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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010216017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901021601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901021601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-16
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Ämtsvkatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Polizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Mnzeiffen.Prel- die Sgejpultene Petitzeile LS Ltz, Reklamen untrr dem Redartion-strich (»gespalten) 7b H, vor den Familieuuach» richte» (Sgtspalleo) bO L,. Tabellarischer »ad Ziffernsatz entsprechend dther. — Gebühren für Nachweisungen ui>» Offerteoannahm» Sb (excl. Porto). Ertra-V«tlagen (gesalzt), n», mit der Morgen-Ausgabe, ohne PoslbesSrderung «0.—. mit Postbesörderuag 70.-^. Annadmkschlub tür Anzeigen: Ubead-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet de» Filialen und Annahmestellen je et»« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Erpehities zs richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen gröfjart von srüh 8 brs Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig 88. Sorruabertd den 16. Febmar 1901. 95. Jahrgang. Die Unruhen in Spanien und ihre Lehren. Man schreibt uns: Mit einer Plötzlichkeit, die ein Charakteristikum politischer Vorgänge in romanischen Ländern ist — in germani schen sind politische Plötzlichleiten ausgeschlossen —, haben die inneren politischen Zustände Spaniens einen recht ernsthaften Charakter angenommen. In Madrid und in mehreren anderen großen Städten de» Landes hoben Kundgebungen stattgefunDen, die ernste Zusammenstöße zwischen den VolkSmassen und der be- wassneten Macht zur Folge hatten. Diese Kundgebungen zeigen den ausgesprochenen Charakter antiklerikaler Demonstrationen. An begründetem Anlaß zu tiesem Haise gegen das Pfassenthum fehlt es dem spanischen Volle wahrlich nicht: Jahre langes Regiment ausgesprochen klerikal gesinnter Männer, politische und wirthschastlich« Aus beutung des Voltes durch dr« in erschreckendem Maße an Mit- gkirderzahl und Reichthum zunehmenden geistlichen Orden, die Derheirathung der Prinzestin von Asturien mit 'dem erzklerikalen Sohne eines karlistilchen Führer-, die Uebermacht der Jesuiten, die besonders in dem Falle Ubäo zu Tag« trat, wo die Gerichte sich in den Dienst der Jesuiten stellten und einer Mutter di« Herausgabe ihrer von den Pfaffen beschwatzten und ins Kloster geschleppten Tochter verweigerten: all' dies mutzt« selbst die Ge duld eines so streng katholischen Volkes, wie «S die Spanier sinw, erschöpfen! Werden die Unruhen einen größeren und dauernderen Erfolg hoben, als dotz einige Menschen todtgeschosten, einige Zeitungen verboten und so und so viel tausend Fensterscheiben zerbrochen worden sind? DieS wird ganz von der Stellungnahme des Militärs abhängen. In Spanien sintv ernsthafte politische Um wälzungen immer nur mit Hilfe deS Militärs vor sich gegangen. Es sei an die gegen den pfäffischen Ferdinand VII. gerichtete Revolution von 1819 erinnert, die von den Generälen Riego und Mina in Scene gesetzt wurde; eS fei ferner daran erinnert, dotz die Proclamirund der Republik im Jahre 1873 durch einen „Streik" der Artillerreossiciere eingeleitet wurde. In Spanien ist eS eben alte schlechte Gewohnheit, dotz die Ossiciere sich in die Politik etnmischen. Freilich können die Ofstctere, die sich an die Spitze anti klerikaler Bewegung zu stellen geneigt find, aus der Geschichte entnehmen, dotz ihnen daS durch sie vom pfäffischen Joche befreite Volk w>nig Dank weitz. Als