Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001001014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900100101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900100101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig, S. 7749 - 7752 (1. Beilage) fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-01
- Monat1900-10
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis t» der hiuptexpedition oder den im Gwdt- dttirk uud den Boxorten errichtete» AuS- aavrstevrn ab geh ost: vierteljährlich ^4,50, vei zweimaliaer täglicher Anstellung ins Hanl b^O. Durch die Post biogen für Leutschland nnd Oesterreich: vierteuüdrltch S.—. Direkte t^llchr Krepzbandsendiing in» Ausland: monatlich 750. Die Morgenausgabe erscheint um V,7 Uhr, die Abeud-Ansgabe Wochentags um b Uhr. NeLaktisa «n- Erveditio«: IobanniSgaffr 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh V bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorn,, v. Klemm'» Lartt«. Uuiversitätsstrah» 3 (Paulinum), Laut» Lösche, «athannenstc. I«, »art. uud König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Amtsblatt des Aöltigüchen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes uud Nokizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Slnzeigen-PrE die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfq. Neclamen unter dem RedactionSftrich (4 ge spalten) 50-iZ, vor den Familiemmchrtchleu (6gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer uud Ztffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilaoen (gefalzt), »ue mit der W.orgea-Ausgabe, ohne Postbesörderuag 60.—, mit Postbesörderuag ^l 70.—. ^nnahmrschluß für Anzeigern Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgr«-Ausgabe: Nachmittag- -Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle« je eine halbe Stunde früher. Anzeigen stad stet« an di« Erpeatttau zu richte». Druck uud Verlag vo» E. Pol» tu Leipzig ^tzS9. Montag den 1. October 1900. 94. Jahrgang. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr luoo baldgefälligst veranlassen. Ter Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig L 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 54) durch die Pvsr bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn C In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspcditeurc, die Hauptexpeditioin Iohaunisgasse 8, die Filiale»: Katharincnfteatze 14, Königsplatz 7 und NuiUevsitätsstraste 3, sowie nachfolgende Älusqabcstellen: Arndtstrafre 35 Herr L. 0. Iritlol, Coloniallvaarenhandlung, Beethovenstrafze 1 Herr II»Oo6. I'elor, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 O. I. Koluilieit's Xnolll'al^or. Cvloniallvaarenhandlnng, frankfurter Strafe (Thvmasinsstr.-Ecte) Herr Otto li Innt8t'IlIio,Colonialwaarenhandlung, Löhrstrafze L5 Herr I^luuitl Heller, Colonialwaarenhandlnng, Nürnberger Strafe 45 Herr LI. L. ^Il>rot;I»t, Colonialwaarenhandlnng, in Anger-Crottendorf Herr üobert birelnor, Zweinaundorfer Strafe 18, - Connewitz Fran I'i8o!»ei', Hermannstraße 23, - Cutritzsch Herr liodort Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - (HohliS Herr üobort ^Itnor, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenan Herr siliert l-iwlner, Wettine/Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr I'ruil Iruoli, ^ttiionoon-Lxz)o<Ntlon, Eisenbabnstraßc 1, Nanftfche Waffe O Herr ^rioär. k'iseüor, Colonialwaarenhandlnng, Nanftädter Steinweg 1 Herr 0. Coloniallvaarenhandlung, Schützenftrasre 5 Herr -Iul. ^obünli<-!lon, Colonialivaarenhandlung, LLeftplatz 32 Herr