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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010131019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901013101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901013101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
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Anzeigen-Preis dir 6 gespaltene Prtitzeile Sb H. Reklamen unter dem RedactionZsttich l« gespalten) 75 vor den Familiennach richten (6 gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprecheub höher. — Gebühren für Nachweisungen ust» Offertrnannahm« LS (»zcl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuvg 60.—, mit Postbrsörderung ^tl 70.—, Ännahmeschlnß für Auzrigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bet deu Filialen und Annahmestelle» je «tue halbe Stunde früher. Anzeigen stad stet» an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag» unuuterbrocheu geöffnet von früh S bi» Abend» 7 Uhr. Druck uud Verlag von E. Volz tu LeipzlG. ^«58. Donnerstag den 31. Januar 1901. 95. Jahrgang. Ranftsche Gaffe 6 Herr Lrleür. Lecker, Colonialwaarenhandlung, Ranftädter Steinweg 1 Herr 0. LnKvInmiin, Colonialwaarenhandlung, Schützenftrabe 5 Herr ^ul. 8eliüni1< Iieu, Colonialwaarenhandlung, Weftplatz 38 Herr L. vittrioli, Cigarrenhandlung, Aorkftrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr I?. IV. Lietr, Colonialrvaarenhandlung, Zeitzer Stratze 35 Herr V. Lü8ter, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. Orüt/iuuun, Zschochersche Straße 7», - Reudnitz Herr >V. Luxmunu, Marschallstraße 1, » - Herr 0. Kohlgartenstraßc 67, - - Herr Loinll. IVebvr, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr L. Lünt8o1l, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarödorf Herr VeoiK Niemann, Conradtzr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Für W'Skrn«!* und ZIÄI'L kann da- Leipziger Tageblatt durch alle Postanftalten des deutschen Reiches und Oesterreick-Ungarns zum Preise von 4 bezogen werden. In Leipzig abonnirt man für 3 mit Bringerlohn 3 75 und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharmenstratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Littel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenftraste 1 Herr H»eo<1. Leier, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 O. L. 8el»udvrt'8 XuektolAer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto LlautBedlie,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Llluarü Letter, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr U. L. ^Idrevkt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr L. Lrieüvl, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau breiter, Hermannstraße 23, - Cutritzsch Herr Lodert .VLner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Lodert Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 6, - Lindenau Herr widert Lluüuer, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Luu! LueL, ^uuoneeu-Lxpvllitiou, Eisenbahnstraße 1, ihnen leben ja herrlich in den Hotels und sorgen nebenbei auch dafür, daß die Preise der Lebensmittel, besonders für frisches Obst, für den gewöhnlichen Capstädter fast unerschwinglich sind. Den weniger Bemittelten aber wird di« Wartezeit doch etwas lang, unv Müßiggang ist aller Laster Anfang. Dte Spiel höllen in Capstadt, gegen welche die Polizei dis jetzt nicht eingeschrittcn ist, vermehren nur das Elend, und Einbrüche, wo Geldschränke mit Dynamit gesprengt wer den, kommen immer häufige- vor. Aller