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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991223011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899122301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899122301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-23
- Monat1899-12
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Gxtra»Beilagen (gefalzt), nur mit du Morgen»Ausgabe, ohne Postbesürderung ^l Sv.—, mit Postbesürderung ^l 7V.—. Anzeiger. AmlsAatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes «nd Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Sonnabend den 23. December 1899. ^«nahmeschluß für Anzeige«: Ab end-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei deu Filialen und Aunahmrstrllra je «im halbe Stunde früher. Anzeigen stad stets au die GtzpetzM»« zu richte». Druck uud Verlag vou E. Polz st» Leipzig 93. Jahrgang. Am kiften m- Wien Wchmchls-Kinllizk crschÄ! licim Nimmer msms KM. Anzeigen für die Frnhnnnrnrev nein Nlittwoch, den 27. December, erbitten wir bis spätestens heute Sonnabend Abend ? Aho. Die Heilbehandlung durch die Znvaliditäts- und ÄUersverficherungsanftalten. p. r. Die den JttvaliditätS- und Mtersverficherungsanstalten zunächst zukommende Aufgabe ist natürlich die Feststellung der Invalidität und die Uebermittelung der Renten an die invalid und siebzigjährig gewordenen Versicherten. Nun liegt es aber im Interesse der VoilSwochlfahrt, baß möglichst wenig Invaliden rentner, möglichst viel Altersrentner entstehen, mit anderen Worten, daß möglichst wenig unserer Mitbürger ihre Arbeits kraft gänzlich oder zum größten Theil einbüßen und vor dem 70- Lebensjahr aus dem Dasein scheiden. Wenn nun auch „alt werden" oft ein recht zweifelhaftes Glück in sich schließt, so muß doch unausgesetzt das Streben darauf gerichtet sein. Lebens bedingungen für die breite Masse zu schaffen, die einer Ver längerung der normalen Lebensdauer Vorschub leistet. Es ist nun eine alte Erfahrung, daß die meisten Meckschen nicht unter dem Druck schwerer Arbeit uno der Nahrungssorgen zu Grunde gehen, sondern den Keim vorzeitigen Todes durch eine mangel haft ausgecheilte Krankheit in sich ausnehmen. Unter widrigen Verhältnissen, zumal unter dem Einfluß des Wohnungselends, tritt dann leicht unheilbares Siechthum ein. Die Jnvaliditäts- und Altersoersicherungsanstalten und die ihnen gleichgeachteten Institute, wie Knapp-schäftscassen und Pensionscassen für Evsen- bahnbedienstete, haben nun auf Grund des 8 12 deS alten (8 18 des neuen) Gesetzes, da, wo die Fürsorge der Kranken rassen zur völligen Heilung Erkrankter nicht mehr in Anspruch genommen werden kann, sich vielfach dann für bereit erklärt, die Heilung aus eigene Kosten zu übernehmen, wenn sie fürchten mußten, daß die Betreffenden über kurz oder lang ihnen als Invaliden zur Last fallen würden. Bei den 40 in Frage kommenden Anstalten waren 1898 11 813259 Personen versichert. Etwas über eine Million waren allein bei der Anstalt für Schlesien, je fast eine Million bei Lenen für die Riheinprovinz und das Königreich Sachsen versichert. Die kleinsten Verficherungsrassen sind die Arbeiterpensionscasse der grotzhergoglich badischen Staatseisenbahnen mit 12 577 uno die Pensionscasse der Arbeiter der Reichseisenbahnen in Elsaß- Lothrinaen mit 12 544 Mitgliedern. Im Ganzen nahmen sich die Versicherungsanstalten 1898 13 758 Erkrankter an und ließen diesen mit einem Kostenaufwand von 2769 330 eine Heil behandlung angeoeihen. Da die Einnahmen der Anstalten aus den Versicherungsbeiträgen im Ganzen 115 204108 c-/ betragen, so geben sie durchschnittlich 2,13 Procent derselben für directe Heilzwecke aus. Bei manchen Anstalten überschreiten sie 5 Procrnt, z. B. bei