endlich ist die Aus dehnung der Thätigkeit der Centralstelle auf das Ge biet der Armenpflege durch Errichtung einer Registratur und AuSkunftSstelle in Aussicht genommen. Ter stetig wachsende Umfang der Arbeit hat natürlich eine erhebliche Vermehrung der Arbeitskräfte der Centralstelle nach sich ge zogen, so daß daS Bureau in Kürze 8 Hilfskräfte zählen wird. — Den Gegenstand der Berathung bildete die Frage des ArbeitSnackiweises und seiner Weiterentwickelung. In einer von der Centralstelle zu beziehenden Druckschrift des Referenten, Bezirk-Präsidenten z. D. vr. Frhrn. v. Reitzen stein, ist diese Frage eingehend erörtert. An der Erstattung des Referats war Frhr. v. Reitzenstein durch seinen Gesund heitszustand gehindert. Statt dessen erörterte der Vorsitzende der Alters- und InvaliditätS-Versichcrungs-Anstalt Berlin vr. Freund die Frage an der Hand der von ihm als Vor sitzenden des CentralvereinS für Arbeitsnachweis zu Berlin gemachten Erfahrungen. Seine Ausführungen gipfelten in folgenden Leitsätzen: 1) Tie Bildung eines Netzes von localen Central-Arbeits-Nach« weisstcllen über das deutsche Reich und die Herstellung einer ge regelten Verbindung der Nachwcisstellen unter einander ist anzustreben. 2) Die Organisirung der Arbeits-Nachweisstellen kann durch die Gemeinde oder durch freie gemeinnützige Vereinsthätigkeit erfolgen; im letzteren Falle hat die Gemeinde die Arbeitsaachweisstelle zu subventionier». 3) Bestehen an einem Orte bewährte, unparteiisch geleitete Arbeitsnachweise für bestimmte Gewerbe, so ist unter Ausrechterhaltung dieser Ein richtungen eine geordnete ständige Verbindung derselben mit der Centralarbeitsnachweisstelle anzustreben. 4) Die Leitung und Ver- waltung der Arbeitsnachweisstelle erfolgt unter gleichmäßiger Mit wirkung von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. 5) Die ArbeitSnachweiSstrllen haben sich von jeder Einwirkung auf Lohn kämpfe oder sonstige die Arbeitserledigung betreffenden Streitig keiten zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerschaft fernzuhalten, demzufolge findet bei Arbeitsausständen (Streiks) eine Einstellung der Thätigkeit der ArbeitSnachweiSstrllen nicht statt. 6) Jede Be- schränkung der Arbeitgeber in der freien Auswahl der Arbeitskräfte, jede Beschränkung der Arbeitnehmer in der Bewerbung um die vacanten Arbeitsstellen ist zu verwerfen. 7) Die Erhebung einer mäßigen Einschreibegrbühr ist zulässig. Ueber diese Leitsätze entspann sich eine lebhafte DiScussion, an der u. A. die Herren vr. Möller, vr. M. Hirsch, Geh. Rath v. Mafsow, Prof. Hitze, vr. Wittenstein-Barmen, Dähn- Posen, vr. Muensterberg, Staatssecretair a. D. Herzog theilnahmen. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. 6.V. Berit», 12. Mai. (Privattelegramm.) Der Kaiser hat am Tage des FriedenSschluffeS dem Generalmajor z. D. von Chauvin, während de« Krieges General-Telr- graphendirector, den Charakter al- Generallieutenant verliehen. V. Berlin, 12. Mai. (Telegramm.) Der Kronprinz von Schweden wird am 16. d. M. in Berlin eintreffen und kurze Zeit hier verweilen. Berlin, 12. Mai. (Telegramm.) Dem Reichstage ist heute der gestern von dem BundeSrathe genehmigte deutsch japanisch« Handel-Vertrag zugegangen D Berlin, 12. Mai. (Telegramm.) Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht einen Bericht VeS LandeS- stauptmanns Leutwein an den Reichskanzler vom l. April er., welcher besagt: Die Khauas-Hottentotten unternahmen nach dem Bericht deS DistrictschefS von GobabiS Vieh diebstähle und Feindseligkeiten gegen die kleinen Stationen und Patrouillen. Ich sandte den Hauptmann Estorfs mit 5V Mann zur Verstärkung nach Gobabis. Behufs Regelung der politischen Frage wurde diesem Assessor i n d e q u i st beigegeben. Nach dem Eintreffen der Nachricht Estorfs- über KavaS, welche die Theilnahme des Khauas-Häuptlings Nikodemus an den Aufstandsversuchen icher erscheinen ließ, marschirte ich selbst mit dem Rest von 50 Mann nach Gobabis. Infolge der durch zu spätes Ein treffen der für die ausscheidenden Mannschaften ankommenden Ersatztruppen entstandenen schwierigen Lage traf ich An ordnung, daß von den Mannschaften, deren Capitu- lation am 1. April ablief, keiner entlassen wurde und die Dispositionsurlauber sämmtlich eingezogen wurden. MajorMüller, welcher zum Empfange der neuen Mannschaften in Swakopund geblieben, war angewiesen, in Eilmärschen auf den Kriegsschauplatz zu folgen. Ueber den äußeren Anlaß zu den Vorfällen ist es nicht möglich, etwas zu berichten. Es scheint, daß ein frivoler Friedens bruch vorliegt. Die Bewegung könnte auch mit den Un ruhen in Südafrika zusainmcnhängen. Wenn wir am Vorabende eines allgemeinen Herero-Krieges stehen, würden die Truppen einer bedeutenden Vermehrung bedürfen. — Die Commission des Abgeordnetenhauses zur Be rathung des Antrages von Brockhausen, betreffend die Be steuerung der Bazare rc., hat folgende Resolution Brockhausen angenommen: Die königliche Staatsregierung zu ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzulegen, nach welchem „1) von solchen gewerbesteuerpsiichtigen Betrieben, welche als Großbetriebe in Anwendung auf Len Detail verkauf (Kleinbetrieb) zu bezeichnen sind und Maaren verschiedener Gattungen im Kleinhandel in offenen Verkaufsstellen seilhalten oder im Wege des Bersanbts mittels Post, Eisenbahnen oder sonstiger Verkehrsmittel an Conjumenten zum Verkauf bringen (Maaren- Häusern, Bazaren, Versandtgeschäften), neben der Gewerbesteuer eine besondere Betriebssteuer erhoben wird, 2) dir Steuerpflicht bei einem jährlichen Ertrage von etwa mehr als 20 000 oder einem jährlichen Umsätze von etwa mehr als 300 000 beginnt, 3) die einzelnen Waarengattungen, gesetzlich feslgestellt werden unter Ausschluß der Probucte der Landwirthschaft, 4) die Steuer nach der Zahl der geführten Maarengattungen sowie nach dem jährlichen Umsatz aufileigt, 5) die Steuer an die Communalverbände über wiesen wird." * Bückeburg, 12. Mai. (Telegramm.) Prinz Christian von Dänemark ist heute Mittag hier eingetroffen. Das neuver- wählte Paar Prinz und Prinzessin Friedrich zu Schaumburg- Lippe wird gegen 5 Uhr hier anlangen. * Bochum, 11. Mai. Die gestrige Enthüllung des Bismarck-Denkmals gestaltete sich zu einer großartigen Feier. Der Festzug zählte weit über 4000 Theilnchmer. Die Festrede hielt Herr Oberbürgermeister Hahn. Das Denkmal, aus der Bronze erbeuteter, französischer Geschütze in Lauch hammer gegossen, stellt den großen Kanzler in der Uniform seines Kürassier-Regiments im Mantel, sich leicht auf den mächtigen Pallasch stützend, dar. Die Höhe der Figur be trägt 3 m 30 cw, sie steht auf einem Porphyr-Unterbau, welcher wiederum auf Granit ruht. * Frankfurt a. M., 12. Mai. (Telegramm.) Der Magistrat hat am Sonntag folgendes Telegramm an den Fürsten Bismarck gesandt: „Beim Beginn deS festlich gefeierten Tages, an welchem Ew. Durchlaucht hier vor 25 Jahren den denkwürdigen Frieden schloffen, der die herrlichste Frucht gewaltiger Kämpfe und Siege dauernd sicherte, senden wir in Ehrerbietung und Dankbarkeit heiße Segens wünsche für das fernere Wohlergehen Ew. Durchlaucht, deren Abwesenheit wir schmerzlichst empfinden." Hierauf lief aus Friedrichsruh folgende Antwort ein: „Oberbürgermeister Adickes. Ew. Hochwohlgeboren bitte ich, dem Magistrate für -die ehrenvolle Begrüßung meinen verbindlichsten Dank übermitteln zu