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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190102104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-10
- Monat1901-02
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1901
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Ämlovkatt des Hönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rattzes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeige« «Prei- die 6 gespaltene Petitzeile LS H. Reklamen unter dem Redaction-strich (»gespalten) 7b dor den Familiennach» richten («gespalten) 50 L,. Tabellarischer und Ziffernlatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). Ertra-Veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-SluSgabe, ohne Postbeförderung ^l 80.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Iinnalfmeschlub für Anzeigen: Abend-Au-gabe: vormittag- 10 Uhr. Morg«n-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Erpedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck u"b Berkag von E. Bolz in Leipzig. Sonntag den 10. Februar 1901. 95. Jahrgang. Aus der Woche. Am Schluffe der vorletzten Woche halten wir eine fast allgemeine und tiefe Mißstimmung über dir Umstände, unter denen sich der englisch« Aufenthalt de» Kaiser- vollzog, sestzustellen. Aut« sind wir, obwobi da» Bedauern seitdem neu« Nahrung erhalten, dieser Aufgabe enthoben. Die „Kreuzzeituug* bat si« uns abgenommen. Wir sind bescheiden genug, eS eindringlicher zu sinken, wenn da» konservative preußische Organ wegen der Borgänge aus britischem Bode« „ein Wanken der Treue und des Glauben« an die Notbwendigkeit einer kraftvollen Monarchie" im Kreise seiner Leser besorgt, al« wenn eine nichlpreußische Zeitung ähnlichen Befürchtungen Au-vruck gäbe. UrbrigenS bestaiigt der Notbruf gerade dieses Blatt.» die Nichtigkeit unserer vor acht Tagen ausgestellten, aber hier und dort in der Presse be- striitenen Behauptung, daß der preußische Adel sich von dem allgemeinen Gefühle de» Bedauern» nicht ausschließe. Wir theilrn die wichtigsten Sätze au» der Auslassung der „Kreuz zeitung* an anderer Stelle mit. Da» für den Augen blick Bedeutsamste an der Auslastung ist der Umstand, daß sie die Prcßstimmen, die auf die Negierung zuiückzu- führen sind und di« da» deutsche Volk znr „höchsten Befriedigung über diese Kundgebungen* (in England) verpflichten zu dürfen meinten, in ihrer ganzen Osficiösität erscheinen laßt. Kein Wunder, daß einem der Pießorgane dieser Art vor dem Artikel de» konservativen Blatte« fast die Sprache vertagt und eS nur zu stammeln ver mag: „DaS sind doch erstaunliche Acußerungen!" Allerdings ist e» erstaunlich, daß wir dreizehn Jahre nach dem Tode Wilhelm'« l. solche Stimmen au» solchen Kreisen vernehmen müssen. Tie allgemeine Stimmung, wie gesagt, hat sich in den letzten Tagen noch trüber gestaltet, nachdem englische Blätter, ohne berichtigt zu werden, gemeldet haben, der deutsche Kaiser habe erklärt, er rechne es sich zur be sonderen Ehre an und betrachte e» als ein Compliment für da» deutsche Heer, raß er nun dieselbe Uniform tragen dürfe, wie Lord Robert». Da Lord Roaert» ein gioßer oder berühmter Feldherr, wie der gleichzeitig ernannte Mitsieger von Waterloo, ist, so wird diese Kund gebung so aufgesaßt, al» gelte sie der Sacke, für die der englische General zuletzt, wenn auch nickt mit entscheidendem Ei folge, gefochten. Angesicht» ter beispiel losen Ehrung, die in den kaiserlichen Worten liegt, ist e» gleichgiltig, ob Lord Robert» den Schwarzen Adierorden noch dazu bekommen hat oder nicht. Wenn Deutschland jetzt noch beanspruchen darf, al» eine