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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990207016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899020701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899020701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-07
- Monat1899-02
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Vie Pkorgen»Au»gabe erscheint um '/,7 Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Redaktion und Erveditiou: IohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von ftuh 8 bis Abend» ? Uhr. Filiale»: Ltt» Klemm'» Lorttm. (Alfred Huhn), Universität-sirahr S (Paulinus). LoniS Lösche. Katbarinenstr. 14, Port. und ?Si>g»platz L BezugS-Prei- Ki der Hanptexpedition oder den Im Stadt» lezirk und den Vororten errichteten Aus» govestellrn ab geholt: vierteljährlich ^14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins l,auS 5.50. Durch die Post bezogen snr Deutschland und Oesterreich: vierteliährliä, 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiend: ng in» Ausland: inonatlich 7.50. «8. Morgen-Ausgabe. Ueiprigtl TaoMM Anzeiger. AmtsMtt des Königttchen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Dienstag den 7. Februar 1899. olttreiaen-Preis die 6 gespaltene Pentzeile 20 Ptg. Reclamen unter dem Redactionssiricb (4qe- spalten) 50^, vor den Familiennnchrichlce (6gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- MTzeichniß. Tabellarischer und Ziffernfap nach höherem Tarif. «X— Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit de, Morgen »Ausgabe, ohne Poslbesörderuog 80.—, mit Postbefürderung 70.—. Ännatsmeschlnß für Ämeigkll, Ab end-Ausgabe: Bormiitags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an ».-« byPrSitiau zu richten. Druck «ud Verlag von L. Polz in LeivziL 83. Jahrgang. Das „Lischen" Socialreform. In der ReichStagSsitzunz vom 20. Januar wurden die Socialvemokraten in die peinliche Notbwendigkeit versetzt, sich wieder einmal dazu zu bekennen, daß sie gegen alle und jede Gesetzgebung zu Nutz und Frommen der wirthschaftlich Schwächeren gestimmt baben. Insbesondere hielt ihnen der Avg. Frhr. von Heyl vor Augen, daß sie 1883 gegen die Krankenversicherung, 1884 . . Unfallversicherung, 1889 . - Jnvaliditäts» und Altersversicherung, 1890 » das Gesetz, betr. Einführung der Gewerbegerichte, 1891 . - Arbeiterschutzgesetz, 1881 - die erste Börsenstenrr-Vorlage, 1893 - - zweite Börsenstruer-Borlage, 1895 - das Börsenqrsetz, 1895 » - Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, 1890 . - erste Gesetz zur Bekämpfung des Wuchers, >894 - . verschärfte Gesetz zur Bekämpfung des Wuchers, 1896 » - bürgerliche Gesetzbuch gestimmt haben. Abg. Frhr. v. Heb! bemerkte zu dieser Auf» Zahlung: „Nehmen Sie dem Mittelstand und den Arbeiterklassen diese Gesetze, und Sie werden einen Sturm der Entrüstung in der Be völkerung hervortreten sehen." DaS war ein bitterer Wermutbstropfrn in den Kelch socialdemokratischen Hochgefühls. Auf Alles schien man vor bereitet, nur nicht darauf, daß man immer noch einmal be kennen sollte, tbatsächlich gegen alle jene großen Reformgesetze gestimmt zu haben. Hatte man sich doch längst gewöhnt, öffentlich sich derart zu geberden, als verdankten die wirth- fchaftlich schwächeren Elassen Alles, was zu ihrem Schutze praktisch vollbracht ist, hauptsächlich, wo nicht ausschließlich den Socialdemokraten. Mit diesem nützlichen, aber unwahren Scheine von Er folgen war es also wieder einmal vorbei. WaS immer auf die Darlegung des nationalliberalen