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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010606010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901060601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901060601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
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Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nattzes im- Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter demRedacnonsstrich tsgespaltea) 75 vor den Familienuach» richten («gespalten) 50 L». Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höh«. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 35 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuog «0.—, mit Postbesörderuog ^tl 70.—. Ännahmeschluß für Anzeige«: Abend-AuSgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeige« find stet« an die Expedition zu richten. Li« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr- Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Donnerstag den 6. Juni 1901. 95. Jahrgang. Wahlbeeinfiussung und Landrathscandidaturen. Di« „Deutsche TageSztg.", der man sicherlich leine Vor eingenommenheit gegen den in der vergangenen Woche im Wahl kreis« GreifSwald-Grimmen unterlegenen konservativen Candi- daten vonBehr zutrauen jann — war doch von Behr zugleich auch officieller Candidat des Bundes der Landwirthe — Hai sich in erfreulich scharfer Weise über die im Wahlkampfe vorge- lommenen Wahlbeeinflussungen zu Gunsten des konservativen Be werbers ausgesprochen. Alle solche Beeinflussungen seien vom Usbel, weil sie die Wählerschaft erbitterten, und deshalb schadeten sie nicht nur dem Gegner, der durch sie bekämpft werden solle, nichts, sondern sie nützten ihm geradezu. Wie richtig diese Auffassung des HauptorganS des Bundes der Landwirthe ist, «rgiebt sich be sonders, wenn man di« Ziffern der Stichwahl mit denen der Hauptwahl vergleicht. Es sind bei der Stichwahl etwa 1500 Stimmen mehr abgegeben wordeiH als bei der Hauptwahl, aber diese Zunahme hat sich nicht etwa auf beide Candidaten vertheilt, sondern sie ist lediglich dem freisinnigen Bewerber zu Gute gekommen, während der konservative Candidak sogar ein« kleine Einbuße an Stimmen gegenüber der Hauptwahl erlitten hat. Dieses Mehr an Stimmen ist von Denen aufgebracht worden, denen die Frage, ob der Wahlkreis konservativ oder freisinnig zu vertreten sei, so gleichgiltig war, daß sie di« geringe Mühe, sich zur Wahlurne zu begeben, bei der Hauptwahl scheuten. Darf man nun etwa annehmen, daß binnen 8 Tagen — denn nur dieser Zeitraum lag zwischen Hauptwahl und Stichwahl — bei diesen politisch indifferenten Leuten plötzlich daS politische Interesse erwacht wäre? Doch wohl sicherlich nicht. Aber gerade in dieser Zeit wurden einige ganz flagrante Wahlbeeinflussungen bekannt und ei wurde obendrein noch durch daS amtliche Organ de- KreiseS Grimmen ein höchst plumper Bceinflussungsversuch ge macht, indem «in Aufruf zu Gunsten des konservativen Candi- daten in einer Form veröffentlicht wurde, die den Eindruck zu erwecken geeignet war, als ob die Regierung diesen Candidaten empföhle. Wie diese Versuche wirkten, zeigt sich in besonders charakteristischer Weise an dem Stichwahlergebnisse in dem kleinen Bezirke Leyevhof, wo der Wahlvorsteher sich bei der Hauptwahl zu Gunsten des konservativen Bewerbers direkt unrechtmäßig be nommen hatte, so daß auf eine