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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000629011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900062901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900062901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-29
- Monat1900-06
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Juni 1900. nachfolgende Ausgabestellen: Anger-Crottendorf Herr Lodert Vrelner, Zweinaundorser Straße 18, Connewitz Frau Liselivr, Hermannstraße 23, Eutritzsch Herr Lodert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, Gohlis Herr Lodert Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, Lindenau Herr widert 4.1uüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, Neustadt Herr kaut Luek, ^uuoneeu-Lxpeüitioii, Eisenbaknstraße 1, 94. Jahrgang. Ranftsche Gasse 6 Herr Lrieür. Ll8eder, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr V. Lnrrelmonn, Colonialwaarenhandlung, Schützensttahe 5 Herr «lul. 8edüi«1ekeu, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr ü. vittried, Cigarrenhandlung, Äorkstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr L. Lletr, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Strafte 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 0. OrütLiuanu, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr LuKmauu, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8edmiüt, Kohlgartenstraße 67, - - Herr Lernd. Lieder, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr L. üüutsed, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdors Herr 6eorK Llemaun. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das III. Vierteljahr 1900 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 LO mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 2 LV durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn v In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauvtexpedition: Johannisgasse 8, die Filiale«: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Uuiversitiitsstraße 3, nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrahe 3L Herr L. 0. Llttol, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrabe 1 Herr ^Iieoü. Letvr, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 6. L. 8edudort'8 Luoüfolxor, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Sttaste (Thomasiusstr -Ecke) Herr vtto Llautsodke,Colonialwaarenhandlung, Löhrftrafte LL Herr Ltluurü lletLvr, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr Ll. L. Udreodt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Vrelner. Zweinaundorfer Strane 18, Freisinn und Wehrpflicht. Die „Freisinnige Zig." hält eS für angemessen, im gegen wärtigen kritischen Augenblicke der civilrsirten Welt einzureden, daß Deutschland hinsichtlich der militäri schen Action in China an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit bereits angelangt sei. Si« sucht nämlich in einem Artikel „Dienstpflicht über See" nachzu weisen, daß kein Recht bestehe, die Armee bei überseeischen Kriegen zu verwenden. Um diese Behauptung zu stützen, führt das Organ des Herrn Eugen Richter drei Gründe an: erstens beruft es sich darauf, daß der Fahneneid, der den Soldaten verpflichtet, zu Wasser und zu Lande den Bifehlen des Kriegsherrn zu 'folgen, aus einer Ziit herrühre, wo Deutschland, bezw. Preußen, über seeische Politik noch gar nicht getrieben hab«; zweitens weist eS darauf hin, daß die größt« Colonialmacht der Welt, England, außerhalb des