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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990310012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899031001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899031001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-10
- Monat1899-03
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Morgen-Ausgabe ripMer TaMatt vttee« Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. S3. Jahrgang 125 Freitag den 10. Mürz 1890 <»ir«> >. v. l.0 «»»VN Oliv» UlTvU zlveckdienlichste Förderung eines cvnservativ- Schutz- und Trutzbündnisses erblicken wird. FeniHet-i* >c>« U«rU Tie Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag« um b Uhr. i. U. I0V.7LS. Deutsches Reich. 9. März. Die „Tächs. Natlib. Correspondcnz" brachte unterm Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end »Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen. Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Anzeigeri'Preis die 6gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Reckamen unter dem Redaction-strich («ge spalten) ÜO^, vor den Famtliennachrichlen (6 grspaiten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Zifferniatz nach höherem Tarif. UeLaclion und Erpe-itton: Jahannt-gasse 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ttt« Klemm'« Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharinevstr. 14, Part, und KöntgSplatz 7. Charakterisirung der sächsischen konservativen und de» Bunde» der Landwirthe ausklang. Die n a t i o n a l l i be r a l e Parteileitung legt Werth darauf, festzustellen, daß sie den Auslassungen völlig fern steht und es bedauert, daß dieselben geeignet sind, Verstimmungen hervorzurufen, die dem gemeinsamenZusammenwirken Verordnung s- parteilichcn Wähler nicht förderlich sein können. Berlin, 9. März. (Die Verabschiedung Knorr' s.) Jeder Patriot und Freund der deutschen Marine muß lebhaften Schmerz darüber empfinden, daß der comman- virende Avmiral v. Knorr aus der deutschen Mvrine ausscheivet. Mit ihm verschwindet gewissermaßen der letzte historische Name aus der Marine. Er war es bekanntlich, der im Kriege von 1870 als Kommandant des „Meteor" der in den Kinderschuhen steckenden deutschen Kriegsflotte zu Ehre und Ansehen verhalf, und er war der Erste, der, als dir deutsche Colonialpolitik ihren Anfang nahm, in Wrstafrika und in Ostafrika der deutschen Flagge Respect zu verschaffen wußte. Er war aber mehr als nur ein Kriegsheld, er war ein großer Organisator, ein Mann von unvergleichlichem Können und Wissen, Moltke und Roon in einer Person. Jeder Marine offic irr spricht, wenn man sich so ausdräicken darf, nur mit abgezogenem Hute von Knorr. Ganz abgesehen von seinen außerordentlichen Leistungen und Fähigkeiten, »mißte er durch seine echt seemännische Geradheit und seine unbedingte GerechtigkeitSltebe einem Jeden Zutrauen und Respect einzu flößen. Was ist nun der Grund seines Abschiedes? Man be zeichnet als solchen «in „rheumatisches Leiden". Nun, als im letzten Sommer die großen Marinemanöver abgehalten wurden, konnte der officielle Berichterstatter gar nicht genug Knorr'« körperliche Frische, seine Siogsriedserscheinunq rühmen. Und wenn er auch an Rheumatismus leidet — Prinz Eugen, der alte Derfflinger, Nelson schlugen ihre Schlachten trotz körperlicher Leiden besser, als es viele Andere gethan hätten — und Knorr hätte, wenn er im Ernstfälle in einem Sessel hätte sitzen müssen, noch immer «inen weiteren Urberblick gehabt, als ihn vielleicht ein Anderer haben wird, wenn er auch auf die Mast- baumspitze klettern mag. Man geht wohl nicht fehl, wenn man den Rücktritt Knorr'« aus Reibungen zurückführt. Von jeher haben zwischen dem Oberkommando der Marin« und dem Reichsmar'inramtr Gegensätze