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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990128011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899012801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899012801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-28
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Rrclamen unter dem Nedactionssirich (4g»> spalten) LO^, vor den Familiennachrichlt» (kgespalten) 40/H. Grössere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Kxtra-Beilagen (gesalzt), nur mit dm Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderuug ^l SO.—, mit Postbesörderuiig 70.—. Ännalimeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 41Ihc. Lei dm Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Auzeigen stad stet» an d.« Expeditto» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Lei-fl» 93. Jahrgang. Die norddeutsche Demokratie und die Entwickelung der süddeutschen Parteien. L. Die kräftige deutsch-nationale Rede des Prinzen Ludwig von Bayern gelegentlich der Vorfeier von Kaisers Geburtstag hat die Lirkel der süddeutschen Particularisten empfindlich gestört. Sie sollte aber auch in gewissen norddeutschen Kreisen mit einem Gefühle der Beschämung ausgenommen werden, in solchen Kreisen nämlich, in denen man dem süddeutschen Particulari»muS Vor schub leistet. Ginge man in diesen Kreisen über die Rede still schweigend hinweg, so ließe sich wenig dagegen einwenden; wenn man aber thut, als ob man nie ein Wässerlein getrübt hätte, und wenn ein Berliner linksliberales Blatt schreibt: „Es ist angesichts der mannigfachen Verhetzungen, die in einzelnen Kreisen Süddeutschlands gegen das Reich mit der preußischen Spitze noch immer ins Werk gesetzt werden, von nicht zu unterschätzender Bedeutung u. s. w.", so ist doch wohl angebracht, festzustellen, wer zu den fortdauernden Ver hetzungen der süddeutschen Particularisten sein redliches Theil beiträgt. Dieses selbe linksliberale Blatt schrieb am 1. December v. I. nach der viel erörterten Rede des G r a f e n Th u n : „Was haben die nichtpreußischen Bundesstaaten für ein Inter esse daran, ihre Haut für den reactionairen preußischen Minister v. d. Recke zu Markte zu tragen? Denn nicht blos Preußen, sondern das ganze deutsche Reich muß die Kosten zahlen, wenn durch die reactionairen Maßnahmen der preußischen Regierung das deutsch-österreichische Bündniß und damit auch der Dreibund erschüttert würde. Wir müssen vcn preußischen Reactionairen ausschließlich alle Ver antwortung überlassen." Die „preußische Spitze" des Reiches wird also, wie man sicht, keineswegs nur in „einzelnen Kreisen Süddeutschlands" angegriffen, sondern von Preußen aus bei den süddeutschen Particularisten denuncirt. Dieselbe den süddeutschen Parti- cularismus stärkende Wirkung muß das Verhalten der frei sinnigen Redner bei der Interpellation über die Aus werfungen aus Nordschleswig haben. Wenn Herr Munckel von einem „Acte nackter Gewalt" sprach, wenn er höhnisch bemerkt«: „Der Starke geht tüchtig vor gegen den jenigen, von dem er weiß, daß er sich nicht wehren kann; das ist der Sinn von unserem modernen Heldenthum: Helden haftigkeit gepaart mit absoluter Gefahrlosigkeit", so muthet das an, als ob man das Sigl'sche „Vaterland" läse. Und wenn Herr Sigl jetzt nicht Herrn Munckel als Erdeshelfer dafür be nutzt, daß der „Preuß'" selbst zugäbe, wie feig und hinterlistig er sei, so könnte das nur auf den Umstand zurückzuführen sein, daß Herr Sigl vielleicht aus absoluter Verachtung des Preußenthums sich nicht um die preußischen Landtags