Mutterlandes nur angeworbene Soldaten ohne ihre Zustimmung verwenden dürfe; endlich macht es geltend, daß bisher bei den Schutztruppen nur Freiwillige verwendet worden seien, daß ferner nach einer Cabinetsordre vom 17. August 1898 der Bedarf für Kiautschau nach Möglichkeit durch freiwillig« zu decken sei, und daß man auch jetzt wieder zur Verstärkung der nach China beorderten Seebataillone Freiwillige aufgerufen habe. Der Artikel schließt: „Wenn eS sich aber demnächst etwa darum handeln sollte, die Besatzung in Kiautschau dauernd zu verstärken oder etwa noch andere Punkt« China» mili tärisch zu besetzen, so muß verlangt werden, dafür von der Heranziehung Wehrpflichtiger, sei «s aus der Seeinfanterie, sei eS aus Truppentheilen des LandheereS, Ab stand z u n e h m e n." Die von dem fortschrittlichen Blatte angeführten 'Gründe sind unschwer zu widerlegen. Das Argument, der Fahneneid rühre aus einer Zeit her, in der überseeische deutsche Inkressen noch nicht zu schützen gewesen seien, spricht gerade gegen die „Frei sinnige Ztg."; denn hat man schon damals die Einfügung der Worte „zu Wasser" für nothig gehalten, so beweist dies, daß man auch für die allerentfernt« st en Möglich keiten den deutschen Soldaten verpflichten wollte, seinem Kriegsherrn zu folgen. Ebenso verkehrt ist die Berufung auf England. Wenn in England nur angeworbene Sol daten ohne ihre Zustimmung außerhalb des Mutterlandes ver wendet werden dürfen, so liegt dies daran, daß England die all gemeine Wehrpflicht nicht kennt, und daß das stehende Heer sich lediglich aus Söldnern zusammensetzt. Wenn der Engländer nicht einmal in Friedenszeiten zum Heeresdienste verpflichtet ist, so versteht es sich von selbst, daß «r im Kriegsfälle erst recht nicht außerhalb des Mutterlandes gegen seinen Willen ver wendet werden darf. Und wenn schließlich auf die bisherige Praxis, für überseeische Zwecke thunlichst Freiwillige zu ver wenden, hingewirsen wird, so kann darin nur die An erkennung liegen, daß die Regierung die denkbar größte Rücksicht auf die persönlichen Verhältnisse der Staats bürger genommen und deshalb nur solche Soldaten nach über seeischen Ländern geschickt hat, die durch ihre freiwillige Meldung ihren Wunsch nach Verwendung darthaten, daß sie sich selbst in der Heimath für entbehrlich halten. Aus dieser Rücksichtnahme aber darf nicht eine Verpflichtung für die Regierung hergeleitet werden, immer demgemäß zu verfahren. Will man behaupten, daß durch die bisherige Praxis die Wehrpflichtigen gewisser maßen daS Recht ersessen hätten, nicht ohne ihre ausdrückliche Zustimmung in überseeischen Ländern verwendet zu werden, so wird durch eine solche Auffassung die Regierung geradezu ge- zwungen, den Nachweis zu führen, daß sie auf diesen Stand punkt nicht steht und nicht stehen kann. Mit Recht haben bereits dir „Berl. N. N." darauf hin gewiesen, daß Artikel 3 der ReichSverfaffung allen Deutschen dem AuSlande gegenüber gleichmäßig Anspruch auf den Schutz de» Reiches gewährt. Diesen Schutz auSzuüben steht dem Kaisrrzu. Er kann die« in erster Linie durch die diplomati schen Vertretungen de« Reiche», wo diese nicht auSreichen, durch die bewaffnete Macht, im Nothfall natürlich auch der Land macht. Wo der Schuh durch die letztere einzutreten hat, steht verfassungsmäßig ausschließlich im Ermeessn des Kaisers, für dessen Entschließungen der Reichskanzler verantwortlich ist. Artikel 4 sieht gleichfalls den Schutz des deutschen Handels im Auslande ausdrücklich