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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189912179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18991217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18991217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 9870-9877 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-17
- Monat1899-12
- Jahr1899
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1899
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Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis!. Tabellarischer und Jissernsa^ nach höherem Taris. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung .X! M.—, mit Postbefördernng 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Avend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eins halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^-A1. Tonntag den 17. December 1899. 93. Jahrgang. - " Herr 0. 8el»mitit, Kohlgartenstram 67, - Herr Lernli. Weber, Mützengeschäft. Gabelsbergerstraße I I, Thonberg Herr- 1i. Mirt8<rb, Reitzenhainer Straße 58, Bolkmarsdorf Herr VeorK Xlewaun. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.) Arndtftrahe 35 Herr L. 0. Llttel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraffe 1 Herr Htvoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 33 0. b. 8ebubert'8 Xaekkolxer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (ThomasiuSstr.-Ecke) Herr vtto LIaut8«bke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraffe 15 Herr Lüuarü lletrer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Albreebt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Oreiver, Zweinaundorfcr Straße 18, - Connewitz Frau Lieber, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Lodert Altuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert ALuer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindeuau Herr Albert 4.1uäuer, Wettiner Stt. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr kaul Luek, Amioneen-LxpeüMou, Eisenbaknsttaße 3, Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das I. Vierteljahr I ^oobaldgefälli^ Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringcrlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 50 zurch die Pofl bezogen für da» Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 6 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johanuisgaffe 8, ,, .» die Filialen: Katharinenstraste 14, Königsplatz V und U»»versitatS!trahe A, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Ranstsche Gaffe 0 Herr k^leür. klseber, Colonialivaarenhaiidlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Lnxelwrmu, Colonialwaarenhandlung, Schützenftraße 5 Herr «ekümlebe», Colonialwaarenhandlung, Westplatz 3L Herr ü. vlttrtok, Cigarrenhandlung, Aorkstrape SS (Ecke Berliner Straße) Herr L. W. Ritzt/, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. Küster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 0. OrütLinunu, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr W. Luxmunu, Marschallstraße I, Rus der Woche. Graf Ballestrem hat dem Reichstag zwar nicht eia glückliches neues Jahrhundert, sondern nur ein gute» neue« Jahr gewünscht, die Sitzung vom Donnerstag war aber die letzte in diesem, auf bundeSräthliche Anordnung schon vor seinem natürlichen Ende in die Gruft fahrenden wunder baren deutschen Säculum, in dem auch der deutsche Reichstag eine große Rolle gespielt. Die Erinnerung hieran und daS Herannahen der Weihnachtszeit erlauben wohl, die Kritik in den Hintergrund treten zu lassen. Wenigstens die abfällige. Daß