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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001227011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900122701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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- Tag1900-12-27
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Donnerstag dm 27. December 1900. Anzeigen Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactionsstrich (»gespalten) 75 H, vor den Familiennnch- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS H (rxcl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung 80.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Berlaa von E. Volz in Leipzig. 94. Jahrgang. Vom dänischen Hofe. Der dänische Hof erweckt dadurch besonderes Jntereffe, daß er bekanntlich mit einer Reihe mächtiger Monarchen ver wandt ist. Als Christian IX. und seine Gattin die goldene Hochzeit feierten, nannte man sie die Großeltern Europas. Da ist es nun gewiß anregend, einmal in die engeren Verhältnisse der Vergangenheit dieses Hofes zu blicken und die Gestalten, die früher den Thron der Orlogsflagg« besaßen, «in wenig anzu sehen. Natürlich dürfen wir dabei nicht weit gehen, die Gestalten müssen in bi« Jetztzeit reichen; denn wenn die kleinen pikanten Züge ihres Lck^ns ihre Wirkung nicht verlieren sollen, so dürfen sie noch nicht historisch geworden sein. In das Leben an den Höfen von Friedrich VI., Christian VIII. und Fried rich VII. führt uns Generalmajor von Holten in seinen Erinnerungen*) ein. Sein Uebersetzer bedauert zwar, daß Holten kein Tagebuch geführt habe und sich in seinen Erinnerungen zumeist auf sein Gedächtniß verlassen muß, wir meinen, daß dies dem Buche und seiner anregenden Schreibart nur nützlich und vorteilhaft ge wesen ist. So trägt Holten die Kleinigkeiten gemüthlich vor und hält weise Maß, was vielleicht nicht der Fall gewesen wäre, wenn er jede» Räuspern und Spucken seiner „hohen Herren" notirt und jedes unbedeutende Vorkommniß als Haupt- und Staatsaction gebucht hätve. Viel ist ja eigentlich in jener Zeit nicht pafsirt, nur zwei große Ereignisse beginnen und beschließen gewisser maßen das Buch. Das ist die Abtretung Norwegens und der Krieg um die Herzogthümrr 1849; di« noch lebenden Personen zieht Holten nicht in den Kreis seiner Betrachtung. Es muß eigentlich «in recht trübseliger Hof gewesen sein, der unter Friedrich VI. Von Geist richt wenig Spuren, Soldaten drill, unter dem auch die Kadetten zu leiden hatten, und im Uebrigen größte Sorglosigkeit, dabei war Kopenhagen im Puncte der Sittlichkeit schon damals ein kleines Paris. Der gute Friedrich verstand auch wenig von der Kunst. Zu jener Zeit kehrte Thorwaldsen von Rom heim. Die Begeisterung, womit er von der ungeheuren Menschenmasse empfangen wurde, die sich am Zollamt ange sammelt hatte, übersteigt jede Beschreibung. Man spannte die Pferde des Wagens aus und zog ihn im Triumph über den Ama- lienburg-Platz, was dem König durchaus nicht gefiel. An dem selben Nachmittage wurde Lhorwaldsen zu einem Empfang be fohlen. Er trug die Civiluniform der Ehrenlegion, «inen dunkelgrünen Rock, reich mit ganz schmalen Litzen bestickt, schwarze Kniebeinkleider, dreikantigen Hut und Stahldegen. Da er von allen Ländern, ausgenommen England, decorirt worden war, und deshalb mit unzähligen Decorationen, sowohl am Hals« wie aus der Brust, ja ganz bis auf den Magen hinunter, *) V om dänischen Hofe. Erinnerungen aus der Zeit Friedrich's VI., Christian's VIII. und Friedrich's VH. Von Generalmajor C. F. v o n H o l t e n. Verlag von Robert Lutz, Stuttgart. behängt war, und da es dort damals nicht soviel« dccorirte Herren gab wie jetzt, so erregt« sein« Ankunft eine bedeutend« Sensation