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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011014012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901101401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901101401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-14
- Monat1901-10
- Jahr1901
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I» «tz tza»ptrxp«dttto» oder he» k» Gtadt- deiirl u»d dra Vororte« errichtete» Aus- ftavtstelleo abgeholt: vierteljährlich 4.HV, bet zweimaliger täglich« Lull«!l»»g tr» Hao» 5.50. Durch dt» Post beioge» für Deutschland ». Oekterretch: vierte ljährl. ^l ü. Ma» aboantrt fers« mit »»»sprechendem Poltauffchlag bat de» Posta»statte» tu der Schweif Italien, Belgien. Holland. L»r«m. bürg, Dänemark Schweden and Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäische» Türket, Egypten. Kür all, übrig,o Staate« ist der Bezug n»r nut« Kennband durch dta Expedition dieses Blattes n»Sgltch. Die Morgen-AnSgob, erscheint m» »/-7 vhch di. «be>L«as,ad. «oche»t»A» «» » H» Ledacttou »«- LrpedMo«: Joh«u,t»-»ff> 8. Filiale«:' Alfred Hahn vnrm. 0. Klemw'ß Sortiu». Uuwersitätsstra-, S (Pauliuvm), Louis Lisch«, Eatharinenstr. 14» pnrt. und Rsnigspkatz DL Nr. 524. § st^st, - Morgen -Ausgeber MPMerIagMall Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. rlnzeigen-PreiS die -gespaltene Petitzeile tt L Neelam»» »ntte demNedaeuonsstrich (ägefpattea) 7» Lp vor de, tzamtliem>ach> richt«, («gespalten) bO Tabellarisch«» mH Kiffrrnsatz entspracheud Häher. LebLhve« für Nachweisung«» ned 0ffert»nau»ohm» Sä H (»xcl. Porto). Ertra-Beilage» (gesalzt), »ar mit d« Morgru.Slusgab«, oha« Postbesörderuna X »0.-, mit Postbalärdernas 7V.-. Annahmeschlust für Anzeigen: UH»»H.U»sg»b«: vormittags 10 Uhr. Morgsn-A^gaba: Nachmittag« « llhr. Bet da» Kilialr» and Unnahmestell«, ft »tur hnld« vt»»d« früher. A»zei-e» stad stets a» di« Uxpedttto» zu richte». Di» Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet voa srüh I bi« Abends 7 Uhr. Dr»ck »ch Verlag va» E. Pol- i» Leipzig Montag den 14. Oktober 1901. 95. Jahrgang. Amtlicher Theil. Wegen Reinigung der Sparkassenräume bleibt di» Etzarkaffe Lkigzi« II (Reudnitz, Grenzstraße Nr. 3) Eannakenh, den IN. Oktober 1S01, für den liteschästsvrrkhr geschlossen. Leipzig, 18. Oktober ISO!. De« «ath» Lparkassendepiltation. ^errtlieker öerlrksvervin IHprlß-8taät. ««» 15. votoder 1801, XdovSs '/,? Udr Iw 8»»Iv Lor krNdereu «rat«» UNrzoraedale. T»r«»or«a»»g: öeriodt äes 8tan<ie»aussodlls»es über Lesadveräen gexen sive Lraukeoirlrsse unä üder äio Xvträ-s voa Cdswaitr aaä Vreaäsa-Staät etc. (eouL Lialaäuagsirarts). Zan.-Rktd vr. llalare. Sie Lazarethverhaltnisse LeWgs zur Zeit der Völkerschlacht. Von vr. Kurt Krebs. eiachdruck »erbstin. Eine der ersten SlnforLrrungen der im Jahre 1806 in Leipzig einrückewden französischen Truppen betraf die Anlegung von Hospitälern für die zahlreiche Menge von Soldaten, welche in der Schlacht bei Jena verwundet worden waren. Während der Fort dauer des Krieges vermehrte die Zahl der kranken und ver wundeten Soldaten sich so sehr, daß überhaupt in Leipzig vier verschiedene Grundstücke zu Hospitälern eingerichtet werden mußten, nämlich 1) „dar der Schützengesellschaft gehörige Peters- Schiehgraben, in dessen Garten noch iiberdem große hölzerne Baracken errichtet