in dem TagungSabschnitte seit dem 14. November manches Gute geleistet worden ist, wurde an dieser Stelle schon hervorgrboben, ebenso daß die dies jährige Etatsdebatte sich von vielen ihrer Vorgängerinnen nicht nnvortheilhaft unterschieden hat. Dir Gerechtigkeit er fordert, hervorzuheben, daß die Redner deS letzten TageS im Hause wie bei der Presse, und bei dieser unvermeidlich, unter der Ungunst des Umstandes zu leiden hatten, daß die Sitzung eine unmenschlich lange Dauer hatte. Gut 7'/z Stunden Reden und dazu da« nicht ungenützte Recht, über Alle» zu reden — dieser Menge und Mannigfaltigkeit vermag kein Sitzungsbericht und keine Rekapitulation auch nur im Ent ferntesten gereckt zu werde». Der stenographische Berickt über diese letzte Sitzung wie über die Etat«debatte überhaupt wirv Manches, was im Hause verloren gegangen, enthalten, insbesondere Bemerkungen über colonialpolctische Fragen. Für beute mag auch noch ausEiniges hingewiesen werden,waS mit der Politik im engeren Sinnezusammenbängt.DieFlottenverstärkung muß dabei ausscheiven. Sie wurde nach der Rede de« Abg. Lieber noch mehrfach geschickt und warm vertheidigt und mit den ältesten und verbrauchtesten Mitteln angegriffen. Aber die Stellungnahme der Redner und ihrer Parteifreunde war durchweg vorher bekannt. Auch die deS Herrn Rickert und derFreisinnigenBereinigung. DieArt und Weise aber,mit der dieser Abgeordnete, der noch vor sechs Jahren ein Partei genosse de« Herrn Richter gewesen, die Angelegenheit be handelte, ist bemerkenswerth. Sie rechtfertigt da« hier schon gefällte Nrtheil, daß in dieser EtatSdebatte der Radikalismus politisch zurücklreten mußte, wie seit den Tagen de« Cartell- reichSlags nicht mehr, ja wie selbst in jener dreijährigen Periode nicht. Rickert ist für sich kein Gegner der Flotte, aber der Beweggrund seiner Haltung —- er hat die« offen gesagt — ist die Erkenntniß, dast sich gegen die Flotten bewegung gar nicht mit Erfolg ankampfen lasse. „Sie steckt in der deutschen Nation und in der deutschen Jugend." Diese Ueberzeugunz macht die Kluft zwiscken ihm und der Volks partei zu einer unauSfüllbaren. Meinungsverschiedenheit über die Taktik führt von dem Nurtaktiker Richter viel weiter ab als AuSeinaudergehen der Principien, da» dem ständigen Ver bündeten der Socialvemokraten und der Ultramontanen und gelegentlichen Alliirten der Antisemiten niemals viel zu bedeuten hatte. Merkwürdig ist, daß der Freisinnige dem Demokraten eine Lektion darüber iu ertheilen hat, daß man „die Stimme des Volkes Horen", daß man die Instinkte, die im Volke ruhen, mit Ernst und Würde be obachten muß. Und amüsant wenigsten« ist e«, wie Richter, der bei paffender und unpassender Gelegenheit den Gelehrten Virchow al» Reklame für sein bischen Politik benutzt, sich von dem langjährigen Parteigenossen auf da» Ungezogene der generellen Herabsetzung von Männern der Wissenschaft und Hochschulprofessoren aufmerksam machen lassen muß. Da» Allerkennzeichnenkste für da» Götterdämmerungs-Schicksal dr» demokratilchen Götzen ist e», daß dir Süddeutsche Volks partei in dieser viertägigen Verhandlung gar nicht daS Wort ergriffen hat. Daß da» schwäbisch-demokratische Salz taub geworden sei, glauben wir nicht; für ein« Volksversammlung»- rede, wie man sie von der Partei gewohnt ist, reicht der Witz noch au». DaS Stillschweigrn ist also nur auf die Furcht zurückzuführrn, durch fiottenfeindliche« Getöse die „Leute zu Hause" zu vrrstimmen. Und dabei liegt Württem berg nicht einmal an der Küste. Ein weitere beachtenßwrrthe Schweigsamkeit ist die der bayerischen Klerikalen. Sie