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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990527014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899052701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899052701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-27
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Morgen-Ausgabe «rtleL Anzeiger Druck und Verlag von T. Polz kn Leipzig. Sonnabend den 27. Mai 1899. MS loire» er- > e I,r»tLeu. - v. Feuilleton ton V.v. k? LS v »o. »v. Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,? Uhr. die kornd-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. ft00,«08 8 N. U. »v. »o. »v. Gedanke vom Eierlegen der Kloakthiere als irrthiimlich bei Seite geschoben. Und er blieb bei Seite geschoben, bis 1884 kaldwell den Nachweis lieferte, daß diese Thiere denn doch Eier legten, wie's auch von Hacke ein Jahr darauf gefunden wurde. Trotz alledem wäre eS voreilig, die Monotremen als ein reines Bindeglied zwischen Säugethieren und Vögeln so ohne Weiteres hinstellcn zu wollen. Die Vögel dürften sich von dem Stamme der Reptilien abgezweigt haben, lange nachdem die Säugethiere das gethan hatten, ja, die letzteren scheinen aus Formen der Vorwelt hervorgegangen zu sein, die ihrerseits wohl als Binde glieder der Lurche und Reptilien aufzufassen sein werden, also sehr niedrig standen. Hierfür sprechen eine Reihe von That- sachen, di« Entwickelung der Haare, der Milchdrüsen u. s. w., auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Auf eine sehr merkwürdige Erscheinung sei indessen noch hingewiesen, sie findet sich in den Verhältnissen der Bluttemperatur. Bekanntlich unterscheidet man unter den Wirbelthieren Kalt- und Warmblüter, oder besser: wechselwarme, poikilotherme, und gleichwarme, homoiotherme. Zu den ersteren gehören die Fische, Lurche und Reptilien, zu den letzteren die Vögel und Säuge thiere. Bei den wechselwarmen Wirbelthieren richtet sich die Temperatur des BluteS nach der des umgebenden Mediums, in dem sie sich befinden, sei e» die Luft oder daS Wasser, bei den gleichwarmen ist sie aber unabhängig von dieser und beträgt 38,5" (Säugethiere) bis etwa 40" 0. (Vögel). Doch kommen auch unter wechselwarmen Wirbelthieren, z. B. bei brütenden Riesen schlangen, fliegenden Fischen, Fälle vor, wo die Eigenwärme größer als die des umgebenden Mediums sein kann, wie umge kehrt winterschlafende Säugethiere während des Winterschlafes wechselwarm werden. Bei den Monotremen ist die Blutwärme im Durchschnitt nur 8" 6. höher als die Luftwärme und kann bei demselben In dividuum, ohne daß etwa Winterschlaf in Betracht käme, zwischen 26 und 34" 6. schwanken. Bet anderen Säugern zwischen 2,5 bis 4,5 und bei einem Vogel nur zwischen 2,5 bi» 3,5" 6. Die Kloakthiere sind nicht eigentlich wechsel-, aber auch nicht eigent lich gleichwarm, denn ihre Bluttemperatur hängt nicht von der Lufttemperatur unmittelbar ab. Die Ursachen dieser merk würdigen Erscheinung sind noch völlig unklar. Dir Unterklasse der Kloakthiere zerfällt in zwei Familien, in die der Schnabelthtere (Ornitkord^nctiick»«) und in die der Ameisenigel (Lchicknickae). Die erstere ist blo» auf dem Fest« i. o t.v. l.o. - 8 — 8 - «.v. »v. »v. »v. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end «Ausgabe: Vormittags 10 Uhr: Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Me-action und Erve-ition: IohanntSgasse 8. Dir Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Das neue Linienschiff Ersah „König Wilhelm". h. Unsere Schlachtflotte wird in diesen Tagen eine werth volle Bereicherung erfahren durch das Linienschiff „Ersatz König Wilhelm", das voraussichtlich am 1. Juni auf der Germania werft in Kiel in Gegenwart des Kaisers vom Stapel läuft. Das Schiff ist das dritte seiner Art und sollte ursprünglich gleich seinen beiden Vorgängern „Kaiser Friedrich III." und „Kaiser Wilhelm II." auf der kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven er baut werden. Indessen mußte man hiervon wegen Ueberlastung dieser Werft mit anderen Arbeiten Abstand nehmen und über trug den 'Bau der Krupp'schen Germaniawerft in Kiel, die ihn auch trotz des großen Brandes am 30. April d. I. in weniger als Jahresfrist vollendet hat. Der Bau ist im Wesentlichen nach den für „Kaiser Friedrich III." maßgebenden Plänen aus geführt, bis auf einige geringfügige Abänderungen, welche durch die inzwischen — „Kaiser Friedrich III." wurde vor vier Jahren begonnen, seine Pläne sind also mindestens fünf Jahre alt — fortgeschrittene Technik bedingt waren. Wie bedeutend diese Fortschritte in verhältnißmäßig kurzer Zeit werden können, geht aus einem Vergleiche der erst wenige Jahre im Dienst befind lichen Linienschiffe der „Brandenburg"-Clafse mit denen der „Kaiser-Friedrich"-Elasse, die anfänglich jenen genau nachgebildet Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderung 60.—, mit Postbesürderung ^l 70.—, werden sollten, deutlich hervor. Zur Zeit der Erbauung der „Brandenburg"-Panzer, die damals als die modernsten Schlacht schiffe der Welt galten, war man der Ansicht, daß zum Durch schlagen der starken feindlichen Schiffspanzerung Geschütze von mindestens 28 cm Kaliber erforderlich seien, und gab deshalb jedem Linienschiffe der „Brandenburg"-Elasse 3 Paare solcher schweren Geschütze in gepanzerten Drehthürmen. Schon der japanisch-chinesische Krieg warf diese Ansicht über den Haufen und zeigte, wie später der amerikanisch-spanische Konflikt, di gewaltige Wirkung der mittleren Schnellfeuer-Kanonen. Ihre Kraft ist durch die Fortschritte der Waffentechnik derart ge steigert, daß sie schon auf weite Entfernungen den Gegner kampfunfähig zu machen vermögen, noch ehe er Gelegenheit findet, mit seiner schweren Artillerie einzusetzen. Von diesem Gesichts punkt aus hat man den Hauptwerth bei der Bewaffnung des neuen Linienschiffes aus Schnellfeuergeschütze mittleren Kalibers gelegt und die schwere Artillerie von 28 cm auf 24 em herab gedrückt. Die Anordnung drr Geschütze auf diesem neuen Panzer ist so zweckmäßig, daß in einer Minute mit einer Breit seite etwa 150 Schüsse mit über 800 Centner Geschoßgewicht abgegeben werden können. In fünf übereinander liegenden Horizontalen sind die 58 Geschütze ausgestellt, und zwar mit Aus nahme der schweren 24-cm-Rohre ausschließlich Schnelllader: 18 zu 15 cm, je 12 zu 8,8 cm und 3,7 em und 12 Maschinen gewehre von 8 mm Kaliber. Trotz dieser erheblichen Belastung des Schiffskörpers hat eine gegen die ,Prandenburg"-klasse erhöhte Fahrgeschwindigkeit er zielt werden können durch eine Gewichtsverminderung des Panzergürtels, der sich über vier Fünftel der Schiffslänge er streckt. Durch ein neues Härtungsverfahren ist es Krupp ge lungen, den Panzergürtel bei seiner bisherigen Widerstandskraft um 30 Procent seines Gewichtes zu erleichtern. Diese Ersparniß an Gewicht ist der Schnelligkeit zu Gute gekommen; diese ist bei „Ersatz König Wilhelm" auf 18 gegen nur 16j Knoten bei „Brandenburg" gesteigert. Es bedeutet dies einen ganz wesent lichen Vortheil, da Linienschiffe mit so erheblicher Fahr geschwindigkeit bisher nur vereinzelt vorhanden sind. Als ein weiterer Vorzug des neuen Linienschiffes darf das Dreischrauben system gelten. Die drei Schrauben werden von drei getrennt in b. 