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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010808016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901080801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
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Amtsblatt des Königlichen Land- und Äintsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Volizei-Ämkes der Ltadt Leipzig. Anzeige« «Prei- die 6 gespaltene Petitzeile LS L. «relame» antrr dem Nedaatousstrich (LgespaUea) 7b vor d« Famtllemacht richten (»gespalten) ÜS Tabellarisch« und Ziffrrnsatz «utspmchord Häher. — Gebühre» für Nachweis»»««» «d Offerteuanaaym« LS (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nnr artt der Morge»-Lu»gLb«, ohne Postbefärdenmg «a.—, mit Pvstbestkdeoulg 7V-— Amrahmrschluß fSr Llyrig«: >b«»d-L»Sgab»r vormittag» LV Uhr. Morgsn-AaSgab«: Nachmitt»«» 4 Uhr. Bet den Mal« und Slunahmestell« f, «dm halb« Stund« facher. Anzeige» find ßet» a» di» Expedttto» z» richt»«, Di« Expedition ikWochentaa» »»unterbroch« geöffnet von früh S bi» Abend« 7 Uhr. »rock mrd Verla, von A Polz in LetHch. 95. Jahrgang. Zur Neichsfinanzreform. L2 Gleichzeitig mit der Ankündigung eines, wenn auch kleinen Fehlbetrags im Reichshaushalte durch den „Reichsanzeiger" ergeht sich die „Köln. Ztg." in einer selbst für Tagesblätter großen Umsangs ungewöhnlich raumforderndrn Betrachtung „Zur RerchSfinanzreform". Die Darlegung behandelt denn auch Vielerlei und dieFrage nach ihrer Herkunft dürste nichiausschließ- lichdieFinanzpolilikerbeschäftigen. Wirwollen vorläusig keine Vermuthungen nach dieser Richtung hin anstellen, obwohl wir als Sachsen sehr daran interessirt sind, zu wissen, wer hinter der Auseinandersetzung „steckt". Denn der langen Rede nicht einziger, aber gewichtigster Sinn ist: „Eine Finanz- reform giebt es so geschwind nicht, wenigstens nicht eine solche, wie sie die Einzelstaaten wünschen müssen. Zur Durch führung der ReichSsinanzreform im Sinne der Einzelstaaten erscheinen uns jedenfalls die Aussichten so ungünstig als nur möglich". So die „Kölnische Zeitung" nachdem sie die Nothwendigkeit, die Matricularbeiträge zu beseitigen oder auf ein erträgliches Maß herabzusetzen, einer „reinlichen Scheidung" zwischen den Finanzen deS Reiches und den Einzelstaaten überzeugend dargethan hat. Die Aussichts losigkeit ergiebt sich für den Verfasser in erster Reihe außer der ausschlaggebenden Stellung des CentrumS, das auS parteiegoistischen Erwägungen nicht will: „Die Sicherung der Einzelstaaten vor den Ansprüchen des Reiches erscheint dem Centrum .... durchaus nicht mehr in dem selben Maße erstrebenswerth, wie dies früher der Fall war. . . . Es hängt dies damit zusammen, daß im Centrum gegenwärtig eine c entralistische Strömung herrscht im Gegensätze zu seiner früheren Haltung, die vorzugsweise durch particula risti jche oder föderalistische Anschauungen bedingt wurde. Und diese Er scheinungwurzeltwiederinder Machtstellung, welche das Centrum im Reicks tage erlangt hat, während sein Einfluß in den meisten Einzelstaaten nicht zu einer solchen Höhe gediehen ist. Infolge dessen ist es nur natürlich, wenn diese Partei ihre Ziele besser von der Stelle der Centralgewalt aus fördern zu können glaubt, somit die Interessen der Einzelstaaten in de» Hintergrund treten läßt. Für die erwünschte Berücksichtigung der Einzelstaaten ist damit die Frage ungünstiger geworden, als sie früher war, und die Klagen der einzelstaotlichen Finanzminister werden voraussichtlich verhältnißmäßig wenig Eindruck machen, zumal da Bayern, dessen Verhältnisse vielleicht noch am