bestanden, die nicht etwa auf persönliche Eifersüchteleien zurückzufllhren sind, sondern in der Sach« begründet sind. Das Oberkommando rechnet mit dem, was im Interesse der Marine wünschens- werthist, das Reichsmarineamt, das dem Reichstage Rede stehen muß, muß naturgemäß mit dem rechnen, was erreich bar ist. Ms Herr Tirpitz Staatssekretär des Reichsmarineamt« wurde, hoffte man, daß di« Gegensätze aufhören würden, weil ja Tirpitz früher Ches des Stabes beim Oberkommando der Marine gewesen war. Ebenso aber, wie zu den Zeiten Holl- mann's, der dieselbe CarriSrr gemacht hatte wie Tirpitz, die Reibungen zwischen Oberkommando und Reichsmarineamt statt gefunden hatten, setzten sie sich auch jetzt noch fort. Schon im vergangenen Sommer verlautete, daß gewisse Competenzconflicte zwischen den beiden Behörden entstanden seien, und damals hielt man es nicht für ausgeschlossen, daß Tirpitz das Opfer der Reibungen sein würde. Man muß die außerordentlichen Kennt nisse und Fähigkeiten auch von Tirpitz so hoch veranschlagen, daß man nicht etwa leichten Herzens sagen kann, es wär« besser gewesen, das Tirpitz gegangen und Knorr geblieben wär«. Jeder ehrliche Freund der Marine wird vielmehr beklagen müssen, daß die beiden vortrefflichen Männer nicht dauernd neben einander wirken konnten. Die fremdländischen Marinen konnten uns um zwei solch« Männer wie Knorr und Tirpitz beneiden und sie haben es auch redlich gethan; in der deutschen Marine fühlte man sich unter der Hut dieser Beiden wohl aufgehoben. Möge nun Knorr's Nachfolger sich bald das Vertrauen erwerben können, das der aus dem Amte Geschiedene schon allein durch seine hervorragenden Thaten sich weit über die Kreise der Marine hinaus verschafft hat. Das deutsche Volk wird jedenfalls dem hochverdienten Admiral, der zur Popularität der Marine un endlich viel bergetragen hat, immerdar dankbare Erinnerung widmen. d) Berlin, 9. März. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt, daß die in ausländischen Blättern auf- k ESI-V 87: -. lw2,2bU. I. l> I.k«,t I). I . 0. t. l>. i. o. i. U i. v. i. I). Die Volkslieder bilden vielfach auch die Quellen für die montenegrinische Geschichte, wobei freilich sorgfältig geprüft werden muß, wo dieselben etwa eine Uebertreibung enthalten, von denen auch die montenegrinischen Dichtungen, wie die Poesie aller anderen Völker, nicht frei ist. So wird mancher Raubzug (Ceta) früherer Zeit zu einem großen Kriegszuge gestempelt, und man nimmt es auch mit den Zahlen nicht sehr genau. Wenn man indessen diese Umstände kennt und demgemäß das Wahre von der Uebertreibung sondert, kann man leicht aus dem vor handenen Material eine bis in die kleinsten Details gehende Ge schichte des Landes schreiben, da Alles in den Piesmen (National liedern) mit der größten Umständlichkeit geschildert wird. Im Nachstehenden will ich einiges Wenige daraus anführen. Eines der ältesten Piesmen behandelt die siegreichen Kämpfe des Jovan Vukolic, eines Ahnherrn der Fürstin Milena von Montenegro, gegen die Türken im ersten Drittel des 16. Jahr hundert«, und vor Allem den glänzenden Sieg Uber den Beglerbeg von Numelien. Ein andere« Volkslied verherrlicht die zwanzigtägigen Kämpfe des damals 35 000 Einwohner zählenden Montenegros gegen da« mit 80 000 Mann wohl um das Dop pelte zu hoch angegeben« H«er Soliman Pascha'« im Fahr« 1623, das ausgezogen Ivar, um den letzten noch frei«n christlichen Volksstamm der Balkanhalbinsel zu unterwerfen, aber zu einem schimpflichen Rückzüge gezwungen wurde. Einem anderen Soliman wur e« dagegen 1690 gelungen, bi» Eetinje vorzudringen und sich im Lande festzusetzen, di» sich die Montenegriner von ihren Unterdrückern dadurch befreiten, daß sie in der Christnacht 1702 sämmtliche im Lande befindlichen Türken ermord«ten. Ein damals