haben sich in der letzten Flottencamyagne, mit einer einzigen AuSaabmr, sogar bei der Abstimmung von dem Gros der Partei getrennt; diesmal haben sie nicht» gethaa, was Herrn Lieber nicht al« den Wort- fübrrr der ganzen Fraktion bätle erscheinen lassen. Freilich, e» waren nur Pourparler-, und wir geben uv« über di« schließlich« Stellungnahme der Grupp« Tchädl«r kriaen Illusionen hin. Aber e» ist doch nicht bedeutungslos, daß auch keiner dieffr Herren ,« für zweckmäßig hielt» mit dem RuhmeSkrange deS Flottenfeinde» nach Hause zurück zukehren, umsoweniger bedeutungslos nach den Orgien, die der ultramontane ParticulariSmu« soeben erst in der bayerischen Kammer gefeiert hat. Eine dritte Gruppe, die nicht geredet hat, interessirt hier zu Lande wegen diese-Umstand«» nicht minder, al» die Demo kraten und die bayerischen Klerikalen, die der sächsischen Eonservativen. Nicht als ob im Allgemeinen ein Hervor treten deS TerritorialiSmnS im deutschen Reichstag wünschen»- werth erschiene: gegen diesen Vorwurf sind wir wohl ge sichert. Aber da- halbe Hundert Eonservativer war durch drei Redner am stärksten von allen Parteien vertreten und. alle drei waren ostelbische Großgrundbesitzer; sacp- ftch, nickt rein äußerlich gerechnet, waren eö deren vier, denn Herr Rösicke ist nur deshalb nicht Mitglied der konservativen Fraktion, weil man ibn nicht gewählt hätte, wenn man seines NicktanschlusseS nicht sicher gewesen wäre. Nun würden wir auch auf diese landsmannschaftliche Exklusivität bei der Ver tretung der konservativen Partei in diesen Debatten wenig Gewicht legen, wenn diese Vertretung sich nicht in einer rein agrarischen Opposition gegen den Reichskanzler Fürsten Hohen lohe zum Ausdruck gebracht hätte. GrafLimburg-Stirum bat und zwar ausdrücklich Namens der gesammten Fraktion, dem Reichskanzler „den Krieg er klärt", wie der freicpnservative v. Kardorsf sich, ohne Widerspruch zu erfahren, auSdrückte. Herr v. Kröcher hat sich dem Hauptredner angeschlossen und was Gras Klinckowström unternahm, war zwar eine Ver beugung vor dem Hofe, keineswegs aber eine Abschwächung der scharfen agararisch-oppositionellen Stellungnahme der beiden anderen Parteigenossen. Da nicht anzunrhmcn ist, daß die sächsischen Eonservativen, ein recht beträchtlicher Bruchtheil der Gesammtpartei, es für Recht halten, daß sie als eine qncmtitö nsgligoable behandelt werden, so bleibt nur die Aus legung, daß sie politisch wie handelspolitisch Gegner des Fürsten Hohenlohe sind und ihre Interessen bei dem preußi schen Großgrundbesitz in bester Hut wissen. Allerdings sagt heute die „Leipziger Zeitung" mißbilligend: „In der Absicht, den ihnen unbequemen Minister zu stürzen, unterscheide» sich die Kanzler-Stürzer von den Miquel-Stürrern um kein Haar." Aber cS ist ja bekannt, daß die sächsischen Eonscr- vativen die „Leipziger Zeitung" nicht al» ihr Organ be trachten. Heer und Marine. Es ist eine bekannt« That-sache, daß es Militärs g'iebt, die den Fortschritten der Marine uns den wachsenden Ansprüchen für dieselbe mit scheel» Blicken zutsehen. Wir erinnern un» einer Gesellschaft aus dem Winter 1892/98 — 'Damals lag bekanntlich -k große Heeresverwaltung dem Reichstag« vor —,wo ein General» stabsofsicier einem Marineofficier ganz ernsthafte Vorwürfe dar über macht«, daß die Marine sich unterstanden hätte, auch einige Forderungen zu stellen. Al» dann der jünger« Marineofficier bescheMn antwortete, die „Schiffchen" der Marine seien denn doch auch noPhwenioig, erwiderte der GenevalstabSofficier un- willig: „Ach was, wir führen die Enischetivung herbei, nicht Ihr." Ganz