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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000827017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-27
- Monat1900-08
- Jahr1900
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Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Ne-aclion und Expedition: 2-hanniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Memm's Derti». Universttaisstrahe 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinrnstr. 14, Part. u»d tkönig-platz 7. Bezugs-PreiS t» der Hauptexpedition oder den im Stadt- bezirk und Len Vororten errichteten Aus aabestellen ab geholt: vierteljährlich^ 4.50; bei »weimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung in» Ausland: monatlich 7.50. Morgen-Ausgabe. KiMM TllgMM Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes nnd Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-PrSiS die 6 gespaltene tßbtltzeile SS Gfg, Reclamen unter demRedactionSstrich (4a» spalten) üO/ij, vor den Familieunachrichtei (8 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem PreiS- verzeichnitz. Tabellarischer und Zifferujatz nach höherem Tarif. Extra-Veilaarn (gesalzt), «nr mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 UhL Margen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle« je ei« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Gxpedttto» zu richten. Druck und Verlag von S. Pol» tu Leipzig Montag den 27. August 1900, SL Jahrgang. Amtlicher Theil. Offizielles Leipziger Meß - Adreßbuch (Berkäufer-VerzeichniS) wird während der Messe im Tclepbonzimmcr des Städtischen Kaufhauses wie zu den letzten Messen Einkäufern, welchen es bei der allgemeinen Gratisversendung an die bei uns angemeldeten Einkäufer nicht zugeschickt worden ist, gegen Eintragung mit ihrem Geschäftszweig und ihrer vollständigen Adresse in die daselbst geführte Liste unentgeltlich verabreicht. Desgleichen wird unser Einkäufer-Verzeichnis ebendaselbst Ausstellern, die es noch nicht zugesandt bekommen haben, unentgeltlich abgegeben. Weitere Abgabestcllen der beiden Verzeichnisse sind wieder bei den Firmen: Ernst Heitmann, Grimmaische Ttr. 25, Paul Hurigar, Markt 8, I. D. Körnig, Ritter-Ltr. 1/S, Krug L Mundt, Peters-Ttr. 25, Otto Meißner ck Co., Nikolai-Str. s, F. G. Mylius, rhomasgafse 2, F. B. Selle, Peters-Str. 1«, errichtet. Außerdem liegen die Bücher zur unentgeltlichen Einsichtnahme in einer großen Anzahl Cigarrcnqeschäfte, Restaurants, Casss und Weinstuben der inneren Stadt, sowie in den von Meßfremden am meisten besuchten Hotels aus. Meßbesucher, welche als Aussteller bez. als Einkäufer in dem betr. Verzeichnisse nicht aufaeführt sind, werden gebeten, ihre Anmeldung im Telephonzimmer des Städtischen Kaufhauses zu bewirken. Daselbst werden auch private Metzlokale und Mctzwohnnngen nachgewiesen und erst nach Erscheinen des Adreßbuchs zur An meldung gebrachte Meßadressen, zu spät anaezeigte Verlegungen von Meßlokalen u. dergl. nachfragenden Interessenten mitgeteilt. Leipzig, den 26. August l900. Der Meß-Ausschuß der Haudclskammcr. H. Dodel, Bors. P. Heubner. Für die Meßbesucher. Während der Dauer der Messe liegt im Lesesaale der Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse, Tr. L, der städtischen Sparkasse gegenüber) eine große Reihe der wichtigsten Städte-Adreßbüchcr des Deutschen Reichs und des Auslandes zur unentgeltlichen Einsichtnahme aus. Ebenso werden daselbst Deutsches Reichs-Adreßbuch für Industrie, Gewerbe und Handel, auch Leuch's Adreßbuch der Kaufleute, Fabri kanten, Gewerbetreibenden u. s. w. sür das Deutsche Reich, ferner Biejenthal's Handels- und Gewerbe-Adreßbuch, ebenso zahlreiche Fach-Adreßbücher der keramischen, der Glaswaren-, der Spielwaren-, der buchgewcrb- lichen, der Papier-, der Eisen-, der Elektrizitäts-, der Textil-, der