Redners erwidert werden konnte, um das Bekenntniß, gegen alle jene Gesetze gestimmt zn haben, war nicht mehr herumzukommen. Genosse Singer übernahm eS, den Mohren nach Möglich keit weiß zu brennen. Er versuchte, aus der Vertheidigung zum Angriff übergehen zu können, indem er dem Abgeordneten v. Heyl zum Borwurf machte, daß dieser die Gründe ver schwiegen habe, wegen deren die Socialdemokraten gegen jene Gesetze gestimmt hätten, obwohl ihm die Gründe genau bekannt sein müßten. Und nun marschirten diese „Gründe" der Reihe nach auf. DaS „Bischen Social reform" sei doch gar zu wenig für den Arbeiter, als daß man hätte eS annehmen dürfen. Beim Arbeiterschutzgesetz babe sich der Reichstag geweigert, die socialdemokratischen Anträge anzunehmen, weil „das Unternehmerthum in seinen materiellen Interessen dadurch geschädigt worden wäre"; in folge dessen habe die Socialdemokratic dann das Schutzgesetz selbst abgelehnt. Sie habe gegen die Börsensteuer gestimmt, weil deren Erträgnisse zur Deckung von Kosten einer Mili- rärvorlage bestimmt gewesen wären. Gegen daS Gesetz über den unlauteren Wettbewerb habe sie gestimmt, weil die Con- currenzclausel darin stehen geblieben sei, gegen das Wucher gesetz, weil nur der Credit- und Sachwucher, nicht auch die wucherische Ausbeutung mit der menschlichen Arbeitskraft unter Strafe gestellt werden sollte, und was vergleichen Aus flüchte mehr sind. Und was damals geschehen sei, werde jeden Augenblick wieder geschehen. Ausdrücklich, und gleich zu Beginn seiner Ausführungen, sagt Singer: „Ich will gar keinen Zweifel darüber lassen, daß meine Frac- tionSfrrnnde rinmüthig aus dem Standpunkt stehen, daß wir nach wie vor olle Gesetze, in denen nach unserer Meinung nicht das Minimum dessen gegeben wird, was nach Lage der heutigen Ber- hältuisse die Arbeiterklasse zu fordern berechtigt ist, ohne Weiteres ablehnen werden." Nun ist Folgerichtigkeit niemals die starke Seite der Socialdemokraten gewesen, am wenigsten die ihres Genossen Singer. Aber selten bat doch so, wie er es am 20. Januar gethan, ein Socialdemokrat die Widersprüche im Verhalten der eigenen Partei aufgedeckt, als er im unmittelbaren An schluß an dieses zielbewußtc „Ohne Weiteres!" selbstgefällig plauderbaft darüber sich verbreitete, wie sie die Socialreform gesetze ohne Weiteres nicht ablehnten, sondern zu ver bessern suchten. Wörtlich sagte er: „Die Herren, die länger hier im Hause sind und die sociale Ge setzgebung mit erlebt haben, würden ja der Wahrheit inS Gesicht schlagen, wenn sie nicht zugebcn würden, daß keine Fraktion in diesem Hause mit solchem Fleiß und solcher Energie an der Ver besserung der socialen Regierungsvorlagen gearbeitet hat, wie die socialdemokratische Fraktion." Das ist nun wieder nicht ganz wahrheitsgemäß, denn die Socialvemokraten haben daS Arbeiten damals mehr erschwert als gefördert. Aber wenn cs durch die socialdemokratische Brille so erscheint, was folgt daraus? In erster Linie dock, daß schon die Regierungsvorlagen überall mehr Werth waren, als daß sie ein Socialdemokrat ohne Weiteres hätte ablehnen dürfen. Im Gegentheil! Die sämmtlichen Vorlagen er schienen den Socialvemokraten wertbvoll genug, um ihnen eine fleißige Mitarbeit daran zur Pflicht zu machen. Also war daS in jenen Regierungsvorlagen Dargebotene gar zu weit von dem „Minimum, was nach Lage der heutigen Verhält nisse die Arbeiterklasse zu fordern berechtigt ist", — nicht wohl entfernt. In den fertigen Gesetzen aber war jedesmal noch etwas mehr geboten als in den