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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000409023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900040902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900040902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-04
- Tag1900-04-09
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Abend-Ausgabe Druck and Lrrlag vor» S. Polz irr Leipzl-. Jahrgang 181 Montag den 9. April 1900 12! w:r trat unv hier Nontag, lpril 1900. »attigem Stand erde bedeckt oder säet tvird. Doch amen keimt und Zahre reichlichen lart wird im jält, in kleinen Gemüsen, die ! noch so manche, werden, di« bis- rlten waren, ob- eilns allgemeine i. »ser kogenannten de» Krauskohls, k, oder im zeiti- ntriebe als der ieser Kohltriebe >fsen. FesrrNetsir. salat- die in äse zu Suppen, erfreuen sich in rtenbau. ob srachf.). .Aunahmeschluk für Anzeigen: Abeud-Ausgavr: Vormittags IO Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Ezpeditw» zu richten. Vrtra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsvrderung 60.—, mit Postbeförderiing X 70.--. Verrichtung des HenkerdiensteS an den ver späteten Gesinnungsgenossen Wilbrlm Teils." Anders, als sonst in Menschenköpfen, malt sich die Welt im Kopfe eines päpstlichen Gesandten. So darf man Wohl sagen, wenn man die Rede des Pariser Nuntius Lorenzelli im -.Institut Latiioligus'' liest. Dieser Mann, der erst vor wenigen Monaten seinen Münchener Posten mit dem Pariser vertauschte, bat zwar schon manche curiose Sachen geleistet — seine Neujahrsansprache an Präsident Loubet pries den päpstlichen Jubelablaß zusammen mit der Pariser Weltausstellung als göttliche Anordnung — aber in seiner Rede vom 17. v. MtS. hat er sich selbst übertroffen. Der „Neichsbote" giebt von ihr nach dem „Figaro" einen Abschnitt wieder, in dem u. A. Folgendes gesagt wird: „Also trotz der Allgemeinheit des übernatürlichen Berufes der Böller ergeben sich gewisse intellektuelle und moralische Verschieden heiten, und zwar infolge einer geheimnisvollen Wirkung, vermöge deren gewisse Rassen und gewisse Völker auserwählte Raffen und Völker sind. Das ist vor Allem der Fall mit der lateinischen Rasse. Zunächst hat diese übernatürliche Ordnung in ihrer organischen Unversehrtheit erhalten, nämlich den KatholiciSmus, und hat sie mit unüberwindlicher Zähigkeit und unübertrefflicher Treue bewahrt. Sie verdanke das der Energie ihrer Intelligenz, ihrer hohen logischen Tugenden, ihrem Gewissen. (!) Und weiter: Unter Len lateinischen und katholischen Völkern hat Frankreich eine übernatürliche Epecialmission, eine Mission, welche die inductive Geschichtsphilosophie anerkennt und proclamirt. Das ist die Mission, der Streiter Christi und der Soldat des Stellvertreters Christi zu sein. In der That, das katholische Frankreich hat das Bedürfniß, sich in Treue und Gehorsam um den Stellvertreter Jesu Christi zu ichaaren Es ist überzeugt, daß in den religiösen Fragen und in denjenigen, welche die Beziehungen zwischen den politischen Einrichtungen und der Religion betreffen, di« Leitung des PapsteS nicht einen Augenblick betrachtet werden kann als eine fremde Einmischung, sondern begrüßt und gehört werden muß als die allein völlig comprt« nie Autorität in der Sache, da sie von JesuS Christus angeordnet worden ist und durch den heiligen Geist mehr und besser erleuchtet wird als irgend eine