in demselben Gedankenzange bewegt sich der Oberst- lentnonrt a. D. Rogalla von Bieberstein, indem er in der deutschen „Agrarcorrespcmdenz" des Herrn Edmund Klapper einen Feldzug gegen den neuen Flottenplan führt. Sein Ge- dankengung ist, daß man ersten» Geld sparen müsse, weil das Heer doch wieder neue Forderungen stellen werde — beispiels weise werde doch wohl wieder die Einführung eines neuen Jnfcmterivgrwchrs nAhig werden —, und daß man zweitens an Menschenmatrrial sparen müsse, denn es wäre dem Heere ab- trägstch, wenn ihm durch die beabsichtigte Flotienvenmehrung 25 000 kräftigster Mannschaften weggenommen würden. Herr von Bieberstein will also zur Zeit wv-en der Wahr scheinlichkeit der Neubeschaffung eines Jnfkntepiegewehrs von einer erheblichen Vergrößerung der Marine nicht» wissen. Ja, diese» Jnfonteriegewehr würde seit einem MerrschemAter bereit» da» vierte Gewehr sein, denn wir hakten 1870 da» Züudnadrl- gewehr, bald nach dem Kriege kam da» Mausergewehr, darauf da» Modell 71/84, darauf da» Modell 88, und mm wtkd vklleichk eiw Modell ISOO oder 1901 folgen. Zwischendurch ist aber auch da» Arkillerienrateri'al voll ständig emeut worden. Gehen wir selbst von den höchst kostspieligen Festung Senn bauten und Erweiterungen ast, so finden wir, daß allem schon dir Erneuerung de» Material» an Geschützen ustd Gewehren nahezu ohne Paus» vor sich gehl, da jede Er neuerung sich auf mehrer» Jäher erstreckt. Wenn »kssv mit Rück sicht aus bevorstehende Forderungen für NeuLetvaffnunz der Armee die Marine ihre Forderungen vertagen sollte, so täme sie überhaupt nie dazu, ihre Ansprüche geltend zu machen. Wir kommen nun zu dem Menschenmaterial, das der Armee durch die Vergrößerung der Marine entzogen wird. Die Ver doppelung der Marine soll in etwa 17 Jahren ausgeführt sein. Dies heißt, daß, da der Gesammt mehr bedarf an Mann schaften 25 000 Köpfe beträgt, durchschnittlich jährlich 1500 Mann mehr eingestellt werden würden. Da nun die Bevölkerung Deutschlands jährlich um etwa 800 000 Seelen zunimmt, was bei dem Maßstabe von 1 Prvcerit der Bevölkerung für dir Wehr macht 8000 Köpfe für das Jahr cmsmacht, so «rqiebt sich, daß die Marine für sich kaum ein Fünftel des natürlichen Zuwachses an McnschenmNterial verlangt und daß dem Heer« mehr als vier Fünftel überlassen bleiben. Das kann um so mehr als genügend angesehen werden, je m«hr in der Vergangenheit für Zuwachs zum Heere gesorgt ist. Seit dem Jahre 1887 ist die Armee um rund 150000 Mann verstärkt worden, was also auf da» Jahr durchschnittlich eine Verstärkung um 12 000 Mann ausmacht; die sür die Marine verlangt« jährlich« Verstärkung um 1500 Mann bedeutet also nur ein Achtel derjenigen Verstärkung, die di« Armee in den letzten 13 Jahren durchschnittlich alljährlich erfahren hat. Noch unhaltbarer wird der Einwand des Herrn von Bieber stein, wenn man den Nutzeffekt berechnet. Die deutsche Friedens armee umfaßt nahezu 600 000 Mann und wird, daran kann kein Zweifel sein, bis zum Jahre 1917 eine noch höl)«rc Kopfzahl aufweisen. Gesetzt aber selbst, daß es bei der derzeitigen Friedensstärke bliebe, so würde der Umstand, daß ihr angeblich 25 000 Mann durch die Marinesorverung entzogen werden, nur besagen, daß ihre Schlagfertigkeit sich nicht um ein Vierund zwanzigstel steigert; der Verlust, wenn überhaupt davon geredet werden darf, ist also ein minimaler. Hingegen bedeutet der Zu wachs von 25 000 für die Marine eine Verdoppelung ihrer Schlagfertigkeit. Sind denn aber überhaupt diese 25 000 Mann für die Armee verloren? Man denke doch daran, daß, je nachdrücklicher die Marine im