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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990317019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899031701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899031701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-17
- Monat1899-03
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Reklamen unter demRcdartionSstrich ^ge spalten) 50/>Z, vor den Familiennachrichtea sv gespalten) 40/eZ. Größere Schrillen laut unserem Prris- verzeichniß. Tabellarischer und Zifsernsay nach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderunz 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pelz in Leipzig. 93. Jahrgang. Deutsche Frauen und Mädchen für Lüdwestafrika. Angesichts der Verhandlungen, die in der Budget-Commission und dem Reichstage über die Behandlung der mit Unterstützung ser Deutschen Colonialgesellschaft nach Südwestafrika gesandten Frauen und Mädchen gepflogen worden sind, wird es unfern Lesern erwünscht sein, die in Betracht kommenden Verhältnisse noch einmal übersichtlich dargestellt zu sehen. Die zu Tage ge tretenen Mißverständnisse und Mißdeutungen, welche von einem Theil der Presse gläubig hingenommen worden sind, werden durch die folgende Darstellüng der Deutschen Colonialgesellschaft vielleicht aufgeklärt. Der Vorstand der Deutschen Colonialgesellschaft stellte dem Herrn Präsidenten der Deutschen Colonialgesellschaft in seiner Sitzung vom 11. Juni 1897 zu München 5000 ck zu dem Zwecke zur Verfügung, deutschen Frauen und Mädchen, welche aus Deutschland nach Deutsch-Südwestafrika zu Angehörigen oder, um dort in Stellung zu treten, übersiedeln wollen, freie Ueber- sahrt zu gewähren. Die menschenfreundliche Absicht dieser Bewilligung und die kulturelle Bedeutung des geplanten Vorgehens liegen so klar auf der Hand und sind überdies durch die seiner Zeit veröffent lichten Verhandlungen so bestimmt bezeichnet worden, daß wir auf eine nochmalige Darlegung hier verzichten dürfen. Un streitig war der Versuch nicht ohne Bedenken, aber eben deshalb ist auch im Interesse der Bewerberinnen selbst die äußerste Vor sicht angewand: worden. Von vornherein wurde festgesetzt, daß lein Mädchen von der Gesellschaft hinausgesandt werden dürfe, sofern für sie nicht vorher eine si chere Unterkunft beschafft sei. Demgemäß wurden in der ersten Zeit nur Ehe frauen und Bräute im Schutzgebiete ansässiger Deutscher nach Südwcstafrika befördert, und zwar: 1) die Ehefrau des Bezirksschreibers Carow, 2) Fräulein Wanda Grünke, Braut des Schmieds Arno Henker, 3) Frau Martha Kandier, Ehefrau des Klempners Kandier, nebst zwei Kindern. Es war bald ersichtlich, daß auf diesem Wege der eigentliche Zweck der ganzen Maßregel nur sehr langsam und ungenügeno erreicht werden würde. Nun erbot sich der Gouverneur Leutwein, bei den im Schutzgebiet ansässigen deutschen Familien Umfrage halten zu lassen, welche von ihnen geneigt sein würden, deutsche Dienst mädchen anzunehmen und unter welchen Bedingungen. Auf diesem Wege schien sich eine Aussicht zu eröffnen, schneller vor wärts zu kommen, nachdem auch inzwischen aus colonialen Kreisen weitere 20 000 für diesen Zweck aufgebracht worden waren. Es wurde darauf mit dem Auswärtigen Amt auf der Grundlage verhandelt, daß die Deutsche Colonialgesellschaft die zur Besetzung der etwa gemeloetcn Stellen erforderlichen Mäd chen auswählen und die Ueberfahrtstosten bezahlen würde, während das Gouvernement mit Zustimmung des Auswärtigen Amts gewisse Verpflichtungen übernahm, die