im Jahr« 1819 Mina und Rieqo die Hirstellunq einer freiheitlichen Verfassung erzwangen, konnte dos Volk von Madrid diese That nicht genug durch Stiergefecht« und Feuerwerke feiern; al- ober wenige Jahre später (1823), Dank der französischen Intervention die pfäffische Reaktion wieder ihren siegreichen Einzug in Spanien hielt und der unglückliche Riego schmachvoll hingerichtet wurde, da brüllte daS halbe Volk: „Es lebe die Religion, es lebe der König, Tod den Liberalen!" Ein dauernder und ernsthafter Erfolg freiheitlicher Gesinnung ist bei diesem durch daS Pfaffenthum in Unwissenheit und Träg heit erhaltenem Volke kaum möglich. Immerhin ober hat sich di« Regierung die Unruhen doch zur Warnung dienen lassen, und als erster Erfolg ist zu verzeichnen, dotz der oberste Gerichtshof an geordnet har, dotz die Tochter der Frau Ubao den Händen der Jesuiten entrissen und zu ihrer Mutter zuriickgefiihrt werde. Klerikaler Uebermuth und speciell ein Jesuitenstückchen waren eS also, die ernste Wirren in Spanten hervorriefen. Diese Thotsache kann auch manchem anderen Lande zur Lehr« dienen. Sie zeigt, wie gefährlich e» für ein Land ist. wenn die Klerikalen und di« mit ihnen Verbündeten Parteien sich als Herren der inneren Politik des Landes auf spielen dürfen, und wie ganz besonders gefährlich «S ist, wenn man die Jesuiten ins Land hereinlätzt unk» sie den Keim des Unfriedens In die Bevölkerung und in die Familien tragen laßt. Wenn man dem KlerikaliSmuS in irgend einem Punkte nachgiebt, so ist es nicht allein der Verlust einer staatlichen Position, der zu b«klagen ist, sondern eS ist eine Erfahrung, daß der KlerikaliSmuS die gewonnene Position als Stützpunkt zu weiteren Angriffen auf die ihm verhatzte Staatsgewalt benutzt. Darum heitzt et: „priooipiia odsts". Vie Wirren in China. Di» achte tzenlsche Verluftlifte. Der „ReickS-Anz." ve,össe»tlickt folgende Verlustliste, wobei bemerkt sei, daß T. — Todt, Der«. ---- Verwundet und 8- v. — Leicht verwundet bedeutet: Gefecht bei Maron am 22. Oktober 1900. Ost- afiaüsckes Feidart'llerir-Regiment. 1) Kanon. Otto Hanisch au- Neuwiendorf, L v. Gefecht bei Hop-bu am S. Januar I90t. Ostasiatisches Feltartillerie-Regiment. 2) Odlt. Maximilian F>br. v. Hirschberg aus Eger in Bödmen, L v. Beim Salutschießen am 1. Januar ISOI sPeitana-Fortff Ostasiaiisches Bataillon schwerer Feld- haub'tz n. 3) Obgesr. Gustav Kayser au» Kraxiepellen, T. 4) Obgefr. Franz Lux aus Gr. Neundorf, T. 5) Kanon. Richard Dolze au» Merseburg, Derw. 6) Kanon. Friedrich Goertz au»Tramvenau, Derw,dann T. 7)Kanon FritzKlug an-Celle, Derw. 8) Kanon. August Leh m a n n au» St. Av»ld, Verw. S) Kanon. Heinrich Nick au» Brr-lau, Derw. 10) Kanon. Joses Nowack au» K'vne a. d. Vrawe, T. 1t) Kanon. Heinrich Prble an- Brackwede, T. 12) Kanon. Heinrich Wilken au» Niederbagen, Berw. 13) Kanon. Ignatz Woehrle au« Illertissen in Bayern, Berw. Ostasiat sitze» Pionier-Bataillon. 14) Unteroffic. Johann Pottok au» Kg^ Neudorf, Berw. 15) Geftr. Gustav Bortz au» Königsberg i. Pr., T. 18) Gestr. Anton Sch wer bei au» Mosciejewo, Berw. 17) Pion. Ot»o von der Heyde au» Lanenburg, Berw. 18) Pion. Lorenz Link II an» Allmann-bofen in Bayern, Verw. 19) Pion. Wilhelm Rorariu» au» Fltrstenberg, Per«. 20) Karl Schramm au» Hall« a. S., Berw. 21) Pwn. Heinrich Wirtz au» Klinkbeide, Berw. 22) Pion. Paul Zettwitz au» Meißen, T. Ostasiatische Proviant- Colonne Nr. 1. 