Posen (5), Braunschweig (5,3), den Hanse städten (6), beim Saarbrückner Knappschaftsverein (7) und bei der Arbeiterpensionscasse der badischen Staatseisenbahnen (18,3 Procent). Letzteres Institut zeichnet sich auch aus durch den hohen Betrag, den sie für den einzelnen Erkrankten ausgegeben hat und der die Höhe von 564 -K erreichte, während im Durch schnitt die Behandlung eines Kranken den Anstalten 201 kostete. Unter den behandelten Krankheiten spielt erklärlicher Weise die Lungentuberkulose die größte Rolle. Von den be handelten 13 758 Personen waren nicht weniger als 3806 Männer und 1104 Frauen schwindsüchtig. In Krankenhäusern, Natur- heilanstalten u. s. w. fanden 331 Aufnahme, in Heilanstalten für Lungenkranke und Luftcurorte wurden 3958 gesandt, in Genesungsheim« 89, in Bäder 523, in Privatpflcge u. s. w. wurden 9 gegeben. Die Zahl der Verpslegungstage belief sich durchschnittlich bei Männern auf 73, bei Frauen auf 83. Die öurkosten des Mannes stellten sich auf 307, dir der Frau auf 340 c-l. Die Gesammtkosten betrugen 1548 364 -/( für die Tuberkulosenbechandlung. Der Heilerfolg ist bei Schwindsüchtigen Ser Natur der Krankheit gemäß sehr schwer festzustellen, denn daß der Schein trügt, bewahrheitet sich hier leider nur zu oft. Um nun doch mit möglichster Sicherheit über die Nachwirkung der Behandlung Aufschluß zu erhalten, werden alle Behandelten fünf Jvhre im Auge behalten, alljährlich wird über ihren Ge sundheitszustand der Versicherungsanstalt berichtet und im Be darfsfälle eine Wiederholung der Cur bewilligt. Von durch schnittlich 100 im Laufe des Jahres 1897 ständig behandelten und controlirten lungenkrank gewesenen Personen hatte der Heil erfolg Lis zum Schluß des Jahres 1898 angedauert bei 42 Männern und bei 50 Frauen. Man kann also doch ekwa die Hälfte der Behandelten als „gerettet" betrachten. Die fernere Beobachtung muß Vas Weitere lehren. Wegen anderer Krankheiten als Lungentuberlulose wurden 1898 auf Kosten der Versicherungsanstalten 6140 Männer und 2681 Frauen mit einem Kostenaufwand von 1220 966 be handelt, und zwar dauerte dir Tur hier durchschnittlich bei Männern 50, Lei Frauen 52 Tage und veranlaßte eine Ausgabe von 159 okit auf die Person. Der feit 1897 beobachtete Cur- erfolg ließ sich bei Männern in 47 Proc. der Fälle, bei Frauen in nur 44 Proc. der Fälle als ein günstiger bezeichnen. Leider enthält die vorliegend« officielle Statistik („Amtl. Nachrichten des Rrichrvtrsicherungsamtes", Heft 6) keine näheren Angaben über die einzelnen Krankheitssormen der letzten Kategorie. Interessant wäre es z. B., zu erfahren, in welchem Umfange bei den Arbeiterfrauen sogenannte Frauenkrankheiten zu einer lang« dauernden Tur verankssung geben und ob zu deren Ver hütung nicht besondere Maßregeln und Vorkehrungen getroffen weiden könnten. Der Krieg in Südafrika. Ueber die Lage in Ladysmith »ringen „Daily Mail" und „Daily New-" von angeblich gut insormirter Seite die Miltheilung, Ladysmith habe vollauf Munition und Proviant und könne sich viel länger halten, als anfänglich veranschlagt worden sei. Der Proviant reiche noch für mindestens drei Monate. Die Truppen eien guter Stimmung und höchst kainpfbegierig. In seiner Unterredung mit Deshoux vom Pariser „Malin" ägte der „Voss. Ztg." zufolge, Leyds, daß die Goldminen in Transvaal von der Transvaal-Regierung bewacht würden, so lange sie den Krieg im Feindesland führe; was geschehen würde, wenn der Feind in Transvaal einbräche, daS wisse er nicht, jeden falls würden dann die militärischen Nolbwendigkeiten allen anderen Rücksichten Vorgehen. LeydS macht schließlich auf die „schwarze Gefahr" aufmerksam, die sehr ernst geworden sei, seit die kaum ge bändigten Kaffern daS Schauspiel