im Saale. Die Königin ging gern umher und sprach mit Allen, wo gegen der König mitten im Zimmer stehen blieb. Ich sah sie, erzählt Holten, da zu ihm hingehen und ihm etwas ins Ohr flüstern, woraus des Königs Blick Thorwaldsen suchte, auf den er sofort losschritt, indem er sagte: „Woran arbeiten Sie gegenwärtig? Thorwaldsen nannte «in« Figur. „W-ivd es hübsch?" fragt« der König. Damit war das Ge spräch vorbei. Nach Friedrich's VI. Tode 1839 kam Christian VIII. an die Regierung. Er war eine ganz andere Persönlichkeit als sein Vor gänger. Alles wollte er selbst machen. Während Friedrich VII. seine Räth« vertrauensvoll arbeiten ließ, kümmerte sich Christian um Alles. Er arbeitet« vom frühen Morgen bis zum späten Abend, stets an seinem Pult stehend, das dicht am Fenster in dem kleinen Zimmer neben dem Worgemach ausgestellt war. Aber ungeachtet all' dieser Energie, wurde verhältnißmäßig sehr wenig ausgerichtet, weil der König die Schwäche hatte, Alles selbst machen zu wollen. Niemand konnte es ihm recht zu paß machen. Mein alter Onkel Römer (erzählt Holten), welcher der erste -Deputirte in der Generalität war — eine Stellung, die derjenigen entsprach, die nun der Kriegsministrr hat—, hatte in dieser seiner Eigenschaft das Referat vor dem König in allen militärischen Sachen. Aber nach Verlauf von einigen Jahren wurde Oberst Hansen beordert, diese Function zu übernehmen. „Der alte Mann müßte geschont werden", hieß es. Aber daß der Grund anderswo zu suchen war, hat mir mein Onkel später erzählt. „Der König ist ein Kleinigkeitskrämer", sagte er, „der sich in Alles mischen will. Das habe ich lange satt gehabt, und als ich eines Tages das Referat einer sehr großen Sache hatte, die ich durch lange Zeit mit der größten Sorgfalt ausgearbeitet hatte, ging der König so weit, daß er sogar am Stil verbessern wollte. Da nahm ich das Blatt vom Munde und sagte: Es ist eine selbst verständliche Sache, daß jeder von Ew. Majestät gegebene Beseh! ausgeführt werden wird. Aber ich muß allerunterthänigst darauf aufmerksam machen, daß es eine Unmöglichkeit für Ew. Majestät ist, die Detailkenntnisse in der erwähnten Sache haben zu können, wie ich, der ich mich jetzt vierzig Jahre lang aus schließlich mit derartigen Sachen beschäftigt habe, und es des halb als meine Pflicht ansehe, darauf aufmerksam zu machen, daß jede Veränderung der Sache zum Schaden dienen wird und nicht zu ihrem Nutzen." Diese derbe Aussprache, in «der «igenthllmlich ernsthaften Art gesagt, die Römer eigen war, hatte di« gewünschte Wirkung. Der König unterschrieb sofort. Aber damit hörten auch die Referate auf. Ein gewisser Kleinlichkeitsgeist kam, im Ganzen genommen, oft bei dem Könige zum Durchbruch. Er konnte es z- B. nicht leiden, im Spiel zu verlieren. Wenn er Pech hatte, saß er und rückte auf dem Stuhle und schwitzte Angstschweiß — ganz im Gegensatz zu seinem Sohne, dem es gleich war, ob er tausend Reichsthaler verlor oder eine Mark gewann. Er war im Ganzen genau in Geldsachen. „Ich hatte, als ich in die Garde kam, einen Burschen Namens Millinge, dem der Danebrogsorden verliehen worden war, weil er mit großem Muth einen Zuchthausgefangenen ergriffen hatte. Nach Be endigung seiner Dienstzeit erkundigte ich mich, ob er als Dane- brogsmann privaten Dienst nehmen könnte, was verneinend be antwortet wurde. Aber da er nicht von der Luft leben konnte, wies ihm der König zehn Reichsthaler monatlich aus der Scha tulle an. Als endlich «ine Lakaistelle ledig wurde, erlaubte ich mir, des Königs Aufmerksamkeit auf Millinge hinzulenkcn. „Ich werde gepeinigt und geplagt", sagte er gereizt. „Blücher will seinen Diener zum Lakaien haben, Fräulein Waltersdorfs ihren auch, und jetzt kommen Sie dazu!" „Ja, Ew. Majestät", antwortete