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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010903016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901090301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901090301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-03
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Anzeigen «Preis die «gespaltene Petitzeile SS Neelamea unter dem RedaenouSstria, (4gespalt»a) 78 Lp vor den AamUiemtüch» richten (8 gespalten) 80 Tabellarischer »ud Ziffernsatz entsprechend Häher. — -ebüdren für Nachweisungen nutz Offertenannayme 88 (excl. Porto). Grkra-Beilagen (gesalzt), nur mst der Morgeu-Au-gab«, ohne Postbesärdernng 8V.—, mit Postbesärdenmg ^l 70.—» Annahmeschl«- für Anzeige«: Absvd-AnSgaL«: vormittag« tv Uhr. Morg«»-Au-gab«: Nachmittag« L Uhr. Bei den Filialen nvd Annahmestelle» je »ins halb. Stund» früher. Anzeige» find stet» au di« Expedtttoa «u richten. Die Expedition ist Wochentag« unnuterbrvche» geöffnet von früh 8 bi« Abe»d« 7 Uhr. Druck Verla, vo» E. Pol, t» Leipgi^ 95. Jahrgang, Dienstag den 3. September 1901 rm wird ihm dadurch gerade zu er das dringende Bedürfniß auferlegte Carenz geschlagenen Mit vollem Rechie leiten die kau Heu der im Fällen im Gefolge der «insrellea, die in weiter und in geordnete Der- Bleiben aber auch dem mit Winkelkonsulenten und zu zweifelhaften, jeden- schwer controlirbaren Gemeinschaften mit vrakticirenden überaus nahe liegen, wodurch wiederum das Ansehen sittliche Gesundheit de« Stande« in verschiedenen Dem weniger bedrnken- elner . um 110 996 547 oder 50,9 Proc. 177 067 382 738 583 695 331589 872 59 Procent oller Eingeschätzten Landbewohner, im Jahre 1900 aber nur noch 49 Proc ent. Die städtische Bevölkerung Sachsens ist in den zwei Jahrzehnten von 1880—1900 von 1222 342 auf 2100 475, das ist um 878 133 Köpfe oder 71 Procent, gestiegen, die ländliche aber nur von 1750 463 auf 2 099 283, also um 348 820 Köpfe oder 20 Procent. Zum Theil ist diese starke Zunahme der städtischen Bevölkerung dadurch er- olgt, daß besonders die sächsischen Großstädte sich eine Anzahl in ihrem wirtchschaftlichen Jntercssenkreise liegende Nachbar- gemernden auch politisch einverleibt haben, nachdem die Be völkerung dieser Bororte unter dem Einflüsse der nahen Groß stadt ihren ländlichen Charakter größtcntheil« bereits verloren -atte. ES gilt das besonders von Leipzig, in geringerem Maße auch von Chemnitz, Dresden und Plauen. Seit 1880 hat sich die Zahl der eingeschätzten Personen in den Städten von 443 442 auf 890 690, daS ist um fast 101 Procent, erhöht, die Zahl der Eingeschätzten in den Dörfern aber nur von 644 7^ auf 855780 oder 32 Procent. Beträchtlich größer als die Zu nahme der Bevölkerungszahl und der eingeschätzten Personen ist die Vermehrung des Einkommens während der letzten beiden Jahrzehnte sowohl in den Städten wie auf dem Lande gewesen. Dar gesammte Einkommen der Städte erhöht« sich in den Jahren 1879—1900 von 545 965159 auf 1505 717093 das ist um 176 Procent, in den Dörfern von 499 018123 auf 897 503 685 oder fast 80 Procent. Aus diesen wenigen Zahlen sieht man, daß besonders die Städteentwickelung in den letzten 20 Jahren gewaltige Fortschritte gemacht