gegenseitiger Metzeleien der Weißen vor Agen hätten. Wie eS scheint ist dem englischen Generalstabe die Organisation des Nachschubdienstes noch immer nicht gelungen. Dies ist auch offenbar der Grund, daß die englischen Colonneu gleichsam an den Eisen bahalivien Neben und sich nicht von denselben entfernen können. MöglicheSweise hat der Mangel eines Armeetr-ains auch General Buller verhindert, die Position von Colenso durch eine Umgehung über Weenen zu gewinnen und ihn zum Frontalangriff gezwungen. Wo sich die Tausende von Maulthieren befinden, welche die englische Negierung in dcn Küstenländern des mittelländischen MeereS und selbst in W< s!- indien ankaufen uud nach Süvafrika transportiren ließ, ist unbekannt. Wahrscheinlich sind diese Tbiere zum großen Theile während der langen Seereise umgekommen. Auch an Pferden^ leidet daS Expeditionscorps Mangel. Obwohl nach der Oräre cke bntaiUe mit den ersten drei Divisionen acht Cavallrrie - Regimenter nach Süd afrika gebracht worden sind, so hat man von der Thätigkeit der Reiterei bisher sehr wenig gehört. Die Engländer haben außer den Marinegeschützen, welche den Colonnen Buller's und Methuen'S zugewiesen wurden, 19 Feld-, Haubitz- und reitende Batterien auf dem Kriegsschauplatz?. Kein Mensch weiß aber, wo sich diese Batterien aufhalten, denn Buller hatte nur zwei und Metbuen drei Batterien im Kampfe. Aller Wahrscheinlichkeit nach befinden sich die meisten Geschütze noch in den Häfen, wo sie gelandet wurden, da es an Bespannungen mangelt sie nach der Front zu bringen. Die geringe vorhandene Zahl von Pferden erklärt auch die geringe Manövrirfähigkeil der englischen Artillerie in dem Kampfe bei Colenso. Wie wäre eS endlich zu erklären, als durch den Mangel an Pferden, daß bei den 18 Geschützen, die einschließlich der Marine-Batterie bei Colenso im Feuer waren, sich nur 18 Pferde befanden? General Buller hatte bekanntlich gemeldet, daß von den 18 Pferden seiner Artillerie 13 niedergeschnfsen wurden, was die Kanoniere zwang, ihre Geschütze im Stiche zn lassen. Die ersten englischrn Gefangenen. * JohauneStznrg, 3. November. Die Boeren, die zuerst sehr wenig Zutrauen auf rasche Erfolge hatten, werden jetzt mit den immer mehr sich häufenden SiegeSnachrichten auch immer zuversichtlicher und fürchten jetzt die Uebermacht der Engländer nicht mehr. Die Umstimmung hat sich be sonders auffällig vollzogen, al- die ersten englischen Ge fangenen, und zwar gleich in der stattlichen Stärke von 46 Ofsicieren und 1200 Mann, in Pretoria ankamen und als die verbürgte Nachricht eintras, daß vor Ladysmith eine ganze englische Bergbatterie von sechs Geschützen erbeute» worden sei. Ich hatte inzwischen Gelegenheit, mehrere ver gefangenen Officiere und Mannschaften, die zu den Royal - Füsiliers unv zum Gloucester-Regiment gehörten, in Pretoria zu sprechen. Sie sprachen sich über einstimmend über die ihnen dort zu Theil werdende Behänd- lung sehr zufrieden auS. Als sie auf dem Bahnhof zu Pretoria angekommen seien, hätten die ihrer Ankunft karren den Boeren keine unpassende Bemerkung gemacht; die eng lischen Officiere, worunter alle militärischen Grade bis zum Oberst aufwärts sich befinden, seien von den Leuten auf der Straße durch Hutabziehen begrüßt worden, und als die Officiere den Wunsch geäußert hätten, nicht gemein sam mit den Mannschaften auf der Rennbahn im Lager zu bleiben, sei ihnen sofort eine öffentliche Schule mit einem großen freien Platze zur Wohnung eingeräumt worden. Diese- Verhalten der Boeren ist um so an- rrkennenSwerther, als kurz vor der Ankunft der englischen Gefangenen durch die „Times of Natal" verbreitet worden war, daß die von den Engländern zuerst gemachten Boeren- grfangenrn bei ihrer Ankunft