ll. Ilittrioü, Cigarrenhandlung, Horkftrafze 32 (Ecke Berliner Straße) Herr I. >V. Klotx, Colonialwaarenhandlnng, Meitzer Straße 35 Herr V. Küster, Cigarrcnhandlung, in Plagwitz Herr bl. (xritt/illunn, Zschochersehe Straße 7 a, - Neudnitz Herr IV. I'n^wulin, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8tckimiät, Avhlgartenstraße 67, - - Herr Ilern II. Weber, Mützengeschäst, Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr II. Uünt8eb, Reitzenhainer Straße 58, - Lolkrnarsdorf Herr bieorx Xieinunn, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Amtlicher Theil. Bckaniitmachluig, betreffend Ansnahmen von den gesetzlichen Bcstimmnngc» über die Ruliczeitc» der Gehilfen, Lehrlinge nnd Arbeiter in offenen Bcrkaussstellc» sowie über den gesetzlichen Lcidenschlniz. I. Ansnahmen bezüglich der Ruhezeit: Nachdem dcrck, Z'Mc deS N-chSpe!-'.,:» »-n 3l> J»ni IgtlO bestimmt worben ist, daß Vom l. Oktober dieses Jahres ab in offenen Verkaufsstellen und den dazu gehörenden Schreibstuben (Kontoren) nnd Lager-äumen dem Personal nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens zehn Stunden, in den mit zwei oder mehr Gehilfen und Lehrlingen arbeitenden Verkaufsstellen der Orte mit über 20 000 Einwohnern sogar eine solche von mindesten- elf Stunden, außerdem aber eine angemessene, bei Einnahme der Hauptmahlzeit außerhalb Les die Verkaus-itelle enthaltenden Gebäudes auf mindestens ein »nd eine halbe Stunde zu bemessende Miltagspanse zu gewähren ist, werden diejenigen dreißig Tage, an denen Ausnahmen zulässig sind, hiermit in Gemäßheit des 8 139ä Ziffer 3 deS bezogenen Gesetzes wie folgt festgesetzt. Die Vorschriften über Mindeftruhezeit und Mittagspause gelten nicht für die offenen Verkaufsstellen und die dazu ge- hörenden Schreibstuben und Lagerräume 1. der Tabaks- «nd EigarrenliünSlcr an den Sonnabenden vor dem Oster- und Pfingstfeste, se an den ersten zehn Werktagen der Osttr- und Michaelismesse und an den letzten acht Werktagen vor dem Weihnachtsseste; 2. dcr Buchhändler je an den letzten zwölf Werktagen vor dein Cantatesonntage und vor dem Weihnachtsseste und au den letzten sechs Werktagen im Monat September: 3. Ser Fleischer nnd Fischhändler je am letzten Werktage vor dem Neujahrs-, Oster-, Psingst- und Weihnachtsseste, vor dem Hoden NeujahrSIage, den beiden Bußtagen, dem Cdarjreitage, dem Himmelfadrtstage und dem ResormotionSfrste, sowie je an den erste» sieben Werktagen der Ostervoruiesje nnd der Lstermesje und an den ersten sechs Werktagen der Michaelismesje; 4. dcr Bäcker und Eonüitorcn je am letzten Werktage vor dein Weihnacht--, Oster- und Pfingst- feste, ferner an den ersten sechs Werktagen der Neujahrsmesse und je an den ersten sieben Werktagen der Ostervormesse, Oster- und Wichaelismeffe; 5. der Blumenhändler je an den letzten drei LLrrktagen vor dem Neujahrsloge, vor den Sonntagen Judica, Palmarum, Todlenfestsonnkag und vor dem JohanniSfeste, außerdem je an den letzten fünf Werktagen vor dem Weihnacht--, Oster- uud Pfingstfeste: 6. aller übrigen vorstehend nicht unter 1—5 anfgcführtcn HändelStreibcnde» je au den letzten drei Werktagen vor dem Oster« nnd dem Psingst- feste, je an den ersten drei Werktagen der Oster- und MichaeliSmess«, an den ersten fech« Werktagen der Ostervormesse und an den letzten zwölf Werktagen vor dem Weihnacht-feste. Die Aushebung der Vorschriften über dir Mludeftruhezeit für einen bestimmten Tag hat die Bedeutung, daß zwischen ihm und dem nächstfolgende« Tage die fönst geordnete Ruhezeit nicht gewährt zu werden braucht. Die Bestimmungen über die