worden sind; 2) ein vor dem Barfußpförtchcn gelegenes Grundstück, der Ptace de repos gewöhnlich genannt; 3) das zum ehemaligen Tkier'schen, jetzt der Universität zustehen den, Garten gehörige Wohnhaus und 4) oas Armen-Speisehaui an der Johannisvorstadt", so heißt es wörtkch in eiwem Bericht« über die La-arckhverhältmsse Leipzigs zu Anfang 'des vorigen Jahrhunderts vom 28. December 1809, und erläuternd fügt ein anderer vom 8. Juni 1810 hinzu: „Gleich nach dem Einrücken der französischen kaiserlichen Armee wurden von denn Behörden zur Unterbringung der Kranken hiesigen Orts mehrere große Gebäude requirieret. Die Lazarett-Administratoren, dir einige aus unserem Mittel begleiten mußten, gingen selbst in der Stadt und in den Borstädten herum, besahen die Gebäude, nahmen die, welche ihnen convenierten, in Beschlag, und es lag damals ganz außer unserer Macht, den eingerückten Feind daran zu hindern oder nur so viel Zeit zu gewinnen, mit den Besitzern «der ottupiMn Gebäude über gewisse Bedingungen, die wir damals auch nicht einmal hätten angeben können, einig zu werden. So würden denn auch die Gebäude des Petersschießgrabcn« in Beschlag genommen; mit kaum mög licher Schnelle mußten wir di« erforderlichen Lazarettbeditrfnisse anschaffen, weil gleich Kranke ankamen, und konnten unseres Orts der Schlltzrngesellschaft auf ihre dringenden Klagen nur den leidigen Trost geben, daß wir ihnen zu helfen nicht vermöchten. D«r französische kaiserliche Stadtkommandant General Macon versagte zwar sein Bedauern nicht, beschicd aber, daß das Hospital im Petersschießgraben bleiben, -di« Gesellschaft der Schuhen jedoch entschädigt werden müsse." Auch in den späteren Monaten de» Jahre» 1807 stieg noch die Anzahl der zu verpflegenden Kranken im Lazareth des Beters- schießgrctbens, so daß durch häufigen Gebrauch von Wasser die Wände und andere Gegenstände mangel-, schad- und ekelhaft wurden und die Ballen verfaulten. Erst der November des Jahres 1809 brachte den glücklichen Zeitpunct, wo Alles wieder in Ordnung gebracht zu sein schien und auch an eine Rückgabe der letzten Laza-rethes an seine frühere Bestimmung gedacht werden konnte. Unser Rath befürwortete den Aufbau des Petorsschießgraben» auf Landeskosten, und die sächsische Regierung erbat sich wckhlw-vll-ondst die nöthbgen An schläge. Der des bekannten Baudinectors Johann Karl Friedrich Dauthc erreichte die Höhr von 10 692 Thalern 15 Groschen, gewiß ein unwiderleglicher Beweis dafür, wrevirl unser Leipzig schon -damals durch die nothwendig gewordene Krantenverpflegung zu erdulden gehabt. Au» einem Schreiben des vr. Ehrlich vom 21. September 1813 hören wir, daß da» Schiitzenhaus im Petersschießgraben auch später wieder als Lazareth diente und bis zum Monat Juni dieses Jahres fast immer 200 bis 300 Blessirte in Verpflegung hatte. Da vr. Ehrlich bis dahin in vr. Niemeyer einen tüchtigen Gehilfen hatte, so war er mit seinem Amte nicht unzufrieden. Mit dem Monate Juli aber trat eine bedeutende Steigerung der Anforderungen an seine Leistungsfähigkeit «in, nicht weniger als nahezu 2500 Blessirte galt «» seitdem zu verpflegen! Jetzt waren, wie er selbst erzählt, nicht nur die Heilungen kleinerer Beschä digungen zu bewirken, sondern höchst bedeutend schwere Opera tionen zu machen. In Folge der Völkerschlacht überstiegen die Ansprüche