'fferdichten Räumen liegenden dreicylindrigen Maschinen getriclen, welche insgesammt 13 000 („Brandenburg" 9000) Pferdekräfte zu entwickeln vermögen. Durch diese Aenderungen ist auch eine Erhöhung des Tonnengehaltes von 10 033 bei „Brandenburg" auf 11130 bei „Ersatz König Wilhelm forderlich geworden. Infolgedessen ist der Schiffskörper um 7 m länger geworden, auch der Tiefgang Hal um 40 cm zu genommen. In den Masten soll eine Veränderung dahin herbeigefllhrt werden, daß eine Belästigung der Schnellfeuerschützen durch Schornsteinrauch ausgeschlossen bleibt. Bon den 6 Torpedo rohren liegen 5 unter Wasser, nur daK Heckrohr befindet sich noch über der Wasserlinie. Die Gesammtkosten dieser schwimmenden Stahlfestung belaufen sich auf rund 20 Millionen Mark, von denen ein Viertel auf die artilleristische Armirung entfällt. Die Besatzung ist auf 642 Köpfe bemessen. Die beiden ersten Linienschiffe dieser Gattung liegen auf der Werft in Wilhelmshaven, lande von Australien und in Tasmanien vertreten, die zweite findet sich aber auch auf Neu Guinea. Die Ameisenigel sind grabende Landthiere mit verschmälerter, langer, cylindrischer, in jedem Alter zahnloser Schnauze, mit mittellangen, sehr kräftigen, dicht stehenden, von struppigen Haaren durchwachsenen Stacheln auf dem Rücken, an den Seiten und auf dem Scheitel, rudimentärem Schwänze, sehr kurzen Beinen, von denen das Hintere Paar etwas länger als das vordere ist, unverbundenen, mit starken breiten Krallen bewaffneten Zehen. Man hat die Thiere in zwei Gattungen gebracht: in die der echten Ameisenigel (kcüiclim) mit fünf und die der Urechidnen (I'roccliicknu) mit drei wohl entwickelten Zehen an btiden Fuß paaren. Gegen die Berechtigung dieser beiden Gattungen ließen sich mancherlei Bedenken geltend machen. Es ist mit der Zehen zahl bei manchen Wirbelthierarten eine eigene Sache, sie kann bisweilen individuell verschieden sein, wie bei Spechten, bei denen das eine Exemplar vier, ein anderes blos drei Zehen haben kann, und gerade so verhält es sich bei den Urechidnen. Einmal sind auch bei den Individuen mit nur drei wohlentwickelten Zehen (die 2. bis 4.) die 1. und die 5. Zehe immer wenigstens durch einige Phalangen vertreten, wenn sie auch keine Krallen haben, dann aber hat man auch Individuen gefunden, bei denen vorn alle Zehen, hinten die 2. bis 5. mit Krallen versehen waren. Beiläufig sei bemerkt, daß auch vom Orang-Utan Exemplare Vor kommen, bei denen der Daumen etwas verkürzt und nagellos ist. Es handelt sich hier also um einen Charakter, der keineswegs genügt, eine besondere Gattung zu gründen. Die Gattung Lcliickna umfaßt eine Art (acnlcatn) mit drei Localrassen: einer nördlichen (proprio) vom südöstlichen Neu- Guinea, einer centralen (svtosa) vom Continent von Australien und einer südlichen (I.«vcsii) von Tasmanien. Der in unserem Zoologischen Garten befindliche Ameisenigel gehört zur Rasse vom Continent. Die Unterschiede zwiscben diesen drei Local- Formen betreffen die Körpergröße, den Grad der Entwickelung der Stacheln und der zwischen ihnen stehenden Haare und die Länge der 3. Zehe des Hinterfußes. Sie sind zu geringfügig, um daraufhin besondere Arten aufzustellen, und außerdem giebt e- zwischen den drei Hauptformen Zwischenformen. Auch von der, meiner Meinung nach, unberechtigten Gattung Kroeckickna hat man zwei Arten angenommen: eine (Lruz-ui) vom Arsak-Gebirge im nordwestlichen und eine zweite (nixro- aculeata) vom CharleS-LewiS-Gebirge im westlichen Neu-O Die Parteinahme für die Deutschen in Vejterreich und die deutsch-österreichischen Beziehungen. LS In dem konsequenten Streben der englischen Presse, Deutschland, wo es nur angeht, Schwierigkeiten zu bereiten, ist man nun glücklich bei dem Verhältnisse zwischen Deutschland und Oesterreich angelangt. Der preußische Adler, so schreibt die „Saturday Review", habe die Hoffnung, Oesterreich zu ver schlingen. Ueber diese alberne Behauptung des englischen Blattes könnte man in der sicheren Erwartung, daß sie in Oesterreich richtig gcwerthet werde, hinweggehen, wenn dieser Behauptung nicht in einer