meisten auf das Centrum eia- wirken, neben Preußen am ersten die Ansprüche des Reiches er tragen kann". Dieser Feststellung kann man nur zustimmen. Der Ultra- montanismus, der Vater aller Hindernisse, bat den Standort gewechselt. Er ist in die Festung, die er zu Falle bringen will und gegen die er früher von außen seine Minen gelegt, ein gezogen und setzt hier das Geschäft in unveränderten Formen fort. ES ist ganz richtig, was die „Kölnische Zeitung" sagt, Sachsen, das sich erfrechte, dem Centrum Reichstags- und Landtagsmandate gänzlich vorzuenthalten, wäre der letzte Staat, in dessen Interesse die Klerikalen ihre neuere Taktik ändern würden. Vollständig jedoch ist die Darstellung der „Köln. Ztg." nicht. Das Centruin dankt seinen übermächtigen Einfluß keineswegs ausschließlich seiner Machtstellung im Reichstage, eS „regiert" in erster Reihe Dank der Duldung des Regiments in Berlin und den dort wieder aufgelebten Neigungen und Velleitäten, die man mit Friedrich Wilhelm IV. begraben glaubte. Im Reichstage verfügt dasCentrum, alle seineAnhängsel dazu gerechnet, noch nicht über ein Drittel, im preußischen Abgeordnetenhause noch nicht über ein Viertel der Sitze, in der bayerischen Kammer hat eS die Mehrheit. Und dennoch ist die Partei in Bayern nicht in der Weise ausschlaggebend wie im Reiche. Wir geben uns über die Kraft gewisser klerikal-höfischer Münchener Strömungen keinen Illusionen hin. Aber die Macht, die der Minderheit in Preußen und im Reiche einge räumt ist, steht der Mehrbeit in Bayern nicht zu. Diesen Punct hätte die „Köln. Ztg.", die in ihrer längeren Betrachtung sonst nach Vollständigkeit strebt, ebenso berühren sollen, wie sie sich die Frage hätte vorlegen müssen, ob denn ihre Resignation gegenüber der parlamen tarischen Machtstellung des CentrumS begründet und vielleicht sogar nicht sträflich sei. Um Sachsen auS Finanzschwierigkeiten, die auS dem BundeSverbältnisse resultiren, zu befreien, wird das Centrum, das haben wir schon gesagt, keinen Finger rühren. Oldenburg, Weimar u. s. w. haben auch nicht auf Gnade zu hoffen. Aber in Baden, in Württemberg und namentlich in Bayern liegen die Dinge nicht so einfach. Das Urtheil der „Köln.Ztg." über die Finanzlage Bayerns, die diesem Staate eine Finanzrcform entbehrlich mache, wird Frhr. v. Riedel, werden aber auch die bayerischen katholischen Bauern nicht unterscbreiben. Wenn daS Cen trum sich auS politischen Machtrücksichten weigert, diese Staaten „vor der Gefahr der Vcrdorrung" zu schützen — diese Wendung entlehnen wir der „Köln. Ztg." —, so spielt es ein hohes Spiel. Reichstags- und Landtag-Wahlen, die die Frage nach der Berechtigung einer solchen Politik gerade beim Centrum als Parole böten, könnten sehr Übel ausfallen, um so übler, als in Altbayern, Untersranken, Baden und Württemberg die Klerikalen ihre partikularistischen, richtiger reichSdestructiven Anziehungsmittel, mit denen sie trotz der in Berlin beobachteten „centralistischen" Haltung nach wie vor operiren, bei einem Kampf um eine — allerdings scheinbare — Stärkung deS Reiches aus Kosten der Lebensfähigkeit der Einzelstaaten, in der Tasche behalten müßten. In eine Wahl bewegung einzutreten, in der das Centrum im Süden die National liberalen Reichsgegner nennen müßte und die Natioualliberalen dem Centrum Böswilligkeit gegen die Einzelstaaten vorwerfen könnte, ein solche» Wagniß wird sich in Bayern die von den Bauernbündlern bedrängte Partei zweimal überlegen. Freilich Mittel bedarf eS zu einer ReichSsinanzreform. Diese, bemerkt die „Köln. Ztg." zutreffend, sind zur Zeit nicht flüssig. Und bezüglich der