an Lazareth und Aerzte geradezu alle Begriffe. Fol gende wohlerhalten« Tabelle führt noch heute ein« ergreifende Sprache über die Lazarethverhältmsse Leipzigs nach den ewig denkwürdigen Octobertagen des Jahres 1813; sie macht uns nicht nur bekannt mit den in Lazarethe umgcwandelwn Gebäuden, sondern auch mit den bereitstehenden Betten, mit der Zugehörig keit der Verwundeten zu dm verschiedensten Nationen und d«n noch frei gebliebenen Ruhelagern, endlich nennt sie die in jedem Lazareth thätigen Aerzte; sie lautet: Locale Raum Bestand leere Plätze Aerzte Russen Oester» reicher Preu ßen Schwe» Len Polen Fran» -ojen Ranstädter Schießgraben 76 — — — — — 71 4 vr. Ochmann, Multon, Ochernal. ?Iacs cko rspos .... 2l5 — — 29 — 180 6 vr. Heinroth, Siegel, Buccorius, Tröste. Peter'» Schießgraben. . 800 174 12 290 —- — — 324 vr. Ehrlich und 5 Lhirurgen. Arbeitsbaus 100 — 1 7^ 4 — 70 9 Rabbi. Johannisktrche .... 120 — - —- 400 —- Födisch und 6 Lhirurgen. Armenhaus . . . 200 — 0 — — 80 50 Brauer und 5 Chirurgen (b). Thonberg 700 — —- — — —— 172 528 Weickert und 3 Chirurgen (a). Wollboden ..... 1500 400 15 200 — 100 2050 — Scherzer und 9 Chirurgen. Ziegelscheune..... Psaffendorf ..... 1400 500 87 15 — 40 900 — vr. Siegel und Schulze. 1000 78 30 —— —- 110 882 vr. Carus. Bauhof 800 432 14 125 163 — 22 44 Findeisen und 7 Chirurgen. Reilbahn 102 4 — 2 — 6 290 — vr. Oetzmann. Funkenburg 250 — — — — 508 — Französische Wundärzte. Blaue Mütze 5tV 270 1 — —— 295 vr. Kuhl und 5 Chirurgen. Neue Kirch« 1294 — —> 20 —— 12 1262 — Französische Wundärzte. ThomaSkirche .... 1400 —— — — —— —- — kiö. Ist anjetzt zur Ausnahme russischer Ver» * h 4» wundeter evacuiert. Sorn-Magazin . 2300 — — — — — 2370 — Französische Aerzte. Paulinerkirche . . 1500 1400 IM Äerloch's Gut .... 230 - - 230 — vr. Reibetanz. Bosen's Garten.... 550 93 30 22 - 270 135 vr. Franke. Schloß 1400 1300 100 Witzendors's Hau». . . Kupser's Gut .... Lösler's Gut 74 — 2 -- r—- 6 ) 56 — Vr. Koblrusch. 100 240 172 — 10 —- 73 43 27 1b Französische Aerzte. vr. Weise. Fürsten-Collegium. . . Schmidt'» Garten . . . 137 — —- 7 3 107 20 Sächsische Militärchirurgea. 100 — — M— —— 4 27 69 vr. Wendler. Bosen's Hau» .... 70 —- — — — 2 59 9 vr. Franke. Budenhos 140 —- — — — — 120 20 Französische Chirurgen. Kurprinz ...... Wendlers Gut .... 200 182 —- — >»M»> —— 18 vr. Rilterich. 112 79 —— 33 —— — <-— —— Weickert und 3 Chirurgen. Bollsack's Garten . . . Peterskirche 150 150 — — — »»»»»» — — 5 Chirurgen. 519 174 — 345 —- — — — Franz, Heyer und 8 Chirurgen. Bürgerschule..... 1800 600 400 400 400 — —- Götte und Jung nebst 22 Chirurgen. Rummel'» Garten . . 200 IM 80 vr. Ehrlich (b). Teich'» Garten .... Mänkner'» Hau- . . . 60 — — 19 — — — 41 Angermannn und einige Chirurgen (a). 60 — —— — — — 60 Wird voa den Chirurgen derBlauen Mütze besorgt. Waschhaus 200 — — — — — 200 Schwarzes Roß.... 280 —— — — — — 280 —— Französische Aerzte. Posthorn — — —- — — — —- — — 3308 560 1419 567 173 10313 — Vielleicht ist es nicht ganz uninteressant, im weiteren Verlaufe di«ser Berichterstattung noch «in Mehreres über die in den da maligen Lazarrthen Leipzigs angestellten Aerzte zu hören, ferner auch Einiges über die Verpflegung des einzelnen Kranken und die Unterhaltung der Hospitale im Großen und Ganzen. Hören wir am 26. Febmar 1814 den „Director der