Regierungsvorlagen. Auch daS vermag Singer nicht ganz hinwegrudisputiren; vielmehr sucht er eS als Verdienst der socialdemokraiischen Mitarbeit her- vorzuhebcn, daß die verabschiedeten Gesetze den Arbeitern entsprechend größere Leistungen sichersiellten. Mit Bezug auf die Novelle zur Gewerbe-Ordnung über den Arbeilerschutz sagt er: „Wenn noch einigermaßen vernünftige Bestimmungen in der heute geltenden Gewerbeordnung vorhanden sind, so ist es der socialdemokratischen Thätigkeit in diesem Hause zu verdanken. Denn wir haben bei allen diesen Berothungen in den Eommissionen dafür gesorgt, daß die Herren auf die schreienden Uebelstände aufmerksam gemacht wurden, die nach dieser Richtung hin existircn." Aber damit nicht genug. Er fährt alsbald fort: „Und wo wäre denn überhaupt die ganze deutsche So cialreform, wenn die Socialdemokratie nicht existirte?" Hiermit ist denn der Gipfel der Widersprüche erreicht, und selbst Genosse Singer verspürt es lästig, daß er nun einen Uebergang finven muß, um noch „einigermaßen vernünftig" zu erscheinen, wenn er im Weiteren auseinandersetzt, wie alles das von der Socialdemokratie verworfen wurde, was ohne vie Socialdemokratie überhaupt nicht erreicht worden wäre. Er findet den Uebergang nicht anders, als daß er Geschichte fälscht und dem Fürsten BiSmarck ein Wort in den Mund legt, das der Altreichskanzler niemals gesprochen hat. Singer sagt: „Ich kann mich, meine Herren, wie es hier im Hause schon öfters betont worden ist, für meine Ausführung auf das Zeugniß Ihres Nationalheros, des Fürsten von Bismarck berufen, der im Reichstag erklärte: ohne die Socialdemokratie existirte das Bischen Socialreform, das wir haben, überhaupt nicht." Eine solche Aeußerung hat Bismarck, wie nicht weiter betont zu werden braucht, niemals gethan. Daß der Fürst über Inhalt und Umfang der Socialreform nichts weniger als geringschätzig gedacht hat, ist hundertfach beglaubigt. Aber auch für einen Socialdemokraten ist es ein starkes Stück, in demselben Augenblick, in welchem er selber die „ganze deutsche Socialreform" als große Errungenschaft er scheinen läßt, den Fürsten Bismarck wegwerfend über „das Bischen Socialreform" sprechen zu lassen. Gleichviel, — diese sämmtlichen Errungenschaften nebst allen anderen Gesetzen der Fürsorge für den wirthschaftlich Schwächeren hat die Socialdemokratie von Fall zu Fall ab gelehnt und dennoch brüstet sie sich, „die politische Organi sation der Arbeiterklasse", ja, die einzige und wahre Ver treterin der Arbeiterklasse" zu sein. Auf die entscheidende Frage, die ihm der national liberale Redner vorgelegt hat, geht Singer nicht ein. Breit spurig versucht er im Einzelnen darzulegen, warum die Social demokraten dies und jenes und wieder ein anderes Schutzgesetz abgelehnt haben. Immer wieder schaltet er ein: „wir haben da gegen gestimmt, weil sie uns für die Arbeiter zu wenig boten." Aber der Abg. Frhr. von Heyl batte in den Mittelpunkt seiner Ausführungen über das Verhalten derSocialdemokratiegestellt, welchen Sturm der Entrüstung es erzeugen würde, wenn man den wirthschaftlich Schwächeren diesen umfangreichen Schutz und Beistand wieder nehmen wollte. Wenn die Socialdemokratie jedes einzelne Gesetz abgelehnt hat, wenn sie jede einzelne fürsorgliche Leistung des Gesetzgebers in den Augen der Massen verdächtigt und herabgesetzt hat, muß sie doch in der Lage sein, NamenS derselben Massen diese sämmt lichen Gesetze für entbehrlich zu erklären. Das kann die Socialdemokratie so wenig, daß sie lieber über das eigene ablehnende