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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000421029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900042102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900042102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Abend-Ausgabe riWM TagMM Druck und Berlag von E. Polz ta Leipzig 8L Jahrgang 281 Sonnabend den 21. April 1900. Feuilleton Llj nie- Er zog Ihr Bild heraus und betrachtete es; aber nicht mit Dt» Morgen-Au-gabr erscheint um '/,7 Uhr, die Abwd-Au-gabe Wochentags um b Uhr. 212.75 21585 84.45 SIS,15 »76,— 138,— 281.— 423,75 223.80 244,10 258,25 162.40 128.80 131.40 199,50 Lülsiv i«r t» «io» cvsll klein r. k-oik. itr»id. rsost Union Id»lm 120,75 77,30 81^90 217,— l 0,10). .1«. ln.8«»«o/Lndr mkr". ock v»rdot«o) aber von Ihren Andenken reden, will ich Ihnen gestehen, daß eins derselben meine Neugier in Hohem Maße reizt unD ich schon deshalb eine Unterredung mit Ihnen gesucht habe. Es handelt sich um eine Photographie, die auf dem Kaminsims in Ihrem Schlafzimmer steht und deren Original ich zu kennen glaube." Frau Van >Loo bewegte ihren Fächer anmuthig hin und her. „Natürlich das Bild einer Dame", sagte sie, sich Kühlung zu fächelnd. Die Antwort verdroß Demorest höchlich. Ihn iibertam plötzlich das Gefühl, wie sentimental sein Verlangen im Grunde doch sei, ja, es widerstand ihm, diese fremde Frau, deren Söhn seinen Namen gefälscht hatte, zu seiner Vertrauten zu machen — das geliebte Mädchen auch nur vor ihr zu nennen. „Das Bild ist in Venedig gemacht", begann er zögernd. Allein Frau Ban Loo war weniger zurückhaltend. „Ah! das ist meine liebste Freundin — ein entzückendes Bild, nicht wahr? Und Sic sagen, Sie kennen sie? — O natürlich. Sie sind ja der Herr Demorest, welcher — jetzt fällt mir's ein — die alte Liübesgöschichte. Wahrhaftig, Sie sind «in wunderbarer Mensch. Es ist ja mindestens fünf Jahre her, und Sie haiben's noch nicht vergessen? Das muß ich ihr doch gleich schreiben." Ihr schreiben? — Also war die Nachricht von ihrem Tode nichts als «ine Lüge gewesen! Er fühlt« seinen Glauben, seine Hoffnung schwinden, die Zukunft versank vor ihm; ja, er war nahe daran, alle Selbstbeherrschung zu verlieren. „Ich glaube, Sie haben mein« Neugier schon befriedigt", brachte er mühsam hervor. „Bor fünf Jahren hät man mir mitgetheilt, sie sei todt. Nur das Datum auf der Photographie, di« zwei Jahre später gemacht ist, veranlaßte mich, Sie mit meinen Fragen zu belästigen. Es lag mir daran, die Wahrheit zu erfahren?" „Daß sie noch vor zwei Jahren, als ich sie zuletzt sah, ganz lebendig war und dieser Welt angehörte, kann ich bezeugen", erwiderte Frau Van Loo mit flüchtigem Lächeln. „Vermukhlich haben ihre Verwandten dies« List — di« ich sehr albern finde — gebraucht, um das Verhältniß zu lösen, weil sie andere Pläne hatten. Aber — wie ist mir denn — hatte nicht schon vorher eine kleine Entzweiung stattgcfundrn? Man sprach doch von einem schlimmen Brief, den die jung« Dame von Ihnen er halten hatte, über Len sie äußerst entrüstet war. Da» heißt, nicht lange; sie vergaß die Sache sehr bald. Wenn Sie ihr jetzt ein reizeckd liebenswürdiges Billet schreiben, würde vermutlich noch nichts verloren sein. Wir Frauen sind so leicht zu versöhnen, Herr Demorest. Freilich ist sie diel umworben, wie alle jungen Amerikanerinnen, deren Väter ihnen rin« anständig« Mitgift werden dürfe, die Beflaggung der StaatSgebäude an des Kaisers Geburtstag nicht gestatte. Die ausführlichen