sämmt- lichen Militär-Spitäler in Leipzig", vr. Johann Christian August Klarus, «rzähl«n, daß dies« Arrzte zu ihrem Dienste mit wenigen Ausnahmm gezwungen worden waren, so fragt man gewiß ver wundert, woüin di« Scheu derselben vor der Arbeit in den Lvza- rcthen begründet war. ClaruS selbst nennt die große Gefahr der Ansteckung durch «ine tödtliche Krankheit, und der schon er wähnte vr. Ehrlich führt des Weiteren die übergroßen Ansprüche dieses Dienstes an die S«lbstlosigkeit des Arztes an als Momente, di« zur Vermeidung solcher Dienste veranlassen konnten; seine Aeußenmgen lauten: „Und wie viel« gefährliche Wunden, und zwar eines jeden Einzelnen, muß ich in ihrer Hauptsache leiten, wie so ganz werde ich dadurch meiner Privatpraxis als meinem einzigen Erwerbszwetge entzogen, welche unersetzlichen Verluste erleide ich durch den fortwährenden Gebrauch meiner englischen Instrumente und sonach durch deren unaufhörliches Schleifen, wodurch sie ganz abgenutzt werden, wie sehr setze ich meine Ge sundheit und mein Leben bei dem täglich vom frühen Morgen bis in die späte Nacht dauernden Beschäftigungen im Hospitale zu?" Man würde gewiß all' die angeführten Klagen als nahezu grundlos bezeichnen müssen, hätte man siche« Gewähr dafür, daß diese ärztlichen Bemühungen anständig u-nd pünktlich hono- rirt worden wären. Wie stand es -damit? Wohl Höven wir später davon, daß der General-Gouverneur Fürst Repnin jedem Oberarzte 50 Thaler, jedem Obcrgehilfen 30 Thaler und jedem Untergehilfen 15 Thaler monatliche Besoldung bestimmt hatte, aber schon vr. Ehrlich klagt am 21. September 1813, daß er zwei Rationen, auf die er Anspruch habe, nicht hätte erhalten können, unb am 24. November 1813 bekunden der Oberchirurg Johann Friedrich Zimmermann, die Unterwundärzte Ernst Gottlob Schmidt und Johann Karl Zimmermann und der Unterchirurg Friedrich Röser ähnliche Verlegenheiten. Aus ihrem „unterthänig gehorsamsten Anbringen", das seinem schließlichen Zwecke nach nunmehr keiner weiteren Erläuterung bedarf, bl-eibe nicht unerwähnt, daß sie von „noch in frischem Andenken ruhen den, höchst traurigen Ereignissen im abgewichenen Monat Oc tober" redeten unk! den Monat Oktober 1813 als den „Schreckens monat für ganz Leipzig" bezeichneten. Auf Grund dieser Thatsachen geschieht dem Lazarethwescn Leipzigs in jener Zeit sicherlich kein Unrecht, wenn auch an der Durchführung jener Vorschriften, die für die Verpflegung von Verwundeten bestanden, gelinder Zweifel erhoben wird; ideal genug waren diese Reglements, und es ist eine oft beobachtete Erfahrung, dass gerade die übertriebenste Fürsorge meist am zeitigsten in das Gegentheil umzuschlagen pflegt. De russischen Vorschriften forderten für 1 Verwundeten von dem Lazarethe 2 Hemden, ü Stück für 1 Thal-er 2 Groschen, 2 Betttücher, L Stück für 1 Thaler 4 Groschen, 2 Kifsenbezüge, L Stück für 14 Groschen, 2 Paar Strümpfe von Leinwand bis über die Knien, L Paar 10 Groschen, ferner für 500 Kranke 750 Mützen von Lein wand, L Stück zu 4 Groschen, 100 Stück Hcmdtücher, pro Stück 8 Groschen, 750 Unterkiffenbezüge zum Ausstopfen mit Stroh, L Stück für 7 Groschen, 750 Strohsäcke, L Stück für 16 Groschen, 600 Oberdecken von Tuch, L Stück 2 Thaler 6 Groschen, 100 Schlafröcke oder Kittel von bunter oder weißer Leinwand, pro Stück 2 Thaler, und 100 Paar Pantoffeln, pro