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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001114013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900111401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900111401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-11
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Äintsvlatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes und Nolizei-Äintes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Pktitzeile 25 Reclamen unter dem Redactionsstrich (4gesvatten, 75 vor den Familiennach- richteu gespalten) 50 ,H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lsfertenanuahnie 25 H (excl. Porto). Ertra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürdrrung ./L 60.—, mit Postbesörderung 70.-. Ännahmeschluß fir Anzeige»: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an di» Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz io Leipzig. 58V. Mittwoch den 14. November 1900. 94. Jahrgang. wieder ein-1 > worden ist, f Bildung im Reicks- lctzten Be- Iesu von Die Wirren in China. Die Forderungen der Mächte. „Wolff's Telegr. Bureau" berichtet aus Peking unter dem 12. November: In der letzten Sitzung der Vertreter der Mächte in Peking wurden die Puncte, über die eine end- giltige Einigung erzielt worden ist, vorbehaltlich einer genaueren Redaction folgendermaßen festgestellt: Der Eingang der Note soll ihren Charakter als ckäoisiou irrövooablo fest stellen. Sodann erhält unter den an die Chinesen zu stellenden Ansprüchen den ersten Platz die Forderung einer nachBerlin zu entsendenden, von einem chinesischen kai serlichen Prinzen zu führenden Mission, die Vas Bedauerndes Kais« rs von China und der chine sischen Regierung über die Ermordung des Gesandten Freiherrn von Ketteler aus drücken soll. Außerdem ist auf dem Schauplätze der Unthat ein entsprechendes Denkmal mit lateinischer, deut scher und chinesischer Inschrift zu errichten, die ebenfalls dem Bedauern über die geschehene Frevelthat Ausdruck giebt. Demnächst soll China die Rädelsführer, die zum Theil bereits in dem chinesischen Edicte vom 25. September, zum Theil von den Vertretern genannt sind, bez. noch genannt werden, mit dem Dove bestrafen. Die chinesische Regierung soll weiter zwei Jahre lang in allen Unterpräfecturen eine kaiserliche Verordnung anschlagen, die 1) die Mitgliedschaftander Secte der Boxer mit dem Tove bedroht, 2) die über die Schulvigen verhängten Strafen veröffentlicht, 3) die Vicekönige, sowie Vie Prooinzial-Localbeamten für die Ordnung in ihren Bezirken verantwortlich macht, unv Vie Bestimmung trifft, daß solche Beamte, di« neue Vertragsverletzungen und Be lästigungen ver Fremden zulasten, sofort abgesetzt werden und niemals andere Stellen erhalten dürfen. Auf jeder fremden oder internationalen Begräbnißstätte, deren Gräber während ver Wirren profanirt worden sind, muß die chinesische Re gierung ein Sühnedenkmal errichten. Das Tsung li Namen soll vollkommen reformirt, auch der Verkehr der Gesandten mit dem Hofe in einer Weise neu geregelt werden, die von den Mächten des Näheren zu bestimmen ist. China muß den Mächten für Staat und Private «ine entsprechende Ent schädigung leisten. Die zu zahlenden Summen begreifen, ! wie ausdrücklich hervorgehoben wird, auch Beträge in sich, die solchen Chinesen gezahlt werden sollen, die im Dienste der Fremden Schaden erlitten haben. Das Verbot der Ein führung von Waffen nach China wird bis auf Weiteres aufrechterhalten. Jede einzelne Macht erhält das Recht, für ihre Gesandtschaft eine ständige Schutzwache zu halten. Das Gesandtschaftsviertel, wo Chinesen nicht sollen wohnen dürfen, wird in Vertheidigungs- zu stand gesetzt. Die Befestigung von Taku und