Beschaffung, mriut das Blatt, werde der Reichsschatzsekretär voraussichtlich wenig Glück damit haben, wenn er im nächsten Jahre den Versuch machen wollte, dem Reiche neue erbebliche Steuerquellen zn erschließen. „Wir glauben nicht, daß der Reichstag dazu die Hand bieten wird, weil man erst die finanzielle« Wirkungen de» neuen Zolltarif» abwartrn muß, bevor von der Be willigung anderer Steuern die Rede sein kann." Andere „Steuern" im Vergleiche zu den Schutzzollsätzen „ist gut" und vortrefflich ist auch die Vertröstung bis zu dem Zeitpunct, wo man die finanziellen Wirkungen einigermaßen wird schätzen können; bis dahin wird wenigstens daS Jahr 1906 heran gekommen sein. Vom nächsten Jahre erwarten auch wir nichts für neue Einnahmequellen, vom NeichSschatzamt er warten wir in diesem Puncte überhaupt nichts als die For- mulirung etwaiger Steuergesetze. Daß aber die Finanz politik dessen Sache nicht ist, sondern die deS Reichskanzler, giebt die „Köln. Ztg." zu in einer Auseinandersetzung über die Nothwendigkeit einer starken Stellung der ReicbSsinanz- verwaltung, mit der sie ihre Betrachtung schließt. Dieser Passus ist auch politisch recht interessant und eS wird auf ihn wie auf manches Andere in dem Artikel noch zurückzu kommen sein. Für heute nur noch so viel, daß Sparsamkeit in der ReichSverwaliung, die die „Köln. Ztg." als vorläufiges Auskunftsmittel dem Kanzler empfiehlt, eine Tugend ist, mit deren ausschließlicher Pflege im Reiche den Einzelstaaten uur geholfen wäre, wenn sie der Wehrhaftigkeit zu nahe träte, llnd das will auch die „Kölnische Zeitung" auSgesprochener- maßen nicht. Kaiserin Friedrich -j-. (-) Homburg v. V. Höhe, 7. August. Zur gestrigen Frühstückstafel und gestrigen Abendtafel beim Kaiser paare waren geladen der Oberstkämmerer Graf zu SolmS- Baruth und der HauSminister v. Wedel. Der Kaiser hörte heute Vormittag den Vortrag deS Reichskanzlers Graf v. Bülow, deS Chefs deS Mrlitär- cabinetS Graf v. Hü lse n-H ä se ler und deS OberstkämmererS Graf zu SolmS-Baruth. (-) Darmstadt, 7. August. (Telegramm.) 'Der Groß herzog begab sich, wie die „Darmstädter Zeitung" berichtet, gestern Vormittag nach Schloß FriedrichShof und kehrte Nachmittags wieder nach Wolfsgarten zurück. (-) London, 7. August. (Telegramm.) Nach den gegenwärtigen Dispositionen begeben sich der König und die Königin in Begleitung der Prinzessin Victoria und deS Prinzen Nicolau» von Griechenland Freitag nach Homburg, um Sonntag dem TrauergotteSdienste in Cronberg beizuwohnen. (-) London, 7. August. (Telegramms Der Lord mayor von London hat nachfolgendes Telegramm deS Kaisers Wilhelm auS Homburg erhalten: „Ich bin über aus dankbar für den Mir im Namen der Bürgerschaft Londons übermittelten Ausdruck herzlicher Sympathie bei Meinem großen Verluste." D München, 7. August. (Telegramm.) Im Rath hause ist folgendes Telegramm eingetroffen: „Homburg v. d. Höhe, 6. August, AbendS 8 Uhr. Dem Gemeinde collegium der Königl. Haupt- und Residenzstadt München sende Ich Meinen wärmsten Dank für den Ausdruck treuer Theilnahme an Meinem unersetzlichen Verluste. Wilhelm H" (-) Kiel, 7. August. (Telegramm.) Wie die „Kieler Zeitung" berichtet, hat da» Schulschiff „Charlotte" Be fehl erhalten, von Christiansund nach Bremerhaven zu gehen, wo sich Prinz Adalbert auSschiffen wird, um sich nach Homburg zu begeben. Die „Charlotte" wird am Donners tag in Bremerhaven eintreffen. (Wiederholt.) VeilcldSkundgebungeu. (-) Berlin, 7. August. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" giebt ein Lebensbild der Kaiserin Friedrich und fährt sodann fort: In ihrer Ehe fand die Heimgegangene Kaiserin und Königin das höchste Glüch in der Erziehung ihrer Kinder di« vollkommenste Befriedigung und Freude. Um so größer war deshalb ihr Schmerz, als der unerbittliche Tod ihr zwei blühende Söhne in jugendlichem Alter entriß. Aber »och schwererer Kummer sollte ihr bevorstehen. Schon im Jahre 1887 machten sich beim Kronprinzen Anzeichen seiner tückischen Krankheit bemerkbar. Die ärztliche Kunst und die hingebende Pflege der Heimgegangenen Kaiserin vermochten nicht, ihn zu retten. Kaum drei Monate, nach dem er den Thron seiner Väter bestiegen, sank er ins Grab, tief betrauert von der nun verwittwetm Kaiserin, vom königlichen Hause und vom ganzen deutschen Volke. In Gemeinschaft mit ihrem er habenen Gemahl nahm die hohe Verstorbene den regsten Antheil an der Entwickelung von Wissenschaft und Kunst. Insbesondere für letztere besaß sie ein vom feinsten Verständniß getragenes warme» Interesse und ließ ihr allzeit die wohlwollendste Förderung zu Theil werden. Nicht minder aber widmete sie den Werken barmherziger LiebeSthätigkeit, den Bestrebungen zur Hebung der ärmere» BolkS- classen und der Pflege der Volksgesundheit ihre lebhafte, vom schönsten Erfolge gekrönte Theilnahme. Dieselben Dinge waren e» auch, denen sie im Wittwenstand« unablässig ihre Thätigkeit und Fürsorge znwandte. Nun ist sie in dem von ihr geschaffenen schönen Schlöffe FriedrichShof in die Ewigkeit eingrgangen nach einem Leben, das nach Gotte» Rathschluß mit d«m reichsten Segen auS- grstattet, aber auch vom bittersten Leid heimgesucht war. (-) Homburg ». tz. Höhe, 7. August. (Telegramm.) Weitere Beileidskundgebungen sind ringelausen von dem Khedive von Egypten, den Erzherzogen Friedrich und Ludwig Victor, dem Sultan von Zanzibar, dem Fürsten uud der Fürstin DonnerSmarch, demMayor von Canterbury, dem CardinalK opp, dem Erzbischof StablewS ki, dem Grafen und der Gräfin Bentinck, dem Herzog und der Herzogin von Bucclruch, dem Patriarchen der armenischen Katholiken in Pera, der Fürstin Metternich-Sandor, der Genoffenschaft der Rheinisch-Westfälischen Malteser DrvotionSritter, der deutschen Colouie in Oporto, der deutschen Colonien in Hongkong, der deutschen Liedertafel Zana en Vriendschap in Harlem, vom Prinzen Napoleon aus Brüssel, Präsidenten Campo« Salle« au» Rio de Janeiro, Herzog Philipp von Orleans auS Marienbad, Erzherzog Eugen, vom Mayor von Richmond, von den deutsche« Officierra de» Beurlaubteustaode» in London, vom deut schen Militärverein in England, vom Sindaco von San Remo, von» Grafen von Turin, der deutschen Colonie in Sofia und vom Lord Provost von Glasgow, von der dentschen Colonie in Valparaiso und Mexico, sowie von Estrada, dem Präsidenten von Guatemala, von Porsirio Diaz, dem Präsidenten von Mexico, von Prinz Philipp von Coburg und Prinzessin Clementine von Orleans. K Dresden, 7. August. König Albert hat anläßlich de» Ablebens der Kaiserin Friedrich auch eine allgemeine Armeetrauer angeordnet. (-) München, 7. August. (Telegramm.) Der Prinz- Regent hat wegen des Ablebens der Kaiserin Friedrich eine vierwöchige Hoftrauer bi- einschließlich zum 3. Sep tember angeordnet. -r- Gera, 7. August. AuS Anlaß deS Ablebens der Kaiseren Friedrich hat der fürstliche Hof, der jetzt in Ebers dorf weilt, eine vierwöchige Hoftrauer angelegt. (-) Petersburg, 7. August. (Telegramm.) AuS Anlaß deS Ablebens der Kaiserin Friedrich ist eine Hoftrauer von vier Wochen, beginnend mit dem gestrigen Tage, an geordnet worden. Der Minister deS Auswärtigen Graf LamSdorsf, die Mitglieder deS diplomatischen Corp», auch der außerordentliche marokkanische Botschafter, der Oberhof