andere Autorität und Persönlichkeit. Gott wache über den Waffen seines französischen Volkes. Aber er thue noch mehr; er habe unter den thenren Franzosen einen Weg des Mitleids und Les Triumphes betreten, um ihr Vorrecht der Sohn- schast und ihren Beruf als auserwühltes Volk für immer zu be- sestigen." Ob wirklich der schlaue Italiener an die moralische lieber- legenheit Frankreichs so fest glaubt? Oder will man nur durch solche Schmeicheleien die Franzosen der päpstlichen Politik gefügiger machen? Die ultramontanen Deutschen wertens ja trotz solcher Herabsetzung eS an PeterSpfennigen im Jubeljahr nicht fehlen lassen. Die Bildung der englischen HeereSliga ist nunmehr so weit gediehen, daß man sich hinsichtlich der Grundlagen des Programms verständigen konnte, welches der Heerespropaganda Ziel und Richtung geben soll. Bei der Festlegung demselben hat man die Hineinziehung irgend eines parteipolitischen Moments sorgfältig vermieden. ES gipfelt einfach in der Betonung der Nothwendigkeit, die Regierung in ihrem Streben nach Hebung deS Standes der militärischen Wehr kraft der Nation aus allen Kräften zu unterstützen und ins- Filialen: Als»«» Hahn Vvrm. v. Klemm'» Lortim. Universilütssiraßr 3 (Paulinum-, Loni» Lösche, KMHemdi«!». I», p»rt. und Königsplatz 7. Ne-action und Expedition: JolmnniSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Drei Theilhaber. Roman von Bret Harte. Nachdruck verboten. Seltsam! Was Demorest's Name nicht bewirkt hatte, brachte die Erwähnung seiner Frau zu Stande: sie rief ihn in die Wirt lichkeit zurück. Doch mit dem Unterschied, daß ihn in seiner Verworrenheit instinktmäßig das Gefühl ergriff, er lönne sie jetzt nicht sehen. So schritt er denn nach dem Sopha hin, nahm neben Frau Hornburg Platz und sagte, ohne sie anzuschaucn, den Blick auf den Boden geheftet: „Ich müßte morgen jedenfalls sehr früh aufbrechen, und da scheint es mir doch kaum der Mühe Werth, ihre Nachtruhe zu stören. Es wird wohl am besten sein, wenn sie gehörig aus schläft und morgen ganz still mit Ahnen bis zur Abfahrt der Post hier bleibt. Dann fahren Sie Beide zusammen hinüber. Nein Pferd steht gesattelt da und ich kann Hymettus noch er reichen, ehe Demorest zu Bett gegangen ist." Als er aufstand, war er genöthigt, sie anzusehen. Frau -Hornburg saß hoch aufgerichtet da und sah so strahlend schön aus, wie selbst er sie noch nie erblickt hatte. Sein Entschluß hatte sie plötzlich von einer schweren Last befreit — die gefährliche Begegnung der Ehegatten am anderen Morgen, deren Folgen sich unmöglich vorauSsehrn ließen, war dadurch in aller Ruhe abgewendet. Zudem erfüllte sie die ganze Art und Weise, wie er ihr sein Borhaben Mrttheilte, mit einer halb ängstlichen Freude. ES lag eine gewisse Beklommenheit darin; sein offener Freimuth, dem gegenüber auch sie sich schon so oft machtlos ge fühlt hatte, war verschwunden. „Ich glaube, so wird eS wirklich am besten sein", sagte sie, sich gleichfalls erhebend. „Dadurch bietet sich mir mich di« Ge legenheit, mit ihr zu reden, wie Sie es wünschten." „Mit ihr zu reden, wie ich e» wünschte?" wiederholte Barker zerstreut. „Nun ja — über Ban Loo, meine ich", fügte Frau Hornburg lächelnd hinzu. „Versteht sich, über Ban Loo", fiel er ihr rasch inS Wort. „Und dann will ich ihr sagen — da» heißt nein — warum brauche ich eS überhaupt zu erwähnen, daß Sie hier gewesen sind? Vielleicht macht ihr das nur