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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000215022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900021502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900021502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-02
- Tag1900-02-15
- Monat1900-02
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Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/..7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaclion und Expedition: Johannissasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Mfre- Hahn vorm. v. Klemm'- Torttui. Universitätsstraße 3 (Paulinuui,, . Louis Lösche, Latharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. BezugS-PreiS '' der hauptexpeditiou oder den im Stadt- kezirk und den Bororten errichteten AuS- ^bestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, vei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestäbrlich >4 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung inS Ausland: monatlich >4 7.50. Abend-Ausgabe. > MpMcr TagMatl Anzeiger. Amtsötalt -es Königlichen Land- im- Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes nn- Notizei-Nmtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Prel- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactionSstrich (4ge spalten) 50^Z, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schristen laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Taris. Ekxtra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. .Annahmeschluß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anreise» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Donnerstag den 15. Februar 1900. 8i. Jahrgang, 8i. Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. Februar. Unsere BorauSsage, daß der Reichstag in seiner gestrigen Sitzung nicht mehr Zeit finden werde, den Reichseisen bahnetat, der mit auf die Tagesordnung gesetzt war, „anzuschneiden", hat sich vollauf bewahrheitet; das Haus ist sogar mit dem Colonialetat nicht fertig geworden. Ja, nicht einmal über den einzigen Gegenstand der Debatte, die Forderungen für dieFortsührungderUsumb ara b a hnund für Vorarbeiten zurKüstenstichbahn Dar-eS-Salaam—Mrogoro nebst Telegraphenlinie Dar-es-Salaam— Kilossa, kam man zu einem positiven Beschlüsse, sondern verwies die Titel nochmals an die Budgetcommission. Daß die Abgg. Bebel und Richter die Forderungen bekämpften, war bei der Stellung dieser Parteiführer zu den Colonien überhaupt selbstverständlich. Wer die Colonien um jeden Preis losschlagen möchte, hat natürlich weder Geld noch Verständniß für Eisenbahnen, welche die Colonien wirtbschaftlich entwickeln sollen. Ueber- raschender und von größerer praktischer Bedeutung ist, daß auch die CentrumSpartei, die für die Erbauung der Usumbarabahn gestimmt hat, jetzt mit ihnen in dasselbe Horn stößt und sich auf den Slandpunct stellt, daß nichts bewilligt werden soll, so lange nicht bewiesen werden kann, daß die Eisenbahn sich rentiren wird. Daß die Partei sich vom Abg. Dasbach vertreten ließ, deutet nicht gerade auf den Wunsch einer Verständigung. Diese oppo sitionelle Gruppe kam darin überein, daß es sich um die Ein leitungen für die „Centralbahn" handle, daß allcS Geld weg geworfen sei und noch Hunderte von Millionen gefordert werden würden, daß aus den Kaffceplantagen in Deutsch- Ostafrika nichts werden könne und daß, wenn ein wirtbschaft- liches Interesse vorhanden wäre, das interessirte Privatcapital dieBahnen bauen würde. Vergebens führte der Colonialdirector v. Buckka den