chemischen, der Musikinstrumenten-Jndustrie und viele andere zur kostenlosen Benutzung von 9 bis 12 und » bis 7 Uhr ohne vorherige Bestellung vorgelegt. Leipzig, den 26. August IWO. Die Handelskammer. Zweiniger, Vorsitzender. Or. jur. Wcndtland, S Bekanntmachung, die Au- und Abmeldung Ser Fremden betreffend. Mit Rücksicht auf die am Sonntag, Len 26. August 1900 be ginnende Mikharlismesse brinqt das unterzeichnete Polizeiamt die nach stehenden Bestimmungen des McldcregttlativS mit dem Bemerken in Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Gkld- strafc bis zu 59 oder entsprechende Haftstrafe nach sich zieht. Die An- und Abmeldung der Fremden kann sowohl auf dem Haupt meldeamte, Abtheilung II, Polizeigebäude, Wüchterstraße Nr. 5, II. Etage, und zwar an den Wochentagen in der Zeit von 8 Uhr Vor mittags bis l Uhr Nachmittags und von 3 bis 6 Uhr Nachmittags, an den Sonn- und Feiertagen in der Zeit von '/<,U bis ',,12 Uhr Vormittags, wie anch auf sämmtlichen BczirkSmeldestelltU(Polizei wachen) an den Wochentagen in der Zeit von 8 Uhr Vormittags bis I Uhr Mittags und von 4 bis 7 Uhr Nachmittags erfolgen. Leipzig, den 18. August 1900. Tas Polizciamt der Stadt Leipzig. v. R. 4369. Bretschneider. Mühlner. Auszug aus dem Mcldcrcgnlativ der Stadt Leipzig vom 15. Avril 1899. 8 12. Jeder in einem Gasthofe oder in einer mit HerbcrgS- bcrcchtiguug versehenen Wirchichaft cinkchrende und über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirth oder Quartiergeber, und zwar an den Wobentagen, falls er vor 3 llhr Nachmittags ankommt, noch am Tage der Ankunft, andernfalls aber am folgenden Morgen spätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt des Polizeiamts Abth. II oder der Polizeiwache des betreffenden Bezirks, an Sonn- und Feier tagen dagegen in der Zeit von '/,l I bis ' ,12 Ubr Vorm. ausschließlich beim Meldeamte des Polizeiamts Abth. II schriftlich mittels des voraeschricbencn und für jeden Fremden besonders auszufüllen den Meldezettels anzumclden. Befinden sich in Begleitung des Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben auf dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zu gleich nut diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgereisten Fremden zu bewirken. 8 14. Die in Privathäuseru absteigenden Fremden, Besnchsfrcnide sind, sobald sie länger als Z Tagt hier bleiben, spätestens am 4. Tage nach erfolgter Ankunft vom Quartierwirth beim Meldeamt Abth. II oder der betreffenden Polizeibezirkswach.' mündlich oder schriftlich mittels Les vorgeschriebenen Meldezettels anzumelden. Bei den etwa in Privathäusern Wohnung nehmenden Mcszsrcmdcn jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier blieben, und zwar binnen 24 Stunden von der Ankunft an, beim Meldeamte Abth. II, oder bei der Polizeiwache des betreffenden Bezirks zu geschehen. 8 16. Bei Fremden, die sich nur 3 Monate oder weniger hier aushalten, bedarf es in der Regel der Vorzeigung oder Nieder legung eines Ausweispapieres nicht, doch bleibt der Fremde jeder« zeit verpflichtet, sich auf amtliches Erfordern über seine Persönlich keit auszuweijen. Fremde, welche länger hier verweilen wollen, haben sich in der Regel in ähnlicher Weise über ibre Person auszuweisen, wie dies in 8 1 für die bleibenden Einwohner vorgeschrieben ist. 8 18. Für die rechtzeitige An- und Abmeldung LerFremden haften nicht nur diese selbst, sondern auch die betreffenden Onartierwirthe, welche Fremde bei sich aufnebmen. Gewölbc-Venniethung. Im städtischen Grundstücke Grimmaische Stratze Nr. 1 ist der Laden links mit Len Lurch eine Treppe verbundenen Geschäfts räumen im ersten Obergeschosse vom 1. April 1901 an zusammen für den jährlichen Miethzins von 10050 zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 20 entgegengenommen. Daselbst wird auch jede weitere Aus kunft