etwaige andere, die die freie Derbinvung Pekings mit dem Meere hindern könnten, sollen geschleift werden. Die Mächte werden einzelne Puncte zwischen der Hauptstadt und dem Meere bestimmen, die militärisch besetzt werden, um jeder Zrii eine unbehinderte Communrcation zwischen dem Sitz« der Gesandtschaften und der See zu gewährleisten. Sonstige Meldungen. "London, 13. November. Zu der Nachricht von der Aus lieferung der Bahn von Taku nach Schanhai- Iktvan an die Engländer sagt die „Morning Post«: Wenn die Nachricht wahr ist, würde sie ein Beweis der Loyalität und I Einsicht der russischen Regierung sein. Wäre es einem russischen I Truppenführer gestattet, sich britischen Eigenthums mit Gewalt I zu bemächtigen, so wäre ein Zusammengehen Englands mit Ruß- I land eine Absurdität, und England müßte nothwendiger Weise I Schritte thun, um da» reguläre EigenthumSrecht sicherzustellcn. I Wollte ein Staat das dem anderen gehörende Eigenthum beschlag- I nahmen, so wäre das die simpelste Form einer Herausforderung. I Es war deshalb unwahrscheinlich, daß die Acte, über di« I Klage geführt wird, etwa mit Vorwiffrn oder Sanction der I russischen Regierung geschehen wären. Die Zurückgabe der Bahn I giebt ein gutes Ohmen für die Bewahrung der Eintracht der Ver- I kündeten. sWdrhlt.) * Petersburg, 13. November. (Telegramm.) „Nowoje I Wremja- berichtet au» Merg«n in der Mandschurei unter Daß diese Abneigung kürzlich nach längerer Zeit mal von einem Priester bekundet und begründet läßt die Wievereinbringung des ZesuitenaulrazS tage sehr Wünschenswerth erscheinen. Bei der rathung des Gegenstandes ist die Gesellschaft liberaler Seite viel zu nachsichtig beurtheilt worden. Zn wenigen Stunden wird die Thronrede vorliegen I und mit ihr vermuthlich die Aufzählung der Gesetzentwürfe, I die den Reichstag beschäftigen sollen. Cs ist also in diesem I Augenblicke zwecklos, die Arbeitslast noch einmal schätzungs-1 weise zu bestimmen. Den politischen Stempel wird die I Session von dem erhalten, was mit Bestimmtheit erscheinen I wird. Dahin gehört der „Nachtragsetat" für die chine-1 fische Expedition. Er selbst ist bereits veröffentlicht, aber f die ihm bcigegebene Denkschrift stehl noch auS; eine Zerreißung I der Publikation, die schon häufig beliebt worden ist, aber ge-1 wohnlich von politischen Nachtbeilen begleitet war. Das I Unheil muß bis nach gründlichem Studium dieser Begründung verschoben werden. Einstweilen wird vielfach neben dem Er- I staunen über die Höbe dieser erstmaligen Forderung für I China Tadel laut, weil die Regierung die Bezeichnung „In-1 demnität" vermeidet. Wir haben schon vor Wochen und seitdem I wiederholt erklärt, auf diese Formalität kein Gewicht zu legen. > Wenn die Ueberschreitung des Etats nur vorläufig politisch! gerechtfertigt werden kann, „auf das Wort kommt's da nicht I an". Erschwert hat sich die Negierung ihre Stellung bereits durch ein finanziell geringfügiges Verlangen. Obwohl sie! weitere Forderungen in Aussicht stellt, glaubte sie schon jetzt I eine Position für die Kosten einer Medaille für die I Teilnehmer der China-Expedition einsetzen zu müssen. Niemand wird unseren braven Kämpfern eine Denkmünze vorenthalten wollen, aber daß man jetzt an solche Dinge denkt und ihnen sogar gesetzgeberische Gestalt geben will, giebt den Gegnern der Expedition eine Handhabe zum Spott, die ihnen wegzunehmen die durch andere Aeußerlichkeiten ver ärgerten Freunde der Chinapolitik an sich wenig Lust be zeigen. Diese Kleinigkeit gehört eben auch in das Capitel der DiscontirungSpolitik. Im Ganzen und Großen scheinen sich die maßgebenden Parteien in der Kritik der China-Politik Zurück haltung auferlegen zu wollen, und der „Vorwärts", der einen „Reichstag drS