wollen. v. Bismarck." <5 Halle a. S., 12. Mai. Für die infolge UngiltigkeitS- erklärung der Wahl des vr. Alex. Meyer nothwendig gewordene Neuwahl zum Reichstage stellen die ver einigten konservativen Parteien im Verein mit der deutsch socialen und der „Mittelstands-Partei", sowie dem Bunde der Landwirthe den Wrrkzeugmeister Kühme-Halle als Candidaten auf. Candidal der liberalen Parteien ist be kanntlich wieder vr. Alexander Meyer. Der social demokratische Candidat ist noch nicht nominirt; voraussichtlich ist eS wieder Kunert. * An- Schlesien, 11. Mai. Rector Kopsch in Berlin ist am Sonntag m einer Vertrauensmännerversammlung der freisinnigen Vvlkspartei einstimmig alSReichstagscandidat für Löwenberg proclamirl worden. * Wiesbaden, 12. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser sprach nach der gestrigen Vorstellung im Hoftheater dem Intendanten von Hülsen seine Anerkennung aus und ernannte den Sänger Julius Müller zum Kammersänger. Nach der Ankunft >m Schlosse dankte er vom Balcon auS der zahl reichen Menschenmenge für die dargebrachten enthusiastischen Kundgebungen. Später fand ein kleines Souper statt, an welchem außer dem kaiserlichen Gefolge u. A. der von Wien einzetroffene Militairattachs Gras v. Hülsen-Haeseler theil- nahm. Heute Vormittag begab er sich nach dem Neroberge und dem Walde. Zum Frühstück im Schlosse sind mehrere Einladungen ergangen. * Metz, 10. Mai. Der kaiserliche Statthalter trifft, so schreibt man der „Voss. Ztg ", morgen früh hier ein, um in Begleitung des Bezirkspräsidenten einer Anzahl sogen. Notabeln einen Besuch zu machen und diesen in den Räumen de« BezirkspräsidiumS ein Festmahl zu geben. Derartige „Annäherungen" erinnern stark an die Manteusfel'sche Notabelnpolitik, die seit einiger Zeit wieder aufzulebcn scheint. In altdeutschen Kreisen sieht man den Folgen dieser Besuche nicht ohne Bedenken entgegen. Gerade diese Notabeln steben dem Deutschthum am feindlichsten gegenüber und kein Entgegenkommen wirb jemals im Stande sem, sie für dieses ru gewinnen. Sie bleiben Franzosen und lassen auch ihre Kinder in Frankreich erziehen. * Karlsruhe, 11. Mai. Nach dem „Bad. Landesboten" hat der Rector der technischen Hochschule in einem Anschlag am schwarzen Bret aus die Duelldebatte im Reichstag hingewiesen und sie zur Beherzigung empfohlen. Den Studenten komme keine Sonderstellung zu, sondern ein Platz an der Spitze guter Sitten und wahrer Cultur. * Stuttgart, 11. Mai. Die Kammer der Abgeord neten verhandelte, wie wir der „Allgemeinen Zeitung" ent nehmen, in ihrer ersten Sitzung unter Anderm über die auf den Bahnhöfen ausgestellten Automaten, gegen die sich eine lebhafte Bewegung im Lande gebildet bat, theil- wegen der Concurrenz gegen die localen Geschäfte, theils wegen moralisch verderblicher Wirkung auf die Jugend, welche zum Naschen verlockt werde. ES stellte sich durch die Mit- theilungen deS Ministerpräsidenten Freiherrn von Mittnachl heraus, baß man in Württemberg diese Automaten später eingesührt hat als z. B. in Preußen, Bayern und Sachsen, daß in diesen Ländern Klagen entweder überhaupt nicht er hoben wurden, oder daß sie wieder verstummt sind. Aller dings Hal man in Württemberg den Unternehmern erlaubt, auch auf ganz kleinen Bahnhöfen — wo „Füchse und Hasen einander gute Nacht sagen", wie ein Redner meinte — solche Automaten aufzustcllen; und diese durch kein „Verkchrs- bedürfniß" zu rechtfertigende Ausdehnung soll möglichst be festigt werden, insbesondere bei Erneuerung des ContracteS. Mit dieser Lösung waren schließlich Alle zufrieden. * Schlettstadt, 11. Mai. Pfarrer Glöckler-Stvtzbeim, der bei der letzten Reichstagswahl gegen den Krciskirector Pöh lm ann-Schlettstakt