Verhalten den Stab bricht, als zur Beseitigung jener Gesetze die Hand zu bieten. Wenn Singer sich auch gehütet hat, am 20. Januar das Geständniß bis zu diesem Punkte weiter zu führen, so hat sich der Ge- sammtvorstand der Partei um so weniger genirt. Als die Stichwahlparole im vorigen Sommer ausgegeben werden sollte, formulirte der Parteivorstand eine Reihe von Zu geständnissen, die jeder Candidat machen sollte, der von den Socialvemokraten in der Stichwahl unterstützt sein wollte. Dort begegnet man mit Interesse einer Formel, die folgender maßen lautet: b. Gegen jede Aufhebung oder Einschränkung von Arbeiterschub- oder Arbeiterversicherungsgesetzen oder Verordnungen, außer eS handle sich um ihre Verbesserungen. Und damit Schluß. Den Arbeitern war bei den Wahlen allgemein vorge—tragen worden, wie die Socialdemokratie sich die materielle Förderung und rechtliche Sicherung deS wirthschaftlich Schwachen angelegen sein lasse, wie erfolgreich sie in diesem Sinne ein Gesetz um daS andere zu Stande kommen s-be, wie sie auch eifersüchtig wache, daß kein er worbener Titel den wirthschaftlich Schwachen wieder ver loren gehe, sondern daß überall nur von Verbesserungen und Erweiterungen des Erworbenen die Rede sei. Nun mag der Arbeiter aus der Singer'scben Rede ent- nehmen, daß dies Alles eitel Geflunker war, daß im Gegen- tbeil die Socialdemokratie jedes Gesetz zum Schutz und Bei stand der Schwächeren bekämpft und abgelehnt hat, daß sie in der Folgezeit ihr Verhalten gegenüber solchen Gesetzes vorlagen keineswegs zu ändern gedenkt, aber sich mit Vorliebe in einem Wust von Zweideutigkeiten hierüber bewegt, um bei Wahlen aufs Neue sich mit den fremden Federn schmücken und den Arbeiter an der Nase umherführen zu können. WaS übrigens daS „Bischen Socialreform" an langt, so sei nur beiläufig in Erinnerung gebracht, daß die kürzlich erschienenen Jahresberichte der Berufsgenossenschastcn über die Unfallversicherung und deS Reichs-VersicherungS- Amtes über die InvaliditätS- und Altersversicherung überall gebührende Beachtung gefunden haben, nur nicht in der socialdemokratischen Presse. Es beläuft sich für 1897 nach Ausweis der erwähnten Berichte und für 1898 nach vor läufiger Schätzung die unmittelbare Leistung zu Gunsten der Versicherten, abgesehen von Verwaltungskosten, Ber- mögenSrücklagen rc., und zwar die Auszahlung ' Millionen Mark an Invalidenrenten 27,4 35,0 - Altersrenten 27,6 29,0 - Beitragsrrstattungen u. s. w. ... 5,2 6,0 - Unsallrenten und -Entschädigungen . 64,0 71,0 - Krankengeldern 49,0 52,0 - Krankheitskosten 66,0 70,0 mithin die Gesammkleistiing Ä9,2 262,0 Hingegen berechnet sich die den Versicherten (Arbeitern) > auferlcgte Beitragsleistung für die beiden Jahre in runden I Summen wie folgt: >>>97 Mi» Million«» Marl in dec Invaliden- und Altersversicherung 53,o 55,o - - Krankenversicherung 80,0 83,0 - - Unfallversicherung — — mithin der Gesainnitbritrag >33,0 138,0 Mit anderen Worten: es fließen bereits aus erworbenem Versicherungsanspruch 121 Millionen Mart mehr in den Kreis der Versicherten zurück, als an Beiträgen aus ihnen herausgezogen werden. Das „Bischen Socialreform", welches Dank der Opserwilligkeit von Arbeitgeber und Reich einen solchen Versicheruugsdienst ermöglicht bat, darf natürlich den Massen nicht zum Bewußtsein kommen. Die neue Fernsprechgebühren-Ordnung. tzK Berlin, 6. Februar. Bei der Neuordnung des Fern- sprechgebührenwesenS ist in der ans telegraphischem Wege schon kurz skizzirten Vorlage, welche dem Bundesrath zu gegangen