Verdruß, wie Sie vorhin Larrrsch« Dollars fe» wechseln sehr, für di« Ärroba end «stioaen, da ne AuSfuyr von Wendung findet, Preis V,SO Doll, uaenommen. >00 Avroba» »end if durchschnittlich wba» auSgeführt 8 000 000 Doll. Keife des Jahres (69 636 750 lcg) bge hatten; zwei Reingewinn der r ging nach den von Hanfstricken ist. In T-lax viel fruchtbarer nliche Zucker- oitern verhindert mgen. gur Z<it Wer Len Hafen :th von 1866 000 Staates, Hai reichste Stadt L Weltmarkt.) Pult schlug:' „Die Frau von Georg Barker — ist von hier — mit ihrem Begleiter — dem Herrn — nach dem — sic beständig — gefragt hat, Punkt 9 Uhr 35 Minuten — rm Einspänner — fort—ge—fahren." Hiernach vertiefte er sich wieder in seine Arbeit. Frau Hornburg stürmte die Treppe hinauf in das Wohn zimmer; dröhnend fiel die Thür hinter ihr zu. Sie !var allein in dem verlassenen Hotel — in dem leeren Raum. Athemlos, hoch aufgerichtet, stolz und drohend stand sie mitten im Zimmer. Durch diese Thür war ihr Mann mit einer Rohheit auf den Lippen von ihr gegangen. Bon hier aus war die Thörin und Lügnerin, die sie hatte retten wollen, in ihr Verderben geeilt. Und aus diesem Zimmer war auch — ver stört, belogen und betrogen — der einzige Mann in der Wei: fortgegangen,, der ihr je theuer gewesen. Jetzt wußte sie, daß sie ihn hätte festhalten und trösten können — aber es zu spät enJahren immer nd Winter einen lSsaatzeit: Juli, > sich in wemgen Der Krieg in Südafrika. Die Londoner „Morning Post" berichtet über die strategische Lage um Bloemfontein: Die Boerenstrcnegie dürfte gegenwärtig mehrere Ziele verfolgen: Britische Abtbeilungen abzuschneiden und planmäßig Schläge gegen die Eisenbahn südlich von Bloemfontein zu führen. Der Plan der sich in den Hügeln nabe Thabanchu versammelnden Streit machl ist der einer Flankenstellung. Die Tbeorie ist, daß eine starke Boerenmacht dort die britischen Der bindungen bedroht, wenn der Dormarsch wieder ausgenommen wird, und baß deshalb Lord Roberts gezwungen ist, diese Hügel anzuzreisen und frei zu machen, ebe er vorrückt. Grcisk er sie an, so würden die Boeren von Kroonstadt gegen seine Verbindungslinie vorgehen. Nach den letzten Meldungen scheint der Plan der Boeren aber viel Weiler zu geben und sich auf eine regelrechte Einschließung Bloemfonteins zu erstrecken. Dazu werden sie ja von den Engländern geradezu ausgefordert, da diese wegen Mangels an Cavallerie wie festgebannt und nicht einmal im Stande gewesen sind, die Boeren von den Wasser werken zu vertreiben, von denen sie jetzt bis Sprmgfield Vorgebrungen sind, wo sie die englischen Vorposten angegriffen baben. Springfield liegt nur etwa zwei Stunden östlich von Bloemfontein! In der Stadt macht man sich denn schon auf die völlige Cernirung gefaßt, was folgende schon durch Extra blatt bekannt gegebene Meldung zeigt: r. London, v. April. (Privattelegramm.) Aus Bloemfontein wir» nemeldct: Robert» befahl a» gesichte Ser unmittelbaren Gefahr, Vie Bahnver btnSung abgcfchnitten zu sehen, allen englischen Ctviltften, sowie Sen Kranen und Kindern, dir Attzeiqett'Preis die 6gespaltene Peützeile 20 Psff. Reklamen unter Lein liedaclivusscrick (4g«- spalten) 50-g,, vor den Fauiilirnnachrichleu «ügespalten, 40 Größere Schriften laut unserem Pceis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsag nach höherem Tarif. ten Zwiebelchen eihen von 15 cm ; gegen Johanm illftändig abge- der fernsten Ge