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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000129023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-29
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Klemm'» Sortim. Univrrsitätsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Königs-Platz 7, Abend-Ausgabe. Mger TagMatt Anzeiger. Ämlsbkatt -es Königlichen Land- im- Amtsgerichtes Leipzig, -es Aatyes un- Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen Preis die 6gespaltene Pktitzeile 20 Pig. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4gv- spaltrn-üO vor Len Familieanachrichteii (t-gespalten) 40^. Größere Schristen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zifsrrnsap nach höherem Tarif. Ertta-Veika»eu (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l VO.—, mit Postbeförderung 70.—. ^nnahmeschluß für Anreizen: Abend-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen-Ausgabr: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol- in Leipzig. 52. Montag den 29. Januar 1900. 9t. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 29. Januar. Fast die gesammte deutsche Presse hat am letzten Geburts lage des Kaisers ohne jeden Vorbehalt den Wunsch aus gesprochen, daß das neue Lebensjahr dem ReichSoberhaupte die Erfüllung seines am 18. Oktober 1899 mit so tief in die Herren dringenden Worten ausgesprochenen SehnenS nach einer starken deutschen Flotte bringen möge. Nur die »Germania" macht eine Ausnahme, indem sie dem Kaiser die Erfüllung — ihrer eignen Sehnsucht wünscht. Um diesem eigensüchtigen Wunsche eine gute Stätte beim Kaiser zu bereiten, giebl das ultramontane Blatt nachträglich noch mals seiner Genugthuung über die Enlassung deS Fürsten Bismarck und seiner Freude darüber Ausdruck, daß Bismarck nicht „als Triumpbator" inS Amt zurückgekehrt, daß vielmehr Kaiser Wilhelm sein eigener Kanzler geblieben sei. Nachdem darauf der bedeutsamen gesetzgeberischen Leistungen und deS wirthschaftlicken Aufschwunges der letzten zehn Jahre gedacht ist, heißt es weiter: „Manche Hoffnung hat sich nicht verwirklicht. Besonders der katholische Volkstheil harrt noch der Erfüllung mancher berechtigter Wünsche. Am bittersten empfindet das Rechtsgefühl der Katholiken die Reichsacht über verschiedene Orden, namentlich über den Jesuitenorden. Wenn der Kaiser sich geneigt zeigen sollte, über die Vertreter der Unduldsamkeit nach dieser Richtung zur Tages- ordnung überzugehen und die Gleichheit Aller vor dein Gesetze zu Ehren zu bringen, wäre ihm warmer Dank der Katholiken gewiß." Die Tonart, in welcher die Einleitung zu dem Verlangen nach der Aufhebung des Jesuitengesetzes gehalten ist, unter- scheidet sich auffallend in der Sprache, welcher die „Köln. VolkSztg." in der letzten Zeit betreffs der deutschen Gesammt- politik sich zu bedienen pflegte. Beispielsweise schrieb das genannte Blatt am 11. November 1899: „Die ganze Politik erinnert jetzt ausfallend an die modernen Purists-Theater . ., wo in rascher Aufeinanderfolge die Dar- bietungen wechseln. Wenn man nicht nervös werden will, muß man dir Dinge nicht zu ernst nehmen." Welche der beiden Tonarten, die wir hier einander gegen überstellen, der HerzenSmeinung der „Köln. VolkSztg." ent- spricht, wollen wir nicht untersuchen. Aber hervorheben müssen wir, daß es einem klerikalen Blatte, das sonst bei jeder Gelegenheit