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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991228028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899122802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899122802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-28
- Monat1899-12
- Jahr1899
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Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Ul^r, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Filialen: ktto Klemm'S Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraßr 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharinenstr. 14 Part, und Kvnigsplatz 7. Ne-action und Expedition: Äohannisgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Bezugs-PreiS t» der Hauptexpedition oder den im Ll-tdt- kezirk und den Vororten errichteten Aus- oaoestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus X 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung ins Ausland: monatlich 7.50. Atzend-Ausgabe. MiWger TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nalizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Auzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4a*> spalten) 50-H, vor den Familirnnackrichtea (6 gespalten) 40-^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeickniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Vitra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Iinnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: BormiUagS 10 Uhr. Morgen - Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde frnher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 658. Donnerstag den 28. December 1899. 93. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 28. December. Der „Deutsche Flottenverein" steht, wie bereits gemeldet, nicht nur mit der „Freien Bereinigung für Flottenvorträge" in Verhandlungen, rie ein gemeinsames Arbeiten bezwecken, sondern empfiehlt auch für die kommenden Versammlungen d s Vereins ein geschlossenes Zusammengehen mit solchen Vereinigungen, die außer einer Verstärkung unserer Seemacht noch die Lösung anderer politischer Aufgaben auf ihre Fahne geschrieben haben. DaS ist sebr erfreulich, aber auch sehr nöthig, deun die Gegner der Flottcnverstärkung sind sehr rührig und scheuen kein Mittel, kaS ihnen förderlich erscheint. Eben deshalb sollten aber alle die Vereinigungen, die sich die Aufklärung des Volkes über die Nolhmendigkeil einer Ver stärkung unserer Seewebr zur Aufgabe machen, ganz besonders darauf sehen, daß ihre Vorträge nicht nur da gehört und ihre Flugschriften nicht nur da gelesen werden, wo bereits Stimmung für eine solche Verstärkung vorhanden ist, sondern auch da, wo die Gegner eine derartige Stimmung bis jetzt noch nicht haben austommen lassen. Vor Allem gilt eS, da zu wirken, wo die Organe des Bundes der Landwirthe ver breitet und auf die Bevölkerung von Einflüsse sind. In welcher Weise diese Organe ihre Leser zu bearbeiten suchen, geht recht deutlich aus einem Artikel der „Deutschen Agrar- correspondenz" hervor, der den Nachweis verlangt, daß die deutsche Weltpolitik sich nm die „woblgeschmiertc" Achse einer „gesunden Bodenpolitik" drehen solle; erst nach diesem Nach weise wolle man das Rad vorwärts drehen helfen. „Bis dabin aber drehen wir rückwärts". DaS Organ deS Herrn Klapper hätte den Ausdruck „wohlgcschmiert" lieber ver meiden sollen; er erinnert gar zu stark an den übertra