lbe angepflanzt, mb öden und der Spoisebe-reitung önnen auch die !C Takdem, ver- üngtes, ziemlich onnen, oder die -getrennt und Vlattstengel al» mmengebundcn, ie BlÄter vom > Artischoken. » hohen Nähr- an vclrebthei: ntfernte Reihen en Einfassung- cden die kleinen ichsenen Knollen in Len heißen Die sehr zarten l abgepflückt and leihen bei 20 bis bei un» al» Un- Mpzigen. zarten tzt rst. Die An- d auch wie diese raut ist aus- angL im Boden. Surzelstöcke Ver chen, La er bc- Anzeiger. Amtsblatt -es Hönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Natljes und Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. VezrrgS-PreiS ' der Hcmptervedition oder Len im Stabt» kezirk unv den Vororten errichteten Au«, uwestellen abgeboll: vierteljährlich^ 4.50, tri zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.5>O. Durch die Post bezogen für Deutschland und Lester-reich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung inS Ausland: monatlich 7.50. —«--roe»-— Die Morgen-Ausgab« erscheint um '/,? Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. alate, ist immer April bi» Mitte ier derartig. Laß raum behalt; er Wichtigkeit, rzüglicher Ersatz utHÜ bildet sich, m in 80—-40 cm willkommen aus, eine volle Ernte mgen Blattstiele rewenden Salat. Man schlügt die in oder in Holz- au»n bringt, da- enden markigen Lse. ar, gelten allge- iromatisch süßen men vorgezogen. im Monat Juli mtet zu werden, r bei diesem die besondere dafür zu wirken, daß unverzüglich hinreichende Streitkräfte zum Schutze deS Mutterlandes und der überseeischen Besitzungen bereitgestelllwerden.DieHeeresvereinigunzbetrachtet sich selber als Seitenstück und Ergänzung des Flottenvereins und will für die Interessen der Landmacht des Reiches dasselbe leisten, waS die Flottcnliza für die Interessen der Seemacht leistet bezm. schon geleistet bat. Don durchgreifenden, umwälzenden Reformen in der Richtung der ZwanHsconscription oder gar der allgemeinen Wehrpflicht nahmen die Gründer uod Gönner des HeeresvereinS vorerst weislich Abstand; soweit der Ver größerung des stehenden HeereS in den Verhältnissen Schranken gezogen sind, deren Ueberschreitung da» in Geltung befindliche Werbesyskem nicht gestattet, soll die Miliz im Verein mit der Aeomanry in die Bresche treten und so reorganisirt werden, daß beiden Truppenkalegorien im Nothfall die Dertbeidigung des heimathlichen Bodens anvertraut werden kann. Einen weiteren ProgranimpunctbildetdiegründlicheAusbildungderFreiwilligen- Formationen im Feuergefecht, Marschiren und Manövrrren, ferner die Herbeiführung einer Vereinbarung mit den Colonien über die allgemeinen Grundzüge eines ReicksvertbeidigungS- planeSrc. DiePropaganda soll durch ein möglichstweilverzweigtes Netz von Vereinen betrieben werden und alle dienlich erscheinenden, gesetzlich erlaubten Mittel ihren Zwecken dienstbar machen. Der gegenwärtige Krieg hat dem englischen Volke so manche herbe Enttäuschungen bereitet und die Unzulänglichkeit der jetzigen Armeeorganisation so grell beleuchtet, daß dem Heeresverei» genug und übergenug zu thun bleibt, wenn er sein Publicum für die praktische Verwerthung der in Südafrika gemachten Erfahrungen gewinnen will. Viertes Caprtel. Als Philipp Demorest die Postkutsche verlassen Halle, er in Vie Schmiede, das einzige Haus, das am Wege lag, bat um die Erkaubniß, Mantel und Reisetasche einstweilen in Verwahrung zu geben, bis