entstandene« Volkilied be richtet darüber: „Der heilige Abend naht heran, dir Brüder Martinovic zünden ihre geweihten Kerzen an, sie flehen inbrünstig zum neugeborenen Gotte, trinken Jeder einen Pocal mit Wein und stürzen, ihre geweihten Kerzen ergreifend, in di« Finstermß Hinaul. Wo ein Türke zu finden war, da erschienen di« fünf t. o l.v I o i. v. i.1> t. I). t. o i. o. l. o I. l) l. r> M.Cpbü I 0. t. V t 0 * Leipzig, schreibt: „Die „Dresdner Zeitung 5. ch. M. einen Leitartikel, „Nationale Wirthschaftspolitik und der Bund der Landwirthe", der in einem persönlichen Angriffe auf den Reichstagsabgeordneten vr. Oertel und einer unseres Erachtens die Grenzen sachlicher Kritik überschreitenden i. o i. o. i o i. l). t. v l.0. I. s>. l. V. I. l) I o. I l) Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Extra-Vetlaien (gefalzt), nur mit der Morgen »Au«gabe, ohne Poslbesörderunz ^l vO—, mit Postbrförderung 70.—. Bezugs-Preis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.bO, bet zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.S0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung in« Ausland: monatlich 7.bO. Rächer, wer sich nicht taufen ließ, wurde ohne Erbarmen nieder gemacht, wer das Kreuz annahm, als Bruder vor den Vladtta geführt. In Cetinje versammelt, begrüßte da« Volk die Morgen- röthe deS WeihnachtSfeste» mit Freud«ng«sängen; Anagora war gänzlich frei! In den sich an dieses Errigniß knüpfenden neuen Kämpfen wurden die Türken, welche 50—60 000, nach einigen Quellen sogar 107 000 Mann stark gewesen sein sollen, am 29. Juli 1712 bei Podgorica «ndgiltig auf» Haupt g«schlagen. Ueber diese Schlacht singt «in Lied: „Der GeraStier schreibt an Danilo (den damaligen Vladtta): Schicke mir 'den kleinen Haratsch (Kopfsteuer) und al» Geiseln die dni Helden Popovic von Cevo Merval von Velestovo und den Falken Mandustc; thust Du es nicht, so verheere ich das ganze Land von der Moraca bi« an da« Salzmeer mit Feuer und Schwert, sang« ich Dich lebendig und entreiße Dir das Leben unter Martern. Al« er diesen Brief la», weinte der Bladika bitterlich. Er schrieb al-dann an alle Häuptlinge de» wilden Gebirge« und berief sie nach Cetinje. Als nun Alle versiammelt wären, sagten di« Einen: Laßt un« den Haratsch geben, die Andern aber: Laßt un» vielmehr Stein« geben! Kameraden, gebt, was Euch beliebt, rief Mitjunovic, ich für meine Person werd« mein« Kinder ni« al» Geiseln ausliefern, sie müßten denn meinen Kopf mit «ruf den Weg nehmen. Endlich beschließt di« Versammlung, man müsse eher bis auf den letzten Mann kämpfen, al» sich dein Tyrannen ergeben. Da schwuren alle einmüthig, den Türken niemals einen anderen Tribut zu geben, al» den Kugelregen ihrer Flinten. Da flehte der Vladika die Schutzheilige de» Berges Kümo, die Vila, an. „Schutzgeist der Gebirge", rief der Bischof, „lehre mich, wie wir so viel« Feinde besiegen." Und die gute Vila offenbarte ihm, wie man die Arme« der Ungläubigen vernichten könne. Drei Montenegriner wurden an die Grenzen geschickt, um den F«ind au»zukuNdschaften. E» waren Jura»kovic Janka, Bogdane und der groß, Ra»lapcevtc Duko. Die Flint« auf der Schulter, stiegen die drei Braven in das Thal vcn Cetinje hinab, eilten durch zwei Ncrhien und erreichten mit Sonnenuntergang Kokota. Dort machten sie Halt, um ihr Brod zu essen; dann schwammen sie in der Finsterniß der Nacht über die Moraca und traten in dv« Lager des Pascha. So lan-e die Nacht dauerte, durchzogen sie das Lager, ohne die Grenzni desselben finden zu können. Wie viele Türken liegen eigentlich an der Grenz«? fragte Vuko. Dir «S wußten, wollten es nick: sagen, und die es gesagt hätten, wußten eS nicht. Es waren ihrer mit Einschluß der irregulären Aufgebote von Bauern auc- allen benachbarten Provinzen bis nach Bulgarien