vor und laut Artikel 64 sind alle deutschen Truppen verpflichtet, den Befehlen des Kaisers unbedingt Folge zu leisten. Selbstverständlich auch für den Schutz des deutschen Handels im Auslande. Und diesen Gehorsam zu fordern, ist der Kaiser nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, ebenso ver pflichtet, wie zu seinem Schuhe. Wollte er diesen versagen, so würde das Reich, dessen Oberhaupt er ist, nicht nur als Groß macht, sondern auch als selbstständiger Staat abdanken. Ge setzt, es käme zu einer Ueberrumpelung unseres Besitzes in Deutsch-Ostasrika, oder in den Vereinigten Staaten zu einer Bartholomäusnacht gegen die Deutschen; in jedem dieser Fälle wäre Deutschland mit seinen Kriegsschiffen allein nicht im Stande, seine Schutzpflicht zu erfüllen oder Genugthuung zu er zwingen; es müßte regelrechten Krieg führen, bei dem der Ver such unerläßlich wäre, größere Massen des deutschen Landheeres auf afrikanischem oder amerikanischem Boden zu landen. Wenn in den überseeischen Staaten die Meinung herrschen würde, daS gewaltige deutsche Heer dürfte nicht "-er See verwendet werden, so wäre es um Deutschlands Ansehen geschehen. Es ist dabei ganz gleichgiltig, ob Truppen außerhalb des Vaterlandes zu einem Kriegszuge oder zu dauernder Besetzung militärisch wichtiger Punkte verwendet werden. Im letzteren Falle würde es sich vielleicht aus Zweckmäßigkeitsgründen em pfehlen, besondere überseeische Heeresabtheilungen zu schaffen, aber an der Verpflichtung der Einzelnen, gegebenen Falles auch in solchen Truppentheilen seiner Dienstpflicht zu genügen, könnte auch dadurch nicht geändert werden, daß für solche Truppen körper nach Möglichkeit Freiwillige ausgewählt würden. Es hat fast etwas Komisches, daß gegen die Verwendung des LandheereS zu überseeischen Zwecken gerade ein Blatt eifert, das seit seinem Bestehen in der Bekämpfung einer unseren wachsenden überseeischen Interessen entsprechenden Ver stärkung der deutschen Flotte eine seiner Hauptaufgaben ge sehen hat. Hätte die Partei der „Freis. Ztg." in den letzten Jahrzehnten die parlamentarische Macht in Deutschland besessen, so würde diese» in den ostasiatischen Gewässern eine so stattliche Flotte nicht versammeln können, wie es sie, Dank der Ohnmacht dieser Partei, zu versammeln im Stande ist. Wer aber gegen eine entsprechende Flottenverstärkung ankämpft, sollte doch wenigstens gegen die Verwendung von Darrdtrnppen bei überseeischen Verwicke lungen keine Einwendung erheben, oder aber rund heraus er klären, daß ihm Herz und Verstündniß siir die Entwickelung des deutschen Handels vollständig abgehen. Nun ist es aber gerade die Partei der „Freisinnigen Ztg.", die sich ihres besonderen Interesses und ihre» besonderen Verständnisses 'für den deutschen Handel und seine Ausbreitung zu rühmen pflegt. Sie seht sich also mit sich selbst in den gröbsten Widerspruch, wenn sie trotz dieser Berühmung ihrer Flottenopposition euch noch die Oppo sition gegen die Verwendung von Landtrupen über See hinzu fügt. Sie wird sich denn auch durch diese widerspruchsvolle Opposition auch noch die Kreise entfremden, aus denen bisher ihr« reichsten Mittel flössen und ihre eifrigsten Agitatoren stammten. Mit den Landwirthen ist sie fertig, mit den Gewerbetreibenden ebenfalls; stößt sie sich auch noch die Handelskreise vor den Kopf, dann kann sie ebenso einpackcn, wie Deutschland eänpacken müßte, wenn es das Unglück hätte, nach dem Willen des Freisinns regiert zu werden. Die Wirren