ich, „das war nur, um der Schatulle die zehn Reichsthaler zu sparen." Kaum hatte er das gehört, als er mich mit seinem liebens würdigsten Lächeln betrachtete, als ob er aus sehr schwierigen Verhältnissen gerettet wäre. Sein Familienleben war nicht sehr glücklich, sein« Frau, eine geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, wurde von ihm wegen Untreue geschieden. In der Reorganisation seiner Armee macht« er di« größten Mißgriffe; so erzählt Holten, daß die Sieger im Kriege 1849, Generale Krogh, Bülow, Schleppegrell, Meza, Rye u. s. w. ihren Abschied aus nichtigen Gründen er halten sollten. Aus einer kleinen Episode geht hervor, daß da mals in der dänischen Armee zumeist deutsch gesprochen wurde. So erzählt Holten: Als ich rineS Tages zum Schießen draußen auf Amager war, war Oberst Andse mit seiner Compagnie auf der Nachbarbahn placirt. Ein Unterofficier vom 2. jütlänbischen Regiment stand in seiner Uniform mit den weißen Rabatten neben der Bahn und beobachtete das Schießen. Auf einmal höre ich Andse rufen: „Da steht der Weiße GouvernementS-Spion! Komm her! — Wie heißt Er und was ist Er?" „Mein Nam« ist Esau", erwkdrrte der deutsche Unterofficier. „Und ich habe die Jnspection auf den Schießbahnen." „Es heißt nicht Schießbahnen", erwidert« Andse, „sondern Skh—«de—ba—ner—ne! Im Uebrigen sollt« ich meinen, daß Esau ein biblischer Name ist! So hieß der, der Schurke, der unfern Herrn Jesus Christus um 30 Reichsbankschillinge ver- rieth!" „Ich bitte sehr um Verzeihung, Herr Kapitän, das war Judas Jschariot", erwiderte der Unterofficier und trat ab. Der interessanteste der drei Könige war aber Friedrich VII. Holten war mit ihm eng befreundet und sein Urtheil geht dahin, was die Geschichte freilich lange weiß, daß Friedrich geisteskrank mit einigen lichten genialen Augenblicken war. In der That sind die Züge, die Holten wiedergiebt, nur geeignet, sein Urtheil zu bekräftigen. Friedrich liebt« das Wasser, aber nur innen, von der äußeren Anwendung war er kein Freund. Trotzdem erzählt« er immer Mordgeschichten, wie er Menschen vom Tode des Ertrinkens errettet hätte, und wundert« sich, daß er noch nicht die Rettungsmedaille hätte, ein Ehrgeiz, der jedenfalls auf di: lichten Augenblicke zurückzuführen war. So erzählte Friedrich bei Gelegenheit einer Fahrt im Sund: „Als ich einmal als Kronprinz hier mit dem „Neptun" segelte, fuhr ein Schoner neben uns. Plötzlich kam einer dieser Stoßwinde, Die hart am Lande so gefährlich sind. Der Schoner schlug um, und die ganze Besatzung, alle sechs Mann, fielen ins Wasser. Ich sprang sofort, vollständig angekleioet, hinein und rettete drei von ihnen." „Aber Gott, warum bekamen denn Eure Majestät nicht die Rettungsmedaille?" fragte der Lotse Freoeriksen, dem oie Ge schichte erzählt wurde.. „Ja, danach mußt Du schon fragen!" sagte der König. „Es ist lumpig, daß ich nicht dazu vorgeschlagen wurde!" Di« Schnelligkeit, womit der König so seiner eigenen Aus sage nach ins Wasser sprang, steht gerade nicht in bester Ueber- einstimmung mit dem Abscheu, den er sonst vor der Berührung mit Wasser empfand. Sein Kammerdiener hatte oft die größte Müh« damit, sein Gesicht und seine Hände rein zu bekommen. Holten hat selbst eines Morgens auf Schloß Christiansburg den König im Zimmer rund herum wandern sehen, um Lojtved zu entgehen, der ihm mit einer Schüssel Wasser in der Hand nachlief. Das Unglück Friedrich's war neben seiner im Allgemeinen nicht gefährlichen Geisteskrankheit seine sclavische Abhängigkeit von seiner zur linken Hand angetrauten Gattin Gräfin Danner und dem Minister Berling, dessen Creatur die Gräfin war. Gräfin Danner hieß erst Luise Rasmussen und wurde mit sech zehn Jahren, nachdem sie wahrscheinlich