in Ladysmith von der dortigen weißen und schwarzen Bevölkerung in schlimmster Weise ver spottet und verhöhnt worden seien. Auch die englischen Be mühungen, die Proviantzufuhr für Transvaal von der Delagoabai zu verhindern, haben sehr böse- Blut gemacht. Die tranSvaalsche Regierung ist fest entschlossen, falls die Engländer weiter die Proviantzufuhr be einträchtigen, di« englischen Gefangenen nur noch mit Nealies (eine in Südafrika verbreitete Bezeichnung für Mais) zu beköstigen, da sie selbstredend den besseren Proviant, je knapper er wird, für die eigenen Leute verwenden werden. Sehr anerkennend sprachen sich die gefangenen englischen Officiere über daö Geschick der Boerensoldaten aus, das Gelände zu benutzen und sich zn decken; es sei dem englischen Soldaten kaum möglich, den Angreifer zu sehen und zu treffen. Daher die geringen Verluste der Boeren gegenüber den schweren Verlusten der Engländer, vor Allem an Ofsicieren. (Köln. Z.) Aus Ladysmith Die „Times" veröffentlichen das Tagebuch ihres in Ladysmith eingkschlossenen Berichterstatters während der ersten zwölf Tage der Belagerung. Bereits am I. November, al- die Verbindung mit dem Süden noch nicht unterbrochen war, hatte die Einschließung thatsächlich schon begonnen. Sir George White hatte 9000 Mann zur Verfügung, 36 Kanonen und eine Marine-Brigade mit zwei großkalibrigen Geschützen. Man hotte Lebensmittel für drei Monate, die Artillerie verfügte über 300 Schüsse für jede- Geschütz, ie sah sich so vom ersten Tag der Belagerung ab gezwungen, mit der Munition sparsam umzugehen. Von den 9000 Mann waren 4000 beritten, sie wurden jedoch wie die Infanterie zum Schutze der Bertheidigungslinie vertheilt, die nicht weniger als 17 km lang war. Die Streitkräfte der Belagerer beliefen sich auf mindestens 20 OE) Mann und in Natal auf 25 000 bis 30 000 Mann. Die Ueberlegeuheit ihrer Artillerie zeigte sich von der ersten Stunde ab und ohne die glückliche Ankunft der Marinegeschütze am 30. October würde White sich in einer verzweifelten Lage befunden haben. Seine 36 Kanonen konnten wirksam nicht über 4000 m chieße», während die Boeren mit Teleskopen versehene Feldgeschütze mit einer Tragweite von 6000 bis 7000 m hatten; ein 15-cm- Geschütz schoß sogar aus 7500 in. Der Berichterstatter meint, wenn die Marinegeschütze nicht augekommen wären und die Voeren die Ver bindungen drei Tage früher unterbrochen hätten, jo hätte» die Eng- ländcr das feindliche Artilleriefcuer überhaupt nicht erwidern können. Tas Mausergewchr der Boeren sei eine ausgezeichnete Waste und n seiner Tragweite dem Ler-Metsord der Engländer überlegen. Mit gute» Feldstechern und einem Mausergewehr könne man auf 2700 m schießen. Die englische Infanterie sei auf solche Entfernungen nicht eingeübt. Sie kennt auch nicht einmal den Gebrauch der Feldstecher, bei den Boeren besaß einen solchen jeder vierte Mann. Zum Glück für die Engländer gingen die Boeren nicht zum An griff über, sie verloren so mehrere Male die Gelegenheit zu großem Erfolg. Auch waren ihre Granaten schlecht, ihre Schrapnells cr- plodirten selten und ihre großen Geschosse waren mit todtem Material gefüllt, ein Zeichen, daß sie von ihren Lieferanten betrogen worden seien. Am 2. November trat der Long Tom, Las große Positionsgeschütz der Boeren, in Tbätigkeit. Tie Marinegeschütze antworteten. Am selben Tage machte der Brigadegeneral Brocklehurst mit den 5. Ulanen einen Ausfall gegen Westen; er wurde von der 69. Batterie unterstützt und uabm den Boeren 50 Pferde weg. Am nämlichen Tage verließ der letzte Zug Ladysmith mit dem General French (der jetzt die Eapcolonie bei Arundel vertheidigt). Die Einschließung ist vollständig. Am 3. November wird das Artillerieseuer fort gesetzt. Die