im südafrikanischen Kriege „strikte Neutralität* beobachtende Macht zu geilen, dann bat Papst P,u« IX. auch strikte Neutralität beobachtet, al« er bei Ausbruch des Kriege» von 1870 die französischen Waffen segnete. Man hat aber damals den Akt de« Papstes in Deutschland nicht so auf gefaßt, am allerwenigsten in katholilchen Kreisen. Den Juden in Preußen ist von den Freisinnigen wieder einmal einer der üblichen BärenliebeSdiensle erwieien worden. Angefangen hat allerdings diesmal ausnahmsweise ein Jude, der Abgeordnete Peliasvhn, der sick darüber beschwerte, daß in Berlin, wo die Zahl der jüdiichen Anwälte die der christlichen weit überwiegt, die Bestellung von Juten zu Notaren nicht in der Weise erfolgt, daß in etwa zehn Jahren die Haupt stadt kaum mehr einen christlichen Notar aufwesten würde. Daß die von Herrn Peliasohn und nachher von den Freisinnig.« geforderte Praxis de» Justizminlster» diesen Effect Haden würde, ist nickt bestritten worden. Der Erfolg der Anzapsung ist, daß der Zudrang der Juden zur Anwaltschaft und die Frag« der Anuellung von Juden als Staatsbeamte heule im ganzen Reiche weit eifriger und aus eine für diese Minderheit viel ungünstigere Weise erörtert wird, als vor der „Interpellation''. Ter Juiuzminister Schönstedt hat den vollen Ersolg mit seiner Erklärung sür sich, er werde künftig so handeln wie bisher und kein Nachfolger könne anders ver fahren. Er stnvet selbst in jüdiichen Kreisen Beifall. Eine Aeußerung de» Herrn Schönstedt, daß seine Verwaltung die einzig« sei, die überhaupt jüdische AmtS- bewerder nicht ablchne, bat der Minister, als nicht glücklich gewählt, zurückgezogen. Damit entfiel ein Bedenken, dessen man sich in Hinsicht auf Vie verfassungsmäßige Gleichberech tigung nicht völlig entschlagen konnte, und der nationalliberale Wortführer im Abgeordnetenhaus« darf gewiß der Zustimmung der Parteigenossen sicher sein, nachdem er unter Hinweis aus die Beseitigung jene» Bedenken« einer grünvsätzlicken RuSschließuna sich aus die Seite der Minister stellte. Dir jüdischen (LultuSgememden, dir sich wegen der Sache htschwerdrsühieod an den Grasen Bülow gewendet, werden iiurtmedr gut lhun, ihre Eingaben zurückzuerbiitrn. Zufrieden mit dem Reick-kanzler wird man allerdings in den Kreisen, denen diese Beschwerden entstammten, nicht sein. Da- liegt aber auf einem anderen Gebiete. Der Reichskanzler hat mit seiner im Deutschen LandwirtbschaftSralbe ge haltenen Red« da» Mißvergnügen der Freihändler, da« schon durch dieEik ärungvesEeutralverbandeS deutscher Industrieller hochgradig gesteigert war, aus» Neue erhöht. Der Kanzler widerrief nicht, daß ein vrrftcnkter Zollschutz für die Landwirlbschaft nötdig sei, und bewies damit allerdings einen ladclnSwerthen Starrsinn. Tenn die Manchesterpresse hatte ihm Lag für Tag „nachgewiesen*, daß eine Erhöoung der Getreidezölle da» Reich nickt nur in «inen Zollkrieg mit dem gelammten Erdkreise verwickeln, sondern e» auch politisch »soliren würde. Aber selbst die sürchterliche Drohung mit dem Zorn der österreichischen Industriellen, die nämlich selbst hart gesotten« Hvcksckutzzöllner sind, hat nickt» gefruchtet. Da» di« Eanalvo klage angeht, so hat der weitere Verlauf der ersten Beratbuna im Abgeordnetenhaus« die Voraussicht bestätigt, daß der Stand der Angelegenheit durch dies» Debatten nicht im Mindesten geklärt oder gar verändert werden könnte. Es verlohnt sich bl» auf Weitere» nickt, die Chancen zu erörtern; die Würfel werden nicht im Hellen LazeSlicht» fallen. Die Polenpolitik der Regierung ist durch den Posterlaß wieder als kaS gekennzeichnet worden, al« waS