sie ihm nachgeschickt wenden könnten; er beabsichtige, nach Hymettus hinüber zu wandern. Der Schrillet) verwunderte sich höchlich, daß der so städtisch uns vornehm a-ussihende Herr lieber acht englische Meilen zu Fuß gehen wollte, statt zu fahren; er versuchte, es ihm auszureden, und bot ihm seinen eigenen Einspänner an. D-morest aber nahm ruhig den Reisemantel ab, zog seinen Rock aus, den er sich über den Arm hing, versicherte gutmillhig, daß er die Strecke in ein paar Stunden zurücklegen und sein Ziel noch rechtzeitig zum Abendessen ereichen werde unv schickte sich an, die Fußwanderung zu beginnen. „An Ihrer Stelle würde ich mich darauf nicht so fest verlassen", brummle der Schmied; „wer weiß, ob Die auch nur ein Zimmer finden. Die dort oben sind ein gar hochmüthiges Gelichter: für Jemand, der ohne Gepäck, wie ein armer Reisender, des Wege? kommt, werden sie sich schwerlich außer Athem setzen." Lachend erwiderte Demorest, er wolle «S darauf ankommen lassen; dann griff er nach seinem Knotenstock und drückte dem Schmied ein Goldstück in die Hand, welches Lieser jedoch rasch und energisch zurückwres. Demorest wurde roth unv bat um Ent schuldigung; er merkte, daß er seine europäischen Rersegewohn- Leiten noch nicht abgelegt hatte, unv ein ernstes Lächeln flog über feine Züge, als er nicht ohne ein gewisser patriotisches Hochgefühl erwiderte: „So dank« ich Ihnen denn bestens — be« Politische Tagesschau. * Leipzig, 9. April. Herr Eugen Richter und das Centrnm sind um eine bittere Erfabrung reicher: der deutsche Handelstag hat sich in 'einer diesjährigen Plenarversammlung mit allen gegen eine einzige Stimme für die Vermehrung der Flotte gemäß der Regierungsvorlage ausgesprochen! Jene einzige Stimme dürfte vom Vertreter der Handelskammer Bingen abgegeben worden sein, der die freisinnig-klerikale Auffassung der Flottrnvorlage zum Besten gab und den Antrag stellte, der Handelslag möge eine Stellungnahme in dieser vor wiegend politischen Angelegenheit ablehnen. Nach dem Em pfang einer Belehrung über die jüngsten Ereignisse auf dem Weltschauplatze zog der Bingener Flottengegner verständiger Weise seinen Antrag zurück; der Handelstag aber verschärfte nock die von einem Münchener begründete, von einem Franken willkommen geheißene Resolution, indem er beschloß, nicht die Hoffnung, sondern die Erwartung auf Annahme der Flotten vorlage im Reichstage auszusprechen. Das beiße Bemühen der Freisinnigen, die Vertreter des Handels gegen die Flotten vorlage „scharf" zu machen, ist also vollkommen wirkungslos geblieben. Infolge der chronischen Bescklußunsäbigkeit, in die den Reichstag die große Mehrzahl seiner Mitglieder vor der Osterpause versetzte, hat die Gesammtabstimmung über die Novelle zur Gewerbeordnung, deren Berathung längst er ledigt ist, bis nach rem Wiederzusammentrittc des HauseS verschoben werden müssen. Und doch sollen die Bestimmungen deS Gesetzes schon am 1. Oktober in Kraft treten, während überdies die Ladeninhaber und sonstige unmittelbar Detheiligte Loch Zeit baben müssen, sich auf die neue Sachlage ein- zurichlcn. Mit Recht macht die „Köln. Ztg." darauf auf merksam, daß gerade bei einem Gesetze wie diesem, das in geschäftliche Zustände und Gewohnheiten ziemlich tief ein- sckneidet, zwischen der Verkündigung und dem Inkrafttreten leine allzu kurze Frist liegen darf und daß es daher sogar frag lich erscheint, ob cs jetzt