Wahrscheinlichkeit noch sind auch Soldaten an einigen der Einbrüche b e - theiligt gewesen und haben den nöthigen Sprengstoff ver schafft. So ist unter Anderem auch im Deutschen Haus der Geldschrank erbrochen, wo die Ausbeute aber gering war; schlimm«! wgr die Beraubung eines deutschen Juwelier ladens, wo zum Werthe von 600 Pfund Sterling Juwelen und Uhren gestohlen wurden. Zubehör? Der deutsche Staatsbürger, der sein« politische Wissen schaft lediglich aus der hoch-, voll-, halb-, viertel- und gelegent- lich-officiöfen Presse bezieht, Dürfte in jüngster Zeit über die staatsrechtliche Stellung des deutschen Reiches ins Unklare ge reichen sein. „König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland und seiner Colonien und Zubehöre in Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien, Kaiser von Indien, V«r- theidiger des Glaubens", so lautet der amtliche Titel des Königs von England. Mustert man aber, was jene deutschen Blätter, die ihre Dirrctiven aus der Wilhelmstraße in Berlin erhalten oder sich dort insinuiren möchten, anläßlich des Thronwechsels in England dem deutschen Publicum geboten haben, so kann man gar leicht auf den Gedanken »«rfallen, das deutsche Reich wäre eines jener „Zubehöre in Europa", von denen im königlichen Titel Englands die Rede ist. Daß der kaiserliche Enkel seine verstorbene Großmutter für seine Person in der ihm angemessen erscheinenden Weise ehrt, halten auch wir für ganz selbstverständlich, möchten in aller Bescheidenheit aber doch di« Frage aufwerfen, ob es der Stimmung der deutschen Nation entsprach, daß das Reich sich amtlich und außeramtlich bei dieser Gelegenheit in die Rolle eines derartigen Zubehörs begab. AlS einer der deutschen verbündeten Fürstin, der Groß- Herzog Carl Alexander von Sachsen - Weimar, der zu den thatkräftrgsten und getreuesten Mitbegründern des Reiches zählte, vor wenigen Wochen aus dieser Zeitlichkeit ab berufen wurde, hat der Präsident des Reichstages ihm den üblichen Nachruf gewidmet. Der Königin Victoria von Eng. land aber erwieS der Herr Reichskanzler in Person die letzte Ehre in der deutschen Volksvertretung. Der schlichte Bürgerverstand wird di«se Nüancimng sonderbar finden. Er wird sich erinnern, daß Für st Bismarck im Amte und später immer wieder daran erinnert hat, daß das deutsche Reich auf die Vertragstreue der deutschen Fürsten gebaut ist. Der Bürger verstand wird daher einigermaßen dadurch in Verwirrung ge bracht, wenn er gewahr wird, daß fremdländischen Fürstlichkeiten Ehren erwiesen werden, die deutschen Souveränen versagt wur den; denn bisher galt es für ausgemacht, daß dem deutschen Reiche die deutschen Fürsten am nächsten ständen. Mr ehren die rein menschlichen Motive, die unseren Kaiser bewogen, an das Sterbelager sein«r Großmutter zu eilen. Aber Fürst Bismarck hat uns ein Wort hinterlassen, das unsere politische Stellung zu fremden Mächten charakteri- sirt: WirlaufenNiemand nach! Graf Bülow hat dieses Wort wiederholt und hat großen Beifall gefunden, als er es that. Wenn aber der Todesfall im englischen Königshause in Ver gleich gestellt wird zu jenen Empfindungen, welche unser Volk an der Bahr« Wilhelm's I. bekundete, dann scheint man dabei doch geflissentlich außer Acht zu lassen, daß die Stellung des Be- gründers des deutschen Reiches zu seinem Volk« «ine wesentlich anders geartete war und bleiben wird, als die eine» englischen König» zu dem seinen jemals sein kann. Glaubt man denn etwa irgendwo in Deutschland, daß die englische Politik irgend ein«n erheblich«» Werth