verhandlungen kümmert. Die antinationale Haltung der norddeutschen Demokratie hat in Süddeutschland nach zwei Richtungen hin eingewirkt: einmal ist dadurch auch in Süddeutschland zwischen den beiden Flügeln des Liberalismus eine immer größere Entfremdung eingetreten, so daß jetzt selbst in Bayern, wo die liberalen Parteien bei den Landtagswahlen wenigstens zusammenhielten, von freisinniger Seite angeregt worden ist, das Bündniß mit dem gemäßigten Liberalismus aufzuheben, was lediglich dem Klerikalismus zu Gute kommen würde. Auch in Baden hat die Fehde zwischen den liberalen Parteien zu einer Stärkung des Klerikalismus geführt. Sind nun die badischen Klerikalen zum Mindesten nicht reichsfreundlich, so ist der bayerische Klerikalismus direct reichsfeindlich, so daß also der radikale Liberalismus die Geschäfte des Particularismus be sorgt. Zum Zweiten trägt die antinationalc Haltung des links liberalen Flügels auch in Süddeutschland zu einer Schwächung des Gesammtliberalismus und zu einer Stärkung des konser vativen Elementes bei, das früher in Süddeutschland kaum vor handen war. Das preußische Junkerthum hätte es nie vermocht, für den Eonservatismus auch in Süddeutschland Boden zu ge winnen, wenn ihm nicht der radikale Liberalismus Hilfe geleistet hätte. Durch die antinationalt Haltung dieses Flügels wird der Liberalismus discreditirt, und Kreise, die früher zu ihm gehalten hatten, schwenken nach rechts ab. Die Reichstagswahlen in Württemberg, wo der radikale Liberalismus einige Jahre hin durch seine Orgien ungestört feiern konnte, haben gezeigt, daß davon einerseits der extreme Radikalismus, die Socialdemokratie, Nutzen gezogen hat, andererseits aber der Eonservatismus. Weder bei den Wahlen von 1890, noch bei denen von 1893 war in Württemberg ein conservativer Abgeordneter gewählt worden. Auch das Agrarierthum zieht in Süddeutschland Nutzen von dem antinationalen Gebühren des radikalen Liberalismus. Will die süddeutsche Demokratie aus der schweren Niederlage, die ihr die letzten Wahlen gebracht haben, nichts lernen, so brauchte die norddeutsche Demokratie doch nicht ebenso querköpfig zu sein. Bestünde der Schaden, den sie dadurch anrichtet, nur darin, daß sie selbst an Boden verliert, so brauchte man darüber wahrlich keine Thräne zu vergießen. Der Schaden ist aber viel beträcht licher, denn einmal wird durch die Haltung der norddeutschen Demokratie der Particularismus in Süddeutschland gefördert, und zweitens werden auch in Süddeutschland Elemente groß ge zogen, die auch dem gemäßigten Liberalismus nicht erwünscht sein können. Deutsches Reich. L. Berlin, 27. Januar. (Socialdemokratie und Internationalismus.) Die der französischen Kam mer vorliegenden Anträge, die französischen Arbeiter vor der Concurrenz ausländischer durch die Besteuerung fremder Arbeiter zu schützen, sind, wie wir aus der letzten Nummer ver „Socialen Praxis" ersehen, von stark schutzzöllnerischen und nationalistisch-antisemitischen Teputirten gestellt worden. Wenn die französische socialistische Abgeordneten gruppe eine solche Besteuerung der fremden Arbeiter be kämpft, so ist sie doch mit den Absichten, welche den Be steuerungsanträgen zu Grunde liegen, durchaus einverstanden; sie erblickt nur in der einfachen Prohibition durch erhebliche Steuern einen ungenügenden Sckutz der französischen Arbeiter. Das wahre Heilmittel liege in dem gesetzlichen Berbole, den fremden Arbeiter billiger zu bezahlen, als den französischen. AlS Maßstab sollten die ortsüblichen Tagelöhne und die von den Gewerkschaften anerkannten Tarife genommen werden. Damit aber