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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990306015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899030601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899030601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-06
- Monat1899-03
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In denselben bewährte sich die sächsische Sol datentreue und Tapferkeit in glänzender Weise, und daß dies ge schah, -war in erster Linie das Verdienst des neuen Kriegs ministers. Er war der rechte Mann zur rechten Zeit am rechten Orte, und gab der Armee wieder zurück den Geist, welcher sie allein zu einem Erzfelsen macht für Thron und Gesetz. Belebend und erfrischend auf alle Soldatenherzen wirkte schon sein Tages befehl, den er erließ bei Antritt seines Amtes und welcher also lautete: Tagesbefehl. Dresden, am 10. März 1849. Se. Majestät der König haben geruht, mir die Leitung des Kriegsministeriums zu übergeben. Ich fühle mich durch diesen Beveis des Allerhöchsten Ver trauens um so mehr geehrt und beglückt, da mir meine künftige Stellung Gelegenheit bieten nnrd, der Arme« zu nützen. Alle meine Kräfte, alle meine Bestrebungen werden diesem Zwecke ge widmet sein, und das Wohl des Einzelnen wird mir ebensowohl am Herzen liegen, wie das des Ganzen. Ganz besonders wird auch die Lage der Unterofficiere und Mannschaft Gegenstand meiner Fürsorge sein und ich hoffe, daß es mir gelingen wird, diejenigen materiellen Verbesserungen zu bewirken, zu denen der Weg bereits durch das frühere Ministerium angebahnt worden ist. Kein Soldat soll in seinen staatsbürgerlichen Rechten beein trächtigt loerden; ich werde aber auch unter keiner Bedingung dulden, daß die Bande der Disciplin gelockert, daß mit dem mili tärischen Gehorsam die Grunopfeiler des Standes untergraben werden. Denn ohne Ordnung und strengen Gehorsam in und außer Dienst ist ein Heer nicht denkbar und sinkt binnen Kurzem die beste Armee herab zu einer regellosen Masse. Möge die Armee mir vertrauen und mein Vertrauen zu ihr r-chksirt'gen; möge auch im Innern derselben Vertrauen herrschen 7dsischen Vorgesetzten und Untergebenen. Möge die Armee ihren alten Ruhm bewahren und festhalten an ihrer militärischen Ehre, an ihrer Treue und Eingebung für König und Vaterland, damit sie immerdar eine Stütze des Thro ne? und der Verfassung, ein Schutz ihrer Mitbürger sei. Der Krieasminister Oberst Rabenhorst. Höher schlugen die Herzen der Officiere und Soldaten, als ihnen diese Kundgebung bekannt gemacht wurde und als dann der Aufstand wirklich kam, rechtfertigte die Armee das von dem neuen Kriegsminister in sie gesetzt« Vertrauen in jeder Weise. Das von dem in der sächsischen Geschichte unvergessen bleibenden Manne in jener Zeit der Unruhe uns Unsicherheit gegebene Bei spiel von unentwegter Königstreue, welches vorbildlich bleiben wird für jeden loyalen Sachsen immerdar, rechtfertigt es gewiß, saß seiner heute, ein halbes Jahrhundert nach seiner Amtsüber nahme, wieder einmal ehrend gedacht und Jungsachsen von ihm und seinem ehrrnreichen Leben erzählt wird. Zumal auch die bohe Leistungsfähigkeit der sächsischen Truppen im Feldzüge 1866, welche in erster Linie den Sachsennamen aus den Stürmen und Wirrnissen der damaligen politischen Krisis hinllbertrageu halfen in die fürs deutsche Volk und Vaterland neu «»brechende Zeit, ebenfalls das Werk des Krieqsministers Rabenhorst gewesen ist. Bernharp Rabenhorst entstammte einer Biirgerfamilie und er blickte als Sohn eines Buchhändlers zu Leipzig 1801 daS Licht der Welt. Er besuchte