auf jenes Uebermaß von Gefühlsseligkeit legen werde, mit dem Die Königin Victoria und König Eduard VII. in unserer Presse überschüttet werden? Oder glaubt man vielleicht, unsere Diplomatie könnte, sofern eine Divergenz der englischen und der deutschen Interessen erwüchse, sich auf jen« sympathischen Artikel berufen, mit dcn«n der zeit englische Blätter über die ihnen unerwarteten großen Auf merksamkeiten quittiren, welche Deutschland officiell England kn Liesen Tagen erwiesen hat? Und darum ist es «in« «blöde GeschichtSklitterung, wenn dieser oder jener den Sachverhalt mit der Bemerkung bemänteln will, Diutschland hätte »keine Ursache, die freundlich cntgegengestreckte Hand Englands abzulehnen". Wir haben nicht aeiehen, daß England un» die Hand freundlich «ntgegengestreckt hätte; jetzt nicht und auch früher nicht. In der deutschen Geschichte ebenso wie in der Preußens und d«r der Hohengollern ist aber so manches verzeichnet, waS das Gegentheil von freundlichem Entgegen stricken der Hand bedeutet. Wenn also die Hand entgegengestreckt wurde, so geschah es nicht von England! Unser Doll aber steht darin zum Fürsten Bismarck, der unserer auswärtigen Politik die allein richtig« Direktive vorschritb: „Wir laufen Niemand nach!" Geradezu unwürdig muß «» ab«r erscheinen, wenn die „Kölnische Zeitung" die entgegengestreckte Hand Englands darin entdecken wollt«, daß Könia Eduard VII. unseren Kaifrr zum englischen Seneralsrldmqrschall ernannt hat, nachdem eine ent- sprechend« Ehrung ihm von deutscher Seite zu Lherl geworden »ar. Wir tazinn di» würde «ine» Feldmarschall» der Arme» Kaiser Wilhelm's I. doch etwas höher, als di« des Feldmarschalls eines Landes, dessen Armee heute rathlos in Süvafrika kämpft und von einer Handvoll Boeren in Athem erhalten wird. Der deutsche Kaiser kann in seinem Ansehen und in seiner Würoe nicht gehoben werden durch irgend etwas, das ihm England geben könnte. Den Enkel und nicht den Kaiser tri«b es an Das Sterbelager seiner Großmutter. Diesen Unterschied hätte man als Leitmotiv der officiösen Presse geben sollen, deren Uebereifer eine an sich ganz klare Sachlage dahin ver wirren konnic, daß man sich nicht ohne Grund fragt, ob wir d.mn wirtlich schon zu den „Zubehören Englands in Europa" zählen, ohne daß Jemand etwas von dieser gewaltigen Verschiebung tm europäischen Gleichgewicht bemerkt hätte. Die Wirren in China. Sntschädigungsfrage. lieber den Stand der Verhandlungen mit China sind r^ich einer Pariser Meldung diplomatischen Stellen folgens« Mit- theilungen zugekommen: Die Unterhändler Prinz Tsching und Li-Hung-Tschang erklären mit Bestimmtheit, es könne, falls China in die Lage versetzt werden soll, die von den Mächten zu fordernden Entschädigungen zu leisten, hierfür kein anderes Aiis- tunftsmittel gefunrxn werden, als die Aufnahme einer Anleihe, für welche gewisse Staatseinnahmen, darunter diejenige aus dem Salzmonopol, als Garantie zu dienen hätten. Die Zu- muthung, daß für die betreffenden Staatseinnahmen eine inter nationale Controle eingesetzt werde, bezeichnen die Unterhändler als undiscutirbar. Die wiederholten Versicherungen der Vertreter der Mächte, daß der chinesische Hof im Falle seiner Rückkehr nach Peking durchaus keinen Handstreich zu besorgen habe, sondern -mit allen ihm gebührenden Ehren em pfangen werden würde, haben das Mißtrauen der kaiserlichen Familie nicht zu zerstreuen vermocht. Nicht nur bei Letzterer leibst, sondern auch bei den Unterhändlern sch«in« der Verdacht zu bestehen, daß die Befehlshaber