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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000910011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900091001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900091001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-09
- Tag1900-09-10
- Monat1900-09
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Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorn,, v. Klemm'» Esrttm. Unlversitätsstratze 3 (Paulinum), LouiS Lösche, katharinenstr. IO pari, und König-Platz 7. Morgeu-Ansgabe. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Stadl Leipzig. die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclamen unter dem ReLaction»strich (4 g» spalten) 50vor den Familiennachrichte« (6gespalten) 40 H. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und gifsernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage« (gesalzt), n»r mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Druck und Verlag voa «. Polz in Leipzig Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AnSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle« je eine halbe Stund« früher. Anzeigen si«d stet» an die Erpe-Mo« z« richte». M. Montag den 10. Septernber 1900. 94. Jahrgang. AmtlicherTheil. Bekanntmachung. Der diesjährige H. Kram- und Bichmarkt im Ltadtbezirke Leipzig - Linvenau findet Mittwoch und Touuerstag, den 10. und 20. Tcp- tcmbrr dieses Jahres statt. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unsere Marktinjpcction, Naschmarkt I, III., zu richten. Gemäß 8 2 der hiesigen Vieh- und Schlachthossordnung ist alles Schlachtvieh von diesem Markte ausgeschlossen. Der Antrieb der Rinder und Schweine hat in der Wald« und Dcmmcringstraße, in letzterer aus der zwischen der Wald- und Kirchstraße gelegenen Strecke zu erfolgen. Leipzig, am 24. August 1900. Ter Rath der Ltadt Leipzig. IX d. 639. Dr. Dittrich. Braune. Gcwölbe-Vermicthnng. Im städtischen Grundstücke Grimmaischc Ttraszc Nr. 1 ist der Laden links mit den durch eine Treppe verbundenen Geschäfts räumen im ersten Obergeschosse vom 1. April 1001 an anderweit zu vermiethcn. Miethgesuche werden ans dem Rathhause, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 20 entgegengcnommen. Daselbst wird auch jede weitere Aus- kunst ertheilt. Leipzig, den 2. August 1900. Ter Rath der Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Römer. ZwamMersteiqeruttg- zum Zwecke Ser Aufhebung ciucr wcmcinschast. Das im Grundbuche für die Stadt Leipzig Blatt 1404 aus den Namen 1. der Minna Marie verw. Zicrold geb. Zander in Leipzig, 2. der Fanny Agnes verchel. Sächtling geb. Zauder in Dresden, 3. der Henriette Louise unvcrcbcl. Zander in Leipzig, und 4. der Mara Hedwig verchel. Friedrich geb. Zander in Torbole eingetragene Grundstück soll znm Zwecke der Anfhebnng der daran zwischen jenen Personen bestehenden Gemeinschaft auf den Antrag der unter 1—3 Genannten Freitag, de» 28. September 1800, Bormittags 0 Uhr an der Gerichtsstelle Zimmer 112 versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flnrbuche 6,8 Ar groß und mit 1306,5l Steuereinheiten belegt. Es besteht aus dem Flurstück Nr. 1867, liegt in Leipzig, Georgenstraße 6, ist im Brandkatastcr unter Nr. 1l97 Abth. II für Leipzig eingetragen, zur Brandkasse mit 32130 abgeschätzt und auf 65 500 gcwürdert worden. ES ist bebaut mit 1 Vordcrgebäude, 1 Hintergebäude und 1 Garten- gebäude mit Colonnaden und Lagerräumen. Die Einsicht der Mittheilungen des Grundbnchamts sowie der übrigen das Grundstück bclressenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 8. Juni 1900 verlautbarten Ver- steigerungsvermerkeS aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens ini VersteigerungStcrmine