die damaliae Militärakademie und trat 1823 beim Artilleriecorps als Stückjunker ein. In demselben Jahre zum Leutnant, 1840 zum Hauptmann befördert, schied er 1846 aus seiner Waffe ans, um fortan als Maior und Flüqelad- iutant des Königs in der Stellung eines Bevollmächtigten bei der BundeS-Militärcommissiou tbätia zu sein. 1848 als Reichs- eommissar in di« insurgirten sächsischen Herzogthümer entsendet, wurde er im folgenden Jahre vom König Friedrich August II. unter Beförderung zum Obersten an die Stütze des KriegSministe- riums berufen. Er fand in der Armee schlimme, unter seinem Vorgänger eingerissene Verhältnisse. Mit unerschütterlicher Thatkraft und kühnem Muthe stellte er zunächst die gelockerte Mannszucht .wieder «her, uns seiner Unerschrockenheit und Kalt blütigkeit gelang es in erster Linie, den im Mai emporlosernden Aufstand in Dresden niederzuwerfen. Der König belohnte ihn unter Verleihung des Großkreuzes vom sächsisch«» Verdienstorden durch Beförderung zum Generalmajor. In der Zeit seiner achtzehnjährigen Amtsthätigkeit als Kriegs minister war er auf das Eifrigste bemüht, die Armee, soweit es die ihm zur Verfügung stehenden, überaus bescheidenen, um nicht zu sagen kärglichen Geldmittel zuließen, auf ein« hohe Stuf« der Schlagfertigkeit zu bringen. Nach allen Richtungen hin war er unablässig thätig und wendete namentlich auch der Reiterei in Bezug auf Organisation und Ausbildung unausgesetzt sein« Auf merksamkeit zu. Drei Mal, 1850, 1859 und 1866 mußt« die Armee aus den Kriegsfuß gesetzt lverden. Im erstgenannten Jahre gelang es ihm, nachdem der König am 2. November den Mobilisirungsbefehl erlassen hatte, Mobilmachung und Zusam menziehung der Truppen bereits am 19. November zu beenden, eine für damalige Zeit sehr hervorragende Leistung, welche der König mit der Beförderung zum Generalleutnant anerkannte. Am 3. Mai 1856 wurde Nabenhorst in den Adelstand erhoben. 1859 und 1866 leitete ec abermals die Mobilmachung für die Armee und konnte bei Beginn des böhmischen Feldzuges 30 000 Mann wohlgerüstete Truppen aufstellcn, deren überaus brave Haltung am besten für den guten Geist sprach, welchen Raben horst der sächsischen Armee einzuhauchen verstand«» hatte. Nach dem Feldzuge trat er, geschmückt mit dem Orden der Rauten krone, in daS Privatleben zurück. Bei der goldenen Hochzeit des Köniaspaares 1872 verlieh König Johann dem treuen Diener den Charakter als General der Infanterie. General von Raben horst starb am 14. April 1873 in der Hoflößnih. Sein Name lebt noch heute fort in der sächsischen Armee, in deren Reihen ver schiedene Nachkommen von ihm dienen. Sliidlebilder aus Sachsen. Rochlitz. Nachdruck verboten. Könnte man älteren Schriftstellern bezüglich ihrer An gaben über das Alter der Stadt Rochlitz krauen, so würde sie sicherlich zu den ältesten Orten unseres Vaterlandes zählen, wenn nicht gar der älteste Wohnplatz innerl>alb desselben sein. Der eine, Michael Babst, schreibt im Jahre 1607: „Rochlitz sei die älteste Stadt an der Mulde, sie habe bereits einige Jahre vor Christi Geburt gestanden." Laurentius Pickenstein hält es für wahrscheinlich, daß ein suevischer Volisstamm den Ort gegründet und zum Marktflecken erhoben habe. Der im 16. Jahrhundert lebende Bürgermeister Mathesius giebt an, daß Rochlitz schon in diesem Jahrhundert 1200 Jahre lang seinen Namen geführt habe. Wann die Gründung der heutigen Stadt Rochlitz erfolgte, wird wohl für immer dunkel bleiben. Es wird bei ihr gerade so gewesen sein, wie bei den meisten sächsischen Städten: die von Westen her vordringenven Deutschen trieben