der fremden Streitkräfte die Möglichkeit suchen, sich deS Kaisers und der Kaiserin-Wittwe zu bemächtigen, und daß sogar ein Vormarsch nach Singanfu, der jetzigen Residenz des Hof«S, In Erwägung gezogen weroe. Trotz der mehrfachen Ankündigung von Vorbereitungen des Hofes zur Rückkehr sei somit kaum zu erwarten, daß derselbe sich zur Aus führung dieser Absicht, so erwünscht ihm auch ihre Beschleunigung sein möge, vor der Unterzeichnung des Friedensoertrages und d«m Beginne des Abzuges der fremden Truppen entschließen werde. Die Kaiserin-Wittwe soll nach den Versicherungen der chinesischen Unterhändler durch andauerndes Leiden verhindert sein, auf die Staatsangelegenheiten Einfluß zu nehmen. Der Krieg in Südafrika. vatha'S Hauptquartier. Wie der „KriegScorrespondenz" übereinstimmend aus meh reren Quellen gemeldet wird, befindet sich, oder befand sich wenigstens, am 25. Januar das Hauptquartier deS Generals Botha in Roosenekal, wenige Meilen nördlich von Middelburg. Viljoen commandirt die Boercntruppen nördlich der Eisenbahn linie, die Middelburg einerseits mit Pretoria, andererseits mit der Delagoa-Bai verbindet; Tobias SmutS commanbirt die Truppen südlich dieser Linie. Englische Quellen geben die Stärke der unter Botha stehenden Boeren auf 1600 Mann mit fünf Kanonen an, doch dürfte die Wahrheit den aus boerenfreundlicher Quell« stammenden viel höheren Angaben näher sein. Jeden falls ist die Stellung General Botha's, vom strategischen Stand- puncte beurthrilt, ausgezeichnet gewählt, d«nn er kann von Roosen«kal oder Middelburg auS nicht nur di« Eisenbahn be herrschen, sondern auch jederzeit einen Vorstoß gegen das weniger al» 160 Kilometer entfernte Pretoria, gegen das gleichweit ent fernte Johannesburg, oder in östlicher Richtung gegen die noch näher gelegenen Orte Belfast, Carolina oder Ermrlo machen. „-«Nische KriegSbeendiguus" AuS Capstadt, 8. Januar, wird un» geschrieben: Feld marschall Roberts mußt« der Walt schon vor g«vaum«r Z«it zu er zählen, daß der Krieg „faktisch vorüber" (pructiv»II> ovor) wäre. Al» er aus seiner Rückreise nach Europa noch Capstadt kam, I gehörten zu Denen, di« sich mit am meisten für da» intereflirten, I wa» der Marschall von der praktischen Beendigung de» Krieges I,u berichten Hütte, di» Uitl« « d»r ». Di« Wohlgestelltrn unter Den Uitlanders war versprochen worden, daß von Mitte October ab ihrer monatlich 3—4000 nach Johannesburg zurück kehren könnten, aber der Zeitpunkt mußte aus bekannten Grün den immer hinausgeschoben werden. Etwas mußte aber ge- than werden, um die ungeduldigen Uitlanders zu beruhigen. Es wurde also in Aussicht gestellt, daß solche, welche zunächst ge neigt wären, ihr Leben zu riskiren, d. h. in die to^vu- xuurck zu Johannesburg einzutreten, den Vorzug haben sollten, zuerst zurückzukehren. Auf diese wenig verlockende Aussicht hin fand sich nur eine sehr geringe Anzahl bereit, und als schließ lich wirklich doch ein Anfang gemacht werden sollte und der Zug, der die Glücklichen fortbringen sollte, schon besetzt war und eben abdampfen wollt«, hieß «S: Wieder aussteigen! Mit welchen Verwünschungen das bewerkstelligt wurde, kann man sich Lenken. Man war also, wie erwähnt, r«cht gespannt, )etzt au» Lord Roberts' Munde zu vernehmen, daß die Wartezeit endlich vorüber sei. Allein welche Enttäuschung für die Armen! Aus dem „tsts rvar rvas ovsr", dann dem eingeschränkten „prae- ticnlix vver" klang jetzt schon das resignirt« „Ide vnr vas ovsr" aus Lord Roberts' Munde. Nur noch ein bischen Geduld wegen der kleinen „Miscalculations"; unliebsame Unter brechungen der Eisenbahnverbindung hätten bis jetzt verhindert, daß die nöthige Provision in Johannesburg wäre, sobald aber Lebensmittel genug vorhanden, könnte die Rückreise stattfinden. Man erfährt aber nicht, wann d«r Ziitpunct eintreten wird, daß genug Lebensmittel in Johannesburg angehäuft sein werden. Uebrigens hat cs seine Richtigkeit, daß die Lebensmittelfrage jetzt von größter Bedeutung ist. Giebt es doch Orte im Trans vaal (Standerton), wo man jetzt für einen kleinen Kohl kopf IZH Mark zahlt. Ein Sack Zwiebeln, der am Cap bis 10 ofk kostet, wird schon in Kimberley, wohin doch immer noch ziemlich regelmäßiger Verkehr stattfand, mit 30 bezahlt. Uno da der Güterverkehr nach Len Republiken und Rhodesia recht oft, jetzt sogar nach Kimberley zeitweilig unterbrochen ist, so kann es auch mit der Verpflegung der Truppen nicht zum Besten bestellt sein. Zu den Hilfstruppen, die man wegen des VolkscongresseS in Worcester von der Heimreise zurückgehalten hatte, gehörten auch die australischen Buschleute. Sie dachten beim Ab züge auch daran, auf ihre Weise die Kriegslaufbahn praktisch zu beendigen. Auf der Rückfahrt nach Capstadt paffirten sie von Stellenbosch an kleine Stationen, wo augenblicklich in der Erdbeerz«it massenhaft die Körbe mit den verlockenden Fruchten bereit standen, um zum Markt« nach Capstadt befördert zu wer den. Die „loyalen" Farbigen, die meist den Erdbe«rhandel be treiben, haben ein unnützes Zekrgeschvei angehoben, als sie ge wahrten, wie ihre Körb« mit den schönen Früchten ohne Zahlung in dem von den Soldaten angefitklten Zuge verschwanden und sie nicht einmal die leeren Körbe wieder zu sehen bekamen. In Cap stadt selbst war die Polizei nicht mächtig g«nug, den Excessen dieser Buschlcute Schranken zu sehen. Die Hotels und Schenken wurden von ihnen gestürmt und Getränke meist ohne Zahlung entnommen, und die Inhaber hatten noch die Freude, ihre Gläser, Spiegel und dergleichen zerschlagen zu sehen. Größere Hotels fanden es denn auch gerathen, für den Tag zu schließen. Auf der Straße wurde allerlei Unfug getrieben, wobei «S denn auch passirte, daß hin und wieder eins von den groß«n und thruren Schaufenstern der Läden zertrümmert wurde. Und di« Cap städter, denen diese „praktische Beendigung" de» Kriege» zwischen 1300—1500 Pfund Sterling Schaden gebracht hat, haben den ALziechrnden gewiß eine glückliche Reif« auf Nimmerwiedersehen zugewünscht. Deutsches Reich- 0. 8. Berlin, 30. Januar. (Der Streik der An gestellten der Pariser Stadtbahnen und die Be wegung im Verkehrsgewerbe in Deutschland.) Der gewaltige Streik aller Angestellten der Pariser Stadtbahnen, durch den mit einem Male der Zugverkehr vollständig unter bunden wurde, lenkt selbstverständlich die Aufmerksamkeit auf die verwandle oder ähnliche Bewegung in Deutschland. Bei dem Streik der Berliner Pferdebabnangestellten trat mit einem Male der Verband der im Handels-, Transport- und VerkehrSzewerbe beschäftigten Arbeiter stark in den Vorder grund; er leitete den Streik, vrganisirte die Versammlungen und war überhaupt die treibende Kraft. Alle Versuche, die Pferde- babnervon diesem vollständig im sccialdemokratischenFahrwaffer segelnden Verbände zu trennen, sind mißlungen. Der Verband selbst ist unausgesetzt gewachsen, bat eine große Anzahl Filialen errichtet und bereitet sich jetzt anscheinend zu einem folgenschweren Schritte vor. Er hat für den 6. April seine Generalversammlung nach Nürnberg eiaberufen, wo nicht nur über die paritätische