Berichte über den weiteren Berkaus der vorgestrigen Sitzung in der bayerischen Kammer besagen, daß die Centrumsfraction sich in ein betretenes Schweigen gehüllt habe. _ . _ war froh, einen Dorwanü zu fiiten, um so schnell wie möglich wieder fortzukomm«n." Flottenvorlage daS Centrum, sofern seine kirchenpolitischen Wünsche nicht die erhoffte Berücksichtigung finden, einen Ver schleppungsgrund aus der in Aussicht gestellten Kaiserreise nach England berleitet, indem es zu glauben behauptet, so lange Deutschland mit England auf dem Kußfuße stehe, bedürfe eS keiner wesentlich verstärkten Flotte. Die eng lische Presse, die schon jetzt die Altonaer Begegnung weidlich für ihre Zwecke auSnutzt, wird sicherlich nicht verfehlen, unseren klerikalen Blättern beizupflichten, wenn diese die „vutöntö coräisiv" zwischen Berlin und London als Beweis für die Entbehrlichkeit einer deutschen Flottenverstärkung inS Feld zu führen. Für die vorläufige Verschleppung der Beratbungen über die Flotlennovelle in der Budgetcommission des Reichstags hat die „Köln. Volksztg." einen merkwürdigen neuen Grund gefunden. Es „soll" der — Sohn Edison'S eine neue Panzerplatte geschaffen haben, welche eine weit größere Widerstandskraft besitze als die Krupp'schen Panzer platten, so daß an Stärke und Gewicht die Panzerung der Kriegsschiffe fast um 50 Procent vermindert werden könnte und die Herstellungskosten wesentlich geringer sein würden, als bei dem Krupp'schen Verfahren. Das verdiene, so meint das Blatt, die sorgfältigste Prüfung und könne „vielleicht dazu führen, die Erledigung der Flottenvorlage so lange hinanszuschieben, bis Genaueres über das neue Verfahren bekannt, bezw. bis Versuche mit den neuen Panzerplatten gemacht worden sind." Wir sind auf Krupp nicht einge schworen und nehmen daher an, baß Vie neuen Platten von Edison dem Jüngeren, von dessen Erfindungstalent zum ersten Male gehört wirb, die Hoffnungen der „Köln.Volksztg." anders erfüllen, als die Kugelpanzer des Schneidermeisters Dove;— aber was bat das mit der Flotlennovelle zu tbun? Die Flottennovelle fordert doch so und soviel Linienschiffe und Kreuzer, aber keineswegs, daß diese Schiffe mit diesem oder jenem Panzer material auSgestattet werden sollen oder unter allen Um ständen immer die jetzt veranschlagte Summe kosten müssen. Im Gegcntheil, es wird auch nach Annahme der Novelle von der Marineverwaltung erwartet, daß sie bei den weiteren Schiffsbauten auf möglichste Sparsamkeit halte, was, in das Schisfsbautechnische übersetzt, besagt, daß sie die Schiffsneubauten mit dem allerbesten Material an Platten, Maschinen, Kesseln u. s. w. auSstatte, dessen sic irgendwie habhaft werden kann. Danach hat die Marineverwaltung bisher immer gebandelt, und so wirv ihr auch die Erfindung Edison'S des Jüngeren, wenn sie wirklich brauchbar und nicht eine „Ente" ist, sicherlich nicht entgehen. Und da von den in der Flotlennovelle zu bewilligenden Panzern, wenn auch die Pläne sofort ansgearbcitet werden müssen, doch die ersten im nächsten Sommer auf Stapel ge legt werden und frühestens zwei Jahre später die Panzerung erhalten, so werden sie auf alle Fälle von dem neuen Ver fahren Nutzen ziehen, — wenn dieses eben derart ist, daß es sich für den deutschen Kriegsschiffbau auch verlohnt, daS Ver fahren zu erwerben. Annahmeschluß für Anzeigen. Abrnd-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. B«t den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anreise» find stets an die Expeditio» zu richten. den „ES Ab- Nnzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 g— spalten! 