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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190103243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-24
- Monat1901-03
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1901
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Bezug-»Preis 1« der Hauptexpeditiou «Der den im Stadt, bezirk und den Vorort«, errichteten Lu», aabestelle, «bgrholt: vierteljährlich 450, bet zweimaliger täglicher Luftellvng in» Hau» ^-5.50. Durch di« Post bezöge« sitr Deutschland a. vefterreich: vierteljähr!, 8. M« abonnirt serner mit entsprechendem Pvstausichlag bet de» Postanstalten in der Schwei«, Italien, velgie«, Holland, Luxem- bnra, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für all« übrig«, Staate» tft der Bezug nur unter Kreuzband durch die. Expedition diese- Blattes möglich. Di« Ptorgen^kusgab« erscheint nm Uhr, die Abendausgabe Wochentags »« 5 Uhr. Le-attion un- Erpeditt-n: TohEtägnsi« 8. Filiale«: Alfred Pah« vorm. O. Klermn- Sortis. UnwersttätSstraße 8 (Panlinum), Laut» Lösche, Katharineustr. 14, Part, und König-Platz 7, MpMr Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. .z-152. Sonntag den 24. März 1901. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petüzeilc 25 Lj. Reklamen unter dem Redaetton-ftrich (-gespalten) 75 H, vor de« Familien «ach- richteu («gespalten) 50 L,. Tabellarischer und Htffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 85 Ls («xcl. Porto). Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung .6 «0.--, mit Postbeförderung ^ll 70.— Aunahmeschiuß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen. Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filiale« und Annahmestelle« j, ein« halbe Stunde früher. ««zeige« sind stet- an di« Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 95. Jahrgang. s Anger-Erottcudorf Herr K. K»'iL(l«l, Cigarrcnhdlg., Zwcinaundvrfer Straße 6, Connewitz Frau KldeUer, Hermannstraße 23, Eutritzsch Herr Ködert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, Gohlis Herr Ködert Hiner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, Lindenau Herr widert t-liulnei, Wettiner Str. 51, Ccke Waldstr., Buchbinderei, Neustadt Herr Kaul Kuck, ^imoneen-LxpelljUon, Cisenbabnstraße 1, Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das II. Vierteljahr I9(N baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4^ SO mit Bringcrlohn für zweimaliges tägliches Zutragcn S LV durch die Poft bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn V In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Uuiversttätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrafre 35 Herr l^. 9. Kittel, Colonialwaarcnhandlung, Beethovenstraüe 1 Herr Di»eo<l. Keter, Colonialwaarcnhandlung, Brühl 53 O. K. 8eilud6rt'8 ^rurillolxer, Calonialwaarenhandlung, Frankfurter Sttahe(Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Kiautdcdke.Colvnialwaarenhandlung, Löhrstrafze 15 Herr Küuurü Iletxer, Colonialwaarcnhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. LIdrecltt, Colonialwaarcnhandlung, in 5 - - - - Ranftsche Gaffe 6 Herr Krleür. Klseker, Colonialwaarcnhandlung, Ranftädter Steinweg L Herr 0. Lnxeimrmn, Colonialwaarcnhandlung, Schützenstratze 5 Herr 4ut. Zedüind den, Colonialwaarcnhandlung, WeftPlaU 32 Herr K. vittried, Cigarrcnhandlung, Aorkftraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr K. Kivtr, Colonialtvaarenhandlung, Aeitzer Straße 35 Herr V. Küster, Cigarrcnhandlung, in Plagwitz Herr 6. Vrütriuann, Zschochersche Straße 7 Reudnitz Herr lV. Ku^mann, Marschallstraße 1, - Herr 0. 