wenigsten» 100 000. Da sagte Vuko zu seinen Gefährten: Kehret zurück zu unserem Vladika und saget ihm, was Ihr gesehen; ich selbst werde hier bleiben, um Euch zu dienen. Die JuraSkovice kehrten nach Cetinje zurück. Wir haben die Feinde so zahlreich ge funden, sagten sie zu ihrem Bischof, daß, wenn wir uns alle drei in Salz verwandelt hätten, tvir nicht hingereicht haben würden, ihnen die Suppe zu versalzen. Aber, fügten sie hinzu, um dieFurchi samen über die Größe der Gefahr zu täuschen, diese Armee ist ein Haufen Hinkender, Einhändiger und Krüppel. Durch diesen Bericht ermuthigt, hörten di« in Cetinje versammelten Stämme die Messe mit Andacht, empfingen den Segen ihres theuren Vladika, und mit Weihwasser besprengt zogen sie in drei Ab theilungen unter drei Vojvoden ins Feld. Die erste sollte die Türken durch eine verstellte Flucht anlocken, di« zweite von der Höhe der Berge auf sie herabstürzen, die dritte, das eigentlich Schlachtheer bildend, sie festen Fuße« tm Thal« erwarten. Au den Ufern der Blahinia ausgestellt, warteten die verschiedenen Abtheilungen drei Tage lang; beim Untergang der dritten Sonne zeigten sich die Feinde unterhalb Vranja. Der vorgeblich« Urberläuser Vako führte ihre zahllosen Banden. Plötzlich fing er an zu singen: „Helden, muthige Türken, ruht hier aus, lasset Euere Renner läng» der Blahinia weiden; richtet Eure Lager für di« Nacht ein, denn Ihr werdet von hier bi» Cetinje kein getauchten Vermuthungen über die Gründe deS Wcchsrls im Lommanda des Kreniergcschmadcrs in keiner Weis« mit den Thatsachen übereinstiniinen. „Der Wechsel war für jeden Kenner des Dienstbetriebes der Marine ganz selbstverständlich, da seit Jahre» in der Marine der Brauch besteht, die im Auslände befindlichen Officiere aller zwei Jahre abzulösen. Insbesondere sind Angaben wie die, daß der Admiral v. Diederich's in Ungnade gefallen und wegen Mangels an Tact und Unkenntniß der Höflichkeiten in: internationalen Flottengebrauche getadelt werde, vollkommen unbegründet." - > (7) Berlin, 9. März. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." hört, daß dem in der Bndgetcommission des Reichstags auSgevrückten Wunsche nach Veröffentlichung der amtlichen Berichte über die jüngsten Vorfälle auf Lnmoa demnächst entsprochen werden dürfte. L. Berlin, 9. März. (Privattelegramm.) T.'r Staatssekretär des ReichsamlS deS Innern Graf Posa- dowsky ist der „Berl. Börs. Ztg." zufolge erkrankt und be absichtigt im Frühjahr einen längeren Urlaub zu nehmen. Htz Berlin, 9. Märr. (Privattelegramm.) Wie wir hören, tritt am 1. April außer dem UntcrstaatSsekretär v. Weyrauch auch der Wirkliche Geb. OberregierungSrarh vr. EchneiSer in den Ruhestatt«. vr. Schulder war An fang« der siebziger Jahre, al« damaliger Direclor deS Berliner Seminar« für Stadtschulen, durch Minister Falk als Decernet für da« VolkSschulwesrn in« CultuSininisterium berufen worden. Wer zum Nachfolger Schneider's auSersehen ist, darüber verlautet noch nicht« Bestimmtes. D Berlin, 9. März. (Telegramm.) Tie „Berliner Correspondenz" schließt in einem „Eine nicht glückliche Lemonstration" überschriebenen Artikel über die DienStag- Sitzung im Abgeordnetenhause, wie folgt: „Bedauerlich ist jedenfalls der auS den Reihen de« Freisinns neuerdings er folgte parlamentarische Vorstoß zu Gunsten der Verherrlichung der revolutionären Erhebung. Mit um so größerer Be friedigung kann die Thatsache fcstgestellt werden, daß dieser freisinnige Vorstoß auf Seiten aller anderen Parteien des Landtage« einem energischen Widerspruche oder einem ab lehnenden Schweigen begegnet und eben darum völlig miß glückt ist." - - - k. Berlin, 9. März. (Privattelegramm.) Ueber die Ableistung der Wehrpflicht tn Ktautschau bat der Kaiser Folgendes bestimmt: Wehrpflichtige ReichSangehörige