hat. Der Ertrag auS den HaupteinkommenSqUellen für di« städtische Be völkerung, aus Handel, Gewerbe, Gehältern und Löhnen, hat sich nahezu verdreifacht und da» Einkommen aus Grundbesitz und Renten hat sich mehr als v e k d o p p e l t. In den Dörfern haben nur zwei Arten von Einkommen eine große Steigerung er- ahren, nämlich die Einkommen an Renten, Gehalt und Löhnen, wogegen die Haupterwerbsquelle für ländliche Bewohner, nämlich der Grundbesitz, 1900 einen nur wenig höheren Ertrag geliefert hat als z>wei Jahrzehnte vorher. Das starke Anwachsen deS Ein kommens auch in den Landgemeinden ist auf eine gedeihliche Fortentwickelung der Industrie, deS Handels und Verkehrs zurück zuführen. In der Landwirthschaft hat sich weder die Zahl der Erwerbsthätigen erhöht, noch auch der Arbeitsertrag «rheblich ge steigert. Fast aller Bevölkerungszuwachs, den das Königreich Sachsen in den beiden letzten Jahrzehnten erfahren hat, ist in> den Dienst von Industrie, Handel und Berlehr getreten. Die Vertheilung de« Einkommen» auf die einzelnen Steuerklassen wird ein zweiter Artikel zeigen. Der Krieg in Südafrika. * Kapstadt, 2. September. („Neuter'S Bureau"). Es beißt, die CommandoS Hertzog'S und Lategan's seien in den Oranjestaat zurückgetrieben worden, die OsttranSvaal-Babn sei vom Feinde in der Nähe von Alkmaar, etwa in der Mitte zwischen Middelburg und Komati- poort, zerstört und dann ein Eisenbahnzug von den Boeren angegriffen worden, der Zug sei aber den Angreifern ent kommen. — AuS der Capcolonie verlautet, die Boeren seien auS dem Barklycan-Distrikt durch den Barkly- Paß in der Nähe von Elliot und Cala gezogen, wo sich Ein- geborenen-Reservate befinden. Es heißt ferner, e« sei nun mehr beschlossen worden, alle Familienangehörigen von Boeren, die noch im Felde stehen, an die Küste zu depor- tiren, wo Flüchtlingslager errichtet wurden. Wenn die Maßnahme durchgesübrt sei, werde eS mit der Eisenbahn wahrscheinlich möglich sein, genügend Nahrungsmittel herbei- zuschaffen, um ganz Johannesburg zu verproviantiren, wie «S vor dem Krieg« der Fall war. E« würde somit wahr scheinlich sein, daß normale Verhältnisse in der Stadt wiedrrkrhrrn. Deutsches Reiche Berlin, 2. September. Ueber die Berathungen derReich-tagSsession 1899/1900 hat da« Centra l- bureau der nationalliberalen Partei soeben ein umfangreiche« drittes Heft erscheinen lasten. Mit großer Sorgfalt und Ueberstchtlichkeit sind darin folgende Materien behandelt: Post- und Telegraphenverwaltung, ReichSeisenbahnamt, Reichseisenbahn - Verwaltung, Straf recht und Privatrecht, Urheberrecht, Gewerbe, Social politische Angelegenheiten, Coalitionsrecht und Streik posten, Verein-recht, Zölle und Verbrauchssteuern, .Nahrungs mittel, ReichSseuchengesetz, Heerwesen, Reich-haushalt, Steuer reform, Münzwesen, Patentanwälte und Elsaß-Lothringen. — Bei der Lectüre dieser lehrreichen Rückblicke auf die Thätigkeit de« Reichstage« tritt wieder in die Erscheinung, wie schwer die jetzt im Bordergrunde der socialpolitischen Angelegenheiten stehende Wohnungsfrage durch den Staat bezw. durch da» Reich sich lösen laßt und wie weit hierüber die Ansichten im Reichstabe auseinander gehen. Zwar über die Dringlichkeit deS Bedürfnisse- einer praktischen