ist, daraus Bedacht genommen, eine gerechtere Ver- theilung der Gebühren innerhalb des Rahmens des bisherigen Gesaminterzebnisses herbeizuführen. TaS AbonnemcntSsystem ist beibehaltcn worden und innerhalb desselben sind Abstufungen nach Maßgabe des Nutzens, den das Publicum, und der Aufwendungen, die die Verwaltung hat, eingeführt. Daneben soll aber facultativ denjenigen Tbeit nehmern, welchen die AbvnnementSgebübr zu hoch erscheint, der Anschluß gegen Zahlung von Einrclgebühren gestatte: sein. Für jeden Anschluß an ein Fernsprechnetz soll fortan eine Grundgebühr und eine Gesprächsgebühr erhoben werden Die Grundgebühr ist die Vergütung für dieUeberlassung und Unterhaltung der Apparate, sowie für den Bau und die In standhaltung der Sprechleitungen. Sie beträgt in Dietzen von nicht über 1000 Theilnehmeranschlüssen 60 in Netzen bis 5000 Anschlüsse 75 »F, bis 20 000 90--?, und bei mehr als 20 000 Theilnehmeranschlüssen 100 jährlich für jeden An schluß, welcher von ber Vernlitteluugüstellc nicht weiter als 5 entfernt ist. Die Gesprächsgebühr ist die Vergütung für die Hei stellung der GesprächSverbindungen. Sie wird auf Grüne der Aufzeichnungen der Vermittelungsanstalt festgesteUt und ist entweder eine Bauschgcbühr oder eine Einzelgebübr. Die Höbe der Bauschgebühr (Gesammtgesprächsgebühr) richtet sich nach der durchschnittlichen Zahl der Gesprächs Verbindungen von nicht mehr als 3 Minuten Dauer, wellt während eines Jahres aus jeden der zu einem Netz ver einigten Tbeilnehmeranschlüsse entfallen. Die Gesprächsgebühr beträgt für die ersten 50o Verbindungen 2o bei mebr als 500 bis incl. 1500 Verbindungen für weitere 5oo Ver binduugen je 15 .«?, bis 3000 für je weitere 500 Verbiu düngen 10 .F und bei mehr als 3000 Verbindungen für die überschießenden Verbindungen insgesammt noch lo .6' Die Grundgebühr und die GcsammtgesprächS- gebühr werden für jedes Netz aller drei Jahre neu festgestellt und drei Monate vorher bekannt gemacht. Bei eintretendcr Erhöhung der Gebühren können die Theilnekmer einen Monat vorher kündigen. Jeder Theilnekmer ist be- rechligt, an Stelle der Gesamintgesprächsgebübr Einzet gesprächSgebühren für jede hergestellle Verbindung, mindestens jedoch für loo Gespräche jährlich, zu zahlen. Diese Einzelgebllhr beträgt 5 .j für die Verbindung von nicht mehr als drei Minuten Dauer; jede angefangene Reihe von 100 GesprächSverbindungen wird für voll gerechnet. — Ter Anschluß gegen Einzelgesprächsgebnkren findet in Netzen, in welchen die Gesamintgejpräcksgcbühr 20 .F beträgt, nicht statt. Wo Fernsprechnetze neu errichtet werden, wird während der ersten drei Jahre nach der Errichtung für jeden Theilnehmeranschluß, welcher nicht mehr als 5 llm von der BeruiittelungSstellungsstelle entfernt ist, eine Grund gebühr von 60 und eine GesammtgesprächSgebübr von 20 für den Anschluß erhoben. Für die Benutzung de rZ Verbind ungS- anlagen zwischen verschiedenen Netzen oder Orten mit öffentlichen Fernsprcchstcllen werden Einzel- Fenrlleton» Unterseeische Soote. Bon vr. Walther Knorr. Nachdruck verboten. Frankreich hat wiederum mit einem unterseeischen Boot, dem „Gustave ZSdS", neue Versuche angestellt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die unterseeischen Boote eine Zukunft haben, denn die Fortschritte der Vertheidigung und Bewehrung der Panzer schiffe wird den Oberflächen-Torpedobooten die Annäherung an die Panzer immer mehr erschwert und unmöglich gemacht. Die Erfindung von unterseeischen Booten, die den Zweck haben, sich unter dem Wasser Hochbauschiffen