eigenthümlichen Weise von einem angesehenen deutschen Blatte, der „Kölnischen Volkszeitung", secundirt würde. Dieses führende Organ der Centrumspartei giebt sich nämlich den Anschein, zu glauben, daß in Deutschland allerdings gewisse Strömungen beständen, die Oesterreich von der Völkerkarte Hinwegschwemmen möchten. „Kein Wunder, daß diese reichs deutsche Agitation in Oesterreich stark verstimmt und den Grafen Thun zeitweilig zu einer etwas unfreundlichen Haltung gegen Deutschland veranlaßt hat." Diese Behauptung ist vollkommen unzutreffend. Die un freundliche Haltung gegen Deutschland, durch die Graf Thun ini vergangenen Spätherbst die politische Welt verblüffte, war keineswegs durch irgendwie geartete deutsche Agitationen hervor gerufen. Sie war vielmehr unmittelbar durch die Ausweisungen einiger österreichischer Staatsangeböriger aus einer preußischen Grenzprovinz veranlaßt und sie richtete sich darum auch nicht gegen politische Richtungen in Deutschland, sondern gegen die preußische Negierung. Der innere Grund der Haltung des Grafen Thun lag freilich tiefer: er war in dem Bestreben des österreichischen Ministerpräsidenten zu suchen, seinen heiß geliebten tschechischen Freunden immer und unter allen Um ständen zu Munde zu reden. Und hiergegen richtet sich auch nur die Agitation der nationalen Elemente in Deutschland: gegen die übermäßige Konnivenz der österreichischen Staatsmänner gegenüber den Todfeinden des Deutschthums, den Tschechen, und gegen die Brutalität, mit der das gerechtfertigte Bestreben der Deutschen in Oesterreich, zu der ihnen ihrer Zahl, ihrer Intelligenz und ihren Verdiensten um den Staat nach gebührenden Stellung zu gelangen, niedergedrückt wird. Daß man in einem deutschen Reiche diesen Kampf der Deutschen in Oesterreich um ihre nationale Existenz sympathisch unterstützt, das kann ein öster reichischer Staatsmann, wenn er sich nur ein bescheidenes Nestchen von Objektivität bewahrt hat, gar nicht anders erwarten. Zwischen dieser Sympathie aber und der Absicht, den öster reichischen Staat zu zerschmettern, ist ein himmelweiter Unter schied. Diese Absicht und diese Neigung bestehen weder in privaten Kreisen Deutschlands, noch gar bei dem „preußischen Adler", d. h. bei der Regierung. Preußen-Deutschland hat einen gewissen Anspruch darauf, daß seine bisherige Politik selbst von seinen Gegnern als ver nünftig anerkannt wird. Ein vernünftiger Mensch wird aber nur Zielen zustreben, deren Verwirklichung ihm nützlich und Anderen nicht schädlich ist. Ein Zerfall der österreichischen Monarchie müßte gleichbedeutend sein mit der Auftheilung der cisleithanischen Reichshälfte zwischen Deutschland und Rußland. Dann aber, wenn Rußland seines österreichischen Rivalen quitt geworden wäre, wenn es seine gegenwärtig — was Deutschland nur höchst willkommen sein kann — nach Osten gravitirende Politik nach Westen umschieben werden, ist unbegründet; es wird vielmehr aus verschiedenen Gründen mindestens in derselben Stärke erhalten bleiben müssen; sein Gefechtswerth wird schon infolge der Ersetzung der alten Schiffe durch neue bedeutend erhöht. Es ist bekannt, daß der kleine Kreuzer „Commo ran" durch das Kanonenboot „Il tis" ersetzt ist und der kleine zurllckkchrende Kreuzer „Prinzeß Wilhelm" durch den großen Kreuzer „Hertha" ersetzt wird. Der im ostasiatischen Geschwader befindliche alte Kreuzer „Kaiser", der ja auS mehr als einem Grunde längst nicht mehr in ein Kreuzergeschwader gehört, kehrt im Herbst in die Heimath zurück; als Ersatz für ihn geht der neue Kreuzer „Hansa" nach Ostasien. Der 25 Jahre alte „Deutschland" paßt natürlich ebenfalls nickt mehr in ein Krcuzergesckwader, das würdig die deutsche Flagge zeigen soll; er soll im Früh jahr nächsten JahrcS zurückkehren und höchstwahrscheinlich durch