in China. Nunmehr ist endlich die Ungewißheit über daS Schicksal der Gesandten, der Fremden in Tientsin und der Truppen Seymour'S von uns genommen. Der deutsche Ge» schwaderchef meldet au« Taku unter dem 26. Juni, -ah -le Gesandte« -et» LandungScorp» sind. Ferner kommt über Petersburg ein vom 27. Juni datirte» Telegramm de« Viceadmirals Alexejeff, nach dem in der Nacht auf den 26. d. M. rin au« vier Compagnien Russen und ebensoviel anderen fremden Truppen bestehende« Detachement Admiral Geymaur entsetzt und 200 Verwundete au» Seymour'S Detachement nach Tientsin gebracht hat. Wieder aber ist deutsche» Blut geflossen. Durch Extra blatt machten wir schon gestern folgende Depesche bekannt: * Berit«, >8. Jnnt. DerLhef -e» Arenzergeschn»a-erS meldet aas Tat« unter de« 25. d. Mt».: Bei de« Ent sätze »an Tientsin durch dte Verbündeten a« LS. d. Akts, »urde« vau de«Detachemeut der deutschen Eeesaldate« tzeut«a»t Friedrich und IG Mann get-Stet und 20 »au« »ermnudet. Dte Eeesaldateu ktm-sten 8 Staude« la«a. Wir trauern mit den Angehörigen um den Verlust ihrer Söhne und Brüder und wünschen nur. daß endlich die chine» fische Regierung einsieht, daß ihre vertragswidrige Haltung und ihre Begünstigung der Boxer falsch und aussichtslos ist und damit werterem Blutvergießen «in End« berritet. Admiral Seymour, dem «» nicht gelunarn ist, mit Peking in Verkehr zu kommen, kehrt jetzt nach Tiensin zurück. Seine Truppen haben sehr gelitten. Der russische General Stössel soll mit 10 000 Mann internationaler Truppen nach Peking unterwegs sein. — AuS Peking liegen keine Nachrichten vor. — Die in Peking stehenden chinesischen Truppen werden auf 40 000 bis 60 000 Mann geschätzt. Von allen Seiten strömen Boxer heran. — Zn Tientsin bat übrigens der Kampf, nach einer Meldung des deutschen Geschwaderchefs, nock am 26. Juni fortgedauert, da daS befestigte Arsenal außerhalb der Stadt noch im Besitze der Chinesen war. Nach einer Privatdepcsche an Hamburger Geschäftshäuser sind alle Deutschen aus Tientsin un versehrt entkommen. Der gestern Abend geäußerte Wunsch nach einer Mit theilung über die Zusammensetzung der am Kampfe theilnehmenden deutschen Truppen ist schon erfüllt worden. Wie gestern bereit» in einem Theile der Auflage unseres Blattes mitgetheilt wurde, befinden sich bei Admiral Seymour von der „Hertha" 7 Officiere und 175 Mann, von der „Hansa" 7 Officiere und 153 Mann, von der „Kaiserin Augusta" 5 Officiere, 1 Arzt und 85 Mann, vom „Gefion" 3 Officiere, 1 Arzt und 74 Mann. ZnTientsin befindet sich ein deutsches Detachement, daS aus 6 Ofsicieren, darunter Capitän-Leuknant Kühne als ältesten, einem Arzt und 170 Mann besteht und außerdem seit dem 23. Juni zwei Compagnien des 3. SeebataillonS. Zn Taku liegen als deutsche Besatzung 6 Officiere, 1 Arzt und 502 Mann. Ueber Zuzug anderer Truppen wird gedrahtet: * Shanghai, 27. Juni. (Wolff's Telegr.-Burcau.) Nach Nach richten aus Tjchifu sind 1000 Mann japanische Truppen in Taku gelandet worden. Weitere 2000 Mann Japaner und ein Bataillon französischer Infanterie sollen nachfolgen. * Vokohama, 28. Juni. (Telegramm.) Meldung des „Reuter'schen Bureaus". Die Negierung beschloß, 20000 Mann nach China zu senden. * Simla, 28. Juni. (Telegramm.) Die für China bestimmte Streitmacht besteht aus 223 britischen Ofsicieren, 308 britischen Officier-Dienstthuern und Untcrossicleren und 9540 Mann der britischen Armee, sowie aus 7170 Ofsicieren und Mannschaften der Eingeborenen-Truppen. Dem Transporte