Paar 18 Groschen. Preußische Vorschriften sind erhalten geblieben über tägliche Er nährung eines Verwundeten; er sollte erhalten als ganze Portion: v/2 Pfund Brod, V2 Pfund Fleisch, 6 Loth Reis, 4 Loch Mehl, 4 Loth Hafer- oder Buchweiz-engrütz«, 2 Loth Salz, 3 Loth Butter, Lluart Bier; er sollte erhalten als halbe Portion: 1 Pfund Brod, Pfund Fletsch, 4 Loth Reis, 6 Loth Graupen, 5 Loth Pflaumen, 3 Loth Grütze, 3 Loth Mehl, 2 Loth Salz, 2 Loch Butter, Quart Bier. Diesen beiden überaus für sorglichen Vorschriften gegenüber standen die für Kranke der sächsischen Armee, die „in mehreren Stücken weit ökonomischer und daher unstreitig wohlfeiler war." Wenden wir uns weiter der Frage zu, wer denn diese gewal tigen Mengen von Wäsche und Naturalien für di« zu Zeiten nahezu 16000 betragende Anzahl von Kranken beschaffte! Die Beantwortung bereichert die Ort-sgeschichte Leipzigs um einige interessante Blätter. Die Firma „Gebrüder Holberg", deren damalige Inhaber David und Karl Holberg waren und Pet«rs- strah« Nr. 69 ein großes Leinenwaarengeschäft besaßen, lieferte am 1. Mai 1813 an das hiesige Lazarethcomit4 an Betttüchern. HandtücherHemde», Friel,. FricLdecken und Flanell für 7167 Thaler 15 Groschen und hatte trotz aller Bitten um Geld selbst am 30. November 1813 noch keine Bezahlung erhalten. Ferner hatte der Kaufmann Christian Gottlieb Schwägrichen als Com- pagnon des Handelshauses Friederici L Comp. im Monat Mai an Betttüchern .Hemden, Handtüchern u. s. w. für 18 815 Thaler 22 Groschen Maaren geliefert und am 6. December auch"noch keine Bezahlung erhalten. Die Forde rungen der Entrepreneurs Lampe und Lacariere hatten schließlich di« gewaltige Höhe von 399 441 Thaler 11 Groschen 3 Pfennige erreicht. Von der Leistungsfähigkeit und Nobkffe dieser Leip ziger Firma hören wir an? 7. December 1813 Folgendes: „So bedeutend die Zahl der Verwundeten auch angewachsen war, und so sehr dadurch die Schwierigkeiten der Verpflegung und der Hcrbeischaffung der nöthigen Verbandstücke in jener bedrängten Zett vermehrt wurden, so ist es uns dennoch durch unerschlltt«r- l7che AüRauer und Anstrengung gelungen, alle Hindernisse zu beseitigen und allen Bedürfnissen zu begegnen. Unsere noch an sehnlichen Borräthe an Wein, Branntwein, R-cis, Leinwand u. s. w. machten dies uns allein möglich: Die Verwendung der selben aber speci«ll zu berechnen, ist, da der Andrang in jenen ersten Tagen des Einrückens der Verbündeten vom frühesten Morgen bis in die späte Nacht so ganz außerordentlich stark war, daß durchaus kein« Zeit übrig geblieben, genaue Notizen zu machen, nicht wohl thunlich!" Hinzugefügt sei bezüglich -der Firma Lampe und Lacariöre, daß ein Entrepreneur ein Unternehmer für Laza- rethverpflegun-g war, und außer den schon erwähnten Lieferungen für die Hospitale auch die Besoldung und Beköstigung der Krankenwärter, die Beschaffung der Beleuchtung, die Beerdigung der Tobten, di« Anschaffung von Schreibmaterialien und die Be zahlung der Druckkosten zu leisten hatten. Die Beschaffung des täglichen Brodes machte di« größten Schwierigkeiten. Wohl war es unumgänglich nöthig, daß für die bescheidensten Ansprüche täglich 250 Lentner Korn gemahlen wurden; aber trotz aller Bedrohung mit Belegung, mit Execut-ion durch russisches Militär erklärt« der Angermüller, daß er 100 Centner erst dann