50^, vor den Famitiennachrichten (6 gespalten) 40^,. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffern!«» nach höherem Tarif. ,SL- 7 »8» , 100 184, «9-, 78-, Nedaciion und Expedition: JobannlSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. seiner Einbildungskraft gewesen? Vielleicht hatte sie immer so ausgesehen? Ja, Dies war Das schwache Geschöpf, Vas «in« so kleinliche Rache nehmen und so schnell vergessen konnte. Eine solche Gestalt hatte er nicht erwartet als Marmovbild auf ihrem Grabe zu finden, das er so lange gesucht hatte, um sie dort zu be weinen. — Er brach in lautes Lachen aus. Es war entsetzlich heiß, und di« Unthäiigkert Echt« ihm Las noch fühlbarer. Wo blieb nur Varker, und warum telegraphirte ihm Stacy nicht? Was hatten denn Die Leute Dort im Hofe vor? Sollten neue Nachrichten gekommen sein, die Unglück und Ver derben brachten? Vielleicht war er schon jetzt zum Bettler ge worden; Doch ihn kümmerte das nicht — waren Treue uns Glauben dahin, so mochte auch sein Reichthum verloren gehen! Die Menge draußen schaute jedoch nur nach dem Dache des Hotels; er sah jetzt, daß «ine schwarze Rauchwolke über den Hof dahinzog, und «s roch stark nach verbranntem Ruß. Rasch eilte er vie Verandatreppe hinunter zu den versammelten Gästen uns Dienern und gewahrte, daß der Rauch nur aus einem Schorn stein uusstieg. Man sagte ihm, derselbe sei in Brand gerath-n; der Rauch käme aus dem Kamin in Van Loo's Schlafzimmer. Als di« erschr«ckten Diener an die verschlossene Thiire der Dame amNopften, hatte sie erwidert, st« verbrenn« nur alte Briefe uns Zeitungen, Die sie nicht im Koffer mitnehmen wollte. Natürlich war eine allgemeine Entrüstung darüber entstanden, Daß Las Hotel bei dieser Gluthhihe einer solchen Fcuersgesahr ausgesetzt worden sei, und Der Dir«ctor hatte Frau Van Loo eine Scene ge macht, sie Damit endete, daß st« in Hellem Zorn Las Hotel mit ihren nur halb gepackten Koffern verließ. Doch selbst nachdem sich Der Rauch verzogen hatte und Das Feuer im Kamin und Schornstein gelöscht ivar, verspürte man noch den gangen Tag über einen scharfen Geruch von schwelendem Kieferholz, der in den oberen Stockwerken Lurch die Dielen drang. Nachdem Frau Van Loo fortgesahren war, trat der Hotel- virector mit Demorest in ihr Zimmer. Der Marmorkamin war verräuchert und fleckig; überall lag di« schwarz« Asche von ver branntem Papier umhergestreut. „Nach meiner Ansicht", sagte der Direktor finster, „ist die alte Hexe nur hrrgekommen, um «inen Haufen Papiere zu verbrennen, Li« ihr Sohn ihr aufzuheben gegeben hatte und aus welchem sich seine Schuld beweisen ließ. Di« Sache sieht höchst verdächtig aus. Schmelzofen dulden, während "das Thermometer in 'meinem Die vielerörterte bayerische Flaggenfrage, die dadurch hervorgerufeu wurde, vaß am letzten Kaisers-Geburtstag mehrere auf dem UniversitätSgebäude in Würzburg bereits gehißte Flaggen unter Berufung auf einen älteren Flaggenerlaß wieder eingezogen wurden, hat nunmehr eine Erledigung gefunden, die alle patriotisch empfindenden Deutschen herzlich erfreuen muß. Es ist das Verdienst dcS nationalliberalen Abg.vr. Deinhard, der auch der national- o»»», 6«o«r«! »cd 8«I«<t»v^rtd d»cd, Kslltde rsckitd. Lllic ^.ccm. .LsiiL oMc. id.ksck 'sosek Lsovk. «Ict. L. ?. 8trssb V«Itor i-8t.r Lu u rxbLU ut-V. ckkdr. vüdl. : V.-L.. >rk.-4. bütvlt. 6rud. :LMtr lliuxsp iuk-L. ioeo Id!«cd ossltb. Mrrsä LUiuU V.