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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010627015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901062701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901062701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-27
- Monat1901-06
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Ntntsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes nnd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Auzeige«.Preis die 6 gespaltene Petitzeile S5 Reclomrn unter dem Redaenon-strich <4 gespalten) 7S vor deu Familie»»«-» richten (6 gespalten) KO H. Tabellarischer und Zifferasatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenanuahme LS sexcl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung 60.—, mit Postbeförderuug 70.-. An»ahmeschl»ß fir Inzeigea: Abend-Su-gab«: Bormittag« 10 Uhr. Morg«n-Au»gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» j« ein« halbe Stund« früher. Anzeigen fiud stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh S bi» Abend« 7 Uhr. Druck uud Verlag von E. Pol» t» Leipzig. 322. Donnerstag den 27. Juni 1901. 85. Jahrgang. 194 250. 17S 230,20 175 750.— 212 673.— 336 815.10 121 706.83 16 229 55 35 267.34 27 000.— 25 137.49 15 841.30 11 369.21 18 772.81 Es hatte sich »ach dem von 1147 60 ergeben, wurde, so daß dem Eomitö standen hatten: Reich zurückbezahlt zur vrrsügung ge- Dazu: Zinsen, Photographien und andere Ein- nahmen ' Schlußabrechnung wie folgt darstellen: 1) Für Herstellung der Gußmodelle 2) Erzguß und Aufstellung L. der Germania d. der übrigen figürlichen Theile 3) Architektonischer Aufbau 4) Bauplatz und Trrrassen-Anlage 5) Wächterhau« 6) Bauleitung 7) Prämien bei den drei Concurrenzeu 8) Äerwaltung-kosten 9> Verschiedene Nebenanlagea 10) GrundsteinlegungSfeier 11) EinweihuagSfeier 4 190 812.63 Abschluß noch ein Ueberscyuß der au da» thatsächlich Die Mrreu ia China. De» 2imeL" wird aut Peking gemeldet: Alle Macht« habe ihre Gutschüsigung-ausprüche angegeben und dir List« wird in Kurzem den Chinesen übergeben werden. Vie Liste enthält aber keiaetwe-L eine genaue Auf stellung der China auferlegten Entschädigungen. Rußland bringt z. B. nicht in Abzug, was es in den reichen Städten der Mandschurei erbeutet Hai, und auch nicht den ungeheuer Werth- vollen Inhalt dr« Arsenal« von Tientsin, der ganz nach Port Arthur überführt wurde. Deutschland bringt nicht die großen Summen in Abzug, welchr «L auf den systematisch durö^ grfichrtkn EtmiszÜgen in der Provinz Tschili erhalten hat, auch nicht die werthvollen Instrumente, die vom Pekinger Observa torium genommen und in der letzten Woche' von Taku nach Deutschland verschifft Word«, sind. Die Franzosen ver« langen im Ganzen 11460 000 Pfund Sterling, wovon 3 720000 Vfund den Anspruch der katholischen Kirche für die Zerstörung de« Misfionl-Eigenihum- bilden, von dieser großen Summe sind nicht die Summen in Abzug gebracht worden, welche Afabauistau rxistireu. Immerhin ist e« bemerkbar, daß die einflußreichen Blätter derartige Wünsche geltend mache». Will sich indeß der Dalai-Lama die Unterstützung de» Zaren» reiche« sichern, so wird er gewiß seinen geistlichen Einfluß in Indien uud China im russischen Interesse geltend machen müssen; da» aber kann den Petersburger Staatsmännern nützlicher sein, al» der kriegerische Aufmarsch einer Armee. Rußland wird jedenfalls ohne werthvolle Zugeständnisse de» Dalai-Lama keinerlei Vereinbarung mit ihm treffen. Worin sie bestehen, wird man vielleicht erst dann erfahren, wenn e« einen