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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961017017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896101701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896101701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Textverlust auf dem Titelblatt
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-17
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Seit einiger Zeit England den Platz auf dem Jsolirschemel einnehmen; daran überhaupt noch ein Zweifel bestehen konnte, so durch die schroffe Abweisung, die die russische Presse id der Pariser Festtage den englischen Bemühungen aßlands Freundschaft zu Theil werden ließ, beseitigt l. ht man den Gründen nach, aus denen bald die eine, ie andere Macht ohne politische Freunde war, so wird nden, daß es sich nie um Zufälligkeiten handelte, son- raß ein Verschulden des betreffenden Staates vorlag. m einen Falle war cs eine Politik der Schwäche, in «deren eine Politik der Anmaßung, wieder in einem Falle eine Politik der Unruhe und der Jntrigue, die reinsamung des Staates verschuldete. Wenn jetzt Eng klein steht, so muß man sagen, daß alle diese politischen n zusammengenommen Großbritannien der Snmpalhie r Freundschaft beraubt haben. oßbrilannien hat Rußland gegenüber Angst und che gezeigt, und es Hal deshalb in Asien Schritt für vor Rußland gegenüber zurückweichen müssen. Durch kachgiebigkeit aber hat es sich keineswegs die Sympathien idS erworben, um so weniger, als Rußland durch die aantenrolle, die England seit Jahr und Tag im Orient naturgemäß sehr gereizt ist. Das Verhältmß England« »nkreich hat durch die Anmaßung, mit der England pten den Einfluß Frankreichs bei Seite schob, schwer . Mit dem stammverwandten Deutschland hätte d ohne sckwere Mühe in einem vorzüglichen Verhältnisse können, denn Deutschland ist in mancher Frage Eng- hr weit entgegengckommen und es hat erst noch vor halben Jahre bei dem Beginne des Sudan - Feldzuges ition Englands gestärkt. Aber auch Deutschland wurde ne englische Anmaßung verbittert. Der schulmeisternde r englischen Presse, die fortwährenden Jnlriguen Eng in Südafrika, die schweren Beleidigungen gegen den :n Kaiser mußten in dem deutschen Volke alle Sym- für England und die Engländer unterdrücken, creich, das mit England keinerlei Interessen gemein )t England deswegen gleichgültig gegenüber, waS endlich :n anlangt, so hat es in Afrika zur Genüge erfahren, mig auf Englands freundschaftliche Hilfe zu rechnen »t sich doch die von England beim Beginn des Sudan- ,es auSgestreute Behauptung, der Feldzug würde zum mternommen, um die Derwische von der italienischen : abzuziehen, als eine Unwahrheit erwiesen. Wie früher die anderen europäischen Mächte im Falle der Jsolirung, so wird auch jetzt England die Bitternisse politischer Vereinsamung zu empfinden haben. Es ist wohl nicht als zufällig und planlos anzusehen, wenn die russische Presse zur Zeit des Zarenbesuches in Paris immer und immer wieder darauf hinwies, England müsse, um einen Beweis friedlicher und gerechter Gesinnung zu geben, vor allen Dingen die Occupation Egyptens ausgeben. Wenn nun auch England durch die Wiedereroberung des Sudans seine Stellung in Egypten zu befestigen sucht, weil es nunmehr daraus Hinweisen kann, daß englische Officiere em der mahdistischen Barbarei verfallenes Land der Eultur wieder zurückerobern, so werden die Gegner Englands nicht mit Unrecht bemerken können, daß dieses Land erst zur Zeil der englischen Occupation Egyptens den Mahdisten in die Hände gefallen sei, und daß England mithin nichts Besonderes damir leiste, wenn es als ver antwortlicher Verwalter Egyptens eine restitutio in integrum vornehme. England wird also durch die Wiedergewinnung des Sudans in seinen moralischen Ansprüchen