Kriegsfälle die deutschen Küsten sckflitzen kann, orsto weniger Mannschaften de» Landheeres zur Küskendeckung er forderlich sind. Man denke ferner daran, daß in colonialen Kämpfen die Mannschaften der Marine eine sehr werthvolle Unterstützung für die verfügbaren Landtruppen sein können. Die deutschen Blaujacken haben schon wiederholt Gelegenheit gehabt, bei colonialen Unruhen thätig einzugreifen, und eine englische Marineürigade kämpft eben jetzt Schulter an Schulter mit den Landtruppen im Trankvaalkriege. Nun behauptet zwar Herr v. Bieberstein, unsere Küsten seien „gegen den Angriff jeder Flottenmacht völlig ausreichend ge schützt", aus ihrer westlichen Hälfte durch ihre „natürliche Un nahbarkeit" und überall an ihren Hauptpunkten durch starke Be festigungen, das Landheer und die Flott« von 1904. Dem gegenüber sei daran erinnert, daß ein «berufener Fachmann, der Marinr-schriststeller Capitän Stenzel, gelegentlich gesagt Hai: „Oft heißt es, unsere Küste schütze sich selbst. Das ist ein posi tiver Unsinn." Wir wollen uns diese scharfe Ausdrncksweise nicht zu eigen machen, müssen aber doch sagen, daß angesichts der Mündungen der deutschen Ströme auch in dec Nordsee von einer „natürlichen Unnahbarkeit" nicht Pie Rede sein kann. Und wo keine natürliche Unnahtbaickeit vorhanden ist, da genügt weder die Wegnahme der Seezeichen, noch die Küstenbefestigung, noch das Landheer; wie schon in der Denkschrift des Generals von Stvsch aüSgesllhrt ist, kann man die Landung „nur auf einem W«g« unmöglich machen: durch die Beherrschung der hohen See". Daß zur Beherrschung der hohen See, zur FreihaltUng unserer Küstengrwäfler gegenüber einer ersten See macht die Flotte von 1904 nicht genügt, kann keinem Ziveifel mehr unterliegen. Denn es ist unbestreitbar, daß zum offenen Vorgehen an der deutschen Küsste nur eineFlotte von l'/z—'/e-facher Stärke der deutschen, im Jahre 1904, also gegenüber den 19 deutschen Linienschiffen ein« Flott« von 26—30 Schlacht schiffen, genügen würde. Nicht, wie der genannte Autor meint, zur Offensive in fremden Meeren, nicht zu einer uferlosen Welt politik, sondern allein zum sicheren Schutze der deutschen Küsten gegenüber der größten Seemacht. ES wird keinem Patrioten einfallen, dir Bedeutung de» HeereS hetabmindern zu wollen, aber da- steht doch fest, daß das Heer allein die Aufgaben, Vie dem deutschen Reiche gestellt sind, nicht lösen kann. Die Arme« hat da« Reich geschaffen, die Flotte ist dazu berufen, die deutschen Interessen jenseits der großen Meere wahrzvnehmen und dadurch zum Au »bau de» Reich,» b«izüiragen. Und derhalb möchten wir den „Armeefanatilern" — wenn dieser Au»druck erlaubt ist — da» gute aft, Wort zurufen: „Da» Eine than, da» Andere nicht lassen". Der Krieg in Südafrika. Wir haben im gestrigen Abendblatt die Depesche über den verunglückten Vorstoß Buller'- bereit» eingehend be sprochen. Zur Ergänzung dieser Nachricht liegt unS nach- folgendes, bereits durch Extrablatt bekannt gegebenes Tele gramm vor: r. London, 16. Tecember. (Privattelegramm.) Tic Börse eröffnete mit panikartiger -teqctio« nach «er gestrigen künstlichen Hauffs- in Folge der E«G»ilidol»eld«Nff »»« Uittsaye LavysmUHF. Bnller » erl » r s» m « tttche Ltztz »ir-Gcht? fSsteschnstr. — General Metbiien versuchte a« Kreit», ver geblich, »ie enge Gtnschlicstnng seine» Lagers südlich vom Moddcrslnfle z» »erdindern, er wurde nach einem ArtiUerietamps ins innere Lager geworfen. — Tie Haltung »er öffentlichen Meinung in London ist ernst un» würdevoll, die Meldung von Ser Demission Cbamberlein's erfunden. Die Fort setzung