marschall Fürst Dolgorucki, sowie zahlreiche hohe Hof-, Militär- - und Civilwurdenträger und Herren und Damen der Hofgesellschaft statteten dem deutschen Botschafter Besuche ab, um ihrem Beileid auS Anlaß deS Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich Ausdruck zu geben. DaS „Journal de St. PöterSbourg" schreibt zum Ab leben der Kaiserin Friedrich: Die Heimgegangene Kaiserin wird allgemein verehrt wegen ihrer hervorragenden Herzen»- und GristeSeigenschaften; die ganze Welt ist in tiefer Ergriffenheit Zeuge der HerzenSqual gewesen, die sie während der Krankheit des von ihr mit so großer Hingebung ge pflegten Kaisers Friedrich erduldet hat. DaS ganze deutsche Volk nimmt Theil an der Trauer, welche da» kaiserlich« Hau» getroffen bat, und auch in Rußland wird in Anbetracht der engen ver- wandtfchaftltchen Bande, welche di« Kaiserin Fri«drich und unser geliebte» Herrscherpaar umschlangen, die Todesnachricht nicht verfehlen, lebhafteste Theilnahme und aufrichtige Trauer zu erwecken. (D Kopenhagen, 7. August. (Telegramm.) An Bord des Schulschiffes „Moltke" wurde in Anwesenheit des Königs, deS Kronprinzen und deS Prinzen Christian von Dänemark, die deutsche Uniform trugen, des Minister präsidenten Deuntzer, deS Kriegsministers, deS Marine- ministerS, deS gesammten diplomatischen Corps, deS deutschen Gesandten v. Schön und deS Personals der deutschen Ge sandtschaft, vieler hoher Würdenträger und der Mitglieder der deutschen Colonie heute Vormittag auS Anlaß deS Ab lebens der Kaiserin Friedrich ein Trauergottesdienst abgehalten. Als der König von Dänemark daS Schiff betrat, wurde die dänische Flagge gehißt und der Königssalut ge feuert. Die Cadetteu bildeten die Ehrenwache. (-) Konstantinopel, 7. August. (Telegramm.) Die Generaladjutanten de» SultanS Marschall Schakir Pascha und Marschall Kamphövener Pascha, sowie der Ober- ceremonienmeister Ibrahim Pascha besuchten heute den Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg und sprachen ihm die Theilnahme des Sultans anläßlich de» Hinscheidens der Kaiserin Friedrich auS. (D Gan Sebastian, 7. August. (Telegramm.) Alle Mitglieder des diplomatischen CorpS, dis sich zur Zeit hier aufhalten, habeu dem deutschen und dem englischen Bot schafter ihr Beileid au» Anlaß de» Ableben» der Kaiserin Friedrich zum Ausdruck gebracht. (-) Part Laut« (Mauritius), 7. August. (Telegramm.) Alsbald nach Eingang der Nachricht vom Tode der Kaiserin Friedrich wurden die Flaggen auf dem „Ophir", den Kriegs schiffen und Handelsfahrzeugen im Hafen, sowie auf den Fort» und den öffentlichen und Privat-Gebäudeu am Hafen halbmast gebißt. Der Herzog und die Herzogin von Corn wall und Dork verbrachten den gestrigen Tag in stiller Zurückgezogenheit. k. Potsdam, 7. August. (Privattelegramm.) Alle Vorbereitungen für die Beisetzung der Kaiserin in Potsdam werden bereits jetzt getroffen. Unmittelbarneben dem Sarkophag Kaiser Friedrich'» in dem Mausoleum der FriedenSkirche befindet sich die Marmorplatte, welch« die für seine Gemahlin bestimmte Gruft zudeckt. Die Platte wird in den nächsten Tagen entfernt, da» Mausoleum soll von morgen ab schon für den öffentlichen Verkehr geschloffen werden. Da« Neue Palais ist seit Dienstag laut Bekanntmachung deS Oberhofmarschallamte» für den Fremdenverkehr gesperrt, weil dort schon jetzt mit den Vorbereitungen für die Trauerfeier lichkeit begonnen wird. Auch di« Stadt Potsdam trifft für eine würdige Dekoration der Straßenzüge, welche der Leichen- zufl passirt, Vorkehrungen. Der Magistrat trat dieserhalb DieoStag unter dem Vorsitz de« Oberbürgermeister» zu einer Sitzung