aus Egypten nicht gestärkt, und es kann diese Ansprüche gegen über einer ernsthaften Action der Türkei und des Zwei bundes nur schwer aufrecht erhalten. Läuft es in Egypten Gefahr, sich eine Schlappe zu holen, so hat es im Orient bereits eine solche erlitten, denn wenn die englischen Blätter sich auch bemühen, die Welt glauben zu machen, die Groß mächte lenkten im Orient in die von England vorgezeichnete Politik ein, so weiß man überall sehr wohl — und die Rede Hicks Beachs hat das bestätigt — daß England seinerseits sich dazu hat bequemen müssen, seinen einseitigen Widerstand gegen die Politik der anderen Mächte auft zugeben. Nimmt man zu diesen «Heils zu erwartenden, theils bereits eingetretenen Unannehmlichkeiten für England die ernste Gefahr, durch das mit Frankreich verbündete, mit dem Dreibunde auf gutem Fuße stehende Rußland in Asien überrannt zu werden, so kann man wohl sagen, daß die Zukunft, der England entgegengeht, eine sorgenvolle und ungewisse ist. Will England auS seiner schwierigen und fatalen Situation mit Ehren hcra^okomuir.«, so maj, rL vor allen Dingen seine Politik der Jntrigue und der Anmaßung ausgeben. Es muß ferner danach trachten, zu den Mächten deS Dreibundes in ein freundliches Verhältniß zu treten. Dabei darf es vor allen Dingen aber nicht vergessen, daß Deutschland die Vormacht des Dreibundes ist und daß es sich darum empfiehlt, gerade dieser Macht gegenüber sich weit rücksichtsvoller und entgegenkommender zu verhallen, al- es den Engländern bis in die jüngste Zeit hinein beliebt hat. Es liegt noch immer in Englands Hand, die Gefahren, die ihm drohen, wenn nicht zu beseitigen, so doch ab zuschwächen. Fährt eS aber in der Politik deS HochmutheS, der Jntrigue, der Unruhestiftung fort, so sind dem britischen Reiche schwere Erschütterungen, auS denen eS nicht un geschwächt hervorgehen wird, gewiß. Deutsches Reich« * Berlin, 1V. October. Die Verwendung deS alten ReichStagSqebäudes zu Zwecken, welche seiner bisherigen Bestimmung sehr fern lagen, ist oft verdienter Maßen gerügt worden. Die „Kölnische Zeitung" bringt nunmehr eine unpassende Verwendung des neuen Reichstagsgebäudes in folgender Weise zur Sprache: „Seit Anfang September hat der neue schöne Wallot'sche Reichslagspalast in Berlin als Ausstellungslocal gedient; von den Wandelgängen, von den Festsälen, von den Zimmern der Minister batte die „internationale Ausstellung für Amateur-Photographie" Besitz ergriffen, und nur der große Sitzungssaal ist von ihr ver schont geblieben. Im Verlauf dieser Ausstellung sind uns von mannigfachen Seiten ernste Beschwerden über diese Be nutzung des vornehmsten deutschen Volksbauses als Ausilel- lungSlocal zugegangen; man betonte, daß eine solche Ver wendung der ParlamentSzebäude in Lonvon, Paris, Rom rc. einen Schrei der Entrüstung entfesselt haben würde; man hob hervor, daß durch diese Benutzung allerdings zahlreichen Fremden die bequeme Gelegenheit geboten worden sei, sich tagsüber den schönen Wallot'sche» Palast wenigstens in vielen Einzelheiten genauer anzusehen, daß aber durch eie zahlreichen, für die Ausstellung erforderlichen Einbauten, namentlich in der großen Wandelhalle, und im Borsaal des BundeSraths der architektonische Ge- sammleindruck gründlich gestört sei. Namentlich wurden uns solche Klagen vorgetragen, als der Anwaltslag seinen ersten Begrüßungsabend in diesen zu Ausstellungsräumen umge wandelten Hallen und Sälen abhalten durfte. Wir haben diesen Klagen bisher keinen Raum gegeben, weil wir den Erfolg der an sich sehr gelungenen und vielleicht auch für wissenschaftliche und künstlerische Zwecke förderlichen Aus stellung nicht beeinträchtigen wollten und die Einräumung des Reichstagspalastes nun einmal endgiltig bewilligt war. Nachdem aber jetzt die Ausstellung geschlossen ist, möchten