Einflußnahme auf da- Wohnungs wesen bestand fast bei keiner Partei «in Zweifel, aber den Schlüssel zur praktischen Ausführung vermochte vorläufig Niemand zu finden. In erster Lmie erhoben sich Zweifel darüber, wie wett sich die Competenz deS Reiche» thatsiichlich erstrecken könne. Be kanntlich hat der frühere yinanzminister al» ReichttagSabgeord- neter im Jahre 1888 mit großer Lebhaftigkeit den Gedanken ver treten, daß da» Reich zuständig und verpflichtet sn, nicht nur in Bezug aus da» Bauwesen, sondern auch auf da- MiethSrecht und den Mieth-Vertrag Normativbestimmungen zu erlassen. Al« -Minister ist Herr v. Miquel jedoch von diesem Gedanken ab gekommen und stellte sogar im Frühjahr 1899 Im preußischen Abgeordnetenhause fest, daß die föderalistisch« Verfassung de- deutschen Reiches solchen reich-gesetzlichen Normativ- bestimmungen fast unüberwindliche Hindernisse entgegenstelle. Auf Seiten der liberalen Parteien hält man jedoch eine Regelung von Reichs wegen fest; auch da« Centrum und die übrigen Par teien erklärten sich wenigsten» Mit einem Versuche dazu ein verstanden und nahmen einen Antrag an: den Reichskanzler zu ersuchen, eine Lommissianzu berufe», an welcher auch Mit glieder de« Reichstage« behelligt sind, mit der Aufgabe, durch Untersuchung der bestehenden Wohnunarverhältnisse und der aus dieselben bezüglichen Gesetzes- und Derwaltungsbestimmungen festzustellrn, ob und in welcher Weise rin Eingreifen de» Reiche» Gewährsmane de« „Matin" über den Zweck der Reise. Der Kaiser von Cbina bätte sie nicht entsenden sollen, meinte der Eine, und auf die Bemerkung de« Zweiten, daß dann der Krieg niemals beendet worden wäre, entgegnete der Dritte, daß der Bruder deS Kaiser« nickt abgeschickl werden durfte, um fick wegen einer Handlung zu entschuldigen, für die der Kaiser nickt verantwortlich sei. Auch in Deutschland gebe eS Mörder, ohne daß deshalb Botschafter abgesckickt würden (!). Daß es sich um den Gesandten und diplomatischen Vertreter einer europäischen Großmacht gebandelt, unterließ Vieser chinesische Würdenträger binzuzusügen. Al» in derselben Unterhaltung von einer Seite bervorgebobtn wurde, daß die Reise unumgänglich notwendig sei, war es wiederum der „dritte Chinese", der betonte: „Unmöglich! Du jagst unumgänglich? Es wat wohl noch- wendig, abzureisen. Ist »« aber auch geboten, anzukommeu? We-Halb? Wegen de» Kriege«? In dem Friedensvertrag« heißt cs zwar, daß der Prinz abgelchickt werden soll, aber üb»r da« Wie und Wann steht nicht« darin." Diese echt chinesische Ausflucht ries nach dem „Matin" große Heiterkeit hervor. Aus der Unterredung mit dem Prinzen Tsckun selbst konnte der Gewährsmann de« Pariser Blattes keine besonderen Informationen schöpfen. Nur gewann dieser die Uebcrzeugung, daß der Prinz in Folge der Seekrankheit und der Beschwerden bei der Eisenbahnfahrt in der Tbat sehr leidend sei. Seine Eindrücke faßt der französische Corresponvent schließlich dahin zusammen: „Die Lage verwickelt sich, sie wird sich wahrscheinlich bi« nach der Flottenrevue in den Gewässern von Danzig hinztehen. (?) Der Prinz, der für Europa schwärmte, wird wohl von seinem Enthusias mus geheilt sein. Deutschland verliert in ihm einen mächtigen Freund der Zukunft." Bezeichnend ist, welche Erwartungen hiernach bereit« in Frankreich gehegt werden. L. Berlin,2. September. (Privattelegramm.) General arzt vr. von Leutholv, der langjährige Leibarzt Kaiser Wilbelm's I, wie jetzt Kaiser Wilhelm's II., wird der „B. B.