u. A. auch darin bestanden, einen Vertreter zum Ankunftshafen des Schutzgebietes zu entsenden, um die Ankommenden dort in Empfang zu nehmen und auf Kosten der Regierung nach ihren Bestimmungsorten weiter führen zu lassen. Mit Schreiben vom 20. Juni, 11. Juli und 12. August 1898 wurden der Deutschen Colonialgesellschaft darauf eine Anzahl deutscher Familien bezeichnet, die bereit wären, ein von der Ge sellschaft ausgewähltrs Dienstmädchen unter gewissen genau fest gestellten Bedingungen anzunehmen. Diese Bedingungen wurden vom Gouvernement befürwortet, von der Deutschen Colonial gesellschaft als zweckentsprechend anerkannt und daraufhin von einem Juristen in diejenige Form gekleidet, in der sie jetzt mit ver Aufschrift „Annahme-Bedingungen für das in Deutsch- Südwestafrika einzugehende Dienstverhältniß der N. N." von den herausgesandten Mädchen unterzeichnet worden sino. Nachdem die Sache durch die Zeitungen bekannt geworden war, liefen bei der Gesellschaft Hunderte von Meldungen ein. Es wurden zwölf Mädchen ausgewählt und mit dem Woermann- Dampfer am 25. November 1898 nach Südwestafrika befördert. Nach Mittheilungen des Gouverneurs Leutwein und des stellvertretenden Gouverneurs von Lindequist sind die Mädchen wohlbehalten in Swakopmund eingetroffen, dort von einem verheirateten Beauftragten des Gouvernements in Em pfang genommen und ihrem Bestimmungsort zugeleitet worden. Es ist kein Mädchen ohne Einwilligung seiner Eltern beziehungsweise des Bor mundes hinausgesandt worden. Daß sowohl ärztliche als auch Führungszeugnisse vorher eingefordert wurden, ist selbstverständlich. Welch liebevolle Fürsorge den Mädchen auf der Ausreise in Hamburg zugewendet wurde, ist aus dem in Nummer 50 der „Deutschen Colonialzeitung" 1898 veröffentlichten Berichte be kannt. Auch sind die Mädchen nicht im Zwischendeck, sondern in der II. Cwjüte befördert worden, um sie während der Ueber- fahrt möglichst zu schützen. Die Puncte, die jetzt angegriffen werden, sind hauptsächlich folgende drei: u. die angeblich zu geringe Höhe des Lohns, der im Monat mindestens 20 beträgt, mit Erhöhung bei guter Füh rung auf 25 und 30 <-^, nebst besonderen Prämien am Schlüsse der Dienstzeit; I>. daß weder die Deutsche Colonialgesellschaft, »noch das Gouvernement in den Annahmebedingungen eine Ver pflichtung zur freien Rückbeförderung übernimmt; e. daß im Falle von Streitigkeiten zwischen Herrschaft und Dienstmädchen der Gouverneur die einscheidende Instanz bilden soll unter Ausschluß des Rechtsweges. Hierzu ist zu bemerken: Zua. Die Mädchen erhalten Wohnung, Essen und Trinken, freie ärztliche Behandlung und Medicin von der Herrschaft. Kleider und Wäsche haben sie für zwei Jahre mitnehmen müssen. Wofür sie also noch irgend erhebliche Aufwendungen haben sollen, ist unerfindlich. Nach Ansicht des Herrn von Linde- q u i st können sie den größten Theil ihres Lohnes ersparen. Die Ansiedler aber, welche die Mädchen in Stellung nehmen, sind zumeist auch noch nicht in glänzender Lage und außer Stanve, höhere Löhne zu gewähren. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Dienstmädchenstellung überhaupt nur einen Uebergang bilden soll, bis die Betreffende sich verheirathet, wozu die Aussichten bei der starken Nachfrage und dem geringen Angebot besonders günstig sind. Z u 5. Es kann gar kein Zweifel darüber sein, und die be- theiligten Stellen sind sich darüber klar gewesen, daß im Noth- falle das Auswärtige Amt und die Deutsche Coloaialgesellschafi moralisch verpflichtet sein würden, die Kosten der Rückreise zu tragen. Dies aber in den Annahmebedingungen zum Ausdruck zu bringen, erschien unraihsam, weil vermieden werden sollte, dem Leichtsinn und der Wandelbarkeit solcher Mädchen Vorschub zu leisten, die etwa in irgend einerLaune denEntschluß zur Rück kehr fassen. Zue. Diese Bestimmung ist ausgenommen worden, um langjährigen Processen aus dem Wege zu gehen und in Streitig keitsfällen eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Bei der Stellung des Gouverneurs zu der ganzen Sache ist anzunehmen, daß er eher die Interessen der Mädchen lebhaft vertreten werde, als diejenigen der Gegenpartei. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß die Bestimmung die Mädchen ja nur moralisch bindet, da sie durch eine derartige private Abmachung ihres Rechts auf richterliche Entscheidung in keinem Falle verlustig gehen können. Nur diese moralische Bindung war beabsichtigt, und diese kann sehr heilsam wirken. Sicherlich liegt die gewählte Bestimmung mehr im Interesse der Mädchen, als die einfache Verweisung auf den Rechtsweg, da sie bei dessen Beschreitung für lange Zeit vielleicht der größten Noth ausgesetzt sein würden, ehe die Entscheidung erfolgt. Wenn schließlich bemängelt wird, daß die Mädchen sich zu allen Arbeiten bequemen sollen, so ist das doch einmal nur zu ihrem Besten, damit sie ihren künftigen Gatten tüchtige Haus frauen werden, andererseits aber für jeden Kenner der Verhält nisse ganz unbedenklich, da die gröbsten Arbeiten immer dem schwarzen Dienstpersonal obliegen, das dem weißen Mädchen zur Hilfeleistung beigegeben ist. Daß überhaupt bei der Stellung der Deutschen Colonial gesellschaft und des Gouvernements zu der ganzen Angelegen heit die wohlwollendste Behandlung der Mädchen in allen schwierigen Fällen selbstverständlich ist, bedarf nicht der Ver sicherung. Hieraus geht klar hervor, daß für die Mädchen nach jeder Richtung hin gesorgt worden ist, und daß die angegriffenen Be stimmungen nichts enthalten, was so weitgehende Befürchtungen rechtfertigen kann, wie sie in der Budget-Commission und im Reichstage zum Ausdruck gekommen sind. Andere Mißverständ nisse, wie z. B., daß die Kündigungsfrist für die Herrschaften geringer bemessen sei als für die Mädchen, wollen wir hier nur andeuten; sie sind ersichtlich gegenstandslos. Da die in Obigem dargelegten Gründe für die getroffenen Abmachungen nicht ohne Weiteres Jedermann klar sein, vielmehr als Härte betrachtet werden könnten, so hat die Deutsche Colonialgesellschaft schon lange, bevor im Schooße des Reichstags darüber berathen wurde, Einleitungen getroffen, um im Ein vernehmen mit dem kaiserlichen Gouvernement auch formell günstigere Bedingungen für die hinauszusendenden Mäochen auf zustellen. Auch wenn die Angelegenheit im Reichstag überhaupt nicht zur Sprache gekommen wäre, würde dort das Angeregte also in Vollzug getreten sein. Es ist in der That bedauerlich, daß man die härtesten An griffe gegen die Regierung und die Deutsche Colonialgesellschaft in dieser Angelegenheit richtet, sogar von moderner Sclaverei und on Verleitung zur Prostitution redet, ohne daß für so schwerwiegende Anklagen auch nur irgend welcher thatsächlicher Anhalt geboten wäre. An di« Colonialgesellschaft wenigstens ist überhaupt noch keine Beschwerde gelangt, geschweige denn eine solche, welche die sittliche Entrüstung der Gegner nur im Mindesten rechtfertigen könnte. Die Deutsche Colonialgesellschaft ist sich bewußt, in dieser ganzen Angelegenheit von den besten und uneigennützigsten Beweggründen