unterlag und über Len Hergang bei der Wahl später Behauptungen ansstellte, die durch ge richtliche Untersuchung als unwahr festgesleUt wurden, erläßt einen Wahlaufruf zu Gunsten deS Herrn Spies, Mitgliedes des Landesausschusses für Elsaß-Lothringen. Zum Lcbluß sagt Herr Glöckler: „Bleiben wir doch Elsässer und lassen wir uns nicht wie die dummen Schafe der Fabel bethören, wir ständen bei den Wölfen unter besserer Hut als bei den opferwilligen Hirten und deren treuen Hunden." Oesterreich-Ungarn. * Wien, 12. Mai. (Telegramm.) Das Abgeordneten haus setzte heule die Debatte über die Steuerreform fort und nahm Artikel 1 der Vorlage, beir. die Neuregelung der Erwerbs steuer und die Einführung einer Renten- und Personal-Einkommen- steuer mit 161 gegen 53 Stimmen an. * Wien, 12. Mai. (Telegramm.) Der ständige Straf gesetz-Ausschuß nahm den Gesetzentwurf an, nach welchem straf rechtliche Bestimmungen über das Betreiben der Auswanderungs - geschälte erlassen werden; der Betrieb ohne Concession wird als (Übertretung mit Arrest von 8 Tagen bis zu 6 Monaten, die Ver leitung zur Auswanderung durch Täuschung oder falsche Vor spiegelung als Vergehen mit strengem sechsmonatigen bis zwei- bez. dreijährigem Arrest und gleichzeitig mit einer Geldstrafe von 4000 sl. bestraft. * Pest, 12. Mai. (Telegramm.) Wie das „Ungarische Corresponbenz-Bureau" meldet, werden die Adg. HoranSzky und Ugron über die jüngsten ungarfeindlichen Kundgebungen in Serbien morgen im Abgeordnetenhaus« eine Interpellation an die Regierung richten. Belgien. * Der Fübrer der belgischen Socialisten Jean Volders ist, wie gemeldet wird, nach langer Krankheit ge storben. Jean Volders hat sich in der belgischen socia- listischen Bewegung dadurch besonders hervorgelhan, daß er mit Anseele zusammen die Cooperativ - Genossenschaften (Bäckereien, Brauereien, Apotheken u. s. w.) ins Leben rief und alle diese Institute förderte. Als leitender Redakteur deS socialistischcn Organs in Brüssel „Le Peuple" traf er die Einrichtung, daß alle Angestellten des Blattes (Redakteure und Schriftsetzer) gleichmäßig bezahlt würden; er wollte so den Socialismus in allen seinen Theilen ins Praktische übersetzen; lange soll jedoch diese Einrichtung nicht bestanden haben. Während des Arbeiteraufstandes 1886 spielte Volkers die hervorragendste Rolle, alle Fäden der Streikbewegung liefen in seine Hand zusammen. Jean Volders war von einer ganz ungewöhnlichen Arbeitskraft, fast alle großen Demonstrationsversammlungen zur Herbeiführung des allge meinen gleichen Stimmrechts leitete er; vor mehreren Jahren wurde er von einem schweren Gehirnleiden ergriffen, dem er nunmehr erlegen ist. (Nat.-Ztg.) Niederlande. * Rotterdam, 12. Mai. (Telegramm.) Polizei, Marinesoldaten und Bürgerwehr sperren die Ouaiö und Häfen an der Maas, damit die nicht ausständigen tschiffSarbeiter unbehelligt arbeiten können. Die Aus ständigen durchziehen die nicht abgesperrten Theile der Stakt. Schweden «nd Norwegen. * Stockholm, 12. Mai. (Telegramm.) In ganz Schweden wird heute der 400. Geburtstag Gustav Wasa'S gefeiert. In Kirchen und Schulen werden Vorträge über das Leben und Wirken desselben abgehalten. Rußland. * Petersburg, 12. Mai. (Telegramm.) Zu den Krönungsfeierlichkeiten treffen die russischen Ver treter bei den auswärtigen Höfen sämmtlich in Moskau ein, mit Ausnahme deS russischen Botschafter« beim Quirinal Blangali, welcher erkrankt ist. — Die Corrrsswndenten aus wärtiger Blätter können während der Kronungsfeier- lichkeit in Moskau Briefe und Telegramme unter der Adresse: „Bureau de Correspondenz Petrowka Rahmannoi Pereulek Haus Kristt" empfangen.
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