-Z." zufolge wahrscheinlich für den verstorbenem: General stabsarzt der Armee Professor vr. von Coler zum Generalstabsarzt ernannt werden. Ob damit eine Aen- berung dieser Stellung durch erne engere Angliederung au das KriegSministerium eintreten wird, bleibt abzuwarteo. L. Berlin, 2. September. (Privattelegramrm) In einerImmediateingabe an den Kaiser hattevr.TboeuS- Berlin die Aufnahme der Mtlttärapotbeker tn die Rang liste erbeten. Es ging darauf, wie die „Nat.-Ztg." meldet, aus dem Militärcabinet der Bescheid ein, der Kaiser habe sich dahin ausgesprochen, daß die Aufnahme in die Rangliste in Erwägung gezogen werden solle. — Der österreichische Marine - Obercommandant Baron Spaun wurde im vorigen Jahre von unserem Kaiser «ingeladen, an den deutschen Flottenmanövern theilzunehmen, konnte aber einer Beinverletzung wegen der Einladung nicht Folge leisten. Da Kaiser Wilhelm, der sich häufig nach dem Befinden des Baron Spaun erkundigte, börte, daß er wohlauf sei, lud er ibn erneut ein, und diesmal wird der höchste Ossicier der österreichischen Marine den Manöver» als Gast de« Kaiser» auf dem Flaggschiff beiwohnen. — Der frühere Militärbevollmächtigte bei der hiesigen großbritannischen Botschaft, Oberst Grierson, welcher mit vem Feldmarschall Grasen Walbersee auS China zurück gekehrt ist, traf am Sonntag Abend in Berlin ein, um auf eine besondere Einladung des Kaisers im Gefolge desselben der beute in dem Gelände zwischen Buckow, Groß- Ziethen und Nudow stattfindenden militärischen Uebung bei zuwohnen. — Infolge deS Glasarbeiterstreik« sind die Ver suche, Glasflaschen mit Hilfe von Maschinen zu erzeugen, wieder ausgenommen worden und haben, wie eS heißt, jetzt recht günstige Ergebnisse gebracht, wa« die Lage der Aus ständigen nock verschlechtern würde. — Der Direktor der Colonial-Abtheilung, Wirklich« Geheime LegattonSrath Or. St übel, weilt gegenwärtig auf Urlaub. — Der „Reichs-Anz." meldet die Ernennung des Landraths Grafen von Bernstorfs in Kyritz im Kreise Ostprigoitz zum Poltzri-Dirrctor tn Potsdam. — Triminalcommissar Naporro, welcher seiner Zeit al« Criminalschutzmann in Berlin während des Socialistengesetzrs thätig war, und der in vielen Socialistenprocessen eine große Rolle spielte, ist, dem „Vorwärts" zufolge, seit Jahresfrist dem Wahnsinn ver fallen und befindet sich zur Zeit in der Proviiizial-Jrrenanstalt Konradstein bei Neustadt, nachdem er vorher, bis zur Feststellung der Unheilbarkeit, in der städtischen Irrenanstalt zu Danzig unter gebracht war. — Zum Sedantage batten gegen dreißig deutsche Tor ner ve reine aus Berlin und Umgegend gestern prachtvoll« und kost bar« Kränz» am Bismarckbenkma l vor dem Reichstogi nieder gelegt. Das Denkmal war da» Ziel der Wanderung von vielen Lautenden. Auch die SitgeSaller dot Nachmittag« do- Bild unaus gesetzten Gedränges. D Norderney, 2. September. (Telegramm.) Der Reichskanzler ist auS Berlin hierher zurückgekehrt und wirb sich von hier au« zur