zu nähern, ihnen einen Explosivkörper anzuheften und sie damit zu sprengen, ist keineswegs eine Aufgabe, die sich erst die Neuzeit gestellt hat. Bereits 1624 befuhr Cornelius Drebbel die Themse von West minster bis Greenwich mit einem Unterwasserboot. Im Jahre 1742 construirte David Bushnell ein unterseeisches Boot, dessen an einem feindlichen Schiff befestigter Explosionskörper durch den Antrieb eines Uhrwerkes entzündet werden konnte. Eine ähnliche Construction entwarf 1804 Robert Fulton. Eine praktische Bedeutung tonnten derartige Bestrebungen allerdings erst erhalten, als in dem Torpevo eine Vorrichtung gegeben war, die auch den widerstandsfähigsten Schiffen Ver derben zu bringen möchte. Daher verwenbkn denn auch alle neueren Constructionen von unterseeischen Booten als Angriffs waffe den Torpedo. Berechtigtes Aufsehen erregten zuerst die von dem Schweden Thorston Nordenfelt in den Jahren 1885 bi» 1888 erbauten vier Boote, die Cigarrenform aufwiescn. Zwei dieser unterseeischen Boote von einem Deplacement von ISO Tonnen wurden von der Türkei angekauft, ein größere» von 250 Tonnen kam nach England. Das Fahrzeug war aus Stahl gebaut, maß 37 Meter und hatte einen Tiefgang von 3 Meter. Es legte 15 Seemeilen in einer Stunde zurück. Bewegt wurde von zwei Verbundmaschinen von 1200 Pferdekräften. Die Be satzung belief sich auf 9 Mann. Die Manövrirfähigteit der Unterseeboote hängt ab von ihren Vorrichtungen zum Untertauchen und zur Fortbewegung unter Wasser. Das Untertauchen wurde bei Nordenfelt's Booten be werkstelligt durch Aufnahme von Wasser als Ballast. Bevor das Schiff sank, wurde der Schornstein niedergelegt und es wurden alle Springluken hermetisch geschlossen. Ferner wurde das Feuer unter dem Kessel, dessen Druck auf 10 Atmosphären gebracht worden war, gelöscht. Das Boot fuhr von da nur noch mit einem Druck von 4 bis ^Atmosphären, so daß es unter Be nutzung des aufgespeicherten Dampfes 4 Seemeilen in der Stunde zurücklegen und 5 Stunden unter Wasser bleiben konnte. Zwei seitliche Schrauben überwanden den Auftrieb, während die Steuerung durch Bertical- und Horizontalruder geregelt wurde. Das Boot besaß zwei Torpedolancirrohre und vier Torpedos. Einen Fortschritt gegenüber diesem Typus bedeutete bereits das unterseeische Boot „Nautilus". An Stelle des Dampfes wurde als treibende Kraft Elektricität verwendet. Ein Vorrath von comprimirter Luft versah die aus sechs Personen bestehend« Bemannung des Bootes mit Athmungsluft für drei Tage. Sehr sinnreich war die Vorrichtung zum Emporsteigen und Sinken des Boote. An den Seitenwänden waren fernrohrartige Röhren angebracht, die nach Belieben ausgeschoben und eingezogen werden konnten. Je nachdem di« Oberfläche des Bootes vergrößert oder vcrkleinert wurde, stieg oder sank es, so daß es völlig in der Macht des Führers lag. den Tiefgang des Bootes jeder Zeit zu regeln. ' Ebenfalls der Elektricität bediente sich bei seinem unter- I seeischen Boote der französische Ingenieur Goubet. Im Vorder- I theil« befanden sich Akkumulatoren zur Aufspeicherung der Elek- »trieitiit und eine Dynamomaschine zu ihrer Erzeugung. Di« Elektricität bewegte das Boot mit einer Geschwindigkeit von fünf Seemeilen in der Stunde. Zur Bemannung genügten zwei Personen, die in der Mitte des Bootes Platz nahmen und von hier aus sämmtliche Apparate bedienen konnten. Unter ihnen be fand sich Las Luftreservoir, das der Mannschaft einen acht stündigen Aufenthalt unter Wasser ermöglichte. Auf der Höh: der Bootswölbung war eine kleine