man sie schon lange anseden mußte: al« eine mit ein paar Rede» hornea umrahmte Politik der Nachgiebigkeit. Gesprochea wird ja ganz hübsch, aber wenn immer eine Handlung bekannt wird, ist eS eine solche, di« den Interessen de- Dcutschthum» zu- widerläuft. I» «iner Zuschrift aus dem Osten, die kürzlich einem Berliner Blatte, und noch dal» einem freisinnigen, zu ging, heißt eS, mau verliere dort alle Hoffnung, denn man fühle sich „genarrt*. Genarrt — das ist nach unsrer Meinung schon lange das rickiige Wort. Und daS wird sich auch nicht ändern, denn da- Berliner Regiment ist im weiteren, im historische» Sinne welsiich. FranMsche Kabelplane. Dor Kurzem ist der französischen Deputirtenkammer ein wichtiger Gesetzentwurf zugegangen, der voraussichtlich bald zur Berathung kommen wird. Er handelt von der Schaffung eines französischen Telegraphennetzes zur Ver bindung aller Colonien und mehrerer über seeischer Länder mit Frankreich. Dem Gesetzent würfe geht eine Darlegung der Gründe voran, die die N'öth- wrndigkeit eines französischen Kabrlnetzes beweisen sollen; ferner werden die erforderlichen Linien aufgestellt und hieran fügen sich genaue Berechnungen über Äie etwaigen Kosten und die Rentabili tät der Kabel. Den Beschluß macht der Gesetzvorschlag selbst, der aus 6 Artikeln besteht. Di« Anlagen geben Einzelheiten über die Erreichung der zu Grunde liegenden Zahlen. ES verlohnt sich, die Begründung dieses Projekte» genauer kennen zu lernen, welche», wenn es zu Stande kommt, Frank reich von den englischen K a b e l g e s«l l s ch a f t e n unabhängig macht. Nachstehend wird die französische Be gründung der Nothwendigkeit von Kabellinien im Auszuge wieverg«geben. Frankreich ist in Krieg und Frieden für seine telegraphischen Verbindungen mit den Colonien und dem Nuslande von fremden Telegraphrnlinlen abhängig. Falsche Nachrichten können die öffentliche Meinung täuschen und irreleiten. Diesem Uebelstande muß sofort abgeholfen werden. Frankreich muß ein« überseeische Kabelpolitik haben, wie e» ein-' Colonialpolitit bat. Es handel! sich nicht nur um die colonialen Interessen, es mutz auch die zahl reiche überseeische Kundschaft berücksichtigt werden, mit der eine direkte Verbindung hergestellt werden muß, wenn Frankreich nicht verdrängt werden will. England verdankt seinen Einfluß in der Welt vielleicht mehr seinen Kabelverbindungen, als seiner Marine. E» beherrscht die Nachrichten und macht sie seiner Politik und seinen Geschäften in wunderbarer Weise dienstbar. Von allen Punkten der Erde kommen die Depeschen in London an, sie reden nur von dem englischen Handel, der englischen Industrie und der englischen Politik. Die Kabel haben kräftig dazu beitragen, die Handelsgeschäfte Englands zu entwickeln; der Geschäftsmann in fremden Landen kennt nur den Cours von London, die Börsencourse anderer Städte sind ihm unbekannt. Er wendet sich nach London, um zu kaufen und zu verkaufen. Daher hat der Handel Englands im Verhältnih zur Vermehrung der Kabelverbindungen Englands zugenommen. Die politischen Interessen Frankreichs liegen nicht nur in seinen Colonien, sondern überall da, wo man seinen Einfluß zu bekämpfen sucht. Die Unverletzbarkeit der diplomatischen Correspondenz ist die erste Bedingung, solche Versuche mit Erfolg zu bekämpfen. Auch vom militärischen Standpunkte aus müssen nicht blos die Colonien berücksichtigt werden. Man braucht sich nur vorzustellen, daß ein Geschwader bei AuSbruch eine» Krieges mit England im östlichen Mittelmeer oder an der Küste von Argen tinien, von Brasilien, im Stillen Ozean, an der südafrikanischen Küste, im