wir doch die dringende Bitte aussprechen, daß sich eine solche Verwendung deS deutschen Parlamentgebäudes nicht wieder holen möchte. Die brutsche Volksvertretung hat in den jetzigen Zeiten wahrlich alle Ursache, darüber zu wachen, daß auch in äußeren Dingen ihr Ansehen hochgehalten werde. Der Reichstagspalast ist ausschließlich für die Berathungen und Beschlußfassungen deS deutschen Reichstags und des deutschen Bundesraths bestimmt. Niemand bat ein Recht, ihn zu anderen Zwecken einzuräumen oder abzugeben. Wir möchten wünschen, daß in dieser Frage volle Klarheit herrschen möchte, und wir hoffen deshalb, daß bei demnächstiger Berathuug deS Reichstagsetats diese Klarheit unzweideutig geschaffen werden wird." * Berlin, 16. October. Ueber den deutschen Pilger zug in LourdeS vom 7. bis 16. September schreibt, wie wir der „Köln. VolkSztg." entnehmen, daS „Journal de LourdeS" in einem längeren Artikel u. A.: „Am 10. Sep tember d. I., Morgen« in aller Frühe, trafen unter Leitung deS Herrn StiflSvicarS Birkhäuser 260 wackere deutsche Katholiken hier ein, deren erster Gang zur Grotte war, wo sie der heiligen Messe beiwohnten und durck» ihre Haltung und ihre Sammlung beim Gebete die große Menge der übrigen Pilger aus der Bretagne und Savoyen erbauten. Unter ihnen bemerkten wir Msgr. Ibach, Dechant und Haus prälat Sr. Heiligkeit des Papstes. Als Weihegeschenk ver deutschen Katholiken opferten die Pilger ein prachtvolles Banner, ein mit großem Fleiße gearbeitetes Meisterwerk der Stickerei, wie Kenner sich ausdrückten. Auf damast blauem Grunde sehen wir ein großes Kreuz, aufgelegte Goldstickerei, und inmitten desselben ein Medaillon, das, aufs Feinste ausgeführt. Unsere liebe Frau in der Grotte von Massabielle zeigt, wie sie niedergeschlagenen Blickes den Rosenkranz durch ihre Finger gleiten läßt und jedes Auge in dem Herzen der unbefleckt Empfangenen die Freude wachruft, die sie bei ihrer Verkündigung durch den Engel empfunden hat. Vier Tage weilten die deutschen Pilger in dem Welt- heiligthum, und Stunde für Stunde konnte man sehen, mit welcher Hellen Freude sie zum Felsen hinaufschauten, wo die Muttergottes erschienen, mit welch heiliger Andachtsgluth sie ihre Anliegen Unserer lieben Frau vortrugen, mit weich freudiger Begeisterung sie ihre heimathlichen Marienlieder sangen. Am Abend der Abreise richtete nach der Lichter- procession Herr Dechant Ibach an di« versammelten Pilger an der Grotte eine Ansprache, an deren Schluffe er seine deutschen Landsleute ermahnte, die religiöse Begeisterung, die sie hier in Lourdes gesehen, nach dem deutschen Vaterlande hinüberzutragen." V. Berlin, 16. October. (Telegramm.) Der Kaiser fuhr heute Vormittag 9 Uhr nach Cummersdorf und gedachte Nachmittags gegen 3»/, Uhr von dort in Berlin wieder ein zutreffen. Abends wird er an einem Abschiebsessen im Kreise des Officiercorps des 1. Garde-Regiments zu Fuß Theil nehmen. D Berlin, 1V. Lclober. (Telegramm.) Die „R. «. ä." meldet: Der Reichskanzler hat mit Er mächtigung des Kaisers den» Bundesrathe den Ent wurf einer Militair-Ltrafprocetzordnung für das deutsche Reich mit umfangreiche: Begründung zur Bcfchlutz- nahmc vorgelegt. (-) Berlin, 16. October. (Telegramm.) Der Reichs kanzler wurde heute Nachmittag, wie die „N. A. Z." meldet, vom Kaiser im hiesige» königlichen Schlosse zu einem längeren Vortrage empfangen. D Berlin, 16. October. (Telegramnr.) Dem Präsi denten des Kammergerichts Trenckmann ist anläßlich seines heutigen fünfzigjährigen Dienstjubiläums der Charakter eines Wirklichen Geheimen Rathes mit dem Präbicat „Excellenz" verlieben worden. „Herr Drenkmann war Auscultator und Referendar im Bezirk Breslau und wurde am 4. März 1852 Gerichtsasiessor. Schon im folgenden Monat erhielt er feine Anstellung als Staatsanwalts gehilfe in Oppeln