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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000718029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900071802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900071802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
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Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de, Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Anzeiger. Amts Klatt -es Hömglichen Land- und Ällttsgerichtes Leipzig, des Mathes «nd Malizei-Ämtes -er Lla-l Leipzig. -Mittwoch den 18. Juli 1900. .Annahmeschluß fSr Anzeigen: Abend-Au-gab«: vormittag» 10 Uhr. Morgr»-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Bet den FMalen und Annahmestelle» je et» halbe Stunde früher. Anreise« sind stet» au di« Expedition zu richte». Dr»ck und Verlag von L. Poltz t» Leipzig. SL Jahrgang. Die Wirren in China. Es ist völlig unmöglich, sich ein halbweg» wahrheits getreues Bild über die Zustände in China zu machen. Die widersprechendsten und unglaublichsten Dinge werden gemeldet und in Ermangelung eigenen Wissens mästen diese Tataren nachrichten mitgetbeilt werden, möge die Presse und das Publicum selbst seinen VerS daraus machen. Wir heben nur drei solcher sonderbaren Meldungen bervor. Kein ver nünftiger Mensch zweifelt mehr an dem Tode der Fremden in Peking, weil schon die einfache Kenntniß der That- sachen, nämlich des Charakters der Boxerbcwegung, der Minderzahl der Europäer und ihr Munilions- und Nahrungs mangel ein anderes Resultat nicht zuläßt. Trotzdem wird beute allen Ernstes von dem bekannten chinesischen Eisenbahn director Sckeng der Mord der Gesandten in Peking dementirt. Diese Ableugnung steht im ursächlichen Zusammen hang mit der Einnahme Tientsin». Herr Schcng bekommt Furcht und sucht abzuwiegeln. Diese, vorläufig verbürgt, tbeilweise Einnahme Tientsins, über die wir nach dem ossiciösen Reuter'scken Bureau große Beschreibungen und Einzelheiten gebracht haben, wird von dem Unterstaats sekretär Brodrick im englischen Unterhause abgeleugnet, denn der osficielle Telegraph bat gemeldet, daß Brodrick sich dahin äußerte: es läge keine Bestätigung von einem Angriff der Verbündeten auf Tientsin vor. Was soll man davon ballen? Li-Hung-Tschangs drei oder vier Mal abgeleugnete Reise nach Peking ist nunmehr vor sich gegangen. Er soll zum Vicekönig von Petschili, der Provinz, in der Peking liegt, ernannt sein. Wer hat ihn denn ernannt? Die er mordete Kaiserin-Wittwe, der todte Kaiser oder sein angeb licher Todfeind Prinz Tuan? Warum hat Li-Hung-Tschang die Schwarzflaggen vorausgeschickt? Um sich selbst zu schützen oder um die Verbündeten mit verstärkter Macht anzngreifen? Widerspruch überall! So bringt der „Daily Telegraph" z. B. von seinem Correspondenten in Kanton ein durchaus optimistisches, von seinem Shanghaier Berichterstatter vollständig pessimistisches Bild. Der letztere meldet unter dem 14. Juli, man halte dort „das Gerücht, die Niedermetzelung der Christen habe am 6. Juli in Peking stattgefunden, für sehr wahrscheinlich, ebenso daß gleichzeitig der Kaiser und die Kaiserin „ermordet" wären. Jüan Schikai'S Telegramm an Scheng gilt ihm lediglich als vorbereitend für die endgiltiae osficielle Ankündigung der Metzelei, die denn auch ein zweites Telegramm des Vicekönigs von Kanton auS Tschiuanfu vom 14. Juli be stätigt — aber der Correspondent fügt bezeichnenderweise hinzu, die