können bei den Marinetbeilen in Kiautschau zur Ableistung ihrer aktiven Dienstpfiicht al« Freiwillige eingestellt werden, sofern sie nicht durch Civilverhältnisse gebunden sind und Grünte zu ihrer Ausschließung nicht Vorlieben. Von dem in ter Marineordnung vorgcsckriebeneu Großeninaß darf in diesem Falle bei sonstiger Tauglichkeit abgesehen werden. Nack» Erfüllung der aktiven Dienstpflicht bei den genannten Marine iheilen sind solche Wehrpflichtige in der Regel in Kiautsckau zur Reserve zu beurlauben. In Fällen von Gefahr können die in Kiautschau sich dauernd anfhaltenden Personen des Bcurlaubtenstandi« des Heere« und der Marine zu den Ver stärkungen der Marinetbeile in Kiautschau herangezogen werden. Die Einstellung Wehrpflichtiger erfolgt am 1. Oktober unt, sofern e« die EtatSveryältnisse gestatten, auch am 1. April. V Berlin, 9. März. (Telegramm.) Gestern Nach mittag unternahm da« Kaiserhaar eine gemeinsame Aus fahrt; der Kaiser empfing darauf den GeschichtSmaler Röch ling. — Heute früh begab sich daS Kaiserpaar nach Charlotten bürg, um dort im Mauseleum an der Gruft Kaiser Wilhclm'S I. einen Kranz niederzulrgen. Hierauf unternahmen der Kaiser und die Kaiserin den gewohnten Spaziergang: später fuhr der Kaiser bei dem StaatSsecretair de« Auswärtigen Amtes StaatSminister v. Bülow vor. Von 10 Uhr ab hörte der Kaiser den Vortrag des KriegSminister« General leutnants v. Goßler, anschließend de» deS Chefs des Militärcabinet«, de« General« von Hahnke und sodann denjenigen de» Minister« de« königl. Hause» von Wedel, welcher in Begleitung der Generalsuperintendenten 0. Faber und v. Dryander nnd de« Dombaumeister« Prof.Rasch dorff erschien, um in Dombau-Angelegenheiten zu referiren. Keine heilige Ättiauz. * Der durch den Abgeordneten Paasche im Reichstag hervorgrrufene Zwischenfall hat nicht die Bedeutung, die ihm RegierungS-, konservative und klerikale Organe beilegen oder beilegen zu dürfen sich den Anschein geben. Gleichgiltig ist er indessen nicht. Denn er weist Zustände innerhalb der uativnalliberalen Reichstagsfraction auf, wie sie nicht bestehen sollten. Die nationalliberalen Zuhörer Paasche'S, da« ist in zwischen festgestellt worden, waren von den Ausführungen Paasche'S betreten. Nicht etwa, weil sie das socialdemo kratische Verrohungssystem nicht auch auf religiösem Gebiete beklagten, sondern weil ihr FractionSgenosse, wie er selbst durch eine von ihm an dem Stenogramm seiner Rede vor genommene Correctur bezeugt, etwas gesagt hatte, waS er nicht hatte sagen wollen. Beide«, Sprechversehen und deren nachträgliche Berichtigung, ist nichts Seltenes. Da aber die natwnalliberale Fraktion Befremdendes hatte zu hören bekommen, so hätte sie, ehe der Abgeordnete Graf Oriola daS Wort ergriff, wissen müssen, wie dieser zweite Redner aus ihrer Milte sich zu der vom ersten der Fraktion bereiteten Ueberraschung stellen würde; und sie hätte ver hindern müssen, daß der schon entstandene Jrrthum über die Grundstimmung dir Partei vertieft werden konnte. Man kann ja über das Bestehen von Fraktionen verschiedener Meinung und des Glauben« sein, die Atomisirung der Ver treter einer nationalen und gemäßigt liberalen Politik sei dem Zusammenschlüsse vorzuziehen. So lange aber eine Fraktion besteht, so lange gehört eine DiSciplin, wie sie am letzten Freitag nicht gehandhabt worden ist, zum unveräußerlichen Existenzminimum. Der Vorfall deutet also auf Unentschlossenheit oder Unordnung innerhalb der national liberalen Fraktion oder auf Beides. Er gereicht der Führung, vorausgesetzt natürlich, daß eine solche überhaupt vorhanden ist, zum nicht geringen Vorwurf; denn eS läßt sich bereit« erkennen, daß er der Partei im ganzen Reiche insofern ge schadet hat, als die Befürchtung hervorgerufen worden ist, die