und kam von dort im folgenden Jahre in gleicher Amtsrigenschaft an das Berliner Stadtgericht und im Mai 1857 an das Kamuiergericht. Am 28. December 1857 erhielt er Len Charakter als Staatsanwalt. Am 3. Juni 1865 wurde er als Appellationsgerichtsrath nach Halberstadt ver etzt, kam aber im April 1869 als Rath an das hiesige Kainmergericht zurück. Am 22. Sep tember 1872 wurde er zum Lbertnbunalsrath ernannt, blieb aber nur wenig über zwei Jahre beim höchsten preußifchen Gerichtshöfe, um dann als AppellationSgerichls-Bicepräsident nach Pofen zu gehen. Am 24. December 1876 wurde er Appellationsgerichtspräsibrnt in F-rriH-toir. Ueber nordische Vogelberge. . Nachdruck »ertöt«». Schwimmvögel, jene bunte Gruppe, in der man Gänse, Schwäne, Alke, Lummen, Taucher, Sturm- Kormorane, Pelikane, Möven, Seeschwalben rc. zu- ifatzt, sind die für den hohen Norden charakteristischsten Sie bevölkern in zahlreichen Arten und in zahllosen men die Küsten und Meere deS Nordens, ihr heiseres i ist oft der einzige Ton, den der kühne Polarfahrer d verschiedener Tage zu hören bekommt, sie wimmeln n Cadaver des abgespeckten Walfisches, sie folgen l und gierig dem eilenden Schiffe. weit auch der Mensch nach Norden vorgedrungen ist, Schaaren von Schwimmvögeln noch weiter nordwärts und die Vermuthung, daß ain Nordpole selbst ein ) Meer sei, stützte sich wesentlich auf diese Thatsache. Nahrung dieser Thiere und ihrer Jungen bringt eS >, daß sie in unmittelbarer Nähe des Meeres ihre itze suchen. Diese Brutplätze müssen aber dabei mög- icher, dem Menschen, dem Eisfuchs und anderen n und Eierdieben möglichst unzugänglich sein, chen Lokalitäten giebt eS aber nicht allzu viel, « ist daher durchaus natürlich, daß sich auf enigen geeigneten Felsenklippen die Vögel zahl- usammenfinden. So kommen jene Vogelberae nbe, die für die Nordmeere so überaus charakteristisch uf und um denen e» von Vögeln wimmelt, wie von um einen Bienenstock. Es ist ein ununterbrochenes d Abstiegen; das Getöse, da» die Tbiere macken, ist k, daß man sich am Fuß deS Berges auch sckreiend terbalten kann, und daß ein Büchsenschuß fast ungebört !. Die Vögel sind so zahlreich, daß man nach de« alten phidan Ausspruch vermeinen sollte, die Seevögel er Herren Länder hätten fick hier zu einem allgemeinen ig versammelt. Auf den Grimsöer Vogelbergen in« von Island sind die drrizehigen Möven so häufig, e beim Aufstiegen die Sonne verdunkeln. Aus Zestmanöer ist der Eissturmvogel der häufigste je ein Pärckcn hat jährlich nur ein Ei, und obwohl wohner in jedem Sommer wenigsten« 20 000 Junge nen, vermehrt sich die Zahl der Vögel von Jahr zu Die Eier der Trotteilumme sammeln dir Isländer rissen Stellen buchstäblich bootsladungSweise, und der itaucher findet sich dort bei vielen Tausenden; pünktlich Mai erscheinen die Vögel an ihren Brüteplätzen und weithin da« Meer, so daß e« schwarz erscheint. Von kneyinsel Doon beißt eS, sie sei da- Paradies der Papageitaucher, sie sei ganz von ihnen unterwühlt (diese Thiere brüten in selbstgegrabenen Höhlungen), und wenn die Vögel aufstögen, verfinsterten sie di« Luft und erzeugten ein laute« Rauschen. Zwischen Tromsv und Hammerfest liegt der Bogelberg Norra Duglön mit seinen 1000 bi- 1500 Fuß hohen Felswänden, und auf ihm ist der Papageitaucher so häufig, daß die von den Bewohnern der Umgegend gesammelten Febern jährlich ein Gewicht von zu sammen 1720 Pfund erreichen; zu einem Pfund Federn gehört aber das Gefieder von 20 Vögeln, so daß also mindestens in jedem Jahre 34 400 dieser Thiere dort erschlagen werden. Bon der östlich von Schottland gelegenen, nur etwa 1000 Schritt im Umfange habenden Klippe Baß berichtet der berühmte Physiologe Harvey (Heb. 1578, gest. 1658), sie sei in den Monaten Mai und Ium mit Nestern, Eiern und Jungen fast ganz bedeckt, so daß man