auswärtigen Beamten in Shanghai wären allgemein der Ueber- zeugung,daß diescEreignisse gar nicht,wieJuan behauptet,nm den 6. Juli, sondern bereit« Ende Juni stattgefunden hätten. Er erwähnt dann die Trauernachrichten aus Hupebund Hunan, welche beiden Provinzen von der Boxerbewegung ergriffen seien. Die Haltung der Gouverneure der Provinzen Hunan und Schan-si bedeutet den offenen Ausbruch dcS Bürger krieges auch in Mittel-China, wenn nicht sofort eine starke Flotte und genügende Truppenmafsen nach Shanghai und Kanton geworfen werden können, um die Vicekönige Liu und Li-Hung-Tschang (also der englische Correspondent halt die auch nickt für ehrlich) zur Loyalität anzuhalten, uud die weitere Ausbreitung des Ausstandes mit bewaffneter Hand zu Ver bindern. Es sei nöthig, sofort alle Ausländer aus ganz Central-China nach Shanghai zu bringen. Da beide Vicekönige ihr Versprechen, die Ausländer zu schützen, aus drücklich an die Bedingung geknüpft haben, daß kein fremde» Schiff in ihren Häfen erscheine und kein aus ländischer Soldat an ihren Küsten lande, so ist das Wort „Unterstützung der Vicekönige" offenbar nur eine dekorative Phrase, die in Wahrheit bedeutet, daß die sogenannte Loyalität dieser Vi-Li'S und Liu'S nur so weit reichen wird, als die Geschütze und Gewehrlänfe der Großmächte. Daß beide ein ganz ähnliches Doppelspiel getrieben, wie jetzt die Gouverneure von Schan-si, Hupeh und Hunan, ist inzwischen wohl auch den gutgläubigsten Optimisten klar ge worden. Interessant ist in dieser Beziehung ein Beschluß der amerikanischen Colonie Shanghais, welche in einer öffentlichen Versammlung am 13. Juli den „Optimismus des amerikanischen Vertreters" und die Politik der Washingtoner Regierung China gegenüber als für alle Amerikaner demütbigend bezeichnet und an Mac Kinley, die zuständigen Minister und die Prcßvereiniguug ein in sehr scharfen Ausdrücken abgefaßtes Kabeltelegramm richteten, in welchem sie eine schnelle und entschiedene Action Amerikas angesichts der dringenden Gefahr der Lage fordern. Daß diejenigen Reckt hatten, welche von vornherein die Entwickelung größerer Machtmittel nicht nur au der Peihö-Mündung, sondern auch vor den übrigen Ber- tragShäfen und besonders in Schanghai und Hongkong for derten, zeigt die Proklamation der Gouverneure von Hunan und Schan-si, in der beide sich offen für Prinz Tuan und die Boxer erklären. Wir geben nunmehr die Telegramme wieder: * London, 17. Juli. (Unterhaus.) Ter ParlainentSsekretär des Auswärtigen, Brodrick, theilt mit, dass im Laufe der letzten 24 Stunden weder von dem britischen Consul i» Tientsin, noch von dem commandirenden Officier irgend welche Nachricht eingegangen ist. Es liegt auch keine Bestätigung der nach Shanghai gelangten Meldungen von einem Angriff der Ver bündeten auf Tientsin vor. — Pritchard fragt an, ob Li- Hung-Tschang Canton verlassen habe, um das Obercommando über China zu übernehmen. — Brodrick giebt darauf keine Ant wort. (Wiederholt.) * London, 17. Juli. DaS „Neuter'sche Bureau" meldet auS Tientsin vom 13. Juli: Alle verbündeten Truppen mit Ausnahme der zum Schutze der Niederlassungen gebrauchten Schutzmannschaften machten gemeinsam einen Angriff auf die Chinesenstadt und auf die schweren Geschütze der Chinesen im Osten. Bei Tagesanbruch eröffneten 42 Geschütze der Verbündeten das Feuer auf die Stadt und richteten furchtbare Verheerungen an. Große Gebäude - Complexe geriethen in Brand und fast alle Geschütz- der