noch möglich ist, an dem ursprüng lich in Aussicht genommenen Zeitpunkt sestzubalten. Diese Verzögerung ter Schlußabstimmung wirkt auf mancherlei Verhältnisse in ungünstiger Weise ein. Zunächst wird die Arbeit deö Bundesraths dadurch aufzehalten, der manche in dem Gesetze selbst nicht geregelte Puacte im Verordnungs wege behandeln soll. Ferner werden dadurch die Anstellungs verhältnisse des kaufmännischen Hilfspersonals beeinflußt. Auf den Gewerbetreibenden, dem eS kaum möglich wird, seinen Geschäftsbetrieb den neuen Bestimmungen anzupassen, fallen die Nachtheile; unter Umständen wird er sogar infolge dessen sich Strafen zuziehcn, weil er das Gesetz noch nickt in allen Punkten genau beobachtet. Eigentlich bat der im praktischen Erwerbsleben Stehende doch Wohl auch noch Anderes zu tbun, als seine ganze Aufmerksam keit den gesetzgeberischen Vorgängen zu widmen. Bei uns in Deutschland werden Gesetze nicht zu dem Zweck erlassen, um ein beschauliche« Dasein im Archiv der Gesetzessammlungen zu führen, sondern um auch angewendet zu werden, ohne Ansehen der Person und des Standes, während in manchen andern Ländern auch die einschneidendsten Gesetze mitunter überhaupt nicht zur Anwendung kommen. Gerade mit Rücksicht hierauf kann und muß verlangt werden, daß die Gesetze möglichst frühzeitig verkündigt werden, und es liegt daher im dringenden Interesse des Handelsstandes, daß der Reichstag unmittelbar nach dem Wiederbeginn seiner Tdäligkeit diesem Zustande der Ungewißheit ein Ende bereitet. Man soll daS Gesetz rntweder annehmen oder ablehnen; das Volk muß aber unter allen Umständen wissen, woran eS mit dieser Novelle zu der Gewerbe-Orvnnng ist. In einem Gratis - Supplement zum Aprilhefte der „Deutschen Revue" antwortet Theodor Mommsen auf den Brief deS Oxforder Professors Max Müller über die Rechtsfrage zwischen England »nd Transvaal. Es ist Mommsen „geradezu unbegreiflich", mit welcher „Leicht fertigkeit" Müller in seinem Briefe das Wesentliche beiseite schob. Mommsen widerlegt Müller, indem er einem der besten Kenner der südafrikanischen Verhältnisse, JameS Bryce, dem Verfasser de» unparteiischen Buckes „JmpressionS of South Afrika", da» Wort giebt. „Man hatte", sagt Müller, „die Uitlander in Johannesburg mit Gewalt zur Verschwörung und Empörung getrieben". Bryce führt auS, daß in die den Einwanderern auferlegte Beschränkung des Wahlrechts, als innere LandeSangelegenbeit der englischen Regierung ein Eingriff nickt zustanv; daß die in diesem Sinn von ihr gestellte Forderung eine Verletzung der bestehenden Verträge war. „Der Don Quichotti'sche Einfall von Jameson fällt meiner Ansicht nach ganz allein der schändlichen Regierung der Republik zur Last", sagt Müller. Mommsen rnlgegnet: „ES giebt in Deutsch land und auch in England nickt wenige Leute, die sich im Wahlrecht zurückgesetzt finden. Soll eS diesen auch gestattet sein, in einem Nachbarstaate Mann schaften zu mobilisiren und also zum Rechten zn sehen?" „Daß die englische Regierung bei einem so einfältigen Putsch betheiligt wäre, ist gesagt, aber nicht bewiesen worden", be merkt Müller. Bryce aber schreibt: „Bei dem Jameson- Einfall waren eS englische Officiere und Truppen unter eng lischer Flagge, wenn nicht England selbst, die die Miffethat verübt hatten." Und Mommsen verweist seinerseits auf Vie lediglich nominelle Bestrafung der unmittelbar an dem Putsch Betheiligten, aus die