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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000611011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900061101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900061101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-11
- Monat1900-06
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VezrrgS-Prei- H> te» Hauptrxpeditton oder de« Im Gtadt» vezirk und den Vororten errichteten Au«» vabestrllrn abgeholt: vierteljährlich4.S0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« hau« b.bO. Durch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliäbrlich 6.—. Direkte tü^üchr Kreuzbandsenoung in» Ausland: monatlich 7.Ü0. DI» Morgen-Ausgab« erscheint um '/,7 Uhr, dir Abend-AuSgabr Wochentag« um ü Uhr. Nedartioa und Lrpeditto«: JohanntSgaff« 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Fitt-lear Alfred Hahn norm. v. Klemm'« Totti». Universitätsstraßr 3 (Pauliuum), Louis Lösche, Ratharinenslr. 1«, »art. und lkönig-platz 7- Morgen-Attsgabe. MpMer TaMatt Anzeiger. Amlsölatk des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nalizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. AnzeigenPrer- di« 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Rebactionistrich (4a» spalten) bO^j, vor den FaMilteNnachrichk« (6 gespalten) 40/^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- Verzeichniß. Tabellarischer und Ztfiernsatz nach höherem Tarif. Exira»Vellage« (gefalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne PostbesörderuNg 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end «Ausgabe: vormittag« 10 Uht. Margen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halb« Stund« früher. Au»e1,en find stet« an die OrpedMoa »» richte«. Druck und Verla, von E. Polz in Leipzig, 291. Montag den 11. Juni 1900. 91. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die Stelle §ne» Gartendirektors, des Vorstand« unserer städtischen Gartenvcrwaltuna, fall infolge der Pensionirung de» bisherigen Inhabers am 1. Oktober 1900 neu besetzt werden. Der pensionsfähige Gehalt der Stelle beträgt 4500 und steigt in fünfmaligen ÄlterSzulagen von je 300 nach je 3 Jahren bis zum Höchstbetrage von 6000 Wissenschaftlich gebildete Landschastsgärtner und Gartenkiinstlcr, die tüchtig und geübt im selbstständigen Entwerfen von Plänen und Kostenanschlägen sein müssen und befähigt sind, in Bezug aus Her- stellung und Pfleg« der städtischen Park- und Gartenanlagen hervor- ragendes zu leisten, wollen ihre Gesuche unter Beifügung von Zeug- Nissen bi« zum 30. Juni dieses Jahre» bei uns riureichen. Leipzig, am 31. Mai 1900. Der Aath der Ttadt Leipzig. vr. Tröndlin. vr. Obstselder. Vcrmiethungcn. 1) Aerderftratze Ar. S7/SS Laden mit Niederlage zu 700 jährlich. L) Parkftrahe Rr. 4 1. Obergeschoß links 1 Wohnung zu 600 jährlich. 3) Reichsftratze Ar. S Kellerraum zu 90 jährlich. 4) In der VI. Bczirksschule (Ecke Arndt-uElisenstrahe) Kellerräume zu 300 jährlich. Die Miethräume unter 1—3 sind vom 1. Oktober 1900 ab, die unter 4 sofort zu vermiethen. Miethgejuche werden auf dem Rathhause, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 20 entgegengenommea. Leipzig, den 4. Mai 1900. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Tröndlin. Römer. Ausschreibung. Für den Neudan der Heil- und Versorganstalt Dösen sollen vergeben werden: 1. Tischlerarbeiten an zwei Läufern für Genesende, 2. Malerarbeiten, n. an zwei Häusern für Ruhige, d. - » - - Genesende, 3. AsphaltisolirnngS- und HolzremcntbcdachnngSarbciten, ». an zwei Häuiern für Zahlende, d. am Kessel« und Maschinenhanse, 4. Schmiedeeiserne Anker und Tchranbenbolzen n. an zwei Häusern sür Zahlende, b. am Kessel» und Maschinenhause, 5. Gasleitung-arbetten am Bcamtenwohnhausr und Stallgebäudr, 6. Wafserlettungsarbeiten am Beamtenwohnhause und Stallgebäude. Die Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse können beim Hoch- bauamte, Rathhaus, 2tes Obergeschoß, Zimmer Nr. 6 »ingesehen oder gegen Porto« und bestellgeldjrel« Einsendung von je 0,75 für 1, 2a und 2d, je 0,50 .et sür 3d, 4a und 4d, je 0,25 ./L sür 3», 5 und 6, die auch in Briefmarken erlegt werden können, be« zogen werden. Die Pläne pp. liegen in der Bauhütte der Heil« und Versorg« anstatt Döjen an der Chaussee von Probstheida nach Wachau zur Einsicht auS. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: Heil- uud Bcrsorganstalt Dösen, Tischlerarbeiten, beim. Malerarbeiten pp. versehen, bi« zum 18. Juni diese» Jahres, Vormittag» 10 Uhr, auf dem Nachhause an obengenannter Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung vor. Leipzig, den 6. Juni 1900. Der Rath der Ttadt Leipzig. Hochbau-Amt. I. V. Franze. Trinckler. Bekanntmachung. Wegen MacadamisirunqSarbetten wird die Frankfurter Stratze . für den in der Richtung von L.-Ltndenau nach Alt-Leipzig sich bewegenden Fährverkehr, mit Au-nahme de» Straßenbahnverrehr», bom 11. dieses Monat» ab gesperrt. Leipzig, am 8. Juni 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 2115. Vr. Tröndlin. Stahl. Versteigernng. Den 13. Juni d. I., Vorm. 10 Uhr, sollen im Ver- steigerungsraume des Könial. Amtsgerichts hier I Wiege- und 1 Hackeblock, versch. Waagen, 3 Speck schneidemaschinen, 1 Wiegemesser, 4 Wiirstchcnkrssel, 2» Ttzd. Fletschermesscr, 20 Hackemesser, 4 Sleifch- wölfe, 1 Wnrstsprtüe, 20 Flcischsägen, 2 Punsch maschinen, 5 Riemenscheiben, 8 Pferdedecke», 1 Lchau- senstermarmorkasten, 1 Geld- und 1 Papierschrant, 2000 Cigarren, 1 Partie Unterhosen und Hemden, 1 Partie Möbel» u. v. a. G. gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 9. Juni 1900. Der Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgericht. Konkurs-Änction. Am Dienstag, -en 12. uud Mittwoch, den 13. d. MtS., je Vormittags von 10—2 Uhr, sollen Emilienstratze Ar. 50 im Hose, im Auftrage des Konkurs verwalters Herrn Paul Gottschalk, div. zur Konkursmasse E. Möbtu» Rachf. gehörige Waarenbestände als: ein großer Posten Sopha- bezöge in Wolle und Phantasiestoff, div. einzelne Portieren, Möbel« Posamenten, 2 Sophas, 1 Waschtisch mit Marmorplatte, 1 Kinder bettstelle, 1 engl. eiserne Bettstelle, div. Spiegel, Matratzenrahmen, 1 Gasofen, 1 Stehpult, 5 Stück Matratzendrell und verschiedene» Andere, gegen sofortige Baarzahlung durch mich öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 10. Juni 1900. I/üäeeke, Localrichter. Ltiidtekilder aus Sachsen. Löbau. Nachdruck verboten. II. Des langen Streites müde, erfolgte 1838 die Auf hebung des Bierzwanges; die brauberechtigten Bür ger vereinigten sich zu einer Braugenossenschaft oder Brau- commune. Da das alte Brauhaus am Terrassenplatze den An sprüchen nicht mehr genügte, so ward 1846 eine neue, zeitgemäße Brauerei am Theaterplatze erbaut. Um 1864 zählte die Brau genossenschaft 56 Bierhofsbesitzer mit 518 Bieren; 1871 wurde diese Brauerei an die Handelsgesellschaft M. Schie Nachfolger zu Dresden für 185 000 Thaler verkauft und in eine Actien- brauerei umgewandelt. Das Vorstehende charakterisirt