Chinesen in der Stadt wurden zum Schweigen gebracht. Gleichzeitig griff eine Abtheilung von 1500 Russen, unter stützt von kleineren deutschen und französischen Truppenkvrpcrn, die acht Geschütze des Feindes an, welche dieser im Osten der Stadt an der Einbettung der Bahnlinie ausgestellt hatte. Die Geschütze wurden genommen, ebenso eine Befestigung, welche der Feind dort errichtet und mit fünf Kanonen versehen halte. Tas Magazin wurde von den Franzosen in die Luft gesprengt. Zu derselben Zeit machten alle verfügbaren britischen, amerika nischen, japanischen und österreichischen Truppen, denen sich auch die noch übrigen Franzosen anschlossen, einen Vorstoß und griffen da» Westorsenal von Neuem an, welche» die Chinesen nach ihrer kürzlichen Niederlage wieder in Besitz genommen hatten. Nach dreistündigem Kampfe, dem erbittertsten, der in Len bisherigen Kämpfen zu verzeichnen ist, gelang eS -durch daS ununterbrochene heftige Feuern der japanischen, britischen und französischen Feld artillerie und der britischen Maschinrngeschütze den Feind, der seiu Gewehrfeuer mit tödtlicher Sicherheit aufrecht hielt, zu vertreiben. Nachdem daS Arsenal geräumt war, gingen die Amerikaner, Fran zosen, Japaner und die walisischen Füsiliere auf die Chinesen- stadt selbst vor. Die noch übrigen Engländer blieben in der Reserve. Es bestand die Absicht, falls möglich, durch einen concen- trischen Angriff aller Truppen di« Stadt zu nehmen. Die japanische Infanterie uud eine Abtheilung reitender Artillerie gelangten bis an die Wälle der Stadt, unterstützt von den Amerikanern, der französischen Infanterie und den britischen zur Verstärkung in zwischen angelangten Reserven. Da ein sofortiges Eindringen in die Stadt unmöglich war, lagern die Truppen jetzt vor der- selben. Man glaubt, morgen werde ein Versuch gemacht werden, die Stadt zu nehmen. Die Verluste der Verbündeten sind äußerst schwer, besonders haben die Franzosen, Amerikaner und Japaner gelitten. Einzelheiten folgen morgen. Das heutige Bombardement hat in der Chinesenstadt mehrere Explosionen hervorgerusen. Ter Feind hat augenscheinlich zur Zeit kein rauchloses Pulver, da er mit gewöhnlichem Pulver schießt. * London, 18. Juli. „Daily Mail" berichtet aus Shanghai unter dem 17. Juli: Es sind Nachrichten hierher gelangt, daß am 9. Juli in Tayuan, der Hauptstadt Schamis, 40 Ausländer und 100 chinesische Christen niedergemetzelt worden seien. 1000 gut bewaffnete Chinesen befinden sich in der Umgegend von Shanghai. Die fremdcufeindliche Bewegung verbreitet sich schnell in Mittel- und Südchina. — Der Bericht erstatter des „Daily Mail" in Shanghai will ferner erfahren haben, daß Prinz Tsching und andere fremdenfreundliche hohe Be amte Robert Hart vorgeschlagcn hätten, verkleidet zu flüchten, was ihm dadurch, daß er fließend chinesisch spricht, leicht geworden wäre. Hart habe sich aber geweigert, allein zu flüchten und die anderen Ausländer zu verlassen. Zweimal, und zwar das letzte Mal am 5. Juli, habe Hart an Prinz Tuan geschrieben und ihn ersucht, das Leben der Fremden zu schonen, doch habe er keine Antwort erhalten. Am 6. Juli soll Hart getödtet worden sei. — „Daily Telegraph" wird aus Canton berichtet: Im Lause einer Unterredung mit den Consuln drückte Li-Hung-Tschang seine großen Besorgnisse be- züglich der fremden Gesandten in Peking aus und erklärte den Consuln, daß er von dem englischen Ministerpräsidenten und dem französischen Minister des Auswärtigen