die Wenden nach Osten hin zurück. Damit die eingewanderten Deutschen feste Stützpunkte erhielten, errichteten die deutschen Kaiser an besonders geeigneten Orten fest« Zwingburgen, um die her und in derem Schutze sich nun Deutsch« ansiedelten. So ent stand auch die Burgwarte Rochlenzi, unter ihrem Schutze ent wickelte sich allmählich die Ansiedelung zur Stadt, die zuerst 1186 urkundlich erwähnt wird. Stadt und Umgebung waren dem jemaligen Burggrafen unterthan, dieser wiederum dem deutschen Kaiser. Solcher Burggrafen wird schon im achten Jahrhunderte Erwähnung gethan, doch sind die Nachrichten über die ersten derselben recht unsicher. Lichter wird es mit dem Markgrafen Conrad von Wettin. Er war ein gewaltiger Herr; denn er war nicht nur Graf zu Wettin, Leisnig, Brehna, Eilenburg, Groitzsch und Rochlitz, sondern auch Burggraf zu Zörbig und Markgraf zur Lausitz, Meißen, im Osterlande und zu Landsberg. Seine Länder erstreckten sich von der Saale bis zur Neisse. Wechselooll war der Lebensgang desselben. Er gerietst mit seinem Vetter, Heinrich II., Markgraf zu Meißen, in Streitigkeiten. Im Ver laufe derselben kam er in die Gefangenschaft seines Vetters. Dieser ließ ihn in einen eisernen Käfig sehen und auf dem Kirch berge bei Jena an der Saale ein ganzes Jahr lang an einem Thurme aushängen. Im Jahre 1127 starb sein Gegner, er be stach seine Wächter und entkam. Nach und nach gelangte er zur Herrschaft über die oben bezeichneten Länder, Rochlitz kam 1143 in seinen Besitz. S«ine Ehe mit Lucarda war eine kinderreiche, sieben Söhne und sechs Töchter gingen aus ihr hervor. Conrad war auch der Erbauer des Klosters auf dem Petersberge bei Halle, in dem er, nachdem es 1155 vollendet war, seine letzten Jahre als Mönch verlebte. Im Jahre 1156 theilte er seine Länder unter seine Söhne; die Grafschaft Rochlitz erhielt Dedo. Conrad von Wettin, dem die Geschichte den ehrenden Beinamen „der Große" beilegte, starb am 5. Februar 1157 im 59. Jahre seines Lebens. Mit großen Ehren ward er auf dem Petersberge beigesetzt. Der Erzbischof Wichmann begrub ihn in der Mitte der Kirche, zu feiner rechten Seite sand seine Gemahlin ihren letzten Ruheplatz. Dem Begräbniß wohnten bei Walo, Bischof von Havelberg, und Markgraf Albert und Hermann, sowie all« seine Söhne, außer Markgraf Otto. Nach ihm saß auf Rochlitz Dedo, den man seiner Fett leibigkeit wegen den Feisten nannte. Dedo stiftete 1174 das Kloster Zschillen, jetzt Wechselburg genannt, auch das Kloster Buch bei Leisnig ward von ihm reichlich bedacht. Dedo fand ein eigenartiges Ende. Um sich an einer Reise nach Süditalien, die Kaiser Heinrich VI. geplant hatte, betheiligen zu können, ließ er auf operativem Wege das übermäßige Fett aus seinem Körper entfern«». Wenige Tage nach der Operation, am 16. August 1190, starb er. Die Grafschaft Rochlitz gelangte 1210 an seinen Sohn ConradvonLandsberg;da dieser ohne männliche Erben starb, so fiel die Grafschaft Rochlitz an das Reich zurück. Kaiser Otto IV. übertrug sie dem Markgrafen Di«trich dem Be drängten, d«r sie dem Markgrafenthum Meißen ein verleibte. Dadurch hörte Rochlitz auf, eine eigene Grafschaft zu sein. Als Dietrich der Bedrängte die Augen schloß, hintirließ er «inen unmündigen Sohn, Heinrich, für den Landgraf Ludwig IV. von Thüringen Vormund ward. Da Poppo von Henneberg die Wittwe Dietrich's heirathete, brachte er auch dadurch Heinrich'» Lande auf hinterlistige Weise an sich. Dies Alles geschah ohne Vorwissen und in Abwesenheit Ludwig's, der, als er davon er fuhr, mit einem Heere in Meißen einfiel und die festen Städte Groitzsch und Rochlitz