vor der Nusforderung zur Ab gabe von Geboten anzumelden und, wenn die Antragstellerinnen widersprechen, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Vertheilnng des Versteigcrnngserlöses Len in 8 182 Z. V. G. er- wähnten Rechten und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehcndes Recht haben, werden oufgesordert, vor der Ertheilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbei- znsühren, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Leipzig, den 4, Juli 1900. Königliches Amtsgericht, Abtheilung II Schöbel. Sächsische Fürstinnen. Katharina von Braunschwcig. Unter Friedrich dem Streitbaren vollzieht sich in Sachsen eine große Umwälzung. Bis zum Jahre 1382 kennt die Ge schichte nur ein HauS Wettin, dessen Glieder die Mark Meißen, das Osterland und Thüringen besaßen. Die so oft vorgenommenen Tbeilungen innerhalb Leg Hauses Wettin hatten zu Schwächungen geführt. Kam hierzu noch die Eifersüchtelei der Brüder nach den Thcilungen, die Ver hetzungen der Vasallen und der Ehrgeiz der Frauen, so nimmt cs nicht Wunder, daß der Bruder gegen den anderen daS Schwert zog und im brudermörderischcn Kampfe sich die Heere maßen, und damit dem Wohlstand des Landes unendlichen Schaven zufügten. Man muß freilich bei Betrachtung dieser Zustände die damaligen Sitten, die Anschauungen in Betracht ziehen, immerhin aber zeigt die Geschichte anderer Häuser, auch des wctlinischen, daß diese Familienkämpfe nicht immer nöthiz waren, und daß es Fürsten gab, die ohne Krieg ihre Länder und ihren Wohlstand sowie den ihrer Unterthemen mehrten. Ein solcher Fürst war z. B. Wilhelm, der Weise genannt, der jüngste Sohn Fricdrich's des Ernsthasten, dem in der Tbeilung des Landes der östliche Theil der Besitzungen mit Dresden zugefallen war und der in ruhiger Weise mit großer Klugheit sein Land regierte. Friedrich der Ernsthafte batte drei Söhne hinter lassen: Friedrich (den Strengen), Balthasar und Wilhelm. So lange seine Brüder noch unmündig waren, führte Friedrich für sie die Negierung der gemeinschaftlichen Länder, auch die Hofhaltung war g-micinsckaftlich, nur die Nutzungen waren wohl getrennt. Festgesetzt wurde diese Theiluug der Einkünfte im Jahre 1379 und cs entschied das Loos, daß Friedrich die Osterlandc (zwischen Mulde und Saale hauptsächlich), Bal thasar Thüringen und Wilhelm Meißen zusiel. Am 26. Mai 1381 starb Friedrich der Strenge, und nun mag Wohl sich eine Theiluug der Gewalten nöthig gemacht haben. Es kam daher am13. Novemberl382 zuEbemnitzzu einer wirklichenErb- theilung, die gemäß des Vertrags von 1379 vollzogen wurde; die Ostcrländer bekamen noch einige thüringische Ortschaften, nur Freiberg mit seinen Bergwerken blieb gemeinschaftlicher Besitz des Hauses Wettin. 1383 wurden die wettinischcn Fürsten vom böhmischen König Wenzel, als deutschem Kaiser, mit ihren Ländern insgesammt belehnt. Ein Erbvertrag sicherte dem Hause die Besitzungen. Friedrich der Strenge hinterließ drei Söhne, Friedrich (den Streitbaren), Wilhelm und Georg. Der letztere starb frühzeitig. Es kommen also für die Negierung des Osterlandes nur die ersten beiden in Betracht. Man wird sich erinnern, welchen Einfluß die Mutier dieser beiden Fürsten, die Gemahlin Fricdrich's des Strengen, Katharina von Henneberg, auf ihren Manu, die Erziehung ihrer Kinder und somit gewissermaßen auf die Negierung hatte. Es war deshalb Wohl auch ein schweres Ding, für Friedrich eine geeignete Frau zu finden. Zwar hatte ihn sein Vater schon in sehr jungen Jahren mit Anna, der Tochter Kaiser Karl's IV., verlobt, allein als beide Väter gestorben waren, erachteten sich die Brüder Anna's nickt an die Verlobung gebunden und verheirathcten ihre Schwester au den König von England. Friedrich aber heirathete