genen Sinn deS Wortes „Jemanden schmieren", d. h. ihn bestechen. Wenn eS nach der Ansicht des Herrn Klapper ginge, müßten die Agrarier, um der Flottenvorlage zuzustimmen, tüchtig geschmiert werden. Die Regierung soll also hohe Gctrerdezölle beim Abschluß neuer Handelsverträge, strenge Einfuhrverbote gegen lebendes Vieh und Fleisch und dergl. versprechen, dann will Herr Klapper das Rad vorwärts drehen, sonst dreht er rückwärts. Will man den letzteren Ausdruck wörtlich nehmen, so würde der von der „Deutschen Agrarcorrespondenz" vertretene extreme Flügel des A^rarier- thums sich nicht damit begnügen, die in Aussicht stehende Flotten vorlage abzulehnen, sondern er würde bemüht sein, das bisher Bewilligte rückwärts zu rcvidiren. Herr Klapper gehl also noch über Herrn Eugen Richter hinaus, der, wenn anck widerwillig, doch wenigstens den bestehenden Zustand gelten lassen will. Man würde sich nun allerdings einer Ueber- treibung schuldig machen, wenn man diese Auslassungen der „Deutschen Agrar-Correspondenr" für die allgemein giltize Auffassung des Bundes der Landwirthe ausgebe» wollte. Diese Auslassungen stehen vielmehr in einem entschiedenen Gegensätze zu der von angesehenen Führern des Bundes ver tretenen Auffassung, daß die Flottenfrage nicht zum Gegen stände eines Handelsgeschäftes gemacht werden dürfe. Man ist also nicht allgemein der Ansicht, daß die Achse einer „gesunden Bodenpolitik" erst recht gut geschmiert werden müsse, damit man der Flottenvorlage zustimmen könne. Wciterschauendere Politiker als Herr Klapper sehen auch ein, daß der Bund Alles auf eine Karte setzen würde, wenn er der Flottenvorlage ernstliche Schwierigkeiten bereiten wollte. Er würde sich eine dauernde Gegnerschaft des Kaisers, dem die Flottensrage mehr als Anderes wirkliche Herzenssache ist, zuziehen; er würde aber auch keinem Verständniß begegnen bei breiten Schichten Ferrilleton. Der neueste, große Roman von Hans Hopfen „Die ganze Hand" ist von unS zum alleinigen ersten Abdruck für unser Gebiet erworben worden und wird mit dessen Veröffentlichung an dieser Stelle mit dem neuen Jahre begonnen werden. io, Eine NorLlandgeschichte. Don v. Paul Kaiser. (Nachdruck verboten.) Erstaunt sah ihn Nanna an. Sie unterbrach ihn, indem sie sprach: „Haft Du so schwere Sorgen? Jakko, sprich!" Jakko machte verzweifelt« Anstrengungen, um seiner inneren Beilegung Herr zu werden. Er wischte sich di« Thränen aus den Augen uns richtete sich auf, um die Traurigkeit abzuschütteln und vor Nanna als ein Mann zu erscheinen. „Abgefeimte Betrüger und Leuteschinder das! Und Fyndig ihr Häuptling", stieß er hervor. „Nanna, siehst Du unten im Thal« an dem Gestrüpp des Waldrandes nicht oft das Netz einer Spinn«? Sie sitzt in der Mitte oder versteckt in einem Winkel neben dem Netz. Drinnen hängen ihre Opfer, groß und klein, Flieg« und Käsevlern, denen sie ihre Fäden umwirft und das Lebensblut aussaugt. Diese böse Spinne ist Fyndig, der Blut sauger, die Käferlein sind unsere Landsleute. Auch ich bin ihm in Härjedalen leider nur zu nah« gekommen, und dafür habe ich büßen müssen, dort vor vier Fahren, neulich in Storsjö und wer weiß, wo nun." Wie er so dastand auf der Spitze deS Hügels, trotzig und doch wehleidig, beides in den Augen Feuer und Thränen, war er ein rechte- Gleichniß seiner Lebens. „Wie viele Bosheit und Schurkerei eS doch im Leben giebt!" sagte Nanna. „Vor vier Jahren lief ich ganz weg von dieser