ertheilt. Leipzig, den 2. August 1900. Ter Rath -er Stadt Leipzig. l)r. Tröndlin. Römer. Bekanntmachung. Tnrch den Besuch des städtische» KaufhanseS Seiten schau* lustigen Publikums habe» sich für die dort verkehrenden Geschäftsleute erhebliche Unzuträglichkeiten ergeben. Es wird deshalb während der Messen der Besuch des städtischen Kaufhauses nur Geschäftsinteressen»«« gestattet. Unsere Aufsichtsbeamten sind angewiesen, die Befolgung dieser Vorschrift zu überwachen. Leipzig, ain 21. August 1900. Ter Rath -er Stadt Leipzig. I b 3735. vr. Dittrich. «rumbiegek. Königreich Lachsen. —m Leipzig, 26. August. Auf Einladung des Deut« scheu Buchdrucker-Vereins, Kreis Sachsen, hatten sich heute Vormittag nahezu anderthalbhundert Ver leger der sächsischen Tagespresse im Deut schen Buchgewerbehause versammelt, um über eine Reihe wichtiger, das Zeitungsgewerbe betreffende Tagesfragen zu berathen. Den Vorsitz führte Herr Buchdruckereibesitzer Julius Maser. Als erster Punct der Tagesordnung wurde die Papierpreiserhöhung behandelt. Im Laufe der darüber sich entspinnenden Debatte mußte auf die außerordent liche Preissteigerung des Papiers — 30 bis 40 Procent — hin gewiesen und die Herbeiführung eines möglichst niedrigen Papier preises betont werden, zu welchem Zwecke die Versammlung den Vorstand des Kreises Sachsen des Deutschen Buchdrucker-Ver- eins, sowie den Thüringer Zcitungsverleger-Verein beauftragte, sich mit dem Deutschen Zeitungsverleger-Verein und mit dem Syndicat der deutschen Papierfabrikanten in Verbindung zu setzen und die erforderten Schritte zu einer befriedigenden Regelung der Papierpreisfrage zu untenehmen. Auch sind seitens des Kreises Sachsen des Deutschen Buchdrucker-ÄerernS Verhandlungen mit einzelnen Papierfabrikanten im Gange, die sich erboten haben, bei Entnahme größerer Quantitäten Papier in einheitlichem Format und in einheitlicher Quantität mäßigere Preise zu stellen. Erschöpfende Aussprachen führte auch die Er örterung der Frage derMehrbelastungderZeitungen durch den neuen Postzeitungstarif herbei, wobei constatirt wurde, daß ein großer Theil der Presse eine ganz erhebliche Mehrbelastung erfahre. Die Verhandlungen hierüber gipfelten in folgender Resolution: „Die am 26. August im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig tagende Versammlung Feuilleton. Episoden aue der Schlacht bei Auerstedt, erzählt nach dem Berichte des Führers deS Herzogs Karl von Braunschweig, des Bauers I. A. Krippendorf aus Auerstedt. Siachdruck verboten. Von fachmännischer Seite ist der Verlauf der für Sachsen und Preußen so unglücklichen Schlacht bei Auerstedt schon zur Genüge und -actenmäßig dargestellt worden, aber von den Ein zelheiten dieses Kampfes ist wicht allzuviel in die Oeffentlichkeit gedrungen. Diese Lücke füllt der Bauer Krippendorf aus Auer stedt in trefflicher Weise mit seinen „Schilderungen der merk würdigsten Kriegsbegebenheiten bei Auerstedt" aus, welche er 1808, also zwei Jahre nach jenem Kampfe, erscheinen ließ. Kriegerisches Leden entfaltete sich bereits zu Ende des Jahres 1805 in Auerstedt, am 24. December traf eine Bat terie preußischer Artillerie hier ein, die dis zum 8. Februar 1806 in Auerstedt im Quartiere lag. Mit Beginn des Jahres 1806 wurde ein Magazin in Auerstedt errichtet, die Einrichtung brachte für den Ort mancherlei Lasten, Krippendorf aber fand als Auf seher bei dem Magazin Anstellung. Vom April dis Mitte Sep tember ging es in Auerstedt friedlich her, doch von nun ab nahmen di« Kriegsunruhen einen größeren Umfang an, di« Einquartie rung wurde so stark, daß in einzelnen Gehöften 90 bis 120 Mann lagen. Fast tagtäglich wechselte die Mannschaft, am 12. Oc tober traf die Nachricht «in, daß die Franzosen schon bis an das nahe Käsen streiften. Der in Auerstedt commandirende Artillerie- officier hielt es bei dieser Nachricht für gerathen, sich mit seiner Batt«ri« auf Weimar zur Armee zurückzuzi«hen. Diese Nach richt fand wicht gleich Glauben, doch ein ausgesandter Bote brachte bald bi« Kunde, daß die Franzosen schon bei Schulpforta ständen und wahrscheinlich auch schon Hassenhausen erreicht hätten. Um Mitternacht traf ein -höherer preußischer Officber in Auerstedt ein, als rr diese Botschaft empfing, kehrt« er'mit Extrapost nach Weimar zurück, er gab Krippendorf den Auftrag, die Landstraße von den Lastfuhrwerken zu säubern, denn am Morgen würde die preußische Armee in Auerstedt eintreffrn. Gegen 10 Uhr Vormittags — den 13. October — trafen di« ersten Preußen wieder in Auerstedt ein. Eine aus- qesandtePatrouill« stieß bei d«m nahen Gern- stedtmit den Franz os en zusammen, die Nachricht von diesem Zusammenstoß mußte Krippendorf als reitender Bote nach Weimar übermitteln. Bald traf er auf die TSt« der Avant garde, die von dem Leutnant v. Schmettau commandirt wurde, dieser brachte ihn zum General, dem er Bericht erstatten mußte. Der General befahl dem Leutnant, mit Krippendorf nach Gern- stedt zu reiten, damit er sich persönlich von dem Stande über zeugen könne. Nachmittags 4 -Uhr trafen Beide wieder in Auer stedt ein, Krippendorf begehrte feinen Abschied, doch dieser wurde ihm nicht bewilligt, er mußte kwi einer weiieren Recognoscirung auf Käsen den F-ührer abgeben. Hinter dem Dorfe Poppel stieß man auf 20 bis 30 Franzosen, die das Dorf brandschatzten. Ein preußischer Unterofficier mit 5 Gemeinen griff den feindlichen Posten an, -der sich schleunigst auf Käsen zuvückzog. Auf dem Kösener Berge, in -der Nähe der heutigen Wilhelmsburg, stießen die Preußen aus eine stärkere französische Besatzung und mußten sich vor dieser zurückziehen. Indessen war auch der Oberst- commandirende, der Herzog von Braunschweig, angekommen und hielt mit seiner Suite eine Unterredung. Den 13. October über befand sich die preußischeArmee imAufmarsch, sie bezog Lager, die Garde quartierte sich im Dorfe «in. Im Post-Hause lag der König von Preußen, der Herzog hatte sich im Schlosse des Kreishauptmanns v. Zedtwitz einquariiert. Um 10 Uhr Abends war der Aufmarsch beendet, da die Truppen ohne Verpflegung verquartiert waren, so mußte -hauptsächlich Auerstedt für die Verpflegung sorgen. Bald gab es im Dorfe kein Brod, kein Bier, keinen Branntwein mehr, alles Holz wurde ins Lager geschleppt, Thore und Thiiren wurden ausgehoben, die Scheunen geleert, Kühe, Gänse und Hühner wurden requirirt. In der Nacht wurde Krippendorf zum HerzogKarl von Braunschweig beschieden, der im Schlosse zu Auerstedt lag. Er fand den Herzog über dem Studium der Landkarten. Krippendorf mußte sich, da er, der neben der Landwirthschaft auch Fleischerei betrieb, der Wege in der näheren und weiteren Um gebung sehr kundig war, über die Beschaffenheit derselben von Auerstedt nach Naumburg über Kamburg, über Kösen und Frey burg äußern, denn der Herzog hatte den Plan, von Auerstedt aus die Franzosen, die er bei Naumburg vermuthete, von Kamburg und Freyburg seitlich zu fassen, das Centrum seiner Armee aber sollte bei Kösen die Saale auf der festen Saalebrücke überschreiten und auf Naumburg vorstoßen. Zu weiterer Auskunft war auch der Oberförster von Eckartsberga und der Jäger Gutschling be schieden worden. Am Morgen des 14. October, ein dichter Nebel lag über den Fluren, mußten Krippendorf und der Oberförster von Eckartsberga dem Herzoge folgen. Der Weg führte zunächst nach Gernstedt, der Oberförster mußte mit der TSte der Avantgarde reiten, Krippendorf aber mußte beim Herzoge bleiben. Kaum 200 Schritte hinter Gernstedt stieß die Avantgarde auf die Franzosen, der Oberförster machte schnell Kehrt und ritt nach Hause; Krippendorf wollte ein Gleiches thun, ward aber vom Hauptmann von Witzleben mit den Worten festgehalten: „O nein, lieber Krippendorf, so geht es nicht, Du müßt hier bleiben; nie haben wir Dich nöthiger gebraucht, als jetzt, denn wo sollen wir hin, wenn wir keinen Führer haben?" Zum erstengrößeren Kampfe kam eS zwischen den Orten Gernstedt, Poppel und Rchhausen. Die Franzosen wur den auf Hassenhausen zu zurückgetrieben; bald griff französische Artillerie in den Kampf ein. Dichter Nebel bedeckte noch das Gelände, so daß die Franzosen Birnbäume, die sie wohl für Preußen hielten, beschossen- Auf einer Wiese, dem sogenannten Merrettige, zwischen Taugwitz, Rehhausen und Gernstedt, hatte der Herzog mit dem Könige von Preußen die letzte Unterredung. Während derselben tobte der Kampf besonders auf einer Anhöhe zwischen Taugwitz und Benndorf; der Nebel senkte sich, und das Schlachtfeld war zu übersehen. Nahe bei Hassenhausen hatte sich ein heftiges Geschützfeuer entwickelt; hierher lenkte der Herzog seine Schritte. Siegreich war der rechte preußische Flügel gegen den linken französischen Flügel vorgedrungen; der letztere wurde zur Saale abgedrängt. Um diesem Schicksal zu entgehen, zog er sich hinter Haffenhausen zurück und formirte ein offenes Carrö mit Unterstützung des rechten Flügels der Franzosen. Ein Cavallerie-Regiment, das den rechten Flügel der Franzosen an greifen sollte, nahm schleunigst die Flucht, als es auf eine fran zösische Batterie stieß. Durch diese Flucht erhielten die Franzosen Luft und suchten dem linken Flügel der Preußen in die Flanke zu kommen, was ihnen auch gelang. In größter Eile suchte der Herzog nach links hin abzuziehen, stets war er in den vordersten Reihen der Kämpfer, sein Pferd ward von einer Kanonenkugel getödtet. Hinter dem Dorfe Taugwitz nahm der linke Flügel der Preußen wieder eine geordnete Stellung ein, der rechte lehnte sich an das Neppsche Hölzchen. Eine Zeit lang stan den sich die beiden Armeen in dieser Stellung gegenüber; der Kampf war sehr heftig, keine Armee konnte einen Vortheil er ringen. Um sich über den Stand des Kampfes besser orientiren zu können, ritt der Herzog nach der Rehhäuser Höhe zu. Dieses war um die Mittagsstunde. Als der Herzog so da hielt, erhielt er einen Schuß durch das linke Ohr, durch Auge undNase. Sogleich brachte man den Verwundeten hinter die Front; ein Officier und der Stallmeister hielten den Herzog auf dem Pferde, später brachte ihn ein Wagen nach dem Auerstedter Gasthofe, wo in größter Eile der erste Verband angelegt ward. D«r Führer des Herzogs, der Bauer Krippendorf aus Auer stedt, glaubte, daß er nun seines Dienstes enthoben werden würde, er suchte daher sein Weib und seine Kinder auf, die in größter Angst seiner Heimkehr geharrt hatten. Er fand das Dorf vollerVerwundeter.die seiner Hilfe begehrten; denn fast alle Bewohner hatten das Dorf schon verlassen. Als Krippendorf vom Thurme herabkam, wo er die Uhr aufgezogen hatte, zwang man ihn, weiter Führerdienste zu leisten. Der ver wundete Herzog sollte zunächst nach Weimar transportirt werden, aber bald erfuhr man, daß Weimar bereits von den Franzosen besetzt sei, darum nahm man mit dem Verwundeten den Weg nachEisleben zu. Zunächst sollt« dieReise über Eckartsberga, Bibra nach Querfurt gehen, aber schon bei Eckartsberga lief man Ge fahr, in die Hände der Franzosen zu fallen, «deshalb wurde die Richtung über Büttstedt und Cölleda eingeschlagen, um nach Sangerhausen zu gelangen. In Büttstedt wurde der Herzog aber mals verbunden, doch der Ruf „Die Franzosen kommen!" drängte zu schleunigster Flucht. Erst in Cölleda konnte eine genauer« Untersuchung der Wunde statkfinden, es stellte sich heraus, daß das rechte Äug« gesund war. Die Erschütterungen, die durch das Fahren verursacht wurden, bestimmten die Umgebung des Herzogs, ihn auf «irrer Trage weiter zu kransportiren. So gelangt« man am 15. October, Nachmittags 2 Uhr in Sanger hausen an. Krippendorf erbat sich seine Entlassung, doch der Herzog wollte ihn bis Braunschweig mitnehmen, auf eine weitere Vorstellung wurde er entlassen und mit zwei Doppellouisd'or für seine Führung gelohnt. Sogleich machte sich nun Krippendorf nach Auerstedt auf, am 17. October langte er hier -an -und erfuhr, was das Dorf während der Schlacht erlebt hatte. Nach der Ver wundung de» Herzogs -hatte ein gewaltiger Schrecken die Truppen erfaßt, sie flohen nach Äuerstedt zu. Hinter dem Orte faßten sie wieder Posto und wehrten sich tapfer. Da ließen die Franzosen zwei Batterien ausfahren, und da sie glaubten, auch daS Dorf sei von Preußen besetzt, so beschossen sie dieses, wodurch es in Brand gesetzt wurde. Auch fielen die Franzosen in das Dorf ein und pl ü n der t e n «i. Der Postmeister Junge gedachte den Ort vor weiterer Plünderung und Verwüstung dadurch zu schützen, daß er Geld bot. Man nimmt ihm dasselbe ab, plündert ihn aus, aber dennoch wird die Plünderung bis zum 19. Oktober fortgesetzt. Wie schrecklich die Plünderung war, ersieht man daraus, daß der Postmeister Junge eine Reise nach Naumburg ohne Hut, ohne Stiefel, ohne Schuh, in bloßen Strümpfen und in einem alten Sommerrocke antreten -mußte, ebenso erging es oem Magister Na-uk von Auerstedt. Dem Bäcker Rammelt wollte man die beiden Töchter entführen, er legte sich auf's Bitten, und man ließ sie bei ihm, dafür aber wurde er ausgeplündert. Als ein Franzose bei der 'Leibesuntersuchung bei dem Bäcker nichts mehr fand, hielt ihm Rammelt die geöffnete Schnupf tabaksdose hin und bot dem Plünderer sine Priese. Doch dies nahm der Franzmann für Spott und wollt« den Bäcker tödtrn, woran er von einem anderen Franzosen gehindert wurde. Bei den Plünderungen zeigten die Franzosen wiederholt em räuber artiges, grausames Wesen. Ein reicher Lohgerber in Eckartsberga, mit Namen Reinhardt, hatte sich im Keller versteckt. Ms er das Getümmel der plündernden Fran zosen vernahm, wollte er flüchten. Er nahm seinen Weg nach dem Hdlze zu, als die Franzosen den Flüchtling erblickten, schossen sie ihn nieder. Der Seifensieder Wiegand in Stadt-Sulza wollte ftden Franzosen mit einem Sechser -beschenken. Er nahm sein« Schatulle und wollte die Spende austheilen, das nahmen die Franzosen aber sehr übel, sie trieben ihn aus seinem Hause her aus -und über den Marktplatz hinweg. Dabei verwundeten sie ihn mit Bajoni-ttstichenderartig, daß er, als er die Stub« des Raths kellers erreichte, todt niedersiel. . Zur Linderung der Noth, die in Auerstedt nach der Schlacht sich eiustellte, wurden Sammlungen veranstaltet, aber da ringsum Plünderung und Verwüstung eingetreten war, brachte die Sammlung wicht allzuviel ein, es mögen 1000 Thaler und etwas Saatgetreide für das geplagte Auerstedt ein gekommen 'fein. Die Stelle, an welcher der Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig am 14. October 1806 tödtlich verwundet ward, bezeichnet jetzt ein Denkmal. Am 18. April 1808 ließ der» Großherzog von Weimar, Karl August, den Denkstein auf dem Gottesacker zu Taugwitz -setzen. Im Jahre 1815 ward dieser Denkstein an die Stelle gesetzt, die der Landmann Krippendorf -aus Äuerstedt als diejenige bezeichnete, -an der der Herzog tödt lich verwundet worden wär. Im Laufe der Jahre hatten die umgebenden Bäume den Denkstein so verdeckt, daß er von dex Straße aus nicht mehr gesehen werden konnte. Aus diesem Grunde erfolgte 1888 die Erneuerung -des Denksteines. Die In schrift des Denksteins lautet: Hier ward am 14. October 1806 Carl Regierender Herzog zu Braunschweig und Lüneburg tödtlich verwundet. ?. O. ä. v. 8. V. (Zu deutsch: Gesetzt von Carl August, Herzog von Sachsen- Weimar.) Am Postament liest m-an jetzt noch: Erneuert von der Herzoglich Braunschw. Staatsregkrurm 1888.
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