Boeren fahren ihre leichte Artillerie auf, und da sie sich rauchlosen Pulvers bedienen, ist eS sehr schwer zu erkennen, woher ihre Schüsse kommen. Am selben Tage machte General Brocklehurst einen Ausfall von 7 km nach Nordwest und zwang die Boeren, eines ihrer Lager zu räumen. Am 6. gingen infolge eines Ucbcreinkommens mit General Joubert ein Theil der Einwohner von Ladysmith und die Verwundeten nach dem neutralen Jtombi ab, 6 km südlich von der Stadt. Tie Engländer dursten während dessen den in die Stadt Geflüchteten Lebensmittel liefern. General Joubert entsandte dorthin etwa 100 Verwundete. In Ladysmith grub man Schutzivehren, namentlich an den Ufern de- Klip. Minen- arbeiter aus Johannesburg schufen eine Art unter irdischer Stadt mit Galerien und Zimmern, wo man von der Beschießung nichts zu fürchten batte. In Folge der emsigen Thätigkeit seiner Garnison war Ladysmith am Ende der ersten Be- lagerungswoche eine sehr achtungSwerthe Festung, während eS einige Tage vorher durch «inen Handstreich leicht hätte genommen werden können. Die Bertheidigung veranlaßte der Garnison große An- strengungen, aber, wie schon gesagt, dachten die Boeren an keinen Angriff Am 9. November wurde das Bombardement von heftigem Gewrhrseuer begleitet. Die Engländer antworteten wie die Boeren unter Deckungen. Am Nachmittag feuerte die Artillerie eiue Salve ab zu Ehren deS Geburtstage- de» Prinzen von Wales. Am 10. und II. wurde die Beschießung fortgesetzt. Am 12. herrschte völlige Ruhe. * London, 19. Drcembrr. Der Lorrespondeut deS hiesigen „Echo", der vor einigen Tagen auf einem angestrichenrn Pferde mit einer WhiSkyflasche in der Hand auS Ladysmith herauSritt, um da- in Ladysmith gedruckte Blatt „Ladysmith Lhrr" an dir Boeren zu verkaufen, hat jetzt von Pretoria au- folgende- Telegramm an das „Echo" geschickt, welches via Durban, 14. December, hierher gelangt ist: „Ich wurd« außerhalb Lady smith gefangen genommen und zum Boerenlagrr gebracht, wo ich außerordentlich gut genährt und bHandelt wurd». Wir verlebten einen sehr netten Abend mit Gesängen u. s. w., und eS herrschte ziemliche Heiterkeit. Alle schienen vollkommen zufrieden. Beide Armeen nahmen am Abend-GotteSdieaste Theil, der sehr eindrucksvoll war. Die Beleuchtung dabei geschah mit Aerzen. Die Zelte waren ebenfalls durch Kerzen beleuchtet. Die Männer vertrieben sich nachher die Zeit mit Gesang, und sie zeigten dabei wirklichen, unzweifelhaften Ernst. Ich schlief gut in der Nacht im Zelte eines Feldkornets, der einen Sohn von 15 Jahren hat, welcher auch schon mit im Kriege ist. Am folgenden Tage erschien ich vor General Burger, nachdem ich die ver schiedenen Lager besucht hatte. Ich freute mich auf die Zusammen kunft mit ihm, weil ich dann sofortige Freilassung erwartete, aber unglücklicher Weise hatte ich die zu meiner Jdrntificirung sehr nöthige Legitimation als (Lorrespondent nicht bei mir. Daraus wurde ich nach Pretoria geschickt, wo ich eine interessante Unterredung mit General de Jager hatte. Der Artillerie- Leutnant von der „Lang Tom" genannten Kanone brachte eine geringe Meinung voin Schüßen der englischen Kanoniere zum Ausdruck. Die tranSvaalschen Officiere und Mannschaften sprechen ihr größtes Vertrauen in den endgiltigen Erfolg der Sache der Boeren auS, doch thun sie es in einer ruhigen, bescheidenen Weise. Ueber die Engländer haben sie viel zu klagen, namentlich über ihr Verhalten im Kriege, und sie gehen so weit, zu sagen, daß bei Elandslaagt« die Lanzenreiter die Verwundeten er stachen, daß wir bei Mafeking eine Truppe von Schwarzen verwenden und Laß anderswo GurkhaS aus eine Ambulanzabtheiluiig schossen. Es war eine ganz bequeme Reise nach Pretoria, meine Bewachung war freundlich und