das Er- und Gewerbsleben Lübaus in früherer Zeit. Auf dem Ueberkommenen, wenn auch in wesentlich anderen Formen, hat sich die Industrie der Gegenwart aufgebaut. Neben uralten Erwerbszweigen streben solche der Neuzeit und neuesten Zeit rüstig vorwärts. Als die hervorragendsten industriellen und gewerblichen Eta blissements sind folgende zu bezeichnen: die „Oberlausitzer Zuckerfabrik", die „Oberlausitzer Malzfabrik", die Actienbrauerei zu Löbau (vorm. Schreiber L Rätze), die Pianofortefabriken von August Förster (königl. spanischer Hofpianofortefabrikant) und E rasselt L Nähse, die Eisengießerei und Maschinenfabrik von Bohrisch <L Comp., die Maschinenfabrik und Kesselschmiede von Mühle's Söhne, die Spinnerei von Gustav Römer, die me chanische Zwirnerei von Alwin Röthig, die Spinnerei und Weberei von Gebrüder Müller, die Rothgarnfärberei von Römer <L Comp., die Buntpapierfabrik von G. u. H. Beneke, die Stein schleifereien von H. A. Kloß und W. Weiß, die Maccaroni- und Nudelfabrik von Löser L Richter, die Knopffabrik von I. Ernst, die „Sächsisch-schlesische Kohlensäure-Industrie", die Abfall spinnerei von Rdse L Elstner, die Putzwollfabriken von Greifen hagen und F. Weickert, die Filzfabrik von Gebrüder Nedon, die Metallwaaren- und Fahrradfabrit von O. Steinhäuser, die Dampfgevberei von I. Pocke L Sohn, die Silberwaarenfabrik von Reiß L Eomp., die Goldwaarenfabrik von Br. Merkel, die Dampfziegeleien von Br. Berthold, W. Fabian und der Stadt Löbau, die Cementwaattiisabrik von Metzmacher's Nachfolger und K. Walter, die Löbauer Copsfärberei und -Bleicherei, die Brauerei „Zum Feldschlößchen", die Löbauer genossenschaftliche Dampfmolkerei, die Löbauer landwirthschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft, die Fabrik chemisch und mechanisch-tech nischer Fabrikbedarfsartikel von Ernst Kniepert, die Fabriken landwirthschaftlicher Maschinen von H. Liebchen und Bernhard Graf, das Dampfsägewerk von Bruno Berthold, die Spitzen fabrik von CH. Spohn u. a. m. Neben diesen Großbetrieben bestehen noch viele Kleinbetriebe, die dem täglichen Bedürfniß dienen und durch die blühenden Großbetriebe gleichfalls mit in Blüthe erhalten werden. — Den Geldverkehr vermitteln die Löbauer Bank und das Bankhaus G. E. Heydemann. Von dem regen geschäftlichen Verkehr, der sich innerhalb Löbaus Mauern abspiell, geben besonders die lebhaften Wochenmärktc ein anschauliches Bild. Von ganz besonderer Bedeutung ist der Garn- und Getreidehandel, mit dem sich zahl reiche hochangesehene Löbauer Firmen befassen. Daß bei einem so vielseitigen Er- und Gewerbsleben auch der Verkehr ein äußerst reger sein muß, ist einleuchtend. Die nachfolgenden Zahlen über den Post- und Eisenbahn verkehr geben «inen schlagenden Beweis dafür, daß sich Löbau in einem sehr erfreulichen Aufschwünge befindet. Ein Vergleich der Verkchrsziffern aus den Jahren 1887 und 1897 wird diese Behauptung bestätigen. An Brief sendungen wurden 1887 aufgegeben 546 858, 1897: 877136; 1887 gingen ein 487344, 1897: 996 372. Packete ohne Werthanaabe 1887 aufgegeben 29470 Stück, 1897: 43 931 Stück, gingen ein 36749 Stück und 62 981 Stück; Briefe und Packete mit Werthangaben 8842 und 11443 aufgegeben, eingegangen 6222 im Jahre 1887 und 8133 Stück 1897. Po st Nachnahmesendungen 1887 : 2184 Stück mit 9698 aufgegeben, 1897: 4944 Stück mit 35 016 c4t; gingen ein 4172 Stück mit 33 584 c«. 