Vorstoß gilt. Für England aber bereitet sich unter allen Umständen eine neue Staatengruppirung vor, die ernste Gefahren für seine indische Stellung enthält und den Zeitpunct, da e« Rußland viele seiner Privilegien abgeben muß, näher rückt. Der Lrieg in Südafrika. Lage in der Capcolonte. Man schreibt unS in Ergänzung unserer telegraphischen Meldungen aus Lonloon unter Win 25. Juni: lieber die Boereninvasion in di« Capcolonie resp. über da» augenblickliche Stadium kommen einige inter- esscmie Einzelheiten per Draht von Capstadt, und eS wird aus drücklich neuerdings bestätigt, daß die -Boeren in der EoloMe so ziemlich wuf der ganzen Linie erfolgreich sind uNd die besten Fortschritte machen. Diese Meldung steht natürlich wieder im schroffsten Gegensatz« zu den officiösen englischen Berichten, nach denen «» >dm Etndrrnalinarn sehr schlecht und «bald ganz an den Kragen gehen solle. TS ist deshalb um so 'bomrrknSwerrher, daß trotz der scharfen Censur allmählich die Wahrheit durchsicken und immer mehr Einzelheiten über die Vhatsächlichc Lage herüber- gelangen. Jetzt wird bereit» offen zug«standen, daß di« Situation sich imm«r bedrohlicher gestaltet, zu-mal di« britischen Truppen ganz und gar nicht im Stand« sind, 'den eingedrungenen Boeren ernst hafte Hindernisse in den Weg zu legen, so daß diese in den occiivirten Bezirken säst völlig nach Belieben schalten und walten. Die verschiedenen CommandoS erhallten noch fortwährend an sehnlichen Zulauf von jungen Gaphollanvern, di« sich auch durch di« schweren Strafen, welche über aihgofaßte Rebellen von den Gerichten verhängt werden, hiervon nicht Abschrecken lassen. Wa» augenblicklich beinah« von noch größerem Werthe für di« Bornen unter Kruitzinger, Malan u. s. w. fein muß, ist der Umstand, daß si« in di« Lag« gefitzt sind, ihren Beoarf an Pfirden immer autfs Neue auf Losten 'ver Engländer und der britischen Colonisten zu decken, und so gelang e» -ihnen erst ganz kürzlich, in der nächsten Nähe von Col« »derg ein Remoate-Depot der Lritischen.Tvuppen'mittels eine» kühnem Handstreiches zu nehmen. Di« Engländer scheinen cckscl sticht einmal in der Lage zu sein, -ihr« Depot» in der Nähe stark garnifoirirter Plätze zu sichern und vor derartigen Udberfällen zu bewahren. Di« östlichen und mittler«» Distrikt« der Capcolonie befinden sich thatsächlich in fast unbestrittener Gawalt der Boervo, also tn regel recht« r 'feindlicher Occupation, und die Anzahl der emge- drungenen Feinde, di« in letzter Zeit verschiedentlich Verstärkungen von Norden erhalten haben, soll nunmehr über 5000 Mann be tragen, nach einer anderen, aber ^weniger glaubwürdigen Mel dung, sogar zwischen 7000 und 10 000 Monn. Die Boeren-Occupat-wn erstreckt sich von Dordrecht im Nor den bi- nach der Stadt Willomore im Süden und von dort nach Westen hm über Graff-Reinett, Victoria-West und Kenhardt bis nach Namagualan-d. In diesem ganzen riesigen Bezirk, dem wirklichen Herzen der Eapcolorm, herrscht der Boer mit ge- wäffneter Fernst, und di« loyalen britischen Tolcmrsden können «S nicht fassen und verstehen, weshalb die englischen Trupven trotz ihrer großen Uebermacht mit diesen wenigen Lausend»» von Feinden nicht 'fertig werden und -dieselben nicht vernichten cder zum Lande hinausjagen können. Diese militärische Unfähigkeit und die stetig sich -wiederholenden Mißerfolge der britischen Colomren halben längst die ttesste Verbitterung und Enttäuschung in der loyalen Bevölkerung der Kolonie hervorgerufin, zumal die englischen Farmer in Iden betreffenden Distrikten natürlich schwer