unseren größten Kreuzer „Fürst Bismarck" (l0650 t und 13 500 indicirte Pferdekräfte) ersetzt werden. Außerdem geht in kürzester Zeit das Kanonenboot „Jaguar" nach Ostasien; später soll die Zahl der Kanonenboote in den ostasiatischen Gewässern noch um zwei vermehrt werden. Diese kleinen Kanonenboote sind zu Stationären bestimmt; eins dürfte wohl dauernd im Hasen von Tsintau liegen. Viceadmiral von Diederichs hat in seinen Berichten wiederholt um die Entsendung kleiner Stationsschiffe gebeten, weil ohne solche Schiffe unser ostasiatisckes Geschwader nie in ge schlossener Formation auftreten, niemals im Verbände üben konnte. Haben wir erst unsere kleinen Stationäre in Ostasien, so wird eS nicht nölhig sein, die größeren Schiffe bald da-, bald dorthin zu senden. Berlin, 26. Mai. (Der AlkoholiSmuS in Frank reich — eine nationale Gefahr.) Der Professor der Medicin Debove hat soeben eine Broschüre über den Alkoholismus in Frankreich erscheinen lassen, welche in den führenden Pariser Blättern die größte Beachtung findet. Insbesondere ist eS der „Tcmps", der im Anschluß an die genannte Broschüre sehr ernste Ermahnungen zum Kampf gegen den Alkoholismus als gegen eine nationale Gefabr ergeben läßt. Die Broschüre Professor Tebove's enthalt eine Reihe von Zahlen, die mit erschreckender Deutlichkeit zeigen, in welchem Grade Frankreich dem Alkoholismus verfallen ist. Mährend in anderen Ländern der Branntwein verbrauch auf den Kopf der Bevölkerung im Sinken begriffen ist, muß für Frankreich das Gegentbeil fesigestellt werten. Im Jahre 1850 stand Frankreich hinter allen Völkern des nördlichen und des mittleren Europa in Bezug auf den Branntweinverbrauch zurück. Seitdem aber bat eS ihn ver vierfacht und steht beute mit zwei Millionen Hektolitern jährlich an erster Stelle. In dieser Zahl ist aber nur der declarirte Branntwein enthalten; man wird noch ein gutes Drittel der genannten Zahl hinzuzufügen haben, um den thatsächlicken Verbrauch zu erhalten. Auf den Kops der Bevölkerung kommen im Jahre 1898 beinahe fünf Liter gegen ein Liter im Jahre 1830. In demselben Ver- hältniß ist die Zahl der Brannlweinsckänkcn in Frankreich gewachsen. 1830 gab eS deren 280 000, 1890 413 000 und 1897 mehr als 500 000; in Pari» entfällt auf drei Häuser eine Branntweinschänke. Hand in Hand mit der Vermehrung der Schankstätten ging die der Brenner. Vor 20 Jabren gab eö 150 000, seitdem das Branntweinbrennen im Hans« sreigegeben wurde, sind es 900 000 geworden. Die im Lande umherziehenden Brannt weinbrenner sind von 800 im Jabre 1872 auf mehr als 2000 gestiegen; sie ruiniren vor Allem die Landbevölkerung. Von den Geldaufwendungen, die für Len Branntweinconsum Anzeigeri-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. öleclamen unter dem Redactionsstrich (-ge spalten) 50^, vor den Famüiennachrichten (ögespaiten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeickniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. a. 8 8 a. Deutsches Reich. 0. H. Berlin, 26. Mai. Unser ostasiatisches Ge schwader wird in nicht zu ferner Zeit insofern vollkommen modernisirt sein, als alle alten Schiffe durch neue ersetzt sein werden. Tie Nachricht, das Geschwader werde verkleinert > s. 8 Bezugs-Preis kn der Hauptexvedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten AuS- gabestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau- X 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliädrlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung iu- Ausland: monatlich 7.50. n. s. > 6. > 0. »8 Säugern und beim Menschen findet, aber ohne Selbstständigkeit zu erlangen. Er verschmilzt vielmehr, obwohl er aus einem ge sonderten Berknöchcrungspuncte entsteht, noch während der Dauer des Fruchtlebens mit dem Schulterblatt, betheiligt sich an der