boshaften Rotte in Härjedalen." „Ach", sagte sie, „das war doch gut." „Gut, Nanna?" »Ja, »eil wir «n» sonst gewiß nicht getroffen Hütt-Utz Md jener nationalen Kreise, auf die sich ja der Bund in erster Reibe stützen muß. Das ist eben der sehr wesentliche Unter schied zwischen der Flottenfrage und der Canalvorlage, daß die erstere eine nationale Angelegenheit ersten Ranges ist Aus diesen Gründen ist mit Sicherheit anzunebmen, daß die jenigen Mitglieder des Reichstags, die zugleich dem Bunde der Landwirthe nabesteben, sich ihre Haltung in der Flotten srage nicht von Herrn Klapper werden verschreiben lassen. Trotzdem ist das Vorgeben der „Deutschen Agrarcorr." be denklich und gefährlich, denn es bringt Verwirrung in die Wäbleruiassen, waS höchst gefährlich werden könnte, wenn es zur Auflösung kommen sollte. Die auf dem platten Lande agitircnden Fortschrittler und Socialdcmokraten brauchten dann nur die Artikel der „Deutschen Agrarcorr." vorzulesen, um auch nichtfortschrittliche und nichtsocialdemokratische Wähler irre zu machen. Dem sollten der „Deutsche Flottenvcreiu" und alle ihm näher tretenden Vereinigungen dadurch Vorbeugen, daß sie in nationaler Weise das Feld beackerten, in das Herr Klapper und seine Gesinnungsgenossen ihr Unkraut säen. Die Mißstimmung gegen die preußische Etscnbahu- politik tritt auch in Thüringen immer schärfer zu Tage. Neuerdings wird sie dadurch erregt, daß die Eisenbahn- directiou Erfurt, angeblich ohne Angabe deS Grundes, die Ertbeilung der Erlaubnis zu den Vorarbeiten für die Strecke Pvßneck-Ranis-Knau abgelehnt hat. Der „Saalfelder Anzeiger" schreibt darüber: „In Pößneck sind unter der Hand die Gründe der Ablehnung bekannt geworden. In Knau könne der Sächsischen Bahn leicht Gelegenheit zum Anschlüsse und somit vielleicht ein Vortheil geboten sein, und dies muß im Interesse der preußischen Eisenbahnpolitik unter allen Umständen verhütet werden. Dafür hat man ein einiges Reich erstritten, dafür haben Sachsen und Thüringer ihr Blut aus den Schlachtfeldern Frankreichs ver- gossen, daß daS große Preußen seine helfenden Stammesgenossen in Fragen des Verkehrswesens hindert und schädigt! Sind dazu die alten Scklagbäume ge fallen, daß sie Preußen wiederum neu aufrichtet, kleineren Staaten und Gesellschaften durch Geschäftsdrückereicn und Beschwer nisse ihre Bahnlinien überdrüssig macht und sie nur zu eigenem Nutzen erwirbt? Wo bleiben die Kleinstaaten, wenn das Vaterland von ihnen Opfer verlangt, das große Preußen aber ihnen die Einnahmequellen abschneidet?" Und daS „Pößnecker Tageblatt" sagt hierzu: „Diese bitteren Worte sind leider nur zu berechtigt. Wenn wir gegen die verderbliche preußische Eijcnbahnpolitik, gegen das unselige Sparsystem ankämpsen, das der preußischen Eisenbahnverwaltung schon so viele Feinde in Sachsen, Thüringen und nicht zum wenig- sten in Preußen selbst geschaffen hat, so geschieht dies aus vollster llebcrzcugung und mit dem Wunsche, es möge an den maßgebenden Stellen endlich einmal ein anderer Wind wehen. So kann es nicht weiter gehen. Die vitalsten Interessen der Angehörige» anderer Staaten werden einfach unberücksichtigt gelassen, unbe kümmert darum, ob dadurch die Weiterentwickelung von ganzen Bezirken empfindlich aufgehalten wird oder nicht. Ist das nicht ein trauriger Erfolg der preußischen Eisenbahnpolitik?" Jedenfalls kann man von Preußen nicht deshalb, weil eS größer ist, verlangen, daß eS seine eigenen