gleichlautende Mitthei lungen erhalten habe, in denen sie für die Gesandten Schutz verlangten und, falls diese getödtet wurden, die verantwortlichen hohen chinesischen Beamten mit der Todesstrafe bedrohten. Li-Hung- Tschang übermittelte diese Mittheilungen der Kaiserin-Wittwe und hatte, wie er sagte, keinen Zweifel darüber, daß diese Mitthcilungen viel zur Rettung der Gesandten beitragen würden. — „Daily Expreß" wird aus Tientsin unter dem 15. Juli berichtet, daß die Ver luste der ausländischen Truppen am 14. Juli 460 Todte und Verwundete betragen hätte». — Demselben Blatte wird von einem Berichterstatter in Shanghai unter dem 17. Juli berichtet: „Ich erfuhr aus chinesischer Quelle, daß in einem Edicte des Prinzen Tuan Las Datum für den allgemeinen Ausstand festgesetzt worden sei". Der Berichterstatter fügt hinzu, daß die Chinesen in Shanghai offen erklären, sie würden auf die fremden Truppen schießen, wenn sie dort landen sollten. * London, 17. Juli. („Reuter'» Bureau".) Der hiesige chinesische Gesandte überreichte dem Auswärtigen Amte eine in ähnlichrn Ausdrücken gehaltene Depesche, wie die ihm von dem Gesandten Watingfang in Washington zugestellte. (Siehe Washington.) * Washington, 17. Juli. (Meldung deS „Neuter'schen Bur.".) Ein Telegramm des amerikanischen Consuls meldet: Li-Hung- Tschang ist heute von Canton abgereist, nachdem er vergangene Nacht ein Edict erhielt, wodurch er zum Bicekönig von Tschili ernannt und angewiesen wurde, sich sofort dorthin zu begeben. In Canton befürchtet man, die Abwesenheit Li-Hung-Tjchang's werde Anlaß zu Ruhestörungen geben. — In Canton trafen französische Kanonenboote rin. (Wiederholt.) * Washington,' 17. Juli. (Meldung de» „Reuter'schen BureauS".) Der hiesige chinesische Gesandte hat von dem chinesischen Gesandten in London eine von dem Eisenbahndirector Scheng und zwei Vicekönigen beglaubigte Depesche erhalten, nach welcher die fremden Gesandten und die Au-länder am 9. Juli noch am Leben gewesen wären und den Schuh der Regierung genossen hätten. (Wiederholt.) * Washington, 17. Juli. („Reuter'» Bureau.) Ta» Datum der dem hiesigen chinesischen Gesandten von dem chinesischen Ge sandten in London zugegangene Nachricht, daß die Gesandten noch am Leben seien, ist der 13. Juli chinesischer Zeitrechnung, der dem 9. Juli europäischer Berechnung entspricht. In einer Botschaft ist ferner an die Mächte das Ersuchen gerichtet worden, Tientsin nicht zu zerstören, da dir Zerstörung für den europäisch.chinesischen Handel von den schwersten Folgen begleitet sein würde. Tie Depesche ist vom 16. Juli datirt und von den Vicekönigen von Nanking und Wotfchang, sowie dem Eisenbahn- director Scheng unterzeichnet. * Petersburg, 17. Juli. („Russische Telegraphen-Agrntur".) Aus ChaborowSk wird unter dem 14. Juli berichtet: Der Dampfer „Großfürst Alexei" hat aus Charbin 3M Frauen und Kinder von Bahnbedienstrten hierher gebracht. 40 Werst von Charbin sammelt sich chinesischer Landsturm. Vom Dampfer aus hat man Lager und Zelte gesehen. Die Holzdepots sind unversehrt, die Schiffsahrtssignale und das Fahrwasser sind frei, der chinesische Gesandte erklärte der russischen Regierung, di« Ereignisse in der Mandschurei seien nicht im Einver ständnisse mit der Regierung in Peking geschehen. Gleich zeitig versprach der Gesandte, seiner Regierung aus dem Wege über Hongkong in Peking ernste Vorstellungen zu machen und auf die ernsten Folgen hinzuweiseu, fall» die Feindseligkeiten