nationalliberale ReichStagSsraction könne „Fermente der Dekomposition" enthalten. Diese Besorgniß ist, wa« in diesem Falle bezeichnend ist, zuerst in Bayern laut geworden, also in einem der beiden Bundesstaaten, in denen sich der nationale Liberalismus stärker als anderwärts auf Katholiken stützt. Nun konnten wir einer festen Überzeugung gemäß schon versichern, daß „nichts vorgeht", daß man eS vielmehr mit einer Entstellung der Bedeutung des Zwischenfalles durch gegnerische Organe, wozu selbstverständlich auch das Organ des Herrn v. b. Recke zu zählen ist, zu thun bat. Man will glauben machen, die Anerkennung der religiösen Bedürfnisse der Nation sei bei den Nationalliberalen etwas Neues. Dem gegenüber ist schon auf programmatische Erklärungen der Partei hingewicsen worden. Beredter aber ist die Praxis. In zahllosen Ge meinden Deutschlands z. B. beherrscht die natwnalliberale Partei die Schulverwaltung, ohne daß die Pflege der Reli gion in den UnterrichtSanstalten zu kurz käme. Den Ultra- montaniSinuS freilich haben diese Schulverwaltungen nicht befriedigt. Aber daß diese nicht religiöse, sondern politische Machtinteressen in und durch die Schule verfolgende Richtung überhaupt nicht befriedigt werden kann, erfährt die nichtliberale und bi« zur Selbstverleugnung nachgiebige preußische Regierung alle Tage. Ein anderes Beispiel. Als dem Socialdemokraten Singer die Bestätigung als Mitglied ter Berliner Schuldeputation versagt wurde, hat die national liberale Presse und haben namentlich auch die auf dem äußersten linken Flügel der Partei stehenden Zeitungen diese mit der Religionsfcindlichkeit der Socialdeniokratie begründete Entscheidung ohne Rückhalt gebilligt. Freilich den für alles Anbefohlene plaidirenden Grasen Caprivi hat seine Hinneigung zum rechten Freisinnsflügel nicht gehindert, in dem — von nicht wenigen orthodoxen Geistlichen unterstützten — Kampfe ter Nationalliberalen gegen das Zedlitz'sche Schulgesetz unserer Partei ihren Platz bei den Atheisten anzuweisen. Aber wenigstens die „Post", die auch in das Horn der über eine angebliche Bekehrung der Nationalliberalen angeblich hoch Beglückten stößt — das freiconservative Organ wenigstens sollte sich erinnern, daß der Mann, der noch heute der Führer ihrer Partei im Abgeordnetenhaus? ist, jenen Ausspruch des „commandirten Generals" sehr unverblümt als baaren Unsinn behandelt hat. Andererseits sind die Freiconservativen den Nationallibe ralen zur Seite gestanden, als es galt, die Freiheit der Wissenschaft zu vertbeidigen. Ob sich hierin bei der Nach barpartei etwas geändert hat, wissen wir nicht; bei der unserigen werden die Männer der Forschung auch künftig Schutz finden, selbst wenn sie von Herrn Gröber und — Herrn Bebel als „atheistische Professoren" eingeschätzt sein sollten. Nun haben ja auch die Ausbeuter deS Paasche'schen Sprechversehenö insoweit einen Rückzug angetreten, als sie in der Kirchen- und Schulpolitik keine „Besserung" der Nationalliberalen erwarten. Sie begnügen sich jetzt mit der Hoffnung, die Partei werde von nun an „mit dem Centruin und den Conservativen gemeinsame Sache in der Bekämpfung der Socialdemokratie machen." In diesem Kampfe aber hat der NationalliberaliSmuS, wie schon der ihm gewidmete besondere Haß der Socialdeniokratie, aber nicht dieser allein beweist, jederzeit in der Vorhut gestanden, das Centrum hingegen ist historisch mit der revolutionären Partei auf das Innigste verflochten und die Conservativen und nur diese tragen die Schuld an dem Erlöschen des SocialistengesetzeS. Auch an der sog. Umsturzvorlage haben die National liberalen in vorderster Reibe initgewirkt. Dort aber hat sich gezeigt, daß eine Gemeinsamkeit, wie sie gewisse Zeitungen jetzt träumen, niemals herzustellen sein wird. DaS Centrum hat