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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896092101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896092101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-21
- Monat1896-09
- Jahr1896
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Morgen-Ausgabe MpMer Tagtblalt Druck und Berlaq von E. Polz in Leipzig ^-481 SV. Jahrgang Montag den 21. September 1896. Amtlicher Theil bis 1185; Vollender Mcinher, 'S 72-!« llsuest») >ul rckvsx r sein nto stsix end, LkriCitll 26^!« , Di» Morgen.Mtsgab« »rschttul um '/,? UhL, dl« Udead-Ausgab« Wochen tagt u« b Uhr. 536^— 600,— 26,75 ill. >d. Lre> rtn». »ul. 122,Lg 142,2', 1S0, - 160,SO 64,75 170,30 217,00 Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Bormittag» 10 UhL Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Un-eigen sind stets an die Ex-e-itian zu richten. Extra-Vcilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, Mit Postbesvrderuag 70.—. I 0,12). ,V4). Mnznigun Prnis dte S gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Kecl amen unter dem RedactionSstrich (»ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichleu (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- derzeichniß. Tabellarischer und Zissernja- uach höherem Tarif. > wsnt smsnt mir u» i«t>rlrn. «lnotsn tlnotsn rvaetit. Nedurtio« »ud Lrpeditis«: Jstzann»*«aff« 8. DieExpeditton ist Wochentag» unnnterbroche» ^Suet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. nsssoklsr- fken nosereg ,Ulten «c»5n- iue unseres ment, der«-, «dt. Os <Iis eit suk voU- > I-säesrtliie- unen wittiln c <ter «tnss lies ist <tsr /erden kann, eilten di-tlsr uxsu «Loden e statt. Oie t!s «erden itkllcti nacli -22 vuctl »cb I-sude- vis Orund- i etvss xs- >k 20- 22 ^>, 7-28 kur Is iru ent- liisst siet» lekxut oacii kür il>v kx sn f-rseliten lsssenirUter, 80 a>, nsvd i-'iir LtUcll- I> ^bnilUius l kitr Oie >ctl Lerlin treilte nsctl «insctllisss- :s kkeunies «ser tVooU« et <ter Oder I»n vnrdea Kent 70 di» scilttknoeen rieben der jeder rsicb- ln krswsn. , l-sipri^, risdrieb Wil r Vorulittses 18/3) tu Luer, lussirt. <18 6) 6 vbr ^Hadsbure" rk: ^Roved' soll 1! 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Ferner Günther, Graf zu Brena, deS berühmten Gero Sohn und Vetter Markgras ConradS von Meißen, bis 1089; Wolfram bis llll, ein sehr gelehrter Mann, der auch einige Schriften hinterlassen hat; Theodorich oder Dietrich, Stifter des Klosters Bosau bei Zeitz, der 1128 daselbst, betend vor dem Altar knieend, von dem wendischen Edlen Benno er stochen wurde; Nichwin bis 1125; Udo, ein Graf von Thüringen, der das Kloster Pforta errichtete, bis 1148; Wigman,—ein Graf von Seebnrg, Markgraf Eonrad's von Meißen Schwestersohn, bis 1154; Berthold I. bis 1160; Udo II. ein Graf zn Pleißen, Udo I. Schwestersohn und Petter des verstorbenen Bischofs Wigman, bis 1185; Berthold II. bis 1206; Engelhardt bis 1218; Theodorich oder Dietrich II. Markgraf von Meißen, der Domkirche bis 1272; Meinhardt oder ein Burggraf von Meißen; Rudolph; Batherius, starb vor der Weibe; Bruno, ein Graf von O.uerfurt; Ulrich, ein Edler Herr von Colditz; Heinrich I., ein Graf von Stalburg von 1317 bis 1334, der die bis auf seine Zeit offene Dom freibeit mit Mauern und Thoren verwahrte; Johann von Miltitz