im 33. Jahre seines Lebens Kalkarina von Braunschweig im Jahre 1402. Diese Ebe fällt in eine stürmische Zeit. Nicht allein die kleinen Fehden nahmen Fricdrich's Kraft in Anspruch, vor Allein war es sein Streit mit dem verlogenen König von Böhmen und mit den Hussiten, der die ganze Kraft seines ArineS begehrte und der dann auch znm Schlüsse noch günstig sür ihn aussiel und der Stadt Leipzig 1409 die Gründung der Universität brachte. Wenn daher Friedrich ost genug im Felde lag, mußte Katharina zu Hause nicht nur Haus halten, sondern auch politisch sich bethätigcn. Sie war eine muthige und entschlossene Frau, wie sie ihr Gemahl, der spätere erste sächsische Kurfürst aus dem wettinischcn Hause und der Mann, der zuletzt säinmtliche Besitzungen der Wettiner in seiner Hand vereinigte, brauchte. Ein Beispiel möge hier Platz finden. Im Mai 1426 zogen die Hussiten wieder gegen Meißen und zerstörten einen meißnischen, in Böhmen gelegenen Ort nach dem andern. So sielen Leipa, Biela, Trebnitz, Teplitz, Graupen, und nun wurde das wichtige Aussig belagert. Die meißnischen Hauptleute getrauten sich für sich allein die Stadt nicht zu halten und sandten nach der Heimath um Hilfe. Fiedrich war gerade in Nürnberg zu einem Reichs convent. Er konnte also nicht selbst eingreifen. Hier nun bewährte die edle Katharina ihren entschlossenen Muth in andringender Gefahr. Sie selbst entbot flugs die Mannschaft ihrer Lande. Die gereckte Besorgniß, daß die Hussiten, wenn sie jetzt nicht zurückgetrieben werden könnten, in das Meißner Land selbst cinfallcn und daselbst Alles zerstören würden, be stimmte Jeden, der sich wehrhaft machen konnte, sich dem Zuge anzuschließen. Alles eilte herbei; hohe Herren und Adel kamen zahlreich, aber auch die Städte sandten ihre Bürgerwekrmannschasten unter ihren Bannern. Und so ver sammelte sich denn in Kürze ein 20 000 Mann starkes Heer von Franken, Vogtländern, Thüringern, Sachsen und Meißnern unter seinen Führern und im Geleite von Grasen und Edlen. Auf der Ebene von Bobritzsch bei Freiberg war der Sammelplatz. Hier hielt die Kurfürstin Katharina, die ihr Leibrvß bestiegen hatte, persönlich die Musterung über das stattliche, unter den Befehl des Grafen von Sckwarzburg und Gleichen gestellte Heer. Schließlich aber richtete sie an die Obristen und Hauptleute eine eindring liche Ermahnung, „die Wohlfahrt des Vaterlandes unverrückt im Ange zu behalte», und zwar allem Einbruch der Feinde in dasselbe männlich vorzubeugen, doch auch wohl zu bedenken, baß sie es mit einem sehr muthigen, unersättlichen und schlauen Feinde zu thun hätten, und sich darum nicht ver wegen in ein Tressen einzulassen, sondern alles in guter Acht zu haben". Unter frommen Segenswünschen mahnte sie nun daS rüstige und entschlossene Heer zum Aufbruche. Daß freilich dasselbe einem so glücklichen Schicksale entgegenging, konnte kein menschlicher Scharfblick vorauSsebcn. Ein Chronist will sogar wisse», daß die Kurfürstin selbst mit Uber den böhmischen Wald und bis in des feindlichen Heeres Angesicht gezogen sei, auf dem Kampfplatze das Panier ihres Herrn ausgesteckt und dem bewährten Ritter Busso von Vitzthum übergeben habe, worauf der Kampf begonnen. Indessen mangelt diese Behauptung aller Begründung und Wahr scheinlichkeit. Erwähnenswerth ist noch, daß Katharina ihren Einfluß zu Gunsten der Juden ausgenutzt zu haben scheint. In einem Mandat, das mit den Worten beginnt: „Wir Friedrich von GotteS Gnaden Herzog zu Sachsen und Katharina sein ehelich Gemahl bekennen und thun öffentlich kund" ... wird den damals hart verfolgten Juden der herzogliche Schutz zugesagt, insofern, als er sämmtlicke Juden seiner Herrschaft als seineKammerknechtegegen einen jährlichen Zins von875 rhei nischen Gulden