in der Mandschurei nicht aushürten. * Paris, 18. Juli. Ein Telegramm de» französischen Consuls in Han kau vom 11. Juli besagt: An dem gedachten Tage war Alles ruhig und der Bicekönig ergriff Maßnahmen, um Un ordnungen in seinem Gebiete vorzubeugrn. DaS europäische Bahnpersonal hält die Bahnlinie Hankau« Peking bi» 2l5 Kilometer besetzt, die Frauen und Kinder des Per sonals sind jedoch nach Haukau gebracht worden. Wie der apostolische Vicar in Hunan telegraphirt, ist er in seinem Sitze, in Nanyangsou, angegriffen worden. Der apostolische Bicar im nördlichen Hupe berichtet, die Mijsionsanstalten in Siangyang seien zerstört worden, und es habe den Anschein, al» ob sich di« Auf- standsbewegung von Peking nach dem Süden ausbreite. — Der französische Consul in Tschunking telegraphirt unter dem 11. Juli: In der Provinz Sz'Tscheran ist Alles ruhig. Die Consuln hielten im Hinblick auf etwaige Ruhestörungen einen Dampfer zurück, der gegebenenfalls die Europäer sortbringen könnte. * Pari», 17. Juli. Eia Telegramm des französischen Consuls in Shanhai von gestern meldet: Eisenbahndirector Scheng dementirt die Nachricht von der Niedermetzelung der Gesandten in Peking. Ter französische Consul in Tschifu telegraphirt unter dem 7. d. M., daß alle französischen Missionäre, mit Ausnahme von dreien, in Tschifu ein getroffen sind. * Brüssel, 17. Juli. Der Minister de» Aeußern hat von dem ersten Legationsfekretär der Gesandtschaft in Peking, Cartier, folgendes, vom 17. Juli auS Schanghai datirteS Telegramm er halten: Der Taotai Schcng erhielt von dem Gouverneur von Schantung eine Depesche, die lautet: Ein Läufer, der am S. Juli in Peking abging, berichtet, daß sich die Gesandtschaften noch gut hielten. F-ttilleton. so) Diana. Roman von Marian Comyn. S!il<ddn>a verraten. ES war ein Rath, dem Erich nur zu gern gefolgt wäre. Der Gedanke, Crowhurst wieder aufgeben zu müssen, machte ihn fast wahnsinnig. Freilich hatte Pauline ihm gesagt, daß sie, wie es auch kommen möge, niemals von ihm lassen würde. Aber dennoch war der Gedanke, daß Rang und Reichthum wieder von ihm genommen werden könnten, unendlich bitter. Doch der Kampf, den er jetzt kämpfte, war nur ein kurzer. „Von einer Einigung zwischen uns kann keine Rede sein", erklärte Erich in festem, entschiedenem Tone. „Ich habe über haupt nichts mehr mit Ihnen zu verhandeln. Ich werde sogleich eine Depesche an Mr. Drury schicken und ihn bitten, herzukommen. Er mag dann do» Nöthige veranlassen!" „Sie werden e» bereuen, wenn Sie daS thun!" war Alle», was Antonius sagte, als Erich jetzt heftig an der Klingel zog. „Gleichviel!" sagte Erich, aus dem Schubfache deS großen Schreibtisches ein Depeschenformular nehmend und dasselbe ouSfüllend. Dem gleich darauf eintretenden Robinson händigte er dasselbe mit dem Bemerken ein, die Depesche unverzüglich zu befördern." Unruhig hatte Antonius Erich'» Vorgehen beobachtet. Einen solchen Entschluß hatte er nicht vermuthet, sein Spiel schien verloren zu sein. Er beschloß, die Zeit bi» zur Ankunft Mr. Drury'» so viel al» möglich zu seinen Gunsten auizunützen. „Sie haben soeben entschieden einen dummen Streich ge wacht!" bemerkte Antoniu» finster. „Mir scheint, daß ein dummer Streich weniger geeignet ist, üble Folgen nach sich zu ziehen, wie rin schlechter Streich", ent- gcgnete Erich, der nun, nachdem er einen entscheidenden Schritt gethan hatte, freier aufathmete und sich mehr al» Herr der Si tuation fühlte. „Jedenfalls