Sonntagsruhe werden durch gegen wärtige Bekanntmachung nicht berührt. II Ausnahmen bezüglich der Ladcnschlutzstundc. Die Bestimmung des 8 I39o des erwähnten Neichsgesetzes, daß von neun Uhr Abends bis fünf Uhr Morgens offene Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein muffen, findet, wie hiermit in Gemäßheit der — eine verschiedenartige Behandlung Ser einzelnen Handclszlvcige nicht gestattende» -- Vorschrift unter Ziffer 2 eben da angeordnet wird, an den fünf Werktagen der Ostervorwoche, den sechs Werk tagen vor dem Pfingstfeste, den zwöls Werktagen vor dem Weihnachtsseste, je an den ersten drei Werktagen der Oster- und Michaelismesse, an den ersten sechs Werktagen der Oster vormesse, sowie an den letzten Werktagen vor dem Himmel- -nNrwlLge, nes- dem Hrhunnlsf.-st.-, Reforms.irn'ke'ie, dem Tottenfcstsonntage und dem NcnjahrSrage insoweit nicht Anwendung, als an diesen Lagen Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr bi- 10 Uhr Abends geöffnet sein dürfen. Diese Vesugniß bleibt an den vorbezeichneten Tagen Len Verkaufs- stelleninbabcra auch dann, wenn in Leipzig die Ladenschlußstunde gemäß 8 139 k des Gesetzes aus Mehrheilsantrag der Betheiligten, sei es allgemein oder für einzelne Handelszweige, aus acht Uhr Abends festgesetzt werden sollte. Die Versäumung rechtzeitigen Ladenschlusses an den Ausnahme tagen zieht nach 8 l46a eine Geldstrafe im Betrage bis zu 600.6, im Unvermögensfalle Hast nach sich. Leipzig, am 29. September 1900. Ter Rath der Stadt Leipzig. VI. 5970^ I)r. Tröndlin. Donack. Bekanntmachung, Sie Bezahlung des Lchnlgcldes für die städtischen Schule» betreffend. Am 1. Oclober d. I. ist da- für die städtischen Schulen auf die Monate October, November und Derember zn zahlende Schulgeld fällig. Dasselbe ist in der Zeit vom 1. bis 28. Oktober d I. an den betreffenden Zahlstellen zu entrichten. Die Höhe des Schul- geldbetragrS ist ans den in den Händen der Zahlungspflichtigen befindlichen gedruckten Zetteln zu ersehen. Dieselben sind zur Zahl- stelle mitznbrinaen. Nach Al'lnnf der obigen Zahlungsfrist staben sich diejenigen, welche das Schulgeld nicht berichtigt haben, der Einleitnng des Zwangsverfahrens zu gewärtige». Leipzig, am 28. September I9<>0 Ter Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin Lehnert. Bckanntmästmng. Nach dcr Bekanntmachung der Königlichen Brandversicherungs- Kammer vom 27. Juni dieses Jahres sind zu dem aus den 1. Oktober dieses Jahres fallenden zweiten Brandkassen-Termine die Beiträge bei der Gc- bättdcvcrsichcrnugs-Abthcttung nach Einem Pfennig von jeder Einheit zu erheben. Bei der Abthcilnng für freiwillige Bersichernng bleibt der Beitrag von Ein UN» cinem halben Pfennig von jeder Einheit unverändert. Die Hausbesitzer, bezw. bereu Stellvertreter werden hiermit auf- gefordert, ihr» Beiträge spätestens bittiie» 8 Tagen, von dem Fälligkeitstage ob gerechnet, an die bekannten Zahlstellen unseres Stadtsteueromtes, zur Vermeidung d«S sonst etntretenden Bel treibungsverfahrens, zu bezahlen. Leipzig, am 29. September 1900. Ter diath »er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Koch. Bekanntmachung. Tic Anmeldungen dcr Konfirmanden hiesiger Gemeinde werden seitens der Eltern oder Pflegeeltern bei dem durch diese zu wählenden Geistlichen der Gohliscr Parochic mündlich oder schriftlich vom Ticnstag, -en 2. Oktober bis Freitag, den 5. Oktober in den Nacbmittagsstunden von 3 bis 5 Uhr erbeten: 1) Bei Herrn Pfarrer vr. SchSel in der Pfarramtsexpedition, Kirchplatz 2, Part. 2) Bei Herrn viao. Richter in dessen Wohnung, Möckernsche Straße 5, l. Etage. 