Indischen Ozean oder Gelben Meere kreuzt, um die ernsten Folgen für die Sicherheit der Schiffe verstehen zu können. Die französischen Colonien sind gegenwärtig nicht in Gefahr, sich überraschen zu lassen, denn sie alle wissen, daß, wenn die englischen Kabel plötzlich schweigen, der Augenblick der Vor sicht gekommen ist. Aber ein solcher Zustand darf nicht andauern. Wenn Frankreich» politische und militärische Interessen eine Kabel-Politik, wie die England», verlangen, so gilt dies ebenfalls für die wirtschaftlichen Interessen. Die Zablen de» Specialhandels beweisen da». England, Belgien, Deutschland und die vereinigten Staaten nehmen zwar den ersten Rang im französischen Handel ein. Aber die Handelsbeziehungen mit anderen Ländern rechtfertigen die Einrichtung directer Verbin- düngen mit den Kunden und den Lieferanten. Abgesehen von den Handelsverbindungen, hat Frankreich große Capitalien an Griechenland, die Türkei, an Rußland, Egypten, Argentinien, Transvaal, China geliefert; Frankreich kann nur gewinnen, wenn es diese Länder mit sich durch Kabel in Verbindung bringt, damit die Sicherheit der Capitalien überwacht werden kann. Wirthschaftliche, politische und militärische Interessen ver einigen sich also, di« Kabelverbinbnngen nothwendig zu machen. Dies der Gedankenganq der Begründung der französischen Kabel-Gesetzentwurfs: mnrntis mntnnckis ist sie auch für Deutschland vollkommen zutreffend. Die Wirren in China. Tie wirthschaftliche und „cschästliche Lage in Shanghai. AuS Shanghai, Ende December, wird un» geschrieben: Die geschäftlichen Verhältnisse haben hier in letzter Zeit eine Besserung erfahren. Die Krist» im Geschäft« der Chinesen darf wohl al» überstanden gelten; es sind neuerdings keine größeren Fallissement» mehr bekannt aeworden, und die in der Abwickelung begriffenen scheinen, wenigsten» soweit Fremde betheiligt sind eine befriediaende Erledigung zu finden. ES ist dabei zur Ent scheidung wichtiger Rechtsfragen gekommen, und zwar in einem den Fremden günstigen Sinne. Auch da» Export- und Import- Geschäft hat sich, soweit das Pangtse-Thal in Betracht kommt, etwa» gebessert. Mit dem Norden ist dagegen noch kein Geschäft zu machen: seitdem der Golf von Petschili zugesroren ist, hat der Schiffsverkehr dorthin bis auf Wettere» aufgehört. An Geld scheinen zur Zeit übrigen» weder der Hof in Sinqan- ku, noch die chinesischen Regierung-Vertreter in Peking, Prinz Tsching und Li - Lung - Lschang, Mangel ,u haben. Dem Appell an di« w-hlhadrnden Chines«« und an die Beamtenschaft ist reichlich nachgckommen worden. So haben die Behörden von Kanton bei der Hongkong- und Shanghai-Bank nicht weniger als 1200 000 Taels eingezahlt, und der hiesige Taotai bei der selben Bank 800 000 TaelS, mit der Bestimmung, für diese Be träge durch die Filiale dec Bank in Peking der dortigen Regie rung Cretdit zu eröffnen. Auch von der früher mehrfach hervor getretenen Geldverlegenheit der Generalgouverneure im Dangtse- lhal verlautet jetzt nichts mehr. Ihre Truppen scheinen pünktlich bezahlt zu werden, und auch für Munition, Waffen und sonstiges Kriegsmaterial sind immer Mittel vorhanden. Ferner sind die am 20. dieses Monat» fällig gewesenen Zinsen auf die deutsch englische Anleihe prompt bezahlt, und da der große Betrag, der auf die russische Anleihe am 31. December fällig wird, schon lang« vorher berichtigt ist, so war die hier verbreitete Besorgniß, daß die chinesische Regierung sich Ende des Jahres wegen der fremden Anleihen in großen Schwierigkeiten befinden würde, un begründet. Dee laufenden Beträge werden jedenfalls auch in Zukunft