23) Traiujold. Hermann Klos au» Harlau, Verw., dann T. Außerdem gestorben: 1. Ostaflatische» Infanterie regiment, 24) Hils»bob. G ftr. Eduard Nebelung au« Maadeburg, 25) Mi.sk. Heinrich Leich aus Gütersloh, 28) Sani»3t»-Sergt. Paul Häusl»r aus Gloken, 27) Mu«k. Otto Gshte aus Neu-Blryeii, 2h)Musk. GuftavHartig au« Knautkleeberg, 29) MuSk. Richard Lorenz au» Seiffen, 30) MuSk. Otio Arnvt au» Wuyetz, 3l) Gefir. Pner Gehr ing aus Traisa, Hessen, 3. Ollasialisck'S Jusanterieregnueiii, 32) Mu»!. Anton TbomaS au- Wmzenbach in E laß Volbringen, 4 Ostasiaiisches I nantenereg ment, 33) Mu k. Gerbarv WingenS au- Düsseldorf, 6. OstusianscheS Ju- anlerirreglment, 34) Mu-k. Peter Horn au- Gruben berg in Bayern, 35) Musk. Karl Siegmann au» Biberach in Württemberg, Ostastatischr» Pionier- Bataillon, 36) Gefr. Hugo Schmidt au» Lüneburg, OllasialisckeS EisenbabnbaraiUon, 37) Pwn. Josef Gelv- bauser au- Willmatsbofen, Ostasiaiischc CerpS Telegrapben- abtheilung, 38) Gefrt. Paul Barlnik au- Blollnig, Ost asiatische MunitionScolonnenabihei ung, 39) Kanon. Karl Üpperbeide au- Bickern, Feldbaubitz Munilionecolonne, 40) Kanon. Karl Baier aus Diebach in Württemberg. * Shanghai, 15. Februar. („Reuter's Bureau.") Der deutsche Generoleonjul bat dl» Grenzen dr- Gebiets der deutschen Gesandtschaft tn Peking bekannt gegeben mit dem Hinzufügen, daß die Forderungen Deutscher um Land innerhalb dieser Grenzeo vor dem 25. Februar eiugerricht werden müssen. * London, >5 Februar. (Telegramm.) Den „Tim«-" be- richtet ihr Correspondeut au- Shanghai unter dem 14. Februar: Während meine- jüngsten AusenihaltS im Daagtse-Gebiete hatte ich in Wutschang und Nanking Unirrredungra mit beiden Vice königen, deren Festigkeit und Muth eS zu verdanken ist, dotz ich die Boxerbrwegung nicht auf den Süden au-gedehnt Hai. Beide betonten die Nothwrndigkeit innerer Reformen, wenn Chino gerettet werden soüe, und legten dieser Frag« eine weit grötzere Bedeutung bei, al- den Unterhandlungen in Peking. Beide haben wiederholt dem Throne Denkschriften eingereicht. in denen sie ür dir Inangriffnahme praktischer Maßregeln »iuqetre:en sind, aber ohne Ei folg. Sir sind nach wie vor der Dynastie ergeben, sie halten e« aber für wesentlich, daß der Kaffer von guten Rnltz- geb«» umgeben werde. Der Krieg in Südafrika. Widerspruch, Verwirrung und Ungewißbeit haben wieder einmal die Oberhand in den oisiciellen unv officiöse» Meldungen vom südasrikaniichen K- legssctzanplay. Es beißt da allerdings vor Allem, daß der Plan des brilischenOberbefeblShaberS, den ganze» Osten tzcS Transvaal reinzufegen, Botha mit seiner ganzen Armee in die Enge zu treiben und unschädlich zu machen, die großartigst'N Fort schritte macht unv von A bis Z wunderbar klappen soll. Es wird in der Morgenpr.sse sogar direkt behauptet, daß Boiha bereit- ein verlo>ener Mann ist und sich mit seinem Corps vor den verschiedenen, rapide avan- cirenden englischen Colonnen nicht mebr retten kann. Diese Tonart ist sattsam bekannt, und man könnte beinahe Mitleid sür die armen Propheten fühlen, welche beute Morgen die englische Nation sogar glauben macken wollen, daß Kitckener obne die so ost versprochenen Verstärkungen wahrichcinlich im Siande sein wirt, enrlich die Entscheidung — auch riese« Mal natürlich die endgiltige — im Transvaal Herdeizuführen. Ta« bleibt natürlich abzuwarten. Ta» unfeblbare „Reuler'sche Bureau* bat über Durban gemeldet, daß General French mit seiner Cavallerie- Division Ende voriger Woche ein große» Boeren-Lager angegriffen, 40 Feinde getödtet und 200 ge fangen genommen habe, wälnend er gleichzeitig g>oße Mengen von Pferden und Schlachtvieh erbeutete. Von diesem glorreichen Siege scheint nicht einmal Lord Kiichrner etwa» zu wissen, e» sei denn, daß derselbe mit der kleinen Affäre identisch ist, die der englische Obergeneral