Beschwerde hin der Minister des Innern sich veranlaßt sah, die Ernennung erner anderen Wahl vorstehers anzuordnen. Bei der Stichwahl wurden nun 20 libe rale Stimmen und nur 10 konservative abgegeben, während bet der Hauptwahl das Verhältniß gerade umgekehrt gewesen war. Ganz besonders verstimmend müssen aber naturgemäß Wahl beeinflussungen auf di« Wählerschaft wirken, wenn der Wahl- candidat, zu dessen Gunsten sie vorgenommcn werden, ein im Kreis« angestellter höherer VerwaltungSbeamtex ist. Denn dann machen di« Wahlbeeinflussungen ganz besonders den Eindruck, als ob den verfassungsmäßigen Bestimmungen, wenn nicht immer dem Worte nach, so doch stets dem Sinne nach zuwidergchandelt würde au» rein persönlichen Motiven, gewissermaßen aus Eigen nutz. 'Kommt nun dazu noch der Mißerfolg der Eandidatur de» betreffenden Beamten hinzu, so ist es zweifellos, daß darunter sein Ansehen leiden muß. Wir müssen der „Freis. Zig.", mit der wir sonst wahrlich nicht oft Ubereinstimmcn, diesmal Recht geben, wenn sie fragt: „Wie steht nun dieser Landrath da mit seiner Niederlage in einem so erbitterten Wahlkampfe? Die Mehrheit Feuilleton. Randglossen zum Bericht de« Hauptvorftanpe» der Allgemeinen Deutschen Kunftgenoffenschaft über die vetlieiligun« der Deutschen Süustlerschaft an der Weltausstellung in Part» 1-vv. Der kürzlich erschienene, oben erwähnt« Bericht veranlaßt mich zu einigen Aeußerungen, nicht sowohl weil einige auf mich in dem Berichte sich beziehende Auslassungen einer Erklärung bedürfen, als allgemeinen Interesse» halber. Ver schiedene, viel umstrittene Ansichten über die Betheilizung der Deutschen Kunst in Pari« werden durch diesen Bericht erst in da« richtige Licht gerückt. Gleich gesagt, dieser Bericht macht den Eindruck einer 35 Druckseiten langen Entschuldigung, und in der That, die secessionistischen Bestrebungen dürsten kein kräftigeres Argument für ihre Sache finden können, al« diesen Bericht. Sehen wir un« ihn an der Hand der darin gegebene» Thatsachen an. DaS Wichtigste teS angenommenen Pro gramm» wird Seile 1 und 2 gegeben: Berlin, de« 1. Juli 1897. „ . . ES wird sich somit tm Wesentlichen darum handeln, in allen Genossenschaften schon jetzt an die Aufstellung einer Lifte derjenigen Knnstwerke herauziigehen, welch« voa deutschen Künstlern seit 1889 geschaffen wurden und noch allgemeinem Urtheil Sachverständiger so hervorragende und vor Allem auch sür deutsche« Kunstschaffen charakteristisch« Bedeutung hoben, daß, fall« nicht gleich bedeutend« Werke desselben Künstler« zur Einsendung gelangen sollten, die Ausstellung dieser Kunstwerke in erster Linie hier wünschentwerth zu erachten sei." und Sette 2 Berlin, 19. Juli 1897. „I. Die Commission nimmt al« selbstverständlich an. daß di« Deutsche Kunstabtheilung al« einheitlich Deutsche, ohne Trennung «ach Staaten, Schulen oder Soudrrgruppea ein- --richtet wird." der Wähler gerade seines Kreises hat ihm ein politisches Miß. trauenSvotum gegeben." Im Anschlüsse hieran erhebt daS eben erwähnte Blatt die schon oft erörterte Forderung, daß parlamentarische Eandida- turen von Landräthen und ähnlichen Verwaltungsbeamten über haupt untersagt werden sollten. Wir möchten so weit nicht gehen, weil -wir der Ansicht sind, daß eine beschränkte Anzahl von Verwaltungsbeamten in den parlamentarischen Körper schaften recht nützlich werden kann. Die Volksvertretungen haben sich immer wieder mit gesetzgeberischen