zusammen. Namentlich da» Brandenburger Thor soll einen imposanten Trauerschmuck erhalten. Die Beisetzung selbst wird sich ähnlich gestalten, wie die de- Kaiser» Friedrich. Nach dem Eintreffen der Leiche auf der Wildparkstation wird dieselbe zunächst nach dem Neue» Palai« übergeführt und dort in der Ia«pi«galerie aufgrbahrt. Zu Haupt« der Verblichenen wir» der berühmte Raphael'scke ChristuSkopf mit der Dornenkrone, welcher Eigenthum der Krone ist und in der Gemäldegalerie Frirdrich'S de» Großen in San-souci gewöhnlich seinen Platz bat, angebracht werden. In der Ia-pi»galerie wird auch die eigentliche Trauerfeier stattsind«, worauf der Sarg auf de» mit seih« Pferd« bespannt« Leichenwagen des könig lichen Hause« getragen wird; alSdaun nimmt der Trauer zug sein« Weg durch den für da« Publicum gänzlich ab gesperrten Park von Sanssouci nach dem Mausoleum. In der Nähe de« Obelisken verläßt der Trauerzug den Park und betritt städtisches Gebiet von Potsdam. Aus der Strecke, wo Straßen pasftrt werden, wird da- große Publicum Ge- ltgeuheit haben, den Zug zu sehe». Auf dem ganzen Wege werden Trupp« Spalier bilden, ebenso auch Vereine und Corporation«. Im Mausoleum werden bei der Beisetzung nur die Angehörigen deS Kaiserbause», die Minister und höchsten Hofbeamten, sowie die Vertreter fremder Staaten zugegen sein, da der beschränkte Raum eine größere Anzahl von Leidtragenden nicht faßt. („Nat.-Ztg.") * Zur Armee hat die verstorbene Kaiserin in folgendem BerhLttniß gestanden: Sie hat in ihrer Eigenschaft al» RegimentSchef dem preußischen Heere nahezu vierzig Jahre angehört. Am 18. Oktober 1861, am Tage seiner Krönung in Königsberg, ernannte König Wilhelm seine Schwiegertochter zum zweiten Shef de» Lrib-Husaren-Regimeut» Nr. 2, und in der Uniform dieses Regiment» pflegte die Verstorbene zu erscheinen, wenn sie Manöver», Besichtigungen rc. zu Pferde bei- wohnte. Als Königin von Preußen war sie vom 9. März bi» lö. Jnui 1888 Chef des Kürassier-Regiment» Königin Nr. 2, da» seit den Tagen der Königin Luise Leib-Regiment der Königinnen ist, und am 22. März 1888 wurde sie auch alleiniger Ches ihre» Posener Husaren-Regiment-, da- seitdem ihren Namenszug auf den Schulter stücken führt. Endlich wurde die Kaiserin von ihrem Sohn, dem regierenden Kaiser, am 18. Oktober 1897, dem Tage der Enthüllung de» Denkmal» Kaiser Friedrich'» in Wiesbaden, zum Ehef de« in Wiesbaden und Homburg stehenden Füsilier-Regiment« von CerS- dorff (Hessisches) Nr. 80 ernannt, da- anf den Wunsch der Ver storbenen bekanntlich vor Kurzem eine besondere Auszeichnung in Gestalt von Stickereien für die Officiere »nd Litze» für die Mann schaften erhalten hat. Die Wirren in China. England unterzeichnet nicht! * Landon, 7. August. (Telegramm.) „Reuter'S Bureau" meldet aus Peking vom 6. August: Di« Gesandten hatten verein bart, daS Protokoll heute zu unterzeichnen. Der britische Gesandte Satow benachrichtigte jedoch gestern Abend seine College», England könne nicht unterzeichnen. Satow gab hierfür keine Gründe au. Die Versammlung der Gesandten ist daher auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Die Franzosen in Süd-Lhtna. Nachdem die Pacifikation in Nord-China in befriedigender Weise durchgeführt ist, treten andere, bisher weniger beachtete Probleme der „chinesischen Frage" wieder m den Vordergrund. Ueber eines der wichtigsten schreibt man uns aus Hongkong, Ende Juni: Wenn es auch hier bekannt ist, daß die Franzosen seit Jahren in den südlichen Provinzen Chinas eine rege Thätigkeit entfalten, so ist es doch auffallend, daß diese Regsamkeit im Laufe der letzten Monate ganz