sind 1280 Pferde und PonieS, 2060 Maulthirre, sowie 6 Feldgeschütze und II Moxim- geschüb« beigegeben. Deutsches Reich- Berlin, 28. Juni. (Der Volkswohlstand und die Politik der Handelsverträge.) Ueber die Ent wickelung deS Volkswohlstandes während der Politik der Handelsverträge von 1892 und 1894 stellt in der „Socialen Praxis" E. Fitger ziffernmäßige Thatsachen zusammen, von denen wir im Nachstehenden die wesentlichsten wiedergeben. Den Nachweisen der Unfallversicherung zufolge stiegen die anrechnungsfähigen Lohnbeträge der gewerblichen Arbeiter von durchschnittlich 648 pro Person im Jahre 1892 während der Jahre 1893—98 auf 735 ^1, also pro Kopf um 87 --- 13,5 Proc. Ueber das Einkommen der ländlichen Arbeiter liegt keine derartige Statistik der anrechnungSsähigen Löhne vor, zweifellos sind auch diese gestiegen. Die Lohnsteigerung bei den gewerblichen Arbeitern ist gewiß nicht allein auf di« Politik der Handels verträge zurückzufiihren. Die Einwirkungen der Socialrrform haben den allgemeinen Standard der Arbeiter gehoben. Lohnkämpfe Haden ebenfalls ihren Antbeil daran, auch die staunenSwerthe Entfaltung der technischen und finan ziellen Hilfsmittel. Aber die Politik der Handelsverträge war eine nothwendige Vorbedingung. Denn ohne die Zunahme der Ausfuhr um «ine Milliarde Mark wäre eS nicht möglich gewesen, den vollen Mehrbetrag von 1'/, Milliarden an Löhnen zur Vertheilung zu bringen. Wie die Erhöhung des LohneinkommenS, steht die der Gehalte der staatlichen und kommunalen Beamten arten mäßig fest. Daß die Einkünfte aus gewerblichen, in- dustriellen und Transport-Unternehmungen sich gehoben haben, lehrt ein Blick in den EourSzettel. Die Hebung de- allgemeinen Wohlstandes wird auch den Be- tbeiligten der freien Berufe, Aerzten, Rechtsanwälten, Künstlern, Schriftstellern, Privatbeamten u. s. w. zu Gute ge kommen fein. Die Handwerker sind in ihren Innungen »nd Vereinen vielfach zu Verständigungen über Preiserhöhungen gelangt. Der Großhandel besteht durchweg an- eifrigen Anhängern der Politik der Handelsverträge. AuS dem Stande der Klrinbändler ertönen zwar Klagen, jedoch nicht über nachtbeilige Wirkungen ter genannten Politik, sondern über Waarenhäuser, Consumvereine u. dgl. Auch die Zunahme deS ConsumS, soweit e- sich um nicht unbedingt nothwendige BerbrauchSartikrl handelt, giebt ein treues Bild von der Hebung des Wohlstandes. Der Ver brauch an Tabak betrug 1886/91 1,5 üg pro Kopf, 1897/98 1,8 kg; der Consum von Bier war 1892 107,8 Liter- Pro Person, 1897 123,1 Liter; an Baumwolle wurden 1886/90 pro Kopf 4,19 kz, 1898 6,30 lcg verbraucht. Die Zunahme des Volkswohlstände» geht ferner au» der Statistik der preußischen Einkommensteuer hervor. Letztere trug 1891/93 125 Millionen Mark, 1899/1900 159 Mil lionen Mark rin. Endlich ist die Abnahme der Aus wanderung ein Maßstab für die Entwickelung de» deutschen Wohlstandes, weil daS vor Allem in Betracht kommende AuS- wanderungSziel, die Vereinigten Staaten, in den letzten Jahren gute Erwerbsverhältnifse aufwieS und keine obrigkeitliche Er schwerung der Einwanderung dort stattfand. Es wanderten aus Deutschland auS im Jahre 1892 116 339 Personen, 1899 nur 23 740. Daß unsere nationale Kraft in politischer wie in wirthschaftlicher Hinsicht hierdurch gewonnen hat, leuchtet ohne Weiteres ein. LIL6. Berlin, 28. Juni. (Stärkung des Deutsch- thums in Südafrika.) Wie allgemein bekannt sein dürfte, ist der Ausschuß der Deutschen Colonialgesellschaft seiner Zeit an