mahlen könne, wenn der Mühlgraben gereinigt Feiiillrtsn „In der Laub« hinter dem Waldhause haben sie sich wohl zuerst gefunden. Dort rankt überall Brennend« Liebe, und wenn der Sommer naht, ist ein Knospen und Blühen, «in Leuchten und Flammen, das nimmer aufhört. Es war Clariflens Lieblings platz seit ihrer Kindheit. Sie hatte diese Blumen gepflanzt und hier fand ihr so knapp bemessenes Glück wohl seinen Höhepunkt. . . . Es muß im vorigen Sommer gewesen sein während der Manöver, dir in der Nähe unserer Försterei stattfanden. Mein Mann lebte damals noch — erst im Herbst traf ihn die Kugel deS Wilderers, di« sein Dasein so jäh abschloß und der Beginn von dem vielfachen Wehe wurde, das ich seitdem erlitten. Wir hatten in txr Stadt zu thun und kamen erst spät am Abend Zurück. Fränzchen begleitete uns; Clariffe war allein geblieben. Damals also mußte sie wohl dir so verhängnißvollc Bekanntschaft gemacht haben. Offenbar gehörte er zu den Truppen, die in der Umgegend manövnrten. Mir ist später eingefallen, daß man mir erzählte, ein Officier sei im Waldhause gewesen. Und ich erinnere mich auch des schweigsamen glücklichen Ausdrucks, der an jenem Abend in ihren Züg«n lag. Di« Blum« war bestimmt das Symbol dieser Neigung. Clariffe hegte ihr« Laub«, behangen mit Brennender Liebe, ja stets. Nun aber begann sie einen förmlichen Cultus damit. Stundenlang konnte sie hier verweilen. Eine Blume fehlte nie mals im Haar oder im Gürtel. Sie wachte darüber, daß keine verloren gehe. Als mein Mann gestorben, siedelten wir hierher über. Auch da» ist mir erst später aufgefallen, mit welchem F«u«reiftr Cla- riffe es betrieb. Sir haßte früher die Stadt: der Wald mit seinem grünen Dome — vorher war er ihr stets der Inbe griff jedweden Glücke- gewesen. Ich ahnte nicht, daß hier der Mann weilt«, an den sie ein so trauriges Verhängniß kettete. Da Clariffe ganz vorzllgkich Llavier spielt« und die klein« langt haben! Aber die sind augenblicklich so billig — und man bekommt sie gerade zur Sommerzeit überall!" „Aber nicht diese" — erwiderte das Kind. „Das ist e» ja eben", nahm der Gärtner daS Wort. „Darum bin ich auch so ärgerlich auf -den Dieb. Blumen habe ich eine Menge: wenn mir davon eine Hand voll gestohlen wird, mache ich nicht den Mund auf. Allein gerade diese ist so selten. Ich hatte einen sehr guten Abnehmer. In der letzten Zeit freilich kam di« Bestellung nicht mehr: wahrscheinlich weil er verrrist oder sonst etwa» passirt ist. Aber sonst mußte ich mehrmals in txr Woche einen Strauß liefern, der ganz au» Brennender Liebe —" Ein schriller Klang durchgellte den Raum. Der jüngste der Richter, ein schlanker Mann mit feinen Zügen und bleichem Ant litz, hatte da» Tintenfaß umgeworfen. Der Inhalt ergoß sich wx aus einem Zerstäuber über das grün« Tuch, di« Act«n und seine Robe. Dann zersplitterte das Glas selber vor den Füßen de» Bestürzten. Eine beengende Pause entstand. „Brennende Liebe", hob Landgerichtsdirector Welisch sinnend an — „in der That eine Blume, die man heute kaum noch sieht! . . . Aber nicht wahr', wendete er sich zu Frau Horsten, „Ihre Tochter, die, wie ich zu meinem Bedauern höre, Inzwischen ge- storben ist, hätte sich auch gewiß über andere Blumen gefreut?" Sie schüttelt« da» Haupt. „Freilich", fuhr der Vorsitzende fort, „Kranke haben oftmals eigene Ideen. Allem man