de» Kriege» bi» zum Acntzersten erscheint zweifellos trotz anhaltender KrtedenSgerüchte. i-ine englische Kritik der militärischen Situation. Der fähige militärische Mitarbeiter der „Morninz Post", in der englischen Presse wird er selbst als der autoritativste militärische Kritiker der Londoner Zeitungen bezeichnet, schreibt beute: „Die Nachrichten, die uns letzte Nacht erreichten, werden jedem Engländer seine Lippen in grimmiger Erwartung und Entscheidung znsammenpressen lassen. Diese neue Niederlage wird uns wieder zum Zielpunkt des Spottes in Europa machen. DaS hat wenig zu bedeuten. Europa bat vorher schon über unS gelacht, aber wir können in den Zeiten der Noth unS als einmiithig entschiedenes, energisches Volk zeigen. ES dauert lange, bis wir so rin müthig werten, aber nie hat die Noth Diese Wirkung ver- sagt. Wir müssen Europa jetzt zeigen, was wir werth sind, und eine bessere Gelegenheit dazu war uns nie gegeben. Aber laßt unS alle Prahlerei bei Seite thun, nicht Pläne machen, wie wir etwas regieren wollen, was wir noch nicht haben, nicht ein Volk herabsetzen, daS wir noch nicht ge schlagen habe». Der Tag steht uns noch bevor, aber der Sieg muß in einem Geiste erfochten werden, der anders ist, als der, in dem die Sache begonnen wurde, einem Geiste ernster Bescheidenheit, der weniger zuversichtlich, aber nickt weniger bestimmt und nicht weniger kühn ist." Zur militärischen Lage schreibt er dann: „Die Boeren occupirten eine lange Front, die sich von den Hügeln westlich der Eisenbahn bei Spylfontein uack den Kopjes östlich des Weges nach Kimberley bei Mageiv- fontein erstreckte. Ihre Stellung scheint so die Form eines Halbmondes z - habt zu haben, dessen Spitzen nach unten zeigen, auf r^i Riet und ven Modverstuß, der östliche Thcil, ter die Ii»!<: Flanke der Boeren bildete, war Der stärkere, da er ihre R, d zugSlinie nach Bloemfontein deckte. Mcthuen mußte deSl atv versuchen,dieKräfteaus beidenFlanken der Boeren auf ibrCentruu zurückzuwerfen und wahrscheinlich, weil die Engagirung t c- östlicken HornS da» beste Resultat geben würde„ richtete Lord Methuen seinen Angriff gegen die linke Flaute. Den ganzen Sonntag Abend und die Nacht regnete ", und eü ist sehr wahrscheinlich, daß in einer mit Feuchtigkeit getränkten Luft der Gebrauch von Lyddite Regen hervor rufen wird. Am Montag gegen Morgengrauen rückte t e Higbland-Brigade gegen da» südliche Ende der linken Boerev flanke vor, die Position war offenbar nur sehr ungenügend le kannt, da die Brigade in Colonnen bis auf 200 AardS an die Verschanzungen deS Feinde» herankamcn. Die Formation, in ter die Truppen marschirten, wird gewöhnlich bei einem Parate- marsch angrwendet, ist aber vollständig unmöglich, wenn man sich aus 1000 Ward» einer Position nähert, die von Artillerie vertheidigt wirv, wie e« möglich war, daß die Truppen in dieser dichten Formation marschiren konnten, ist ein Fehler, für den jede Erklärung fehlt. Da« klingt ernst, aber ein bestimmtere« Urtheil kann nicht ausgesprochen werden. T.inn traf da- Feuer die Avantgarde, die infolge ihrer Formalien unfähig war, e» zu erwidern, da da» Feuer von der Ent kam uod die ganten Linien eusilirte. Die Highlandcr» waren gezwungen, zurückiugehen und e» spricht glanzend für sie. daß st« nicht in Unordnung gerietben, sondern daß sic fick unter der Deckung, dir da« Terrain bot, wieder sammelten und, verstärkt durch di« «rste« GordvnS, bi« auf 300 A"ts an den Feind avancirten, jetzt natürlich in Geseck S formation. Die Garden, vermutkflich in Echokon-kEt^ff i)
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