1897 : 9021 mit 139 555 Mark. Po st aufträge gingen 1887 ein 2673 Stück mit 244 285 ck; 1897 : 2713 mit 335 137 --k. Postan weisungen wurden 1887 : 31 392 Stück ein gezahlt mit 2 179 367 1897: 47 470 Stück mit 2 988 348 aus gezahlt 25 998 Stück mit 1747 404 1897: 41349 Stück mit 2 886184c^k. An Telegrammen wurden 1887: 5612 aufgegeben, 1897: 10 487; gingen ein 5984 und 1897: 10 347; die Porto- und Telegraphengebühren-Ein- nahme betrug 1887: 74305 1897: 115415 c«. Der Eisenbahnverkehr ergiebt folgendes Bild: 1886 kamen an 181661 Personen, 1897: 273 093; reisten ab 180187 und 272 058 Personen, zusammen 1886 : 361 848 Personen gegen 545151 Personen im Jahre 1897. Einen weiteren Beweis für das Aufblühen Löbaus geben auch die Einschätzungsziffern. Im Jahre 1887 wur den 2616 Personen mit 3181890 1897 dagegen 3187 Per ¬ sonen mit 5 660 160 eingeschäht; das durchschnittliche Ein kommen eines Eingeschätzten betrug 1887: 1216,31 v-l, 1897 dagegen 1776,01 Die vorstehenden Zahlen geben Zeugniß von den günstigen Erwerbsverhältnissen Löbaus; diese kommen aber auch in den Sparcassenabschlüssen zum Ausdruck. Die städtische Sparkasse zu Löbau ward am 1. November 1847 eröffnet, nachdem schon im Jahre 1835 ein Verein versucht hatte, eine Sparkasse für Löbau zu errichten. Im Jahre 1844 gab ein Mitglied des Stadtrathes hierzu neue Anregung, unterm 2. März 1847 erhielt das Statut die Bestätigung. Nach fünf zehnjährigem Bestehen konnte die Sparcassenverwaltung zum ersten Male der Stadt 3171,73 für wohlthätige Zwecke über weisen. Zu Ende des Jahres 1896 betrug das Einlegergut haben bei 29 281 gangbaren Conten 15 539 378,31 der Re servefonds aber 1020 000 am 1. Januar 1899 erreichte das Einlegerguthaben die Höhe von 16173 980,28 c^, der Re servefonds aber stellte sich auf 1055 000 der im Jahre 1898 erzielte Reingewinn aber belief sich auf die stattliche Summe von 123116,36 Was Löbau heute ist, das dankt es zutn guten Theile seiner so segensreich wirkenden Sparkasse; die reich lichen Sparcaffeniiberschüsse gestatteten es, ohne daß die Bürger schaft Mit drückenden Steuern belastet wurde, daß die stäotische Vertretung sanitäre und wohlthätige Einrichtungen treffen konnte, auf die die Stadt und deren Bürgerschaft mit Stolz und Freude blicken können. Zu diesen sind in erster Linie zu rechnen: Löbaus gute Schulen, das vortrefflich eingerichtete Kranken haus, der Schlachthof, das schöne Stadtbad, die vorzügliche pneumatische Grubenreinigung, die mehrmals wöchentliche und unentgeltliche Abfuhre des GemülleS, die prächtige Beleuchtung aller Stadttheile, die reichliche Versorgung der Stadt mit ge sundem Gebirgswasser durch die mit einem Kostenaufwande von 300000 geschaffene Hochdruckwasserleitung, das gute Pflaster und die sauberen Bürgersteige, die prächtigen, sehr um fänglichen und wohlgepflegten Promenaden und Parkanlagen in und um Löbau her und die mit gutem Geschmack darin zuckt Theil auf städtische Kosten errichteten öffentlichen Gebäude und Aussichtsthürme. Dies Alles hat dazu beigetragen, Löbau zu einer äußerst gesunden und musterhaft eingerichteten Stadt um zugestalten. Ein Rundgang durch und um dr« Stadt, di» 268 Meter über den Spiegel der Ostsee liegt, wird alle diese Behauptungen voll bestätigen. Da erregen vor allen Dingen die schmucken und stilvollen öffentlichen Grbäude da» Interesse des Besuchers. Zu diesen sind zu rechnen: das Rathhaus, die im frühgothischen Baustile erneuerte Nicolaikirche, daS Post* gebäude, die im Jahre 1899 vollständig rerwvirte erst« Bürger schule und die 1898 geweihte -weite Bürgerschule, da» königliche Seminar, die Realschule, daS