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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189608301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-30
- Monat1896-08
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1896
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Bezugs-Preis bi der Hauptexpeditlon oder den im Stadt- vttirk und den Vororten errichteten Au«- aabestellen abgrbolt: vierteljährlich^ 4.50, kei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus 5.50. Durch die Post bezogen siir Teuljchland und Lesterreich: virrteliährlich 6.—. Direct» tägliche kreuzbandieuduilg ins Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen.dl^-gabe erscheint um '/,7 Uhr. dir Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. Nedaction un- Expedition: Johannes,affe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrocht» ge^linet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: ttta klemm'» Lortim. (Alfred Hahn). UviversitätSstrahe 8 (Paulinum), Lank» Lösche. Katbannenstr. 14. part. und Könlg-vlatz 7. MMer TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Aönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Notizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Prtitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Rrdactiontstrich l4ge- spalten) 50^, vor den Familiennachrichtea (6gejpaltru) 40^. vrößere Schriften laut unserem Preis- Verzrichniß. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Taris. Extra-Beilagen (gefalzt), nut mit de» Liorgen»Ausgabe, ohne Postbesörderung ^l SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Avnahmrschluß für Anzeigen: Ab«ad-Au»gabr: Vormittag» 10 Uhr, Morgen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an dir Expedition zu richten. Druck und Verlar tmn S. Pal» in Leivjig 441. Sonntag den 30. August 1896. Sv. Jahrgang. Für kann das Leipziger Tageblatt durch alle Poftanstalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 2 bezogen werden. In Leipzig abonnirt man für 1 65 mit Bringerlohn 2 und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Peterskirchhof 5 Herr Aax Alertll, Buchbinderei, Ranftsche Gasse 6 Herr k'rleür. Klucker, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Lurrelinruni, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrahe 5 Herr ^ul. 8vitit«>i< Iwn, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr ll. Olttrlvk, Cigarrenhaudlung, Norkstrasze 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Ootzu«, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. Lünten, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr U. OrütLinunu, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr U'. k'u^iuuun, Marschallstraße 1, - - Herr üernü. U'ebvr, Mützengeschäft, Leipziger Straße 6, - Thonberg Herr U. Hüiitseli, Reitzenhainer Straße 58, - Voltmarsdorf Herr (x. A. >üumuuu, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Älrndtstraße 35 Herr L. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraße 1 Herr l'llettll. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr lleriu. Zlenske, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto kranr, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße 15 Herr Lttuurü lletxer, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstraße 0 Herr I'aul 8ellieilrer, Drogengeschäft, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Albreellt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr ködert Oreiner, Zweinaundorser Straße 18, - Connewitz Frau kiseder, Hermannstrahe 23, I. - Cutritzsch Herr Rodert Altuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Altuer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Lintiner 6!el8t, Wettiner Straße 51, Ecke Waldstraße, Buchbinderei, - Neustadt 8ekeit'8 Auuoneen-Rxpeältion, Eisenbaknstraße 1. Äus der Woche. Die Kundgebung des „Reichsanzeigers" über die Einbringung eines Gesetzentwurfs, betreffend die Militair- strafgerichtSordnung, hat die Erörterungen der Presse in der abgelaufenen Woche beherrscht. Man ist sich einig darin, daß den Gerüchten über eine Kanzlerkrisis nunmebr der Boden entzogen sei. Ob die „orientirtcn Persönlich keiten", die die Frage der MilitairgerichtSreform bereits als erledigt anseben und versickern zu können glauben, daß der Entwurf weder im Bundcsrath noch im ReickStage auf ernstlicke Schwierigkeiten stoßen werde, Recht behalten, hängt natürlich von der Beschaffenheit des Gesetzentwurfs ab. Dessen Veröffentlichung ist vor seiner Annahme im Bundcs- ratbe nickt zu erwarten, eS wird also bis dahin noch einige Zeit vergeben. Jedenfalls hat man vor der Hand keinen Grund, zu bezweifeln, daß die frag liche Angelegenheit aus der Reihe der inneren Schwierig keiten ausgeschieden ist. Hoffentlich darf der Erfolg, den Fürst Hohenlohe in diesem Falle unbestreitbar davon getragen bat, in Wahrheit als ein Symptom dafür gelten, daß der Kaiser Krisen, die aus dem Einfluß einer unver antwortlichen Nebenregierung entstehen, in Zukunft vermieden wissen will. Es wäre sehr zu beklagen, wenn dem nickt so wäre. Denn selbst streng konservative Kreise sind durch die Existenz einer unverantwortlichen Nebenregierung, deren Wirksamkeit bei dem Sturz des Kriegsministers Bronsart von Schellendorf klar zu Tage trat und indirekt auch vom „Reichsanzeiger" eingeräumt wurde, tief beunruhigt worden. An Beweisen für die Verstimmung gerade der genannten Kreise hat es ja auch in Sachsen nicht gefehlt. Mit dem hergebrachten Ceremoniell, unter den stereotypen Phrasen, den gewohnten Ergießungen deS Protestanten- basseS, der beliebten „Bollwerk" Renommage, den üblichen heuchlerischen Paritätsklazen und den bekannten Wabl- Locklönen hat die schon durch ihren Namen irreführende „Generalversammlung der Katholiken Deutsch lands" sich abgespielt. Die Biltungs- und Eulturfeindlickkeit der in Dortmund gefaßten Beschlüsse, über die wir aus führlich berichtet haben, braucht nicht erst durch einen Com- mentar beleuchtet zu werden. Hervorzubeben aber ist der Verzicht auf die ursprünglich vorgesehene ausdrückliche Ver werfung des Antrages Kanitz. Das Eentrum, da» durch den Mund seines Vorstandes im Reichstage die gewaltsame Hebung der Getreidepreise als den göttlichen Geboten zuwiderlaufend bezeichnet hat, wird gewiß auch künftig dem Antrag Widerstand leisten. Daß es trotz dieser schroffen Verurtbeilung den Mitgliedern, die sich für das undurch führbare Projekt haben eiunebmen lasten, das Verbleiben in ter Partei nickt unmöglich gemacht bat, könnte der „National- Zeitung" zur Lehre dienen. Von den sonstigen Ber- handlungSgegenständen deS Katholikentage« sei noch die „ r ö m i s ch e F r a g e ", d. b. die Frage der Wieder herstellung der territorialen Selbstständigkeit deS Kirchen staats, erwäbnt. An keinem andern Gegenstände läßt sich so deutlich erkennen, daß die ewige Wiederholung unerfüll barer Forderungen auch dem dankbarsten und lenkbarsten Publicum gegenüber am Ende eine mißliche Sache wird, wie an diesem Tbema. Wenn man sich die fulminanten Reden vergegenwärtigt, zu welchen die „Beraubung des heiligen Stuhles", die „Gefangenschaft des Stellvertreters Gottes", die „Einkerkerung t'iv nono's" — und wie die Redewendungen alle heißen — in früheren Zähren die Wortführer der Katholikentage begeisterten, wenn man der geharnischten Beschlüste gedenkt, zu welchen sie die Veranlassung abgeben mußten,* so wird nian den gewaltigen Abstand erkennen, welcher zwischen dieser Behandlung der „römischen Frage" und derjenigen liegt, welche sie auf den derzeitigen Katholiken versammlungen erfährt. Sie gehört jetzt schon zu den Dingen, welche nach Gröber in der „gelchäftSordnungS- mäßigen Zeit von je 20 Minuten" abgetban werden. Einsichtige Katholiken werden sich selbst sagen, daß die stereotype Manier, welche bei der Behandlung der Frage einer Wiederherstellung der weltlichen Macht de» Papste» Platz gegriffen bat, am besten den lediglich dekorativen Charakter dieser Frage dartbut. Mit einer gewissen Aengst- lichkeit vermeidet man -auf den Katholikentagen seit Jahren schon jede» nähere Eingehen auf die praktische Seite der er hobenen Forderungen, auf ihre Consequenzen, weil eine Klarstellung derselben ohne Zweifel die scharfe Be tonung deS „nationalen" Standpunktes beeinträchtigen müßte, die neuesten» auf den Katholikentagen beliebt wird. Wir haben aber gar keinen Grund, an der Vertuschung de« Gegensatzes mitzuwirken, der sich aus dieser Betonung und der Aufrechthaltung der „römischen Frage" ergiebt. Er ist und bleibt ein Er- inuerungSzeicken an die Vergangenheit des Centrums, ohne deren Berücksichtigung das Centrum der Gegenwart nicht richtig beurlbeilt werden kann. In diesem Sinne kann uns die stete geschäftsmäßige Wiederholung der Reden und Reso- utionen zur „römischen Frage" auf den Katholikentagen nur erwünscht sein, zumal da man jenseits der Alpen längst jede Empfindlichkeit für solche. Reden und Resolutionen ab- gelegt bat. Die alte Gewobnheit, ins englische Horn zu tuten, wird von der „Voss. Ztg." wieder belhätigt. Da» beliebteste Organ deS reichshauplstädtischen Bürgerthums zeigt sich über den Inhalt des soeben bekannt gewordenen erquickenden Schreibens BiSmarck'S über die Königin Victoria und andere interessante Dinge höchlich erbost und nimmt, da dem Altreickskanzler oder Moltke Anderes nicht anzuhängen ist, die Partei Gortschakow'Sl Zwischen Herrn Stöcker und den „Zungen" ist es nun ganz aus. Er bezichtigt sie der Förderung des Liberalismus, und wenn Stöcker Einem Derartiges nachsagt, o ist er entschlossen, in Kampfstellung zu ihm zu rücken. Außerdem findet er Göbre ganz auf dem Standpuncte deS Classenkampfes stehend. Ganz stand Stöcker selbst nie darauf, die Classe der Landarbeiter suchte er immer in Harmonie mit ihre» Arbeitgebern zu erhallen, aber seine Resolution vom 4. November 1895 zeigt ihn zu drei Vierteln auf dem „Standpunkt" der ausgesprochenen „Clastenkämpfer" Deutsches Reich. K Berlin, 29. August. Da« Petroleum-Monopol, dessen Zustandekommen nach der Ueberwindung des deutschen Widerstandes nur noch von der Einigung der Herren Roth schild und Rockeseller mit der russiscken Production abhängig ist, wird nicht nur den Verbrauchern den Fuß auf den Nacken fetzen, sondern auch den Kleinhandel voraussichtlich seine Macht spüren lassen. Zunächst besteht die Gefahr, daß die Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft, d. h. die Standard - Oil - Company in New Uork, den Ver ¬ schleißern «inen gegen den bisherigen, an sich nicht sehr beträchtlichen, verminderten Gewinn bewilligen wird. Sodann ist zu befürchten, daß der Mehrzahl der Händler, die jetzt Petroleum sichren, der Artikel ganz und gar ent zogen wird. Wenn man meint, die Monopolinhaber werden keine Lust haben, die Kausgelegenbeit einzuschränken, so dürfte sich diese Ansicht, ist ihnen das Publicum einmal auf Gnade und Ungnade auögeliefert, al» irrthümlich berauSstellen. Diese unsere Erwartung gründet sich auf die Erfahrung. Zm Zabre 1891 war Westdeutschland der Rotterdamer Filiale der Standard - Oil - Company überanwortrt. Zene holländische „Gesellschaft" hat damals in Münster i. W. mit einem einzigen dortigen Händler das Abkommen getroffen, daß er allein in der ganzen Stadt Petroleum von der Gesellschaft erhalten solle. Münster zählte zu jener Zeit 50 000 Einwohner! Wir wissen nicht, ob «S bei jener Ordre Rockeseller'« geblieben ist, wahrscheinlich nicht, aber e« ist zu bedenken, daß das Monopol damals noch nicht perfect war, dir amerikanische Gesellsckaft deutsche Concurrenz und noch ein Znter- esse daran batte, den Bogen nicht zu straff zu spannen. Einigen sich Rockeseller und die Russen, so ist kein Mittel ersichtlich, die Petroleum-Herren zu verhindern, in ganz Deutschland so oder ähnlich zu verfahren wie in Münster. Als sicher bars man an- nebmen, daß die Zahl der Händler in Stadt und Land sehr klein sein und daß namentlich dir Händler, die Petroleum neben anderen Waarrn führen, sehr rebucirt werden würden. Bi» jetzt giebt e» unsere» Wissen« in Deutichlanb keine Detail listen, die nurPetroleum verkaufen. Da« würde sich wohl ändern. Heute ziehen mehrere Hunderttausend Kleinhändler von dem Petroleumverkauf eine kleinen, aber regelmäßigen Nutzen, auf den sie rechnen können. Man ersieht daraus, wie tief da« Monopol in da« wirthschaftliche Leben «inschneiden müßte. Wo, wie in kleineren Städten und auf dem Lande, Specialgeschäfte nickt errichtet werden könnten, wäre der einzige oder die wenigen von der Standard-Oil-Company mit dem Verkauf betrauten Händler nicht nur hierdurch, sondern auch insofern gegenüber der Concurrenz priviligirt, als da« Publicum bei dem Bezug j anderer Artikel selbstverständlich dorthin geben würde, wo I e« sich gleichzeitig mit dem Brennöl versehen kann. Diese Seite der Angelegenheit verlohnt eS Wohl, in Erwägung darüber einzutreten, ob an die Stelle des Rothschild-Rockeseller- Monopols nicht ei» eigentliches, ein ReickSmonopol zu setzen sei. Das Reich könnte und würde Rücksicht auf die Detail verkäufer nehmen. Das ist allerdings nickt die wichtigste Seite. Da Rockeseller in Amerika nicht völlig Alleinbesitzer der Petroleumquelle ist, der Erschließung bezw. Concurrenz andererQuellen (insbesondere auch in Canada) aber bauptsächlick der Mangel des erforderlichen sehr großen CapitalS entgegen steht, so fragt e« sich dock noch, ob das Reich nicht auch mit Nutzen für die Consumenten an die Sache selbst heranrrelen oder eine Gesellsckaft bilden könnte, der eS da« Monopol für Deutschland übertrüge. Vielleicht auch fänden sich andere, kein oder nicht nennenSwerthe Mengen von Petroleum er zeugende Staaten zu einem gemeinsamen Vorgehen, und vielleicht könnte man auf diese Weise eine Geldmacht bilden, gegen die selbst der Paris-New-Aorker Oelwucher sich zu behaupten nicht im Stande wäre. Recrulen in eingestellte den 1889 90 0,51 1890/91 0,54 1891/92 0,45 1892 93 0,38 1893/94 1894.95 1895.96 1885/86 . 8,02 . 8,84 . 6,70 . 4,47 . 2,76 . 8,64 . 