Aufgaben zu befassen, bet denen die praktische Erfahrung höherer VerwaltungLSeamter sehr wohl mit Nutzen verwerthet werden kann. Wir sind aber frei lich der Ansicht, daß die Wahl solcher Männer in die Volksver tretung immer nur eine Ausnahme bilden soll, statt daß man, besonders bei Landtagswahlen, in erster Reihe zu einer landräthlichen Eandidatur greift. Welche Eonflicte eine starke Durchsetzung des Parlaments mit solchen Elementen mit sich bringen kann, hat sich ja bei den Kämpfen um die Eanalvorlage zur Evidenz gezeigt. Auch die konservative Partei kann — und auch hierin treffen wir mit den Betrachtungen der „Deutschen Tagesztg." über die Wahl in Greif.swald-Grimmen zusammen — nur den Wunsch haben, im Interesse ihrer Unabhängigkeit der landräthlichen Mitglieder nach Möglichkeit entbehren zu können. Die Wirren in China. * Berlin, 5. Juni. (Telegramm.) Ter Kreuzer „Hertha" ist mit dem Feldmarscholl Graf Walder see an Bord am 1. Juni von Taku nach Kobe in See gegangen. — Da» erste See bataillon ist am 3. Juni von Taku abgegangen. * Berlin, 5. Juni. (Telegramm.) „Wolsf's Teleg.-Bureau" berichtet aus Tientsin unter dem 4. Juni: Der Krawall in der Taku st raße entstand au» einem Wirthshau-streite, in den englische Polizei ringriff. Der Kampf auf der Straße wurde mit Feuer und blanken Waffen geführt. Zwei Franzosen wurden getSdtet, vier Franzosen, drei Deutsche und vier Engländer verwundet. Die Wunden der Deutschen sind ungefährlich. Dem Borfalle kommt keinerlei politische Bedeutung zu. * Bcrli», 5.Juni. (Telegramm.) „Wolff'S Telegr.-Bureau" berichtet au» Tientsin: Dem Begräbnisse der bei dem Zu sammenstöße getödteten französischen Soldaten wohnten Feldmarschall Graf Waldersee und zahlreiche deutsche Abordnungen bei. Es sind strenge Maßregeln getroffen worden, um weitere Reibungen zwischen den Truppen der verschiedenen Eontiugente zu vermeiden. * Peking, 5. Juni. („Reuter.") General Gasee betrachtet den Vorfall in Tientsin lediglich al» einen infolge von Trunken heit entstandenen Streit, wie er in jeder Garnisonstadt leicht vor komme. Er störe nicht die zwischen den englischen und frauzösischcn Behörden bestehenden herzlichen Beziehungen. Der Krieg in Südafrika. Di« Nachricht, daß der Boerengeneral Smut und der Sekretärdes General Louis Botha in Stande rton eine Zusammenkunft mit dem dortigen Konsul der Nieder lande gehabt hätten, erregt bei den Englänvern aufs Neue dir Hoffnung, daß Ariedcnsverhandlnngen im Gange sind. Dabei thun sie natürlich so, als ob die Boeren am Ende ihrer Widerstandskraft seien. Der Lauf der Ereignisse, sagen die „Times", werde General Botha hoffentlich überzeugt haben, daß sofortige und vollständige Unterwerfung die erste Wer wird diese Absichten und Bestimmungen nicht gut beißen? Sie entsprachen völlig der Stimmung unter den Künstlern. Sie hatten die reichliche und gute Beschickung der Dresdener Deutschen Kunstausstellung 1899 zur Folge, welche von Behörden und Künstlern als Probstein für die Welt ausstellung de« nächsten Jahre» behandelt wurde. Allein jene Absichten und Bestimmungen wurden sofort vergessen, als die Raumzutheilung an die einzelnen Staaten feiten» der Pariser Behörden bekannt wurde. Die Naumzuweisung seitens der Franzosen war sehr karg. Etwa 2l6 m Wandfläsche für Malerei, Graphik und Archi- tektur. Die« entspricht noch nicht ganz einem Raume, wie dem großen Mittelsaale für Skulptur in der