für Heinrich eroberte. In dem Kriege, den Albrecht II. mit sein«» beiden Söhne», Friedrich dem Gebissenen und Diezmann, führte, hatte auch Rochlitz zu leiden. Albrecht's räuberische Schaaren ver wüsteten das Land und verübten schreckliche Greuel. Als aber die Kaiserlichen Freiberg eroberten, mußte Friedrich die Städte Grimma, Rochlitz und Leisnig abtreten, um dadurch die Ge fangenen auszulösen. Friedrich» Macht erlitt einen empfind lichen Stoß, doch die Grausamkeit, mit der Albrecht's Heer würhete, führte ihm neue verzweifelte Streiter zu, die lieber ehrenvoll sterben wollten, al» ferner noch das Tyrannenjoch er tragen. lieber Nacht rückte er mit seinem Heere vor Rochlitz, in der Nacht erstieg er mit einigen tapferen Streitern den Wall und öffnete seiner Mannschaft das Thor, die nun in Rochlitz ein zog. Bei dieser Sachlage h elt es auch die Besatzung des Schloss«; für gerathen, sich zu ergeben. Dies geschah 1298. Mit diesem Erfolge wuchs auch der Muth und das Heer; bald darauf gelang es Friedrich und Diezmann, den Kaisers Vetter, den Grafen Philipp von Nassau, in ihre Gewalt zu bringen, den sie in Rochlitz sestsetzten. Im Bruderkriege hatte Rochlitz ebenfalls viel zu leiden. Die Umgebung bis nach Chemnitz hin wurde Verwüster, Rochlitz selbst stark geplündert. Ms Herzog Wilhelm die entmenschten Böhmen zu Hilfe rief, fielen diese durch das Elbthal sengend und mordend in Meißen ein, auch Rochlitz wurde trotz der erst kürzlich erfolgten Plünderung wiederum stark gebrandschatzt. Nach diesem schrecklichen Kriege hatte Rochlitz hundert Jahre lang Ruhe und Frieden, doch der S ch m a l k a l d i s ch e K r i c g berührte die Stadt in besonderer Weise. Während nämlich die vereinigten protestantischen Fürsten in Bayern dem Kaiser Carl V. gegenüberstanden, beauftragte der Kaiser den Herzog Moritz von Sachsen, in das Land des Kurfürsten Johann Friedrich einzufallen, später sandte ihm der Kaiser noch zur Unterstützung den tollen Markgrafen Albrecht von Brandenburg, welcher Rochlitz, also den Muldcnübergang, mit 7000 Mann be setzte. In Rochlitz gefiel cs dem tollen Albrecht ganz außer ordentlich; er gab sich dem Vergnügen, d«m Tanze, Gelage uns Gastmählern in so umfänglicher Weise hin, daß es schien, als se er zum Vergnügen, nicht aber zu ernster Kriegsarbeit hier. Aui dem Schlosse vielt zu jener Zeit Vic Herzogin Elisabeth Hof, b. i ihr war Markgraf Albrecht von Brandenburg täglicher Gasi. Nun begab es sich, daß auf dem Schlosse ein Secretair mit eim c Hofdame der Herzogin Hochzeit hielt, zu welcher fämmtlicb« höhere Officiere und auch der Markgraf geladen waren. Sorglo- gaben sich Alle den Freuden der Hochzeit hin, Niemand gedachte daran, daß der Feind plötzlich hcreinbrechen könne. Während Albrecht von Brandenburg Rochlitz besetzt hielt, weilte der Ku, fürst Johann Friedrich der Großmüthige in Altenburg. Am Tage vor der Hochzeit hatte man diesem einen Boten gesanor, der ihn von dem Stande der Dinge in Rochlitz unterrichtete. So gleich setzten sich die kurfürstlichen Truppen auf Rochlitz zu in Bewegung, die bei Carsdors stehenden Vorposten Albrecht's wurden aufgehoben, bei Sörnzig gingen die kurfürstlichen Truppen durch die Mulde und besetzten auch auf dieser Seite alle Zugänge zur Stadt. Während dieser Vorgänge gab man sich auf dem Schlosse in vollen Zügen den Freuden der Hochzeit hin. Als der Morgen graute, sahen die Truppen des Markgrafen, daß sie von allen Seiten umstellt waren, trotzdem wagten sic einen Ausfall, der die Kurfürstlichen nöthigte, etwas zurückzugehen, da ihre Hauptmacht unter dem Kurfürsten noch