zu leiden hoben and dem Kriegsgott und der UnkrrmhmungAust der Boeren große Opfer bringen müsfin. Die Boeren geniron sich natürlich durchaus nicht, in der Colonie zu nehmen und zu requiriren, wa» ihnen zur weiteren Kriegführung noth thut, zumal in ihren eigenen Landen der Engländer immer noch nach Möglichkeit den Räuber und Zer störer 'spickst und Ida» ganz« Land, so weit sein« Macht reicht, von allem Vieh umd allen Subsistenzmitteln „säubert". So zählt also der Boer aus britischem Territorium mit gleicher Münze h«tm, waS der Brite im Transvaal und Freistaat sündigt, und stört sich nicht daran, daß vkeS in der britAchen Presse al» Räuberei und Diebstahl -bezeichnet wird, während «S aüf englischer Seite natürlich nur «delsdcS KriegLeecht ist. Hier in 'London wird aus eingeweihter Seite di« Situation in der Capcolonie längst al» sehr bedrohlich bezeichnet, und man erwartet auch von der Tüchtigkeit des Generali French kaum eine nenmenswerthe Abhilfe, da die zur Verfügung siebend«» Truppen nach wie vor einfach unzureichend und zu -wenig ge schult find, «um Iven em-gedrungenen Doeom in rationrller Weis« entgegent-reten zu können. * Lantz»», 26. Juni. (Telegramm.) Die neueste» amtliche» Verlustlisten lass«» ersehe», daß seit kurzem der Kamps iu Süd afrika Wied« im Allgrwei»«» für di« britischen Truppe» mehr oder minder v«rl»str«tch ist. Bei Paardekop wurde» am 14. Juni 24 Mann vou der Shropshir«r leichten Infanterie mit ein«« Leutnant gefangen genommen, aber spöter wieder freigrgeben. Zusammen 1 191 960.23 Hiernach haben also die Gußmodelle für da» Riederwald- Denkmal, einschließlich de- Honorar» für den Schöpfer, Pro fessor Schilling, noch nicht 195 000 betragen, «in Satz, der so niedrig war, daß Kaiser Wilhelm dem Meister am Tage der Enthüllung durch Ordre, d. d. Rüde-Heim, 28. September 1883, «och eine besondere Ehrengabe vou 30 000 bewilligte („In freudiger Würdigung ver Größe und Bedeutung d«S Werkes und der geschäft-führend« Aus schuß vom 1. Januar 1883 ab auf den Erlös auS dem Ver kauf der Photographien verzichtete. Hierbei kommt noch iy Betracht, daß Schilling auf seinen eigenen Wunsch uud ohne Erhöhung det Honorar- die vertrag-mäßig nur auf 9 m angenommen, Figur der Germania auf 10 m erhöht batte. Für die 1200 000 ^ck, die da- BiSmarck-Deokmal gekostet hat — der Betrag ist noch wesentlich höher, da doch noch er- hebliche Zinseneinuahmrn dazu komme» und da» Terrain nicht- gekostet hat — hätte Deutschland also ein zweite« Denkmal von der Bedeutung uud künstlerischen Vollendung de- Riederwald-Denkmal- schaffen können, an welche- da- Bitmarck-Denkmal bei Weitem nicht heraureicht. Hierzu kommt ferner noch, daß eine Menge von Lu-gaben, die da- Niederwald-Denkmal erforderte, bei dem Bi-marck- Denkmal von vornherein io Wegfall gekommen sind, auch eine Gruadsteiulegung-fiier bei letzterem bekanntlich nicht beliebt worden war. Thatsächlich war ja auch da- Eomit« in Verlegenheit, wir es da- Geld anwenden sollte, worau« s. Zt. der famos« Gedanke entstand, dem verewigtea Fürste» Bi-marck iu schreiben, daß für sei» Denkmal viel zu viel Geld da sei, er wöge davon 400 000 für Kirchenbau zwecke hergrven. Bi-warck hat darauf erwidert, er hab« über da- Geld keine Verfügung, man möge sich au die- jrniaen wenden, die e- graebea haben. Da- Comit« hat sich dekanutlich entschlossen, neben da- Denkmal zwei Springbrunnen-Bassin« zu setzen, die aber leider mit dem Denkmal selbst nicht d«o geriugstra Zusammen bag haben uud au- diesen: Grunde mit ihrem figürliche» Schmuck da- Denkmal i» hohem