pünktlich bezahlt werden; die Einnahmen aus dem fremden Zoll haben bei Weitem nicht in dem Maße nachgelassen, wie man vielfach befürchtet hatte, in dem letzten Sommerhalb jahre zum Beispiel nur um 2*/? Millionen Taels, gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres. Beziehung«« ver fremden Truppen in Shanghai. Die in Shanghai stationirtep deutschen Truppen haben sich musterhaft betragen und genießen den besten Ruf. Auch die Japaner und Inder benehmen sich gut, während die? von den übrigen Truppen nicht behauptet werden kann. Insbesondere besteht ein bitterer Haß zwischen den Franzosen und Eng ländern, und man hat an den leitenden Stellen sogar alles Ernstes die Besorgniß gehegt, daß es zwischen den beiderseitigen Leuten zu einem schweren Kampf« kommen könnte. Der eng lische General untersagte deshalb seinen Leuten, auf Urlaub mit Seitengewehr auszugehen, der Franzose wollte aber diesem Beispiel nur folaen, wenn auch die Deutschen sich anschlössen. Die deutsche Militärbehörde besaß hierauf die Selbstverleugnung, im allgemeinen Interesse der Anregung Folge zu leisten, ein Ent schluß, der ihr freilick insofern leicht gemacht war, als in Shanghai Jedermann weiß, daß er keineSw-gS durch Mißtrauen grg-n die deutschen Salbten herbeigesiih' ' Ist. * London, 9. Februar. Tie „Times" melden ouS Peking vom 7. Februar: Rußland hat sich erboten, die nördlich von der großen Mauer befindlichen chinisischen Eisenbahnen zu erwerben und luckt dieselben in die Hand zu bekommen al- Theilzablung kür die Rußland zustehende Entschädigung, und versucht aus diese Weise China dazu zu bringen, die Bedingungen der unterlchriebenen Ber- vslicktung zu verletzen, welche daS Tiung li Damen im October 1898 England gegenüber übernommen und durch die sich China ver- siichtet hat, die Schanhaikwan-Niutichwang- und Siuminting-Babnen weder zu verkaufen noch sonstwie an eine andere Macht übergeben zu lassen. — Die auswärtigen Gesandten hegen die Hoffnung, China werde eine Note annebmen, welche ihm in ein bis zwei Tagen vor- gelegt werden soll und deren Inhalt bereit- bekannt ist. * LonVon, 9. Februar. Die „Morning Post" meldet au- Shanghai vom 8. Februar: Man erwartet, daß der Hafen von Taku zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt in diesem Jahre eisfrei und dem Verkehr geöffnet fein werde. * Shanghai, 8 Februar. (Meldung des „Renter'Ichrn Bureau»".) Zur Feier der Vermählung der Königin Wilhelmina fand in der deutschen Gesandtschaft in Peking, in welcher der niederländische Gesandte Knobel gegenwärtig wohnt, «in Frst- mahl statt. * Peking, 8. Februar. (Reuter.) Die fremden Gesandten kamen heute zusammen, um über ein von den Chinesen vorgelegteS Edikt zu berathen betr. die Aushebung der Prüfungen für fünf Jahre und Bestrafung der Beamten, welche schuldig sind, die Frevel gegen die Ausländer nicht unterdrückt zu haben. Die Ge- sandten beanstandeten den Woitlaut des Ebict-, der den Anschein erweckt, als seien die Unruhen lediglich durch das Vorgehen der eingeborenen Christen verursacht worden. Da- Evict war sonst be- riedigend und wurde, nach Maßgabe der Ansichten der Gesandten geändert, an die Chinesen zurückgereicht. * Petersburg, 9. Febrnar. (Meldung der „Russischen Telegraphen-Agentur".) Die regelmäßige telegraphische Ver- bindung mit Peking und Tientsin über Wladiwostok ist hergestellt. * Petersburg, 9. Februar. Der „Regtcrungsbote" thetlt mit, daß die Schitzwacke der ostchinesischen Eisenbahn dem Coros der Grenzwache zugetheilt wurde und daß dieselbe in dessen Bestände einen eigenen Bezirk zu bilden und dieselbe Organisation und