einen particularistischen Standpunkt eiunimmt und eifersüchtig jedes nur scheinbar in Gefahr kommende Recht der Einzelreg,erungen vertheidigt, sehr übel ansteht, wenn cs dem Kaiser, um ihm zu schmeicheln, eine Machtbefugniß über ein Reichsgesetz zuschrcibt, die ihm nach der ReichSverfassnng nicht zusteht. Was endlich die Berechti gung des Verlangens, Bezug daß in auf den Jesuiten orden die Gleichheit Aller vor dem Gesetze zu Ehren gebracht werde, betrifft, so tritt dieser Orden statutengemäß für die Ausrottung des Protestantismus ein. Damit thut er etwas, was in Deutschland keine einzige Corporation oder Partei, die Socialdemokratie eingeschloffen, betreibt. Deshalb hat sich der Jesuitenorden selbst des Rechtes begeben, von dem Gesetzgeber ebenso behandelt zu werden, wie andere Corpo- ratiouen. In besonders drastischer Form brachte der Jesuit Meschler im Januarheft der „Stimmen aus Maria Laach" den in Rede stehenden Ordenszweck der Jesuiten in die Erinnerung, indem er von der Wallfahrt nach St. Peter an läßlich des JubiläumSjahreS schrieb: „Wie eifrig betet es sich hier für die Ausrottung von Irrlehren und Kirchenspaltungen .... Mit Weh- muth entschweben hier unsere Gedanken nach dem heimathlichen Norden, den leider «in Prophet de» Irrglauben» von dem Herzen der alten Mutterkirche gerissen." Solche Stimmen aus den Reiben der Jesuiten genügen vollständig, daS Jesuitengesetz von Neuem zu rechtfertigen. Der den Regierungen von Bayern, Württemberg und Baden zugeschriebenen Absicht, zur Deckung der Mehrkosten der Flottenverstärkung die Einführung einer RctchSerbschaftSsteurr zu beantragen, treten die „Berl. Polit. Nachr." mit folgender Ausführung entgegen: „Es mag daran erinnert werden, daß in einer ganzen Reihe von Bundesstaaten bereits Erbschaftssteuern bestehen. In Preußen, in Bayern, in Baden und in einigen anderen Bundesstaaten wird der Erbansall, soweit es sich nicht um Kinder, Eltern und Ehegatten handelt, zum Theil nicht unbeträchtlich besteuert. In Preußen steigt der Steuersatz bei entfernteren Seitenverwandten bis zu 8 Procent der Erbmasse. In Hamburg besteht sogar eine auch Erbschaften in directer Linie umfassende Erbschaftssteuer, welche in dem letzten Jahre etwa 1*/i Millionen Mark Ertrag geliesert hat. Eine Reichs-Erb schaftssteuer ist bereits einmal zu derZeit des Fin anzministersCamphausen in Vorschlag gebracht worden, der Plan aber, zum Theil mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten, die daraus für die Steuersysteme einzelner Bundesstaaten erwachsen würden, wieder aufgegeben worden. Im Jahre 1891 ist in Preußen eine Vorlage ein- gebracht worden, welche die Erbschaftssteuer aus die Erbschaften an Kinder, Eltern nnd Ehegatten ausdchnen wollte. Diese Steuer sollte zunächst nur in einem sehr geringen Betrage erhoben worden und in der Hauptsache zur Eontrole für die Einkommensteuer dienen, zugleich aber auch die Möglichkeit offen erhalten, auf diesem Wege die besondere Steuerkraft des fuudirten Einkommens, welche jetzt durch die Ergänzungssteuer be- troffen wird, zu erfaßen. Der Vorschlag der Staalsregierung fand aber nur auf wenigen kett«» Zustimmung. Die ganz überwiegende Mehrheit deS Abgeordnetenhauses sprach sich grundsätzlich gegen jede Besteuerung deS ErbanfallS an Kinder, Eltern und Ehegatten aus. Und zwar war es namentlich das Centrum, welches diesen grundsätzlichen Standpunct mit besonderem Nachdruck vertrat. Nachdem inzwischen die steuerpolitische Rolle, welche eine vollständige Besteuerung der Nachlässe hätte einnehmen können, durch die Ergänzungssteuer voll ausgesührt wird, würde eine Besteuerung der Erbschaften für Preußen eine Doppelbesteuerung der besonderen in den sun- dirten Einkommen liegenden Struerkraft bedeuten und daher vom steuerpolitischen Standpunkte nicht ohne Bedenken sein." Wenn diese Auslassung, wie es scheint, osficiösen Ursprungs wäre, so würde sie allerdings noch nicht beweisen, daß die preußische Regierung unter keinen Umständen für eine NeichS- erbschaftSsteuer zu haben wäre; wohl aber würde sie auf einen recht energischen Widerstand Preußens gegen ein solches > Projekt vorbereilen. Es hat übrigens vorerst keinen Zweck, I die Deckungsfrage in der Presse zu erörtern, bevor sich I gezeigt hat, ob die Mehrheit des Reichstages weniger zuver ¬ sichtlich in die Entwickelung der ReichSsinanzen blickt, als der Reichsschatzsekretär, und welche Neueröffnung von Steuer quellen sie eventuell in Vorschlag bringt. Sind die Vor schläge nur halbwegs annehmbar, so wird sich der BundeS- rath ganz sicherlich nicht sträuben, von der Opferwilligkeit der Volksvertreter Gebrauch zu machen; am wenigsten werden dies die Vertreter derjenigen Regierungen thun, die am meisten vor einer eventuellen Erhöhung der Matricular- beiträge besorgt zu sein Veranlassung haben. Die Situation de» engttschen Ministeriums kann natür lich unter dem Eindruck von Hiobsposten, wie die noth- gedrungene Wiederaufgabe deS Spionkops durch General Warren und den Rückzug auf das Südufer des Tugrla, an Festigkeit nicht gewinnen; indessen darf man die politische Tragweite des jüngsten militärischen Mißgeschickes auch nicht überschätzen. So lange das Parlament nicht gesprochen hat, muß man mit seinem Urtheil über die künftige Action der Regierung zurückhalten. Ist das Ministerium Salisbury mit seiner Lebensfähigkeit wirklich zu Ende, so dürfte ihm ein vereinzelter militärischer Erfolg auch nicht wieder aus die Füße helfen; hat es aber noch Kräfte zurusetzen, so dürste die parlamentarische Opposition doch keine so ganz leichteArbeit haben, als ihre Führer vielleicht glauben mögen. Einstweilen gehen die ministeriellen Organe der Londoner Presse mit dem radikalen Herrn Morley, der sich vor seinen Wählern in Farfar sehr abfällig über das System der Kriegspolitik hat vernehmen lassen, sehr scharf ins Gericht und bestreiten, daß irgend eine Regierung unter den jetzigen Umständen daran denken könne, die Flinte ins Korn zu werfen. Hierin dürften sie, soweit sich die in England herrschende VolkS- stimmung aus der Ferne beurtheilen läßt, so unrecht nicht haben; eine andere Frage aber ist, ob der OppositivnS- feldzug gegen daS Cavinet auf hinreichende parlamentarische Unterstützung rechnen darf, wenn an die etwaigen Sieger alsbald die Notbwendigkeit herantritt, ihrerseits da sortzufahren,wo das bisherige Cabinet aufgehört hat. Denn die Amtsnachfolger des Ministeriums Salisbury würden der öffentlichen Meinung gegenüber moralisch verpflichtet sein, ihre Sacke besser zu machen, und den südafrikanischen Krieg zu einem siegreichen Ende auf der ganzen Linie zu führen, während die der Lösung dieses Problems entgegenstehenden Schwierigkeiten täg lich größer statt geringer werden. Es ist nichts leichter, als die Kehler eines Anderen kritisiren, aber äußerst schwer ist es, an den Platz dieses Änderen gesetzt, zu vermeiden, daß man nicht selbst in noch schlimmere Fehler verfällt und eine noch schärfere Kritik dereigenenHand- lungen oder Unterlassungen herausfordert. Ans diesem Grunde steht eS auch noch keineswegs fest, ob Vie parlamentarischen Gegner des Ministeriums Salisbury die Dinge bis zum Aeußersten treiben oder eS vorzieheu werden, einstweilen den Fortgang der militärischen wie der politischen Entwickelung abzuwarten. Der Krieg in Südafrika. —p. ES unterliegt nun auch nicht dem leisesten Zweifel mehr, baß die Engländer «ine furchtbare Niederlage am Tugela erlitten haben. Buller'S osficielleS Telegramm an daS Kriegs amt in London, das wir im heutigen Morgrnblatte mit- theilten, macht zwar keinerlei Angaben über die englischen Verluste, aber offenbar mit Erlanbniß deS KriegSamteS ver öffentlicht daS „Reuter'sche Bureau" folgende, die ganze Schwere des Schlages für die Buller'sche Action am Tugrla, wie in Natal überhaupt, kennzeichnende Meldungen: * London, 28. Januar. Tas „Reuter'sche vurean" berichtet unter dem 24. d. M. aus dem Boereulager am Modderspruit: Rach Berichte» Ser Boeren über die Einnahme von Spionskop durch die Engländer wurden die Boeren überrascht. (?) Tiese wurden ver stärkt nud besetzte» zwei in der Rahe liegende Hügel. Tie Engländer machten nnter dem Schutze der Artillerie einen Bajouettangrtff und besetzte» die Ausläufer eines Bergrückens, sie wurden jedoch alsdann nieder gemäht. Mittlerweile stürlmten die Boeren den Haupt-Kopje, wo die Engländer sich verschauzt hatte». In der erste» Verschanzung ergaben sich 1»»0 Eng länder; in anderen Verschanruugc» leistete» sie er bitterte» Widerstand, wurden aber schlietzltch vertrieben Biele Lyddit-Gcschosse crepirtcn nicht. Die Engländer licftenlkOVTodte ans dem Schlachtfeld« zurück Auch die Boeren hatten bedeutende Verluste. Der Prä sident Ste ijn reifte nach seinem Besuche des Vorrenlagers am Modderspruit wieder ab. * Lourenvo Marques, 28. Januar. (Meldung de» „Nentcr'schen Bureau».") Eine Boeren - Depesche^ dattrt von» Tugela 24. Januar, die sich aus den Kamp, der Boeren nm die Wiedergewinnung des Spions top beziehen dürste, berichtet: Heute, Mittwoch, geht ein hartnäckiger Kampf vor sich. Tie Abtheilungen der Boeren rücken Schritt vor Schritt vor. 150 Engländer in den ersten Verschanzungen ergaben sich; die (Kefangenen werden nach dem Hauptlager gesandt. Ter Kamps dauert fort. * Lonren?o Marques, 28. Januar. Au» dem Voerenlager bei Modderspruit in der Nähe von Ladysmith wird unter dem 25. Januar gemeldet: Ti« Zahl der Todten, die die Engländer gestern auf dem Schlachtfelde zurücklietzen» beträgt 1500. Der 24. Januar war der Tag, an welchem General Warren den „Spionskop", wie Buller meldete, trotz schwerer Bedrängniß durch die Boeren und beträchtlicher Verluste „hielt". Rechnet man nun zu den 1500 Todten (die Zabl findet sich in zwei Telegrammen von verschiedenen Tagen) und 150 Gefangenen noch etwa 2000 Verwundete — was noch niedrig gegriffen ist — so kommt man auf einen Gcsammtvrrlust von S65V Manu, vorausgesetzt, daß die Nachrichten auS boerischer Quelle genau und unter den Todten die gar nicht erwähnten Verwundeten nicht inbegriffen sind. Ob die Engländer aus dem in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag bewerk stelligten Rückzüge noch Abgänge gehabt haben, ist auch heute nicht klar. Buller sagt zwar: die Streitkräfte Warren's waren am 27. Januar südlich deS Tugela ohne Verlust auch nur eines Manne» zusammengezogen, aber diese Be merkung scheint sich doch lediglich auf den Rückgang über den Fluß zu beziehen. Unklar bleibt ferner, ob GeneralLyttleton am 24. Januar am SpionSkop mitgekämpst, oder nördlick der Potzieters Drift ein Gefecht zu bestehen gehabt hat. Das Kriegsamt meldet daS erstere, während eine soeben angelangte Depesche deS Reuter'schen Bureau» besagt, die Angabe des Kriegsamtes sei unrichtig, es sei vielmehr Lytlleton's I Brigade gewesen, welche innerhalb zweier Stunden I unter heftigem Feuer den „Spionskop gestürmt" habe ! was Dienstag, den 23. Januar geschehen sein muß n/ Die ganze Hand. Roman von Hans Hopfen. Nachdruck verboten. Es hatte Mitternacht geschlagen, als die Beiden Arm in Arm unter einem nassen Regenschirm in der Eichendorffstraße anlangten und auf dem jenseitigen Bürgersteig hin gingen, um zu schauen, ob in Papas Schlafzimmer, das nach der Gasse lag, noch Licht wäre. Wie staunten Beide, als sie sämmtliche Fenster der Wohnung hell erleuchtet sahen, nicht anders, als wäre große Gesellschaft bei Wesselbrunn. „Was hat das zu bedeuten?" Immanuel spöttelte: „Am Ende halten Se. Excellenz in feierlicher Mitt.rnachtSstunde bereits beim Bater um Deine Hand an." Nanda ging nicht auf den Scherz ein und stand stumm, al- könnte sie auf einmal nicht weiter. Etwas, wie schlimme Ahnung, wie peinigende Furcht, löschte plötzlich alle Flammen auf dem Herd ihrer übermüthigen Phantasie aus. Sie sagte rasch, daß der Water in letzter Zeit nicht eben anders gewesen wäre, als seit Monaten, meist in sich verschlossen und wortkarg, dann d(s Oefteren wieder von einer jäh au-brechenden, für sie ganz ünmotivirten Heiterkeit, immer aber freundlich und liebe voll zu ihr. „Sollte Jemand zu Besuch gekommen sein? Wer denn? Es kam ja seit Jahren Niemand mehr — außer etwa ihre Kunden und Verehrer in ihre Werkstatt. Warum aber dann da» viele Licht?" So fragte sie sich auf der Straße, während sie die Antwort auf diese Fragen doch sofort einige Treppenstufen höher erhalten konnte. Aber es war, als fürchtete sie die Antwort und wollte noch die letzte glückliche Minute austosten. Sie faßte fest Immanuel'» Hand, als wünschte sie, daß er sie zurückhielte. Der war aber ahnungSlo» und hielt sie nicht. Im Gegen- theil, rkth er, nur rasch hinaufzugehen und nachzusehen. Er wollte für alle Fälle noch eine Viertelstunde hier unten Posten stehen, ob sie etwa seiner bedürfte, so unwahrscheinlich ihm da» auch vorkam, denn «» war doch immerhin das Glaublichste, daß der Geheimrath «inen unverhofften Gast brwirthete. Nanda nickte dazu nur mit dem Kopfe und that auch die fest geschlossenen Lippen zum Scheidegruß nicht mehr auf. Ein kurzer Händedruck war Alles, was sie dem Geliebten noch gönnte. Der gebieterische Drang, so rasch wie möglich zu dem alten Manne hinaufzugelangen, hatte nach längerem Zögern jetzt ganz und gar von ihrem Denken Besitz ergriffen. Sie flog die Treppe hinauf und erschloß geräuschlos die Wohnung. Noch die Klinke in der Hand, horchte sie. Es war Alles still. Sie warf den nassen Mantel ab, streifte die Gummigaloschen von den Tanzschuhen und trat in Gesellschaststoilette, wie sie war, beim Vater ein. Dessen Kleidung paßte vollkommen zur ihrigen. Er saß in schwarzem Frack und weißer Cravatte, die Kette mit den kleinen Orden im Knopfloch, den großen Stern, der ihm beim Abschied aus dem Dienste verliehen worden war, auf dec linken Brust, die linke Hand in der Hosentasche, den rechten Ellenbogen auf dem Speisetisch, eine Sectflasche vor sich, eine Eigarre zwischen den Fingern, und rauchte, stumm in Gedanken verloren, vor sich hin — er, der nur selten rauchte und gewöhnlich pure» Wasser trank. Als er das Eintreten der Tochter bemerkte, legte er rasch das Kraut bei Seite, stand höflich auf und kam ihr grüßend entgegen. Er schien sehr erregt, aber doch voll Haltung, seine Augen leuchteten sie an. Wieder stieg der Argwohn in der Tochter auf, der alte Herr tröste sich mit stillem Zechen. Aber ein Blick auf den Tisch widersprach dem Verdacht. Die Flasche war gar nicht entkorkt, das Glas war leer und ungebraucht. „Ich habe mir nicht versagen können, Dich heute zu erwarten, und feierlich, wie's die Sache will. Mein Herz ist voll. Ich muß es aussprechen und Widerhall finden. Liebes, gutes Kind, umarme mich. Freu' Dich mit mir. Unser Glück ist gemacht." „Wirklich?" fragte Nanda erstaunt. Ihr Herz schlug schneller, aber es ward ihr nicht leicht, an die Botschaft zu glauben. Sie wußte selbst nicht warum. Doch sie gehorchte dem Auftrage des Alten, der sie an den Tisch zog, und, nachdem er ihr einen Stuhl zurecht gerückt hatte, in derselben Haltung, wie sie ihn gefunden hatte, wieder Platz nahm. „Gestatte", sagte er, wie wenn er ihr ein Glas einschenken wollte. Sie aber wehrte dankend ab, und er setzte die Flasche wieder in den Kübel zurück, ohne zu gewahren, daß sie zum Eingießen nicht geöffnet war. „Erlaubst Du?" fragte er höflich, die Eigarre wieder an fassend. „Aber Papa!" Und er rauchte eine Zeit lang schweigend weiter. „Du wolltest mir eine Mittheilung machen, Vater", Hub Nanda schüchtern an. „Eine Mittheilung! Das klingt so geschäftsmäßig, so kühl, so unbetheiligt. Sei doch nicht so ablehnend gegen Deinen Vater. Freue Dich und gieb mir auch ein Zeichen Deiner Freude, damit ich sehe, Du habest noch ein Herz für mich. Scheint Dich doch bald jeder Fremde mehr zu interessiren, als ich. Wahrscheinlich, weil ich ein armer Teufel war. Aber das ist nun aus, hurrah, das ist vorbei, und Du sollst Dich mit mir freuen. Ich will es. Ich kann's verlangen. Das ist Kindes pflicht, das ist natürlich, und das Gegentheil wäre unverantwort lich und abscheulich." Er hatte sich in wachsender Erregung vom sanften Vorwurf bis zum Ton heftiger Anklage gesteigert, und Helle Thränen liefen ihm über das zuckende Gesicht, das vor Nandos liebkosenden Händen heftig auswich. „Aber, Papa, von ablehnender Kälte kann doch keine Rede sein. Du hast mir ja noch gar nichts gesagt, worüber ich mich freuen soll. Kein Mensch auf der Welt kann bereitwilliger sein, Freude zu empfangen, und für Freude dankbarer sein als ich, vor Allem für Freude, die Dich, mein guter Vater, so sehr erregt. Das muß ja Großes sein. Aber vor Allem, sprich doch aus, wa» Dich bewegt. Ich ahne ja nichts." „Das ist » eben, was mich kränkt", fuhr er leidenschaftlich fort. „Ihr Frauen habt so wunderbar feines Gefühl; wir Männer sind geborene Stümper gegen Euch im Dorausfühlen, im wortlosen Begreifen, im Ahnen, wie Du richtig sagst. Du ahnst nichts und doch hast Du das richtige Wort getroffen: es ist etwas Große», etwas ganz Großes, und ich danke es nur mir allein." Er hatte bei den letzten Worten den Kopf hoch aus den Schultern gehoben, den Hals gestreckt und die Züge seines Gesichts geglättet. Auch der wilde, bellende Ton väterlicher Entrüstung und empfindlicher Kränkung hatte sich bi» zum Flüstern ge mildert. Er sah jetzt sanft und schön au», und über seiner ganzen Erscheinung War hoheitsvolle Würde ruhig ausgebreitet. „Sprich, sprich!" sagte Nanda, die beiden Hände wie an dächtig gefaltet. Ihr Gesicht drückte mit Willen die größte Auf mcrksamkcit aus, innerlich hämmerte aber da» arme Herz vor Angst und Ungeduld. „Du weißt", Hub der Gehtimrath an, den Rauch der Eigarre langsam seitwärts auS den Lippen blasend und dann mit der Hand auch den äußersten Wölkchenfaden vor ihr wegjagend, „Du weißt, wa» mir zum eklatanten Erfolg meinrr jahrelangen Br- rechnungen immer gefehlt hat, peinlich gefehlt hat: die ersten Tausende, die man in der Hand Haden muß, unbedingt zur freien Verfügung haben muß, wenn man mit einem Gedanken, sei's mit dem glücklichsten Gedanken, reüssiren soll. Nun haben sich in letzter Zeit, so vor einem Vierteljahr etwa, gewisse Geschäftsconjuncturen so eigen thiimlich gestaltet, daß wir. . . Willst Du, daß ich Dir die Lage der Dinge mit allen Besonderheiten ganz genau darlege? Es dürfte für eine alltägliche Dame zwar etwas schwierig zu ver stehen sein, für Dich aber keineswegs. Ich brauche bloß etliche Papiere zu holen . . ." Ec machte Miene, sich zu erheben. Aber seine Tockter hielt ihn sanft zurück und sagte, mit Ton und Blick so einschmeichelnd, als sie vermochte: „Es wird mich aufs Höchste interessiren, Papa, aber gieb das Ausführliche nachher und vor Allem in großen Strichen die Hauptsache. Das wird für mein Fassungsver mögen das Klügste sein." „Ja, ja", sagte der Alte freundlich und streichelte die schmale Hand, die sich auf seinen Arm gelegt hatte. „Wo war ick stehen geblieben?" „Du sagtest, die Geschäftslage war, vor einem Vierteljahr etwa, so eigenthümlich gestaltet, daß Dir . . ." „Ja, daß mir eines Abends wie ein Blitz der Gedanke durch den Kopf schoß, sic zu nützen, auszunützen und um keinen Preis der Welt abermals unbenützt vorübergehen zu lassen, wie schon so oft. Das war nur durch ein Opfer möglich. Ein fürchter liches Opfer. Aber wer klar erkennt und stark will, der schaudert nicht lange vor dem Fürchterlichen. Ich hab' es dargcbracht, das Opfer, ich hab' es gebracht, Dir, mir, unserem Schicksal. Es mußte sein, sage nichts dawider. Ich wußte, daß es gelingen werde. Ich wußt' es sicher, mit dem Einmaleins in der Hand wußt' ich'». Es ist gelungen!" Er lachte höhnisch und frohlockend und stand auf, die innere Unruhe, die in ihm kochte und in diesem Bekenntnisse überkochte, ließ ihn nicht mehr still sitzen. Er machte ein paar lange Schritte, dann stellte er sich hinter seinen Stuhl und nahm die Lehne unter beide Hände, wie Redner zuweilen pflegen. Aber er sagte noch nichts, sondern wiegte nur «in wenig den Ober körper vor und zurück, seine vor ihm sitzende Tochter lächelnd betrachtend, al- freute er sich ihrer Spannung, wie ihrer Theilnahme. Nanda lief's eiskalt über den Rücken, aber sie durfte ihre Be- sorgniß nicht zeigen. Nur leise fragte sie: „Und welche» Opfer brachtest Du denn, guter Papa?"
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