Grade beeinträchtig«». Ä» Künstlerkreise« ist bereit- die Bezeichnung „Badeanstalt" darauf »»gewendet worden. Wir wolle» uu- dieser Kritik nicht anschltrße». aber thatsächlich machen diese Gvrinabrunnen- Vasfiu- den Eindruck, al- ob sie onr zur Verschönerung de- Thiergarten- bezw. de- Platze- vor dem Reich-tagS- gebäude bmimmt feien. E- wär« doch wohl rin Leichte-ge- wtst», diese Spriugkruanen-Aalag« i, eine« inneren Zu sammenhang mit de« Denkmal dadurch zu bringe«, daß man »en yigurenschmuck der deutschen Geschichte vd«r Sag« ent- »ommen hätte. Würde «a» sich di« Nebenfiguren am Denkmal selbst erspart habe», di« bi- auf den Schmied all- armem wenig günstig berühren «ad die man gern vermißt«, ft Hütt« sich «'t di^m Mittet» sehr wohl ein« de- Denkmal würdig« uud mit dies,« «in einheitliche- Ganze» bildende Vpringbrunnru-Lnlage schaffen lasse». Vergleicht man da- Riederwald-Denkmal mit dem Li-marck-Denkmal, so gelangt mau bei noch so wohl wollender Vruttheilnng zu dem -rgebniß, daß für da letztere zwar direct und indirect ganz erheblich mehr Geld au-gegeben worden ist, ohne daß auch nur annähernd Gleich«- erreicht worden ist, weil, abgesehen von der Denk- inal-figur selbst, die schöpferische Kraft für eiurn großen Gedanken gefehlt hat. (Berl. N. N.) Nußland und -le tibetanische Gesandtschaft. — V. 8. In Petersburg bereitet man sich zum Empfang« der tibetanischen Gesandtschaft vor, die gestern den Boden Rußland- betreten hat und Geschenk« und Briefe de- Dalai-Lama an den Kaiser Nicolau- Überbringen soll. Daß die Gesandtschaft sich nicht damit begnügen wird, den Zaren der Freundschaft und Ergebenheit ihre- Herrscher- zu ver sichern, liegt auf der Hand. ES bandelt sich vielmehr um eine politische Mission, die für die Stellung de- Zarenreiche« in Mittelasien nnd für die künftige Auseinandersetzung mit Großbritannien von Bedeutung ist. Tibet ist ein wichtiger Factor, wenn Rußland sein Machtgebiet vonTurkestan nachSüten erweitern will. Von der Haltung diese- Staate- wird der Erfolg de- Zarenreiche- England gegenüber wesentlich abhängen. Die Freundschaft de- Dalai-Lama wird deshalb vva den russischen Staatsmännern hoch geschätzt, und auch die Engländer ver folgen genau die politischen Actionen de- geistlichen Ober hauptes der Buddhisten. Die Annäherungsversuche Rußland» an Tibet reichen be kanntlich ziemlich weit zurück. Schon General Pr»kewal-ki, der da- Land angeblich zu ForschungSzweckeu bereiste, batte die Aufgabe, den Dalai-Lama für den Zaren zu gewinne«. Aber lange Zeit blieben alle solcbe Unternehmungen ganz erfolglos, bi- e- schließlich im vorigen Jahre dem Professor Badmajew, einem Mongolen von Geburt, der die tibetanischen Verhältnisse auS eigener Anschauung kannte, glückte, eine Audienz beim Dalai- Lama zu erhalten und die angestrebten Beziehungen anzu knüpfen. Seinem Einfluß wird eS zugeschrieben, daß der asiatische Herrscher, der sich bisher von Europa so viel al» möglich abgeschlossen hatte, Vertrauensleute nach Petersburg zu senden beschloß, um den künftigen Beziehungen zum Zarenreich« eine feste und genaue Gestaltung zu geben. Bekanntlich sollte die Gesandtschaft schon im vorigen Herbste in Peter-burg «in- treffen, aber die Reise verzögerte sich au- unbekannten Gründen, und erst jetzt wird e- zu Beralhungen zwischen den beiderseitigen Staatsmännern an der Newa kommen können. E» war aber nicht nur die Geschicklichkeit Badmajew'», welche dem Zarenreiche da» Vertrauen de» Dalai-Lama eingetragen hat, sondern die Weltlage überhaupt und die Machenschaften England- an