Dresdener Aus stellung, und dies unterlag noch in Bezug auf Debängung beschränkenden Bestimmungen. Dieser Raum mußte für ganz Deutschland genügen. Unter solchen Umständen mußten alle Vorbereitungen auf daS Aeußerste eingeschränkt, wenn nicht ganz umgeworfen werden, und e» lag wobl auf der Hand, daß nur eine einheitliche, strengst künstlerische Leitung ein gute» Resultat geben konnte. Und ein solche« gute« Resultat baben eine Reihe anderer Staaten — Oesterreich, Amerika, England — erreicht bei völlig den unseren gleichen Bedingungen und Schwierigkeiten. Zur Zeit der Bekanntgabe deS Räume» für AuSstellunz-zwecke in Paris wnrde die Dresdener Aus stellung in Gegenwart der Delegirten aller deutscher Kunst städte eröffnet und gut gefunden. Es wäre unter diesen Umständen auf Concentrirung der Leitung angekommen, vor Allem aber auf geeignete Persönlichkeiten, die mit den schwierigen Pariser Verhältnissen vertraut waren, die genaue Fühlung mit den leitenden Persönlichkeiten dort hatten, und daran fehlte e» in Dresden nicht. Statt dessen stürzten sich die Delegirten der Deutschen Kunstgcnofsenschaft*), welcher die Führung der Pariser Geschäfte zngewiesen war, auf die „laufenden Meter". Jeder war be- *) Tie Delegationen der jeweiligen Dre«dener «ad die der Pariser Ausstellung hatten getrennte Funktionen. Pflicht gegen sich und seine Landsleute sei. Man sei freilich in diesen Hoffnungen so oft getäuscht worden, daß man kein allzu großes Zutrauen hegen könne. Wenn Botha noch Ziveifel darüber gehegt hätte, daß die Fricdensbevingungon unabänderlich seien, so müßte dieser Zweifel Lurch Len Empfang Lord Milner's zer streut worden sein. Er müsse auch wissen, daß er durch Fort setzung des 'Kampfes weder militärisch noch politisch etwas er reichen könne. Er wisse, Laß seine Landsleute unter britischer Herrschaft nicht-nur gerecht, sondern auch großmüthig behandelt werden, und daß ihnen Selbstregierung unter britischer Flagge bewilligt werden würde, sobald sie gezeigt, daß sie ihre Feind schaft gegen diese Flagge abgelegt. Wenn Botha nicht den mora lischen Muth habe, seinen Einfluß zur Verhinderung weiteren Blutvergießens geltend zu machen, sei er für die Folgen verant wortlich. Die Engländer sprechen gern und viel von ihrer „Groß- muth", merkwürdiger Weise scheinen aber alle Diejenigen, denen sie angeblich zu Theil wird, nichts davon zu wissen. Außerdem ist es gar nickt angebracht, von unbedingter Unterwerfung zu reden zu einer Zeit, in der über bedeutsame Siege der Boeren be richtet wird. Die Führer der Boeren sind noch keines wegs mürbe, und solche Naturen, wie D e W e t und Steijn, dürften es wohl auch niemals werden. Ihr Einfluß auf die Boeren ist unbegrenzt und sie wissen ihn geschickt zu verwerthen. Eine einfache Himmelserscheinung, wie z. B. der K o m e t, 2cr gegenwärtig in Südafrika in prachtvoller Klarheit am nächtlichen Himmel strahlt, ist genügend, um das ganze Doerenvolk wieder aufzurichten. „Seht den Stern von Bethlehem der Euch die Freiheit vertun);:, Gott hat ibn gesandt, um Euch aufzurichten. Wenn Ihr cusbclict, wie Cbristus aushielt, ehe di» Welt sich zur göttlichen Wahrheit und Freiheit ves Geistes durchrang, so werdet auch Ihr Len Sieg erringen." Und dec glaubensstark» Boer, er vergißt all' sein Leid und hält weiter aus, bis die eng lische Kugel auch den letzten von ihnen hinweggerafst und ins große Land der Freiheit befördert hat, wo eS