-4.. Zuisst uxs ou»ts e 8 r. lousts l 8 ID. iLUlill. so. 83.80 85,40 VS,7k, 80.80 100,- 82.10 58,— 103,70 «/.SO 88.10 19,30 ismit clcstt. o?<1 UM 113.40 141,— 138.25 192,— 138.10 178, — 158,— 189.10 132.75 59,75 223.— 103,— 118.40 212.50 223,— 183.— 222,— 208,80 174,30 287.25 190.50 246,— 750,— 214.75 179. — 165.25 112,- 93,— 189.50 170.25 88.— 220,90 180.10 278,- 84,30 Anzeiger. Nnüsölatl -es Hönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Notizei-Ämtes -er Lta-1 Leipzig. Drei Theilhaber. Roman von Bret Harte. Nachdruck vcrdolcu. Während Demorest gerade darüber nachdachte, ob es nicht ein bloßes Hirngespinst von ihm sei, daß auch die Mutter wie oer Sohn bestimmend in sein Leben eingreifen werde, tam ein Kellner im Auftrage der Frau Van Loo, die ihn gern ein paar Augenblicke auf ihrem Zimmer sprechen wollte. Am ver gangenen Abend hätte er kaum sein« Ungeduld zügeln können, um von ihr Aufklärung über die rä'thselhaflc Photographie zu erhalten; aber inzwischen war ein starker Umschlag in seinen Gefühlen erfolgt, und er erwartete nichts Gutes. Doch war es immerhin möglich, daß der Direktor der Dame seinen früheren Wunsch, sic zu sehen, mitgetheilt hatte, und sie ihn nur deshalb um einen Besuch bitten ließ. Demorest fand Frau Van Loo in dem Wohnzimmer, wo er mit seinen Freundin zur Nacht gespeist hatte. Sie empfing ihn mit ausgesuchter Höflichkeit «und einer gewissen Würde, von der er nicht recht wußte, ob sie nabürlich oder angenommen sei. Jedenfalls war «ine große Aehnlichkeit mit Sem Wesen ihres Sohnes unverkennbar. „Der Hotclvirrctor hat mir gesagt", begann sie mit etwas ausländisch«!» Accent, „daß Sie jetzt m«Ine Zimmer innehaben, wozu er Sie ermächtigt hat. Da Sie mich bei meiner Rückkehr zu sprechen wünschten, nahm ich an, Sie würden meine etwaigen Pläne lieber au» meinem eigenen Munde hören, als Durch Ber- mitkluny einer Dienstperson. Es war meine ursprüngliche Ab sicht, die Wohnung noch einige Wochen zu bel^alten, allein die gegenwärtig«, schrecklich« Finvnzkrisi», die meinen Sohn auf so ichmiihkich« Weise an die Oeffentlichkert bringt, nvthigt mich, nach San Francisco zurückzukehren, bi» fein guter Ruf von allen falschen Beschuldigungen gereinigt sein wird. So möchte ich Si« denn bitten, mich noch einige Stunden im ungestörten Besitz dieser Zimmer zu lassen, Damit ich meine Koffer packen und einige Andenken mitnehmen kann, von denen ich mich fast mal» trenne." „Ihre Wünsche, gnädig« Frau, stimmen ganz mit meinigen überein", lautete Demorest's ernste Erwiderung, hat mir von vornherein widerstrebt, die Zimmer in Ihrer wes«nih«it, wenn auch nur vorübergehend, zu benutzen. Da Sie Srtr»-Beilagen (gesalzt), nur mit der Mvrgen-Au»gabe, ohne Postbrförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Stmstnre- i»do lir M ,S»w- Twpksr,7«n- lsr Twsricsll- dsutsls" uscli 1» Srswso, o Iisipriz, Ovorio <18 O „Oläeodur^, 5w.) ScdosII .?riorrsxevt :Ull«IIck»o>pk«r ck>v«Uck»wpt«r k vremsu. BezngS-PrelS Ä -er Hauptexpedition odrr den km Stadt« »kzirk und Len Vororten errichteten AuS- Vorsteven abgeholt: vierteljährlich ^>4.50, «ei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus 5.50. Durch die Post, bezogen für Deutschland und Orsterrktch: virrtetjährlich 6.—. Direkte tägliche Krcuzbandirndung in» Ausland: monatlich 7.50. Filialen: klfre» Hahn vorm. v. klemm'» Eortinr. UmversitätSstraße 3 (Paulinum^ Laut» Lösche, MMHmimustt. 