Bildung der Gelenkpfanne zur Aufnahme der Gelenkkugel deS Oberarms und bildet «inen von der Pfanne nach vorn zu ent springenden, bald größeren, bald kleineren Fortsatz, der unter dem alten Namen deS Rabenschnabelfortsahes bekannt ist. Bei den Kloakthieren, Vögeln und Reptilien verbindet das selbstständige Rabenschnabelbein, wie das Schlüsselbein, gleich falls das Schulterblatt mit dem Brustbein, aber nach außen von jenem. Man hat es deshalb wohl auch als zweites Schlüssel bein bezeichnet. Ferner verschmelzen bei den Monotremen, wie bei den Vögeln, die einzelnen Knochen, dir den Hirnschädel bilden, sehr zeitig mit einander. Auch haben diese Thiere, wenigstens im ausgebildeten Zustande, keine Zähne, ihre Schnauze ist vielmehr von einer weicheren oder härteren Haut bedeckt, obwohl bei ganz jungen Schnabelthieren Zähn« nachgewiesen worden sind, die indessen nie zur vollen Entwickelung gelangen. Der Mangel an Zähnen zu sammen mit der fast wie ein Entenschnabel gestalteten, von Haut überzogenen Schnauze gaben Veranlassung, das Schnabelthier, als man es im vorigen Jahrhundert zuerst kennen lernte, als ein Bindeglied zwischen Säugethieren und Vögeln hinzustellen. Man wußte nicht, wie sehr man, wenigstens theilweise, Recht hatte. ES giebt nämlich außer den erwähnten Eigenthiimlichkeiten im Knochengerüst, der Kloake und dem zahnlosen Schnabel, noch einen sehr bedeutungsvollen Zug der Uebereinstimmung der Kloakthiere mit den Vögeln: sielegenEier wie diese. Schon Jos. Friede. Meckel, ein weitblickender, ver gleichender Anatom, hatte aus gewissen Eigenthümlichkeiten im inneren Bau deS weiblichen Schnabelthieres den Schluß ge zogen, daß dem so sei. H t ll und I a m i s o n, zwei in Neu holland seßhaft« englisch« Aerzte, waren bet Untersuchung de- Ameisenigel- auf gleichfalls dafür sprechend« Thatsachen gestoßen, da aber spätere Beobachtungen nicht- Entsprechende« ergaben, die Erscheinung von vornherein auch ziemlich unwahrscheinlich ge wesen wäre, so wurde allgemein angenommen, die Monotremen wären lebendig gebärend. Allerdings sollten di« Jungen auf einer sehr unvollkommenen Stufe geboren werden, aber rin Gleiche« war von den Beutelthieren bekannt, und da man beim Ameisenigel und Schnabelthtere wohlentwtckrlt« Milchdrüsen und bei ersteren noch dazu eine Art von Beutel vorfand, wurde der - 8 » v. » <-. - o. 5 8. 2 8. a o » - 8. g 8. 0 8- - 8. N 8. Y 8. s 8 S ». 0 «. s 8. - 8. 0 8. 0 8 - 8 -- 8. würde, wenn endlich Deutschland Rußland ihrer gesummten Ost- bezw. Westgrenze nach aneinander grenzen würden, wäre ein Konflikt zwischen Deutschland und Rußland unvermeidlich. Wer hätte das siegreiche Preußen im Jahre 1866 hindern wollen, wenn auch nicht ganz Oesterreich, so doch einen Thcil Oesterreichs an sich zu reißen? Das siegreiche preußische Heer stand vor den Thoren Wiens, Napoleon III. war nicht ge rüstet, Rußland gönnte aus Rachsucht für Oesterreich's Un dankbarkeit im Jahre 1854 den Oesterreichern jede Demüthigung, Italien befand sich mit Oesterreich im Kriege, die Ungarn, mit denen der Ausgleich noch nicht hergestellt war, waren bereit, sich zu erheben. Trotzdem nahm Preußen nicht eine Quadratmeile österreichischen Bodens, weil der geniale Staatsmann, der Preußens Geschicke leitete, für die Möglichkeit eines deutsch russischen Konfliktes ein starkes Oesterreich brauchte. Was damals galt, gilt noch heute. Und darum wäre es ein Act politischen Selbstmordes, wenn Deutschland zu einer Zer stückelung Oesterreichs die Hand böte oder gar den Zerfall der Habsburgischen Monarchie selbst betriebe. Weder Regierung noch Volk wünschen die Vernichtung der österreichischen Machtstellung. Von außen her — wenigstens was Deutschland anlangt — wird also der Zerfall Oesterreichs wahrlich nicht gefördert. Wenn es trotzdem — gegen