der indisch-tibetanischen Grenze, sowie theilweise die chinesischen Wirren haben die Annäherung Rußland- und Tibet» zu Stande gebracht. China spielt hier insofern eine Rolle, alt e» eine Art Oberhoheit über Tibet au-übt und von demselben Tribut bezieht. Die Boxerbewegung, welche so große Bar wirrung anrichtete, mag beim Dalai-Lama den Wunsch erweckt haben, völlig unabhängig von China zu werden; daß er deshalb eine Anlehnung an da- Zarenreich suchte, ist jedenfalls durchaus erklärlich. Die Hauptsache aber bleiben die Intriguen und di« Ländergier der britischen Weltmacht, die Tibet auch an sich erfahren mußte. Die Spannung zwischen England und Tibet begann wegen der Fürstenthümer Nepal, Butan und Sikkim. Die beiden ersteren standen in loser Abhängigkeit von Tibet und China, während da» letzter«, welche- sich wie ein Keil zwischen die beide» erstgenannten schiebt, im Grunde «in Vasallenstaat Tibet- war. England nun war e- im Lause der Zeit geglückt, Nepal und Butan ohne groß« Schwierigkeiten in seine Einfluß sphäre zu bringen. Dann begann e- seiue Blicke auf da- Fürsteuthum Sikkim zu richten. In den 60er Jahren wurde mit dem Radja ein Vertrag geschlossen, der den indischen Maaren den Durchzug durch da- Land gestattete. Einige Zeit darauf legten die Engländer so unzweideutige Er oberungsansichten an den Tag, daß der Nadja sich geaöthigt sah, zu rüsten, wa» denn bald den von England gewünschten Zusammenstoß hervorrief. Der Radja wurde von den Engländern geschlagen, und nun hatten die letzteren freie Hand. In einem im März 1890 unterzeichneten Vertrage wurde Sikkim als Vasallenstaat in den Bestand de- englischen Kaiserthum- ausgenommen und seiue Zugehörigkeit zu Tibet damit gelöst. Letztere« empfand, wie leicht verständlich, über diesen Ein griff Großbritannien« starke Erbitterung. Man begann dem englischen Handel an der Grenze Schwierig keiten zu bereiten und fügte ihm solchen Schade» zu, daß er seitdem erheblich zurückgegauge» ist. Die Engländer wiederum suchten sich an Tibet dadurch zu rächen, daß sie Nepal und Butan zu Feindseligkeiten aufstachelten; die Spannung hatte einen hohen Grad erreicht, al- der Aus bruch de- Kriege« in Südafrika die drohenden Verwickelungen für den Augenblick beilegte. Die Mißerfolge der Engläuder gegenüber den Boeren brachten sie dann wieder zum Ausleben, wen« auch ander», al- e« vor einigen Jahre» der Fall war. Diese- Mal war e« der Dalai-Lama, der die Anregung er griff und Bundesgenosse« zum Schutze gegeo die Lu-breitunaS- bestrebuugeu der Brite« suchte. E« ist natürlich, daß er sich deshalb vor Allem an Rußland, de» Erbfeind und Neben buhler der Eualänder, wandte. Die bevorstehenden Berathunaeu zwischen dem Graft» Lam-dorff und der tibetanischetz Gesandtschaft können unter diesen Umstände« den Grund zu wichtigen und einschaeidenden Machtverfchiebungr» in Asten geben. Daß Tibet i» Indien einbrechen sollt», ist allerdings recht «nwahrlchemlich, ebenso unwahrscheinlich, wie etwaige Absichten Rußland-, sein« Streitigkeiten mit Großbritannien mit Tibet'« Hilke durch Waffengewalt zu eutscheideu. Mau wird sich wahrscheinlich briderseit- auf militärisch« Demonstrationea uud diplomatische Actione» beschranken. Dadurch könnte» beide sehr wohl zum Ziele kommen; Tibet wär« gesichert vor England- Ehrgeiz und würde vielleicht später Sikkim sich abermal- an-lieber» können; Rußland aber hätte eine» wichtige» Stützpunkt im Norden von Indien gewonnen. Die Petersburger Presse wir- vor einigen Monaten darauf hin, daß die russischen Truppen mit Hilft de- Dalai-Lama