aus sechs Jabre in seinen besonderen landes herrlichen Schutz nahm und versprach, sie bei ihrem jüdischen Recht zu schirmen und in einlaufenden Klagen auf MosiSbuch schwören zu lassen rc. Der Ebe Fricdrich's deS Streilbaren mit Katharina ent sprossen vier Söknc: Friedrick (der Sanstmüthige), Siegis- mund, Heinrich, Wilhelm, und zwei Töchter: Anna und Katha rina. Anna vermählte sich mit dem hessischen Landgrafen Ludwig dem Frommen; Katharina wurde nack dem Willen ihres Vaters Nonne im Kloster zu Seußlitz, bis im Jabre l l 10 Kurfürst Friedrich von Brandenburg die neunzehnjährige schöne Nonne von den Brüdern als K-mahl begehrte, die sie ihm auch gaben. Außer Friedrich, geboren 22. August 14>2 zu Leipzig, hatten die Eltern, insbesondere Katharina, die ihren 1428 gestorbenen Gemahl bis zum 18. December 1442 überlebte, mit ihren Söhnen wenig Glück. Siegismunv wurde Geist ¬ licher, verliebte sich als solcher in eine schöne Nonne, Adel heid von Lohme, verschwendete nach Herzenslust und trieb allerlei Unfug, bis sein Bruder ihn sestsetzen ließ. Wilhelm bekriegte seinen Bruder und behandelte sein Weib aufs Scheuß lichste, weil er nebenbei noch andere Verhältnisse hatte. Heinrich starb jung. Wie glücklich und friedereich Katharina'- Ehe mit dem streitbaren Friedrich gewesen, davon hat Letzterer selbst das unzweideutigste Zeugniß gegeben, indem er ein Vierteljahr- Hundert nach der Vermählung ihr alles Gute nachrühmt. Es geschieht dies in der Mittwoch nach Lätare 1427 vom Kurfürsten über das Leibgedinge seiner theuren Gemahlin (Grimma, Eolditz, Naunhof, Eilenburg, Groitzsch und Pegau) abgesaßten Urkunde, deren Eingang so lautet: „Ob wol vnsere Fürstliche Müdikeit zcu allen vnd jglichin, dy vnder vnsern flugeln irbehten (arbeiten) vnd wanen (wohnen) vnd an den wir gute vnd willige bereytikeit in vil- maln befunden haben, Gnade zcu strecken vnd zcu drehten pflichtig ist, dock sollen wir zcumale nicht vergetzin der, an der wirdy allergroste truwe (Treue), libe vnd fruntschaffl geprufet haben, vnsern Lande Heil vfsirstanden ist, vnd davon vnser Stammerczlichin gewachsen von Namen bat behalden, davon durch sunderliche fruntschaffl vnd libe willen, dy wir haben vnd tragin zcu der hochgeborn Furstynnen frawen Catherinn u. s. w." Dabei ist bemerkenswerth, daß Friedrich seiner Gemahlin außer der „allergrößten Treue, Liebe und Freundschaft", die er von ibr erfahren und seinerseits durch „sonderliche Freund schaft und Liebe" erwidert, sowie außer der Erwähnung, daß durch die von ihr geborene Nachkommenschaft der kur fürstliche „Stamm merklich gewachsen und Namen behalten", auch das noch von ihr rühmt, daß durch sie „dem Lande Heil auferstanden" sei! Die väterliche Verordnung wegen Katbarina's Leibgedinge wurde von den Kindern nicht allein pünktlich befolgt, sondern eS bekennen auch überdies bald nach des Vaters Tode die beiden älteren Söhne Friedrich und Sigismund in einer Mittwochs nach Gallus 1428 zu Rochlitz ausgestellten Ur kunde, daß sie sich mit der Mutter wegen der Gerechtigkeit, so ihr von dem Vater anerstorben, dahin vereint, daß sie ihr Schloß und Stadt Schmölln mit aller Mann- und Lehn schaft, auch anderen Zubchörnngen, ihr Lebtage folgen und 15 Fuder guten WeinS, so lange sie lebte, auch wenn sie nicht bei ihnen wohnen würde, reichen lasten, überdies die zu Stallung vorhanden Schafe überlassen wollten. Ueber- haupt lebte Katharina mit ihren Kindern auch fernerhin in gutem Frieden, indem dieselben ihrem mütterlichen Rath williges Gehör gaben. So regierte der erst sechzehnjährige Friedrich, als Kurfürst der Sanstmüthige genannt, zwar sofort nach des Vaters Tode selbstständig, aber doch unter Katharina'» Bciratb, sowie auch sie es war, welche nack Heinrich s Tode (1435) den drei lebenden Söhnen die am 4. Januar 1436 zu Altenburg zu Stande gekommene Theiluug des Landes rieth. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des jsultus tt«d öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Die 2. ständige Lehrerstelle in Mittelsrohna. Collator: Die oberste Schulbehörde. Das Einkommen beträgt bei freier Wohnung im neuen Schulhause nebst Garlengenust 1200 Gebalt und 200 im Voraus gewährte I. Nlterszulage. Be- werbungsgesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis zum 28. September bei dem K. Bezirksschulinipector Schulrath Richter in Chemnitz einzureichen. Fsurlleto«» Kleine Vergeßlichkeiten. Humoreske von Franz Pauli- Berlin. N^chkruck vertct n. In der Suppe war Zu viel, an den Kartoffeln zu wenig Salz; das Fleisch war zu wenig ausgebratcn, der Kuchen bei nahe verkohlt. Auf Klara's Gesicht aber war deutlich zu lesen, daß sie der Köchin gekündigt habe. So bewegte sich das Tischge spräch mühselig und hinkend zwischen einsilbigen Worten, dis das Tischtuch wcggenommcn war und ich mir meine Cigarre ansteckte. „So ein Mann hat's doch schön!" — begann Klara — „sitzt da — raucht und freut sich seines Lebens!" „Eigentlich giebt es doch keinen Grund" — wagte ich ein zuwenden — „warum nicht auch die Frau dasihen, rauchen und sich ihres Lebens freuen sollte!" „Ja! Wenn sie nur keinen Mann hätte!" „Aber, Schah!" „Einen Mann" — fuhr sie unbeirrt fort — „der nichts be halten kann, was immer man von ihm verlangt, und sei es noch so wichtig!" Mit erkünstelter Gleichgiltigkeit blies ich blaue Rauchringe in die Luft und suchte mich zu besinnen, waS ich wohl vergessen haben könnte. „Ich kann mich nicht erinnern" — begann ich, den Kopf schüttelnd. „Du kannst Dich sehr gut erinnern, wenn's eine Verabredung zum Frühschoppen gilt oder eine Radtour . . ." „Oder herumzulaufen, Dinge zu besorgen, die Du beim Einkäufen vergessen hast, oder Meyer zu bestellen, was Du über sehen hast, seiner Frau zu sagen, oder " „Einen Brief in den Kasten zu stecken!" Ich vergaß vor Schrecken, an meiner Cigarre zu ziehen. „Wal für einen Brief?" „Einen Brief, den ich heute in Deinem Ueberzieher fand! Du brauchst keine solchen Augen zu machen! Ich suchte nur nach schmutzigen Taschentüchern für die Wäsche. Gewöhnlich trägst Du ja ein halbes Dutzend bei Dir herum." „Wie? Was? Wo?" „Einen Brief an Mutter, den ich Dir vorigen Montag gab." Sie holte ihn aus ihrer Tasche hervor und legte ihn etwas kräftig vor mich hin auf den Tisch. Da gab's keine Ausflucht, das sah ich sofort. „Hm! — Jetzt ist's Wohl schon zu spät, ihn aufzugeben?" fragte ich kleinlaut. Klara sah mich an, stumme Wuth in ihren Blicken. „Es ist zu dumm!" — gab ich reumüthig zu. „Ich kann mir gar nicht denken, wieso ich's vergessen habe. War's wichtig?" „Wichtig! Da fragst Du noch? Ich bat darin Mutter, mir für unfern Kleinen im großen Ausverkauf ein paar Woll kleidchen zu kaufen, die er doch so nothwendig braucht, Nun ist der Ausverkauf vorbei, und ich werde doppelt und dreifach für die Kleidchen zahlen müssen." „Nun, so werde ich für den Schaden aufkommen müssen — das ist Alles!" „Nein! Das ist nicht Alles!" Sie zog ihr Taschentuch her vor, und ich erzitterte. „Ich habe etwas gethan" — fuhr sie fort — „was ich mir nie werde verzeihen können! Es ist Alles Deine Schuld! Eine ganze Woche denkst Du nicht daran. Nie wieder werde ich Dir etwas anvertrauen. Nein! Nein! Ich will nichts wissen! Ich hasse Dich! Ich wünschte, ich hätte Dich nie kennen gelernt! — Da!!" „Wirklich, Schatz, Du bist ein bischen unvernünftig!" „Unvernünftig? Wo ich Deinetwegen Mutter und die Mäd chen beleidigt habe; und sie sind so empfindlich und immer so gut zu mir gewesen — besser, viel besser, als Du." Das