durch diese gesetzliche Garantie eine» höheren MindestlobneS der fremde Zuzug nicht verstärkt und so das Uebel nicht vergrößert werde, müsse der Procentsatz der fremden Arbeiter, die jeder Unternehmer anstellen darf, auf zehn beschränkt werden. — Der Inter nationalismus der französischen Genossen wird durch den im Vorstehenden skizzirlen Gesetzentwurf ebenso drastisch beleuchtet, wie der Internationalismus der deutschen „Genossen" durch deren Widerspruch gegen die Beschäftigung von Kulis in deutschen Unternehmungen. Da die Abwehr der Kulis sachlich durchaus berechtigt ist, für Frankreich aber es um die Fernbaltung europäischer, nichtfranzösiscker Arbeiter sich bandelt, so ist es mit dem Internationalismus der fran zösischen „Genossen" freilich noch viel windiger bestellt, als mit demjenigen der deutschen. Berlin, 27. Januar. Der dem Reichstage vor liegende Jnvalidenversicherungsentwurf ist selbst verständlich auch durch das Bürgerliche Gesetzbuch beeinflußt. Für die Vermögensverwaltung der Ver sicherungsanstalten war bisher Bestimmung durch Be zugnahme auf die betreffenden Vorschriften des Unfallver- sichcrungSaesctzeS getroffen. Diese sind nun durch Herüber« nähme der Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Anlegung von Mündelgeldern ersetzt. Durch den Hinweis auf Artikel 212 deS EinsübrungsgeseyeS zum Bürgerlichen Gesetzbuch wird die Anlegung des AnstaltSvermögens auch in solchen Werthpapieren gestattet, die in dem Bundesstaate, für dessen Gebiet die Versicherungsanstalt errichtet ist, oder bei gemeinsamen Versicherungsanstalten für Gebiete mehrerer Bundesstaaten in demjenigen Bundes staat, in welchem der Sitz der Anstalt gelegen ist, landes gesetzlich zur Anlegung von Mündelgeldern zugelasfen sind. Nack tz 1807 Ziffer 4 deS Bürgerlichen Gesetzbuches kann der Bundesrath Wertbpapiere, insbesondere Pfandbriefe, sowie verbriefte Forderungen jeder Art gegen eine inländische com- munale Körperschaft oder die Creditanstal» einer solchen Körperschaft zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet er klären und nach Artikel 2l2 deS EintührungSgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch bleiben die lanbeSgesetzlicken Vor schriften, nach welchen gewisse Wertbpapiere, darunter auch solche communaler Körperschaften, zur Anlegung von Mündel geldern für geeignet erklärt sind, in Kraft. Hiernach könnten Darleben an Gemeinden und Eommunalverbände gegen ein fache Schuldurkunde, wie sie bisher von den Versicherungs anstalten in größerem Umfange zur Anlegung von Beständen gewährt worden find, nach Inkrafttreten deS Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Weiterungen stoßen. Da aber eine solche Anlegung der Bestände vom Standpuncte der Sicherheit unbedenklich erscheint und auf diese Weise die Mittel der Anstalten für diejenigen Bezirke nutzbar gemacht werden, aus welchen die Beiträge den Anstalten zu geflossen sind, so sollen diese Änlagewerthe mit Ge nehmigung der LandeScentralbekörde auch in Zukunft zu gelassen werden. ES ist eine darauf abzielende neue Bestim mung ausgenommen, ebenso wie anzuordnen vorgeschlagen ist, daß es bei gemeinsamen Versicherungsanstalten für eine derartige Anlegung deS Einverständnisses sämmtlicher bethei- ligter Landesregierungen bedarf. Schließlich ist bestimmt, daß widerruflich gestattet werden kann, zeitweilig verfügbare baare Bestände auch in anderer als der durch 88 1807 und 1808 deS Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Weise vorübergehend anzulegen. Es ist diese Bestimmung erforderlich erschienen, nm den Versicherungsanstalten, die