einem Knaben das Leben gegeben hatte, aus dem Theaterballet entlassen. Böse Menschen behaupten, daß sie selbst für das liederliche Ballet zu liederlich gewesen sei. Dann trat sie in einem Tingeltangel der Vorstadt auf und plötzlich ging sie nach Paris. In Paris soll sie durchaus nicht im Kloster gewesen sein, jedenfalls gefiel es ihr sehr gut, und erst als sie über dreißig Jahre alt war, der Altersgrenze für die Pariser Cocotten, kehrte sie nach Kopenhagen zurück und machte einen Movewaarenladen auf. Dann wurde sie wahr scheinlich Durch Berling's Vermittelung Gemahlin des Königs. Der war ihr willenloser Sclav«, sie die Sclavin Berling's. Zum Vortheil Dänemarks war natürlich dieses Verhältniß nicht. Die treuen monarchischen Seelen hatten große Noth, von diesen -Verhältnissen und von der Trunksucht des Königs nichts in di: Öffentlichkeit gelangen zu lassen. So hatte Friedrich einen Sattelknecht mit Namen Anders Petersen. Dieser hatte seinen Spaß mit dem König, der Respect vor ihm hatte, weil Anders niemals bange davor war, seine Meinung gerade heraus zu sagen. Er folgte dem König überall auf Reisen, sowohl zu Lande wie zu Wasser und -besaß eine große Ergebenheit für ihn. Ungeachtet Anders selbst sehr viel darauf hielt, sein Gläschen zu sich zu nehmen — aus welchem Anlaß er zu Berling's Aerger jede Woche extra eine Flasche alten Rum aus dem Weinkeller aus geliefert erhielt, — war es ihm doch nicht lieb, daß der König berauscht wurde. Auf einem Spazierritt von Friedrichsburg nach Kopenhagen rief der König ziemlich häufig nach Anders, Feuilleton. Wie -ie Völker rauchen. Skizze von EduardElten. Nachdruck virdoten. 350 Jahre ist es jetzt etwa her, daß der Tabak seinen Welt gang antrat, einen Siegeszug, bei dem er fortgesetzt neue An hänger erobert. Aber w>nn die Freunde des Tabaks Uber alle Welt verbreitet sind, so ist doch ihr Verhältniß zum Tabak nicht überall dasselbe. Interessant ist «ine Umschau unter den rauchen den Völkern mit Bezug auf die Art und Weise, wie sie diesem Genüsse fröhnen. Wir beginnen diese Umschau mit der Beobach tung, wie di« amerikanischen Eingeborenen, die Indianer, von denen wir im Zeitalter der Entdeckungs reisen ja den Genuß 'des Tabaks erst überkommen haben, diesen Tabak rauchen. Als die Spanier in der „neuen Welt" landeten, da bemerkten sie, wie die Rothhäute ab und zu eine Hand voll trockener Blätter nahmen, diese in ein größeres Blatt wickelte.n, dasselbe mit Speichel verklebten und das ein« Ende dieser Rolle in den Mund, das andere ader ins Feuer steckten und nun den Rauch der glim menden Blätterrolle in den Mund sogen — und durch die Nasen löcher ausftießen. So rauchten die historischen Indianer. Dir modernen, d. h. die heutigen Indianer in Nordamerika dagrgen rauchen 'so nicht mehr. Wenn sie auf indianisch rauchen, so be dienen sie sich heute der langen, eigenthümlich geformten Thon pfeife, welche aus einem etwa 2 Fuß langen Rohr besteht, welches mit bunten Adler- oder Lruthahnfedern geschmückt ist und «inen sogenannten Pfeifenkopf in Gestalt eines rechtwinkelig eingefüg ten Rohrstückes aus gleichem Material besitzt. Dies ist die Grundgestalt der Indianer-Pfeife, di« in mehreren Variationen vorkommt, deren schönste und am meisten orn-am-entirte die all bekannte Friedenspfeife ist. In den Kopf der Indianer-Pfeife geht nicht viel Tabak hinein. Sie wird daher nach 10—12 langen Zügen jedes Mal frisch gestopft, und zwar lose gestopft, denn der Indianer mag ein sogenanntes „Dersuppen" der Pfeife nicht leiden. Er raucht trocken oder par nicht, und nimmt daher die Pfeife nach jedem Zuge, der natürlich entsprechend lang ist, auS dem Munde, bläst den Rauch aber mit Vorlieb« durch di« weiten Nüstern aus. Raucht der Indianer aber auf „Bleich- gesichtisch", also nach der Art der Weißen, eine Tigarr«, so steckt er sie fast zum Drittel in den Mundwinkel und raucht und „suppt" sie auf. Die allermodernstrn Indianer rauchen wie dir Weißen. Die Indianer Südamerikas kneten ihren Tabak mit dem Fett einer gewissen Affensorte, die sie geheim halten, um ihn — wohlriechender zu machen Bleiben wir gleich in Am-erika und beobachten wir den rauchenden Nordamerikaner, den sogenannten Dank". Die Söhne der großen Republik rauchen mit Vorliebe nicht Cigarren, sondern feinen, kurzgeschnittenen Labak auS kurzer, zumeist hölzerner Pfeife mit Hartgummi- oder Bernsteimnundstück, je nach dem Standpunct« ihres Portemonnaies. Auf dem Lande rauchen vte Farmrr und in den Stitdten viele Arbeiter «ine von einem Deutschen, Namens Litte, erfundene Pfeif«, deren Kops aus einem Stück ausgebohrten und inn«n und außen vergipsten, abgekörnten Maiskolbens, und «deren Rohr aus einem etwa 6 Zoll langen Stück Wasserschilfrohr besteht. Die jeune88s ctorßcr oder die, die -sich dazu zählt, raucht mit wahrer Begier Cigarette, wobei der Dampf in die Lunge gesaugt und mit dem Athem wieder ausgestoßen wird. Das Cigarettenrauchen in der Union ist zu einem vemoralisirenden Laster ausgeartet, gegen das man in mehreren Staaten bereits gesetzlich zu Felve zieht. Die Ci garre eines eingefleischten N^nkee-RaucherS steckt gewöhnlich, wie bei den Indianern, zu einem Drittel im Mundwinkel und wird graucht und gekaut zugleich. — Der Südamerikaner raucht mit großer Vorliebe die kleinen, aus feinstem inländischen Tabak hergestellten „Cigaritos" oder „Cigarillos", die an beiden Enden offen sind, so daß es gleichgiltig ist, wo sie angeraucht wer den. Auf den Pflanzungen und in den Pampas führt de: Raucher Tabak bei sich und — Maishülsen. In diese Hülsen die ein wenig feucht gehalten werden, wird der Tabak gelegt, die Hülse — oder ein entsprechender Streifen derselben — fest um gerollt und an beiden Enden zusammengedreht. In die Sonne gelegt, trocknet die Umhüllung in der Lage f«st und nun ist die Cigarito zum Gebrauch fertig. Es ist selbstredend, daß der Raucher sich gleich einen größeren oder geringeren Dorrath aut einmal anfertigt. Der Rauch geht durch die Lunge, wie bei den Papieroigaretten in Nordamerika. Von Amerika gehen wir hinüber zu den Cubanern. Auf Cuba raucht man fast ausschließlich Havanakraut, erster oder zweiter Güte, aber immer Havana. Jung und Alt raucht diesen köstlichsten aller Tabake, und zwar nur in Cigarren oder Ciga rillo». Selbst die Pflanzer verschmähen Pfeife; kommen doch di« schönsten, edelsten „Pflanzereigarren" gerade von hier zu uns Den Rauch stößt man meist, in der Hängematte oder im Grase lügend, langsam durch di« Nase, und zwar qualmt man nicht, sondern raucht mit der Andacht, die dem Havanatabak gebührt. Ein Curiosum ist es noch, daß der Cubaner es für eine Beleidi- gung oder doch wenigsten» für eine grobe Taktlosigkeit ansieht, wenn er Jemandem um Feuer bittet, und dieser ihm die Cigarre giebt, nachdem er selbst die Asche von dem Brennkegel gestrichen hat. Von den Cubanern begeben wir uns zu den Bewohnern der Philippinen. Jsder Raucher vom Stand« bei unS kennt die beulenförmigen, an beiden Enden offenen „Manilas". Diese Cigarren form stellt sich der eingeboren« Tagale her, indem er eine schmal« Tüte aus dem Deckblatt formt, die Naht derselben mit dem Klebstoff einer Agavenart schließt, und das röhrenförmige, allmählich sich verjüngende Innere dieser Deckblatttüte mit ge rollten, feuchten Tabaksblättern füllt. Mit seinem Cuchillo, d. h. Mester, kürzt er diese Tüte auf die ihml genehme Länge, beißt das geschlossene Ende -derselben ab, zündet das breitete« Ende an und — qualmt, — Du heiliger Nicokiniu»! Der