nicht eingetroffen war. Als aber das Geschütz eintraf, begann die Beschießung der Stadt, doch die Soldaten des Markgrafen wollten von Ergebung nichts wissen. Noch einmal versuchten st einen Ausfall, der aber wiederum mißlang. Markgraf Albrech: sah nun, daß all« Gegenwehr vergeblich sei, er suchte nun noch zu entkommen. Man bemerkte ihn jedoch, so daß er sich gefangen geben mußte. Da» geschah am 3. März 1547. Wie heftig der Kampf gewesen, ersieht man daraus, daß der Verlust des Mart grafen 1500 Mann betrug, aber auch der des Kurfürsten war nicht gering. Die martgräflichen Truppen 'mußten sich ergeben, ihr« Waffen ablegen und geloben, sechs Monate lang nicht gegen den Kurfürsten zu kämpfen. Rochliü blieb in kurfürstlicher Ge walt, auf das Schloß wurde eine Besatzung gelegt. Aeußerst wechsel- und unheilvoll gestaltete sich das Geschick der Stadt Rochlitz während des Dreißigjährigen Krieges. Bis zum Jahre 1632 blieben di« Schrecken desselben der Stadt erspart, nachdem jedoch Kurfürst Johann Georg I. sich mit den Schwede» verbunden hatte, verfiel auch Rochlitz den Furi«n dieses entsetzlichen Krieges. Am 1. October 1632 kamen die ersten kaiserlichen Truppen hier an, sie plünderten die Stadt, mißhandelten und tödiete» mehrere Rathspersonen. Den 3. October raubten sie das Schloß aus, auch die Kunigunden- kirche erbrachen sie und plünderten den Gottebkasten, das vor- aefundene Geld aber ließen sie auf dem Altar« zurück. Nach der Schlacht bei Lützen hielten die Schweden ihren Einzug und blieben bis zum 23. Tecemder 1632. Von nun ab war Rochlitz bald in kaiserlicher, bald in schwedischer, bald in sächsischer Gewalt, Alle aber plünderten und forderten Verpfleggelder, Löhnung und beim Abzüge Contributiorr. Am 16. December 1634 lagerte in und um Rochlitz die gesummte sächsische Armee in einer Stärke von 42 000 Mann. Nachdem der Kurfürst mit dem Kaiser einen Separatfrieden abgeschlossen hatte, verfiel Sachsen wieder mehr der Wuth der Schweden. Auch Rochlitz sollte si« bald spüren. Den 3. Januar 1637 drangen 300 schwedisch« Reiter in Rochlitz ein und plünderten, beW Abzug« nahmen sie 56 Pferde mi:. Kaum hatten diese Peiniger der Stadt den Rücken gekehrt, so kam bereits am 11. Januar General-Major Horst mit 300 Mann Schweden an und verblieb vier Wochen und znxi Tage in Rochlitz in Quartier. Unter ihm hatte die Stadt furchtbar zu leiden; als die Bürgerschaft die geforderte Contribution beim Abzüge nicht aufbringen konnte, nahm er zur Sicherstellung den Bürgermeister Adam Wirth mit sich. Ende Februar erschienen dann die Kaiser liehen, die aber auch keine Linderung brachien, denn die Nach zügler des kaiserlichen Heeres suchten ebenfalls zu plündern, so daß der gepeinigten Bürgerschaft aar manches Ungemach daraus erwuchs. Je länger der Krieg sich hinzog, desto anspruchsvoller wurden die Soldaten, aber die Bürger immer ärmer. Zuletzt konnten die Einwohner die geforderten Naturalien nicht mehr liefern, sie mußten sie selbst erst von den Marketendern einhandeln. Die Scheunen und sonstigen Gebäude rissen die Soldaten nieder, um damit die Wachtfeuer zu unterhalten. Die Stadt verfiel Sibirische Lanernschänken. Von Theod. Herrn. Lange. Nun braust auch das Dampfroß durch die weiten Ebenen und langen Gebirgsthäler des unendlichen Sibiriens. Uno binnen Kurzem wird sich der Schienenring vom Ural bis zu den Gestaden deS Großen Oceans vollständig geschlossen haben. Schon seit einigen Jahren strömen freiwillig Tausende und Abertausende nach dem Lande der Thronen und der Seufzer, wo in vielen Städten gleichsam über Nacht Hotels und Bazare in