Taschentuch trat wieder in Action. „Weshalb um Himmels willen sollen sie beleidigt sein?" — versuchte ich einzuwenden. „Weil sie Deinen Brief und Auf trag nicht erhalten haben? Komm, komm, Klärchen, sei keine kleine Gans!" „Ach Gott!" seufzte sie. — „Das ist'» ja nicht. Ich — ich schrieb ihnen heute Morgen einen anderen Brief — bevor ich den hier fand." „So, so! Und natürlich im Aerger?" „Ja!" „Warst Du sehr, sehr grob?" „Ach, Albert, frage mich nicht!" Sie machte ein so kreuz unglückliches Gesicht, daß ich mich bewogen sah, meine Cigarre wegzulegen, und sie zu trösten. „Du kannst ja noch einen Brief nachsenden und die Sache aufklären!" — schlug ich vor. „Aber ich habe doch so unhöflich geschrieben. Ich hielt es für so unfreundlich von ihnen, da sie doch wissen mußten, daß der Kleine die Sachen nothwendig brauche, und nicht mal eine Antwort zu geben!" „Du kannst Dich ja damit entschuldigen, daß Du ein wenig aufgeregt warst!" „Ein wenig! Es war nicht ein wenig, Albert. Die Köchin war heute schon wieder nicht zur rechten Zeit aufgestanden, und ich fürchtete, Du würdest das Frühstück nicht fertig fin.den und wieder brummig sein!" „Aber, Schatz." „Und mit mir gröhlen." „Nun, ich that's doch nicht!" „Aber Du sahst darnach aus. Du vermagst Dir gar nicht vorzustellen, wie schrecklich Du aussehen kannst, Albert!" „So! Nun, und die Köchin?" „Ich kündigte ihr, und sie wurde frech! Und dann setzte ich mich hin und schrieb den Brief." Ich schüttelte weise das Haupt. „Siehst Du, da liegt der Hase im Pfeffer! Man schreibt eben nicht Briefe, wenn man in aufgeregter Gemüthsvcr " Mit zornigem Ausstampsen unterbrach sie mich. „Zu nett von Dir, mir weise Lehren zu geben" — rief sie — „wo doch Alles Deine Schuld ist. Du wirst mit Deiner Sorglosigkeit und Vergeßlichkeit noch mein ganzes Leben zerstören. Nie thust Du, worum ich Dich bitte. Genau so war's mit der Glückwunschkarte zu Tante Aurelia's Geburtstag, die Du im Vorzimmer in der Visitenkartenschale liegen ließest: und sie bekam sie erst zwei Tage nach ihrem Fest und war so beleidigt!" l „Das ist doch längst wieder in Ordnung, nachdem ich ihr's er klärt habe." „Ja, und der Fisch, den Du vergessen hattest zu bestellen — ich hätte es mir ja auch denken können! Und Meyers waren bei uns geladen. Und ich mußte die Köchin von ihrer Arbeit wegjagen und sie darum schicken — und sie war so brummig dar über, und Du weißt doch, wie theuer die Sachen hier draußen sind!" „Jeder kann einmal etwas vergessen!" — war mein schüch terner Einwand. „Es ist nicht einmal! Es ist immer! Ich kann Dir ja keinen Brief anvertrauen, ohne daß Du vergißt, ibn aufzugeben." Ich drehte nervös an meinem Schnurrbart. Ich vergesse ja wirklich manchmal von Briefen, sogar von meinen eigenen da kam mir plötzlich ein Gedanke, der mich laut auflachen machte. Klara sah mich an mit versteinertem Antlitz. „Du bist ein entsetzlicher Mensch!" — rief sie endlich. Dann brach sie in Thränen aus. „Mit Dir kann man nicht leben — wenn Du noch lachst und spottest über mein Elend. Ich werde fortgehen und den Kleinen " „Ist ja Alles in Ordnung, Herzchen!" unterbrach ich sie, mich über ihre Schulter beugend. „Sag' mal, gabst Du mir nicht Deine Schmähepistel heute Morgen, als ich fortging, zum Aufgeben?" „Du weißt es doch!" „Na — ja — die Sache ist nämlich die, Schatz — ja — ich habe nämlich auch diesen Brief — in den Kasten zu thun — vergessen!" Eine Minute tiefes Stillschweigen. Dann gelang es mir, ihr das Taschentuch von den Augen wegzuziehen. „Das aber war doch klug von mir?" — fragte ich. „Meinst Du nicht auch?" „Ich meine" — sagte sie ganz ernsthaft — „Du solltest Dich was schämen!" Na, das that ich denn auch wirklich.
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