keine Feindschaft und keinen Krieg mehr giebt, sondern Engländer und Boeren sich als Engel die Hand schütteln —doch nein, so weit spinnt de: Boer den Geöankengang nicht aus! Kein Zusammenleben mit dem Engländer weder hier noch dort. Aber er hält aus, im Vertrauen auf Las von Gott gesandte himmlische Licht. Deutsches Reich. -z- Berlin, 5. Juni. (Die Ueberfüllung des A e r z t e st a n d e s.) In einem Berliner Blatte war dieser Tage die in bedrohlicher Weise zunehmende Ueberfüllung deS Aerztestandes zum Gegenstände einer Betrachtung gemacht und eS war dabei gesagt worden: „So lange sich das nicht ändert, ist an eine Besserung der wirthschaftlichen Lage der deutschen Aerzte nicht zu denken. Auch in diesem Punct« sollten die Aerztekammern sich auf ihre Pflicht gegenüber den Arrzten sehr besinnen. Sie würden dadurch jedenfalls mehr Segen stiften, als durch die Handhabung ihrer chrenrechtlichen Befugnisse." Gerade bei der Besprechung der Ueberfüllung der Aerzteschaft erscheint die bei einer gewissen Presse beliebte Polemik gegen die nach langen Kämpfen eingeführte ehrengerichtliche Institution der Aerzte ganz besonders unangebracht. Denn da die Ueberfüllung, wie das Blatt selbst ja ganz richtig sagt, das wirthschaftliche Niveau deS Aerztestandes immer mehr herabdriickt, so liegt zugleich die Ge fahr vor, daß auch das sociale Niveau, die gesellschaftliche Werthung, dadurch herabgedrückt wird, Laß weniger fein em pfindende Aerzte zu häßlichen Praktiken greifen, um sich trotz der ungünstigen wirthschaftlichen Verhältnisse auf Kosten der anständigen Aerzte eine gute Praxis zu verschaffen. Deshalb ist es sehr gut, daß seit kurzer Zeit die Möglichkeit vorhanden ist, auf ehrengerichtlichem Weg« gegen Männer vorzugehen, die dem Aerztestande Unehre machen, und deshalb ist also gerade die Ueberfüllung d«r zwingendste Beweis dafür, daß die Einrichtung der Ehrengerichte nothwendig war. Die Aerztekammern können also wenigstens in gewisser Weise den Gefahren der Ucber- füllung vorbeugen; wie sie aber der Ueberfüllung selbst sollen vorbeugen können, ist vollkommen räthselhaft. Ihnen steht ja doch nicht das Recht zu, irgend etwas über die Niederlassung der sorgt, für sein« Gruppe die meisten zu erhalten — und die zwei oben citirten schonen Grundsätze blieben „Sprüche". Am 5. Mai 1899 begann diese Tbeilung. (Seite 7 ff.) Nachdem die Architektur und Graphik ihren Raum zngewiesen erkalten hatten und für Innendekorationen Einiges ab gefallen war, blieben für Malerei 133 laufende Meter („so baß auf 20 Mitglieder der Genossenschaft ein Bilo kommt"). Es kam zu Diskussionen uud e« folgt rin Passus, worin gesagt wird, die Regierung werde im Falle der Nichteinigung die Kunst-AuSstellung durch einen Commissar besorgen lassen. Man thut gut, die» al« Leitmotiv für da» ganze Folgende festzubalten. Die Leute, die seit 20 Jahren die schlechten Massen- auSstellungen, die „Kunstställe", arrangirt baben, die eine „Secession" »otbwendig machten, wenn wirklich künstlerische Ziele mit Ausstellungen verfolgt werden sollten, wollten durchaus das Heft und den Buttertopf in den Händen behalten. Man lese. „Es wurden rund 140 lausende Meter angenommen, als für Bilder vorhanden, so daß der Raum auf di« eiuzelnen (Genossenschaft--) Gruppen wie folgt vertheilt wird: Gruppe l. München, Nürnberg 100 Stimmen---50 lausende Meter - II. Berlin,Braunschweig 70 - — 35 - . » IN. Düsseldorf.... 