den Weg von Weruoje, inr Gebiete von Semiretschen-k, über Sikkim sehr wohl zum Jüdischen Orean einschlage» könnte». Das dürft« vorläufig nur der Wunsch gewisser vublicistische, Kreis, fnn, weil vesserr und bequemere Lngriff-punct« gegen Indien am Pamir und in Denkmäler sonst und jetzt. Durch die Blätter geht die Notiz, daß da- BiSmarck- Denkmal 1 200 000 gekostet hat und daß Herr Professor Bega« davon ein Honorar von 500 000 empfangen habe. Diese Ziffern legen einen Vergleich mit dem Denkmal auf dem Niederwald nahe, dessen Kosten sich nach der osficiellrn 1 190 812.63 - -i- 1 147.60 1 191 960.23 Hiervon waren: Eingegangroe Beiträge Werth der bewilligten Geschützbronze Zuschuß de- Reiche ¬ st 576 980,03 - 35 750 — - 400 000.— 1 012 730,03 die katholischen Missionare an Ort und Stelle als Entschädigung für die chinesischen Christen erlangt haben. Die katholischen Missionen haben auf ebenso einfach-, wie wirkungsvolle Weise locale „freiwillige" Entschädigungen eingetrieben. Der Landadel hat die Entschädigung bezahlt, um nicht von auslän dischen Truppen heimgesucht zu werden, und die Beamten haben bezahlt, damit ihre Namen nicht auf die Liste der schuldigen Beamten kommen. Im Ganzen sind auf diese Weise Millionen von Taris eingetricben und die Methoden der Eintreibung haben selbst in so weit entfernten Provinzen, wie Tschekia-ng, Honan und der Mongolei, Wuth und Haß erzeugt. Einige pro best a n t i f cb e ^Wtissionpn habjen auch locast Entschä digungen angenommen, aber die Beträge derselben find im Vergleich mit denen der katholischen unbedeutend. Die Missionen wollen eine Aufstellung der Beträge veröffentlichen. England wird von der „Time-" nicht erwähnt. ES ist wohl die einzige selbstlose Macht univ verzichtet auf alle seine Ansprüche? * Tientsin, 26. Juni. (Telegramm.) Bei dem gestern Abend veranstalteten Bankett zur Feier drS JahreStageS der Befreiung Tientsin- führte der deutsche Bicrconsnl vr. Zimmermann den Borsitz. Er hielt eine Rede, iu der er der kühnen Thate» der russischen Heerführer Alexieff und Wogacki und der englischen CapitSne der Flotte Burke und Baylay, sowie James Watt'S ge-- dachte. Mehrere andere Redner hoben den Heldeomuth de» russischen Regiment- hervor, da- zu jener Zeit der einzige größere Truppen körper am Platze gewesen sei. Deutsches Reich. L. Berit», 26. Juni. (Richtervermehrung und Bevölkerungsvermehrung.) AuS juristischen Kreisen schreibt man uns: Das neue statistische Jahrbuch stellt eine Ver mehrung der Richterstrllen im letzten Jahrzehnt zusammen mit der Bevölkerung-Vermehrung. Diese Zusammenstellung wär« sehr dankenswerth und sehr lehrreich, wenn die RichtiAeit der Statistik nicht durch einen Jrrthum in Frage gestellt würde. Um fistzustellen, wie viel Richter vor zehn Jahren auf die Bevölkerung kamen und wie viele Einwohner auf jeden Richter kamen, wird für da- Jahr 1891 sehr richtig da- Ergebniß der Volkszählung vom Dccember 1890 zu Grunde gelegt. Darnach hatte Deutsch land damals eine Bevölkerung von 49 428 000 Eintkohnern, so daß bei der Zahl von 7169 Richtern auf je 6904 Einwohner ei» Richter kam. Für das laufende Jahr kommt nun daS statistische Jahrbuch zu dem Ergebniß, daß nur 6477 Einwohner auf einen Richter kämen, indem eS nämlich di« am 1. Derember 1895 fist gestellt« Bevölkerungsziffir von 52^ Millionen zu Grunde legt. Ein Vergleich auf dieser Basis ist natürlich werthlos; Deutschland zählt jetzt eben nicht 52s^ Millionen Einwohner, sondern mehr als 56^ Millionen. Demgemäß kommen bei 8072 Richtern nicht rund 6500, sondern rund 