1», pari, und König-Platz 7. Politische Tagesschau. * Leipzig, 2l. April. Ausschluß über den Zweck der plötzlichen Reise de» Kaiser» nach Altona zu geben, fühlt sich ein Berliner Gewährsmann der „Köln. Ztg." gedrungen, über dessen Auslassung der Telegraph bereits Mittheilung gemacht hat. Wörtlich lautet das Berliner Telegramm des rheinischen Blattes vom 20. ds. folgendermaßen: „Die plötzliche Reise de» Kaiser» nach Altona war hier mit einem dichte» Geheimnisse behandelt worden; nur die allernächste Umgebung scheint vorherige Kenntniß davon gehabt zu haben. Der Kaiser, der gestern beim Lberhof- marschall Grafen zu Eulenburg gefrühstückt hatte, ist von dort aus nicht zum Lehrter Bahnhofe gefahren, sondern zum Potsdamer Bahnhose, so daß sein Reiseziel völlig verschleiert geblieben ist. Der Wunsch de» Kaiser» war offenbar, seinen Oheim, den Prinzen von Wales, zu überraschen, und diese Absicht ist voll- kommen gelungen. Ter Kaiser hatte das Bedürfniß, dem ältesten Bruder seiner Mutter auch persönlich und mündlich herzlichste Glückwünsche zur Vereitelung des Brüsseler Mordanfalls Larzubringen. Auf der Hinreise des Prinzen von Wales nach Kopenhagen war dazu keine Zeit mehr gewesen; so benutzte der Kaiser jetzt die Gelegenheit der Rückreise des Prinzen von Kopenhagen nach London, um ihn in solch überraschender und liebenswürdiger Weise zu be grüßen und zu beglückwünschen. DaS Zusammensein mar naturgemäß unter diesen Umständen nur ein sehr kurzes; auch ist eS selbstverständlich, daß über den Inhalt der Unterredung nichts Zuverlässiges bekannt wird. DaS jetzige Zusammensein wird allerdings dazu bei tragen, dir Mittheilung des „Standard" glaubwürdiger erscheinen zu lassen, wonach der Kaiser im August dieses Jahres in Comes auf der Pacht „Hohenzollern" erwartet werde, um dort an der Regatta- Woche theilzunehmen und die Königin im Schlosse zu Osborn« zu besuchen. Man weiß, wie sehr in England der Wunsch ver breitet ist, daß der Kaiser seine seit einigen Jahren unterbrochene frühere Gewohnheit, an den Regatten in Cowes theilzunehmen, wieder aufnehmen möchte. Soweit wir aber seststellen konnten, ist in dieser Hinsicht überhaupt noch kein Entschluß gefaßt." Die Hinweise darauf, daß nur die „allernächste Um gebung" de» Kaisers von dem Reiseprojecte vorher Kenntniß batte und daß über den Inhalt der Unterredung zwischen den beiden hohen Verwandten „nichts Zuverlässiges" bekannt geworden ist, sollen augenscheinlich etwaige Besorgnisse vor einem politischen Zwecke der Begegnung zerstreuen, denn von einem solchen Zwecke hätte doch außer der allernächsten Umgebung des Kaisers auch der Reichskanzler unterrichtet sein müssen. In dieser Hinsicht ist also die Aufklärung der „Köln. Ztg." dankenöwerth, wenn auch jeder politisch Geschulte wissen muß, daß der Prinz von Wales politische Abschlüsse irgend welcher Art nicht machen kann. Aber man hat in Berlin allen Grund, auch mit Stimmungen zu rechnen, und darüber ist man sich ohne Zweifel klar, daß die Begrüßung des Prinzen von Wales in Altona in einem Augenblicke, in dem die Officiösen die Boerenmission von einer Berührung der Reichshauptstadt abzuschrecken suchen, kein populärer Act war. Die indirekte Ableugnung jeder politischen Bedeutung dieses ActeS war also eine politische Nothwenvigkeit. Um so weniger aber ist eS verständlich, daß an die Darlegung des rein per sönlichen Charakters der Begegnung die Andeutung ge- tnüpft wirb, der Begegnung könne eine Reise des Kaisers nach England folgen. Mit einer solchen Reise verknüpft das Volk die Vorstellung einer politischen Intimität, von der man nicht begreift, daß sie jetzt zwischen