geleitet gewesen zu sein, und sie kann alles Weitere getrost der Entwickelung der Dinge überlassen, die nach ihrer festen Ueberzeugung den vollen Beweis liefern muß, daß hier oer rechte Weg eingeschlagen worden ist. Zufällig ist in diesen Tagen ein Schreiben des Gouverneurs Leut wein eingctroffen, in dem er die glückliche Ankunft der zuletzt hinausgesandten 13 Mädchen anzeigt. Dasselbe lautet: Windhoek, den 23. Januar 1899. „Eurer Excellenz theile ich im Anschluß an mein er gebenstes Schreiben vom 28. December 1898 Nr. 8778 ebenmäßig mit, daß die herausgesandten 13 Mädchen glücklich gelandet und ohne jeden Zwischenfall ihren Be stimmungsorten zugeführt worden sind. So weit ich bis jetzt zu übersehen vermag, lassen sie sich durchweg gut an. Einige sind bereits mit Heirathsanträgen bedacht worden, so daß ich vielleicht bald in die Lage kommen werde, um Ersatz zu bitten. Indem ich nicht verfehle, der Colonialgesellschaft, namentlich dem Präsidium, für die wahrhaft coloniale That der Hcraussendung dieser Mäochen im Namen des Schutzgebiets nochmals meinen aufrichtigsten Dank zu sagen, habe ich die Ehre zu sein u. s. w." Nachschrift. „Meine vorstehend im Schlußpassus ausgesprochene Vermuthung ist rascher in Erfüllung gegangen, als ich gedacht habe. Das Dienstmädchen Helene Wolff aus Torgelow in Pommern, in Stellung bei Oberstabs arzt Or. Lübbert, hat sich verlobt und wünscht nach Ablauf der vertragsmäßigen Kündigungsfrist von sechs Monaten zu heirathen. Die Herrschaft läßt um Ersatz bitten. Falls dieser gewährt wird, wird das Gouverne ment in bisheriger Weise auf rechtzeitige Benachrichtigung für die Weiterbeförderung des Mädchens von Swakop mund nach seinem Bestimmungsort Sorge tragen." Die Leisehmlg Dismarck's. (D Friedrichs»»-, 16. März. (Telegramm.) Zur Beisetzungsfeier ist eine aus zehn Ofsicieren und Untcrosn- cieren bestehende Abordnung deS Kürassier-Regi ments „v. Seydlitz" (Magdeburziscken) Nr. 7 unter Führung des Regimentskommandeurs Oberstleutnant Prinz v. Schönaich-Carolatb eingetroffen. Ferner sind der Bürger meister vr. Versmaun aus Hamburg als Vertreter des Senats, der Landrath Graf Finck v. Finckenstein, Präsident Jungnickel und Andere anwesend. Am Bahnübergänge vor dem Schlosse batte die vom 2. Hanseatischen Jnfantcrie- Negiment Nr. 76 gestellte Ehrencompagnie mit Fabne und Regimeutsmusik Aufstellung genommen. An der Bahn entlang, auf der Seite LeS Schlosses und beim Hobl- wege nach dem Mausoleum zu hatten sich Tausende von Zuschauern eingefunden. Um 1l Uhr 25 Minuten traf, wie bereits gemeldet worden ist, der Kaiser ein. Der Salonwagen hielt vor dem Schloßportale. Die Ebrencompagnie prasentirte. Ter Kaiser wurde von dem Fürsten Herbert Bismarck, der Generalsuniform trug, dem Grafen Wilhelm BiSmarck, dem Grasen Rantzau und der Generalität begrüßt und in das Schloß geleitet. Der Kaiser trug die Uniform des Garde-Kürasüer-Regiments. Im Gefolge des Kaisers befanden sich Oberbofmarschall Graf zu Eulenburg, der Commandant des Hauptquartiere Generalleutnant v. Plessen, der dienstlbuende General st la suite Generalmajor v. Scholl, der Flügeladjutant Major v. Böhn, der Chef des Militärcabinets General der In fanterie v. Hahnke, der Chef des CivilcabinelSDv. v.Lucanus, der stellvertretende Cbef deS MarinecabinetS Fregattencapitän von der Gröben und der Leibarzt Oberstabsarzt Or. Jlberg. Alsbald nach dem Eintreffen Sr. Majestät des Kaisers im Schlosse setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Zu nächst wurde ein lang anhaltender