höflich. Aber jetzt ist die Sache ganz anders. Ich bin im Gefängnisse eingesperrt und habe nicht eher Aus sicht auf Freilassung, bis ich meine Legitimation hab« und meine bona Lies sestgestellt ist. Ich bin nicht tm Stande, mich mit dem amerikanischen Eons ul in Verbindung zu fetzen oder sonst mit Jemandem, der mir Helsen kann. Telegraphirrn Sie mir soson. Es ist mir gelungen, dieses Telegramm mit Hilfe des Herr« Robertson, welcher, wie Sie sich erinnern werden, kürzlich von der Anklage des Hochverroths sreigesprochen wurde, durchzuschmuggela. Ladysmith ist, wie ich mit Besriedigung constatirrn kann, sür Monate sicher, aber die Garnison verlangt sehr dringend nach Entsatz." (Frkf. Ztg.) «ine «pifatze * London, 20. December. 2n einem Brief, Lea der Correspondenl der Abendzeitung „Globe" au- Enselm unter dem 24. November an sein Blatt richtet, wird folgende Kriezsepisode erzählt: „Haben Sie schon von dem verdammten StationSchrs am Oraaz« River etwas gehört? Er ist erschossen worden, »nd e- geschieht ihm Recht. Ein britischer Osficier nahm eines Nacht-, während er bei den Außcnposten Dienst hatte, zwei Boerenspione gefangen, die ihm sagten, sie wüßten Alles über uns — wir viel Soldaten im Felde wären rc. Der Osficier scherte sich nicht viel um ihr Gerede, aber alS sie vor den General gebracht wurden, tiichten sie ihm dieselbe Geschichte aus und fügten hinzu, ihre Nachrichten kämen von der Station. Wie Eie sich denken können, waren wir darüber ganz paff. Der StationSchrs wurde ausgefragt, und der Schurke gestand und sagte, der Trlr- grapdenbeamte hätte die Telegramme ausgegeben. Dir schmutzigen Hunde! lind sie waren beide Engländer! Können Sie da» glauben? Ich nicht. — Die Leute wurden vor rin Kriegsgericht gestellt und und noch vor Ende deS Tages wurde der um Gnade winselnde Stationschef erschossen. Der Trlegraphenbeamte wanderte nach Eap» stadt in» Gefängnitz." Deutsches Reich. (s. 3. Leipzig, 22. December. Dir Ausschließung einiger Mitglieder deS KriegervrreiuS in Ruda (Schlesien) beschäftigte kürzlich daß Reich-gericht. Der Stellenbesitzer Anton Hummel, der penfionirte Gesangen aufseher Anton Pobl und der Bergmann Nicolaus Hoff mann, sämmtlich in Ruda und Mitglieder des dortigen KriegrrvereinS, waren im Juli v. I. von diesem ausgeschlossen. Hummel und Pobl sind Veteranen vou 1866 und 187(^71 und Hummel war Mitbegründer de« genannten B«re»aS, diesem gehört er seit 1873 au. Die geaauaten Drei wurden zu einer am 16. Juli v. I. abgehaltenen BorstandSsitznog des KriegervrreiuS geladen, wo ibnen eröffnet wurde, ek sei zur Kenntniß deS Vorstände« gekommen, sie hätten bei der letzten ReichstagSwabl der Agitation der Socialdemokratie Vor schub geleistet und deshalb sei ibr Ausschluß auS dem Verein beschlossen. Der am nächsten Tag« abgebaltrne General appell des KriegrrvereinS bestätigt« diesen Ausschluß. Die drei Beschuldigten bestreiten di« ihnen zur Last gelegte Ge sinnung und machen geltend, daß sie stet« eine patriotische Gesinnung gezeigt. Hummel, der, wie schon gesagt, sich al- guter Soldat in den Feldzügen 1866 und 1870 71 gezeigt, bat L Söbne beim Militär gehabt^ er ist Begründer einer Vetrranenvereiniguna, die alljährlich einen Kirchgang zur Erinnerung an den Feldzug veranstaltet, auch Pohl ist Mit glied dieser Veterauenvereiniguug Hummel ist auch seit Jahren Mitglied der Gemeindeverwaltung und bei den LandtagSwablen Wabloiaon gewesen. Die so tief Gekränkte« baden zuerst eine Beschwerde an den Oberpräsidrnten der Provinz Schlesien gerichtet, die sich u. A. auch darauf stutzte, daß die BorstandSsitzuog und der Generalappell mcht ordnungsmäßig «inberufen gewesen wären, da der Ausschluß
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