Deutschland und England bestehen könne. Und eö ist keines wegs unwahrscheinlich, daß bei der weiteren Berathung der aus'setzen können; aber doch ließen sich Die Eltern vielleicht be wegen, si« lieber einem ihrer reichen Landsleute zu geben, crls einem armen Prinzen. Nur schwärmen alle jungen Republi kanerinnen für vornehme Titel und adliges Blut, unis unsere liebe Freundin macht darin keine Ausnahme. Versuchen könnte man es aber immerhin. Eine fünfjährige Treue und Hingebung fällt doch auch einigermaßen ins Gewicht. Es ist ganz wie ein Roman. Soll ich ihr nicht schreiben, daß ich Sie zufällig ge troffen habe und Sie gesund und glücklich sind? Weiter nichts. Bitte, gestatten Sie cs mir. Es würde mir die größte Freude machen!" fügte sie lächelnd hinzu. ,,'O nein, es wäre eine ganz unnütze Mühe", versetzte De- morest gelassen. „Nun ich erfahren habe, Daß die Todesnachricht ein« Fälschung war, weiß ich genug. Auch will ich Ihr« Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Bitte, beeilen Sie sich ja nicht unnöthig mit dem Einpacken. Ich fahre vermuthlich noch heute nach San Francisco und werde die Zrmm«r zur Nacht nicht brauchen." „So erlauben Sie mir wenigstens, Ihnen zum Dank für die Gefälligkeit Das Bild als Andenken zu 'überreichen", sagte Frau Dan Loo, dir sich in ihr Schlafzimmer begab und mit dec Photo graphie zurückkehrte. „Mir scheint. Sie haben nach Ihrer fünf jährigen Beständigkeit ein größeres Anrecht darauf als ich." Demoreft wußte als gebildeter Mann, daß er daS Geschenk nicht zurückwrisen dürfe; er nahm daher die Photographie mit einer tiefen Verbeugung in Empfang und empfahl sich. Während er nun allein in einer Ecke der Veranda saß, merkte er zu seiner Verwunderung, wie gering der Eindruck war, den die Unterredung 'bei ihm zurückgelassen'hatte; seine frühere An schauung war dadurch nicht beeinflußt worden. Hatte man auch die Nachricht von dem Tode seiner Verlobten erfunden, so änderte das doch nichts an der Thatfache, daß sie zwar lebte, aber für ihn gestorben war — offenbar mit ihrer Einwilligung. Mit oder ohne Absicht hatte Frau Dan Loo den Gegensatz zwischen ihrem und seinem Leben während Liefer fünf Jahr« deutlich her vorgehoben. Er erkannte jetzt bi« ganze Thorhert seiner Gefühls schwärmerei ebenso klar wie am vergangenen Abend. Nicht ein mal den Trost hatte er, daß er einer erbärmlichen Lüge, die Andere erfunden hatten, zum Opfer gefallen wur. Sie selbst wußte um den Betrug und hakte ihre Treulosigkeit noch durch 8t»»r, Sollt« eckit.18 8.7ll.8 j a. 10 2 u. 3 !i»«lld kliill. ll.IUell Ilseud. » Unter der Ueberschrift „Die Schwierigkeit einer Ehe zu Dreien" beschäftigt sich heute das „Journal desDvbats" mit mehreren Artikeln der römischen „Tribuna", in denen Besorgnisse wegen der Reise -eS Kaisers Franz Joseph nach Berlin zum Ausdruck kommen. Am meisten freut sich das französische Blatt über die der „Tribuna" „aus sicherer Quelle" zugegangene Nachricht, daß bei der Zusammenkunft der Monarchen Deutschlands und Oesterreich - Ungarns Abmachungen getroffen werden solle», die auf nichts weniger abzielen, als Oesterreich die Besitzergreifung Albaniens zu sichern. Auf Grund dieser Nachricht führt die „Tribuna" aus, wie Frankreich von Bizerta au» Sicilien bedrohe, während das in den Besitz von Durazro gelangte Oesterreich mit Tarent das Gleiche thue, und «schreckt, den eisernen Kreis so sich schließen zu sehen, fragt die „Tribuna", wo die Vortheile und die Garantien des Dreibundes seien. DaS „Journal des DsbatS" knüpft