im Interesse deS Geschäfts verkehrs wünschenswertbe freie Bewegung bei einstweiliger Unterbringung der jederzeit verfügbar zu haltenden uud des halb zu dauernder Anlegung nicht geeigneten baaren Bestände, insbesondere durch Eingehung eines ContocorrentverkehrS mit zuverlässigen Geschäftsleuten, zu erhalten. * Berlin, 27. Januar. Gegen die „National-Ztg." schwebt bei dem Amtsgericht in Schneidemühl eine Privat klage deS Propste» deS benachbarten OrteS Usch, weil in mehreren Artikeln dieses Blattes die Zurücksetzung der deutschen gegen die polnische Sprache beim katho lischen Gottesdienst gerügt worden war. Deshalb ist eS besonders interessant, daß daS klerikale „Westfälische Volksblatt" die folgende von unS schon erwähnte Eingabe deutscher Katholiken in Schneidemühl an den Erz bischof von Posen mittheilt: Einen Anlaß zur Beschwerde und zum Aergerniß giebt der Um- stand, daß nach dem Frühamt regelmäßig — abgesehen von dem alle vier Wochen stattfindenden Militairgotterdienst — nur polnisch gepredigt wird und während der Messe nur pol nische Lieder gesungen werden dürfen. Diese Einrichtung ist neueren Datum-; sie läßt sich zurückführen auf die Zeit, in welcher der Bicar PalkowSkl hier angrstellt war. Früher wurde in unserer Kirche jährlich nur einmal, sodann alle vier Wochen polnisch gepredigt. Letztere Einrichtung kommt den kirchlichen Bedürfnissen der hiesigen polnischen Katholiken bei billiger Erwägung genügend entgegen. Nach den amtlichen Quellen gehören zur Parochie 7400 Seelen, darunter sind etwa 370 polnischer Ab kunft. Wenn berücksichtigt wird, daß auch von diesen der aller größte Theil die deutsche Sprache vollständig beherrscht und täglich übt, so daß er auch der deutschen Predigt mit Nutzen beiwohnen kann, so wird man zugeben müssen, daß der polnischen Sprache in hiesigem Gotte-dienste ein ganz unverhältnißmäßiger Raum zu gemessen wird. Die hiesigen deutschen Katholiken könnten dieser Einrichtung neidlos gegrnüberstehen, wenn für sie in ähnlicher aus giebiger Weise gesorgt würde. Die- ist jedoch bei den Größen verhältnissen unserer Kirche nicht der Fall. Kaum der vierte Theil der Deutschen ist hiernach im Stande, all sonntäglich eine Predigt zu hören, während die Polen jeden Sonntng in diese Möglichkeit versetzt sind! Da ¬ ist keine gerechte Bertheilung von Pflicht und Recht. Dieses Mißverhältnis hat schon seit Langem Aergerniß in der diesigen Gemeinde hervorgerusen; es ist geeignet, den bi:- herigen Frieden schwer zu gefährden, wenn ihm nicht ab- geholfen wird. Ein ähnliches Mißverhältnis) waltet aber auch noch ferner im Gebrauch der polnischen und deutschen Sprache ob. So wird seit einiger Zeit der heilige Rosenkranz abwechselnd polnisch und deutsch gebetet. Die Mai-Andachten werden wochen weise abwechselnd deutsch und polnisch abgehalten. Tie Ecstcouimu- nicanten, welche früher gemeinschaftlich deutsch unterrichtet wurden, werden jetzt getrennt von dem Bicar Hübscher deutsch, von dem Vicar Podkomorski polnisch unterrichtet und getrennt zur heiligen Communion geführt. Am Sonntag, Len 7. August 1898, waren es im Ganzen sieben polnische Kinder, die so vorbereitet zur ersten heiligen Communion gingen, während die Zahl der deutschen Kinder am Sonntag Dreifaltigkeit 160 betragen hatte. Das heißt künstliche Gegensätze schaffen, wo solche nicht vor handen sind. Der Erzbischof von Posen und Gnesen hat diese Ein gabe nach Mittheilung deS genannten klerikalen, aber deutschen Blattes ausweichend und ablehnend beantwortet. Tein Propst von Usch aber hat er die Erlaubniß zur Privatklage gegen die „Nat.