8edinlilt, Kohlgartenstraße 67, - Herr Kernd. lieber, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 11. Thonberg Herr K. Küntsed, 3!eitzcnhainer Straße 58, Volkmarsdorf Herr 6eor§ Lilemaun, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Aus -er Woche. Wa- Herr v. Kröcher gestern im preußischen Abgeordneten haus« über die Aussprüche berichtet bat, die der Kaiser vor gestern beim Empfang« de» Präsidiums dieses HanscS getban, kann, wie der Berichterstatter selbst betonte, keinen Anspruch aus wörtliche Treue wachen, es giebt aber zweifellos den Sinn der kaiserlichen Kundgebung vollkommen wieder. Hier nach erblickt da- Oberhaupt des Reich s in der unseligen Tbat Weyland'» nicht die willenlose Handlung eines Epilep tiker», sondern die Folge einer Z itströmung, eines seit dem Tode Kaiser Wildelm's I. immer mehr bervorge- tretenen Schwindens ter Achtung vor den Autoritäten, eines Schwinden» im ganzen Volke, bei allen Parteien, besonder» bei der Jugend und bei der Presse. Ob diese Auffassung de- Kaiser» der Ansicht weiter Kreise entspricht unv wo, wea» wirklich eine solche Zeftströinung nachweisbar ist, die Ursache» zu suchen sind, braucht füglich nickt erörtert zu Werren, denn die Kundgebung drückt nicht nur eine Ansicht, sondern auch ein Wollen aus, ein Wollen weuigsten» des Königs von Preußen, eine Directive für seine Minister. Da» giebt der Kundgebung ikre praktische Bedeutung. Wir ,rren schwerlich in der An nahme, daß durch die kaiserliche Auslassung der Ge danke eine» Cckulgesetzentwurfes nack dem Verbilde deö Zedlitzscken der Verwirklichung wesentlich näber gerückt sei und die preußischen Staatsanwälte die Anweisung erkalten werben, ihre« Elser in der Verfolgung der öffentlichen, insbesondere der geschriebenen Kritik an Maßnahmen der Negierung und der Kron« noch zu erböben. Nack dieser Auffassung deuten di« kaiserliche« Aussprüche auf Sturm. Da« Wort von der Versetzung von Sonderinterefsen statt d«r allgemeinen VolkSinterefsen, da» im königlichen Schlosse zu Berlin gleichfalls gesprochen worden sein soll, dürfte zu spät gefallen sein, um die Wirkung zu haben, die Energie, die für und gegen einen mehrfach veränderten Zollschutz auf- ßewrnbet wird, herabzumindern. Der Streit der Extremen wird rmmer heftiger und der Zeitungsartikel, mit dem Herr Witte früher zum Tbeil persönlich gegen den leitenden deutschen Staatsmann gerichtete halbamtliche russische Prcßäußerungcn auSdeuten ließ, hat nicht beruhigend gewirkt. Man deutet sich ihu nach Bedarf aus, insbesondere finden die Orga«« de- Freihandel», ohne sich dessen im Mindesten zu schämen, daß der russische Minister auch mit der neuesten Kundgebung lediglich den Zweck verfolge, den deutsche« Freihandel publicistisch zu ßlbventioniren. Be steht bei Herrn Witte diese Absicht im Allgemeinen, und da- scheint unverkennbar, so wird man sie ihm um so weniger verarge« können, als jede Auslassung, die auf ihn zurückgeführt werden kann, in Deutschland dazu gebraucht wirb, die heimische Negierung al- Störenfried zu deuuucirea u«d der russischen vermeintliche Argumente gegen etwaige deutsche Zollforderungen in die Hand zu spielen. Graf Bülow, die preußische und die mittelstaatlichen Regierung,» wollen den Zollkrieg mit dem Nachbarreiche heraufbeschwören; Herr Witte hat ein Herz für den deutschen Broteffer, die deutschen Minister geben kalt an seiner Noth vorüber: da- wird den allerdings meist spärlichen Zuberern von Agitationürednern und den Lesern der manchrsterlichen Zeitungen Tag für Tag aus da» Bestimmieste versichert. Die Parteinahme für da» Ausland und die Hetze gegen die ein heimische Regierung sind so wild geworden, daß sie von den gegen den Fürsten Bi-marck gerichteten Treibereien sich nicht wehr unterscheiden und bei der Anfeindung de» ersten KanzleS sprach doch noch «in grimmiger persönlicher Haß mit, wie ihn Graf Bülow sich noch nicht zugezogen haben kann. Viel leicht nimmt man