König-Albert-Bad, die um die Stadt her sich ausbreitenden gewerblichen Etablissements, unter diesen wiederum die Löbauer Zuckerfabrik mit ihrem 60 Mete» hohen Schornsteine, der einen Durchmesser von 2,5 Metern hat^ Eingeschlossen wird die Stadt von einem Kranze wohlgepflegtet Promenaden, die einen besonders wohlthuenden Eindruck er» zeugen. Einen besonderen Anziehungspunck bildet das König« Albert-Bad". Es erhebt sich da, wo schon von alterShey sich zwei heilkräftige Quellen bemerkbar machten, eine Stahl- und eine Salzquelle. Das Wasser derselben holte man schon vor Jahrhunderten in die Stadt, um es zu Badezwecken und Trinkkuren zu benutzen. Der Bürgermeister Christian Segnitz ließ 1714 zum ersten Male diese Quellen einfaffen, 1824 er richtete man unterhalb derselben das sogenannte „Alte Bad"> in den Jahren 1875—76 erstand aber auf städtische Kosten mit einem Aufwande von 150 000 -4t das König-Mbert-Bad. 8« ist dieses «in schöner Kuppel- und Säulenbau mit offene« Veranden und ist mit allem Comfvrt der Neuzeit versehen. Die Heilwässer haben wiederholt fachmännische Beurteilung er fahren: die Stahlquelle erweist sich als ein« ziemlich reine, kräftige Stählquelle, die mit denen von Augustusbad, Flins- berg, Liebwerda, Reinerz, Cudowa fast auf gleicher Stufe steht, nur Franzensbad und Elster übertreffen sie um ein Geringes; eine gleich günstige Beurteilung hat auch die Salzquelle er fahren. Die Benutzung der beiden Quellen zu Heilzwecken findet daher und in Folge günstiger Heilerfolge mehr und mehr Aufnahme. Für den Naturfreund bildet der Löbauer Berg aller dings den Hauptanziehungspunkt. Derselbe ist mit der Stadt durch den „Siegeshain", einer großartigen Promenaden-An- lage, verbunden. Im oberen Theile derselben erhebt sich das 1895 errichtete, weithin sichtbare Siegesdenkmal, da» von höchst sehenswerten gärtnerischen Anlagen umgeben ist. Der dichtbewaldete Berg bildet «ine Promenade im größten Stile: breite, sorgfältig gepflegte Wege führen durch den herr lichen Wald nach allen Richtungen. Auf diesem erreicht man in bequemem Aufstiege die 450 Meter betragende Höhe, auf welcher sich der 1854 erbaute „König-Friedrich-August- Thurm" erhebt. Derselbe ist aus Gußeisen hergestellt und bildet in seiner ornamentalen Durchbildung eine fast einzig da stehende Sehenswürdigkeit. Don ihm hat man eine Rundsicht, die ebenfalls einzig ist. Man überblickt waldgekrönte Höhen Feuilleton. Von Irkutsk nach Strjetensk. Nach dem Russischen. Von Petersburg nach Irkutsk fährt man thatsächlich ununter brochen mit der Eisenbahn, aber von dieser Stadt an muß man, wenn man zum Amur gelangen will, den Baikalsee, den dritt größten See Asien», der noch keine ununterbrochene Dampfer verbindung hat, durchschneiden. Er bildet noch geegnwärtig da» Haupthinderniß für einen durchgehenden Schienenweg von Petersburg bi» Strjeten-t am Amur. Dieser launenhafte See, dort am Orte das Burjatische Meer genannt, hat seine Sonder barkeiten, und bringt zuweilen selbst die kühnsten Leute, die mit den stürmischen Naturelemenkn zu kämpfen wissen, in Ver zweiflung. Kürzlich wollte ein Händler 50 Pferde au» Irkutsk nach Transbaikalien über den See setzen lassen. Sie wurden auf ein Dampfschiff geladen, allein der See stürmte so sehr, und die Wellen waren so stark, daß 8 Pferde während der Fahrt um kamen und außerdem auch noch 5 Personen auf dem Schiffe in Folge der starken Erschütterung starben. DaS ist der Grund, weshalb die Frage, in welcher Weise die Ueberführung über den Baikalsee