-Ztg." wegen ähnlicher, von Usch auS er hobener Beschwerden ertheilt. (-) Berlin, 27. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser nahm heute Morgen um 8*/« Uhr anläßlich seines Geburtstages die Glückwünsche der engeren königlichen Familie entgegen, um 9>/, Uhr diejenigen des engeren Hofes, deS Hauptquartiers und der CabinetS und um lO Ubr die Gratulationen der hier eingetrofsenen fürstlichen Herr schäft e n, sowie der hier anwesenden Prinzen und Prinzcisinncii deS königlichen HauseS. Um 10>/z Ubr fand in der Capelle deS königlichen Schlosses feierlicher Gottesdienst und im Anschluß daran im Weißen Saal GratulationS - Cour statt. Um 12»/, Uhr begab sich der Kaiser zur Parole-Ausgabe in» Zeughaus. Um 1»/« Uhr findet beim Kaisrrpaar ei. Fa m i l i en-Frühstück statt. Um 2'/, Ubr wird der Kaiser der Eröffnung der Grweib-Ausstellung beiwobnen. Um 6 Uhr Abends findet beim Kaiserpaar Familiendiner statt, um 8 Uhr eine Festvorstellung im königlichen Opernhause. (D Berlin, 27. Januar. (Telegramm.) Aus vielen Städten des Reiches gehen Berichte über Feiern und fest liche Veranstaltungen aus Anlaß des Geburtstags der- Kaisers ein. Heute Vormittag wurden in den Kirchen feierliche Gottesdienste, in den Schulen Festacte nnd auf den Plätzen Paraden abgebalten. Am Nachmittag ver anstalteten Körperschaften und Vereine Festessen. Ocsfentlichc und Privatgebäude tragen reichen Flaggenschmuck. (-) Berlin, 27. Januar. (Telegramm.) Der „Nordt. Allg. Ztg." zufolge findet heute Abend 5» « Uhr bei dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe ein Diner des diplomatischen tkorp» und der Beamten des Auswärtigen Amtes zur Feier deS Geburtstages deS Kaisers statt. (D Berlin, 27. Januar. (Telegramm.) Das „Militair Wochenblatt" meldet: Pritt; Johann Georg z» Sachsen ist zum Major in der königlich preußischen Armee st la suin- deS 2. Garde-Ulanen-RegimentS ernannt worden. Oberst v. Arnim ist unter Beförderung zum Generalmajor zum Inspekteur der Jäger und Schützen ernannt worden. Oberst Freiberr v. Mirbach vom 2. Aufgebot der Garde-Füsiliere des Landwehr-Regiments wurde unter Verleihung res Charakters als Generalmajor zu Len Ofsicieren st In suilr- der Armee versetzt. Oberstabsarzt Jlberg wurde zum 2. Leibarzt des Kaisers ernannt. Ferner haben außer dem Fürsten Herbert von BiSmarck noch Graf zu Stolberg- Wernigerode, Graf von Schönburg-Glauchau, Graf zu SolmS-Laubach, Fürst zu Bentheim und Sleinsurt, Obersten st la suite der Armee, den Charakter als General major erhalten. (Wiederholt und ergänzt.) Napoleon I. auf St. Helena. (Schluß.) Wie das Haus, das Napolson bewohnte, von außen aussah, das haben wir schon geschildert, die inneren Räume waren nicht besser. La» Cafe» berichtet in seinem Tagebuch ausführlich dar über: AuS zwei Zimmern bestand die Wohnung Napoleon'-, jedes war 15 Fuß lang, 12 Fuß breit und 7 Fuß hoch; mit Nankin als Tapete war di« Holzverschalung überkleidet. In einem der Räume, dem Schlafzimmer, stand da» Feldbett, auf dem Napoleon jetzt den größten Theil de» Tage» über liegt; Bücher in Menge sind ringsum aufgestapelt; ein kleiner Tisch steht da, an welchem er sich zum Frühstück oder Diner, wenn er e» allein einnimmt, nieder setzt, am Abend steht ein dreiarmiger Leuchter mit angesteckten Lichtern darauf. Zwischen den beiden, der Thür gegenüber ge- legenen Fenstern steht eine Commod« mit Wäsche, auf derselben da» große Necessaire. Auf dem Kamin, über welchem sich ein kleiner Spiegel befindet, stehen zwei Portrait» de» König» von Nom, von Thiebault, da» eine stellt den Prinzen, wie er «inen Schuh