8) Bei Herr», vtac Schreiber in besten Wohnung, Wilhelnz- straße 45 parterre. Für auswärts geborene Kinder ist das Taufzengnitz bei- zubrlngen. Anmeldungen blos durch Kinder sind nicht statthaft. Unangemeldet bleibende Kinder werden vom Pfarrer dem Geist lichen des ParochialbezirkS zugewiesen. Pfarramt Leipzig-Gohlis, am 27. September 1900. vr. W. Seh del, Pfarrer. Bekanntmachung. Die Ergebnisse unserer Stadtvermefsuug sollen, soweit möglich, auch für Privatpersonen nutzbar gemacht werden. Zu diesem Zwecke können zur Zeit Eopicn der Pläne der inneren Stadt im Maßstabe von 1:250 bez. 1:500, der bebauten Vorstädte Alt-Leipzigs (mit Ausnahme des Berliner Bahnhofs und der in der Nähe der Flur grenze von L.-Gohlis, L.-Eulritzsch und Mockau gelegenen Baulich keiten), der östlichen Hälfte des bebauten Gebiets von L.-Lindenau und L.-Plagwitz» sowie der Arldflächen in L.-Connewitz im Maß stabe theiis von 1:500, theils von 1:1000, Lagcptäne in jeder anderen gewünschten Verjüngung, MafzanSzügc aus deu Original karten oder Feldhandrisjen und Klächcitbcrechuuiigen durch unsere Stadtvermessnug — Reudnitzer Rathhaus — angefertigt werden. Von dein größeren Theile der vermessenen Flächen sind auch gedruckte Blätter im Maßstab« theils von 1: 5M, theils von 1:1000 bei der Stadtvermrssung und in der Hinrichs'schen Bnch- hondinng, Grimmaische Straße 32» käuflich zu Haden. Der Ver kaufspreis für jedes Druckdlatl beträgt 4 .6 In genannter Buchhandlung nnd beim städtischen Tiefbauamte, Brühl 80, II., ist ferner der in neuer Auslage erschienene große NrbersichtSplan von Leipzig und Umgegend (Maßstab 1:6000) zu dem Preise von 20 .6 erhältlich. Leipzig, den 1. October 1900. Ter Rätst der Stadt Leipzig. Ticsbauamt. Reg. D. 195. Franze. Kettner. Leipziger postoerhiiltnisse vor 200 Jahren. Wer sich ein wenig in die Geschichte des Verkehrs versenkt, der wird empfinden, wie noch vor verhältnißmäßig gar nicht langer Zeit Zustände geherrscht haben, die wir Kinder der Gegenwart nur allzu gern mit «inem mitleidigen Lächeln zu bespötteln uns versucht fühlen. Ja, unsere Großväter noch sind Zeugen und — — Mitleidende jener Zeiten gewesen, jener Zeiten, da die Postkutsche noch das einzige Mittel Var, den Verkehr von Ort zu Ort, von Land zu Land, sei es mittels Briefen, sei es mittel- Personenbeförderung, aufrecht zu erhalte». Jahrhunderte hindurch hat die Postkutsche ihr Recht behauptet — manchmal in recht empfindlicher Weise ihre Gewalt fühlbar gemacht Denen, die sich — nachdem sie Testament gemacht hatten — ihr theils seufzend, theils resignict, theils mit Humor anvertrauten. Biel Lob hat diese liebe Postkutsche der sogenannten guten alten Zeit in ihrer langen Blütheperiode nicht eingeheimst; ihr ging cs, wie es ja den meisten, etwa 99 vom Hundert, der Berühmtheiten ergangen ist und immer ergehen wird, ihr Lob, ihr Verdienst, ihren Ruhm erkannte man erst, als sie dahin war, am Rande des Vergessens. Da standen auf viele Sänger und Dichter und noch mehr Dichterlinge, und ergriffen di« mehr oder weniger gut Leyern, nm von der „Post im Walde' zu singen und zu sagen. Wer möchte all" die glückliche Paar: nur zählen, die sich in der Postkutsche „gefunden" habe, sollen! Zu ihren „Lebzeiten" also hat man nicht so gar viel Gutes von der Postkutsche zu erzählen vermocht, unv di« Klagen, oder, wie man's damals so schön nannte: Die Gravamina nahmen kein Ende, und die armen Postverwaltungen waren genöthigt, einen Hautwechsel vorzunehmen, um endlich gegen die Spitzen, die man ihnen in den Leib