bis 1350. Als er an seinem Namenstage im Bischofshose zu Naumburg ein prunkvolles Fest feierte und nach der Tafel, mit einer Edelfrau an jeder Hand, den Tanz beginnen wollte, stürzte er, vom Schlage getroffen, todl zu Boden. Da nun, weil er tanzend und in Weltlust gestorben, das Domrapitel sich weigerte, ihm ein Grab im Dom zu ge währen, so brachte man die Leiche nach des Bischofs Lieblings sitze, der Burg Saaleck bei Kosen, wo sie in der Schloßcapelle beigesetzt wurde. Ihm folgte Johann v. Meldungen^ Rudolf Freiherr Schenk von Tautenburg; Gotthard, Graf von Schwarz burg, der Bischof von Würzburg wurde; Witticho; Christian von Witzleben von 1382—1394; Ulrich von Rodenfels oder Radenfeld bis 1409; Gerhard von Goch, von 1409—1422, bekannt wegen seiner für das Bistbum unglücklichen Thcil- nahme an Hussens Verurtlreilung auf dem Concilium zu Costnitz; Peter von Haugwitz; Georg von Haugwitz: Johann von Schleinitz, bis 1463; Dietrick von Bupdorf, vorb r Ordinarius zu Leipzig, ein berühmter Rechtskundiger, bis 1466; Heinrich von Stammer; Dietrich von Schonberg; Johann von Schönberg; Philippus, Herzog zu Bayern, zugleich Bischof von Frcisingen, von 1517—1541: Nikolaus von AmSdorf, 1542—1546 und zuletzt Julius Pflngk bis 1561. Diese drei Letztgenannten sind besonders durch die Neformationsgeschichte bekannt. Amsdorf war der erste und letzte lutherische Bischof, indem ihn Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige, um die Reformation zu fordern aus Magdeburg uach Naumburg berief, wo ihn jedoch das Domcapitel nicht anerkannte und statt seiner den katholischen Domherrn Julius von Pstugk, Sohn Cäsar von Pfluak's auf Eythra bei Leipzig, wählte, welchem Amsdorf, nawdein der Kurfürst 1547 in der Schlacht bei Mühlberg von Kaiser Karl V. gefangen worden war, auch weichen mußte. Julius Pflngk war ein überaus gelehrter Mann und Beschützer der Gelehrsamkeit und ihrer Vertreter. Mit seinem Tode erlosch 1564 die bischöfliche Würde und das Hochstift wurde vom Domcapitel einem Administrator aus dem Hause Sachsen in der Person des achtjährigen Sohnes des Kurfürsten August übertragen und als er 1566 starb, vom Kurfürsten die Administration selbst übernommen. Seitdem postulirte man zu Administratoren stets Angehörige des sächsischen Kurhauses, bis nach vielen Veränderungen und Streitigkeiten im Jahre 1726 ein Vertrag zu Stande kam, nach welchem der jedesmalige Landesherr die weltliche und wenn er, wie König August, katholisch sei, sein geheimes Consilium die geistliche Regierung führen, das Stift aber in seiner Verfassung und seinen Rechten bleiben solle. So blieb es bis 1815, wo das Hochstift an Preußen kam und nach und nach wesentliche Veränderungen eintraten. Mit der Erhebung Naumburgs zum Bischofssitz wuchs Filialen: Pkt» Klemm'» Lorti«. (Alfred Hatz«). Uviversität-straße 3 (Paulinum), L«»i» Lösche, kkntbarinenstr. 