bei ihrer Menge kaum den Fuß niedersrtzen könne, ohne ein oder daS Andere zu zertreten. Die Vogelbeize sind für gewisse hyperboräische Gegenden von der allergrößten Wichtigkeit. Die Bewohner von Grimsoe könnten ohne ihr« Seevogelklippen überhaupt nicht eHstiren. Die Isländer suchen die Eier, die Jungen und die Federn aller Seevögel bis auf die Kormoran«, die sie für Raubvögel halten. Von Lummen, Alken, Möven und Seeschwalben essen sie die Eier, von den Papageitauchern, Tölpelu und Sturmvögel» aber nicht, weil von diesen Thieren die Jungen weit werthvoller find. Der Eissturmvogel legt seine Eier in eine Vertiefung de- vulkanischen Sande«, der die horizontalen Absatzsimse zwischen dem aufstrebenden Orgelwerk der Basaltfelsen be deckt. Die Jungen, wahre Fettklumpen, werben im August »»«genommen und zum größten Theil für den Winter ein gesalzen. Da« Fleisch soll für den, der seinen widerlichen Geruch zu verwinden im Stande ist, sehr zart und wohl schmeckend sein. Die jungen Sturmvögel haben übrigen« di- Gewohnheit, wenn sie aufgeregt sind und in Angst ge- rathen, den Thraninhalt ihre« Magen« z» erbrechen. Des wegen nehmen die Grimsöer, wenn sie sich z« den Nestern an Seilen heruuterlassen, Gefäße mit, ia die si« de» er brochenen Thran al« Beleuchtung«material für den kommenden Winter sammeln. Den ungenießbaren, alten, fetten See papageien ziehen sie die Haut ab und trocknen sie an der Luft, um im Winter mit ihnen zu beizen, wobei sich ein trefflicher Gestank enlwickeln mag. DaS AuSnebmen der Eier und der Jungen und da« Fangen der alten Vögel in den Vogelberzrn ist rin beschwer liche«, halsbrecherische« Geschäft und erfordert kaltblütige, beherzte Männer. Man betrachtete diese vordem ia Nor- wezen als halbe Selbstmörder, um mich einer etwa« un logischen Redewendung zu bedienen, und versagte denen, die bei der Ausübung ihres Berufe« abaestürzt und um da« Leben gekommen waren, ein christliche« Begrädniß. In Island dachte man weniger rigoros und auS den allertriftigsten Gründen, denn der Ertrag deS VogelbergS zu Dromsöe bildete einen Tbeil der Einkünfte deS Bischof-, und der geistliche Herr hatte selbstverständlich ein lebhaftes Interesse daran, baß der Schatz gehörig au-geuutzt wurde, und er hielt sich zu diesem Behuf« vom Februar, wenn die Vögel ankamen, bi- zum St. Johannistage 7 bis 8 Tagelöhner. Auch da« lederu« Seil, mit dem der Nesterplünderer vou oben von der senkrechten Klippe herabgelaffrn wurde, gehörte zum Inventar deS Bischofssitze«. ES bestand au- sieben ver flochtenen Riemen, jeder etwa 150 m (30 dän. Fade») lang. Diele Riemen wurden auS den dicksten Stellen von Ochsen häute» geschnitten, und man gebrauchte 16 mittelgroße Häute zu einem einzigen Riemen. DaS ganze Seil wog m trockenem Zustande 100 »g. Auch auf den Färöer und in Finnmarken ließen sich die Sammler der Eier und Jungen und die Fänger der Alten an einem Seile herab. „Ein eigenes Mittel", erzählt uns Faber, „dessen sich die Färöer und Finnmarker bedienen, um die in den steilen Felsenfesten brütenden Vogel zu erhalten, ist die Bogelstange, welcke an einem Ende mit einer Schlinge, am andern mit einem Löffel versehen ist. Die Art de- Fange« gründet sich auf die Zahmheit dieser Vögel in der Brütezeit. Die Einwohner, welche am Vogelberg Theil haben, versammeln sich auf der Spitz«: sie bringen doppelte Taue von Ochsenhäuten mit, welche sie an einem starken und weichen Gürtel um die Mitte deS Vogelfänger« befestigen. DaS Tau wird aus eine hölzerne Winde gelegt, damit e« sich nicht verschleise. Zehn bi« zwölf Menschen ergreifen da« Tau uud halten den Vogelfänger, welcher sich rücklings über den Rand de- Felsen« und über die unermeßliche Tief« mit der größten Ruhe und unter Scherzen und Lachen herunterlaßt. Er nimmt eine solche Stellung, daß er, soweit