Trommelwirbel geschlagen, worauf die Negimentsmusik den Choral „Jesus meine Zu versicht" intonirte. Ten Zug eröffneten die Trommler, hierauf folgte die Musikcapelle des 76. Infanterieregiments mit einer Fahne deS Regiments. Hinter den Soldaten schritt der Ortsgeistliche Pastor Westphal und ein zweiter Geistlicher. Dann folgte der Sarg derFürstin, abwechselnd von Förstern und Mitgliedern deS St. AnscharvereinS ge trage», sodann der Sarg des Fürsten, welchen gleichfalls abwechselnd Unterofsiciere des 7. Kürassier- regimentS und Mitglieder dcS AnScharvereinS trugen. Unmittelbar hinter dem Sarge schritt der Kaiser mit Fürst Herbert v. BiSmarck zur Linken, hinter denselben gingen Graf Wilhelm v. BiSmarck mit Frau v. Arnim; cs folgten alsdann Gräfin Wilhelm v. Bismarck mit Töchtern, Graf Rantzau mit seinen Söhnen, General-Jnspecteur Graf Waldersee und daS Gefolge des Kaisers. Zwischen der langen Reihe von 1500 Fackelträgern bewegte sich der Zug unter den Klängen der Trauermusik und langte Mittag 12 Uhr vor dem Mausoleum an. Gleich darauf nahm hier die Feier ihren Anfang. Bei der Ankunft deS ZugeS vor dem Mausoleum bildete die Ebrencompagnie Spalier. Fürst Herbert Bismarck machte dem Kaiser Meldung. Dann wurden die Särge nieder gesetzt und durch Leute des BeerdizungSvereinS „St. AnSchar" und durch Kürassiere in das Mausoleum hineingctragen, welches nun der Kaiser, Fürst Herbert BiSmarck und daS kaiserliche Gefolge betraten. Hierauf wurde die Thür dcS Mausoleums geschlossen. Förster stellten sich in doppelter Reihe davor auf. Um 12 Uhr 20 Minuten gab die Ebrencompagnie drei Salven ab. Hierauf war die Feier beendet. Der Kaiser und daS Gefolge, sowie die fürstliche Familie kehrten um I2'/r Ubr ins Schloß zurück. Hier war inzwischen ein kleines Frühstück bereitet. Um 1 Ubr verließ der Kaiser mit Gefolge das Schloß und wurde von dein Fürsten Herbert Bismarck, dem Grafen Wilhelm BiSmarck, dem Grafen Rantzau, dem Grafen Waldersee und dem Land rathe Graf Finck v. Finckenstein bis an den Salonwagen geleitet. Hier verabschiedete sich der Kaiser von ihnen in Ferrrllstsn» Das 19. Jahrhundert. Von Friedrich Thieme. Nachdruck verboten. Die Entdeckung der Erde ist im 19. Jahrhundert fast voll endet worden. Alle Culturländer betheiligten sich energisch an Vieser Arbeit, auch Deutschland darf sich mit Stolz seiner erfolg reichen Thätigkeit rühmen, ja, deutsche Forscher haben sogar die meisten wissenschaftlichen Forschungsreisen im verflossenen Jahrhundert ausgeführt. Nach fast allen noch unbe kannten oder theilweise unbekannten Gebieten unseres Planeten zogen die muchigen Forscher aus, um das Wissen der Menschheit zu bereichern; unter oft unsäglichen Strapazen und Gefahren gelangten sie ans Ziel und viele von ihnen opferten im Dienste ihrer großen Mission Vermögen und Leben. Männer wie Humboldt, Emin Pascha, Nansen, Livingstone, das sind wahre und unserer höchsten Bewunderung würdige Helden! Leuchtend und erfolgvcrhcißend steht der große Name Alexander von Hum- boldt's an der Pforte des Jahrhunderts, am 5. Juni 1799 schiffte er sich mit Bonpland zu seiner berühmten Reise nach Südamerika ein, durchforschte Venezuela, die Llanos, den Orinoco, Rio Negro, die Vulcane jener Gegenden u. s. w. Am 23. Juni 1802 bestieg er den Chimborazo bis zur Höhe von 5810 in, erreichte also den höchsten bis dahin erstiegenen Punct der Erde, und nur eine tiefe Schlucht verwehrte ihm das Vordringen nach der noch 500 na höher gelegenen Spitze. Als der Reisende im August 1804 nach Europa zurückkehrte, brachte