ArbeitSvermittelung und den Ausbau der Unterstützungs-Einrichtungen, sondern auch über „unsere Lohn bewegungen" beratben werden oll. In allen Zweigverriaen giebt sich ein lebhafte» Interesse für den VerbandStag kund und so werden sich schon am Vorabend de» 6. April in der „Goldenen Rose" in Nürnberg die Drlegirten in großer Anzahl zusammensinten. In früheren Versamm lungen de» TranSportverbandes ist wiederholt verlangt worden, daß man unverfroren und dreist Vorgehen möge; Bescheidenheit bei der Ausstellung von Forderungen bezüglich Löbnerhvdnng und Arbeitsverkürzung sei unangebracht; man möge nur nach Dänemark schauen, wo die entschiedene Haltung der Eisenbahner den BrrkehrSminister veranlaßt hab», im Folkething eine Dorlagr wegen Gehaltserhöhung der Eisen bahner einzubringen. Dir Annahme, daß in Nürnberg'die Delegirten bei der Berathung über die Lohnbewegung mit hohen Forderungen hervortrcten werden, liegt also nabe, und zwar um so näher, 5« deutlicher die Streiks in Berlin uud Paris zeigen, daß die Einigkeit unter den DcrbandSmiigliedern nicht-zu wünschen übrig läßt. Welche Störungen durch solche Streik» verursacht werden, haben wir ja in Berlin mit eigenen Augen gesehen. Der Pariser Streik hat hoffentlich da» Gute, daß er nicht nur die Ausdehnung der Gefahr zeigt, sondern auch Anlaß zu Verbesserungen giebt, wo solche mit Recht gefordert werde«. Jedenfalls darf man mit Spannung den Berathungeu in Nü.nberg entgegenseben. * Berlin, 30. Januar. (KreiSschulinspection und Cent rum.) Mit welchem Eifer da» Centrum die Anstellung von weltlichen KreiSschulinspectoren bekämpft, ist au» d«n jährlich wiederkebrenden Debatten deS preußischen Abgeord netenhauses hinlänglich bekannt. Namentlich macht eS den Herren Schmerzen, daß in Bezirken mit konfessionell ge mischter Bevölkerung evangclische SchulaufsichtSbeamt« thäkig sind, uod sie verlangten schon seit Falk'S Ze^tn Anstellung besonderer katholischer Sckulinspectoren. Treffliche Worte sind es, mit denen dieser Minister die Antragsteller damals abfertigte, iadem er ausführte: Die Regierung habe keinen Grund, nach eia«» and«r«a Priacip vorzugrhen, al» nach dem Territorial-Priacip, d. h. mau töaue grundstitzlich keinen Unterschied dahin mache», die «vaugrlischen Schule« einem evangelische« u»d di« katholischen Schulen «iaem katholischen Krei»schuli»sp«ctor zu uutrrstellen, sonder» daß eia evangelischer Lreisschuliospector sein müsse »nd djtrfe über katholisch» und evangelische Schulen, und umgekehrt »in katholischer über katholische und evaugelische Schale«. Ei« andere» Priacip ist gar «icht «»»fühlbar, v«»a ma« «tcht eine groß« Menge Kräfte verschwend«» soll, indem »«« ihnen zu weit au-grdehut« »ad langgestreckt« Bezirk» zu weist. E» ist aach »icht z» bestreite», daß »ar i« einer solchen Abgrraznag di« Ziel«, die di« Schul« im Aage hat, richtig grsürdert werden können. ES würde, wen« verschiedentlich« Persönlichkeit«, für di« verschied«»»« Schule» deffelb»» Bezirk» oogestellt würd»a, gerade der Maßstab der Gleichheit, der Einheit, der da nothwendig ist, verloren gehen, und darin sehe« gerade uud mit Recht, di« Schnlbeh-rdea et»en »eseutlichea Bu»tß«i l solcher Eiarichiaag. ,Lch denk«, wie ID,««, de« preußisch», Be amte« zutrauen, »eh die ihuea e»vertrante» Jntaeesse, imch der . Sache und nicht nach der konfessionell«, Mchtang gefiludee» »er»««." Auch di« Nachfolger von Falk hab»« «v«t»»ßk aea«, bi» 1 Angriff« »es T«utr««r» Staad ßehaltea u»d bi« »chal-
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