ErgänzuagSart wir die Grenzwache anzunehmen habe. Die llnterhaliuug der Grenzwache bestreitet aber die Gesellschaft L«r ostchinesischen Eisenbahn. * Parts, 9. Februar. Die hiesige Au-gab« de- „New Jork Herald" meldet au« Peking, die Familie de» aus Beiehl der Kaiserin Hingerichteten Würdenträger» Lusin bade bei den Vertretern der sremsen Mächte Klage gegen den Bischof von Peking, Favter, eing,reicht, weil derselbe sich angeblich aller ln dessen Hause befindlichen Werthobjecte und Geldsachen im Betrage oon «iner Million TaelS bemächtigt haben soll. Die Familie Lüsen'« behauptet, daß alle diese Gegenständ« sich gegenwärtig in den Händen de» Sekretärs der amerikanischen Botschaft SquierS befinden. * Marseille, 9. Februar. Der Postdampfer „Ernest Simons" mit der Post sür China und Japan geht morgen mit 180 Passa gieren von hier ab. Darunter befindet sich der Bischof von Peking, Favier, mit mehreren Geistlichen. Der Krieg in Südafrika. Hin englischer Lsficter über da» Nirverbreniic» von Boerenhäuser». Das Plündern und Niederbrennen von Häusern, Farmen, ja selbst ganzen Ortschaften in »en Boeren-Republiken, wenn st auch blos von Frauen und Kindern bewohnt waren, ist von der englischen Presse und auch officiell so häufig und emphatisch ge leugnet moroen, daß es wohl einmal an der Zeit ist, den Bericht eines englischen Ofsiciers über mehrere solche Vorgänge wieoer- zugeben, um die Wahrheit aus solcher Quelle unumstößlich hin zustellen. Die Londoner „Truth" vom 7. Februar veröffentlicht einen Brief des Leutnants Morrison von ver kanadi schen Artillerie, dem wir Folgendes entnehmen: „Wir zogen von Thal zu Thal, wobei wir fortwährend Rin- der und Schafe stahlen, sengten, plünderten und Weiber und Kinder aus ihren Häusern jagten, so »aß sie in Thränen un» Verzweiflung neben den Ruinen ihrer einstmals herrlichen Heim stätten auf freiem Felde waren. Es war dir erste Berührung von Kitcheners eiserner Hand — schrecklich mit anzusehen. Wzr brannten eine sechs Meilen breite Strecke mitten durch diese fruchtbaren Thäler nieder. Unsere Colonne ließ eine Fährte von Feuer und Rauch hinter sich zurück, die man bl» Belfast sehen konnte.* Ueber die Plünderung und Niedevbrennung von Drill st room schreibt derselbe Ofsicier: „Keiner von Allen, die dort waren, wird die Arbeit (!) jenes Tages jemals vergessen. Gegen 7 Uhr Morgens nahmen unsere Truppen nach kurzem Kampfe die Stadt ein. Die Boeren zogen sich auf die Hügel der Um gebung zurück, und Niemand blieb in der Stadl, als Frauen und Kinder . . . Die Botren trieben unsere Vorposten auf der Flanke zurück und begannen die Bedienungsmannschaften unserer Geschütze scharf aufs Korn zu nehmen. Da, inmitten des Don ners der Kanonen und des knatternden Gewehrfeuers begann die Plünderung und Zerstörung der Stadt. Zuerst war blos ein ominöses blaues Wölkchen über den Häusern zu sehen, bald jedoch stiegen so mächtige Rauchmassen empor, daß sie 50 Meilen weit sichtbar waren. Die Boeren auf den Hügeln waren oon dem Anblick so gelähmt, daß sie das Feuer «instellten. Die Stadt war aanz ruhig, bis auf das Knattern und Pvasseln ber Flamme«. Auf den Kirchenstusen hatte sick eine Gruppe von Weibern und Kindern zusammengedrängt. Dir Gesichter »er Frauen waren kodtenblatz, aber einige von ihnen hatten brennend rothe Flecken auf ihren Wangen und ihre Augen glühten. Unsere Truppen durchstöberten systematisch das ganze Städtchen, und sobaw ste mit einem Hause fertig waren, zündeten sie es an. Während ich zusah, wandte sich ein Weib mir zu und rief pathetisch: „Oh, wie könnt Ihr doch so grausam sein!" Ich bemitleidete ste und