Vesuv kann mitten in einer Eruption nicht so qualmen! — qualmt und stößt den Rauch -durch die Nase, obne daß ihm die allerdings immer triefenden Augen besonder» thränen. Auf den Philippinen raucht auch Alle», Jung und Alt, und hier selbst dir kleinen Kinder, die da» Laufen kaum begonnen haben. Die Mütter lehren den NiüoS oder Babvs da» Rauchen aus der praktischen Erfahrung, die sie selbst mit den beruhigenden Eigenschaften des Tabaks gemacht haben und täglich machen. Den Tagalen darf eher der Re!» al» der Labak ausgehen; überhaupt wird auf den Philip ¬ pinen, wohl auch von den Weißen, am leidenschaftlichsten ge raucht. Die Philippinen erinnern uns an die Spanier. Der Spanier zieht ferne Cigarette, Cigarito, allen awveren Formen des Tabak-Rauchgenusses vor. Die S«üoritas und Srüoras rauchen nur Cigaretten, die sie mit unnachahmlicher Grazie in den kleinen, kirschrothen Mund zu führen wissen. Die Spanierin besseren Standes macht es so wie di« Französin, oder diese vielmehr wie jene, -sie küßt mehr ihre Cigarette als sie daran saugt, und oft beneidet man solch' ein Ding, wie eine spanische Cigarito, — aus ganz besonderen Gründen wünscht man nämlich, selbst eine Ciga rito zu sein! — Der Durchschnittsspanier freilich läßt seine Cigarette zwischen den Lippen baumeln und stößt alle zwei bis drei Secunden ein kleineres oder größeres Rauchwölkchen aus, bis er sie dann zwischen Zeige- und Mittelfinger faßt und eine Pause eintreten läßt. Selbstredend kennt der Spanier auch Cigaros, aber er zieht di« Cigarito vor. Die Franzosen lieben ebenfalls die Cigarette, doch ist bei ihnen auch die kurze Pfeife mit geradem Rohre, namentlich in den Kreisen der niederen Bourgoisie im Gebrauch. Raucht der Franzose Cigarren, so zieht er die leichteren Sorten und helleren Farben den dunklen vor und genießt die Cigarre selten bis zur Hälfte. Dann schneidet er sie kurz und klein und raucht sie in der kurzen Pfeife oder er wirft sie mit Nonchalant« von sich. Die fein« Französin raucht nicht auf der Straß« und selten in ihrem Boudoir. Im Salon raucht sie decent und nur in der Gesell schaft ihrer Freundinnen extravagant. Wie schon bemerkt, küß: sie ihrer Cigarette — denn sie raucht nur diese — den Rauch gewissermaßen ab und wird ihn absichtlich so gut wir nie durch die Nase blasen, wie das die Spanierin namentlich zu Beginn einer frischen Cigarette gerne zu thun pflegt. In Oesterreich und Italien, desgleichen in Theilen der Schweiz sind die sogenannten „Rattenschwänze" an der Tagesordnung, deren Fehler in dem schlechten Zug, den sie haben, und deren Vorzug darin -besteht, daß sie billig sind. Um den Fehler zu lindern, wird in den Rattenschwanz — der Engländer nennt sie Stogies — je «in Strohhalm eingewickelt, der Krim Nachtrocknen und daraus resultirenden Schwinden deS Tabak» die „Möglichkeit deS Zuges" offen hält. Ich erwähnte soeben die Engländer. In ihren Rauck- gewohnheiten unterscheiden sie sich so gut wir gar nicht von den Nordamerikanern. Auch in London, dem Centrum englisch-« Lebens und Treibens, also auch des Rauchens, sieht man meist die kurz«, geradrohrige Holzkopfpfeife mit Gummi- oder Bern- steinmundstück. Doch lieben die reicheren Söhne Albions ihre kurz« Pfeif« mit Bernsteinmundstück, geschmückt mit silbernen oder echt goldenen Zierrathen, und man muß gestehen, solch' ein Ding von Pfeife sieht sehr hübsch au» und — ziert auch seinen Raucher. Bemerkenswerth ist, daß der kurze Pfeife rauchende Engländer die Pfeif« selten aus dem Mund« nimmt, wenn er spricht, höchstens schiebt er sie vorher in den Mundwinkel, und rückt sie mit vorgeschobenem Unterkiefer in di« Höh«, so daß drr Rauch auS dem offenen Kopf« der Pfeife ihm nicht in da» Auge beißt. Gelegentlich der geschmückten