habe ich mich keine» Vergehen» gegen da» Gesetz schuldig gemacht, wir Sie die» gethan haben, denn das Entwenden eines Testaments ist eine böse Sache, und die Strafe, die darauf steht, wird nicht geringer sein, weil Sie zufälliger Weise ein Edelmann sind." Antonius' Lippen bebten; es war hart, sich das von dem so viel jüngeren Manne sagen lasten zu müssen. „Mir scheint, daß Dankbarkeit gerade keine hervorragende Tugend bei Ihnen ist, Erich", sagte er. „Was ich gethan habe, habe ich ebenso viel um Jhret- wie um meinetwillen gethan. Ich gestehe zu, daß ich, als ich zuerst den Entschluß faßte, nach dem Testament zu forschen, meinen eigenen Vortheil im Auge hatte, denn ich hatte allen Grund anzunehmen, daß das Testa ment zu meinen Gunsten lauten würde. Später freilich erlitten meine Gefühle eine vollständige Umwandlung. Sie sind durch das, was Philipp Heathcote von mir erzählt hat, gegen mich ein genommen, Erich; machen Sie sich von diesem Borurtheil frei und hören Sie mich an." Er trat dicht zu Erich heran und legte seine Hand auf dessen Arm. „Ich wollte Diana zu meiner Gattin machen und daher waren ihre und meine Interessen iden tisch. Trotz Allem, was geschehen ist, werden Sie nicht daran zweifeln, daß meine Liebe für Diana eine reine und aufrichtige war. Ich gestehe, daß ich, um mir ihr Jawort zu gewinnen, Mittel gebrauchte, welche Sie wahrscheinlich verschmäht hätten; es ist zwecklos, jetzt darauf zurückzukommen. Jenun, mag man darüber urtheilen, wie man will. — Al- ich hierher kam, war ich, wie ich Ihnen schon sagte, fest davon überzeugt, daß rin Testament zu meinen Gunsten existiren müsse; der Gedankt, Diana für mich zu gewinnrn, war mir aber schon gekommen, ehe ich wußte, daß rin solche» Testament nicht «xistire. Wie bitter meine Enttäuschung war, al» mir die» zum Bewußtsein kam, darauf will ich nicht näher eingehen. — Alle meine Pläne, alle meine Hoffnungen sind durch die Mittheilungen Philipp Heath cote'» vereitelt worden. Und auch der letzte Hoffnungsanker, der mir geblieben war, hat sich als haltlos erwiesen. Durch da» in meinen Händen befindliche Testament hoffte ich nun, nachdem alle Aussichten geschwunden waren, wenigsten» zu einem Theil de» Crowhurster Vermögen» zu gelangen, durch dasselbe hoffte ich einen Druck auf Sie ausüben zu können, mir für die Au»- lieferung desselben eine hohe Summe zu zahlen. Und nun er klären Sie, von einem übertriebenen Ehrgefühl geleitet, da» Testament in Kraft treten lassen zu wollen. Sie sind ein Thor, Erich, Sie richten sich und Alle durch einen Scrupel zu Grunde, Alle, die zu Ihnen gehören. Niemand außer uns beiden würde erfahren, was vorgegangen ist! Erich! Wir sind die ganze Zeit über so gute Freunde gewesen und wenn jetzt etwas zwischen uns getreten ist, so sind die Verhältnisse, nicht wir daran Schuld. Ich bin kein reicher Mann, — wenn ich es wäre, so würde ich mich ohne Weiteres zurückgezogen, daS Testament vernichtet und Sie im Besitz Ihres Eigenthums gelassen haben. Aber meine Lage ist keine beneidenSwerthe. Ich will nicht näher darauf ein gehen, rS würde zu weit führen. Seien Sir vernünftig, Erich, bedenken Sie, was auch für Sie auf dem Spiele steht! Ich ver lange nur fünfzehnhundert Pfund im Jahre aus den Crow- hurster Einkünften, alle» Andere mögen Sie behalten. Schlagen Sie ein, Erich, und dann lassen Sie uns da» Testament ver nichten!" „Vor allen Dingen zeigen Sie mir das Document!" „Meinetwegen!" Antonius holte