stattfinden soll, so große Schwierigkeiten macht. Sie kann auf zwei Wegen gelöst werden: 1) dadurch, daß JrkutSk durch eine Eisenbahn mit der Station Baikal (die Stelle, wo die Angara dem Baikalsee entströmt) ver bunden wird (auf der Strecke sind schon die Schienen gelegt, und die Passagiere werden bereits bis zur Station Baikal befördert), und man von der letzteren den Baikalsee zu Wasser bi» zum Dorfe Mhstowaja, 60 Werst weit, durchschneidet, wo schon ein Bahnhof der Transbaikal-Bahn erbaut ist, oder 2) daß man diesen See längs seines SUdufer» zu Wagen umfährt, eine Strecke von etwa 250 Werst. Die Eisenbahn am Ufer des Baikalsees fortzusetzen, wird bei den Felsgebirgen, dir von dieser Seite den See umgeben, überaus schwer sein. Um hier die Eisenbahn in eine etwas ebene Gegend zu bringen, wo nur ein Berg zu überwinden wäre, müßte ein Tunnel in den Felsen von nicht weniger als 16 Werst angelegt werden, während längs des Ufers nur ein Tunnel von etwa zwei Werst nöthig wäre, aber dafür würde es hier freilich viele Steigungen geben. Die Frage, wie die Baikalrundbahn zu legen ist, steht noch offen; welche Richtung man aber auch wählen möge, immer wird die Durchführung der Arbeit bis zu dem Moment, daß Personen und Güter mit Sicherheit befördert werden können, mindestens sechs Jahre erfordern. Um die ganze Kette Petersburg-Port Arthur schneller zu schließen gemäß dem kaiserlichen Befehle, daß die transsibirisch« Eisenbahn bis zum Jahre 1902 fertig sein solle, wobei immer noch e i n Glied (der Baikalsee) fehlt, hat die Bauverwaltung be schlossen, einen interimistischen Weg einzuschlagen, oder richtiger einen Verkehr zu Wasser zwischen den Stationen Baikal und Mystowaja, 60 Werst Entfernung, durch Errichtung einer Fähre herzustellrn, die Sommer und Winter gehen und alle, sowohl au« Rußland, als aus Transbaikalien, kommen den Züge hin und zurück überführen soll. Im Winter wird die Fähre zugleich Eisbrecher sein. Auf einer Fahrt nach dem Amur hat der Verfasser Gelegenheit gehabt, diesen Eis- brecher zu sehen, wie auch die für ihn erbauten Häfen in Baikal und Mystowaja. „Aber", fährt er fort, „um den Leser, der diese Reise vielleicht in naher Zeit machen will, vor groben Jrr- thümern zu warnen, will ich ihm diese Ueberfahrt in einigen Worten beschreiben." Von JrkutSk bi» zur Station Baikal (Barantschiki), wie auch von Mhstowaja nach StrjetenSk am Amur gehen die Eisen- bahnziige nur zweimal wöchentlich. Andere, als Waggons 4. Elaste, giebt e» nicht. SS giebt hier kein Unterschied deS Ver mögen«, der Stände — all« Stände sind einander gleich. Der Bankier, der Stadtbürger, der Techniker, der Arbeiter au« den Goldwäschereien und der Räuber, die ihren Geschäften nach gehen, sitzen zusammen in einem Viehwagen mit Bänken. Die Fahrt 4. Elaste für 1030 Werst kostet über 15 Rubel. In Folge Zudranges von Passagieren kann man in den Waggons nur sitzen; es ist weder möglich sich anzulehnen, noch sich zu erheben. Die Fahrt von Mystowaja bis Strjetensk dauert über dreimal 24 Stunden; um sie auszuhalten, ist besonderer Muth und Ge sundheit nöthig. Die Enge und das Gedränge im Waggon ist so groß, daß man kaum durchkommen kann. Wir fuhren von Irkutsk nach Barantschiki Mittwoch, 2. (14.) Februar 1900, Nachts 1 Uhr, ab. Der Courierzug aus Moskau war eben angekommcn. Ein junger hübscher Mann in einem nagelneuen Anzug stieg mit un« ein; er war soeben aus Moskau gekommen und wollte weiter nach der Mandschurischen Eisenbahn. Die Annehmlichkeiten und der Comfort