versucht, auS der socialrevolutionären Gefahr, die eS großziehen geholfen, den Strick zu drehen, mit dem alle geistige Freiheit auf deutschen» Boden erwürgt werden sollte, und eS wird jede künftige Action zur Bekämpfung der Socialdeniokratie zu dem gleichen Zwecke mißbrauchen, weil es als Verkörperung des UltramontaniSmus nicht anders kann und darf. Die nationallibcrale Partei wird aber auch in Zukunft nicht die Hand bieten, die Axt an die Wurzel deS nationalen Lebens zu legen. Sie schreibt dem JesuitismuS dieselbe Gefährlichkeit für daS Reich zu, wie der Socialdeniokratie, und sie läßt sich in der Ueberzeugung nicht irre machen, daß daS einige Soldaten und Schiffe bewilligende Centrum dem Reiche so feindlich gesinnt geblieben ist, w'e cd da« Centrum, daS den, den Untergang de« deutschen National staates prophezeienden Papste innerlich zujubelte, gewesen ist. Der Unterschied zwischen einst und jetzt ist nur der, daß der UltramontanismuS, der früher wider die Mauern deS Reiches stürmte, nunmehr als eine von unbesonnenen Befehlshabern erkaufte scheinbare Hilsstruppe innerhalb der nationalen Veste seine Zerstörungsarbeit fortsetzt. So unklug sind die Nationalliberalen nickt, sich durch daS socialdemokratische Feuer derart hypnotisiren zu lassen, daß der ultramontane Brand das Reich langsam, aber sicher ver zehren kann. Mit Sorglosigkeit erfüllt un- dieses Vertrauen jedoch nicht und wir sind den bayerischen Warnern und den badischen Parteigenossen, die eben wieder die ultramontane Gefahr beleuchtet haben, dankbar für ihre Wachsamkeit. Denn eS ist unverkennbar, daß da« Berlinerthnin wieder einen starken Einfluß in der national liberale» Partei gewonnen hat, und das Berlinerthnin weiß heule weniger als je, wie eS den Nationalliberalen im Lande umS Herz ist. Von der heiligen Allianz will freilich auch es nichts wissen, aber seine Abneigung wurzelt nicht in der Würdigung der klerikalen Gefahr, sondern in einem wirtb- schaftlich begründeten Junkerhaß, in dessen Pflege jeder Un befangene die ultramontanen Montenegrinische Heldenlieder. Don A. Kutschbach. Nachdruck vrrdotrn. Wie alle Serben*), so sind auch die Montenegriner sehr poetisch veranlagt, und bei ihrer Neigung, jedes irgendwie bemerkenswert-« Errigniß zu besingen, zählen ihre Volkslieder nach vielen Hunderten. Auch die Fürsten des Landes haben die montenegrinische Poesie um manch« Perle bereichert, unter ihnen vor Allen Vladika Peter II., sowie der gegenwärtige Fürst Nicolau», über dessen formvollendeten und eine hohe Begabung bezeugenden Dichtungen ich gelegentlich ausführlicher berichten werde. *) Im „Leipziger Tageblatt" wurde dieser Tage (in Nr. 109 vom 1. März, 4. Beilage) im Hinblick auf da« Auftreten deS „Belgrader Gesangverein«" «In Aufsatz über serbische Volkslieder veröffentlicht. Wenn tn demselben eine Reihe namhafter Schrift steller ausgesührt wurde, welche, an ihrer Spitze unser Altmeister Goethe und der verdienstvolle Wilhelm Gerhard, der serbischen Volk«- Poesie ihr Interesse zngewaudt haben, so möchte ich zur Ergänzung hier noch berichten, daß auch der verstorbene Vr. Karl Braun-Wi»«- laden Len serbischen Gesängen rin Denkmal gesetzt hat, indem er Wilhelm Gerhard'« „Gelänge der Serben" wiederholt neu herau«. gegeben (bet Joh. Ambr. Barth tn Leipzig) und diese Auflagen mit stinlettungen und Anmerkungen versehen hat, die von einem lehr fleißigen Studium der serbischen Volkspoesie Zeugniß ablegen. Ta der „Vrlgradrr Gesangverein" auch einige montenegrinische BolkSIieder auf seinem Programm bot, so benutze ich gern die Ge- leganheit, hier Einige« über di« Poesie der tapferen Söhne der „schwarzen Berge" mitzuthrilrn. ieti U.rk i».N>8S0«. t.0 I. v «ss ». o t v t^? »Nl » ». SS t s rs
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