Gerichts" ankündigt, wird Unrecht be halten, und zwar unter Billigung der großen Mehrheit des deutschen Volkes, dessen Stimmung sich schon bei den letzten NeichstagSnachwahlen als eine den Mandarinenfreunden abgeneigte gezeigt hat. Zm Centralvorstande der national liberalen Partei wurde der die Entschiedenheit deS deutschen! Vorgehens in China einhellig billigende Beschluß nicht gefaßt, ohne daß vorher ein für die deutsche Regierung anerkennender Vergleich mit der Politik Englands in Afrika, daS dort mit unzureichenden kriegerischen Mitteln begonnen, gezogen worden wäre. Um so schärfer hat die Vertretung der nationalliberalen Getammtpartei die ver spätete Einberufung deS Reichstags getadelt, und wie es scheint, denkt auch daS Centrum an diesem Puncte ein zusetzen. Sollte zutreffend sein, waS jetzt vielfach behauptet wird, daß nämlich nicht die berufenen politischen Stellen, sondern militärische Persönlichkeiten der Einberufung im Sommer entgegengewirkt hätten, dann müßten allerdings auch wir aufdören, die Unterlassung entschuldbar zu finden. Zur Cbinapolitik selbst drückt ein nationalliberaleö Blatt die Erwartung auS, Graf v. Bülow werde nicht ermangeln, den Widerspruch zwischen der deutschen Darstellung der Geschichte der Ernennung Walders«'» und der Erzählung, wie sie sich im französischen Gelbbuche vorfindet, aufzuklären. Wir für unfern Theil halten jedoch eine amtliche Initiative in diesem Puncte weder für nothwenvig noch für wünschenswerth Durch den Beschluß, den der nationalliberale Central vorstand in der 12000 Mark-Angelegenheit gleichfalls einstimmig gefaßt hat, ist eine parlamentarische Er örterung diese» häßlichen Zwischenfall- auch seitens der positiven Parteien gesichert. Der Umstand, daß Herr Woedtke nicht einmal einen Urlaub anzulreten veranlaßt worden ist, hat ohne Folge etwa» ProvocatorischeS an sich und ist um so weniger zu verstehen, als die Regierung doch in Erfahrung gebracht haben muß, daß in den Kreisen der Beamten ein Gefühl der Gedrücktheit sich befestigen würde, fall» für da» dem hohen Ansehen ihre» Stande» nicht förderliche Verhalten de» Herrn v. Woedtke eine Sühne nicht erfolgte. Daß die Zolltarif-Borlage in der heute beginnenden Tagung dem Reichstage zugrhen werde, wird von einigen Seiten bestritten, kann aber kaum bezweifelt werden. Die Aussichten einer verständtgung sind noch immer günstig und in den letzten Tagen gewachsen. Dena was ist es ander,« al» eia Entgegenkommen, I wenn eine von Mannern der freisinnigen Vereinigung an- Zum Zusammentritte Les Reichstages. I "regte Versammlung von Kaufleuten und Industriellen I einen gegen jede Erhöhung der Getrerdezolle ihr unter- L2 Zn einer Zeit, die für ernste Menschen ein ernstes Antlitz I breiteten Antrag „mit großer Mehrheit" abtehnt und sich trägt, versammelt sich der Reichstag. Deutschland siebt sich I darauf beschränkt, eine „wesentliche Abänderung" der bestehenden in eine militärische Verwickelung gezogen, die nicht Krieg > Handelsverträge als bedenklich zu bezeichnen? Damit stellte genannt wird, auch nicht Krieg genannt zu werden braucht, k sich die Versammlung nnd der in ihr begründete „Handelsver- doch aber in jedem Betrachte sich unterscheidet von jenen > tragsverein" auf den opportunistischen Standpunct ver Verband- älteren Fällen, in denen Ausstände in den eigenen Colonien I lung über das Maß des Schutzzolles, den einzigen, der in der zum Gebrauch der Waffen zwangen. So findet die Volks-1 Zollpolitik Berechtigung hat. Herr Richter nennt daS Vertretung einen Zustand vor, wie er seit dem Bestehen des I „Leiselreterei", aber dieser Herr über 26 Mann hat im Reiches noch niemals vorhanden gewesen ist. Ob der andere I Reichstage nichts zu sagen. Tic süddeutsche VolkSpartei hat