am 12. Februar an da- Londoner Kneg-amt meldete, die jedoch, wie auch einige Londoner Blauer auS- drückuch conslaurea, in allen Eiuzeldeiten von dem Reuter'schea Siege adweickt. Kuchen« ravportirte drtannllich, daß 45 Boeren gefangen genommen worden seien, und er würde sich gewiß d,e Gelegenheit nickt Haden entgehen lasten, eine fulminante iisiegesdeprsche nach Hause zu senden, wenn die Reuter'lchrn Ucderlreibungen auch nur die geringste Berechtigung bauen. Reuter behauptet auch, daß General French eine englische 15 Eeulimeter-Kanou« zurückerobert habe, obwohl Kilchener «beofall» hierüber nicht» zu rvrsteu scheint. Diese „Er oberung" betrifft wabrscheinlich da» unbrauchbare kleine F.ldgeichütz, welche» die Boeren ia der Nähe von Carolina vor einige» Tagrn zurücklüßen, und da» daun ia dr« Hände der Engländer fiel. » Ein jvust gut unterichtete» Londoner Blatt behauptet allen Ernste», daß Lord Kilchener mit Hilse seiner Untergenrrale die Boeren in südöstlicher Richtung von Ermclo (bei Amster dam) bereit» derartig in der Falle bade, daß ein Entkommen derselbe» schon jetzt ganz unmöglich sei, und raß also u> den aller nächsten Tagen entweder eme allgemeine Uebergabe der Feinde oder Ausrcibung und wilde Flucht derseldea über die Grenze de» Swazi-Lanve« zu erwarte» sei. Wenn nur Lord Kilchener sich über alle diese schönen Dmge nicht so hartnäckig au»- schweigen wollte! T»»«a«tzaut Blake. lieber den Tommandanten Blake, der kürzlich mit 2000 Boeren in portugiesisches Gebiet oinardrnngen ist und die Eisen bahnen bei Komatl Poort zerstört hat, weiß ein Kriegsbericht erstatter manches Interessant« zu erzählen, dem wir Folgendes entnehmen: Blake ist ein geborener Amerikaner, wurde in der bekannten Militärakademie zu West Point erzogen und trat alt Leutnant in die reguläre Cavalleri« der vereinigten Staaten ein. Er war anfangs in Trias stationirl und hat sowohl b«: Verfolgung von Pferd«- und Rinderdieben, al» auch bei allerlei kleineren Feindseligkeiten mit Indianern sich wiederholt aus gezeichnet und eine tüchtig, Schul« im Guerillakriege durch gemacht. vis zum Obetsten avancirt, garnisonirte vlake später tn Dakota und benutzte seine freie Zett zum theoretischen und praktischen Studium des Bergwesens. Des monotonen Armee dienstes müde, w ndert« «r nach dem Trans»«,! aus, ardritete selbstständig als Mineningemrur und erwart neben einem kleinen Vermögen auch das Bürgerrecht der Boerenrepublik. Beim Aus bruch des Kriege» organisirte er sofort eine kleine berittene Truppe, die in Folg« der Geschicklichkeit Blake s den Engländern manche Schlapve beibrachte. Beim Rückzüge Louis Botha's von Brandfort nach Pretoria deckte Blake mit seinen berittenen Truppen daS GroS der Boeren und zerstört« im letzten Augenblick die Eisenbahn zwischen Brandforl und dem Vaal so geschickt und gründlich, daß die Engländer sehr viel Zeit unv große Mühe aufwinden mußten, um sie auch nur nothdürftig wieder herzu stellen. Seither ist Blake von den Boeren, die unbegrenztes Vertrauen in seine Tüchtigkeit und Gesinnung haben, mit einem größeren Commando betraut worden, und hat unermüdlich bald im Verein mit Louis Botha, bald parallel mit Dewet, die Eng länder belästigt und ihnen jeden nur möglichen Schaden zu gefügt. Es ist nicht daS erste Mal während des Krieges, daS Com- mandant Blake sich auf portugiesischem Gebiete befindet. Im ver gangenen November stattete er mit einigen gleich kühnen Be gleitern der Delagoa-Bai einen Besuch ob und eS gelang ihm, eine größere Menge Munition von dort nach dem Norden deS Transvaal zu schaffen. Damals schon recognoscirte Comman- dant