6,72 ö. 0. Berlin, 29. August. Von den 250661 Recruten, welche im Zahre l895/96 in die Armee und Marine ein gestellt wurden, hatten 249 373 Schulbildung in deutscher Sprache, 914 Schulbildung nur in fremder Sprache und 374 waren ohne Schulbildung, d. h. solche, welche in keiner Sprache genügend lesen oder ihren Vor- und Familiennamen nicht leserlich schreiben konnten. In Procent der Gesammt- zabl aller Eingestellten betrugen diejenigen, welche weder lesen noch ihren Namen schreiben konnten im Erjatzjahre 1885 86 1,08 - - 1886 87 0,72 - - 1887 88 0,71 - - 1888,89 0,60 1895/96 1,22 0,81 0,77 0,72 0,57 0,41 Ueberall ist also eine sehr bedeutende Bess 0,24 0,22 0,15 Stellt man für die Bezirke, von welchen die meisten Mannschaften ohne Schulbildung gestellt wurden, das erste und das letzte der genannten Zabre gegenüber, so kamen Analphabeten auf je 100 Regierungsbezirken Posen .... Marienwerder. . Gumbinnen . . Königsberg . . Ovpeln .... Danzig .... Bromberg . . . Ueberall ist also eine sehr bedeutende Besserung zu bemerken; am stärksten ist die Verminderung der Ein gestellten ohne Schulbildung in Posen und Marienwerder. Berlin, 29. August. An einer einigermaßen er schöpfenden Darstellung de« Umfang« der Verschuldung der Landwirthschaft in Preußen und ihren Ursachen fehlt es bekanntlich noch immer. Mit der Veröffentlichung der Resultate einer vor Jahren angestellten Enquete hat man rasch eingebalten, als diese Resultate namentlich in Bezug auf die Ursachen der Verschuldung einen sehr wenig ersreu- licken Zug auswiescn. Seither ist in dieser Richtung nichts mehr geschehen. Um so dankenswerther erscheint daS Vor geben des Vereins für Socialpolitik, welcher es unter nommen Hal, eine umfassende Darstellung des Personalcredits de« ländlichen Kleingrundbesitzes in Deutschland zu liefern. Die Resultate der zu diesem Zweck angesiellten eingehenden Unter suchungen liegen für Südvrutsckland bereits vor. Sie bieten eine Bestätigung der Beobachtung, daß der ländliche kleine und mittlere Grundbesitz besonders schwer unter den Personalschulden zu leiden batte, da sein Realcredit beschränkt ist. Wa« die Ursacke dieser Verschuldung anlangt, so haben dir Untersuchungen, welche sich der Vollständigkeit und der Vergleichung halber nicht streng aus den Kleingrundbesitz beschränkten, ergeben, daß in dieser Beziehung ein Unterschied zwischen Groß- und Kleinbesiy nicht statt hat. Zmmer und immer kevrt die An gabe wieder, daß dir Hauptschuld an der steigenden Ver schuldung der Landwirthschaft die zu Koben GutSüber- nahmen oder die zu hohen Gut-käufe bilden; in vielen Fällen frrilick wird auch die Unwirthsckaftlichkeit der Land- wirthe als Grund angegeben. Auf agrarischer Seite sucht man noch immer zu leugnen, daß di« hohen Güterpreise einen wesentlichen Einfluß auf die gegenwärtige Nothlage der Land- wirthsckast ausgcübt hätten. Die Erhebungen des Vereins für Socialpolitik beweisen aber, daß diese Ableugnung nicht begründet ist. Man darf auf die Resultate dieser Erhebungen in Nordkeutsckland gespannt sein. * Berlin, 29. August. Wir haben den ersten Aufsatz des OberauditeurS a. D. Solm« in der „Deutsch. Juristen-Ztg." über die Reform der Militairstrafproceßordnung er wäbnt; der Verfasser begründete darin nach seinen Erfah rungen die Nokbwendigkeit der Reform. In einem soeben erschienenen zweiten Artikel macht er positive Vorschläge für dieselbe; sie beruhen auf den Grundsätzen der Mündlichkeit, Oeffentlickkeit, Ständigkeit der Gerichte und der Endgiltig- keit ihrer Urtbeile, sind aber im klebrigen sehr subjectiv ge balten, sowohl was die Bildung der Gerichte betrifft, als hinsichtlich mancher Einzelheiten; al« Vertbeidiger will der Verfasser beispielsweise nur solche RcchtSanwältc '"lassen, welche Reserve- oder Landwebrofsiciere sind; an solchen ni es — abgesehen von den principiellen Einwänden gcgc^ c-ue derartige Bedingung — leicht am Sitze mancher Mluiair- gerickte fehlen. Wir haben die Solms'schen Vorschläge nur der Vollständigkeit halber hier kurz erwähnt, nachdem der erste Aussatz des Verfassers über die Reformfrage von uns tbeilweise wiedergegeben worden; näher auf derartige specielle Vorschläge privaten Ursprung« einzugehen, liegt jetzt, da binnen Kurzem die für den Bundesrath angekünvigte Vorlage zu erwarten ist, kein Anlaß vor. V. Berlin, 29. August. (Telegramm.) Der Kaiser hat sich heute früh zur Hühnerjagd nach Barby begeben. D Berlin,29. August. (Telegramm.) Zn der Gewerbe- Ausstellung fand heute unter dem Vorsitz deS Gewerberaths Krabler die von 75 Delegirten aus allen Tbeilen Deutschlands besuchte Genossenschastsversammlung der Knappschafts BernfS- genossenschaft statt. Nach Erledigung allgemeiner geschäftlicher Angelegenheiten wurde zur Verlheilung der bereits 9 Millionen Mark betragenden Zahresumlage auf die einzelnen Be triebe ein neuer, vom 1. Januar 1896 ab giltiger Gefa bren-Tarif festgesetzt. Die Erhöhung der Bausumme desKrankenhauses „BergmannSheil"der Seclion IV (Halle a.S.) auf l Million Mark und die Betheiligung an dem Kranken hausbau seitens ter Section VII (Zwickau i. S.) im Betrage von 150 000 wurde genehmigt. L Berlin, 29. August, (Privattelegramm.) Die Berliner ttemerkschaftseommifsion hat in ihrer gestrigen Sitzung daS neue Gewerkschaftsprogramm des Dr. Ouarck fast einstimmig ab gelehnt. Nach einem Referate des Schneider« Timm und einer lebhaften Debatte, an der sich außer den Vertretern der Sattler, Handelshilfsarbeiter und Maurer fämmtlicke Delegirten gegen die bekannten Vorschläge erklärten, wurde eine Resolution angenommen, m der es nach der „Nat.-Ztg." beißt: „Die Delegirten zur Berliner Gewerk- sckaftscommission erklären zu den Vorschlägen des Genossen I)r. Ouarck, daß ein Theil dessen, was er als neue Aufgaben den deutschen Gewerkschaften empfiehlt, von denselben längst ausgeführt wurde und wird. Neu ist an den Vorschlägen lediglich die regelmäßige Einberufung öffentlicher allgemeiner Gewerkschaftscongresse (neben den Conglessen der einzelnen Berufe) zur Beschlußfassung über socialpolitische Fragen und die Schaffung eines neuen Central-GewerksckaftSblattes. Beide Vorschläge sind zu verwerfen, weil die Behandlung social- politischcr Fragen durch die sociald emokra tischen Parteitage den Bedürfnissen und Interessen der deutschen Arbciterclasse vollständig entspricht." — Die vorgestrige Audienz des StaatssecretairS v. Mar schall beim Kaiser, die um 7 Uhr Abends stattfand, wird mit den jüngsten Vorgängen in Zanzibar in Zusammen hang gebracht. * Königsberg i. Pr., 29. August. (Telegramm.) Die „Kbg. Hartung'sche Ztg." veröffentlicht den Befehl der Co mm and antur in Sachen des B örsengartens. ES heißt darin: Die Direktion habe einem Mitglied der Negierung, das zugleich Reserveofficier ist, die Eintrittskarte entzogen; trotz der Bemühungen de« commanduenken Generals habe die Direction durch eine Erklärung den Conflict nicht beigelegt. Da «S nicht ausgeschlossen erscheine, daß die Direction auch gegen einen activen Officier gelegentlich in derselben Weise vorgebe, so seien die bekannten Verbote an die Ofsiciere und Militaircapellen ergangen. (Diese Begründung erscheint uns im Hinblick auf den (von uns seiner Zeit mitgetbeilten) Sachverhalt in keinem Puncte stichhaltig. Red. d. „L. T."). * rremefsen, 28. August. Der hiesige Schlachthof- Znspector wurde, dem „Kuj. Boten" zufolge, seine» Amtes enthoben, weil er Sonntag Nachmittag sich weigerte, rin Rind schlachten zu lassen, was infolge der Einquart ierung al« nothwendig erschien. Er wollte eS Montag früh schlackten lasten. Nach der Gewerbeordnung unterstehen die Arbeiten nickt der Sonntagsruhe, die „im öffentlichen Interesse" ohne Verzug vorgenommen werben müßen.
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