Kaisetbegrguung nach Danzig begebe». * MerseSurg, 1. September. Zur Frage der Haft pflicht der Lehrer hat die königliche Regierung jetzt ver fügt, daß, wenn gegen einen Lehrer ihre» Bezirk- eine Klage auf Schadenersatz naL 8 832 oder Z 839 de» Bürgerlichen Ge setzbuches erbosen wird, der betreffende Lehrer sofort eine Ab. schrift der Klageschrift und eine genaue Darstellung de- der Klage zu Grunde liegenden Vorfälle» einzureichen bat, bannt die Regierung in der Lage ist, gegebenenfalls nach dem Gesetz vom 13. Februar 1854 den Conflictzu erheben. td. Weimar, 2. September. (Privattelearamm.) Der Großhrrzog reist morgen zur Beisetzung seine« Groß, vatrr«, de« Prinzen Hermann, nach Stuttgart. Der Hof legt Trauer auf 3 Monate an. tß. Nudolftadt, 2. September. (Privattelegramm.) Die Königin von Holland und ihr Gemahl werbe» am 8. September in Schwarzburg erwartet. zur Beseitigung der Wohnungsnoth angezeigt ist. — Don der Tagesordnung des Reichstages kann also diese Frage nicht wieder verschwinden, und hoffentlich gehen auch nicht wieder, wie seit 1888, 10 bis 11 Jahre ins Land, ehe der Reichstag sich ernstlich mit der Materie beschäftigt und von der beantragten Commission einen Rechenschaftsbericht fordert. Die umfassendsten Vorarbeiten dazu hat bereits derVereinfürSocialpolittk geliefert. * Berlin, 2. September. (Die recktSanwaltlicke Dienstsperre.) Es ist schon erwähnt worden, daß ans dem deutschen An waltStage in Danzig die Frage erörtert werden wird, ob eS sich empfehle, in das Strafensystem der NechtsanwaltSordnung zwischen Geldstrafe und Aus schließung die Suspension oder Dienstsperrr aufzu nehmen, sei eS, daß die Tbätigkeit deS Rechtsanwalts zeitlich, sei eS, daß sie räumlich beschränkt werde. Der Antrag aus Suspension bis zu einem Iabre ist vom Geh. Iustizrath !esse gestellt, wäbrtnd die örtliche Dienstsperre vom Iustiz rath Stern I befürwortet wird. Ueber die Noihwendigkeit, eine Zwisrbrnstrafe ein,»führen, sind Beide einig. Jetzt ver öffentlicht Iustizrath Stern über diese Angelegenheit in der „Deutsch. Juristenztg." einen Aufsatz, worin er sagt: „Die Dienstsprrre ist je nach der Verschiedenheit der persönlichen Verhältnisse des Bestraften ein Strafübel von sehr verschiedener Empfindlichkeit. Der Unbemittelte wird schwerer davon betroffen al ber Begüterte, der Junggeselle trägt es leichter alS der Familien vater. Schlimmer ist aber, daß der Skrupellosere weniger unter der Strafe leidet als der Gewissenhastrre. Der erstere wird immer Wege finden, um trotz der ihm versagten Ausübung des eigentlichen Anwoits- beruseS seine Arbeitskraft, seine geschäftliche Routine und namentlich seine Bekanntschaften mit ausreichendem Nutzen zu venverthen. Tobei wird dann sreilich die Berfuchuiig zu unlauleren Ver bindungen falls aber Anwälten und dir Richtungen Schaden nehmen muß. freien Anwalt wird sich dagegen die Möglichkeit entsprechenden Nutzbarmachung seiner Fähigkeiten um vieles schwerer eröffnen. Er wird in der Regel auf die Rolle des juristischen Hilfsarbeiters angewiesen bleiben, die meist wenig einträglich ist. So wird sich in vielen Suspension die wirthfchastlichr Nothlage Entwickelung die Rückkehr in di« Praxi« hältniste überhaupt zu verschließen pflegt. Bestraften