sorgfältige Verhinderung jeder der An stiftung desselben geltenden Aufklärung, auf die parlamentarische UntersuchungScommission zum Zwecke der Nichlunlersuckung, um die Ansicht Müller's zu kennzeichnen. „DaS englische Volk", sagt Müller weiter, „hat kcinenKrieg mit derTransvaal- republik gewollt". DaS Volk gewiß nicht, meint Mommsen, ebensowenig die Volksvertretungen am Cap und in Natal, aber die Negierung hat ihn gewollt. „Wer erklärte den Krieg, verursachte die ersten Raid aus daS englische Gebiet", fragt Müller, „wenn nicht die Boeren?" Bryce jedoch schreibt: „Von Mitte Juli an batte die britische Regierung ihre Besatzungen in Südafrika verstärkt". Am 9. October erklärte Transvaal den Krieg. Es bedarf keines weiteren Zusatzes. Aber übergangen darf nicht werden, daß die englische Regierung den Krieg beschlossen hat, ohne einen völkerrechtlich zureichenden KriegS- grund; denn die Wahlfrage ist ein solcher nicht. Mommsen beruft sich alsdann auf Ausführungen von Bryce, welche begründen, warum die Boeren, besonders seit dem Einfall Jameson'S, Grund genug hatten, sich zu rüsten, und fährt fort: „Haben sie geirrt? Der fanatische Freibeitssinn und das fanatische Vertrauen auf den Herrn der Heerschaaren haben diesen Holländern die Waffen in die Hand gedrückt; man mag Beides eine Thorheit nennen, aber es ist eine Lästerung, diese Erhebung als Angriffskrieg zu bezeichnen." Mommsen schließt: „In der ruhmvollen englischen Geschichte wird ein neue- Blatt aufgefchlagen, die «S Gemüse, Las St ist, und wird speist« Er wird d die Pflanzen ichobene Gräben hurender Erstar- mit Erd« ange- cht und zart und xrrj schlägt man selbst äußerten." Sie hielt erwartungsvoll inne; ihr Athsm kam und ging. „Es hätte gar keinen Zweck", murmelte Barier zögernd — daS Alles vertrug sich so wenig mit seiner sonstigen Wahrheits liebe, er kam sich selbst ganz fremd vor. Frau Hornburg bemerkte nur zu gut, was in ihm vorging. „Sie können es ihr ja auch später mittheilen, wenn Sie es für ncthig halten", sagte sie und fügte mit reizender Schalkhaftigkeit hinzu: „Da sie Ihnen nichts davon gesagt hat, daß sie Her kommen wollte, sehe ich nicht eirn, weshalb Sie verpflichtet sind, ihr zu erzählen, baß Sie hier waren." Diese Spitzfindigkeit gefiel Barker, obwohl er nie von selbst daran gedacht hätte, seiner Frau Gleiches mit Gleichem zu ver gelten. Wie Frau Hornburg die Sache darstellte, sollte sie ja auch nur einen Scherz bedeuten. „Sie -haben ganz recht", versetzte er; „sagen Sie ihr nichts davon. Er ging -der Thüre zu, den weichen, breitkrempigen Filzhut in der Hand. Zum ersten Mal« fiel ihr auf, daß er in seinen Reitstiefeln und dem langen meManischon schwarzen Shawl um Li: Hüften viel größer auSsah und auch weit eher wie der Held eines verliebten Stelldicheins als Van Loo. „Ich weiß, Sie sehnen sich danach, Ihren alten Freund ziu begrüßen", sagte sic in munterem Tone. „Es wäre sehr eigennützig von mir, wollte ich suchen, Sie noch -länger zurückzuhalten. Für Sie ist der Abend recht langweilig gewesen, aber mir ist er Lädurch ver schönt worden, daß ich erfahren habe, was Sie von mir denken. Ehe Sie -fortgkhe-n, muß ich Ihnen noch sagen, daß ich stets da nach trachten werde, mir Ihre gute Meinung zu erhalten." Sie sprach Wit voller Offenheit, während in Barker's Wesen eine gezwungen« Höflichkeit lag; es war, al» 'hätten sie die Charaktere ausactcurscht. Nun reichte