sich aber da und dort noch rechtzeitig ein Wort zu Herzen, das vor wivigen Wochen «in Jude in einer Zuschrift an die „Kölnische Zeitung* gesprochen hat. Der Herr untersuchte die Ursachen des Entstehen» und AndauernS der starken antisemitischen Strömung nach einer ganz anderen Methode, als sie sonst von jüdischer Seite angrweucet wird, und er gab unter Anderem der Ueberzeugung Ausdruck: die Lasker, di« Bamberger, serner die jüdischen Pi eßleiier batten durch ihr« maßlose Opposition die heutigen Zustände heraufbeschwören. Nun, dir Opposition ist beute wieder maßloS unv sie gilt wieder einer RegicrungSpolilik, wider die die Opposition, die der jüdische Beurtdeiler in der „Köln. Zig." im Auge hat, iu erster Reihe gerichtet war: einer nicht frei- händlerischen Handelspolitik. E- ist Herrn Witte, wie gesagt, nicht zu verdenken, wenn er sich deutscher HilfStruppen für russische Zwecke be dient und ibnen den Sold in der Form von auSbeutungS- säbigen halbamtlichen Zeitungsartikeln nicht vorentbält. Aber als kluger Mann wird sick der russische Finanzmimster über den Vortkeil, den ihm die auf deutschem Boden zu seinen Gunsten betriebene Agitation verspricht, keinen Illusionen bingeben. Das Geschrei der Freihändler, ihre unausgesetzten persönlichen Anfeindungen und Ver dächtigungen sind zwar unserem politischen Leben, dem inneren Frieden sckäklick, handelspolitisch erreichen sie so gut wie nicktS. Die Wirkung der Propaganda stebt im umgekehrten Verhältniß ibrer Maßlosigkeit. Wir dürfen unö hierbei auf einen der ersten Rufer im Streite berufen, Herrn Eugen Richter. Die Agitation ist schon längst im Gange, aber noch sind es nicht zebn Tage her, daß die „Freis. Ztg." ' einer recht beklommenen Zusatzbemerkung die Eominunalbehorden größerer Städte auszählte, die sich „sckon" gegen die Erhöhung der Getreidezölle erklärt hatten. Wir lassen die Liste folgen, sie nimmt wenig Raum in Anspruch unv spricht eben deshalb für sich selbst. Tie Städte waren die folgenden: Berlin, Breslau, Stettin, Tilsit, Aallowitz, Glogau, Branden burg, Hakle, Erkürt, Nordhausen, Orb, Apolda, Hamburg, Chemnitz, Mannheim, München, Nürnberg, Elbing, Charlottcnburg, Schöne berg, OhligS, Solingen, Grimberg i. Schlesien. Der SckisfSkatalog des JliaS ist etwas länger. Vergleicht er mit dem freisinnigen Verzeickniß die Zabl der deutschen Städte mit über 20 000 und über lOO 000 Einwohnern, die die jüngste Volkszählung ergeben bat, und vergegenwärtigt er sick, daß sogar deutsche Städteverwaltungen die Erklärung gegen jede Getreidezollerhöhung verweigert haben, so wird Herr Witte von den bisherigen Leistungen seiner HilfStruppen nicht sonder lich entzückt sein. Die Ergebnisse der Volkszählung in Oester reich sind geeignet, manche Jrrtbümer über diese NeichSbälfte, die inner- und außerhalb ihrer Grenzen einige Verbreitung gefunden haben, zu berichtigen. ES ist daS Gegentdeil von dem Bild« eines Niederganges, daS sich hier entrollt. Die Bevölkerung CiSleithaniens bat sich in zebn Jahren um fast 2'ft Millionen vermehrt und die procentuale Zunahme ist mit 9,3 vom Huuvert erheblich böder als die im deutschen Reiche, wo diese Derhältniß- ziffer 7,78 beträgt. In den Alpenländern ist der Zuwachs aus natürlichen Gründen ein geringerer, aber auch hier ist er vielfach bedeutend unv, was auch politisch wichtig erscheint, in Niederösterreich ist die Vermehrung eine sehr hohe. Sie beziffert sich auf 424 000 Personen, d. r. 16 v. H. Dieser Zuwachs entfallt zum größten Theil entwever auf Wien selbst oder auf den wirthschafllichen Bannkreis der Hauptstadt. Die Schlußfolgerungen, eie man vielfach aus dein Umstande zog, daß die Straßen Wiens um lO Uhr AbendS still sind, scheinen doch viel zu weit gegangen zu sein. Der Krieg in Südafrika. Exreutirte