35 - —18 - . - IV. Dresden .... 45 - —22 - - » V. Karlsruhe .... 20 - —15 » - — — den einzelnen Gruppen für graphische Kunst noch folgender Raum Grupp« I. München u. s. w. — 14 lausend« Meter - ll. Berlin . — 10 - - - III. Düsseldorf - — 5 - - - IV. Dre-dea - — 6 - - V. Karlsruhe - 5 - - " Jede dieser Gruppen zerfällt in Unter-Gruppen, auf die jede Meterzahl wiederum nach „Stimmen" vertheilt wird. So theilt sich z. B. Gruppe II Berlin in Berlin, Braun schweig, BreSlau, Hamburg, Hannover, Königsberg, Kiel, Magdeburg. — Auf alle diese Städte werden die der Gruppe Aerzt« zu bestimmen. Dieses Recht besitzt nicht einmal der Staat, und cs ist auch sehr fraglich, ob es wünschenswerth wäre, daß er es besäße. Bekanntlich hat der Staat wiederholt die Ab sicht gehabt, die Ueberfüllung bei der Anwaltschaft durch tne Einführung deS sogenannten numerus cl«rrsu8 zu beseitigen. Bekanntlich Kat aber die Anwaltschaft selbst immer diesen Be strebungen Widerstand entgegengesetzt, und es ist zweifellos, daß auch die Aerzteschaft sich gegen eine derartige Eindichtung auf lehnen würde, um so mehr, als ihr viel größere Bedenken ent gegenstehen, als bei den Anwälten. Die Zunahme der Rechts sachen ist ein« regelmäßige und vorauszusehende, und deshalb ließe sich hier allenfalls die Erledigung der Rechtssachen durch «ine bestimmte Anzahl von Anwälten decken. Ganz etwas Andere» ist es mit der Thätigkeit dec Aerzte; wir erinnern nur an das erste Auftreten der Influenza in Berlin im Winter 1889—90 und an die Cholera in Hamburg im Sommer 1892. Wenn bei solchen Epidemien ein Aerztemangel einträte, so würde der Staat im Falle der gesetzmäßigen Beschränkung der Zahl der Aerzte mit den wüthendsten Vorwürfen überhäuft werden. Will man die Ueberfüllung deS Aerztestandes sich nicht bis zur Unendlichkeit ausdehnen lassen, so wird man zunächst vorsichtig sein müssen hinsichtlich der Erweiterung der Berechtigung zum medicimschrn Studium. Mag diese Erweiterung an sich auch noch so gerecht sein, so hat doch der Staat nicht lediglich nach Gerechtigkeits gründen vorzugehen, sondern auch nach Zweckmäßigkeitsgründen. Zum Zweiten müßten die mevicmischen Examina erschwert wer den. Wenn bei ihnen ein« größere Strenge und Gleichmäßigkeit vorwaltete, so würde dies doch wenigstens einigermaßen der Ueberfüllung Vorbeugen und auch für das Publicum nicht eb«n von Rachtheil sein. * Berlin, 8. Juni. Ueber die unrechtmäßige Veröffentlichung des Kaisertoastes wird der „S. R. K." »on hier geschrieben: „Die Umstände, unter denen die unbefugte Veröffentlichung kaiserlicher Aeußerungen beim Früh stück im Officiercasino des 2. Garde-Regiments durch ein hiesiges Localblatt erfolgt ist, sind so weit aufgeklärt, daß alle poli tischen Schlußfolgerungen, die man an da» unliebsame Dor- kommniß hat knüpfen wollen, ohne Weiteres hinfällig werden. Es hat keine Ue Vergehung des Reichskanzlers oder deS Auswärtigen Amtes stattgefundrn, «S ist ein Vertrauensüruch begangen worden, der sich gegen ausdrückliche kaiserliche Befehle richtet, und der den Monarchen und seine Umgebung ebenso unvermuthet be troffen hat, wie die Reichsbehörde. Wer die Verantwortung für diese gröbliche Mißachtung sehr bestimmt ertheilter Weisungen trägt, wird die sofort eingeleitete Untersuchung ergeben. Allem Anschein nach handelt es sich nicht um bloße Fahrläs sigkeit, sondern Vie Indiskretion wird mit Dorbe- d ach t wohl in Erfüllung einer