Interessen hinter die kleinerer Staaten zurückstelle. Es würde sehr übel fahren, wenn eS seine Eisenbahnpolitik lediglich nach den Wünschen Du mich nicht hättest retten können, Jakko. Lächelnd blickte sie ihn an; es ist doch Alles zu etwas gut, auch die Unannehmlich keiten des Ledens, selbst die Bosheiten Anderer. Da trat Jatto näher, ergriff ihre Hand und drückte sie mit Innigkeit. „Du hast wohl kein« Sorgen, Nanna?" „Mehr, als Du glaubst." „Du bist so reich, Du bist so geliebt." „Mein Vater hat seine großen Eigenheiten. Du sahst und hörtest es ja." Sie gingen weiter, und es entspann sich zwischen Beiden ein längeres Zwiegespräch. Freude und Traurigkeit können manchmal zusammen in einem Herzen wohnen. Es kommt nur darauf an, was von beiden stärker wird, Freude oder Leid. Jakko war mit einer sehr beladenen Seele nach Tjärnvalkn gekommen. In seinem Innern brannte eine Wunde, und in ihr lochte Schmerz, Zorn, Haß gegen schlechte Menschen, dir ihn und sein Volk zu Grunde richteten. Dazu kam das Gefühl seiner Schwachheit und seiner Haltlosigkeit und die Schuld, die noch nicht ganz getilgt war. WaS sollte er Nils sagen? Er besaß jetzt seine Heerde. Er hattd ver schenkt, was nicht einmal ganz ihm gehörte. Aber aus der anderen Seite war es ein Strom der Freude, der durch sein ganzes Wesen brauste. Wurden jetzt seine holden Träume nicht Wirklichkeit? Das Größt«, waS ihm der Himmel schenken konnte, das war ihm gerade in seinem tiefen Kummer in den Schooß gefallen. Das erste Mol, als Fyndig ihn beraubt hatte durch seine List, das ziveite Mol, als er ihn vor Anderen beschimpfte, beide Male war Nanna erschienen. Und immer näher trat sie ihm. Da mußten die Sovgengeister fliehen. Einar hatte sich entschlossen, erst später aufzubrechen Er blieb noch zwei Tage in Ol-Gulljik's Zelt. Jakko und Nanna waren dessen wohl zufrieden. Sie beschlossen, etwa ein Jahr lang Schweigen über ihre Liebe zu einander walten zu lassen. Nun schlug die Trermungsstundr. Jakko wollte zu seinem Freunde Nils, den er mehr liebte, als sich selbst. Schnell riß er sich los von dem Ort, wo ihm «in so großes Herzensglück auf gebläht war. Als er auf den nächsten Hügel gekommen war, mäßigte er seinen raschen Lauf und machte seinen Gefühlen in einem einfachen Sange Lust: Heut' muß ich eilen Durch Berg und durch Feld, Bald darf ich weilen In friedlichem Zelt. anderer Staaten einrichtete. Aber diese ganz außer Augen zu lassen, wie es nicht selten zu geschehen jcheinl, ist ein Fehler, der sich gerade dann an Preußen rächen muß, wenn es als führende Macht Ansprüche an die Opferwilligkeit der übrigen Bundesstaaten stellen muß. Es ist daher dringend zu wünschen, daß der preußische VerkehrSminister nicht nur von seinem Finanzcollegen, sondern auch vom Minister präsidenten sich abhängig fühle, der als Reichskanzler noch etwas mehr zu thun hat, als specifisch preußische Politik zu machen. AnS Tt. bftienne ist zugleich ein Ausstand der Weber und ver Grubenarbeiter telegraphisch gemeldet worden. In der am ersten WeibnachtSseiertage gehaltenen Versammlung von 2500 Grubenarbeitern gelangte eine Tagesordnung zur Annahme, in der Erhöhung der Löhne, Verminderung der Arbeitszeit, sowie Anerkennung des Bundes der Gruben arbeiter gefordert wird. Zugleich wurde beschlossen, daß bei Nichtbcwilligung dieser Forderungen am Dienstag in den allgemeinen Ausstand eingetreten werden sollte. Die Pariser Blätter veröffentlichen