Blake daS Terrain, auf dem er jetzt so erfolgreich operirt und auf dem er den englischen Truppen in nächster Zeit wohl noch manches Unerwartete und Unangenehme zufügen dürfte. Deutsches Reich. js Berlin, 16. Februar. (Neue polnische Hetze reien.) So reichhaltig und bunt auch sonst schon dar Agi- tationsmaterial deS Polenthums in Preußen ist, die Agitatoren wissen immer neue Mittel zu ersinnen, um ihre Zwecke wirksam zu verfolgen. Jetzt hat sich der Zorn auf der ganzen Linie der polnischen Hehpreffe gegen die deutschen Theatervor stellungen in Posen und West Preußen gerichtet. Herr vr. A. ChlapowSki hatte schon vor einiger Zeit die Polen, welche deutsche Theatervorstellungen besuchen, als „räudige Schafe" bezeichnet. Was hier Herr ChlapowSki im Allgemeinen ausgesprochen, daS wendet nun die Hehpreff« auf drn einzelnen Fall an. So hat der „Goniec Wielkopolski" sich sehr entrüstet, weil daS Provinzialtheater des Herrn Gerlach nach Krotoschin kam, um dort deutsche Vorstellungen zu geben, und Polinnen und Polen Geschmack genug hatten, sich diese Vorstellungen anzusehen. Mangel an Nakionalgefühl ist das Mindeste, was der „Goniec" diesen Theaterbesuchern vorwirft. Insbesondere sind eS die Polinnen, an welchen das Blatt schärfste Kritik übt. Es sagt von den polnischen Damen: „Die Aermsten langweilten sich zu Hause, denn eine Stadt, wie Krotoschin, kann ihn«n nicht genügend Zerstreuungen bieten. Um also die Zeit todtzuschlagen, besuchen sie die Gastspiel« deS Herrn Gerlach oder die Concerte der Mili tärkapelle und unterhalten sich mit preußischen Officieren. Es ist sogar so weit gekommen, daß die Officiere in polnischen Fami lien Visite gemacht haben, uNd soweit wir wissen, sind sie häufige und sogar gern gesehene Gäste. Wir fragen, verträgt sich das mit dem unS seit länger als hundert Jahren zugefügten Unrecht, verträgt sich daS mit dem stolzen Gefühl einer durch hinterlistige Uebermacht unterjochten Nation, verträgt sich daS mit den denk würdigen Worten unseres Dichters Adam: „Wer den Feind in sein Haus einführt, der lästert sich selbst und verräth sein eigenes Volk?"" Zum Schlüsse fordert daS Blatt oie polnischen Damen auf, die Schulkinder polnisch zu lehren, ihnen „Vaterlandsliebe" einzuimpfen, fie mit der Vergangenheit der großen polnischen Nation bekannt zu machen, welch«, „durch Qualen und Schmerzen gereinigt, von Neuem wieder auferstehen wird." Den Rest der Zeit sollten die Damen mit dem Lesen der polnischen Literatur ausfülkn. Sie würden dann kein Bedürfniß empfinden, deutsche Theatervorstellungen oder die Concerte der Militärcapelle zu be suchen, sondern die „Herzen würden von Ekel Denjenigen gegen über erfüllt sein, die den National-Stolz gering schätzen." Di« deutsche Presse würde gut thun, möglichst alle herartigen Kund gebungen notional-polnischer Hetzarbeit zu veröffentlichen, um dem Herrn Staatssekretär deS ReichSpostamte» und dem preußi schen Justizminister zu zeigen, waS sie fördern helfen, wenn sie in der Abwehr der polnischen Bestrebungen lau werven und ihrerseits Rücksichten üben, die den gegen daS Deutschthum hetzen den polnischen Agitatoren durchaus fern liegen. * Berlin, 15. Februar. Der vom Prinzen Albrecht von Preußen am Hochzeitstage der Königin Wilhel - mina beim.Prunkmahl im Schlosse im Haag ausgebrachte und jetzt erst seinem Wortlaut nach veröffentlichte Trinkspruch lautet der „Köln. Ztg." zufolge: „Im Namen Sr. Majestät deS deutschen Kaisers begrüße ich das hohe Ehepaar, Ihre Majestät Königin Wilhelmina und Se. Königliche Hoheit den Prinzen der Niederlande. Möge Gotte! Segen auf Ihnen und Ihrer Ehe bis in die Länge der Tage ruhen, möge die heute geschloffene Verbindung beiden Häusern Glück ein, bringen und den Niederlanden zum Heile gereichen! Eure Majestät weiß, daß mein durchlauchtigster Herr und Gebieter an Allem, was Eurer Majestät widerfährt, den wärmsten Anthril nimmt. Und der Kaiser hat diese aufrichtige und herzliche Theilnahme aufs Neue dadurch bethätigen wollen, daß er mir aufgetragen hat, ihn auf diesem hohen Feste zu vertreten. Seine Majestät schätzt »t« et» kostbare» Erbstück seiner Ahnen das van», d«s zwischen den zwei benachbarten Staaten tm Lause brr Zeiten geknüpft worden ist und dem die Geschichte ihren unauslöschlichen Stempel ausgedrückt hat. Noch unlängst hat der Kaiser und König am Gedenktag deS 200jährigen Bestehens de- preußischen Königreichs Veranlassung gesunden, seine Marine für immer daran zu erinnern, daß einst di« niedrrländiichr Marine ihre Lehrmeisterin gewesen ist, und überall leben die Erinnerungen an »«» starl« v«»d sort, d«s einmal Oranten und vrautzenburg verknüpft hat und da« jetzt nach zweiund« einhalb Jahrhunderte» noch treu bewahrt wird. Mit dem Wunsche, daß diese alten Beziehungen auch stets in der Zukunft fort dauern mögen, zu» Heil und Segen beider Häuser und Länder, er- heb« ich mein Glas und ruf« als Vertreter Sr. Majestät des deutschen Kaisers aus: Hoch die Niederlandr!- Der Nationalität brr fremd«» Gäste entsprechend wurden fast sämmtlich« Trinksprüch« in deutscher Sprache auSgebracht, nur bei dem auf die fremden Gäste sprach die Königin-Mutter französisch. D Berlin, 15. Fcbruar. (Telegramm.) Nach einem Telegramm au» London berichten dortige Blauer: Tie königlich« Aachl ist gestern beordert worden, sich für eine Rctsc Vcs Königs uns der König», nach Teutschlautz und wahrscheinlich auch nach Dänemark bcreilzuhalten. (-) Berlin, 15. Februar. (Telegramm.) Gegenüber der „Täglichen Rundschau", die es al- unbestritten bezeichnet bat, daß die Versetzung deS GeneralconsuIS Freiberrn ». Nccheiiberg von Zanzibar aus Anregung de» eng lischen ConsulS erfolgt sei, erklärt die „Norddeutsche", um ein Uebriges zu tbu», auch „diese uasiumge Behauptung al» blanke Uuwabrheit". (D Berlin, 15. Februar. (Telegramm.) Dem „Reich», anze g r" zufolge kann den bei der GcneralstaaiScasse noch täglich einlaufenken Anträgen auf Auswechslung von Jubtläumsvciitmüiijen nickt entsprochen werken, weit der Vorratb zur Zeit erschöpft ist. Eine Nachprägung der Denkmünzen in größerem Umfange ist in Aussicht genommen. Um eine tbuntickste Verbreitung der Denkmünzen zu ermöglichen, wird beabsichtig», da- Prägeergebmß aus die königlichen Lassen der Monarchie dem Bedarf entsprechend zu vertbeilen. Anträge an die Generalstaat Sc ässe um Umwechslung von Denkmünzen werden nickt mehr berück sichtigt. Die Beantwortung solcher Anträge ist uamögltch. D Berlin, 15. Februar. (Telegramm.) Der lkrimtnal» comuussar Thlrl, der im Verlaufe des Proc-sseS Slernbexg verhas'et worden war, wurde beute von der hiesigen Straf kammer wegen Befleckung, ohne Zubilligung mildernder Umstände, und wegen Verleitung zum Meineid zu einer Gcsammistrafe von drei Jahren ZuckthauS und fünf Jahren Ehrverlust verurtbeilt. Der StaatSanwalt hatte vier Jahre Zuchthaus beantragt. — Nach amtlichen Mittheilungen über bi« Wirkung d«S Gesetzes vom 20. Drcember 1899 auf die Privat- BriefbeförderungSan st alten waren Ende Januar dieses Jahre» von den Bediensteten der An stalten 1898 Personen zur Entschädigung und zur Uebov- nahme in den Postdienst angemeldet. Hiervon wurden 15 ab gewiesen, 1156 mit rund 1,5 Millionen Mark entschädigt und 727 in den ReichSpostdienst übernommen. 33 Bedienstete hatten Berufung eingelegt. Hiervon sind 23 mit ihrem Anspruch ab gewiesen, bei 1 ist dir Entschädigung erhöht unv bei 6 ein« Ent schädigung zuerkannt. Bei 1 Person schwebt noch daS Berufungs verfahren. Don den A n st a l t e n haben 77 Entschädigungs ansprüche anyemeldet. 76 Fälle sind postseitig geprüft und ent schieden. Gegen diese Entscheidung ist in 21 Fällen Berufung beim Schiedsgerichte eingelegt. Endgiltig sind 63 Fälle erledigt, und zwar 3 abgewiesen, auch vom SchielvSgerichte abgelehnt, und 60 mit rund 5,2 Millionen Mark entschädigt, darunter 5 von Schiedsgerichten entschieden, und zwar Altona, Braunschweig, Lübeck, Mülheim (Rhein) und Breslau. Beim Schiedsgerichte schweben noch Berufungen von 13 Anstalten im Betrage vvn rund 0,7 Millionen Mark. In der Prüfung befindet sich « i n e An stalt mit einem Anspruch« von rund 23 000 Würden die letzteren Ansprüche auch noch alle zu erfüllen sein, so würde sich di« Gesammtsumme, welche ver Reichspost an Lasten auk der Ablösung der Privat-Brielbeförderuirgsanstalten erwächst, auf 7 395 244,73 Mark stellen. — Tie socialdemokratischen Gewerkschaften Deutschlands zählen nack dem soeben beranSgeaebenen Jahres berichte der Generalcommission der Gewerkschaften gegen 600 000 Mitglieder, darunter rund 20 000 weibliche. An» dem JabrrSberickt ist weiter bervorznbeben, taß von den .Arbeiter groschen" in der VericktSzeit weit über eine Viertel Million Mark zu Streikunterstüpungen in» Ausland gewandert sind. Interessant ist anck, daß da» in Deutschland erscheinende italienische Socialistenblatt „L'Operaio Jtaliano" e» bereit» auf eine Auflage von 4400 gebracht bat. tk. Cobur», 14. Februar. Im nächsten Monat soll hier ein nationalliberaler Parteitag für Thüringen abgehalten werden. Der Reichstagsabgeordnete Möller- Duisburg wird auf demselben über den Zolltarif und di« Dor bereitung ver Handelsverträge sprechen. D Homburg ». tz. Höhe, 15. Februar. (Telegramm.) Der Kailer und die Kaiserin unternahmen beute Morgen 9 Ubr den gewohnten Spaziergang im Cnrpark. Zur gestrigen Hoftafel war außer dem CultuSmimster Dr. S»udt Ober bürgermeister Tettenborn geladen. — Der Reichskanzler Graf v. Bülow ist beute Vormittag 10 Ukr von vier ab gereist. Ter CultuSminister vr. Sludt hat Homburg gestern Abend wieder verlassen. Ltuttanrt, 14. Februar. In der letzten Präsidial sihung des Württembergischen Kriegerbundes theilte Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar mit, daß er bei seinem jüngsten Aufenthalt in Berlin mit dem Vor stand« des Kyffbäuserbundes und einem hohen Beamten des Rcichskanzleramtes in Sachen der Invaliden und Bet« ranen ein« Besprechung gehabt habe. Nach dem, waS er in Berlin gehört und erfahren, dürfe man zuversichtlich hoffen, daß die berechtigten Wünsche der Invaliden und Veteranen (Der besserkng der Pensionen und Erweiterung der Reichsbeihilfen) in Bälde ihre Erfüllung finden werden, wozu eine neue Eingabe aller im Kyffhäuserbunde vereinigten deutschen Krirgerverchände (1900 000 Kameraden) beitragen soll. Oesterreich-Ungarn. Tschechische Obstruettan. * Wie», 15. Februar. (Telegramm.) Die Vorgänge in der gestrige« Sitzung de» Abgeordnetenhauses übe» allgemein eine «iederschlagenke Wirkung au». In der An- täufung von DringlickkeitSauträgen seitens der Tschechen erblickt man eine Rückkehr der Tschechen zu jener Form der Obstruktion, wie sie unter dem Ministerium C>ary geübt wurde, koch ist man deutscherseits evt'chlosse», in der nächsten Sitzung die Tschechen zu zwing««, Farbe -a bekennen. (Boss. Ztg.)
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