Mann an der Spitze der Reichsregierung gleichfalls einen > sich in den Zollfragen längst von ihm geschieden und nun geänderten Zustand bedeutet, muß, wenn man von Aeußerlich-1 zieht die freisinnige Vereinigung einen wirtbsckasiLpolitischen leiten absiebt, noch dahingestellt bleiben. Die Zusammensetzung I Trennungsstrich, nachdem sie dem Richtcr'scken Nihilismus in des Reichstages bat sich, obwohl sie in einer Hinsicht, die noch I LandesvertheidigungSfragen schon vorher Valet gesagt, zu erörtern sein wird, ein neues Bild zeigt, politisch seit! Die Fiction, daß diese drei Gruppen ein Ganzes bilden, der die ter vorigen Tagung nicht verschoben. Das Centrum ist die I freisinnige VolkSpartei einen Sitz im Reichs tagsprä s i dium ausschlaggebende Partei geblieben und eines seiner beiden Haupt-! bisher verdankt, ist völlig hinsällig geworden. Dennoch möchten organe benutzt den Augenblick der Wiedrrversammlung des ! wir ihrer formellen Nichtachtung daS Wort nicht reden — Reichstags, um der Negierung zum so und so vielsten Male! «ach der Regel: quiotu, ncm movoro. Praktische Bedeutung die Freundschaft für den Fall zu kündigen, daß nicht alle hat die Fiction im Augenblicke nicht, denn seit der letzten NeichS- ultramontanen Wünsche in Erfüllung gingen. Da diese tagSsession hat diese Cvalition ihre Stellung als brittstärksle Freundschaft aber ebenso einträglich für das Centrum, wie l bürgerliche „Partei" im Reichstage eingebüßt. Auf ihren für daS Reich kostspielig ist, so wird die Drobnng nicht viel! Platz ist die nationalliberale Fraktion gerückt, die zu besagen haben. Die Nückberufung des Jesuitenordens, 50 Mitglieder und 1 Hospitanten zählt, während die die am lautesten crhobeneultramontaneForderung,wünschen I „Linke" mit 2 Hospitanten nur 49 Mann stark, zahlreiche einflußreiche geistliche Kreise thatsächlich nicht. I also um drei Mitglieder schwächer ist. Nachdem das numerische Verhältniß der bürgerlichen Parteien bei der g deS Präsidiums in den letzten Sessionen allein ausschlaggebend gewesen ist, wäre es kaum ver ständlich, wenn die nationalliberale Fraktion das Amt deS zweiten Vicepräsidenten nickt beanspruchen würde. Denn auch für die Zusammensetzung des Präsidiums gilt der Satz: czuietu von movero. dem 10. November: Eine 3000 Köpfe zählende Abtheilung Bahn arbeiter, sowie 150 Mann von der Schntzwachc der mandschurischen Eisenbahn wurden am 4. November von Tungusen an gegriffen. Die Tungusen schoflen in den Bergen aus die Russen; als die russischen Schützen einige Salven abgegeben hatten, zogen sich die Angreifer zurück. Auf russischer Teile wurde Nie mand gctödtet oder verwundet. Tie Mandschuren in Merzen er zählen, in den Wäldern hielten sich starke Tungusenbanden aus, die sich an den Russen rächen wollten. Die Wendung zum Schlimmere». Am Hofe hat Tung - fu - siang vollständig das Heft in Händen, und auch die Kaiserin -Wittwe muß sich ihm fügen, da sie auf seinen Schutz geradezu angewiesen ist. — Von der Mär, Tung - fu - siang sei mit Tuan in irgend einer Verkleidung irgendwo flüchtend in den Bergen herumgeirrt, wagen jetzt auch die unverfrorensten Lügenbolde unter den chinesischen „Gewährs männern" hier und in Shanghai nicht mehr zu reden, sie geben vielmehr jetzt zu, daß von einem Nachgeben nicht mehr die Rede sein kann, und daß Keiner der hochgestellten Haupt schuldigen, deren Haupt von den Alliirten verlangt wird, aus geliefert werden wird, so lange China es verhindern kann. Fünf von diesen Angeklagten sind jetzt von der Bildfläche verschwunden, drei durch „Selbstmord", die Prinzen Tuan und Li sind ab wesend, und nur zwei Cabinetminister befinden sich noch im Gefolge der Kaiserin - Wittwe in Singanfu, nämlich Wang- Wen - Shao und Shao - Shu - Shao; dagegen ist es jetzt gewiß, daß Aung-lu zur Kaiserin beordert worden ist. Die Be rufung Nung-lu's ist bedeutungsvoll, und man war immer gewohnt, den Namen Jung - Lu s zu hören, wenn eine neue Gemeinheit gegen den Kaiser beabsichtigt war. Er war es, der vor zwei Jahren zusammen mit Tuan und dem berüchtigten Obereunuchen Li - Lien - Ning den Tod Kwangsu's forderte und, als die Kaiserin - Wittwe dem doch nicht zustimmen wollte, die Einsperrung des Kaisers überwachte. Auch heute bereitet sich Aehnliches vor, denn wie bekanntlich aus Singanfu gemeldet wurde, sind wiederum die vertrauten Diener des Kaisers, solche, die vielleicht geneigt wären, seine Befreiung durchzusetzen, an einem Tage getödtet worden; cs waren fünfzehn Palast Beamte und Eunuchen. Dasselbe Loos traf, wie man weiß, zwei Tele graphenbeamte, welche den Verkehr zwischen dem Kaiser und Peking vermitteln wollten. Wie bereits gemeldet, hat Li - Hung - Tschang im Anschluß an seine erste impertinente Note, in der er sich wegen der Belästigung des Landes durch die militärischen Operationen gegen Pao - ting - fu beschwert, heute erklärt, daß die Be- trafung der Prinzen und hohen Würdenträger nicht geschehen kann, weil das der Würde des Reiches widerspricht. Thatsache ist, daß Tung - fu - siang neben Tuan an erster Stelle zur Aus lieferung verlangt wird, und daß, da er jetzt den Hof dirigirt, cr also selbst sein Todesurtheil zu unterzeichnen hätte. — Wie Tung - fu - siang, der thatsächlich den Hof leitet, seinerzeit die Flucht des Hofes von Peking leitete, so hat er jetzt die Kaiserin veranlaßt, Singanfu, das durch die daraufhin convergirenden mili tärischen Operationen der Alliirten immer unsicherer wird, und dessen Verproviantirung in absehbarer kurzer Zeit vollständig unterbunden sein würde, aufzugeben, und nach Tschangtu zu fliehen. Prinz Lan, der auch bei dem Staatsstreich vor zwei Jahren eine große Rolle spielte, unterstützte diese Ansicht, und da Tung - su - siang der Kaiserin drohte, sie durch einen Aufstand einer Truppen und der Mohamedaner (Tung - fu - siang ist Mohamedaner) zu entthronen, fügte sie sich, umso eher, als ihr nach Auslieferung der Hauptschuldigen die stärksten Stützen ihres Regimes genommen sein würden. Der Krieg in Südafrika. Englische Abrüstung. Von Rechts wegen ist das Wort Abrüstung noch nicht am Platze. In der Zeit vom 4. bis 20. October wurde daheim von den im Mai (zum Theil noch früher) für Garnisondienstzweckc, sowie aus Rücksichten der Landesvertheidigung einbeorderten Milizeinheiten annähernd die Hälfte entlassen. Daraus ist vielfach die unzutreffende Annahme entstanden, England habe auch die in Südafrika verwandte Miliz (30 Bataillone) zurück gezogen. Das ist nicht der Fall. Die ganz e Miliz ist noch dort. Ebensowenig ist die Garde-Brigade bisher auf die Schiffe gebracht oder auch nur nach Capstadt geschafft, obgleich schon Anfang October verkündet wurde, daß sie alsbald nach England zurückkehren werde. Der Gang der Ereignisse hat es nicht zu gelassen. Nach der „Army and Navy Gazette" vom 3. November ist die Heimkehr dieser Brigade auch nicht sobald zu erwarten, da erst in diesen Tagen ein ihr angehöriger höherer Officier von England nach Südafrika abging, um zu seiner Truppe zu stoßen. Das hätte aber keinen Zweck, wenn die Rückbeförderung der Bri gade unmittelbar bevorstände. Und so lange die Garde nicht ein geschifft wird — bei Capstadt harren 20 Transportdampfer der Verwendung — so lange wird das auch nicht mit einem anderen Truppentheil des regulären Heeres geschehen, denn nach englischem Brauch eröffnet unter solchen Umständen die Garde stets den Reigen. Nach einer Reutermeldung wäre freilich die 11. Division (Pole-Carew), zu der die Garde-Brigade gehört, bereits auf gelöst. Einzelnen Mannschaften kann nach einer Verfügung des Höchstcommandirenden die Rückkehr nicht gestattet werden; sie haben unter allen Umständen die Heimbeförderung ihres Truppen- theilS abzuwarten. Thatsächlich vom Kriegsschauplätze nach England zurückgezogen sind nach der „Köln. Ztg." allein die City Imperial Volunteers (noch 51 Officicrc und 1284 Mann), und zwar wohl hauptsächlich aus politischen Gründen. Obgleich es sich um eine so schwache Abtheilung handelte, äußerte sich ei» englisches Militärblatt abfällig über diese Maßregel: man hätte wenigstens fragen sollen, wer von diesem Corps Heimkehr«» und wer dort bleiben wolle; in Südafrika seien diese Leute nöthiger als im Paradeanzuge des Lordmayors. Ferner sind heim gesandt, und zwar auf Grund geäußerten Wunsches nach Er füllung ihrer vertraglichen Dienstpflicht: eine kanadische Ab theilung (17 Officiere und 319 Mann am 26. September von Capstadt) und ein australische (in diesen Tagen). Am 2. No vember verließ letztere Pretoria und Lord Kitchener— der kürz lich bei Lydenburg gemeldete General ist sein Bruder, W. F. Kitchener, Brigade-Commandeur in der Division Lyttelton (vom ehemaligen Buller'schen Heere) — richtet» folgende Abschied-wort« an sie: Dem Höchstcommandirenden thue eS leid, sie zu ver lieren, aber er sei froh, daß er ihre Abreise gestatten könne, ob gleich noch viel Arbeit im Felde zu thun bleibe, bevor das in Süd afrika unternommene Werk vollendet sei. Das klingt nicht nach von oben herab befohlener Entlassung. Auch spricht die ununter brochene Nachsendung von Mannschaften und Pferden — letztere werden freilich für die zu errichtenden Polizeitruppen in ziemlich starker Anzahl gebraucht — entschieden dagegen. Es erscheint ferner fraglich, ob Lord Roberts seine Mitte October ausge sprochene Ankündigung, daß die von Indien entlehnten Truppen im Laufe des November zurückgesandt werden sollten, zu ver wirklichen im Stande sein wird. Daß diese Truppen nach der Garde die nächsten sein werden, die den Kriegsschauplatz verlassen, liegt auf der Hand. Derselbe Lord Roberts hat aber auch den Vicekönig von Indien als Chef von Lumsdens Horse gebeten, da für Sorge zu tragen, daß den Freiwilligen dieser Truppe ihre bürgerlichen Stellen noch etwas länger offen gehalten werden möchten, da der Krieg zwar ungefähr vorüber sei, es aber von Wichtigkeit scheine, daß Alle bis zum Ende aus hielten. Was schließlich die Rückkehr Lord Roberts' selbst an-- betrifft, so war sie zuerst für den 15., dann für den 20. ange- kündigt, und ist nunmehr auf den 27. dieses Monats verschoben. Nicht ganz im Einklang damit stehen Telegramme an die Bürger meister von Liverpool und Belfast, in welchen Lord Roberts erklärt, daß er zur feierlichen Uebcrnahme des ihm verliehenen Ehren bürgerrechts nicht vor dem Januar, bezw. März 1901 dort ein treffen könne. Mit dem Antritt seiner Stellung als Oonrnakn- cker-in-otiiok hat es immerhin Zeit. Sein Vorgänger, Viscount Wolseley, führt die Geschäfte weiter, und sie liegen daher in guter Hand. Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß weitere mili tärische Kreise Englands die baldige Rückkehr Lord Roberts' dringend wünschen: sie erkennen seine „meisterhafte Feldherrn - kunst" voll an, halten ihn aber gegenüber der gegenwärtigen Lage für zu milde und wünschen den „eisernen" Kitchener an seine Stelle. * Kapstadt, 12. November. General Rund le hatte mehrere Gefechte in den letzten Tagen in den Distrikten Harrismith, Vrede nnd Reitz. General Douglas besetzte Veutersdorp, wo die Boercn ihre Operationsbasis nnd ihr Borrathslager hatten, nahm 21 Boeren gefangen und erbeutete eine Anzahl Rinder und Schafe. * tsradock, 12. November. In der Nähe von Petrusberg wurde eine Polizeipatrouillc nach einem heftigen Kampfe von den Boeren gefangen genommen. Nachdem den Leuten ihre Gewehre und sonstigen wcrthvollen Gegenstände abgenommen worden waren, wurden sie freigelasscn. Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 13. November. (Eisenbahnarbeiter« bewegung.) Die zahlreicken und erschreckenden Eisenbahn unfälle der letzten Zeit lenken unwillkürlich den Blick auf die Eisenbahnarbeiterbewegung. Es sind in der letzten Zeit hier und da (Magdeburg u. s. w.) bei Eisenbahnern Haus suchungen vorgenommen worden, um über daS Wesen und die Ziele des socialdemokratischen Verbände» der Eisenbahner genaue Auskunft zu erlangen, aber diese Haussuchungen haben wenig oder nichts GravirendeS zu Tage gefördert; die Mit gliederlisten wurden nirgends gesunden. Frohlockend schreibt daher das Verbandsorgan „Der Weckruf": „Kein Eisenbahner braucht zu fürchten, daß irgend jemals die Verwaltung oder die Polizei unsere Mitgliederliste in die Hände bekommt. Die Polizei sollte doch wissen, daß wir auf ihren Besuch zu jeder Stunde vorbereitet sind. Sie selbst hat un» so gut geschult. . . Peinlichste Vorsicht in Allem, niemals etwa» binlegen, auck keinen Streifen Papier, und e» ist Alle» in Ordnung!" Obwohl nun die Mitgliederlisten nicht zu finden sind, erfährt man doch, daß die Zahlstellen für den Verband sich fortgesetzt mehren, und bierau» darf man schließen, daß auch die Mitgliederzahl im Wachsen begriffen ser. Da- Ber- bandSorgan hat einen Zuschuß von derPartei nicht mehr nöthig unv die freiwilligen Zuwendungen für den Preßfond« fließen reichlicher al» früher. Rechtfertigen nun auch diese That- sachen eine unausgesetzte Ueberwachung der Bewegung und ein energische» Vorgehen gegen den Verband, so legen sie andererseits die Mahnung nahe, berechtigte Wünsche der Eisenbahner zu erfüllen und vorsichtig mit Kund gebungen zu sein, die böse» Blut machen können. Zwei derartige Kundgebungen veröffentlicht der „Weckruf": Zn der einen giebt der Stationsvorsteher eine» großen Bahn hof» bekannt, daß nach den gesetzlichen Bestimmungen die höchste zulässige Dienstzeit bi» auf 1k Stunden au»*, gedehnt werden kann, in der andern erklärt ein Betriebs- inspector, daß Masseneingaben an eine vorgesetzte Be hörde al« ungehörig bezeichnet werden müssen. Sicherlich sind diese Bescheide durch die bestimmten Fälle gerechtfertigt, auf die sie sich beziehen, aber e» ist vom Uebel, wenn sie in einer Form veröffentlicht werden, die den socialdemokratischen Agö4 tatoren Anlaß zur Schürung einer Bewegung bietet, deren große Gefahr nicht zu verkennen ist. -r- Berlin, 13. November. (Autosuggestion und Rechtspflege.) Die (gestern mitgetheilte) Au-laffuog de« OberlandcsgerichtSratbS Wilutzky über die von der Auto suggestion — der täuschenden Einflüsterung au- dem eigenen Inner» — der Rechtsprechung drohende Gefahr wird besonder« in den Kreisen der jüngeren Richter, di« den Beobachtunaen der Psychologen über die Autosuggestion gefolgt sind, Zu stimmung finden. Und je weniger ein Mittel bekannt ist oder auch nur möglich zu sein scheint, da» die Autosuggestion beseitigen könnte, um so mehr wird mit Wilutzky gefordert werden müssen, daß der Richter die Möglichkeit der Auto suggestion mit iu feine Wahrscheinlichkeitsrechnung einboiehe und daß er darauf auch bei der Aufcrlegutm richterlicher Eide Rück sicht nehme. Die Wichtigkeit und Nothwendigkeit freier Beweiswürdigung durch den Richter kann kaum durch etwa» so überzeugend dargethan werden, wie durch die Tbat- sacke der Autosuggestion. Wilutzky bezieht stch in erster Reihe auf die Gefahren der Autosuggestion für die Eivilrecht«- pflege; aber daß diese Krankheit — den» di« durch di«
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