eingehende Berichte über die große Strcikversammlung der Grubenarbeiter. Daraus geht hervor, daß alle Vernuttelungsvorschläge zunächst mit Entschieden heit abgelehut wurden. Während etwa fünftausend Weber unter den Klängen der Carmagnole die Stadt Saint- Etienne durchzogen, begaben sich die Grubenarbeiter gleich falls in Masse nach der „Arbeitsbörse", deren Räume jedoch nicht auSgereicht hätten, um auch nur die Hälfte der Teilnehmer an der Kundgebung aufznnehmen. Ueberdies trafen die Grubenarbeiter von Firming mit wehenden Fahnen ein, um sich den Genossen von St. Etienne anzuschließen. Unter den Rufen: „Es lebe der Streik!" begaben sich die Grubenarbeiter nach dem Prado-Saale; aber auch dort konnten Tausende nicht mehr Einlaß finden. Von den „Bürgern" Erozier und Cotte, dem Generalsekretär der Föderation wurden heftige Reden gehalten, obgleich die Gesellschaften bereits eine Lohnerhöhung von dreißig Centimes vorgeschlagen hatten. Cotte brachte nun eine Resolution ein, nach welcher eine Erhöhung von vierzig Centimes, die Beschränkung der Arbeitszeit und die Anerkennung ter Föderation verlangt werden sollte. Diese Resolution erschien der Versammlung noch zu zahm und wurde mit Einstimmigkeit abgelehnt, eine Lohnerhöhung um fünfzig Centimes wurde als das Minimum bezeichnet. Es wird sich nun zeigen müssen, ob der allgemeine Ausstand tbatsächlich durchgeführt werden wird. BiS gestern hatten sich noch nicht alle Gruben angeschlossen. Der Krieg in Südafrika. —§ In den Kreisen der Brüsseler TranSvaalgesandtschast glaubt man, daß vor vier Wochen keine wichtige Nachricht vom Kriegsschauplätze zu erwarten sei. Das wird auch sonst allgemein angenommen. Was man seit der Schlacht am Tugela gehört hat, betrifft nur Actionen von geringer Bedeutung, wie die Demolirung der Brücke für Fußgänger über den Tngcla durch englische Lydditgeschosse. General Buller hat seine Munition vergeblich verschießen lassen, denn die Boeren baben bereits, wie gemeldet, eine neue Brücke geschlagen und die Engländer sind nicht einmal im Stande gewesen, es zn hindern. Die schwache Hoffnung deS großen Kaum war die Strophe verklungen, so hörte er aus dec Ferne antworten: Bald darf ich weilen In friedlichem Zelt. War dies ein Echo? Nein, das war ganz g«wiß sie. Er sang noch einen VerS und darauf vernahm er ganz deutlich die Wieder holung derselben vollen Strophe. Beinahe wäre er umgekehrt. Aber, nein, Jakko! Jakko ging so, daß er auch nicht eine Spur von Storsjö sehen konnte, an dessen Nähe er vorüber mußte. Er umging es. Er lief lieber durch unwegsame Gegenden, über Schnee und Blumen, Steine und Gestrüpp. Es ist des Lappmanns Geschick, zu wandern und immer Wieder zu wandern. Er wird geboren auf der Wanderung. Er verlobt und verheirathet sich auf der Wanderung. Er stirbt auf der Wanderung. Lieber aber wandert auch er zur Geliebten hin, als von ihr weg. Als Jakko in Mühlingen war, hörte er, daß nicht weit davon eine große Menge von Rennthieren aufs Neue niedergeschossen woffden wären. Die Knechte der Lappen, welche nicht in Storsjö gewesen tvaren, sondern in der Abwesenheit der Besitzer die Heerden hüten sollten, hatten sich einen Ersatz für die Freuden der Kirchweih: gesucht. Sie waren in Mühlingen gewesen und hatten dort getrunken und gespielt. Die Folgen waren nicht aus geblieben. Eine Lappmagd war herüber geeilt in den Ort und hatte berichtet, >oas geschehen. Nun waren die Knechte dort. Balo