erklärte ihr, daß es auf Befehl geschehe und daß Befehlen gehorcht werden müsse. Immerhin war cs ein trostloser Anblick, die kleinen Häuser brennen, die Rosenbüsche in den niedlichen Gärten verdorren sehen zu müssen, und Zeuge zu sein, wie die rührenden Gruppen der ihres Heims beraubten Frauen und Kinder ihrem Elend und ihrer Verzweiflung in Thränen Luft machten, als wir die rauchenden Ruinen verließen." Es spricht aus diesen Zeilen ein« solche Wahrheitstreue und — gerade weil ste keine heuchlerischen Worte des Bedauerns ent halten — ein solches Pathos, daß sie jeden warmfühlenden Menschen im Innersten des Herzens ergreifen müssen. * London, 9. Februar. (Reuter.) AuS Pretoria wird vom 8. d. M. berichtet: Eine Anzahl deutscher Staatsangehöriger, die freiwillig den Distrikt von Zontpan-berg in Gemeinschaft mit enakisckrn Untertdanen, die von den Boeren vertrieben worden sind, verlassen batten, sind hier angekommen. Sie sind von den Boeren gut behandelt worden. * Krügrrodorp, I. Februar. Einem Bericht de» „Reuter'schen Bureau" zufolge haben 1500 Boeren am 30. Januar einen energischen Angriff aus den Außenposten bei ModderSsontrin, 20 Meilen südlich von Krüger-dorp, unternommen. Der Posten bestand hanpisächlich aus Mannschaften aus NeusüdwaleS. Die Boeren wurden wud.rholt zurückgetriebrn. Die kleine britische Truppe, der die Boeren daS Wasser abgeschnitten holten, fochten wacker biS zum 31. Januar Abend», wo sie sich der feindlichen Uebermacht ergeben mußte. Der britische Verlust beträgt 9 Officiere und Mannschaften an Tobten und 17 Verwundete. Die Verlust» der Boeren waren nach allen Meldungen beträchtlich. Die Briten hatten vor der Cap tuiation ihr Maximgeschütz unbrauchbar gemacht. * Capstadt, 9 Februar. („Reuter".) Reverend BoSman, der holländische Hauptgeistliche von Pretoria, hat di« Anklagen wegen Raub und anderer Verbrechen, begangen durch die eng lischen Soldaten, untersucht und berichtet, daß die Anklage» jeder Begründung entbehren. (?) Deutsches Reich. .4. hl. 0. Berlin, 9. Februar. (Die Seemann-ord- nung und die Social demokratie.) Das Berliner socialdemokratische Centraloigan berichtet in einer seiner letzten Nummern unter der Ueberschrrft „Die SeemannSordnungscom- Mission des Reichstages und daS ReichSmarineamt" über allerlei Vorkommnisse in dieser Commission/oie^ofremixn" erregt hätten. Wir sind nach Einziehung von Erkundigungen an maßgebender Stelle in der Vage, frstzustellen, daß jener Artikel des „Vor wärts" eine Reihe von Unrichtigkeiten enthalt, von denen die markantesten hier berichtigt werden sollen. So behauptet der erwähnte „Vorwärts"-Bericht, der socialdemokratische Antrag, betreffend die Sonntagsruhe der Seeleute sei, wenn auch etwas abgeschwächt, angenommen worden, obwohl der Commissar dec- ReichSmarineamt«» dagegen gesprochen habe. Zu bemerken ist dazu, daß die Sonntagsruhe für die Seeleute, in Anerkennung der durch den Commissar voraetragenen Gründe, nur für das Gebiet de» deutschen Reiches zum Beschluß der Com mission erhoben wurde und daß die Commission im Interesse dec Concurrenzfähiakeit ver deutschen Schifffahrt und in Würdigung ver besonderen Verhältnisse des Gütertransportes und der Pas- sagierverhältnisse davon Abstand genommen hat, die Sonntagr- ruqe auch auf die im AuSlande löschenden deutschen Schiffe auszudehnen. Weiter behauptet der socialdemokratische Bericht erstatter, die Mehrheit der Commission habe entgegen dem An träge deS SommissarS dek Reich» Marine-Amte- den social demokratischen Antrag angenommen, daß -auch die Schiff»«
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