so trübe Erfahrungen erspart, so wird er noch über standener Strafzeit mit dem unausbleiblichen, au- seiner Bestrafung erwachienden Mißtrauen Le- Publikums zu kämpfen haben. Die Gewinnung einer lohnenden Praxi- einer Zeit erschwert werden, wo empfinden muß, die ihm durch die wirthschastlichrn Wunden zu heilen. Gesetzrsmotive au» einer solchen Gestaltung der Verhältnisse deS Bestraften die Besorgniß her» daß er in der Wahl der Mittel zur Wiederherstellung seiner Praxis nicht eben peinlich sein und dadurch in die Gefahr erneuter ehrengerichtlicher Bestrafung gerathen werde. Schwer zu entkräften dürfte auch die Erwägung sein, daß dir Würde deS Anwaltstavdes nicht gewinnen kann, wenn rin Man», der Im Weg» der Strafe aus den Reihen der beruf-- thätigen Anwälte zeitweise au-gestoßen war, demnächst als gleich berechtigtes Glied in dieselben wieder ausgenommen wird. Das Gewicht der Bedenken, welche den Gesetzgeber bestimmten, die Auf- nähme der Suspension in das Strafensystem der RechtSanwalts- ordnung abzulehnen, dürfte hiernach unvermindert sortbestehen. Aber diese Bedenken treffen nur dann zu, wenn die Dienstsperre in der absoluten räumlichen Geltung verstanden wird, in welcher sie bi« dahin den deutschen Particulargesetzgebungen bekannt war. Sie schwinden fast vollständig, wenn an eine Suspension gedacht wird, die dem Schuldigen die DerusSthütigkeit nur an der Stätte seines bisherigen Wirken» und in einem mehr oder minder weitgezogenen Umkreise verwehrt." Die Dienstsperrr für einen bestimmten Bezirk, höchstens den des OberlaiideSgericht«, soll, wie schon mitgetbeilt, nach Stern'S Vorschlag auf wenigstens drei und höchstens sechs Jahre ausgesprochen werden. (-) Berlin, 2. September. (Telegramm.) Der Kaiser begab sich heute früh von Wildpark hierher und fuhr vom Tempelhofer Felde zu Wagen nach Buckow, wo er zu Pferde stieg und einer großen Gefechtsübung beiwohnte. Die üaifrri» traf heute Morgen hier ein und stattete der Inter nationalen Ausstellung für Feuerschutz und Feuer-Rettungs- wesen einen längeren Besuch ab, worauf sie nach Potsdam zurückkehrte, L. Berlin, 2. September. (Privattelegramm.) Für dir au» 55 Köpfen bestehende chinesische Tütznemtffian ist, wie auswärtigen Blättern von hier berichtet wird, da« im Thiergarten in der Nachbarschaft von Kroll befindliche Palai-, in dem der Erbprinz von Sachsen-Weimar wohnte, für zwei Monat« von der hiesigen »inesiscken Gesandtschaft gemietbet und in der ersten Etage und im Unterhause festlich eingerichtet worden. Ueber die Abreise deS Prinzen Tschun nach Potsdam und Berlin liegen jedoch der „Nat.-Ztg." zu folge auch heute noch keine bestimmten Meldungen vor. Daß diese Reis« erfolgen werde, wird allerdings mit Sicherheit ange nommen. Mit welcher Aufmerksamkeit diese Vorgänge in Frankreich verfolgt werden, »rgirbt sich u. A. au« der Tbatsachr, daß der Pariser ,Matia" einen besonderen Correspoadrntrn nach Basel gesendet hat, der in der heut« ein getroffenen Nummer de« Blatte« über sein« Eindrücke und über eine Begegnung mit dem Prinzen Tschuu berichtet. Der Cor- respondent, der vier Jahre in Edina gelebt hat und der ckinssischen Sprache mächtig ist, will in dem vom Prinzen Tschn» bewohnten Hotel, in dem