er wahre Schätze an neuen Entdeckungen sowohl als an Sammlungen mit, nicht nur die geo graphische Wissenschaft hatte sich der Reise zu freuen, sondern auch alle Gebiete der Naturwissenschaften erfuhren Bereicherung und Förderung. Sogar eine „politisch-statistische Abhandlung über Neu-Spanien" brachte der mit unbezähmbarer Energie und unermüdlicher Arbrittkraft begabte Mann mit nach Hause. Sein Beispiel erweckte zahlreiche Nachfolger, so zahlreiche, daß schon die bloße Anführung ihrer Namen und Reiseziele fast den Raum füllen würde, der uns für unsere ganze Darstellung zur Ver fügung steht. Unterstützt wurden die Privatreisenden oder von wissenschaftlich«» Gesellschaften abgesandten Forscher durch ein zelne Regierungen, vor Allem die Regierung der Vereinigten Staaten, welche in systematischer Weise die Erforschung des In nern des amerikanischen Continents betreibt. Auch die Regie rungen von Chile, Argentinien und Mexiko ernannten Com missionen zur kartographischen Aufnahme und physikalisch-geo graphischen Erforschung ihrer Gebiete. Die Erforschung Asiens wurde in derselben eifrigen Weise betrieben. Auch hier bethätigte sich das Forschungstalent A. von Humboldt's in glänzenden Erfolgen. Im Aufträge des Kaiser- Nicolaus I. von Rußland unternahm er im April 1829 mit Ehrenberg und Rose eine Expedition nach dem russischen Asien, untersuchte die Platin- und Goldlagcrstätten, entdeckte Dia mantenlager, stellte zahlreiche Beobachtungen an und kehrte mit einer Fülle wissenschaftlichen Materials zurück. Palästina und Syrien bereiste 1802 der deutsche Forscher Seetzen (geboren 1767 in Ostfriesland), durch ihn gelangten die ersten authen tischen Nachrichten über den Zustand dieser Länder nach Europa. Seit 300 Jahren war er der erste Reisende, der bis Mekka ge langte und die dem Grabe des Propheten geweihte Stadt Me dina sah. Und das war eine Leistung ersten Ranges, denn das Reisen in jenen Gegenden war damals lebensgefährlich, der For scher stahl sich theilweise als Bettler verkleidet oder in der Maske eines Eingeborenen durch das Land und büßte seine Kühnheit zuletzt vermuthlich mit dem Tode. Man beraubte ihn nämlich 1811 in Pemen seiner Sammlungen unter dem Vorwande, er sammle Thiere, um daraus einen Extract zur Vergiftung der Quellen zu bereiten, darauf begab er sich auf der Stelle nach Saana, um bei dem Jman Beschwerde zu führen. Wenige Tage später verbreitete sich das Gerücht von seinem Tode — wem daran die Schuld beizumessen ist, weiß man nicht. Aus dem Theil seiner Sammlungen, der nach Gotha gelangte (darunter eine groß, Menge werthvoller Handschriften), entstand da» Orientalische Museum. Der Schweizer Burkhardt folgte seiner Fährte, 1809 schiffte er sich nach dem Orient ein und setzte die Erforschung der biblischen Länder fort. Der hochverdiente Mann erlag 1817, erst 33 Jahre alt, einem hitzigen Fieber. Weitere Reisen und Expeditionen folgten, außer mehreren anderen Ge sellschaften gründete sich 1877 auch ein deutscher Verein zur Er forschung Palästinas, in dessen Auftrag 1881 Professor Güthe Ausgrabungen bei Jerusalem vornahm. Um die Erforschung Sibiriens machten sich in neuester Zeit Nordenskiöld und der Amerikaner Kennan verdient, wie auch die russische Regierung selbst mit Eifer und Erfolg dieses verdienstvolle Werk betreibt. Dasselbe thut die englische Regierung in Indien und Jnnerasien. Um die Mitte des Jahrhunverts erschlossen sich auch China und Japan allmählich dem allgemeinen Verkehr, freilich nicht, ohne von den Cullurmächten durch