anprobirt, da» andere auf einem Hammel sitzend, dar, zwischen den Bildern ist noch eine kleine Marmorbüste de» Kinde»; zwei Leuchter, zwei Flacon», zwei Tassen in vergoldetem Silber, dem Necessaire entnommen, bildeten den weiteren Schmuck des Kamin», lieber dem Fußende de» Gophas hängt ein Portrait Marie Louise'», dir den Kleinen auf dem Gchooße hat, gemalt von Jsabey. Zur Linken de» Kamin» darf man dir große silberne Weckuhr Friedrich'» de» Großen nicht unbeachtet lassen; als Pendant zur Rechten hängt ein« Taschenuhr des Kaiser» in einer goldenen Kapsel; r» ist dieselbe, die er während der italienischen Feldzüge bei^ch trug, sie trägt die Chiffre L. Die zweite Stube hat längs der Fensterwand ein Bretter gestell, auf welchem eine große Anzahl von Büchern steht und liegt, auch unsere Manuskripte nach den Diktaten des Kaisers be finden sich darunter. Zwischen den Fenstern steht außerdem ein Bücherschrank; an der Wand gegenüber ein anderes Feldbett, welches der Kaiser ebenfalls in schlaflosen Nächten aufsucht. In der Mitte dieses ZimmerS steht ein Tisch, an welchem der Kaiser mit unS zu arbeiten pflegt, indem er dictirt. Die Toilette macht er im Schlafzimmer; wexm er sich entkleidet, wirft er die einzelnen Gegenstände auf die Erde — wie oft habe ich nicht den Groß- cordon der Ehrenlegion ausgenommen, wenn er auf dem Fuß boden lag! Der Kaiser rasirt sich selbst, wobei ihm beide Kammerdiener zur Hand gehen. Der Kaiser, den ich zuweilen während seiner Toilette ohne Flanelljacke sah, ist fett, wenig be haart, und hat in seiner Körperfülle Etwas, was an die Formen der Frauen erinnert, worüber er gern scherzte. Der Kaiser pflegte sich Brust und Arme mit einer Bürste zu reiben, in Bezug auf Rücken und Schultern besorgte ein Kammerdiener das Ge schäft: „Reib', als wäre ich ein Esel", ruft ihm der Kaiser zu; kneift ihn wohl ab und zu, wenn er gut gelaunt ist, ins Ohr. — Etwas, was er auch in Bezug auf Andere gern und in freund schaftlichster Weise thut. So sah der Sieger von Lodi und Austerlitz aus. Den Anderen ging eS nicht besser. Unter dem 1. September 1816 verzeichnet La» Cast» in seinem Tagebuch eine Stelle, die auf recht elende Kleidungsstücke schließen läßt: Heute wie gewöhnlich de» Sonntag» kamen der Großmarschall und Gemahlin zu Tisch nach Longwood. Der Kaiser scherzte über die verschlissenen Toiletten der Damen, und meinte, di« Kleider sähen auS, al» wären sie bei einem Trödler gekauft; von der Eleganz Leroi'», Depeaux' und Herbault'S sei keine Spur mehr vorhanden. Die Damen baten um Nachsicht, die Herren erinnerten an die Zeit de» Glanzes in den Tuilerien, wie theuer ihnen derselbe zu stehen gekommen wäre. Der Kaiser lachte und meinte, der angebliche Luxus in den Tuilerien sei nur ein Vor wand für die Wünsche der Damen gewesen. Der Kaiser wies dann auf seinen abgetragenen Anzug und sagte, er habe Marchand befohlen, ihm das Jagdcostüm, welches er anhatte, zu bringen, so lange es nur irgend aushalten könne. Die Unter haltung wurde eingestellt, der Kaiser war verstimmt und nervös. Bis zu einem gewissen Grad« hatte sich Napoleon einer ge wissen Freiheit erfreut. Er hatte einen leidlichen Tisch geführt, der freilich nicht mal einen Vergleich mit seinem Essen im Felde aushalten konnte. Sein Umgang, der ja nur aus den mit genommenen drei Militairpersonen, -darunter d«m Großmarschall Bertrand, und ihren Frauen, Las Cafes, der zum Civil zählte und einigen Anderen bestand, war ihm freigestellt^ Die Insel war Gefängniß genug, daß man die Haft nicht noch zu verschärfen brauchte. Trotzdem empfand man natürlich daS Pein liche