hieran die nachstehenden sehr charakteristischen Bemerkungen: „Wir wissen nicht, in welchem Maße die Befürchtungen der „Tribuna" begründet oder chimärisch sind. Es ist daran nicht weniger wahr, als daß diese Polemik einen neuen Beweis für die beständige Gebrechlichkeit de» Dreibundes liefert, die eine Folge des unau-rottbaren Antagonismus zwischen Italien und Oesterreich ist. Die Italiener selbst geben sich davon so gut Rechnung, daß sie, nachdem sie sich weislich auf wirthschaftlichem Gebiete uns genähert haben, die Frage nach neuen Bündnissen erörtern. Wir erwähnten jüngst einen sehr bemerkten Artikel de» „Messagers" zu Gunsten der „lateiuischen Allianz", die aus der Ge- meinsamkeit der Gefühle und der materiellen Interessen ge- gründet sein würde. Dieses Blatt wir» sehr gescheit nach, daß Italien sich nicht ewig in politischer Beziehung auf Deutschland und in wirthschaftlicher auf Frankreich würde stützen können; er fügte hinzu, daß man beim Ablauf der Handelsverträge mit Deutsch land und Oesterreich, der mehr oder weniger mit dem Ablauf des Dreibundes zusammenfalle, würde wählen müssen und daß Alles zu Gunsten der „lateinischen Allianz" spräche. Ei» anderer Artikel freilich, der ebenfall» die Gebrechlichkeit de» Dreibünde» coastatirte, sprach sich für da» Bündniß mit England au». Aber obwohl diese diplomatische Combination viele italienische Köpfe für sich ein» nimmt, beginueu die Klügsten, sich darüber Rechenschaft zu geben, daß dasselbe nur eia Phantom ist." Es ist begreiflich genug, wenn von fraurösischer Seite Stimmungen, wie sie in der „Tribuns" sich äußern, zu Ver suchen benutzt werden, Italien dem Dreibunde ab- spänstig zu machen. Und e» ist nicht weniger begreiflich, daß von französischer Seite i» die italienische Presse Mel dungen lancirt werden zu dem Zwecke, Stimmungsäußerungen nach Art der obigen bervorzurufen. Solchen französi schen Stempel trägt offenbar jene Nachricht, welche die „Tribuna" so sehr erschreckt hat. Denn dieselbe verstimmt nicht allein die Italiener gegen Oesterreich liberalen ReichStagsfraction angehört, daß in der bayerischen Kammer diese Angelegenheit taktvoll zur Sprache gebracht und durch eine schöne Erklärung deS bayerischen Minister präsidenten, Frhrn. v. Crailsheim, in vollem Umfang sofort aufgeklärt und endgiltiz gelöst wurde. DaS bayerische Staatsministerium hat, wie der Telegraph bereits gemeldet bat, von dem Prinz-Regenten Luitpold die Erlaubniß erbeten, daß fortan an Kaisers Geburtstag die öffentlichen Gebäude beflaggt werden, diese Er laubniß ist ertheilt und daraufhin eine Abänderung der bisber bestehenden Vorschriften über die Beflaggung in An griff genommen worden. Der bayerische Ministerpräsident schickte dieser Mittheilung ein Bekenntniß der ReichStreue voraus, dessen eS zwar bei kühlrechnenden Politikern zur Aufklärung über die wahre Gesinnung der leitenden Kreise Bayerns nicht bedurfte, daS aber einen um so freudigeren Wider hall finden wird, in je lebhafterer Erinnerung die perfiden Com- mentare sind, die insbesondere in der französichen Presse an daS durch subalternen Uebereifer herbeigeführte Vor- kommniß geknüpft wurden. Aber nicht nur die ausländische Presse, auch die particularistischen und die klerikalen Organe haben in jenes Horn gestoßen und sich redliche Mühe gegeben, dem begierig horchenden Auslande Anlaß zu Zweifeln an der Festigkeit der deutschen ReichSeinhcit zu liefern. Als im Februar im Finanzausschuß der bayerischen Kammer die Flaggenfrage vom nationalliberalen