Rebell«»; Englische KriegSmüdigkcit. Man schreibt uns auS London unterm LI. März: „Nachdem Lord Kitchcner seinen Willen nicht bekommen hat unv den dem Wunsche seiner Negierung cntspvcck-enLcn Frieden mit den Boeren nicht abschließen konnte, scheint er fest ent schlossen zu sein, nnn erst recht nur noch mit Blut und Eisen und Feuer gegen seine hartnäckigen und tapferen Feinde vor zugehen. DaS Erste, was er in dieser Hinsicht nach dem Abbruch der FricDenSverhandlungen that, war Die Unterzeich nung der Todesurtheilc dreier Gefangener, welche allerdings der Capcolonie angehörtcn, also als Rebellen zu betrachten sind, und auf dessen Kreuz- und Querfahrren sie sich auch bei einer Attacke auf einem englischen Transportzug bei Taaidojch- Sidlng betheiligtcn, bei welcher Gelegenheit fünf Engländer gerödret wurden. Auf Grund ihrer Zugehörigkeit zum llntcr- rhanenverbanDe des englischen Reiches sind jetzt diese drei Männer „DeS MovdeS, DeS Raubes und des VcrratheS" an- geklagr und überführt und zum Tode durch Pulver und Blei vcruriheilk worden. Diese- Urrheil wurde von Lord Kitchcner am vorgestrigen Tag« unterzeichnet, und die Drei Kriegs gefangenen sodann ohne weitere Cercnronie erschossen. Es ist bezeichnend, daß das LodeSurtheil erst nach den gescheiterten FricDenSverhandlungen unterzeichnet wurde, obgleich die drei Boeren lange genug im Gefänanitz gesessen hakten, und der Krieg scheint somit, seitdem Botha dem cngliscknn Lbercom- manDirenden eine so encrgijche Absage zukommen ließ, aus eng- lischer Seite nach jeder Richtung hin noch schonnngS- und cc- barmungSloser al» vorher weitcrge'sührt werden zu sollen. Wenn General Delarry einige Verräther, Li« Den Engländern dienst« geleistet haben, adurlheilen und erschießen lätzt, so ist LaS natürlich Mord, während e- -ei Kitchcner der gerechte Act eines strengen Richters ist. Di« „Daily-News und Der „Morning-Lcader" warnen beute energisch davor, Daß nicht erwa dieses Erschießen von Gefangenen durch die Schuld resp. die allzugcoße Harre des englischen Obercommandircndcn aus 'beiden Seiten cinrcihr und in grausamste Repressalien aus- arrer, was jedenfalls zu befürchten stehe, wenn erst einmal der Anfang damir gemacht worden sei. Es würde den Boeren ein Leichtes sein, Gleiches mit Glcicl-cm zu vergelten, denn noch jeden Tag fallen englische Gefangene in ihre Hände, und erst vorgestern wurde in der Capcolonie in der Nähe von Adelaide eine i'lLcheilung von 25 Ccwalleristen gefangen genommen, ohne überhaupt Widerstand zu leisten. Ebenso wurde zw.scheu Balmoral und Bugspruit ein englischer LranSpoclzug von den Boeren ausgehalken und 20 engliici-e Soldaten und 100 Kaffern, welch Bejahung des Zuges bildeten, gefangen genommen. Derer, ^e Uebcrfälle finden immer noch fast -eben Tag mit demselben erfolge statt, und cS ist daher wohl angebracht, wenn vernünftige englische Festungen davor warnen, Das gegenteilige Erschießen von Kriegsgefangenen überhaupt erst anzufangen. Der südafrikanische Winter steht im llebrigen jcht vor der Thür, und Damir haben die britischen Soldaten wieder eine mehrmonatige Periode schwerster Strapazen unv Leiden vor sich, tvelcher sic jedenfalls nur mit größtem Widerwillen ent gegensehen. Die Anzeichen von Der lokalen Erschöpftheit und der wcirestgehenden Kriegsmülvigkeit fast sämmtlichcr aus dem Kriegsschauplätze vorhandener englischer Truppen mehren sich mit jedem Tag, und selbst schwere Insubordmationen scheinen an der Tagesordnung zu sein. — Fu dem Privatüricse eines LsficierS, der seinen verwandten in Irland von Pretoria aus schreibt, wird ausdrücklich Daraus hingewiesen, daß „die Mann schaften nur zu oft mit Murren unD widerspenstigen Worten ihrer Pflicht nachkommen unD in vielen Fällen entweder den Gehorsam direcr verweigern oder