Pfeif« komme ich zu sprechen auk da» Rauchen der Orirntalen, vornehmlich der Lürken uno Perser. Diese rauchen, auf ihrem Divan sitzend, die Bein« ge mächlich untergeschlagen, ihre Wasserpfeife mit echtem Meer- schaumkopf oder die Pfeif« mit Tellerkopf aus Meerschaum oder Lerracotta. Die Daflerpfeif« od«r Nargileh, bei d«n Persern Aula genannt, besieht aus einem -birnenförmigen Bassin aus Porcellan, mit Malereien, Ornamenten und oft Edelsteinen ge schmückt, an welches Bassin oben im engeren Theile ein Schlauch angebracht ist, der in dieses Bernstein-Mundstück mündet. Dieser Schlauch steht in Verbindung mit einer Röhre im Innern des Bassins, die etwa einen Zoll unter dem Pfropfen aufhört. Der auf dem Kops« angebracht«, kostbare verzierte Meerschuiimkopf in Gestalt eines länglichen, abgestumpften Eies, ist mit einer Röhre verbunden, die im Innern des Bassins fast bis auf den Boden desselben reicht. Das Bassin selbst wird bei jedesmaligem Ge brauch der Pfeife mit parfümirtem Wasser zur Hälfte angefüllr. Ist die Pfeife mit dem köstlichen, wegen seines herrlichen Duftes .uch bei uns beliebten und berühmten Tabaks ungefüllt, so hält ein Sclav« rin brennendes Licht, Lämpchen oder Streichhölzchen an 'ven Tabak, der übrigens ganz lose gestopft wird, uno der Raucher zieht durch den Schlauch den Rauch ein, der den Weg aus d«m Pfeifenkopf durch die mit diesem zusammenhängend« Röhre nach unten, durch das parfümirte Wasser in Blasen nach oben steigend, in den Schlauch nimmt, und kühl, herrlich milde schmeckend, auf di« Zunge des Rauchers gelangt, der ihn fast reuevoll von sich bläst, da er so köstlich mundet. Der erwähnt- Tschibuk besteht aus dem Mecrschaumkopf, einem geraden, mit Ornamenten aller Art besetzten Rohr aus Bambus oder Rosen holz, und einem dicken Bernsteinmundstück, und wird ebenfalls nur ganz los« gestopft. — Borde Pfeifen müssen fast nach jedem Zlhnten oder zwölften längeren Zuge — bei besonders feinschmecke rischen Orientalen auch nach jsidem fünften, selbst dritten — wieder gefüllt werden. Die Chinesen bedienen sich zum Rauchen einer Pfeife die aus einem kupfernen, theekesselähnlichen Kopf besteht, der aus den Boden gestellt wird, und an welchem sich ein Bambusrohr mit Porzellanmundstück befindet, durch welches der rauchende Zopfträger den Rauch deS brennenden Krautes, welches seiner üblichen losen Stopfung wegen ebenfalls sehr oft erneuert werden muß, in den Mund hineinsaugt und durch Mund und Nase wieder herausstößt. Doch sind die Chinesen lange nicht solch eingefleischte Raucher, wie die westlich von ihnen wohnenden Orientalen. Was der Chinese gerne raucht, ist — Opium, und statt Tabak zu rauchen, trinkt er lieber Thee. Der Russe unterscheidet sich in seinen Rauchgepflogenheiten nur sehr wenig von seinem Bundesgenossen, dem Franzosen. Bei den Russen rauchen jedoch die Frauen fast ebensoviel wie die Männer, und zwar allermeist Cigaretten, die sie mit dem milden türkischen oder persischen oder mit dem herberen, strengeren süd russischen Tabak füllen. Doch ist in den höheren und höchsten russischen Kreisen neuerding» auch die kurze Holzpfeife aufge- taucht, da der Zar darin mit gutem Beispiel vorangegangen zu sein scheint. Die Boeren kennen nur die — Pfeife und selbstgezogenen Tabak. Die mit der englischen „Cultur" tn Berührung Ge kommen haben die kurze Pfeife acceptirt, auch Cigaretten erlauben sie sich, wenn sie nicht, um beim Stamme zu bleiben, die „hollän dischen Segaren" rauchen. Die alte Gard« aber ist ihrer Pfeife treu und bleibt ihr treu. Na, und wir Deutschen? Nun, von uns ist ja da» Wort gesagt worden: „Wo man raucht, da kannst du ruhig harren; Böse Menschen rauch«« ni» — Ciqarrenl"
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