sie ihm di« Hund, die er, ohne avfzusehen, mit einer tiefen Verbeugung ergriff. Wisder schien jenes geheime Glnverständniß zwischen ihnen obguwaiten; selbst ihre Pulse schlugen in gleichem Dacte. Ob er unbewußt ihre Hund ge drückt und sie den Druck erwidert hatte, vermocht« er nicht zu sagen, aber als ihre Hände sich lösten, war es, als sollten sich zwei voneinarkder trennen, die an Löib und Seele eins ge worden sind. Sie blieb an der offenen Thüre stehen, -bis sein Fußtritt aus der Treppe verhallt wur. Dann trat sie ins Zimmer zurück und schloß sich ein. Gewiß würde Frau Barker wieder zum Vorschein kommen, sobald er fort war, und sie wollte gern einen Augenblick allein sein, um sich zu sammeln. Bald öffnet« sic jedoch abermals die Thür und lauschte hinaus. Im Hose ,nt- stand ein Geräusch, aber es klang mehr wie Räderrollen, als wie der Hufschlag eines Pferdes. Bei dem Gedanken an das unglückliche Weib, ous sich noch immer vor ihrem Gatten ver barg, überkam Frau Hornburg plötzlich das tiefste Mitgefühl; eine evelmüihige Regung bemächtigte sich ihrer. War sie wirk lich so „gut", wie Barker glaubte? Fühlte sie sich deshalb so be seligt, weil sie der unwürdigen Kitty soeben eine große Wohl- t-hat erwiesen hatte? — Sollte sie ihren Lohn in dem Bewußt sein finden, daß das Glück und die Versöhnung der Ehegatten ihr Werk sei? Seltsamer Weise füllten sich ihre schönen Augen mit Thränen bei dem Gedanken an dies erfreuliche Ergebniß ihrer Bemühung; aber sic schluckte sie rasch hinunter und eilte in den Eoriidor hinaus. Es war ganz dunkel; nur an dem äußersten Ende glaubte sie einen schwachen Lichtschimmer zu sehen, als hätte Frau Barker die Schlafstubenthür ein wenig geöffnet, um ängstlich -auf jeden Laut zu horchen. Sie lies dorthin, von wo der Schein kam und stieß die Thür aus — das Zimmer war leer — von Kitty keine Spur — auch ihre Handschuh« und ihr Shawl verschwunden — sie war fort. Frau Hornburg traute ihren Augen kaum. Hatte sich Kitty vielleicht aus Angst in ein anderes Zimmer geflüchtet, als sie die Thür gehen und ihren Gatten herauskommen hört«? Sie leise beim Namen rufend, ging sie den Corridor entlang; ja, sie drang sogar in das schwach erleuchtete allgemeine Gastzimmer, um zu fthen, ob sie nicht dort in irgend einer Ecke kauere. Plötzlich fiel ihr ein, die Aevmste könne vielleicht ihre HandlungLweise be reut und es vorgezogen haben, unten im Bureau auf ihren Gatten zu warten. Eine neue Lüge zu erfinden, war ihr ein Leichtes gewesen; dann hatte sie Barker gebeten, sie mitzunehmen, und er that ihr natürlich den Willen. So kam es auch, daß sie Wagenräder gehört hatte, statt des Hufschlages, aus den sie horchte. Dermuthlich war das Ehepaar im Einspänner fort gefahren, wie Barker zuerst -beabsichtigt hatte. Rasch schlüpfte Frau Hornburg die Treppe hinunter und betrat das Bureau. Der Hausmeister war sehr beschäftigt und kurz angebunden. Er konnte doch den Frauenzimmern unmög lich auf ihre endlosen Fragen Rede stehen. — Jawohl, Herr Barker war fort. „Ist er mit seiner Frau im Einspänner weggefahren?" „Nein — geritten — ganz wie er ankam. Frau Barker ist schon seit einer halb«n Stunde fort." „Allein?" Jetzt schien die Langmut- Lei ManmS erschöpft. Er hob die Augen zur Decke empor und antwortete kangsam und nach drücklich, indem er bei jeder Silbe mit dem Bleistift auf sein
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