7000 Einwohner auf jeden Richter. Mithin ist eine Besserung vorhanden wohl gegen die zweite Hälfte des vorigen Jahrzehnt«, wo 50 bis 100 Einwohner auf einen Richter mehr kamen, nicht aber gegen die erste Hälfte der vorigen Jahrzehnts, wo nahezu 100 Einwohner weniger auf jeden Richter kamen. Alle- in Allem ist die Verschiebung, die stattgefunden hat, an sich gewiß nicht beträchtlich, denn Venn die Ziffer der Einwohner, di« auf jeden Richter kommen, der einzig« und zutreffende Maßstab für die Arbeitslast des Richters wäre, so hätte sich die Last gegen die zweite Hälfte des vorigen Jahr zehnts um 1 Procent vermindert, gegen dar Jahr 1891 um etwa IsH Procent vermehrt. Angesicht« einer so geringe» Schwankung hätte« also, wenn dieser Maßstab zuträfr, hie Richter heute nicht mehr Anlaß, sich über Ueberbürdung zu be- kkagrn, al» vor einem Jahrzehnt, wo freilich diese Klagen auch schon berechtigt genug waren. Ein ganz anderes Bild gewinnt man aber, wenn man in Rechnung zieht, daß zwar di« Gtrafpro- ceffr sich fast genau in derselben Weise vermehrt haben, in der die Bevölkerung zugenommen hat, daß aber die bürgerlichen Rechts st reitigkeiten sich hoppelt so stark ver« mehrt haben. Wenn also daS Verhältniß der Zahl der Richter zur BevölkerungSztffer in dem letzten Jahrzehnt im Großen und Ganzen «in konstantes geblieben ist, so bedeutet dies, daß di« Strafsachen heute in demsckben Tempo erledigt werden können, wie vor einem Jahrzehnt, während di« Erledigung der Civilsachrn mangels der nöthigen Zahl von Richtern noch m«hr hinauSgrzögert wrrden muß, als damals. Wenn also auch an- «rkannt werdrn soll, daß namentlich in den letzten beiden Jahrrn die Zahl der Richter nicht unerheblich vermehrt worden ist, so ist dies doch noch lang« nicht in dem genügenden MaßstaLe geschehen. Wenn aber die Civilstreitigkeiten immer langsamer erledigt iveüden, so wird dadurch das Natiomrlvertnögen viel mehr ge schädigt, als wenn in der Vermehrung der Richterfiellen ein schnellere» Tempo «ingeschlagen wird. -r- Berlin, 26. Juni. (Polnische Protokolle.) A« einem schlesischen Landgericht-orke bat ein Schied-mana einen verweis von dem Landgericht-prafidrnteu erhalte», weil da« Protokoll eine» schied-maanischen vergleiche- in deutscher Sprache abgefaßt war, obgleich nur der eine Cvlltrahevt der deutschen Sprache mächtig war, während der andere Eontrahent nur Polnisch verstand. Diesem Verfahren de- Schied-manne- gegenüber wie« der Präsident darauf hin, daß H25 der SchiedS- manuS-Ordnung vom 29.März 1879 anordne: „Da-Protokoll wird i» der Sprache der Parteien und, wenn nur eine Partei der deutschen Sprache mächtig ist, in dieser und der fremden Sprache ausgenommen." Wäre diese Bestim mung außer Acht gelasse», so würde dadarch die Recht«- Verbindlichkeit eine- so aufgenommruen vergleich- im höchsten Grade zweifilhaft. Der Schird-mann möge dem gemäß bei der künftige« Aufnahme von Vergleichen die Be stimmungen de- tz 25 genauer beachten. In einer Kreisstadt oe- betreffeaden Landgericht-bezirke- hat uu» ein Schied-mao» infolge der Verfügung de« Präsidenten sein« Stellung bereit« aufgegeben und man halt sich in deutschen Kreisen de« Bezirke« über die Hervorkehrung dieser lediglich den Pole» »u Gute kommenden Bestimmung aus. Diese erklärliche Miß stimmung wird nun von der oltramontane» Press« al« .Hakatistische Hetzerei" bezeichnet, di« aber im Volk« keine» Anklang finde, denn da- Volk wünsche nur, daß Recht Rech« bleibe. Gemach! Der Llerikali-mu- ist «ach nicht da-
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