darauf Ivar Jakko angelangt und hatte nach der Hiobspost weder gegessen noch geruht, sondern sich sofort auf den Weg zur Unglücksstätte begeben. Er mußte nicht weniger als sechs Meilen in der Nacht zurücklegen. Der Anstöt erhob sein kahles Haupt über die Gipfel der Umgebung. Im Thale breiteten sich Grasgefilde auS; ein« Scheune stand dort und Einrichtungen zum Trocknen des Grases, Stäbe, die so zusammengestellt und mit einander verbunden waren, daß die Grashäuflein darauf gelegt werden konnten und nicht auf dem feuchteren Erdboden lagen. Hier sah man Menschen, Pferde und Hund« in buntem Beieinander. Weit umher erblickte man graue Pumcte. Bei näherer Betrachtung sah man, daß es todt« Rennthiere waren. Das war ein trauriger Anblick! Von einigen war daS Fell bereits abgezogen, dal Fleisch war zerstückelt und aus die Pferde gelegt worden. ES sollte fortgeschafft und an die anwohnendrn Bauern verkauft werden. Man nahm eS gern um das Spottgeld, welch«! man gab. Wer zahlte viel b«i so großem Angebot? Mehrere Lappen gingen noch in Ungewißheit herum und Strategen Sir RedverS Buller, den am südlichen Ufer der Tugela postirten BoerenconimanboS den Rückweg ab^uschueiden, sie womöglich gefangen zu nehmen und so die dose Scharte vom 15. December wieder auszuwetzen, ist also zu nichte geworden. Jetzt dürfte ihm die Lust vergehen, seine zwecklosen Schießübungen fortzusetzen, zumal da er alle Mühe zu haben scheint, die Boeren von seinem Lager in Chieveley in an gemessener Entfernung zu halten. Nachdem es, wie heute gemeldet wird, vor einigen Tagen dort einer Abtheilung Boeren gelungen war, einige Husaren zu überrumpeln, einen davon zu tödten, einen anderen zu verwunden und einen Mann und fünf Pferde gefangen zu nehmen, wird unS weiter berichtet: " bhievclch, 27. December. (Reuter's Bureau.) Testern ver ließen die beiden Rittmeister Kickwood und Greenfell von der südafrikanischen leichten Cavallerie das Lager, um die Posten zu inspiciren. Die Osficiere sind bisher nicht zurückgekehrt. Sie sind zuletzt gesehen worden, als sie läng- einer Hügelkette östlich des Lagers ritten. Die Pferde kehrten in der Nacht reiterlos zurück. Die beiden Rittmeister sind entweder ebenfalls von den Boeren aufgehoben oder weggeschoffen worden. Diese Vorfälle werfen ein für die Engländer höchst bedenkliche« Lickt auf die Lage General Buller'S und seiner Armee, denn sie zeigen, daß die Boeren ihre Commandos schon bis dicht an das Lager vorgeschoben haben. Aller Wahrscheinlichkeit nack stehen sie bereits bei Frere, wohin Buller bekanntlich einen Theil seiner Truppen zurückgesandt hat, und darüber hinaus und man kann schon stark mit der Eventualität einer Ein schließung Buller's nach berühmten Mustern (White, Metbuen) rechnen. Die folgende, heute erst bekannt gegebene Meldung eines fünf Tage zurückliegenden Vorfalles ist jedenfalls überholt. * Lager in Chieveley, 22. December. Kundschafter berichten, daß eine große Anzahl von Boeren sich südlich vom Tugela befinden. Eine englische Abtheilung unter Lord Dundenald rückte sofort zum Angriff gegen sie aus. Die Boeren zogen sich jedock, als sie die englischen Truppen sahen, auf die andere Seite deS Flusse« zurück. 