bohrte, unempfindlich zu werden. Auch Leipzigs Bürgerschaft war gerade in puktetü post recht herzlich unleidlich, was verlangte sie doch Alles! Nicht einmal „umbgeschmissen" wollte sie von den Postillons werden! Ihre „Briffe" und „Paquete" sollten unbeschädigt, ohne Einbuße an ihrem Inhalt anlangen, auch nicht allzuvielen Porti be dürfen u. s. w. Wahrlich Zumuthungen, die im wahrsten Sinne des Wortes meist unerhört waren, unerhört von Seiten der Herren Ober-Poftmeister. Doch hören wir wörtlich eine dieser Gravamina, die da aus gezeichnet stehen in actis clclvctvrum commcrcü urdia I^ipsiensis no. XXVI a. äc anno LlvOI^XXXXVIU, wo «s also heißt: „Kravamina der Kauffmannschasft zu Leipzig, in prwcto des Postwesens (: Ueberreichet an den Herrn Ober-Postmeister H. Küßen, den 4. April. 1698 :) I) Ehr die Berliner fahrende Post angeleget worden, hat man alle Brieffe hier franckiren und zahlen müssen und zwar einen einfachen mit 2. gr. hernach die doppelten und Paquete nach Beschaffenheit; in Groß Kugel aber hat nrans ausgestnchen, ungeachtet ganh franco dransf ge standen, und hat in Berlin alles vor voll müssen bezahlet werden, gleich als wenn zu Leipzig nichts wäre gegeben worden. Und dieses hat covtinnircl biß den 4 Aug. 1697. Da man durch einen gedruckten Zettel öffentlich kund gemacht, daß denen allhier und in Berlin so vielfältig gemachten Befchwehrungen abzuhrlfen die alte Route über Wittenberg wikdir vor genommen und alle eintzelnc Brieffe biß Mtten- berg alhier mit 1. gr. und di« paquete al advcnant sH. franco gemacht uckd in Berlin gleicher gestalt empfangen werden sollen. Allein dessen ungeachte! müssen biß dato von allen wrgqehenden und ankommenden Berliner Briefs«« biß Groß Kugel bloß auf 2ZH Meile von «iNZeln Brieffen 1. gr. von doppelten aber 2. 3. biß 4. gr. dezakflet wer den, da gleichwohl in Berlin nicht die geringste Constderation darauff gemacht werden will, sondern der hiesigen Abgabe un geachtet, so wohl von ankommenden al- w«ggeh«nd»n Brieffcu alles vor voll Muß bezahlet und sranckirel werde«, daß solcher gestalten «in bloßer einfacher Briefs auff Berlin von 20 Meilen Auferstehung. NovSlett« von A. Schöbel. «ilLdro« vrrSotcn. Ich bin einsam, stumm, -eyvaberr. Di« Welt ist tobt für Mich. Ich dü, tädt für «die Welt. Die Sph«uvankvN vor meinem Fenster erschein«« mir wie die StLb« eine» «Stttartz, «ine» Kerker«. Und doch weile ich frei- wiMg hin in diesem abgelegenen Hans«, in dem Niemand wtchnt, al» ich, meine v«dknuna und dir Leben-angst. I«, die Lebendangst! »a» soll werden? Noch bin ich jung, sichle Flügel an »en Schultern. Aber fie find gebrochen, sie schleppen hinter M« durch den Stand. Ma» ist au» mit «worden? Eine Elende, GeLrochene, an der da» Beste starb. We» war ich einst? Ein« groß« Künst lerin, ein» gefeiert« Sängerin. Die Kunst, di« hab' icd noch, sie ist bei mir, ein Gespenst, ein Phantom voller Größe. Aber meine Stimme fist fort, baden, mir au» der Kehl« gerissen, und kein Arzt der Welt kann sie mir wiederapben. Soll ich davon erzählen, wie Alle» kam? Nach jahrelangem Ringen, nach fieberhaft betriebenem Studium endlich am Ziel, nach dem Erleben immenser Demükhigungen und Ent täuschungen vuf der Höh, airgelangt, begehrt und umschmeichelt, bestrahlt von der Sonne des Ruhmes, und plötzlich in di« Tief« hinabgestürzt durch den tückischen Dämon Zufall. Ein« Erkältung zog mir «ine Lungenentzündung zu. Als ich mich vom Krankenlager erhob, ohne Ahnung de- Schreck lichen, das meiner harrt«, stellt« es sich heran-, daß ich die Stimme verloren hatte. Diese Stimm«, di« auS