14, Part, und König-Platz 2. Bekanntmachung. Die tktttschadigigung für die tn Leipzig-Altstadt vom 13. bis mit 14. September V. I» in der Kolonnaden-, Erdmann-, Moscheles-, Plagwitzer, Promenaden- und Wcst-Ltratze ein- quartiert gewesenen Truppen vom Königliche«» 8. Znsanterie- Regiment Nr. 107 kann in den nächsten 3 Tagen bei unserem Quartier-Amte, Naschmarkt Nr. 2, im Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 30, gegen eigenhändige Quittunasleistung erhoben werden. Das Quartierbillet ist zurückzugeben. Leipzig, am 19. Septeinber 1896. Ter Rath der Stadt Leipzig. uck. X LI. 25093. vr. Georgi. Lamprecht. Septemberfäden. Novellen» von Ludwig Ewers. Nachdruck verboten. Sie strich einige flatternde goldbraune Haarfäden unter dcn breiten Hutrand, unv während sie nun die Handschuhe über die zierlichen weißen Hände streifte, warf sie noch einen prüfenden Blick in den Spiegel. Frau Clara nickte befriedigt, sie sah beut» sehr gut au», gerade heute, ihr Gesicht hatte frische Farben und das vornehme Promenadenkleid schmiegte sich vortrefflich um ihr» Hobe fein gebaute Gestalt. Al» sie durch den Hotelgarlen, der im Morgenthau blinkte, dem Curpark zuschritt, bald hierhin, bald dorthin verbindlich grüßend, und bewundernde und neidende Blicke auf sich ge richtet fühlte, dachte sie lächelnd: Ja, sie sieht gut au» die Frau Clara, und ihr taxirt sie alle nm acht bi» zehn Jahre jünger, al» sie ist, ihr würdet es für unmöglich erklären, wenn ihr erführt, daß sie schon einen vierzehnjährigen Jungen bat! Bei diesem Gedanken wurde sie plötzlich sehr ernst. Mein Willy, dachte sie, mein Junge, mein Stern! Während Du in ter Fremde in einer Knavenzüchtrrei mit anderen Alters genossen zusammengepfercht bei Latein und Griechisch schwitzen mußt, reist Deine Mutter in der Welt herum und läßt sich als junge Wittwe bewundern und vrrltugnet noch gar ihren großen Jungen. Aber nur beute noch mein Willy, Geduld, suchte sich Frau Clara zu beschwichtigen, nur noch kurze Zeit, und wir sind wieder vereint. Heute muß Alle» in» Reine kommen. Es war ein frischer lauer Septembermorgen, der in den Gräsern des Rasens, von dem sich färbenden Laub der Bäume lächelte und diamantenbesetzte Silberfäten von Zweig zu Zweig spann. Schon war das Nahen des Herbstes zu spüren, aber noch war Bad Ems gut besucht, und eine bunte internationale Gesellschaft versammelte sich in dieser Stunde bei den Brunnen, während die Curcapelle mit lichten Tongeweben die klare Morgenluft erfüllte. Frau Clara, auch hier viel angeschaut, ging leickten Schrittes zum Kesselbrunnen, wandte aber jäh den Blick ab, als sie ihr GlaS in Empfang nahm, um schon im nächsten Augenblick das Auge, voll aufgeschlagen, auf der schönen männlichen Gestalt ruben zu lasten, die dort zum Kaiserbrunnen schritt: eine eindrucksvolle Erscheinung; große blaue Augen unter buschigen Braunen, eine kühne Adlernase über einen« stolzen schwarzen Bart, in dem sich ebenso wie in dem unter breitem Schlapphut bervorquellenden Haar Weiß dem Schwarz gesellte. Sie leerte ihren Becher, gab ihn ab und ging dann festen Schrittes durch den Curpark, an den Spielplätzen vorüber, auf denen eifrig daS edle Tennis gepflegt wurde, hinauf zur Straße, die babnabwärt« zwischen den Bergen und dem Fluß zum Rhein führt. Al- sie zur Straße hinausging, blickte sie sich um, «r folgte ihr; einen Augenblick ertrank ihr Blick in dem seinen, dann schritt sie rüstig weiter. Der klare Septembermorgen lachte zwischen die Berge hinein in den Fluß und schien sich eitel in der grünen Fluth zn spiegeln. Frau Clara überdachte in dieser Morgenstunde ihren Emser Aufenthalt, wie sie im Hotel Langenau sich feiern, wie sie stolz auf ihre vollconservirte Jugend sich von dem männlichen schönen vr. Gustav Ziel den Hof machen ließ, wie an- dem Hofmacken allmählich auf Ausflügen, bei der Tadle d'hote, beim Spiel eine Freundschaft sich entspann, wie st« sich zu dem stattlichen Mann bingezogen fühlte, der, auch bald die Macht nnd der Wohlstand der Stadt. Aus dcn Wallfahrten, die man im Mittelalter am 29. Juli, als dem Getächtnißtage der Apostel Peter und Paul, der hiesigen Domkirche abstattete, ging die Peter Paul-Messe hervor, zu der später noch eine Wintermesse, jetzt als solche eingegaugen, hinzukam. Hier fand schon im Jahre 1023, ehe noch das Hochstift nach Nanmbnrg verlegt worden war, eine Fürsten versammlung statt, und 1211 beriethen hier die Fürsten über die Absetzung des welfischen Kaisers Otto IV. und Ersetzung desselben durch den Hohenstaufen Friedrich II. Ferner finden sich zu Naumburg Fürstenversammlungen von Bedeutung in den Jahren 1448, 1.555, 1561 — wegen der Augsburgischen Confession — 1587, 1614 nnd andere. Hier schloß Kur fürst August mit Johann Friedrich dem Mittleren 1554 den sogenanten Nanmbnrger Vertrag, nach dem Letzterem der kurfürstliche Titel und ein Theil seiner Lande ver blieb. Sieben Jabre vorher war Kaiser Karl V. mit Johann Friedrich's Vater, gestorben 1554, und dem Land grafen Philipp von Hessen, als Kriegsgefangenen, triumpbirend in Naumburg eingezogcn und hatte wegen des aufsässigen BisckofS Julius Pflngk eine Contribution von 20 000 Gülden erpreßt. Im Bruderkriege veranstalteten 1455 die Räthe des Kurfürsten Friedrich des Sanftmüthigen und die seines Bruders, des Herzogs Wilhelm von Thüringen, eine Versammlung zur Beilegung der zwischen den Brüdern ausgebrochenen Irrungen, die unter einer großen Linde bei dem vom Markgrafen Eckard 1013 gestifteten Georgenkloster abgehalten wurde, die Wirren aber nur noch vermehrte. Der Abt dieses Klosters, Thomas, ein Frennd Luther's, jagte im Jabre 1543 die Mönche selbst aus dem Kloster und verwandelte dasselbe in eine Frei schule, die aber bald nachher von den spanischen Soldaten Kaiser Karl's V. ^zerstört wurde. Kriegsnoth hat Naumburg überhaupt viel erfahren. Außer mittel alterlichen Fehden, an denen es sich betheiligen mußte, wurde cs 1263 vom Herzog Albrecht von Braunschweig, von den Hussiten 1429, von Herzog Wilhelm'S böhmischen Hilfsvölkern 1446 und von den Schweden unter KönigSmark 1642 be lagert. In den Jahren von 1298 bis 1798 litt die Stadt nicht weniger als ncununddreißig Mal durch große Feuers brünste, am heftigsten 1336, wo fast die ganze Stadt in Asche sank und 1446, wo nichts als die Jakobsgasse stehen blieb, ferner 1463 und 1505, wo nur 100 Häuser verschont blieben, 1472, wo sie ganz abbrannte und dann 1478 und 1518, wo die WenzelSkirche und das Rathhaus, 1517, wo 255 Häuser, 1714, wo 800 Häuser und 1717, wo schon wieder 255 Häuser zu Grunde gingen. Die Brunst von 1714 entstand während der Messe durch eine Pulverexplosion. Ueber dieses merkwürdige Unglück besitze ich eine gleich zeitige ausführlichere Relation. Es war am 29. Juni in der Fischgasse ein Jäger an den Stand eines Pulverbändlers heraugetreten, um Pulver zu kaufen, und hatte, unmittelbar neben den Pulvervorräthen mit einen« Brennglase auf die Hand geschüttetes Pulver entzündet, um dessen Güte zu prüfen. Dabei traf ein Funke die offen daliegenden Feuer wertskörper und als diese explodirten, fingen auch die wenige Schritte davon stehenden Pulverbuden Feuer. Im Nu wurden nicht nur sieben Häuser zerschmettert, daß kein Stein auf dem anderen blieb, sondern es entstand auch eine Feuers brunst, die 840 Häuser in Asche legte. Menschen, die sich in der Nähe befanden, wurden zerschmettert oder verschüttet, und todte Körper nnd abgerissene Glieder weithin über die Dächer der stehen gebliebenen Nachbarhäuser geschleudert. Durch den Pulverschlag waren auf der Stelle 28 Menschen ums Leben gekommen, darunter die Pulverhändler Gottfried Mieth und Heinrich Zeuner aus Leipzig, Christoph Gebner ans Zwenkau, Hans Krug auö Mühlhausen und zwei Jäger aus Teuckern, von deren einem das Unglück angerichtet worden war. Die Magd des Leipziger Pulverbändlers Mieth, Dorothea Scbwartze aus Bitterfeld, welche dabei gestanden batte, wurde durch die Gewalt des Pulvers über zwei Häuser weggeschleudert, und nackt und schwarz wie ein Mohr noch lebend aufgesunden. Nach der ersten Pflege in Naum burg ließ sie der Leipziger Rath abbolen und ins Jakobs- lazareth bringen, wo sie eine aparte Stube, gute Kost und eine besondere Pflegerin erhielt und durch den Aleckicum und Lüirurgum glücklich wieder zu voller Gesundheit gelangte. mehr bei dem Anblick der in sausendem Lauf bergab stürmenden Gestalt, sie eilte an den abschüssigen Weg, sie wollte rufen, das Wort erstickte ihr in der Kehle, da ertönte schon eine Helle Knabenstimme von der Höbe: „Mütterchen, Mütterchen!" Der Hut flog fort und im nächsten Augenblick hing ihr Junge an ihrem Halse. „Hoppla, junger Stürmer!" rief vr. Gustav und hielt Mutter und Sohn mit starken Armen umfaßt, sonst hätte der Junge seine Mutter über den Haufen gerannt. „Aber Willy!" sagte Frau Clara noch atbemlos und strich dem hübschen Jungen die wirren blonden Haare ans dem erhitzten Gesicht. „Willy, Du konntest ja Arme und Beine drecken! Woher kommst Du?" „Ja, Mütterchen", sagte Willy, „das könnt' ich nicht mehr aushalten, ein Glück, das Du in Ems bist, daß ich Dick erreichen kann Und jetzt gehe ich nicht eher wieder fort, als bis ick lange Hosen habe." „Mein Gott, Willy!" Frau Clara sagte eS tadelnd und sah dabei mit stolz leuchtenden Augen den Knaben an. „Ja, Mutter, das halt' ich nicht aus. Die Jungens im Pädagogium haben mich wegen meiner nackten Beine so gebänchlt, daß ich da nicht mehr bleiben konnte. Mit dem Nachtschiff bin ich vou RolanvSeck nach Coblenz gefahren." „Und zu Fuß bist Du über die Berge gekommen, ganz allein?" „Na, wenn man beinah vierzehn Jabre ist, schadet daö nicht. Ich habe hier in der Tasche Wäsche genug mitgebrackt, daß ich so lange bleiben kann, bi» die langen Hosen fertig sind." „Also ein Ausreißer, ein Deserteur!" Clara erschrak, als sie die tiefe sonore Stimme Gustav'- diese Worte sprechen hörte. Eine Blutwelle schoß ihr in» Ge sicht; jetzt war ihr Gebeimniß enthüllt. Aber vr. Ziel fuhr lehrend fort« «Wird denn bei Tuck« Bezug»-Vr«tS K» d« Hauptexpedtttou ob« den tm S trzd t. oeKrk und den Vororten errichteten Au»- gaorstrllen ab geholt: vierteljährlich ^iLLO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» öan» L.SO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestädrlich -4l S.—. Direkt» tägliche KreuzbandieaduuD int Ausland: monatlich 7.50. Auch einen Menschenfresser hat Naumburg aufzuweiscu. In der Jakobsgasse, neben dem Gasthof „Zum Harnisch", besaß der Schmiedcmeister Georg Todt, der im dreißigjährigen Kriege lange als Soldat gedient batte, ein Haus, in dem er sein Handwerk betrieb. Von diesem wohlbegüterlen und an gesehenen Manne war bekannt, daß alljährlich um Weih nachten einer seiner Gesellen zu verschwinden pflegte. Das Näthsel löste sich, als in der Nacht zum 16. December 1673 wieder ein Gesell, der zweiundzwanzigjährige Samuel Sultze verschwunden war. Georg Todt batte ihn, wie sich heraus stellte, im Scklafe erschlagen, geschlachtet, das Fleisch ein gepökelt und geräuchert und damit sein Hausgesinde gespeist, was er mit den früher Verschwundenen auch gemacht hatte. Der 73 jährige Mörder erbing sich im Gefängniß und sein Körper wurde vom Henker an den Schweif eines Pferdes gebunden und mit dem Antlitz nach unten, weil nicht würdig, Gottes Himmel zu schauen, nach dem Schindanger hinaus geschleift und dort eingescharrt. Es gab aber dennoch Leute, welche meinten, „dem guten Alten sei damit zu viel geschehen!" An der hiesigen Othmarskirche war der Vater des jungen Staps, welcher 1809 in Schön brunn bei Wien Napoleon ermorden unv, dabei ergriffen, nicht um Gnade bitten wollte und erschoßen wurde, als Prediger angestellt. — Das berühmte Naumburger Kirschfest gilt als Erinnerung an die Belagerung der Stadt durch die Hussiten im Jahre 1432, nnd ist von Kotzebue auf das Glück lichste benutzt worden. Leider fehlt der Sache sicherer historischer Nachweis. Bei unserer Ankunft in Naumburg wurden wir vom Oberlehrer an dortiger Realschule Herrn vr. Borkowski begrüßt, der, als gediegener Kenner der Localgeschichte Nanin burgs, sich freundlichst erboten halte, unsere Führung zu über nehmen Zunächst erfolgte die Erkletterung des unfern dem Bahnhöfe sich erhebenden Höhenzuges, an welchem eine unter einen Winkel von 45 Graden aufsteigende Treppe, deren „Stufen" Steinwacken und zusammengewürfelte alte Werk stücken bildeten, uns Bewohnern der Leipziger Ebene eine nicht zu unterschätzende Kraftprobe bot. Sie wurde jedoch mit Ach nnd Krach überwunden und durch eine Stärkung im Restaurant Dunkelmann, das die sonnige Höhe krönt, sowie durch eine hübsche Aussicht aus das Saalthal belohnt. Unser Einzug in die Stadl erfolgte durch das Marien- tbor, einen gut erhaltenen Bau aus dem 15. Jahrhundert, mit einer Renovationsmarke von 1511, daö mit seinem Rondel, seinen Streichwehren und inneren Vertbeidigungs- anlagen, verbunden mit den anschließenden ruinösen Resten der alten Stadtmauer, ein romantisches Bild aus fernen Zeiten bot. Eins der wichtigsten altdeutschen Bauwerke ist der Dom, welchen 1030 die Markgrafen Hermann und Eckard II., nach dem mittleren Tbeile der Krypta zu urtbeilen, auf der Stätte einer früheren Kirche erbauten und den Aposteln Petrus und Paulus weihten und 1249 Bischof Dietrick II. vollendete. Seine Grundform zeigt ein doppeltes lateinisches Kreuz mit einem Chor im Osten und einem im Westen einer Krypta, und vier Thürmen, von welchen einer der beiden westlichen, der aus Geldmangel nicht ausgebaut werden konnte, erst bei der großen Renovation des Domes von 1878 seine Vollendung erfuhr. Der östliche Kreuzbau, zum Theil Uuterbau der Thürme, war früher zu Capellen verwendet. Beide Chöre sind durch mit Malereien und Sculpturen geschmückte Lettner vom Schiff, dessen Gewölbe zwanzig schlanke, zu Gruppen verbundene Säulen tragen, getrennt. Im hohen östlichen Chor, mit einem Hochaltar und Cbor- stühlen für die Domherren und Vicarien, stehen noch Pulte, auf welchem bis vor Kurzem vier kostbare Missalbücher auf Pergament mit kunstreich auSgcführten Initialen lagen, ein Geschenk des Bischofs Julius Pflugk, der hier kniend dem Domcapitel seine Capitulation beschwor. Jetzt hat man diese Missalbücher, weil sie von Besuchern des Domes oft schonungslos betastet wurden, in das Domarchiv übergeführt. Unter diesem Cbor, der 1308 eine Erweiterung erfuhr, befindet sich die Krypta, welche in drei Abtheilungen zerfällt, deren mittlere älter ist als der Dom. Die Gewölbegurte sind theils balbkreisrund, theils spitzbogig. Vor dem noch vorhandenen Altar zn den zwölf Aposteln wurden einst unter diesem langen, Zur Naumburger Geschichte. Mitgetheilt von Otto Moser. Der zweite diesjährige Studien au sflug, welchen der Verein für die Geschickte Leipzigs unternahm, fand Sonntag, ain 6. September statt, und galt der alten Bischofsstadt Naumburg und dem unfern derselben ge legenen Cisterzienserkloster Pforta. Ob auch die Anstrengungen dabei das gewöhnliche Maß überschreiten mochten, dürfte jeder der Theilnehmer an diesem Studienausfluge mit den Ergeb nissen zufrieden gewesen sein. Der Beschluß res Vorstandes und der Pflegerschaft, Damen von den Forschungszügen zurück zuhalten, rechtfertigte sich auch hier, indem das Erklettern steiler Berghänge, Laufen, Steigen nnd Durchkreuzung zahl loser Räume, von der Tbnrmeshöhe bis zum Souterrain und der modernden Todtengruft, selbst die Manneskraft stark in Anspruch nahm. Naumburgs an denkwürdigen Ereignissen reiche Geschickte beginnt um das Jahr 1000, Margraf Eckard, der auf einer Burg bei dem jetzigen Dorfe Großjena an der Unstrut, deren Anlage noch jetzt sichtbar ist, seßhaft war, erbaute bei Almerich — Altenburg — ein festes Schloß, daS noch 1140 vorhanden war, dann aber nicht mehr genannt wird. Wahr scheinlich bald nachher errichtete er dieser Burg gegenüber, auf einer Stelle, wo eine angeblich vom Kaiser Heinrich I. gegründete Ansiedelung vorhanden war, eine zweite Veste, nwdurch die Namen Altenburg und Naumburg cnstanden. Diese zweite Burg soll nach alten Berichten „Gemünd" — vielleicht wegen des nahen Einflusses der Unstrut in die Saale — geheißen und auf der späteren Domfreiheit gelegen haben. Der rasche Aufschwung der Stadt Naumburg beweist, daß sie schon im 11. Jahrhundert mit Mauern und Gräben befestigt war, und die Söhne des im Jahre 1003 er mordeten Grafen Eckard, Hermann und Eckard II., 1029, den bischöflichen Sitz von Zeitz hierher verlegten, wobei sie sich über Naumburg nur die Erbherrschaft und Schutzgerechtsame vorbehieltcn. Das BiSthum Zeitz hatte im Jahre 968 Kaiser Otto I. gestiftet. Beförderer dieser Uebersiedelung waren die Grafen Sizzo, Wilhelm, Theodorich und die Gräfinnen Gerburg, Perchta und Geza, die nach einerLesung in Folge wie verholter feindlicher Einfälle durch Wenden und Böhmen, nach der andern aber wegen der anmuthigeren Lage Naumburgs geschehen sein soll. Jedenfalls hielten sich die meisten Bischöfe lieber in Zeitz, wo sie ein schönes festes Schloß inne hatten, als in Naumburg, wo ihnen nur ein bescheidener Bischofshof zur Verfügung stand, auf. Da Zeitz nunmehr zum Collcgiatstift herabgesetzt war, ent standen mit dem Naumburger Domcapitel viele Streitig keiten, die erst im 13. Jahrhundert durch päpstlichen Macht spruch ihr Ende fanden. Nach einem in meinem Besitz befindlichen Verzeichnisse der Bischöfe von Zeitz und Naumvurg aus dem Jahre 1589 hat es deren 41 gegeben, mitgezählt einige, die nicht für voll berechtigt galten. Die ersten drei, Hugo I., Friedrich und Hugo II., waren noch in Zeitz seßhaft. Nach Verlegung des Bischofsttzes nach Naumburg wird hier al» erster Bischof Hildeward oder Eilward, mit dem Zunamen „der Feiste", angeblich ein Graf von Gleißberg, gefunden, der 1032 mit Tode abging, und dessen Gebeine später in den Dom, wo Inhaber mehrerer großer Fabriken, den Sieg der ringenden ManneSkraft präsentirtc; bis sie dann gestern Abend auf einem Spaziergang auf den hoben Malberg sich abseits der übrigen Gesellschaft mit ihm allein fand, wie seine Unter haltung sie fesselte, wie sie ihr Herz schlagen fühlte, genau wie damals, als ihr seliger Mann der achtzehnjährigen — fünfzehn Jahre waren es schon — sich näberte und von ihr das Jawort empfing —, das Ja als Grundstein zu einem zehnjährigen glücklichen Eheleben, dessen Mittelpunkt daß einzige Kind . . . Wieder mußte sie ihres Willy gedenken. Mein Gott, war es denn eine so große Sünde, daß sie das vaterlose, von dem zu früh verstorbenen Vater zu fest ausgeprägtem Willen erzogene Kind in strenge Zuckt gab, fick blutenden Herzens von ihm trennte? Es war doch kein Frevel, daß sie in ihrem Alter noch nicht sich einspinncn wollte in end ose Wittwen- trauer, daß sie noch Ansprüche ans Leben stellte, und sie entsprach dock dem letzten Willen ihres lieben Verstorbenen, wenn sie dem Willy einen neuen Vater gab und einen solchen Vater, wie den, der jetzt ihren Schritten in die Berg einsamkeit folgte. Wieder blickte sie so unbemerkt wie möglich zurück, hinter ihr drein schritt der Mann; an der Seite blitzte der Fluß, in dem sich der Septembermorgen selbstgefällig spiegelte, am Berghang zogen sich durch die Sträuche weiße Fäden, aus denen die Tbandiamanten niedertröpfelnd schwanden. Er wollte wohl auch das Dorf Fachbach, in dessen bolverige Gassen sie eben eintrat, erst hinter sich haben. Mächtig klopfenden Herzens durcheilte sie daS Dorf, nun war sie draiißen, nun ging der Mann dicht hinter ihr, er trat an ihre Seite, ihre Brust wogte. — „WaS springt denn da so wild den halsbrecherischen Bergpfad herunter, sehen Sie nur, gnädige Frau, wenn das nur nicht verunglückt" Sie erbebte unter den Worten de» Manne», aber noch I. kW II. kw v.»dl ow.-v «43 475 490 lor. 108 — >. do. 68.10 «rsols 103.SO nsnr. 100,— c. 60,60 ;vdv?i 53,20 ll.III.0 > — I. Ort. oeiüo 56.10 .vrior —— 76,60 !el>t.-8 136,60 ?do«td 137,25 ood. 87,40 ioiiMb 117,50 irvrrtui plan 63,80 103,80 -LS. 144,60 <p ä-- , VIII 104 60 ciotUrr —— 156,— 122,75 >.8t.-L 87,10 oxd 111,50 Nsrbr. 212,— OlltUN 181,— >ckerk. 168 — jolbr! 116,75 «rtm.) 183,— rk.-V. 123,— ctwuv 258,25 r — Laiin. 233 50 86.20 covs 167,00 117,75 terei i 24,— Ulen 163,— 160,15 < Irn. 216,25 213.30 karr 216,60 88,75 Vien — t.-'lr. 187,10 IM 165.50 111.50 !t.-?r. 45,20 s 161,80 den >176.75 >xd 1166,75 182,25 111,10 kstf. 133,— ciüo 56,— rss: 'sst nut M Ws inen rdsr 123,— .11, nver «3,- .1,
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