gegebene Befehle einfach still schweigend unausgeführt lassen". Derartige Aeugerungen und Folgen der Kricgsmüdigkeit können um so weniger verwundern, als selbst in Pretoria Die Verpflegung Der Soldaten meistens eine mangelhafte und nothdücftige ist — und wenn Tommy Atkins nicht reichlich zu essen und zu trinken hat, dann übt er sein Handwerk nur lehr wider willig aus". * London, 23. März. (Telegramm.) Die Blätter melden aus Capsladt vom 22. März: De Met grub bei Senekal zwei Ge schütze aus, die ehemals PrinSloo gehörten. * Loudon, 23. März. (Unterhaus.) Chamberlain erklärt, eS sei kein specieller Einwand gegen irgend welche Bedingungen Kitchener'S erhoben worden. Botha habe keine Gegenvor schläge gemacht. Die einzige Informativ«, welche die Regierung außer der bereits veröffentlichten besitze, sei in einem Privat telegramm Kitchener'S enthalten, welches meldet, daß Botha eine scharfe Stellung gegen Milner eingenommen habe. Die Wirren in China. * New Aork, 22. März. (Telegramm deS „Renter'schen Bureaus".) Eine Depesche auS Peking besagt, die chinesischen Bevollmächtigten hätten die von Rußland zugestandencn kleinen Abänderungen an dem russisch.ch iuesischen Mandschurei. Abkommen dem Hofe iu Singanfu mitgetheilt, worauf der Hof durch rin Edict erwidert habe, das Abkommen könne die kaiserliche Sanktion nicht erhalten. * Washington, 22. März. (Telegramm.) (Meldung des „Reuter'schen BureauS".) Tic Entschädigung, welche China höchstens zahlen kann, wird aus 200 Millionen Dollars geschätzt. Die Bereinigten Staaten würden sich mit 25 Millionen begnügen und würden sogar bereit sein, ihre Forderungen noch herabzusetzeu, wenn die anderen Mächte cinwilligen, die ihrigen in demselben Verhältniß zu reduciren. Die Bereinigten Staaten würden sogar einverstanden sein, daß von China im Ganzen nur 100 Millionen Dollars ge fordert werden, sie halten sich aber sür verpflichtet, für ihre Staatsangehörigen und für die Republik selbst eine Entschädi gung in demselben Umfange sicherzustelle», wie dies die anderen Mächte thun. * Lhanghai, 22. März. (Telegramm.- (Meldung de» „Renter'schen BureauS".) Einer Meldung der „North China Daily NewS" zufolge wird der russisch-chinesische Vertrag bezüglich der Mandschurei am 26. März unterzeichnet werden. (Wdhlt.) * Yokohama, 22. März. (Telegramm.) (Meldung de» „Rcutcr'schen Bureau»".) Tie japanische Presse erkennt i» ihren Besprechungen LeS russisch.chinesischen Vertrage» bezüglich ter Mandschurei an. daß rS für Trutschland schwierig sei, einzu greifen, und daß Japan, wa» eS auch thun möge, allein Vorgehen müsse. «.Wiederholt.) Deutsches Reich. O. tt. Berlin, 23. März. Gegen die Anarchisten weht jetzt ein sehr scharfer Wind. Me Anarchisten, die Aus länder sind, werden auS Deutschland auSgewiesen; so hat man dieser Tage den bekannten „Genoffen" Mathiak Malaschütz, einen Ungarn, abgeschoben. Er war auk Wien auS gewiesen, dann nach Berlin gekommen und hier nicht entdeckt worden, obgleich er in Süddeutschland agitatorisch gewirkt hatte. Auch die Änarchisten-Dersammlungen, die zum 18. März ge plant waren, wurden aus Grund des allgemeinen Landrecht» verboten. Um so mehr Aufsehen erregte e» in tehördlichen Kreisen, daß am 18. März zahlreiche Kränze von Anarchisten auf dem kleinen Kirchhof im Friedrichshain niedergel«gt wurden und daß Die Arbeiter einer bestimmten Fabrik die anarchistischen Farben gewählt hatten. Auch das regelmäßige Erscheinen des anarchistischen Organs ließ darauf schließen, daß die stille Agi tation der Führer nicht ohne Wirkung geblieben war. Das Wachs- thum der Zahl der anarchistischen Mitglieder gewisser Gewerk schaften scheint den Behörden gleichfalls ausgefallen zu sein. Jetzt suchen die Anarchisten aus der „Hoffähigkeit D«r Social demokratie" für