er abgestirgrn ist, eine Anzahl Gespräche der Chinesen angehört haben, an- denen er Fragmente mittheilt. Drei chinesische Würden träger in relchrm Costüm unterhielten sich nach dem Vas Einkommen in Sachsen. i. Ozc. Es ist keine leere Redensart, daß auch in der lohn arbeitenden Bevölkerung da» Einkommen sich seit Jahrzehnten in aufsteigender Linie bewege. Wobl mag das auf einzelne Arbeitergruppen aus besonderen Gründen nicht zutreffen, doch im Allgemeinen geht die Richtung nach oben. Die Lebenshaltung der unteren Elasten ist eine bessere geworden; der ganze Eultur- stand ist emporgehoben. Natürlich bleibt die Welt unvollkommen; gerade die augenblickliche Krise beweist, wie weit wir noch von idealen wirthschaftlichen Zuständen entfernt sind. Aber der Weg der Menschheit ist lang und selbst wenn er eine scheinbar zurück führende Biegung beschreibt, darf man nicht daran zweifeln, daß eS in Wahrheit doch unablässig, wenn auch langsam, vor wärts geht. So weit es sich dabei um wirthschaftliche Zustände handelt, läßt sich das, wenigstens zum Theil, auch aus der sächsischen Ein kommenstatistik erkennen. Sie gewährt dem Volkswirthe und Socialpolitiker werthvolle Einblicke in das langsame, aber sichere wirthschaftliche Auf steig en der arbeitenden Elasten in Sachsen, auch wenn man berücksichtigt, daß der erhöhte Geld lohn nrcht allein, sondern sein Verhältniß zu den gesteigerten Kosten der Lebenshaltung entscheidet. In Sachsen wird die Ein- kommenstatlstik mit besonderer Gewissenhaftigkeit behandelt. Auch die umfangreiche Arbeit des RegierungsastestorS Dr. GeorgWächterim neuesten Heft der „Zeitschrift de» königl. sächsischen statistischen BureauS" zeichnet sich durch eme übersicht liche Anordnung des weitschichtigen Stoffes, eine scharfe Er fassung und klare Würdigung der Ursachen der Entwickelung der sächsischen Einkommensteuer, wie des Einkommens in Sachsen überhaupt aus. Eine- soll auf Grund der amtlichen Statistik im Vorau» fest bestellt werden: Die Entwickelung des Einkommen» in Sachsen ist auch in den letzten Jahren fast au-schließlich auf die Thätigkeit von Handel und Industrie zurllckzuführen. Die Industrie de- Landes hat durch technische Fortschritte, durch Ausdehnung be stehender und Errichtung neuer Betriebe ihre Erträge gesteigert und die Mehreinnahmen aller Erwerbsthätigen zu Gute kommen lasten. Die genannte Arbeit Vr. Wächter's umfaßt die Entwickelung des Einkommen» in Sachsen von 1896 bis 1900, doch wird zum Vergleich auch ein Blick auf die vorhergehende Zeit geworfen. Im Laufe der letzten zwanzig Jahre hat sich dar Ge- sammtrinkommen der eingeschätzten Bevölkerung Sachsen» mehr als verdoppelt. Wenn auch gleichzeitig die Zahl der ein geschätzten Personen eine starke Zunahme erfahren hat, so ist doch deren WachSthum weit hinter dem des Gesammteinkommen» zurückgeblieben. Es ist nämlich die Zahl der eingeschätzten Per sonen von 1879 bis 1900 um 60 Procent, deren Einkommen aber um 131 Procent gestiegen. Das durchschnittlich auf eine ein geschätzte Person kommende Einkommen hat in derselben Zeit eine Zunahme von nahezu 44 Procent erfahren. In diesen Der- hältnißzahlen kommt ein gewaltiger wirthschaftlicher Auf schwung deS sächsischen Volkes zum Ausdruck. Ein Vergleich der Einschätzungsergebniffe für die Jahre 1879 und 1900 ergiebt, das das Einkommen, ohne Abzug der Schuldzinsen, zunahm au» Grundbesitz Renten . . Gehalt und Löhnen „ Handel undGewerbe „ Aus Grundbesitz . . . „ Renten „ Gehalt und Löhnen „ Handelund Gewerbe Der Procentsatz der Einkommen au» Renten und Gehalt oder Löhnen ist gestiegen, dagegen ist der Procentsatz der Einkommen aus Grundbesitz und Handel oder Gewerbe zurückgegangen. Trotz dieser procentualen Verschiebungen haben sich aber auch die Einkommen au» Grundbesitz, Handel und Gewerbe ihren absoluten Beträgen nach geradezu überraschend erhöht. Die Zunahme de» Gesammteinkommens, ohne Abzug Schuldzinsen, betrug von 1879 bi» 1900 Ttruerkreise Dresden 494 442 958 --- 152 Procent, Leipzig 386 821798 „ ---129 ' ' 402 272 951 „ — 128 » 70 029 789 . 69 ganzen Königreiche... 1358 237 496 „ ---- 130 „ Im Kreis« Dresden bat da» Einkommen relativ am meisten zugenommen, in den Kreisen Leipzig und Zwickau entspricht die Zunahme ungefähr derjenigen im ganzen Königreiche, wogegen ste in Bautzen weit hinter dem Durchschnitte zurllckbleibt. ES erklärt sich das aus der stärkeren landwirthsLaftlichen Bevölkerung de» Regierungtbezirk» Bautzen. Di« Zahl der Einwohner und mit ihr die Zahl der Eingeschätzten ist im Kreise Bautzen viel lang samer gestiegen al» in den anderen Kreisen de» Lande». Die Zahl der «ingeschätzten Personen erhöhte sich von 1879—1900 im Kreise Dresden um 222099, im Kresse Leipzig um 172 067, tm Kreise Zwickau um 414208, im Kreise Bautzen aber nur um 53706. Die ländlich« Bevölkerung nimmt viel langsamer zu al» die städtisch«, weil Industrie und Handel ihren immer steigenden Bedarf an Arbeitskräften vom Lande vecken. Demgemäß wetst auch dir Zahl der zur Steuer eingeschätzten Personen in der Stadt ein ungleich schnellere» wachtthum auf als auf dem Lande. Im Jahre 1879 waren 158.5 „ 202.5 „ 94,6 „ Das Einkommen aus Grundbesitz bat nach diesem Vergleiche die kleinste Zunahme aufzuweisen. Me Statistik der sächsischen Staatseinkommensteuer hat von Anfang an da- Einkommen nach seinen Quellen unterschieden und ermittelt, wie viel von dem Ge sammteinkommen aus Grundbesitz, Renten, Gehalt und Löhnen und aus Handel und Gewerbe herrührt. Durch diese Unter scheidung ist die Einkommensteuerstatistik zu einem wichtigen Hilfsmittel für die Beurtheilung unserer kulturellen Entwickelung geworden, das dem Politiker und Gesetzgeber die Möglichkeit bietet, inmitten der Jnteressenkämpfe verschiedener Parteien um StaatS- schuh und Staatsunterstllhung die einzelnen Factoren für die Wohlfahrt des Landes richtig zu erkennen und zu würdigen, um sie möglichst auch der ferneren Entwickelung de» Vaterland«» zu erhalten. Gerade für das Königreich Sachsen, das in den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen gewerblichen Aufschwung cie- nommen hat, ist es von besonderem Interesse, den Einfluß der Entwickelung von Industrie und Handel auf den Wohlstand der Bevölkerung zu beobachten. Nach den amtlichen Ermittelungen stammten von je 100 Gesammteinkommen in Sachsen im Jahre 1879 1900 .... 20,9 13,7 .... 10,7 12,0 „ . ... 34,9 45,9 „ ... 33,5 28,4 „
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