westeuropäischem Stile entstehen. Auch an d«n strohbedeckten sibirisch«» Bauerntneipen rollt der Durchgangseilzug Moskau- Tscheljabinsk-Tomsk vorüber. Ob di«se Bauernschänken wohl unter solchen Verhältnissen noch lange ihren ursprünglichen eigen artigen Charakter tragen werden . . . .? Eine sibirische Bauernschänke hat nichts gemein mit den Herbergen unserer Handwerker oder mit den bäuerlichen Wirths- häusern, die sich in den verschiedensten Gegenden Deutschlands uttd Oesterreichs so leidlich präsentiren. Man findet in den sibirischen Bauernschänken keine Unterkunft, denn wer in Sibirien auf dem Lande zu übernachten gezwungen ist, schläft gegen eine geringe Vergütung im Heim eines besser gestellten Bauern. Am Fenster der sibirischen 'Bauernschänke steht auch im Sonimer keine Blume. Der Gast, der hier vorspricht, erhält auch gegen die beste Bezahlung keinen Imbiß, kein Glas Thee, keinen Kaffe«, sondern einzig Schnaps. Schnaps wird in den sibirischen Bauernschänkcn von früh bis abends allein verkauft. Ausschließlich Schnaps trinken die Männer, die im Sommer schon in der vierten Morgenstunde, bevor sie zur Feldarbeit gehen in der Kneipe erscheinen, Schnaps trinken die Männer, Frauen und Kinder an den langen Winterabenden in denselben Localen, die allerdings an den Wochentagen spätestens um 10 Uhr ge schlossen sein müssen. Die sibirischen Bauernkneipen sind in der Hauptsache schuld daran, daß Sibirien noch heute Sibirien ist, daß die Bauern zum großen Thcil Trunkenbolde und Faullenzer sind und daß die Zahl der Verbrecher in jenem fernen Lande noch eine so gewaltige ist. Schon die Concefsionirung der Schänke ist die Ursache zahlreicher Trinkgelage. Denn der Branntwcinausschank ist in Sibirien vorläufig, einige westliche Gouvernements ausgenommen, noch nicht Staatsmonopol. Will irgend Jemand in einem sibirisch«» Dorfe eine Schänke errichten, so beruft er eine Bauernoersammlung ein, tractirt die Bauern mit gewaltigen Mengen Schnaps und giebt dann Jedem noch einige Flaschen mit nach Hause. Angeblich wollen zunächst die 'Bauern und der Gemeindevorsteher von der Errichtung einer Kneipe nichts wissen. Aber eine Anzahl Rubelscheine, die der Unternehmer bereit hält, bringen den Bauern eine höhere Ein sicht bei und der Beschluß geht durch. Es wird vom Gemeinde schreiber, der natürlich »och besonders bestochen werden muß, ein Schriftstück aufgesetzt, vom Schulzen gesiegelt und von den selbstständigen Äemeindemitgliedern untertreuzt — da die meisten Bauern ja ihren Namen nicht schreiben können. Dann wandert das Schriftstück durch verschiedene behördliche Instanzen und bei jeder neuen Eingabe muß es mit verschiedenen Porträts russischer Herrscher geschmückt sein. Am beliebtesten bei den russischen Be- amtensindvon jeher die Porträts der Kaiserin Katharina gewesen, sofern sie sich auf größeren Rubelnoten befinden. Diese Bilder haben ja den Vorzug, daß die Beamten sie nicht einzurahmen brauchen, sondern in der Brieftasche in nächster Nähe des pa triotisch schlagenden Herzens tragen können. Sobald alle be hördlichen Formalitäten erfüllt sind, erscheint ein Abgesandter der Steuerbehörde im Dorfe und fragt die Bauern, ob sie für Hergabe ihrer Unterschrift Geld oder Geldcswerth angenommen haben- Natürlich wird diese Gowiffensfrage auf das Be stimmteste verneint und nunmehr steht der Eröffnung der sibirischen Schänke nichts mehr im Wege. Der Schänkraum ist in zwei Theile getheilt. Hinter den Schanktisch kann aus dem Trinkraum nicht so leicht Jemand gelangen, denn der Schank tisch ist sehr hoch und mit einer BarriSre versehen. Hinter