möglich, die Füße gegen die Seiten de« Felsen« ansetzen kann. Wenn er in die Gegend gekommen ist, wo er die meisten Vögel gewahr wird, so giebt er einem obenstehenden Beobachter em Zeichen, daß man mit dem Niederlafsen innehalten soll. Er wirft behende die Schlinge um den Hal« der sichern Vögel, zieht sie an sich dreht ihnen den Hal- um und befestigt sie an seinen Gürtel Mit der umgekehrten Bogelstange nimmt er da- Ei de« Bogel«, welche« er in seine weite Tasche steckt. I« behender er ist, desto mehr kann er fangen, und diese- bestimmt seinen Werth al« Vogelfänger. Denn er belastet ist, giebt er rin Zeichen zum langsamen Heraufziehen. Kommt in der Seite de- Felsen« eia Vorsprung, unter welchem er Vögel gewahr wird, so bringt er sich durch Schwenken davia. Derselbe Vogelfänger wird drei bi- vier Mal täglich Herabgelaffen." Auf Irland geschah e- wohl einmal, daß sich ein Seil an den scharfen Klippenrändern durchwetzt« und zerriß, so daß der daran hängende „Sigmand" in die Tiefe und sich zu Tode stürzte. Eine Klippe, wo ein solcher Unfall sich zuge tragen hatte, hieß Heivna-Bjarg, d. b. ein heidnischer oder ungeweihter Berg, und sollte von einem Bergkeusel bewohnt sein, der das Seil entzwei scknitt. Die anderen Vogelbeize nannte man „Haulld", und sie sollten in der katholischen Zeit geweiht worden sein. Um solche Weihungen machte sich im 13. Jahrhundert besonders Gudmund, Bischof von Holmen, verdient. Die Bergteufel lassen es sich auch angelegen sein, den zwischen Himmel und Erde Schwebenden mit Steinen auf den Kops zu werfe» uab vo» oben her zu tödten. Auf den Faroer war noch eine andere Art die Vogel berge auSzubeuten üblich, die von dem alten Luca-DebeS beschrieben ist. Die „Fugln Mänd" (Bogelmänner) kletterten von unten herauf auf die fast senkrecht abfallenden Abhänge der Klippen. „Sie haben," sagt DebeS, „eine Stange, die elf dis zwölf Ellen lang ist, und woran an dem einen Ende ein riseiaer Haken ist, bei sich; diese» machen diejenigen, die unten im Boote oder auf de» Klippen sind, an einem an den Beinkleidern befindlichen Strick oder an einem andern Strick fest, den der Erste, der hinaufsteigt, um den Leib ge Kunden hat, und so helfen sie ihm hinauf, bi- auf die oberste Höhe, wo er zuerst festen Fuß fassen kann. Hiernächst Helsen sie auf eben diese Weise noch einem andern Mann zu ihm hinauf. Und wenn nun solchergestalt zweene etwa« hinauf gekommen sind, und sie ihre Vogelstangrn in den Händen haben und zwischen fick ein lange« Seil, dessen beide Enden ihnen um den Leib gebunden find, so klettern sie immer höher und so gut sie können. Stoßet ihnen eine Besckwerllckkeit auf, so schiebet einer den andern hinauf, indem er seine Bogelstange dem andern die unter Sitzgelegenheit setzt. Ist nun der Erste auf eine Felsenhöhe gekommen, so hilft er dem Andern mit dem Seile zu sich herauf. Und weil im Gebirge vltir gefährliche Stelle sind, um die sie herumklettern müssen, sie sick aber mit de» beiden Enken de- Seile« zusammengebunden haben, so sucht der Eine eine gelegene Stelle au-, wo er sicher stehen und sich festhalten kann, während der Andere um den gefährlichen Ort berumgeht. Trägt e« sich nun zu, daß Dieser inzwiscken fällt, so hält ibn Jener, der sicher und fest steht, und hilft ihm wieder in die Höhe." Oft genug indessen reißt beim Fallen Einer de» Andern mit sich in die Tiefe, und alle Jahre kommen Einige auf diese Art um da« Leben. Die gefangenen und getödtetrn Vögel Wersen die Steiger ihren unten befindlichen Kameraden zum Einsammeln einfach zu DaS Eiersammeln und Vogelfängen an den Vogelbergen de- Hoden Norden- ist eine ganz besonders gefährliche Sache, gefährlicher noch al- dir Gein-jagd. Aber — wa« thut der Mensch nickt einem Stücklein Brod zu Liebe- Vk. 2l.
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