Deutsch lands Wunsch und Interesse — einmal zum Zusammenbruch der österreichischen Monarchie kommt, so werden die inneren Zustände die «Schuld daran tragen. Diese Zustände zu ändern, die Versöhnung der verschiedenen Nationalitäten thatkräftig zu bewirken, indem man endlich von der verächtlichen Fortwurstelpolittk abgeht, das ist Sache der österreichischen Re gierung. Bei dieser Sachlage sollten die leitenden Männer in Wien sich beglückwünschen, daß sie, durch das Bündniß mit Deutschland vor äußeren Gefahren geschützt, ihrer schwierigen inneren Aufgabe sich ganz widmen können. Und wenn die Männer, die Oesterreichs Geschicke leiten, mit Einsicht und Ge rechtigkeit leidlich begabt sind, wird von einer Verstimmung gegen Deutschland nicht die Rede sein können und noch weniger von einer Besorgniß vor feindlichen Absichten Deutschlands. Wenn man in Oesterreich ebenso zuverlässig an der Freundschaft fest hält, wie in Deutschland, werden beide Theile zufrieden sein können. Filialen: Ltt« Klemm'- Lortim. «Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum), Laut- Lösche, katharinevstr. 14, part. und König-Platz 7. »o. »v. ÄmtMatt des Hömglichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Vottzei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Uoiiv» 8 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 6. 8 8. 8. ». 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8 8. 8 8. LLk. ». 6. KtUev ß, l«.v. Jahrgang. i r-p »v. »o LS i. y. ».«.»»«.tv. A :L s. « L40kl.,t l> 8 *.r7v»,«r o Ämeisenigel. Nachdruck verbot'«. Unser Zoolgischer Garten beherbergt gegenwärtig ein höchst merkwürdiges Säugethier, ja, wohl eins der merkwürdigsten, die in der Jetztzeit leben. Das ist ein Exemplar des Ameisenigels. Die Ameisenigel, es giebt ihrer mindestens zwei Arten, aber daneben noch eine Anzahl gut charakterisirter Localrassen, bilden mit dem Schnabelthiere eine Unterklasse der Klasse der Säugethiere, die in ihrem Vorkommen auch das Hauptland von Australien, auf Tasmanien und Neu-Guinea beschränkt ist und den wissenschaftlichen Namen der Kloakthiere oder Monotremen führt. Der Hauptunterschied, der diese Thiere allen anderen Säuge thieren gegenüberstellt und dem sie auch ihren Namen verdanken, liegt in dem Besitz einer Kloake, den sie mit den Vögeln und Reptilien theilen. Unter Kloake versteht man einen mit einer Oeffnung nach außen mündenden Raum am Hinteren Rümpf ende, in den der Darm und die Ausführungsgänge der Harn- und Geschlechtsorgane sich öffnen. Bei allen anderen Säuge thieren ist die Oeffnung deS Enddarms von denen des Urogenital- Apparate« durch da« sogenannte Mittelflrisch oder de» Damm getrennt. Es handelt sich bei dieser Kloake der Monotremen um einen alterthllmlichen Zustand, der an die Verhältnisse, wie sie uns bei den Vögeln und Reptilien entgegentreten, wenn auch nicht ganz unmittelbar anknüpft. Auch sonst haben jene am tiefsten stehenden Säugethiere noch verschiedene Puncte in ihrer Organisation, die sich wohl bei niederen Wrbelthieren, aber nicht bei den anderen Säuge thieren wiederfinden. Zunächst die Beschaffenheit de» Schulter gürtel». Drr Schultergürtel wird von dem im Rumpfe gelegenen Abschnitt der beiden vorderen Gliedmaßen gebildet und er ent spricht dem Beckenabschnitt der Hinteren. Beim Menschen und allen Säugethieren außer den Monotremen besteht er aus höchsten» zwei Stücken: dem oberhalb des Brustkastens gelegenen, stet» vorhandenen Schulterblatt und dem unterhalb de» Brust kastens befindlichen, das Schulterblatt mit dem Brustbein ver bindenden, aber bei vielen Säugethieren fehlenden Schlüsselbein. Bei den Kloakthieren kommt aber noch ein dritter Knochen jeder- seit» hinzu, der in gewissem Sinne sich freilich auch bei anderen
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