des CourierzugeS hatten ihn offenbar so verwöhnt, daß er die Ueberfahrt über den Baikal see für einen Spaß hielt. Al» ich ihn, in ein Gespräch mit ihm gekommen, darauf aufmerksam machte, für den Baikalsee werde er sich anders anziehen müssen, bemerkte er, er gedenke in seinem Anzuge bis zum Orte seiner Bestimmung, d. i. die Mandschurische Eisenbahn, zu bleiben, die sich bei Station Kajdalow der Trans baikalischen Eisenbahn auf 600 Werst seitwärts abzweigt, und wo bisher noch keine Schienen gelegt sind, sowie ein« Passagier beförderung nicht stattfindet. Aber wie groß war sein Erstaunen, als er gegen 5 Uhr Morgens au» dem Zuge in einen mit Pferden bespannten Lastschlitten ümsteigen mußte, und wir, um in den selben zu gelangen, au» Mangel an einer Leiter von einer Böschung, die sich vom Bahnhof zum Baikalsee hinzieht, in primi tiver Weise, d. h. auf allen Vieren hinabkriechen mußten. Der Kutscher ließ erst da» Gepäck herabgleiten, und dann ließ er uns sozusagen an den Beinen herunter. Die Passagiere befinden sich hier wirklich in einer bedauernswerthen Lage; kommen sie von weither, so können sie natürlich die OrtSverhältniste nicht kennen. Es giebt ganz sicher irgendwo eine Leiter oder ein bessere« Mittel, um in den Schlitten zu gelangen, — aber die Passagiere wissen das nicht. Nun könnten sie hier ein, zwei Stunden warten, fragen und sich nach Allem erkundigen, — aber kann man auf einer Station verweilen, wo der Diebstahl am Tage ausgeübt wird, wo man die Passagiere nicht heimlich, sondern vor den Augen Aller beraubt? Als man mich von der Böschung herab ließ, wurde einer Dame in der Rotunde daS Gepäck aus der Hand gerissen, und die Diebe liefen davon, ohne daß etwas geschehen konnte, weil die Kutscher selbst für ihre Pferde fürchten, sie könnten davongetrieben werden. Und so etwas geschieht unweit einer Stadt wie Irkutsk, in der der Generalgouverneur des Landes wohnt! Zwei Dutzend Gendarmen mehr würden an solchen Stationen Ordnung schaffen! Welcher Schrecken muß die Passagiere ergreifen, die hierher kommen und mit dem sibiri schen Leben nicht vertraut sind! Einen wunderlichen Anblick gewährte der zerknitterte junge Mann aus Moskau, dem die Kutscher schon in Listwinitschnoje eine DachL (d. i. einen Pelz mit den Harren nach außen) gegeben hatten, um bei 35 Grad Kälte über den Baikalsee zu fahren. Eine Gefahr bei der Ueberfahrt über den Baikalsee bilden die Risse, die sich häufig augenblicklich, während der Fahrt, bilden. Der Länge nach nimmt ein solcher Riß manchmal 10, 20 und mehr Werst ein, und die Breite beträgt bi» 1^2 Saschen *). Die verkehrenden Wagenzllge nehmen gewöhnlich Bretter mit, auf denen sie den ganzen Zug hinüberlaffen, und die Postpferde sind so abgerichtet, daß sie diese Riffe überspringen, in die die Kutscher gewöhnlich große Eisschollen werfen, auf die sich da» Pferd nur mit einem Beine stützt, um leichter hinüber zu kommen. Fällt e» ins Wasser, so bleibt eS ganz ruhig liegen, um sich nicht zu ver wickeln, bis ei herausgezogen wird. Vor un» bildet, sich zur Zeit unserer Ueberfahrt über den Baikal ein Riß von Saschen Breite und gegen 40 Saschen Länge mit dem gähnenden Abgrund des Baikals. Unglücksfälle mit Passagieren kommen vor, aber im Verhältniß selten. Der ganze Baikalsee ist förmlich ge- furcht mit diesen Riffen, die sich aber bald wieder zusammen« ziehen. In Entfernungen von 60 Werst sind auf dem Gee zeitweilige *) I Saschen (Faden) --- 2,13 Meter.
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