Ab geordneten vr. Casselmann zur Sprache gebracht worden war und der CultuSminister v. Land mann auf den Wunsch, den Flaggenerlaß zu ändern, sich außer Stande erklärt hatte, für seine Person Namens de» StaatS- ministeriumS eine solche Zusage zu geben, da ging eS durch die klerikalen Blätter bis in die „Berliner Germania": „Wenn Bayern wieder einmal in seiner freien Ver fügung eingeengt werden und zur lieblichen Reichs- cocarde und zum deutschen Militärgerichtshof auch gleich die neue Demütbigung auf sich nehmen solle, an Kaisers Geburtstag zu flaggen, dann gewinne die Sacke eine hochpolitische Bedeutung, und den Liberalen müsse dann zu gerufen werden: Hände weg!" Und daS Sigl'sche bayerische Vaterland" erklärte in gleichem Tone, daß schließlich „das Volk die allmähliche Verpreußung Bayerns als eine Schickung Gottes für die Sünden und Fehler gewisser Herrschaften mit Geduld und Ergebenheit oder mit dumpfer Verzweifelung entgegennehme". Und als darauf auS der Mitte der Nationalliberalen der Pfalz die Antwort kam, daß bei aller Loyalität gegenüber dem an gestammten Herrscherhause Niemand daran denke, die gut deutsche Gesinnung zu Gunsten deS PartikularismuS zu modi- ficiren, da kam der klerikale Pferdefuß vollends zum Vor schein: „daß eine konfessionelle Hetze gegen das bayerische Königshaus im Gange sei". Diesen Ausschreitungen gegenüber verdient hervorgehoben und anerkannt zu werden, daß der bayerische Ministerpräsident seinen Er öffnungen die Begründung beigab: in der öffentlichen Meinung und in der Presse seien aus diesem Anlaß An schauungen zu Tage getreten, die im Interesse der deutschen Nation nur tief bedauert werden könnten, und die bayerische Regierung sei gewillt, aller Welt zu beweisen, daß sie diesen Auslassungen fremd gegenüber stehe und sie bedauere. DaS sagte der bayerische Ministerpräsident in der Kammer, _ _ . in der der KlerikaliSmu« die Mehrheit hat, derselbe Klerika- und den Dreibund, sondern sie ist auch danach angethan, die liSmuS, dessen Wortführer Vv. Daller und vr. Schädler Türkeimit Argwohn gegen Deutschland zu erfüllen. Man weiß am 15. Februar im Finanzausschüsse sich dahin ausgesprochen längst, wie ungern in Paris der anhaltende Einfluß gesehen wird, hatten, daß das bayerische Bewußtsein, dem nichts vergeben den Deutschland in der Türkei besitzt, und die bekannten ä«m LiaSne»? Msllp»pt»r« in k»vou« Otto- :sr, Mo Untv los»«». i! rr.-4.ct.! 135 ikseitios 76^ nl I — »snN 878,— II47V,- <l-^0v«n — « I 25.10 :ont I — den Vorwand mit dem unlievs'amen Brief zu bemänteln gesucht, ich ihr sagte, in diesem hölzernen Hotel könnte ich keinen Er zog Ihr Bild heraus und betrachtete e»; aber nicht mit Schmelzofrn dulden, während das Thermometer in meinem den Augen eines Liebenden. War sie wirklich so diel stärker und Bureau auf hundert Grad Fahrenheit,stehe, g«rieth sie in solche selbstgefälliger geworden? Oder war di« durchgeistigte Anmuth Wuth, daß ich glaube, sie ' und Zartheit, die er an ihr verehrt hatte, nur ein Gaukelspiel - -- - - »UM. > kso. icoot '«üL« I 8VH, oot I 4z, «euoe I — j Oslck Seist — 10425 - - 110 soso — 3750 18800 — — 3875 —1 - 4300 4375 3325 3375 — 14300 20800 21100 ! - 10150 - 14800 » > 8400 - » 16600 6400 6525 2800 —— 5325 825 880 2125 4450 1275 1350 —— 2500 2850 3000 — 4500 18000 16300 1975 1725 — 3425 > iv5c — 2600 80 115 2075 4850 5025 - - 300 23200 1280 1300 5025 5100 > 2800 55 14100 14200 700 7S0 —- 5400 1400 —E» 4800 17300 1400 —
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