der Lage, und am meisten schien Napoleon'» Kammerdiener Santini darüber erbost zu sein, denn eines Tages verbot geradezu Napdleon ihm, sein Vorhaben auszuführen, das, ein anderer Kammerdiener hatte es verrathen, in nichts Geringerem bestand, als in einem Mordanschlag auf den Gouverneur. Welch« Folgen ein solch' unbedachtes Handeln gehabt hätte, kann man sich denken. Freilich nützte die Unterdrückung des Attentats nicht viel, denn der Gouverneur Hudson Lowe erließ eines Tages Bestimmungen, die so ziemlich jede Freiheit einengten. Am 9. October 1816 schreibt Las CaseS darüber und macht zugleich die Bemerkungen dazu: Ich lasse hier ein Verzeichniß der neuen, heute mitgetheilten ZwangSmaßregeln Sir Hudson Lowe's folgen; dieselben sollen am 19. d. M. in Kraft treten: 1) Die Straße über Huts-Gate an den Bergen entlang bis zum Signal-Posten unweit von Alarm-House soll die Grenze für Longwood sein. Unsere Bemerkungen dazu: Der Vorgänger von Sir Hudson Lowe hatte die Grenzlinie auf den Gipfel der Berge verlegt, be merkte aber bald darauf, daß, indem die Stelle de» Posten» ein wenig verlegt wurde, zugleich Hau» und Garten des General- Sccretair» Brooke innerhalb der Grenzlinie fielen; deshalb schritt er schon nach 14 Tagen zu einer Aenderung. Etwa 80 Toisen vom Wege ab lieZt der Garten Corbett's, in welchem acht oder zehn etwa» Schatten spendende Eichen stehen, und wo außerdem eine Fontaine sprudelte, welch« Kühlung bietet; es sind jetzt ausgeschlossen der Garten Corbett's und das Haus des General-Secretairs. 2) Schildwachen werden die Grenzlinie bezeichnen, welche Niemand überschreiten darf, um sich dem Hause in Longwood zu nähern, ohne besondere Erlaubniß des Gouverneurs. Unsere Bemerkungen dazu: Nach den zunächst b stehenden Ve stimmungen gelangte man auf folgende Weise nach Longwood: Der Gouverneur, der Admiral, der Oberst und Befehlshaber de-- Lager», die beiden Mitglieder der ostindischcn Compagnie und der Generalsecretair, welch« zu den obersten Beamten auf der Insel zählten, durften ohne Weiteres durch die Postenkette hindurch gelassen werd«n. Die Einwohner mutzten Pässe vom Gouverneur vorzeigen, die Matrosen vom Admiral, die Soldaten von ihren Obersten, Matrosen, Bewohner, Officiere durften mit einer Er laubniß des Grafen Bertrand in Longwood eintreten. Diese Einrichtung dauert« acht Monate und führte zu keinerlei Un annehmlichkeiten. Traf ein Fremder ein, der d«n Verdacht des Gouverneurs erregte, so konnte sofort seine Ausschiffung ver hindert werden; jedenfalls wurde er an der ersten Postenkette an- gehalten. Endlich wußte der Gouverneur aus dem Rapport der Wachen täglich die Namen der nach Longwood gelangten Per sonen; olles Dieses wurde im Monat August geändert. Der Gouverneur versuchte, unS die Verpflichtung aufzunöthigen, die jenigen Besucher, welche er sich zu verpflichten wünschte, an jedem beliebigen Tage zu empfangen. Daraufhin erklärte der Kaiser, er werde künftighin Niemanden mehr empfangen, um sich weitere Insulten zu ersparen. 3) Auf dem Wege zur Linken von Huts-Gate, welcher über Woodridge nach Longwood führt und niemals vom General Bonaparte, seit Ankunft des Gouverneurs, benutzt worden ist, soll die beobachtende Postenkette zum Theil eingezogen werden. Jedesmal, wenn der General beim Ausreiten Viesen Weg ein schlagen will, wird ihm, wenn er den wachthabenden Okficier rechtzeitig in Kcnntniß setzt, nichts im Wege stehen. Unsere Bemerkungen dazu: Es ist ein sonderbarer Vorwand zu einerLinschränkung: allerdings ist das Thal sich» Monate lang
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