Gegenstand, um den eS sich handelte, diesen Uebertreibungen gegenüber auf den thatsächlichen Umfang zurück und wies darauf bin, daß das deutsche Reich nicht mit dem calculalorischen Maßstab eines Privatmannes an Unternehmungen herantreten kann, bei denen es sich um Interessen haudelt, die nicht in Ziffern der Rente auSgedrückt werden können; vergebens betonte er, daß das deutsche Capital die Eigcnthümlichkeit habe, lieber Hunderttausende in exotischen Werthen zu riskiren, als Unternehmungen in deutschen Colonien zu fördern; vergebens wie« er nach, daß der zeilweise Rückgang der Kaffeepflanzungen auf eine außer- gewöbnliche Dürre zurückzuführen ist, die jetzt wieder normalen Verhältnissen Platz gemacht bat, so daß man schon der nächsten Ernte mit den besten Hoffnungen entgegensetzen kann; ver gebens ergänzte der Unterstaatssekrelär Frhr. v. Richttzofen diese Ausführungen durch den Hinweis auf das Prosperiren der ebenfalls ursprünglich mit der Einwendung mangelnder Rentabilität bekämpften Congobahn; vergebens befürwortete der Abg. v. Siemens, der geistige Schöpfer der anatolischen Bahn, im Gegensätze zu seinem Parteigenossen Frese mit Wärme und „Begeisterungssähigkeit" die Bewilligung und erklärte, von der künftigen Rentabilität der Usumbarabahn wie der „Centralbahn" überzeugt zu sein; vergebens erbrachte der Abg. Ör. Hasse den Nachweis, daß die Colonialverwaltung mit der letzteren Bahn schon zu lange gewartet bat, und über- fübrte den Abg. Bebel, daß er sich zu Unrecht für seine Ansicht auf die Autorität des Pros. Dr. Hans Meyer berufe: er sah selbst ein, daß die Mehrheit des Plenums nicht zu überzeugen und die Zurückverweisung der Titel an die Budgetcommission FetrrHrton. 51 Hans Eickstedt. Roman in zwei Bänden von Anna Maul (M. Gerhardt). Nachdruck vcrdvrru. Das klang unbestimmt. Es wunde Gertrud glühend heiß. Sie war nur zwei oder drei Mal im Thiergarten gewesen und nie allein. Die Dämmerung sank, vom Abendroth war nichts mehr zu söhen. Sie hatte keine Ahnung, welch« Richtung sie für den Rückweg «Anschlägen müßte, sic war ihrem Begleiter blind lings gefolgt —, was mußte er davon denken, daß sie sich so leichtsinnig zu einem Herumirren in die Nacht hinein mit einem beinahe fremden Manne hergeqeden hatte? Ob er ihre Bestürzung bemerkte? Er lenkte in einen ganz engen, dunkeln Gang ein und sagte gleichmüthiq im 'Weitergshen: „In diesen Dickichten sollen sich übrigens häufig Strolche Herum treiben. Was würden Sie thun, Fräulein Gertrud, wenn ich Sie jetzt höflich bäte, mir Ihr Portemonnaie uxid Ähre goldene Uhr gütigst zu überreichen?" „Sie bedauern", erwiderte Gertrud trocken. „Meine Uhr ist nur von Silber, und in meinem Portemonnaie befinden sich baare drei Mark vierzig Pfennige." Eickstedt brach in Lachen aus. „Kann man Sie denn nicht ein bischen gruseln machen?" „O, Sie Bösewicht!" rief Gertrud. ,Ms od Sie nicht merkten, wie ich mich im Stillen ängstige, wir könnten den Weg verloren haben!" „Nein, seien Sie ruhig. Ich kenn« hier Weg und Steg. Noch ein paar Schnitte, so sind wir in der Hofjäqerallee. — Und vor lieberfällen beschütze ich Sie, so viel Ritterlichkeit trauen Sie mir doch zu trotz Tante Wally's Schwarzfärberei." „Ach, vor Menschen fürchte ich mich nicht. «Glauben Sie, daß es wirklich böse Menschen giebt?" „Ohne Frage! Entsetzlich verthierte, gefährliche, von Geburt an verderbte Menschen. Wenn man hier in Berlin Studien macht, an Orten, von denen Sie kaum jemals gehört haben, so schaudert man und blickt zu Hause entsetzt in den Spiegel, ob man wirklich dieselben Züge