vein Local blatte gemachten Zusage verübt worden sein. Auch ist ihrem Urheber 'das Bewußtsein der Illoyalität feiner Handlungsweise schwerlich fremd gewesen. Mit offenem Visir, als anerkannter Reporter, hätte er den Zutritt zu vem Raum, in welchem di« kaiserlichen Worte gesprochen wurden, unter keinen Umständen erlangt. — Die Frage, ob der ReichS - kanzler, bevor die Depesche des Zaren an den deutschen Kaiser in einem engeren militärischen Kreise auszugs weise miigetheilt wurde, von diesem Telegramm Kenntnitz ge habt habe, wird von zuständiger Seite bejaht. Die Unter stellung, daß man in der Wilhelmstraße bei diesem Anlaß schlech ter oder später informirt gewesen sei, als die Theilnehmer an jenem militärischen Mahl, muß also aufgegeben werden. Ueber- raschen konnte nicht die kaiserliche Ansprache, sondern nur deren lnrrachimäßige Veröffentlichung des Lokalblattes, und diese Ueberraschung war für alle Betheilizten gleich groß." * Berlin, 5. Juni. Die Wiederbesetzung des ost preußischen OberprasidiumS wird in einigen Blätter» lebhaft erörtert. In der „Tau;. Ztg." lesen wir: Wird man rineu ausgesprochen conservativen Partei mann zum Oberpräsidenten unserer Nachbarproviuz machen? Nach der bisherigen Tradition scheinen in Preußen nur die con servativen Parteien «Inen Anspruch auf die Bekleidung höherer Berlin zugetbeilten 35 Meter wieder pxocentual zu „Stimmen" vertheilt. Man kann sich leicht vorstellen, welche Raum verzettelung und Raumentwerthung rinreißen muß bei solchem Vorgehen und bei so geringer Ausstellungsfläche. Nock ist zu bemerken, daß der Deutschen Kunstzenossen- schäft keinesfalls alle deutschen Künstler angehören. Die SecessionSbewegung bat viele Herren auStreten lassen und andere Künstler, wie die WorpSweder rc. gehören ihr meines Wissens nicht an. Der Bericht erwähnt aber mit keiner Silbe, daß ihrer gedacht worden wäre, obwohl z. B. die 5 WorpSweder Herren allein in den letzten 7 Jabren mehr Bedeutung für die deutsche Knnstentwickelung haben, al» die ganze große Gruppe Berlin. Es wären allerdings nach dem VertheilungSmoduS, wie er nach Obigem gehandhabt wurde, etwa „30 laufende Eentimeter" auf diese 5 Herren gekommen! So kam denn auch an mich di« Aufforderung, die Juryrung der Gen.-Gruppe Leipzig mit zu übernehmen. Auf Leipzig waren nach einem ersten Schreiben 6 laufend« Meter für Malerei, nach einem zweiten 6 Meter für Malerei und 2 Meter für Graphik auSgeworfen worden. Da» bedeute», daß auf den 2 Meiern etwa 2 mäßig große Blätter gut aus gestellt werden konnten. Ich dankte und lehnte ab. Die tiefe Mißstimmung in der Künstlerwelt über di« Be handlung einer für Deutschland doch immerhin wichtigen An gelegenheit kam überall zum Ausdruck. Maa fühlte »U sehr heran«, daß hinter dieser Krämrrvertheiluag di« Leute standen, die die al» völlig werthloS verlassenen Raumfetzchea für sich occupiren würden unter dem Borwand ihrer Nichlbenutzung durch Andere. So ist eS Venn auch geschehen. Ich muß bier einen mich betreffenden Passu» de» Berichte» als charakteristisch erwähnen (Seite 26, 27). Anderer und meine Nichtbetheiligung war bekannt geworden. Der Local verein Karlsruhe hatte mir die auf ihn entfallenen 2^'t lausende Meter für Graphik zu meiner persönlichen Be- Nutzung angeboten, ich (auf einer AuSlandreise befindlich) batt, aber abgelrhnt. . DaS Erbieten geschah in Form. und T-»
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