dieser Larriöre stehen die banderolirten Flaschen und liegen die Packet« mit Cigarren und Cigaretten. Einzelne Cigarren und Cigaretten dürfen vom Wirth nicht verkauf: weisen, nur Pocket« von je zehn Stück. Für jede» angebrochene banderolirte Cigarren- oder Cigarettenpäckchen sind mindestens je 25 Rubel Strafe zu entrichten. An der Wand hinter dem Schanktisch« befinden sich das Patent und das Führungsattest des WirtheS. Tie Möbel sind fest angeschraubt oder angenageli, um zu ver hindern, daß sich die Gäste damit die Köpfe einschlagen. Trotz dem finden in diesen Kneipen gewaltige Schlägereien statt uns viele der Raufbolde ruhen nicht eher, bis sie dein Gegner auch ven letzten Fetzen vom Leibe heruntergerisfen haben. In den sibirischen Kneipen darf der Wirth nur s-lbec schänken, kein Personal halten, nicht einmal seine Kinder dürfen ihm beim Bedienen feiner Gäste helfen und die Frau nur dann, wenn er selbst erkrankt ist. In Einem unterscheiden sich die sibirischen Kneipen von allen Kneipen der Welt. Der Gast muß nämlich sofort beim Eintritt bezahlen und dann erst wird ihm etwas ver abreicht. Kredit darf nach polizeilicher Bestimmung keinem Zecher gewährt werden. Credit gewährende Wirthe werden be straft, verlieren im Wiederholungsfälle die Ausschanks berechtigung, Zechschukden können übrigens auch bei Gericht nicht eingeklagt werden und die controlirenden Steuerbeamten nehmen fortwährend Haussuchungen nach Schukdbüchern für die Gäste, nach Bier, Wein und Tabak, welche die Wirthe nicht führen dürfen, vor. Aber auch in Rußland sind die Gesetze dazu vor handen, um übertreten zu werden. Seine freie Zeit bringt der Sibirier nur in der Kneipe zu und betrinkt sich meist vollständig. Ist er auS demselben Dorfe so hat er den Vorzug, daß ihn der Schänker nach Hause führen läßt. Die Betrunkenen aus fremden Dörfern müssen ihren Rausch unter der Bank ausschlafen. Natürlich holen auch sehr häufig die sibirischen Bauernweiber ihre Männer, wenn sie z.i lange ausblciben, auS den Kneipen ab. Erscheint eine solck - Frau, meist nicht in rosiger Laune, im Gastzimmer, so wirs sie — entgegen den Gewohnheiten in Arbeiterkneipen anderer Länder — von dem Ehemann und feinen Zechgenossen mit größter Liebenswürdigkeit begrüßt. Man bittet in wohlgesetzter Rede die „Frau Gevatterin", doch ein Gläschen mitzutrinken. Ihre Einwendungen und ärgerlichen Gegenreden prallen wirkungslos ab. Man überbietet sich in Zureden und Schmeich« leien, bis die gänzlich entwaffnete Evastochter daS erste Gläschen mittrinkt. Nun ist schon der Bann gebrochen, aus dem einen Glase werden ihrer viele und dann sieht man Mann und Weib singend nach Hause taumeln. Oft kommt es aber vor, daß sie im Schmutz der Dorfstraße liegen bleiben, bis die Nachkommenden ihnen wieder auf die Beine helfen. Die Schankräume der sibi rischen Kneipen sind Alles, nur nicht sauber. Der viereckige Bau besteht aus Holz, das Dach ist aus geschnittenen Brettern auf geführt und die Thür des Schänkzimmers muß immer nach außen münden. Die kahlen Wände sind schwarz und schmutzig und bei Regenwetter liegt der Schmutz auf dem gedielten Fuß boden bis zu zwei und drei Zoll hoch. Hinaus gefegt kann er natürlich nicht werden. Er wird tbatsächlich mit Spaten und Schippe hinausgeworfen. Die Wirthe dieser sibirischen Bauernschänken sind nicht sellen ehemalige Verbannte, darunter auch hochgebildete Leute. Aber wenn irgendwo den Menschen die Verhältnisse abstumpfen, so i't die» in Sibirien der Fall, das unter der vollständigen Herrschaft deS Schnapses steht.
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