trägt wie solch' «in Scheusal. Unsere gesellschaftlichen Zustände erzeugen solche Auswück»>'e. Läßt man Menschenkinider zu Bestien heranwachscn, so darf man sich nicht beklagen, wenn sie bestialisch handeln. — 'Die große Mass« per Herrdemnenschen ist freilich weder gut noch böse, sie folgt ihren Trieiben, solweit sie nicht mit den Strafgesetzen in noch das kleinere Uebel sein würde. DaS geschah denn auch, wie schon gesagt, und es wurden nur die „Betriebsausgaben für die bestehenden Eisenbahnen" bewilligt. Dem gestern mitgetheilten Versuche der „Kreuzztg", die deutsch-konservative Neichstagsfraction als durchweg der Flottcuvorlagc günstig gesinnt erscheinen zu lassen, lrilt die „Deutsche Tageszeitung" mit der Behauptung entgegen, daß in dieser Fraktion doch einige Abgeordnete säßen, die sich von der Nothwendigkeit und der Möglichkeit der Flottenverstärkung noch nicht überzeugt hätten; das bündlerische Blatt fügt hinzu, daß diese Abgeordneten nicht der Leitung deS Bundes der Landwirthe angehörten. Es selbst fährt fort, die Landwirthe dadurch gegen die Flottenvorlage ein- zunehmen, daß sie Zuschriften veröffentlicht, welche die Flottenvorlage bekämpfen. Das genannte Organ sucht diese Praxis zu bemänteln, indem es erklärt, eS halte eS für seine Pflicht, die Stimmung „weiter Volkskreise" auch dann zum Ausdrucke kommen zu lassen, wenn sie mit seiner eigenen Anschauung nicht übereinstimme. Die halbe Lossagung von der Tendenz der flottenfeindlichen Zuschrift wird unmitielbar darauf durch die Bezeichnung derselben als einer „beachtenswerthcn" zurückgenomnien. Die „weiten Volkskreise", zu deren Mundstück die „Deutsche Tageszta." sich macht, werden heute durch einen kön i gl. s äck s. Ober st a.D. Martini, Mitglied deS Bundes der Landwirthe, dar gestellt. Auf die Betrachtungen des genannten Herrn über Merkantilstaat und Agrarstaat gehen wir nur inso weit ein, als wir den folgenden Satz herausheben: „Der ländliche Arbeiter, der Handwerksgehilfe sehen und haben die Möglichkeit — vorausgesetzt, daß eben Landwirthschaft und Handwerk gedeihen —, sich mit der Zeit selbstständig zu machen, eigenen Besitz zu erwerben. Der Industriearbeiter siebt kiese Möglichkeit nicht, daher verfällt er immer mehr und mehr . . der Socialdemokratie." — Es ist eine vollkommen falsche Behauptung, in Bezug auf den ländlichen Arbeiter schlechthin das zu sagen, waS Oberst Martini anführt. Der letzte Grund für die Leute- noth auf dem Lande ist gerade die Aussichtslosigkeit deS bei weitem größten Theilcs der Landarbeiter, aus der socialen Schicht der Tagelöhner jemals im Leben tzerauS- zukommen. Das weist Freiherr von der Goltz deS Näheren in seinen „Vorlesungen über Agrarwesen und Agrarpolitik" (Jena, Gustav Fischer) nach. Im Vergleich mit dem GroS der ländlichen Arbeiter hat der Industriearbeiter die besseren Aussichten für sein wirthschaftliches Fortkommen, auch ohne die Aussicht auf wirthschaftliche Selbstständigkeit. Wendet man sich von den volkswirthschastlichen Betrachtungen des Obersten Martini zu seinen Ausführungen über die technische Seite der Flottenvorlage, so tragen auch sie den Stempel greller Ueber- treibung. Die Anspielung aus den amerikanischen Admiral Farragut, der nicht viel von Panzerschiffen hielt, aber „eiserne Herzen in hölzernen Schiffen" verlangte, ist nach den Erfahrungen des letzten spanisch-amerikanischen Krieges geradezu grotesk. Ein anderes Beiwort kann auch nicht der Behauptung gegeben werden, daß von einer Manövrirfähigkeit unserer Schlachtschiffe im Gefechte kaum mehr die Rede sei. Was