500 Stück Lieh wurden von den Eng ländern erbeutet. In -er Schlacht bei Calenfa sollen nach Ermittelungen auf boerischer Seite 700 Mann gefangen und bereits in Pretoria angekommen sein. Die englischen amtlichen Berichte geben nur 221 Mann al- ver mißt an, also 479 zu wenig. Der Gesammtverlust der Eng länder wäre demnach nicht auf 1107, sondern auf 1586 Mann zu beziffern. Die französischen Obersten de VilleboiS, Mareul und der deutsche Officier Braun, welche bei den Boeren die Schlackt beobachteten, erklären, daß keine europäische Armee Besseres hätte leisten können al- Vie Boeren. Tie Boercngenerale Botha und Trichart waren stets an den gefährlichsten Punkten zugegen. Elf Ambulanzen arbeiteten an der Bergung der britischen Tobten. Da« Resultat war eine vernichtende britische Niederlage. Die Engländer erbaten und erhielten einen eintägigen Waffen stillstand, um die Todten zu begraben. „Daily SnwS" meldet auS Chieveley vom 17. December: „Je mehr von der Schlacht bekannt wird, desto verbängnißvoller erscheint sie." Der „Standard" meldet aus Durban vom 18. December: 763 Verwundete aus der Tugela-Scklacht trafen hier ein Nach einer Meldung der „Daily News" ist ein Leutnant sahen nach den in die Ohren der Thirre geschnittenen Zeichen, um sestzustellen, wem dieselben gehörten. Auch Tolje's Frau war da und hatte mit tiefem Grauen ihr gutes, flinkes Schlittenrenn thier auch auf dem Schlachtplan gefunden. Niedergebeugt saß sie do, bedeckte mit beiden Händen ihr Gesicht und weinte bitterlich. Jolle, ihr Sohn, hielt einen Hund am Leikseil. Margret, ihre kleine Tochter, übte sich im Lassowerfen, indem sie di« Fang schlinge um die Geweihe der tosten Thiere warf. Wie gut daS ging, nun, da die Thiere so stille lagen! Jakko war rodesbleich mitten himingesprungcn in die blutig« Scenerie. Da, bald unter den ersten Thieren, fand er eins mit seinem Zeichen. Er setzte sich tiefbetroffen auf den todten Körper, um einen Augenblick auszuruhrn und sich den Scbweiß von der heißen Stirn abzutrocknen. Er zögerte, weiter zu prüfen, er fürchtete sich vor den Entdeckungen, die er möglicher Weffr würde machen müssen. Jalle kam zu ihm herangesprungen. „Lieber Jakko, wie gut, daß Du hier bist." Jakko sagte kein Wort, er strich dem Knaben nur über satz Haupt. „Jakko, wenn Du hier geblieben wärst, >rnn ve deren ale Thiere noch, und Margret könnte keirrs kangen." Jakko seufzie tief auf. „Weiß! Du auch", fuhr der Knabe 'a: daß wieder rrrmnd- fiinfzig todt sind? Unter «Lvr» Sa: -u -nnt-ier rst uuch darunter, das so gu: :oar. und dars v -o Yuden." Als sich Jakko erhob u-. de Td>- vr - m-useyen, rund er, daß fast die Hälfte -h- .-de. st- p-qüne. Li« Thiere, w.-lcke er selbe: ?. den arr i tK'gra gehütet hu::«, waren sehr zadn, und waren ach. e-nuu, MÜckgeschreckt, al> man ihnen mit Ge:rehr awcn za'ctzc „Jakko', red«:« Iah« ?.och e nme- reu. tulmne«, decFwmßechr» Jakko an, „ich wunftdre dach, ch mir« ein sauberer. Dun» machte ick oll« todren 2dce:- wemd.g i>u> unsere Frenoe fchkSg« ich todt." Wieder fand Jakko emig< ! >x e w': seinem Zeichen. J«tzt aber ging seine stumme Berzwerftung m Käserei über. Er sprang wir außer sich gegen r« nuy»ga«ge« Scheune, als ob er sie über den Haufen werfen müßte. Er konnrr nur daS Dach auf »er «inen Seite derunkrrwerfen. Gehör:« sie doch einem Ver um wohnenden Bauern, dir an der Nrnnthirrjagd betheiligt waren. Dünn sprang rr gegen Vie Trockeneinrichtung und brach sie in Stücke, wie wenn di« Hvlzsiäb« daran nur schwach, Ruthen wären. Er riß eine Stange heraus und rannte damit dem Wald« zu, indem er wild« Tom au-stietz. Er traf dort auf «in« Ma-V,
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