den Reichskanzler mit der Anregung herangetreten, den in den Schutzgebieten wohnenden Deutschen die Ableistung der Wehrpflicht in den kaisrrlichrn Schutztruppen zu er möglichen. Für Deutsch-Südwestafrika, die einzige unserer Colonien, welche eine aus Europäern gebildete Schutztruppe be sitzt, sind inzwischen Anordnungen dahin erlassen, daß solche Reichsangehörige, welche in diesen Schutzgebieten ihren Wohnsitz haben, dort ihre Militärzeit abdienen und die erforderlichen Re serve- und Landwehrübungen abmachen können. Auf Antrag des Staatsministers von Hofmann hat sich der Ausschuß der Deutschen Colonialgesellschaft in seiner Sitzung vom 22. dieses Monats erneut mit dieser Frage beschäftigt und ist zu dem Beschluss« gelangt, an den Reichskanzler eine Eingabe dahin zu richten, daß in Zukunft nicht nur den in Deutsch^Südwest- afrika ansässigen Deutschen, sondern überhaupt allen in Süd afrika lebenden Reichsangehörigen die Erfüllung ihrer Wehr pflicht bei der kaiserlichen Schuhtruppe für Südweftafrika ge stattet werde. Erfahrungsgemäß bilden für viele in überseüschcn Ländern lebende Deutsche die großen Opfer an Zeit und Geld, welche die Erfüllung ihrer Dienstpflicht mit sich bringt, die Ler- anlassung, lieber auf ihre Nationalität zu verzichten, als sich derartigen Unbequemlichkeiten und Ausgaben auSzusehen. Bei der großen Anzahl der Deutschen, welche in der Capcoloni«, Natal, Rhodesien, den Boeren-Freistaaten, Mozantbique und Angola sich eine Existenz gegründet haben, würde die von dem Ausschuß der Deutschen Colonialgesellschaft empfohlen« Maß nahme die Möglichkeit eröffnen, viele tüchtige Volksgenossen dem Baterlande zu erhalten. Es ist daher dringend zu hoffen, daß die Reichsregterung diesem Wunsche ein geneigte« Ohr schenken und dem Vorschläge der Deutschen Colonialgesellschast ent sprechen werde. Das Deutschthum in Südafrika würde dadurch eine entschiedene und erfreuliche Stärkung erfahren. 6. H. Berlin, 27. Juni. Der Centralverein für Arbeitsnachweis in Berlin, zu dessen immerwährenden Mitgliedern die Kaiserin Friedrich und zu dessen Mitgliedern die Kaiserin Augusta Victoria gehört, ist für männliche Arbeiter Wohl der größte Arbeitsnachweis in Deutschland. Nach seinem soeben veröffentlichten Berichte suchten im Jahre 1899 39 177 Arbeiter, darunter 3386 weibliche, Arbeit, gegen 34 317 im Jahre 1898 und 29 727 im Jahre 1897, darunter 3389 resp. 3036 weibliche. Die Zahl der besetzten Stellen betrug im Jahre 1899 30 363 gegen 24 141 im Jahre 1898 und 22 705 im Jahre 1897; mit weiblichen Arbeitern wurden 1899 2105 Stellen besetzt gegen 1900 im Borjabre und 1874 im Jabre 1897. Die 1898 hervorgetretenen Bestrebungen, paritätische Arbeits nachweise für gelernte Arbeiter in losem Zusammen hänge mit dem Centralverein zu errichten, sind im Berichts jahre insofern von Erfolg gekrönt gewesen, al» r» gelungen rst, die Maler- und dre Schlosser-Innung zur Er richtung paritätischer Arbeitsnachweise unter einem au» der gleichen Zahl Vertreter der Arbeitgeber und Arbeit nehmer bestehenden Curatorinm, in dem al- Vorsitzender ein Vorstandsmitglied deS Centralverein» wirkt, zu he- wegen. Die Erfahrungen, die man nun mit der Er- richtung von paritätischen Arbeitsnachweisen gemacht, sind als außerordentlicb günstige zu bezeichnen. Namentlich haben sich die von inancben Seiten ausgesprochene Befürchtungen» ein gedeih liche- Zusammenwirken der Arbeitgeber und Arbeitnebmer
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