endlich den Vorschlag an betrifft, unsere Schlachtschiffe Lurch eine große Anzahl kleiner, mit nur einem Geschütz ausgerüsteter Boote zu ersetzen, so empfehlen wir Herrn Martini, die eingehende Widerlegung dieser Idee zu lesen, die Admiral Hollmann im Februar hefte der „Deutschen Revue" veröffentlichte. Coirflict kommen, sie folgt ihrem Leithammel nach rechts oder nach links, blökt wie er und läßt sich scheeren, 'singt und betet, wie es ihr vorgemacht wird — oder schreit nach Brod, nach Frei heit, gelegentlich auch nach Blut — ebenfalls wie cs ihr vor gemacht wird." ,)Sie denken schlecht von den Menschen", sagte Gertrud. „Nicht schlechter, als sie cs verdienen", versetzte Eickstedt. „Es ist eine erbärmliche Raffe." ,/Dcr doch auch die erhabensten Schöpfer- und Erlösernaturen angehören." „'Gewiß. Sonst wäre es nicht der Mühe werth, zu leben. Sonst müßte man an der Hoffnung verzweifeln, daß es dem Menschengeschlecht bestimmt sei, eine höhere Entwickelungsstufe zu erklimmen."' „Es würde mich unglücklich machen, die Menschen so veralten zu müssen", nahm Gertrud nach einer Paus« wieder auf. „Lieber wollt« ich zu gut von ihnen denken als zu schlecht." „Um mich selbst glücklicher zu fühlen? Wenn doch nur Er kenntnis; der Wahrheit, so widerlich und fürchterlich sie sei, un erbittliches Aufdecken des Elends, der Fäulniß, aus einer jämmer lichen Gegenwart in das Licht einer reineren und vollkommeneren Zukunft führen kann?" Gertrud schwieg, ergriffen von einem Gefühl, das der Ehr furcht nähe kam. Ahr jugendlich gläubiges Gemüth erfüllte sich mit der Vorstellung, 'baß der Mann, der so sprach, zu großen Dingen berufen sei. Jetzt that sich die breite, von uralten, mächtigen Eichen uns Buchen gebildete Hofjägerallee auf. Der rosig und safrangelb anqestrahlte Abendhimmel warf sein scheidendes Licht voll und mild hinein. 'Hier wandelten noch Spaziergänger. Wagen rollten vorbei, es herrschte fast das Leben des Tages. Gertrud athmete, wie von geheimem Druck befreit, auf. Erst jetzt merkte sie, daß ihr noch immer ein wenig bange gewesen war; aber dies« Bangigkeit hatte einen wunderbaren Reiz, und jetzt verwandelte sie sich in fast Wermüthiqe «Fröhlichkeit, und es war, äls seien ihrer Seele Schwingen gewachsen. Eickstedt nahm indeß seine Geschichte wieder auf. „Vermögen erwerben, reich werden — wenigstens möglichst schnell wirthschaftlich selbstständig — mit dem Vorsatz kam ich nach Berlin. Ich mußte meiner Mutter eine Hässlichkeit schaffen, sie sollte nichts bei mir entbehren. Auf die Ehre, dem Staat noch lange Jahre ohne Gebalt zu dienen, mußte ich also ver-^t-n. Während di« Meinigen daheim glaubten, daß ich fleißig und ehr bar für mein Examen arbeite, sah ich mich nach einer Anstellung in der städtischen Verwaltung, in iraend einem praktischen Beruf um. Es war nicht leicht, eine WM zu treffen. Subaltern beamter '-u werden, hatte ich nicht Lust. Für das Geld- und Wie die belgische» Blätter übereinstimmend melden, gedenken die französischen Assumptionisten, denen das böse Ministerium Waldeck-Rousseau das Leben so sauer macht, nach Belgien, dem gelobten Lande deS Klerikalismuö und der geistlichen Orden, ützerzusievelu. Zum Hauptpunkt ihrer Thätigkeit haben die braven PatreS die Stadt Antwerpen auserwählt, wo sie bereits ein Gebäude um 360 000 Frcs, angekauft haben. Die berüchtigte „Croix", das Blatt der Assumplionisten, das in den letzten Jahren so sehr zum Rassen- und Religionsbaß in Frankreich gehetzt hat, wird fortan in Antwerpen erscheinen und demnach die erwähnte Hetze nach Belgien verlegen. Gleichzeitig haben die Patres eine Reihe von Grundstücken im Bezirk Tonrnai, an der französischen Grenze, angekauft, worauf mehrere Assump- tionistenklöster angelegt werden sollen. Es versteht sich von selbst, daß die Brüsseler Regierung der Einwanderung der französischen Assumptionisten Vorschub leistet, obgleich die bisher in Belgien angesiedelten katholischen OrdenS- gesellschaften die neue Concurreuz mit scheelen Augen ansehen. Indessen ist den Assumptionisten trotz deS Schutzes, dessen sie sich von beider Regierung erfreuen, doch nicht zu rathen, in Belgien die in Frankreich unmöglich gewordene Bewegung wieder aufzunehmen. Denn die belgische Bevölkerung ist nicht so langmütbig wie die französische, und die Art und Weise, wie man in Brüssel vor 6 Monaten das Ministerium Vandenpeereboom zu Boden geworfen hat, sollte den Assumptionisten zuni warnenden Beispiel dienen. Fordern sie die belgische Bevölkerung heraus, dann könnten sie eines TageS allen Regierungssympatbien zum Trotz durch eine Volksbewegung in sehr unsanfter Weise ans dem Lande hinausgejagt werden. Der Krieg in Südafrika. —Heute kommt LaS erste Lebenszeichen wieder von dem dreifach geschlagenen General Buller. Er bat sein Hauptquartier von Springfield-Brücke, wohin er nach seinem letzten verunglückten Entsatzversuch zurück gedrängt war, wieder nach Cbiveley, südlich von Colenso an der Bahnlinie Pretoria-Ladysmitb-Durban zurückverlegt, das Richtigste, WaS er thun konnte. So bat er doch wenigstens die Möglichkeit, etwaigen UmklammerungSversuchen oer Boeren zu entgehen und sich rückwärts nach feiner Operationsbasis Pietermaritzburg zu concentriren. Jedenfalls hat Buller sein Hauptcorps in Cbiveley beisammen, während seine Vortruppen noch die von ihm gebaute Feldbahn Springfield-Cbiveley kalten und die vollständige Rückbeför derung des Trains decken. Wir erhalten folgende Meldungen: - London, 15. Februar. (Telegramm.) General Buller telegraphirt aus dem Lager bei Chiveley vom 13. d. M. Bei Springfield kam es zu einem Vorpostengefecht. Eine Schwadron der First Royal Dragons traf auf eine Abtheilung Boeren. Die Boeren erreichten den Kamin des Berges zuerst und eröffneten ein heftiges Feuer auf die Schwadron, die auf un günstiges Terrain gerathen war und sich zurückzog. Als Ver- stärkungen cintrafen, gingen die Boeren zurück. Ein Officier und fünf Mann wurden verwundet, ein Leutnant und sechs Manu sind in Gefangenschaft gerathen. — General Buller berichtet weiter: Die Truppe des Lord Duudonald, 700 Berittene, eine Batterie und ein Bataillon Infanterie, unter nahm einen Ausklärungsmarsch. AIS sie sich nach Durchführung ihrerAufgabe zurückzog, eröffneten dieBoeren rin heftigesGe- wehrfeuer, durch das sechs Mann leicht verwundet wurden. Die Boeren verloren zwei Mann. Der erste Tbeil des Telegramms bestätigt, daß die Boeren, nachdem sie Buller über den Tugela zurückgeworfen, denselben ihrerseits überschritten und sich am südlichen Ufer festgesetzt haben. Ob der Aufklärungsmarsch Dunbonald's ebenfalls bei Springfield stattgefundeu hat, gehl aus der Depesche leider nicht deutlich hervor; er kann auch von Chivelev, etwa in östlicher Richtung erfolgt sein, wo die Boeren sich schon lange festgesetzt batten. Von einer weitausgreifenden Umgehung BullerS durch Joubert, die erst gemeldet wurde, kann wohl noch nicht die Rede sein. Wir rathen derartigen Nachrichten gegenüber wiederholt Vorsicht an. Was Buller jetzt eigentlich beginnen will, schwebt noch vollständig im Dunkel. Vielleicht versucht er den Tugela nun östlich von Colenso zu überschreiten, waS wir aber schon als unwahrscheinlich bezeichneten, oder er forcirt den lieber gang nochmals westlich der Stadt, WaS einige englische Blätter annehmen, oder aber er „hält Natal", wie er selbst sic», geäußert haben soll, d. h. er bleibt südlich des Tugela liegen und bindet dort einen großen Theil der boerischen Streitmacht, die sonst am Modderriver oder im Norden der Capcolonie bessere Verwendung finden könnte. Er wird sich Wohl sür das Letztere entschieden haben. Zum Entsalze Kimberleys tbut mittlerweile der Oberseldmarschall Lord Roberts die ersten Schritte. UnS gehen darüber folgende Meldungen zu: * London, 14. Februar. Ein Telegramm des Feldmarschalls Roberts vom Riet-River vom 13. d. Mts. lautet: Oberst leutnant Hannay, mit einer Brigade berittener Infanterie auf dem Marsch von Oranje-River nach Ramah, hatte ein Schar- mützel am 11. d. M. mit einem kleinen Bocreiicorps, das die seinen rechten Flügel bedrohenden Hügel besetzt hielt. Mit einer Abtheilung seiner Brigade hielt Hannay den Feind zurück, während er mit der Hauptcolonne bis Ramah vorrückte. Der Zweck des Vormarsches ist glücklich erreicht. Tie Verluste der Briten betragen 4 Todte und 22 Ver wundete, 13 werden vermißt. — Am 12. d. M. gelang einer Cavallerie-Livesio» unter General French der Neber- gang über den Riet-River bei Tekils-Drift, ans dessen Ost ufer die 6. und 7. Division jetzt lagern. Die Verluste der Briten betragen an Tobten einen Officier und zwei Mann und einen Verwundeten. * London, 1». Februar. (T.) Acldmarschall Roberts telegraphirt ans Tekils-Drift vom 14. d. M.: General French erzwang mit drei Brigaden tkavallcric, Artillerie und berittener Infanterie de» Ucbcrgang über den Modders! ns; bei Klip-Drift, 25 Meilen von hier, besetzte die nördlich davon ge legenen Berge und nahm drei Lager der Boeren ei». Inzwischen besetzte ttzeiieral Gordons Brigade zwei Fürthen nnd nah»« zwei Lager Ser Boeren in westlicher Richtung. General French fand geringen Widerstand. Tic Verluste sind germg. Tie Action wurde vorzüglich auügeführt, wenn mau die -rückende Hitze und den blendenden Staub in Betracht zieht. Tic 6. Division geht auf der Rordscite des Rict- ftusscs bei Waterv al-Drift vor zur Unterstützung der Cuvallcrie. Tic 7. Tivision steht noch hier, sie marfchirt Rechnungswesen fehlte mir Sinn und Talent. Jaber technische Beruf erfordert längere Vorbildung. Ich schwankte, quälte mich mit Zweifeln, griff versuchsweise hier unid dort an und war schon fast entmuthigt. Dabei ging es mir merkwürdig. Ich kam bei meinen Bemühungen mit so ver schieden gearteten Menschen zusammen, lernte so vielerlei Thätig- keiten, so ganz entgegengesetzte Lebenskreise kennen. — Ich war wohl früher schon in Berlin gewesen, aber es war ein neues Berlin, das ich jetzt nach zwei bis drei Jähren wieberfand. Das Wachsen und Werden einer Großstadt, das Zuströmen der Lebenssäfte nach diesem Mittelpunct, all' die tausendfältigen Kräfte, die dabei entfesselt werden, sich vereinigen, kreuzen, mit und gegen einander wirken . . . Die Rolle, die solch' ein Er- eigniß im geschichtlichen Leben, in der Entwickelung der Mensch heit spielt ... all' bas waren Probleme, die mich beschäftigten, mein Denken erfüllten. Meine Beobachtungen wurden Selbst zweck . . . Ich . . . kam schließlich dahin, meinen Beruf in einer Richtung zu suchen, die mir bisher eine geheimnißvoll verhüllte Ferne gewesen war." 'Auf der Brücke, die von der Friedrich Wilhelmstraße nach dem Llltzdwpiatz hinüberführt, 'blieben die beiden jungen Menschen stehen. Am blatzblauen Abendhimmel stand der zu nehmende Mond und spiegelte sich in dem Wasser des Canals. Einzelne Sterne tauchten schüchtern im Zenith auf. .Moll ich Ihnen sagen, welches dieser Beruf ist?" fragte Gertrud halblaut. Hans hatte den Hut abgendinmen und strich über die heiße Stirn. ,Lassen Sie hören!" sagte er. „Sie sind ein Dichter!^ erklärte Gertrud glühend, und ihre Stimme zitterte vor zurückgehaltener Bewegung. Eickstedt starrte in den Glanz der Himmelslichter, die sich aus schimmernder Dämmerung hervorhoben. „Ich bin ein Dichter, ja!" erwiderte er halblaut, feierlich, als spräche er ein großes Geheimniß aus. „Ich bin zum Dichter gehören, ich glaube an mich. — Aber wird die Welt an mich glauben?" „Sie wird! Sie muß!" behauptete Gertrud mit begeisterter Zuversicht. Eickstedt ergriff ihr« beiden Hände und drückt« sie tranig. „Das ist ein gutes Wort! — Das soll mir eine glückliche Vorbedeutung sein! — Sie sind die Erste, die davon hört — und Sie wissen Alles, errathen Alles, wie durch Eingebung — Gertrud — liebe Gertrud! — Ich stehe vor einer Entscheidung, von der meine ganze Zukunft abhänqt. Meine Mutter darf nichts erfahren — nichts, bevor der Würfel gefallen ist. War Alles nur Traum und Schaum dann " 'Wie ein Kampf ging der Ausdruck nervöser Beängstigung über seine Züge. „Nicht docy!" widersprach Gertrud voll hoher Zuversicht. „Was Sie so lebendig in sich fühlen, was Sie mit schöpferischem Hauch beseelt. Ihnen neue Wege, neue Ziele eröffnet, das kann nicht Traum und Schaum sein. Nur Muth! Nur nicht weichen > und nicht wanken! —" f ,/Sie haben Recht! Wenn Sie wüßten, wie diese Ungewiß heit, dies Ge'heimhalten quälen, zermürben —" Er preßte ihre Hände: „Dank! Dank! — Nein, ich verliere den Muth nicht." IrK setzten Beide ihren Weg fort. Als das Haus in der Potsdamer Straße erreicht war, in dessen drittem Stock das Kunzessche Pensionat florirte, fragte Hans: „Wann darf ich kommen?" Gertrud nannte ihm ihre freien Abende. „Aber jetzt noch eins", sagte er, ihr die Hand zum Abschied reichend. „Wir sind doch Vetter und Base? Es ist doch in Deutschland Sitte, daß Verwandte sich beim Vornamen anreden, wie? Ich kann Sie mir nicht wieder als Fremde denken, Gertrud . . . Verzeihung, aber ich strauchele fortwährend über das Fräulein" — „Das Fräulein ist Ihnen gern erlassen." „Und Sie nennen mich Hans — und Du — bitte, bitte! Wollen Sie nicht mein Schwesterchen sein?" „Ich wollte schon", sagte Gertrud zögernd, „aber —" „Aber das' „Du" muß erst verdient werden, wie?" Sie nickte lachend und öffnet« die Hausthür. Fünftes Capitek. Die zweite Hälfte des April hatte rauhes Wetter, Stürme und Regengüsse gebracht. Don harten Nachffrösten erstarrt, hingen die voreilig entfalteten grünen Blättchen welk und schwarz an den Gesträuchen. Frostschauernd, zum Theil in Frühlings hüllen, zum Theil in Pelzwerk vermummt, eilten die Leute durch die Straßen. An der großen Tafel im Berliner Zimmer des Pensionats saß Äertruld allein bei ihrem verspäteten Mittagessen. Die Baronin hatte die Güte, es ihr aufheben zu lassen, wenn sie spät aus dem Atelier kam, allein es gewann durch dieses Dauer verfahren nicht. Gertrud drehte dir in Fett schwimmenden ver trockneten Fleischstücke unlustig hin und her. Sie hatte keinen Appetit, war zu müde zum Essen, hatte vielleicht zu lang« ge fastet. Aber sic mußte wohl essen, um nicht von Kräften zu kommen. Der eiserne Füllofen im Atelier war überhitzt, sie Hitze I unerträglich gewesen. Der Kops brannte Gertrud, nicht allein
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