das Beutelchen hervor, welches Vipont nach dem Unfall auf jener Partie mit Diana und Nancy bei ihm bemerkt hatte, al» man die nassen Kleider An tonius' trocknete, und händigte dasselbe Erich ein. „Nehmen Sie e»", sagte er, „ich wünsche Ihnen viel Ber- gniigen beim Lesen desselben!" Gespannt beobachtete er Erich, während derselbe la», und er konnte sich eine» leisen Lächeln» nicht erwehren, al» er den Aus druck der Enttäuschung wahrnahm, der sich auf dem Antlitz de» jungen Manne» zeigte. Erich hatte selbst gesagt, daß er auf Schlimme» vorbereitet sei, aber so schlimm hatte er e» sich dennoch nicht gedacht. Da» Testament war drei Monate vor dem Tode Friedrich Beauchamp'» verfaßt worden. ES war klar und bestimmt ab gefaßt. Einige wenige Legate fielen an alle Diener de» Hause» — an Robinson, Mr». Sowerby und den alten Gärtner Fergu» — und eine Rente von zweihundert Pfund an „Antoniu» Beau- champ, welcher, wenn nicht gewisse Thatsachen in Bezug auf sein Verhalten gegen seine Gattin zu meinen Ohren gekommen wären, da» ganze Vermögen geerbt haben würde. Diese zweihundert Pfund sind dieselbe Summe, die er schon seit Jahren von mir bezogen hat. Alle», wa« ich sonst besitz«, vermache ich dem London-HoSpital. Ich erkläre, daß die» mein letzter Wille ist!" Dann folgte die gerichtliche Bestätigung und endlich die Unter schrift — „Friedrich Beauchamp", beglaubigt durch die Zeugen James Ridley und Keziah Turner. XXXI. Aus Erich s Antlitz war jeder Blutstropfen entwichen, als er jetzt aufblickte. Er kannte nun das Schlimme, und ver mochte nicht zu leugnen, daß e» das Schlimmste sei. Wie ein schöner Traum war ihm die kurze Zeit, während welcher er Rang und Reichthum sein Eigen genannt hatte, erschienen, und wie ein kurzer Traum war sie vorübergegangen. Er machte einen nutzlosen Versuch, um seine bittere Ent täuschung zu verbergen. Mit gesuchter Gleichgiltigkeit entnahm er au» seiner Cigarrentasche eine Cigarre, doch noch ehe er die selbe hätte anzünden können, fiel ihm das Streichholz aus den bebenden Händen, und schließlich warf er die Cigarre zum Fenster hinaus, zugleich einen Ausruf der Ungeduld ausstoßend. Antonius wendete auch nicht einen Augenblick den Blick von seinem Antlitz, und vielleicht gerade, weil Erich sich dessen be wußt, war er eher im Stand«, seine Selbstbeherrschung wieder zu finden, als die» sonst möglich gewesen wäre. „Hm, natürlich", sagte er endlich mit einem düsteren Aus druck, „eS sieht böse genug für mich au». Aber gleichviel, ich bin froh, daß ich nun weiß, woran ich bin!" „Was werden Sie thun?" fragte Antoniu». „Da» Feld räumen und Platz für die Bevollmächtigten de» London-HoSpital machen." „Sie sind da» im Stande — da» nenne ich Muth", sagte Antonius mit unverhohlener Bewunderung, „ich bewundere einen solchen Muth, aber ich begreife ihn nicht. Noch einmal, Erich — noch ist e» Zeit, seien Eie kein Thor! E» wird Eie gereuen, wenn Sie so das Glück von sich stoßen. Setzen Sie eine Urkunde auf — sagen Sie Mr. Drury, daß Sie ihn zu diesem Zweck her- beschieden hätten — und bewilligen Eie mir fünfzehnhundert Pfund das Jahr! Bleiben Tie Herr von Crowhurst und Allem, wa« dazu gehört. Lassen Eie un« da» Testament der- Nichten. Sir sind immerhin der rechtmäßig« Besitzer von Crow- hurst, und thun Niemandem Schaden damit, wenn Sie Ihr Eigenthum behalten!" Es war eine furchtbare Versuchung für Erich» aber er wider stand ihr. ,
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