meiner Brust gebrochen, war in aewaktigrn, tönenden Wclken, ein Strom von Wohllaut, diese Stimme, dir man ein Phänomen genannt, di« ich selber verehrt« al- ein höhere- Wesen, das mich zum Wohnsitz erkoren. Und der Anhauch eine» kalten Windes mußte di«sr» Wesen verscheuchen svr immer. Nie mehr durfte ich daran denken, bi« Jfowe zu verkörpern, die Brunhikv«, meine ange» beteten Ideale. Stumm mußt« ich fortan dasitzen, die Trauer um zwei Todt« im Herz«n. Ja, um zwei Tvdte. Um die Kunst — um die Lieb«. Denn er, bem ich mich zu eihen gegeben in jubelnder Freud«, al» sein» Braut, löste sich von mrr, al» es sich herausaestcllt, daß keine Tur, kein Zauberwasser mir bi« verlorene Stimme wiedergeben könne. Nicht um meine Person hatte «r ja geworben, sondern um jsä»- Instrument, dem r» gegeben, die Goldströme zu ent fesseln, deren er so sehr bedurft«. Ms dieser zweit« Schlag mich traf, brach ich zusammen. Mit der ungeheuren Scham der Beraubten zog ich mich zurück au- einem Leben, das mir nichts als Enttäuschungen gebracht, das mich geknickt in der Blüth« der Jahre. In der Blillhe der Jahre? Ich will ehrlich sein. Niemals bin ich schön gewesen, nie hab« ich blühend ausgesehen. Was mich anziehend machte auf der Bühne, war di« Begeisterung siu meine Aufgabe, war das Feuer, das meine Seele erfüllte. Die Natur gab mir reiches Haar, blitzende Zahn«, au-druck-fahige Augen, wohlgrformt« Glieder. Da» ist Alle». Aber bcumt allein kann man keine Ansprüche mach-g, wenn man «nce ge feierte Diva war, und seine Stimme, seine Stellung verloren hat. Bedauern, Achselzucken würden mir folgen, wo ich mich zeigte. Und ich mag nicht bedauert sein. Mein Stolz lehnt sich dagegen aitf. So haä' ich mich selber begraben. Begraben in Einsamleit und Dunkel. In meinem Garten blühen kein« Blumen. Sie würden mich erinnern an die märchenhaften Blumenspenben von einst, an di« Rosen der Liebe, die so schnell, so schnell verwelkten. Mein Andenken bei den MenscKen scheint erloschen zu sein. Im Anfang nach meinem Unglück erhielt ich theilnehmend« Brief« au» alten Weltgegrnden, neugierig« Besuche von soge nannten Freunden: al» ich mich ablehnend verhielt, ging da» Alle- bald vorüber. Es ist still geworden um mich, in mir. Nur die Stimm« der Verzweiflung gellt mir vor den Ohren, in den endlosen Nächten ohne Schlaf Heute ist Sonntag. Toll ich die Tobten auferpehen lassen? Die Tobten au» Meinem Leben? Zögernd trete ich zu dem großen Schrauk, her mein« Er innerungen birgt. Die Thüren öffnen sich wie zwei Arm«, welch« di« Ver gangenheit ausb-ttitet. Jener süß«, heimliche Geruch umschwebt mich, der den Herzschlag beschleunigt und die Sehnsucht weckt. Voller Gier, zu leiden, reih» ich Alles anS Licht, Briese, »hörichte klein« Andenken an glückliche Stunden, Rosen mit abgefallenen Kronenblätticn, Bilder. Die Röth« steigt mir ins Gesicht, während ich fie betcachic. All' diese Menschen, die mir enthusiastische Widmungen auj ihr« Porträts schrieben, Widmungen, die von Liebe und Treue und unverbrüchlicher Verehrung fatxln, — sie haben mich üe: Seite geworfen wie unnützen Ballast in ihrem L«ben. Da sind die Collegen und Colleginnen, die guten Freue, binnen, — ebenso diele Vertreterinnen deS Neides, d«r Schaden freude. Weg mit diesen Bildern! Wozu hebe ich sie auf! Und hier die lwben Verwandten, di« ich aus der Nndrigk emporzog. mit Geld und Geschenken überschüttet« — vo sind fie geblieben? Zerstoben in alle vier Winde, seit ich nicht m«yr über ein fürstliche» Einkommen verfüg«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite