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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010925015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901092501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901092501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-25
- Monat1901-09
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PreiS die Sgespaltene Petitzeile L5 Reclame» aater dem Redacrwusstrich (SgespaUeu) 75 H, vor dea Famtlieuoach' richte» (6 gespalten) bv Tabellarischer and Zisferusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen md Offertrnannahme SS H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), »ur mit der Morgeu-AuSgabe, oha« Postbeförderuag « SO.—, mit Postbesürdenmg 70.—. AunahMschiuß für Anzeigen: Abead-Sn-gab«: vormittags 10 Uhr. M»rg«»-AaSgab«: Nachmittag- L Uhr. Bet de» Filiale» »ad Annahmestelle» je eins halb« Stande früher. Anzeige« Pad stet» a» di« Expedttioa za richte». Die Expedition ist Wochentag» an unterbräche» geöffnet von früh S bi» Abead» 7 Uhr. Druck uad Verlag von G. Pol» t» Leiz^i^ Nr. W. Mittwoch den 25. September 1901. 85. Jahrgang. Der Lricg in Südafrika. Was kosten die Sier in Johannesburg? Die famose 15. Sept-rmber-Proclamation hat nichts genutzt. Sogar erlauben sich die Boeren, kurz nach dem Endtermin die Herren Engländer mehrere Male hintereinander zu schlagen. Um das ungebührliche Benehmen der Boeren gegenüber der Pro- clamation zu illustriren, veröffentlicht eine Londoner Zeitung folgenden Auszug aus einem Brief, den ein Mitglied der süd afrikanischen Polizeitruppe geschrieben hat. Es heißt darin: „Wir sandten heute einen Hauptmann und einen Gemeinen von unserem Corps aus mit der Proklamation Lord Kitchener's wegen der Uebergabe vor dem 15. September, aber die Boeren erklärten, sie wollten sich nicht ergeben, sondern kämpfen, so lang« sie lebten. Außerdem hatten sie nochdie Frechheit, fragen zu baffen, wie viel die Eier in Johannesburg kosteten, sie hätten übermäßig viel und würden froh sein, wenn sie sieoerkaufen könnten. Man wird nun wohl einsehcn muffen, daß, wenn dieser Geist noch lange unt«r ihnen bleibt, es mit dem Ende des Krieges seine guten Wege haben wird." Da» meinen wir auch! „Solche Unverschämt heit !", so ruft mit Recht darüber das englische Blatt aus. Man sollte nun, da man sich so über die „Frechheit" der Boeren ent setzt, eigentlich nichts Niederes thun, als eine neue Pro klamation erlassen, die der „Kladderadatsch" — diesen hier zu citiren, ist anläßlich der tragikomischen Angelegenheit wirklich angemessen — dem Kriegsamte in Folgendem vor schreibt: „Nachdem die gestellte Frist nunmehr verstrichen ist, sollte Lord Kitchener einen neuen Ukas folgenden Inhalts erlassen: ? 1. Alle noch im Felde stehenden Boeren gelten vom 15. Sep tember 1901 ab als kriegsgefangen. Z 2. Die bisher noch nicht eroberten Geschütze gelten dom 15. September 1901 ab als demontirt und kriegsunbrauchibar; all« übrigen Waffen der Boeren gelten von demselben Zeitpunkte ab als erobert. § 3. Der Krieg gilt vom 15. September 1901 ab als be endet. § 4. Alle Boeren, die gegen den g 1 dieser Verord nung verstoßen, gelten als erschossen, und zwar vom 15. Sep tember 1901 ab. § 5. Der Unterzeichnete gilt vom 15. Sep tember 1901 ab der Geschichte gegenüber als berühmt." Wenn die Boeren daS nicht befolgen würden, wären sie in der Lhat „frech". (Rhein.-Westf. Ztg.) * London- 24. September. (Telegramm.) „Reuters Bureau" berichtet auS Durban unter dem 2S. September: Eine amtliche Meldung besagt, daß Leutnant Rundle mit seiner Ab« theiluug die Boereu nach Nkaudi zurückgeworsen habe. Ferner sollen Eingeborene nach Utrecht berichtet haben, daß der Feind dort zurückgeb«. (Wiederholt.) * London, 24. September. (Telegramm.) Jetzt liegen ein gehende Berichte über die Niederlage eine» TheilrS de- 47. Laueerregtmeut» vor. Eine hundert Mann starke Patrouille wurde, während sie unweit Tarkastad lagerte und gerade beim Frübstück saß, plötzlich von 400 Transvaalboeren unter Smut» angegriffen. Die Buren ritten durch La- Lager, recht- und links feuernd, dann schwenkten sie und ritten zurück, wobei sie ihr Feuer wiederholte». Ein Officier wurde schwer verwundet, 80 Lancer» wurden getödtet, 45 verwundet. Die Lancer- kämpften zu Fuß tapfer gegen di» Uebrrmacht. Eine Abtheiluug berittener Eapschützen uuter Oberst Scobell griff Smut» am Das Wiedererwachen -es Deutschlhums im ungarischen Danal. v. Zu nicht geringem Befremden der Magyaren macht sich seit einiger Zeit auch unter der starken deutschen Bevölkerung des Banats wie der BvcSka im südlichen Ungarn mit über einer Million Seelen eine nationale Bewegung bemerkbar. Lange hatte das nationale Bewußtsein dieser Deutschen geschlummert und schon glaubte man in Pest an ihre allmähliche Magyari- sirung. Nunmehr zeigt es sich, daß auch die Schwaben im süd lichen Ungarn an ihrer Nationalität festhalten wollen. Allem Anscheine nach find sie dazu gebracht worden durch den Druck der von oben begünstigten oder mindestens geduldeten Magyari- firungspolitik, die die Volkssprache aus allen Berathungsiörpern zu verdrängen suchte und schon in der Schule den deutschen Sprachunterricht beseitigte. Diese Ursache will man natürlich in Pest nicht eingestehen, sondern versucht, die Siebenbürger Sachsen dafür verantwortlich zu machen: ein Minister ha! kürzlich einer sächsischen Abordnung gegenüber, wie daS „Sieben bürger Deutsche Tageblatt' berichtet, sich erregt dahin geäußert, daß die sächsische Agitation in dem Banat unter den Schwaben von der Regierung sehr übel genommen und bei weiterer Fort setzung mit einem vollständigen Mangel an Entgegenkommen für sächsische Interessen, ja unter Umständen mit scharfen Repressalien beantwortet werden würde. Das „Siebenbürger Deutsch« Tageblatt" weist diesen Vorwurf zurück und versichert, daß die Sachsen überhaupt nur dann von der Regierung ein Entgegenkommen erwarten, wenn es sich um solche Interessen handelt, die zu fördern Pflicht einer Regierung ist, ohne Rück sicht auf das politische Verhalten der betreffenden Bevölkerung. SelbstverständlAh erstreben di« Deutschen im Banat wie im pbrigen Aüdungarn nicht» Illoyale» und nicht» Ungebührliche», sie wollen weder die Einheit der politischen Nation zerstören, noch sich vom Vaterland« losreißen, auch leugnen sie nicht dre Berechtigung der magyarischen Staatssprache. Was sie wollen, ist einzig und allein die Wahrung ihrer deutschen Art und Cultur innerhalb der Grenzen des Nationalitätengesehes. Hat doch kein Geringerer als Desider Szilagyi einmal ausgesprochen, daß weder die Einheit des Staates und der politischen Nation, noch der Patriotismus das Verschwinden der verschiedenen Nationalitäten in Ungarn erheische, wenn nur ein jeder Sohn dieses Vaterlandes voll Treue zu dem ungarischen Staat ver harrt. Wie die Siebenbürger Sachsen, so sind auch die Deutschen im Banat und im übrigen Südungarn durchaus staatstreu und weit davon entfernt, ein anderes Ziel zu ver folgen, als Deutsch-Ungarn zu bleiben oder zu werden. Be reits sind im Banat drei deutsche Candidaten ausgestellt worden, in Lovrin der Advocat Dr. Schreyer, in Lemes-Rekas der Prcfeffor vr.Lendl uwd in Romlos dec frühere Abgeordnete Edmund Strinacker, ein Debrecziner deutsch ungarischer Ht'kunfi, der in Stuttgart seine technischen Studien machte, in Paris praktizirte, dann Director des Ungarischen Landes industrievereins wurde und von 1867 bis 1892 Sekretär der Pester Handelskammer war. Steinacker wurde pensionirt, weil er die Wiedererbauung des Deutschen Theaters in Pest betrieb. Schreyer verlangt die strenge Innehaltung des Nationalitäten gesetzes, wonach alle Bürger, ohne Unterschied der Nationa lität, gleichberechtigt sind, alle Gesetze in den Sprachen der an erkannten Nationalitäten veröffentlicht werden müssen, der Unterricht in den Volksschulen in der Muttersprache der Kinder zu erfolgen hat und der Staat auch höhere Lehranstalten für die nichtmagyarischen Nationalitäten errichten und erhalten soll. Die nämliche Forderung stellt auch Steinacker auf und tritt erner ein für die Aufrechterhaltung des Ausgleiches von 1867 als Minimum der Gemeinsamkeit, für die Einheit der Armee und der Monarchie, endlich für das Festhalten am Dreibund. Dagegen bekämpft er die Verstaatlichung der Verwaltung, weil dadurch nur die Magyarisirung gefördert werden würde. Wenn Ministerpräsident Koloman Szell seine angekündigte Neutra lität auch gegenüber den deutschen Candidaten im Banat be wahrt, dann dürften dort zum ersten Male deutsche Abgeordnete gewäblt werden. Denkt man in P«st gerecht, so wird man es den Deutschen im Banat nicht verübeln, daß sie sich endlich aufraffen, um sich ihr Volksthum zu erhalten. Weiter wollen sie nichts. Bemerkt zu werden verdient noch, daß in anderen deutschen Gegenden Ungarns, wie in Preßburg und Oedenburg, auch die magyarischen Candidaten für die gesetzlich gewährleisteten Rechte der Mitbürger eintreten, die die magyarische Staats sprache nicht vollkommen beherrschen, ja daß sie ausdrücklich für vie deutsch sprechende Bevölkerung die Achtung ihrer Rechte fordern. Spaltung uuter den österreichischen Deutschen. So oft zwischen den Deutschen in Oesterreich mit vieler Mühe eine nothdürftige Einigkeit hergestellt ist, pflegt bald darauf wieder eine Spaltung zwischen ihnen ein zutreten. Ganz besonders fatal ist es natürlich, sobald dieser Zwiespalt zu einer Zeit eintritt, wo Einigkeit doppelt geboten wäre, wie beispielsweise jetzt während des Wahlkampfes zu den böhmischen Landtagswahlen. Der erneute Zwiespalt zwischen den deutschen Parteien, in erster Reihe Böhmens, darüber hinaus aber auch ganz Oester reichs, wird herbeigeführt durch die Frage der politischen und administrativen Zweitheilung Böhmens. Hiergegen lehnen sich die Alldeutschen auf, während die übrigen deutschen Parteien, Forifchr'ittspartei, deutsche Voltspartei und deutscher Großgrundbesitz, für die Zweitheilung emireten. In diesem Streite muß man sich auf die Seite der Mehrheit der deutschen Parteien stellen. Voraussetzung dabei ist natür lich, daß die Zweitheilung in einer solchen Weise erfolgt, daß berechtigte deutsche Interessen nicht geschädigt werden. Wird dies vermieden, so erscheint di« Theilung Böhmens in ein deutsch verwaltetes und ein tschechisch verwaltetes Sprachgebiet als der einzige Weg zum Frieden. Daß die deutsche Minorität in dem tschechisch verwalteten Gebiete sich nicht besonders wohl fühlen würde, ist freilich gewiß, aber schließlich wird die tschechische Minorität in dem deutschen Gebiete in einer deutschen Ver waltung auch nicht gerade ihr Ideal erblicken. Daß ganz Böhmen deutsch verwaltet werde, kann man nun einmal nach der nationalen Zusammensetzung der Bevölkerung des Landes nicht verlangen. Wohl aber wird das Gros der deutschen Be völkerung sich wohl fühlen, wenn es in einem bestimmten Gebiete Herr im eigenen Hause ist. Wir meinen auch, daß die Tschechen nach der Durchführung der Zweitheilung sich in ihrem Ge biete manierlicher gegen die deutsche Minorität benehmen werden als bisher, weil sie Repressalien gegen ihre Landsleute in dem deutschen Gebiete befürchten müßten. Ein weiterer Vortheil sowohl für die Deutschen in Böhmen, wie für die Deutschen in Oesterreich, wie endlich für das gesammte Oester reich selbst würde darin bestehen, daß die Gefahr der Verwand lung Cisleithaniens in einen Föderativstaat ein für alle Mal gebannt wäre. So lange Böhmen ein einheitliches Ganzes bildet, können die Tschechen von der Wiederherstellung der Wenzelskrone träumen, denn Böhmen ist ein großes, gut be völkertes und reiches Gebiet, das, an und für sich genommen, ge wiß kräftig genug zu einer selbstständigen Stellung wäre. Nimmt man nun aber das dicht bevölkerte, industriell wie land- wirthschaftlich auf hoher Stufe stehende deutsche Gebiet hinweg, so zerfällt auch der tschechische Traum von einer mit der habs burgischen Monarchie nur durch Personalunion verknüpften Wenzelsmonarchie. Wenn nun Vie Alldeutschen einem vernünftigen und gerechten Ausgleich sich entziehen, so haben zwei Gruppen ihre Helle Freude daran: die Klerikalen und die Tschechen. Die Ersteren hatten, wie ihre verschiedenen Veranstaltungen (Katholikentag, Geistlichkeitsbersammlungen, Processionen) in den letzten Mo naten bewiesen, einen gewaltigen Schreck vor der Los-Von- Nom-Bewegung bekommen, über die sie zuerst nicht genug hatten spötteln können. Der Grund für diesen Schrecken lag in der Erkenntniß, daß hinter der Bewegung durchaus nicht nur die Alldeutschen standen, sondern daß nach und nach auch die ge mäßigten deutschen Parteien zu der Einsicht gelangt waren. Vas Interesse der deutschen Sache erheische es, das Tischtuch zwischen Deutschthum und Rom zu zerschneiden. So standen auch bei den letzten Protestversammlungen gegen die klerikalen Kundgebungen in Böhmen und Mähren di« Deutschen ver schiedener Gruppen einmiithig zusammen. Wird die Los-von« Rom-Bewegung aber ausschließlick, Sache der Alldeutschen, er scheinen diese außerdem der Bevölkerung im Lichte von Friedensstörern, so ist die Gefahr für den Klerikalismus zum großen Theile beseitigt. Daß jede Spaltung zwischen den Deutschen aber auch den Tschechen zur Hellen Freude gereichen muß, braucht kaum be gründet zu werden. Die Tschechen haben einen doppelten Dor theil davon. Einmal verliert das Deutschthum durch eine er neute Spaltung an parlamentarischer Bedeutung und zweiten» können die Tschechen die Krone darauf Hinweisen, daß sie zwar den Frieden wollen, nicht aber die Deutschen. Kaiser Franz Joseph hat das biblische Alter erreicht; von dem Thronfolger weiß man, daß er klerikalen Anschauungen huldigt. Um so mehr müssen die Deutschen sich davor in Acht nehmen, sich in» Unrecht zu setzen, damit der künftige Kaiser nicht völlig den antideutschen Parteien in die Arme ge worfen wird. folgenden Tage an und fügte ihm schwere Verlust« zu (?). — Eine Durbaner Drahtung der „Daily Mail" meldet, Botha's ganze streitkrast stehe jetzt am Bloodsluß. Die Natal-Truppen, die in Naritzburg mobilisirt wurden, begannen Sonntag den Vormarsch gegen Botba. De Wet habe sich Botha nicht angeschlossen und sei noch im Oranjrstaat. Deutsches Reich. L. Leipzig, 24. September. (Aerztestand und Presse.) Der „Aerztliche Centralanzeiger" tritt an leitender Stelle dafür ein, daß daS Publicum über die Forderungen und Wünsche der Aerzte durch die Tageszeitungen aufgeklärt werde. Hiergegen läßt sich selbstverständlich nicht das Mindeste einwenden. Sehr seltsam aber nimmt sich der Rathschlag aus, der im „Aerztl. Centralanz." zur Er- »eichung des genannten Zieles gegeben wird. Sein Urheber schreibt nämlich: „In allen zweifelhaften Fragen erscheinen wohlvorbereitete Leit artikel seitens der anderen Parteien. Für die ärztlichen Fragen müßte auch in gleicher Weise durch eine Reihe von Artikeln in maßgebenden Maliern das Interesse angeregt und das Verständnis gefördert werden. Dazu gehört ober Geld; man müßt« ab und zu solche Artikel bezahlen, weil sonst die Blätter nicht geneigt sind, dieselben aufzunehmen. Es erscheint daher zweckmäßig, wenn der jetzt begründete Leipziger Verein zur Wahrung ärztlicher Interessen zunächst zahlreiche Mitglieder erhielte mit einem ansehnlichen Jahresbeitrag und dann seine Mittel ver wendete, nicht zur Entschädigung von Streikenden, sondern vor allem zu einer geschickten Propaganda im Interesse des ärzt lichen Standes." Es muß in Erstaunen sehen, daß die Leitung deS „Aerztl. Centralanz." die vorstehende Au-lassnng nicht nur abgedruckt, sondern auch ebne Widerspruch gelassen hat. Der Urbeber jener Auslassung scheint des Glauben- zu sein, Vie Presse nedme für die abgedruckten Leitartikel Honorar, während sie in Wirklichkeit bekanntlich Honorar dafür bezahlt. Wo unv so oft von dieser Regel abgewichen wird, liegt selbstver ständlich ein Mißstand der gröbsten und verwerflichsten Art vor, der in Deutschland glücklicher Weise — an die „nachgedruckten" Artikel denken wir jetzt nicht — zu den Seltenheiten gehört. Es ist eben eine Bestechung in der eigentlichen Bedeutung deS Wortes, die der Gewährsmann deS „Aerztl. Centralanz." als Mittel zur Aufklärung deS Publikums über die ärztlichen Forderungen empfiehlt. Wir halten es für vollkommen ausgeschlossen, daß der Leipziger oder irgend ein anderer Aerzteverein sich jemals dazu verstehen könnte, im Sinne des Gewährsmannes des „Aerztl. Centralanz." „geschickte Propaganda" zu treiben. Nachdem aber in einem ärztlichen Fachblatte dem Leipziger Vereine öffentlich das obige Ansinnen gestellt worden ist, wird er auf eine öffentliche Antwort sicherlich verzichten wollen. Und auch die gesammte ärztliche Fachpresse wäre gut be- rathen, falls sie Natbschläge von der Beschaffenheit de- in Rede stehenden im Interesse des ärztlichen Standes öffentlich ablehnte. -s- Berlin, 24. September. (Zolltarif und Welt marktssorgen.) Unter dem vorstehenden Titel hat ^l)r. Hugo Böttger gehaltvolle handelspolitische Untersuchungen, die er in letzter Zeit im „Hannov. Cour." veröffentlichte, soeben im Verlage von Karl Heymann als Broschüre erscheinen lassen. Böttger'» Schrift wird allen Denen willkommen sein, welche die schwebenden handelspolitischen Fragen unter Vermeidung der von den Extremen rechts und links erhobenen Forderungen ge löst wissen wollen. Der Standpunkt Böttqer's erqiebt sich aus seiner Umschreibung der die deutsch« Weltmarktstellung be drohenden Gefahren. Böttger stizzirt die letzteren zutreffend in folgenden Ausführungen: 1) Wir gerathen bei Vernachlässigung unserer Landwirthschaft in Bezug auf die Nahrungsmittel versorgung in zu große Abhängigkeit vom Auslande; die In dustrie erhält wohl mit der ländlichen Arbeiterreservearmee billige Hände, verliert aber zugleich den sicheren und zahlungs fähigen inneren Markt. 2) Die fremden Industrieländer schließen sich ab und weisen unsere Fabrikate zurück; sie überschwemmen, namentlich die Vereinigten Staaten, den Weltmarkt mit Stapel artikeln, in denen wir concurrenzunfähig werden. 3) Die frem den Agrarstaaten entwickeln, indem sic sich ebenfalls gegen das Ausland abschließen, ihre Industrie und machen sich unabhängig von unserer Fabrikatseinfuhr, 4) Zollunionen fremder Staaten bilden geschloffen« Wirthschaftsgebiete, um unsere Weltmarkts stellung zu schädigen. — Im Hinblick auf diese Gefahren müssen wir uns hüten, mit allen Segeln dem absoluten Industriestaat« zuzusteuern und darüber absichtlich unsere landwirthschaftlichen Interessen zu vernachlässigen. Unter den staatlich zu schützenden Landwirthschaftsinteressen versteht Böttger nicht die maßlosen Forderungen stark gefährdeter wirthschäftlicher Existenzen der Grundbesitzerclosse, also nicht die Forderung einer vollkommenen Absperrung des deutschen Marktes gegen fremde Nahrungsmittel zufuhr. Vielmehr versteht Böttger darunter einen mäßigen Schutzzoll, der in erster Linie dem Bauernstände in seinen Ab stufungen Vom Klcinbesitz bi» zum großbäuerlichen, wie er in Mittel- und Westdeutschland vorherrscht, über die Krisis der überseeischen Concurrenz und der Leutenoth hittweghelfen kann. Gegenüber dem Auslände empfiehlt Böttger der Regierung «ine besonnene, aber zugleich entschiedene Stellungnahme, insbesondere den Vereinigten Staaten gegenüber, denen durch die Kündigung des Vertrages von 1828 mindestens die gleichen Schwierigkeiten erwüchsen wie uns. Dem deutschen Exporthandel empfiehlt Böttger, sich Specialitäten zuzuwenden, die eine hervorragende Production voraussetzen und demgemäß erheischen, daß Deutsch land sein Fachschulwesen und die Ausbildung des Handelsstandes nach Kräften fördert, sowie durch ein tadello» functionirendes System de» Auskunftswesens im Auslande den an sich möglichen Borsprung vor anderen Völkern ausnlltzt oder erweitert. D derli», 24. September. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" meldet bestätigend: Dem Erzabt der Benrdictiner- Genossenschaft Wolter zu Beuron ist der Kronrnorden erster Classe verliehen worden. — Infolge der zahlreichen Beziehungen deS deutschen Reiche» zu China hat sich eine große Nachfrage nachiungen deutschen Beamten für di» Gesandtschaft in Peking, für die ziemlich zahlreichen Consulatein den Küsienstädten, sowie für die Verwaltung von Kiautschau ergeben, be sonders nach solchen, die für den Verkehr mn den Einheimischen in der Kenntniß der chinesischen Sprache genügend vorbereitet sind. Dieses Bedürfnis ist so plötzlich hervorgetreten, daß die Zahl der geprüften Schüler des Orientalischen Seminars in Berlin zu seiner Deckung bei Weitem nicht ausreicht. Die jenige Classe von jungen Beamten, die am meisten gesucht wird, sind junge Juristen, die am Orientalischen Seminar zwei Jahre Chinesisch studirt und die Referendar-Prüfung bestanden haben. Es wird hier tüchtigen jungen Männern eine in ihrer Art ge wiß seltene Gelegenheit geboten, verhältnißmäßig jung und unter materiell günstigen Bedingungen in den Reichsdienst ein zutreten. (Köln. Ztg.) — Im Reichsversicherungsamte wird gegenwärtig an der Fertigstellung der Nachweisung der Rechnungs ergebnisse der Berufsgenossenschaften für 1900 gearbeitet. Dem Reichstage wird die Nachweisung sofort nach Wiederaufnahme der Sitzungen zugehen. Gegenüber dem Vorjahre hat wieder eine Zunahme der entschädigungspflichtigen Unfälle stattgefunden. — Wie die „Staatsbürgerztg." mittheilt, wurde der be kannte antisemitische Buchhändler Dewald gestern früh verhaftet. Er war seiner Zeit wegen Beleidigung deS WaarenbauöinbaberS Katz in Königsberg i. Pr. zu 100 bezw. 20 Tagen Gefängniß verurtheilt worden und nicht im Stande, die Strafe zu bezahlen. — Die Berliner Glacölede r-Fabrikanten haben mit der Gesammtbeit ihrer Arbeitnehmer den bestehenden Loknvertrag auf die Dauer eines Jahre- bis zum 1. October 1902 unter den bisherigen Bedingungen er neuert. Diese Vereinbarung ist nach verschiedenen Ver handlungen im Verlause mehrerer Wochen nunmehr zustande gekommen. — Der Kaiser wird bis zum 3. October in Rominten bleiben. (7) Romiute», 24. September. (Telegramm.) Die Kaiserin besuchte gestern Nachmittag in Begleitung der Gräfin Stolberg und deS Kammerberrn Graf Keller das Kinderheim und verweilte eine Stunde daselbst. Sie besucht« auch Arbeiterwohnungen. Aus Westfale». Der gesckäftsführeude Ausschuß deS nationalliberalen CentralcomitvS der Provinz Westfalen tagte am Sonnabend in Dortmund und empfahl nach einem Referat VeS Abz. Schmieding über den Zolltarif folgende Erklärung zur Annahme für die demnächst staltsindende Berathung des Ausschusses der Pro vinz Westfalen: Das nationalliberale CentralcomitS der Provinz Westfalen hält eine zeitgemäße Erneuerung des autonomen deutschen Zolltarif entsprechend den eingetretenen Wandlungen des WirthschaftSleben» >ür ein dringendes Bedürsniß. Ter von der Reicbsregierung ver öffentlicht« Entwurf eine- ZolltarisgesetzeS mit Zolltarif für das deutsche Reich vom 26. Juli 1901 bildet — Abänderungen im Einzelfalle Vorbehalten — eine geeignete Grundlage für die Verhandlungen mit dein Reichstage im Sinne der Fortsetzung «iner gemäßigten Schutzzollpolitik. Der autonome Tarif ist so zu gestalten, daß er den Abschluß langfristiger HandelSv«rtrüge ermöglicht. Ansprüche extrem freihändlerischer und extrem schutzzöllnerischer Richtung sind abzuweisen. Die Erhöhung der Zölle auf Lebens mittel darf keinenfall» die im Entwurf« vorgesehene Grenze überschreiten. Die zur Viehfütterung noth- wendigen Produete sind im Interesse der landwirthschaftlichen Mittel- und Kleinbetriebe niedriger zu belasten. Al- Au-gleich für einen erhöhten Zoll aus die Bedürfnisse de» täglichen Leben-ist die intensive Entwicklung aller Verkehrswege des Lande-, in-besondere auch der Wasserstraßen, dringend geboten, um da- Brodkorn von allen Stätten seiner Erzeugung im Inland auf dem billigsten Wege nach den Stellen seine- Verbrauch» überführen zu können. Mit der Erhöhung der Kornzölle im Reich muß deshalb in Preußen die Erbauung des großen Wasserwege-, welcher den Osten mit dem Westen der Monarchie verbindet uad «tuen regeren Austausch der Massengüter al- bisher gestattet, Hand in Hand gehen. Von der königl. preußischen Staat-regterung muß erwartet Werdrn, daß sie di« Canalvorlage alsbald dem Landtage wieder do rlegt und ihr mit aller Energie zur Annahme ver- Hilst. Wir halten sie dazu umsomehr für verpflichtet, al» sie wiederholt unter Einsetzung ihrer eigenen Autorität und der der Krone erklärt hat, „daß da- allgemeine Wohl «rhrblich Schaden leiden würde, wenn dir Erbauung des Canal» nicht ohne allen Verzug in Angriff genommen werde." Ein« «inseitige Bevorzugung der laudwirthschaftlichrn Erzeugnisse vor denen der Industrie durch gesetzliche Festlegung von Mindestzöllen für dieselben (Z 1 des Entwurfs) gefährdet den Ab schluß günstiger Handelsverträge, entspricht auch nicht den Grund sätzen ausgleichender Gerechtigkeit und ist daher zu verwerfen. Die gesummten wirlhschastlichen Interessen de» Staate» siud mit gleichem Maße zu messen und die Industrie bedarf nicht minder de» Schutze- ihrer Arbeit, al- die Landwirthschaft. Ja «in« Kündi gung der bestehenden Verträge ist vor anderweitiger gesetzlicher dezw. vertragsmäßiger Regelung »ufere» Zollverhältniffe« zn den betreffenden Staaten nicht «inzutrete». Dem S 12 de» Ent wurfs, der da- Inkrafttreten de» Gesetze» kaiserlicher Verordnung mit Zustimmung des Bundesrath« Vorbehalt, ist zuzustimmen. Der Ausschuß deS CentraleomitöS für Westfalen wird zum 17. November nach Witteu «»berufen werden. (-) Tul»»«r», 24. September. (Telegramm.) (Amt lich ermittelte» Wahlergebnis) B« der brütigen Land- tag-.Ersatzwadl im 5. Wahlbezirke deS Regierungsbezirks Düsseldorf ist der HandelSkammer-SyndicuS Hirsch in Essen (national-liberal) mit allen gegen 1326 Stimmen gewählt worden. * Eisenach, 24. September. Die erste Hauptversamm lung de» Eongresse» für Innere Mission wurde heut«
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