muß sie davon abzubringen suchen!" .Da« war ganz unmöglich! Oh, wenn Sie gehört hätten, wie sie in ihren Fieberphantafien danach verlangte! Brennende Liebe — da» war der knapp« Glück«traum ihre» jungen Leben»! Brennend« Lieb« — daran ist mein arme» Kind gestorben!" „Bitte erzählen Sie!" Dt« Frau begann: trennende Liebe. Novellette von T h. V. Gall. HaLtruck e rbelen. „Führen Sie den Angeklagten herein — sammt den Zeugen!" Der Vorsitzende musterte den Knirp», der kaum über di« BarriSre Hinwegschauen konnte. Der Kngbe, «in auffallend schöne» Kind, blickte zuerst auS den großen braunen Augen theil» neugierig, in jedem Fall aber sorglos auf die Anwesenden. Als er jedoch der Mutter ansichtig wurde, di« bei seinem Anblick so fort in Thränen ausbrach, begann auch er bitterlich zu weinen. „Ruhig, Kleiner", sagte Landesgerichtsdirector Welisch ernst aber freundlich . . . „Es soll Dir nicht zu viel geschehen! . . . Aber Du mußt auch die reine Wahrheit berichten!" Die Personalien wurden gefragt, der Thatbestaad verlesen. Dann schritt man zum Verhör her Zeugen. Der hauptsächlichste derselben, Gärtner Beschow, erzählte, wa» sich in jener Nacht rugetragen. Unausgesetzt hab« er unter Dieb stählen zu leiden, die seinen Blumenbestand lichteten. Treue und Ehrlichkeit finde man überhaupt nicht mehr unter der Jugend. Wenn aber sogar schon rin solcher Knirp» zu nachtschlafender Zeit — „Da haben Sie Recht', fiel der Vorsitzende ein . . . Und sich zu-em Knaben wendend, sagte er streng«: „Also, gesteh«, Kleiner! Weshalb hast Du gestohlen?" „Weil —' stammelt« da» Kind . . . „Meine Schwester war so krank!" „Da» mag ja sein!. . . Genau so hast Du sofort bei Deiner Verhaftung angageben! . . . Gawitz mag st« nach Blumen ver« Pension ohnehin nicht für unseren Lebensunterhalt genügte, befreundete ich mich schnell mit dem Plane ... Ich brauchte es zuerst auch durchaus nicht zu bereuen. Clariffe war un ermüdlich. Die Schülerinnen flogen ihr zu. Wir waren so glücklich! Ohne Zweifel dauerte das Verhältniß fovt. Da Clauss: meistens außerhalb unserer Wohnung den Unterricht ertbeilte, hatten sie auch hinreichend Gelegenheit, sich zu sprechen. S- selber aber vrrrieth mit keiner Silbe das Geheimniß ibrec- Herzen». Dann kam der Umschwung — das Unheil. Clariffe ver fiel in Sckweigen. Die Rosen auf ihren Wangen scbwmden. sie selber siechte hin. Zuerst sah ich die Schuld in der lieber- bürdung an Stunden, dann aber begriff ich, daß ein gcbeirnes Wehe an ihrem Herzen fraß ... An einem Frühjabrsabcnd kehrte sie völlig durchnäßt heim. Die Augen brannten un heimlich, -das Haar hing wirr um den Kopf. Noch in der Nacht mußte der Arzt kommen. Er cvnstatirte ein schweres, schleichendes Fieber. Seit diesem Tage hat mein armes Kind das Bett nicht wieder verlaßen, und der große Strauß Brennen der Liebe, den sic damals in den zitternden Händen trug — es war das letzte Mal, daß sie diese Blumen besessen, das Sym bol ihrer Liebe und zugleich des großen Kummers, dem nicht nur sie, nein, auch die» Kind hier und ich selber zum Opfer fallen sollten!" * * * Der Präsident verließ den Sitzungssaal, gefolgt von den llbri- gen Mitgliedern des Richtercollegiums. „Was ist Ihnen?" fragte er den Landrichter von Car- deniu» — eben jenen jüngsten der Lollegen, der vorhin
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