Auslugkuppel angebracht, die eine bequeme Umschau während der Fahrt über Wasser gewährte. Der Torpevo ruhte auf einer Schale auf dem Hintertheil des Bootes, von wo er abgelassen lourde, wenn sich dasselbe unter dem Kiel des feindlichen Schiffes befand. Weiterhin haben sich an der Construirung eines brauchbaren unterseeischen Bootes der spanische Seeofficier Peral, der Ita liener Pullino und der Portugiese Mello betheilig:. Mit dem Boote Pullino's sind im Golf von Spezia Versuche anqestellt worden, die eine Fahrgeschwindigkeit von acht Seemeilen ergaben. Mello benutzte für sein Boot zum Untertauchen Wafferballast und trieb es durch Akkumulatoren. ES war 22 Meter lang und vermochte zehn Stunden unter Wasser zu bleiben. Besonders bemerkenswerth war es durch seine praktische Umschauvorrichtung. Fuhr das Boot unter Wasser, so konnte eine Röhre von 20 Len- timeter Durchmesser über den Wasserspiegel geschoben werden. Die Spitze derselben trug ein Prisma, durch das die eintretendcn Lichtstrahlen nach unten auf eine Platte geworfen wurden, wo sie wie in der photographischen Dunkelkammer «in Bild gaben. Da das Prisma um seine Verticalachsr drehbar war, so konnte der ganze Horizont nach feindlichen Schiffen abgesucht werden. Der jetzt viel erwähnte Franzose Gustave ZS»^ hat sich bereits längere Zeit mit der Erbauung unterseeischer Boote be schäftigt. Zuerst trat er mit dem Unterseeboot „Gymnote" vor die Oeffentlichkeit, das in Toulon erprobt wurde. DaS Fahr zeug war 18 Meter lang, hatte einen Durchmesser von 1,8 Meter und wog 20 Tonnen. Die Besatzung bildeten drei Mann. Ge trieben wurde da» Boot durch «lektrieitiit, die Lommelin-De»- magnus-Alkumulatoren lieferten. Horizontale Flossen regelten wie beim Fischtorpedo die Fahrt unter Wasser. Im December 1894 wurden dann in Toulon Versuche mit einem Book, vem „Gustav ZödS" angestellt, das nach dem Erbauer benannt war. DaS Boot ist aus Bronze hergestellt, hat Cigarren-Form und mißt 40 Meter. Es Hal ein Deplacement von 266 Tonnen und trägt eine Besatzung von 20 Mann. Als Triebkraft wird Elct- tricität benutzt, die in Cely'schen Akkumulatoren aufgespeichert ijl. Das Schiff legte bei den Versuchen in Toulon in einer Tiefe von 14 bis 20 Meter nicht über sieben Seemeilen in der Stunde zurück. Die bei diesen Versuchsfahrten gewonnenen Erfahrungen benutzte dann ZSdc- zur Ausführung von Verbesserungen, so daß daS jetzige Boot „Gustav ZödS" allen Anforderungen der französischen Fachleute zu genügen scheint. Die Ablassung des Torpedos durch das Unterseeboot erfolgt in der Weise, vag dieses, unter dem Kiel des ahnungslosen, feindlichen Schiffes liegend, den Torpedo auSstößt, Ser vermöge des natürlichen Auf triebes nach oben steigt und sich vermittelst einer Art von Saug warzen an der Schiffswand festtlanimcri. Der Torpedo bleibt mit dem unterseeischen Boot durch einen Leitungsdraht in Ver bindung. Sobald dieses aus dem Wirkungskreis des Torpevo! sich herausbegcben hat, bringt es denselben durch den elektrischen Funken zur Explosion. Es ist unverkennbar, daß im Lause der Zeit die Aus gestaltung der unterseeischen Boote immer vollkommener geworden ist. Allein bei dem Bekanniwerden eines jeden neuen Tyos heißt es, daß damit bereits das angestrebte Ideal erreicht sei, während sich später mancherlei Mängel herausstellten. Es bleibt daher immerhin fraglich, ob mit dem gegenwärtig erprobten „Gustave ZSd4" auch eine wirklich völlig einwandsfreie Con struction geschaffen worben ist.
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