gewaltsame Mittel gezwungen wor den zu sein. Hand in Hand mit der systematischen Ergrün dung des Innern und der politischen Erschließung ging die Ver mehrung der Verkehrsmittel, so daß uns Asien jetzt, am Ende des Jahrhunderts, beträchtlich näher gerückt ist. Der europäisch« Reisende fährt heute in 33—35 Tagen von Bremerhaven noch Uokohama. Der Telegraph umspannt den Erdtheil und zieht auch bereits Neuseeland und Australien in die allgemeine Ver bindung ein. Vorderindien hat ein kräftig entwickeltes Eisen bahnnetz. Japan hatte am 1. April 1893 bereits 2974 Icm Eisenbahnen in Betrieb und die große sibirische Eisenbahn, die auch durch die chinesisch« Mandschurei fortgesetzt werden soll, wird nach ihrer völligen Fertigstellung beinahe 10 000 km lang sein, so daß man nach ihrer Vollendung in 243 Stunden von Ostende nach Wladiwostok gelangen kann. Der australische Continenl wurde ebenfalls zu wiederholten Malen durchkreuzt und in vielen seiner Theile wissenschaftlich durchforscht. Im Mai 1813 unternahm Wentworth eine Ex pedition bis zur Quelle des Cox River, 1815 entdeckte Evans den Fluß Lachlan, 1818 erreichte Oxley die Wüste bei Port- Macquarie, weiter folgten Hamilton (1824), Cunningham (1825), Capitän Sturt (1829). In den Jahren 1831, 1835 und 1836 erforscht« Sir Thoma» Mitchell da» Flußgebiet de» Murray und seiner Nebenflüsse. Nach Vcm unvckaan:en Nord osten unternahm 1844—1847 ein Deutscher, Leichhardt, Expedi tionen, auf der dritten Reise ist er verschollen. Auch ein anderer Reisender, Kennedy, fand durch vic Hand der Eingeborenen den Tod. Von Süden nach Norden durchzogen oen Continent Burke (1860—1861), Mac Kinlay (1861—1862), Landsbourough 1862 und Stuart in demselben Jabre. Burke, ein ehemaliger irlän discher Officier, brach im August 1860 mn etwa 30 Personen, 25 Kameelen, 25 Pferven und Lebensmitteln auf 18 Mo nate von Melbourne auf, um im Auftrage der königlichen Ge sellschaft zu Melbourne zu dem Golf von Carpentaria nach der nördlichen Wüste vorzudringen. Auch dieser Reisenve wurde mit niedreren seiner Begleiter ein Opfer der Wissenschaft; er hatte sich von seinen Genossen mit einer Ab:heilung seiner Leute getrennt, da er aber weit über die festgesetzte Zeit auiblicb, hatte» diese den Platz verlassen und alle erlagen mit vier ein zigen Ausnahmen dem Hunger und den Mühsalen ihrer Wan derung. Warburton durchschritt 1872—1874, unendlich: Schwierigkeiten und Strapazen überwindend, die australische Westhälste. John Forrest untersuchte (1878—1879) den völlig unbekannten Nordosten der Colonie Westaustralien. Dies nur einige Namen von vielen, über die Ergebnisse und Wirkungen der einzelnen Unternehmen auch nur im Auszuge zu berichten, ist unmöglich. Die Erforschung und Durchquerung des „dunklen Erdtheiles" (Afrikas) ist einer der größten Triumphe des 19. Jahrhunderts. Seit der Begründung der afrikanischen Gesellschaft zu London (1788) nahm die Erforschung Afrikas einen bedeutenoen Auf schwung, doch war die Zahl der Opfer hier weit größer als die in den übrigen Erdtheilen. Die Reise des Schotten Mungo Park (1805) verdient zunächst Erwähnung; den ersten Europäer, der den Niger gesehen, überraschte der Tod vor ver Lösung der gestellten Aufgabe, welche in der Erforschung des Niger laufes bestand. Dir Engländer Ludney uns Denham (1822 bis 1824) brachten die erste Kunde vom Tschadsee und den Negerreichen des Sudan. 1825 drang Clapperton in da» In nere de» Sudan vor, wo er starb; nach Centralafrika sandte
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