bedeutend gestiegen ist. Ihre in Kanton stationir- ten Kreuzer und Kanonenboote — eS sind stets mehrere dort — begnügen sich nickt damit, zum Schutze der europäischen Bewohner der friedlichen Insel Shameen bereit zu liegen, sondern sie haben ihre Zeit auch sonst ausgenutzt. Zunächst haben sie sich damit befaßt, auf die Flußpiraten Jagd zu machen, die seit der Abreise des gestrengen Li-Hung-Tschang mehr denn je ihr Unwesen treiben, und sie haben mehrfach den verantwortlichen Mandarinen stattliche Geldsummen als Strafe für verübte Piraterie auferlegt und prompt eincassirt; so in einem Falle eine Summe von circa 80 000 Dollars. Dann haben sie auf den vielen Armen, Neben flüssen und Mündungen des West-Rivers Vermessungen vorge nommen. Unterdessen ist man auch am Lande nicht müßig ge wesen, und es hat sich in Shameen eine Filiale der französisch indischen Bank aufgethan, der sich nun auch ein französisches Postamt zugesellt hat, das Marken mit französischem Ueberdruck verkauft. Dazu ist eine Schifffahrtslinie eröffnet worden, die auf kleinen Dampffahrzeugen chinesische Passagiere und Fracht güter von Kanton nach dem südlicher gelegenen Kwang-tschauwan befördert, das seit 1898 unter französischer Occupatwn ist, und eine andere Linie treibt ähnliche Fahrt zwischen Kanton und Hongkong, so daß überall in dem Delta des West-Rivers auf seinem Oberlauf und an der Küste südlich seiner Mündung die blau-weiß-rothe Tricolore vor allen anderen Nationen den Vor rang hat. Alle diese Momente beruhen wohl kaum auf einem zufälligen Zusammentreffen, sondern sie entspringen augenscheinlich dem Streben nach einem bestimmten Ziel, zur Erreichung dessen es zunächst nothwendig oder erwünscht ist, in Ermangelung vor handener gesunder Handelsinteressen künstlich politische Inter essen zu schaffen. Einen wirksamen Hebel haben die Franzosen hierbei überdies in den französischen Missionen, die in ganz Süd-China überall zerstreut und zahlreich vorhanden sind. Dabei sind, wie bereits angedeutet, die wirklichen Handelsinteressen Frankreichs, wie überhaupt in China, so auch in Südchina, die denkbar geringsten, und sie halten jedenfalls keinen Vergleich auS mit denen der an- dcren in erster Reihe zu nennenden Mächte. Der französische Handel im Gebiete des West-River befaßt sich im Wesentlichen nur mit dem Export von Rohseide nach Frankreich. Allein in diesem Geschäftszweige ist, um einen Vergleich mit unseren Interessen anzustellen, derdeutscheHandelinKanton dem französischen um ein Vielfaches über legen, wobei doch der deutschen Handel in Rohseide nur einen Theil des deutschen GesammthandelS bildet, der sich im Uebrigen sowohl mit der Ausfuhr einer Reihe von anderen chinesischen Artikeln als mit dem Import befaßt. Dem entspricht auch die Anzahl der Firmen in Kanton, wo vier französischen Geschäfts« Häusern neun deutsche gegenüberstehen. In diesem Zusammenhänge ist vielleicht ein Artikel der „Hongkong Daily Preß" nicht ohne Interesse, der kürzlich an leitender Stelle erschien, au» Anlaß eines Reuter-Telegramme», nach welchem der Gouverneur von Französisch Indo-China, der zur Zeit zu Hause weilt*), eine Gesellschaft mit einem Capital von 70 Millionen Francs gebildet habe, zur Erbauung einer Eisenbahn nach Uünnan, der chinesischen Provinz, die unmittel bar nördlich an Französisch-Tongking grenzt. Darin heißt es u. A.: „Von den Haupthandelsstaaten Eng land, Deutschland, Amerika und Japan würde jeder dem fran zösischen Handel gern den Wettbewerb in Uünnan gönnen; e» *) Ist inzwischen Wied« zurückgereist. Aum. d. Red.
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