sich Capital zu schlagen; ob mit Erfolg, wird sich ja bald zeigen: jedenfalls ist es zu begrüßen, daß ihre jüngsten Erfolge die Behörden zum Einschreiten veranlaßt haben. Uebrigens sind neuerdlngs unter den Anarchisten selbst heftige Streitigkeiten entbrannt. Der frühere Drucker des „Neuen Lebens", Hornickel, greift seine Genoffen in Flugblättern an, die von der anarchistischen Agitationscommission als Schmäh schriften bezeichnet und mit folgendem Kommentar versehen werden: „Hornickel ist auf Grund verschiedener Handlungen, die «men Genossen in das Gefangniß und unser« Zeitung dem Ruin nahe gebracht haben, aus unseren Reihen ausgeschlossen worden. . . . Wir nehmen vorläufig von der Veröffentlichung des gesammten Materials nur deshalb Abstand, weil wir eventuell durch wahrheitsgemäße Klarstellung des Falles Hornickel den B e- Hörden denunciren müßten." — Es ist nur zu wünschen, daß in öffentlicher Gerichtsverhandlung Die anarchistische Praxis so hell wie möglich beleuchtet wird. Berlin, 23. März. (Früchte der socialdemo kratischen Verhetzung.) Der „Vorwärts" veröffent lichte jüngst «in Rundschreiben, welches txc Geh. Commerzien- rath Heyein Nienburg a. d. W. an ein« R«ihe anderer Besitzer von Glasfabriken über einen in seinem Etablissement auSge brochenen Ausstand gerichtet hat. Das Blatt bezweckte mit ver Veröffentlichung natürlich Verhetzung gegen die Arbeitgeber. In Wirklichkeit wirft jenes Rundschreiben ein scharfes Schlaglicht auf die Frivolität, mit welcher wirthschaftliche Kämpfe herbei geführt werden. In jener Glasfabrik waren die Löhne mehr als auskömmlich. Der Lohn für die Arbeitsschicht des gelernten Arbeiters belief sich auf 3 cF 20 pro Tag. Ein älterer Glas bläser verdiente 200 im Monat, seine gleichfalls in d«r Fabrik beschäftigten Söhne 270 <^, so daß der Arbeitsverdienst einer einzigen Arbeiterfamilie sich im Monat auf 470 belief. Die übrigen Arbeitsbedingungen waren, wie das socialdemo kratische Blatl selbst anerkennen muß, so günstig. Daß in einer anderen, demselben Unternehmer gehörigen Fabrik ein Streik ausgebrochen ist, um die Arbeitsbedingungen der Nienburger Glasfabrik zu erlangen. In der That handelt es sich bei dem jetzigen Ausstande auch weder um die Höh« deS Arbeitslohnes, noch um Verkürzung der Arbeitszeit oder sonstige Bedingungen der Arbeit, sondern ausschließlich um den Anspruch der Arbeiter, ein entscheidendes Wort im Betriebe mitzu sprechen. Der Streik entstand aus der Forderung der Ar beiter, bei Entlassung von Arbeitern, welche sie interessiren, mitsprechen zu dürfen, aber rS war auch bereits in den Ver sammlungen der Arbeiter die weitere Forderung aufgestellt, bei der Anstellung der Beamten mitzuwirken, die Geschäftsbücher einsehen zu dürfen und über die Zahl der anzunehmenden Lehrlinge mit zu bestimmen. Es ist klar, daß, wenn diese Forde rungen verwirklicht würden, der Unternehmer auch nicht entfernt mehr Herr in seinem Betriebe wär«, sondern daß in Wirklich leit die Arbeiter das entscheidende Wort zu reden hätten. Natür lich sind auch in dem vorliegenden Falle die Gla-arbeiter nicht von selbst auf die Erhebung solcher unerfüllbaren Forderungen, die nothwendig zu einem wirthschafllichen Kriege führen mußten, gekommen, sondern sie sind tbeil» durch die socialdemokratisch gr- seitete Presse, theils durch socialdemokratisch« Agitatoren plan mäßig zur Ausstellung derartiger Ansprüche Dresfirt worven, und zwar waren eS namentlich die SonntagSversammkunge« in Wirth-häusrrn, in denen in die durch den Genuß geistiger Oe tränke erregte Arbeiterschaft der Same der Zwietracht und un erfüllbarer, nur zum socialen Krieg« führend«! Wünsch« gelegt worden ist. So liefert auch der Auistand in der Nienburger
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