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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020111016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902011101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902011101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-11
- Monat1902-01
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Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach. richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 25 H (excl. Porto). Gxtra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung 4L 60.—, mit Postbesürderung ./L 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Erpedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz iu Leipzig. Nr. 18. Sonnabend den 11. Januar 1902. 86. Jahrgang. Die wirthschaftLichen Kämpfe und die nationale Einmüthigkeit in der Ostmark. In der Posenschen Kreisstadt Meseritz hat vor einigen Tagen eine Versammlung des Bundes der Landwirthe stattgefunden, in der nach einigen Debatten eine Resolution an genommen wurde, welche die Erwartung aussprach, daß die con- servativen Abgeordneten, namentlich diejenigen der Provinz Posen, mit Festigkeit für den 7,50 o/(-Zoll eintreten und lieber den Zolltarif ablehnen, als dieser Forderung nicht gerecht wer den würden. Man mag zu der Zollfrage stehen, wie man will: im Inter esse der nationalen Einmüthigkeit in der Ostmark ist dieser Be schluß auf jeden Fall zu bedauern. Und weil die Resolution sich an die Adresse der Reichstagsabgecrvneten richtet, so sei es ge stattet, an der Hand der Ergebnisse der Reichstagswahlcn darzu- thun, wie sehr die Einmüthigkeit der Deutschen erforderlich ist, wenn nicht die Ostmark parlamentarisch unter die Herrschaft der Polen gebracht werden soll. Da ist zunächst gerade der Wahl kreis Meseritz, in dem die erwähnte Versammlung stattfand, wo es bei den Wahlen stets der Einigkeit der Deutschen bedarf, um die Polen am Siege zu verhindern. Da ist ferner der Wahl kreis Bromberg, der bei den letzten Wahlen Dank der Einig keit der Deutschen den Polen abgenommen wurde. Da sind weiter in der Provinz Westpreußen die Wahlkreise Rosen- üerg-Löbau, Graudenz - Straßburg, Thorn- Kulm und Sch wetz, die sämmtlich nur durch Vie Einigkeit der Deutschen in deutschem Besitze erhalten werden könnten und die sämmtlich schon wiederholt — was die Richtigkeit unserer Be hauptung beweist — in polnischen Händen gewesen sind. Es ist aber ferner möglich, bei gehöriger Anstrengung und bei einem einmüthigen Vorgehen aller Deutschen auch die Wahlkreise Samter - Birnbaum, Fraustadt - Lissa (1893 polnisch, 1898 mit Hilfe der Polen durch das Centrum vertreten) und Wirsitz - Schubin für die deutsch gesinnten Parteien wieder zu erobern. Es sind also nicht weniger als neun Wahlkreise, in denen die Entscheidung zwischen Deutschthum und Polenihum auf des Messers Schneide steht, und es ist für die nationale Sache wahr haftig nicht gleichgiltig, ob die Polen, wie es schon einmal der Fall war, 20 Abgeordnete in den Reichstag cntscnden können, oder ob ihre Zahl auf 10 bis 12 Mandate beschränkt wird. Daß ein stattlicher Mandatsbesitz der Polen die Regierung unter Um ständen in Versuchung führt, zum Schaden der deutschen Sache mit ihnen zu paktiren, hat sich während der Aera Caprivi ge zeigt. In der Mehrzahl dieser Wahlkre.se hängt nun die Ent scheidung von der Hältung der Freisinnigen ab, die zwar selbst in keinem von ihnen Aussicht auf einen Wahlerfolg haben, aber einige Hunderte, in manchen, wie in Graudenz, Bromberg oder Lissa, sogar einige Tausende von Anhängern.zählen. In den meisten dieser Wahlkreise haben die Freisinnigen in aner- kennenswerther Weise bei den letzten Wahlen mit aller Kraft die deutschen Candidaten unterstützt. Daraus ergiebt sich sicherlich nicht die Pflicht für diese Abgeordneten, nun auch di: frei sinnigen Anschauungen zu vertreten, aber sie sind doch gewisser maßen Compromißcandidaten und sollten sich thunlichst von einer Bethätigung ihrer Anschauungen frei halten, die der frei sinnigen Auffassung direct ins Gesicht schlägt. Nun find die Freisinnigen bekanntlich schon heftige Gegner der Zollsätze des Regierungsentwurfs; wir hoffen aber doch, daß sic trotzdem um des gemeinsamen deutschen Interesses willen auch solche Abge ordnete wieder wählen werden, die für die Sätze des Zolltarifs einkreten. Wir würden es sogar für wünschenswerth halten, wenn das Gefühl nationaler Gemeinsamkeit ein so starkes wäre, daß selbst solche Abgeordnete, die den 7,50 cA-Zoll durchznsetzen versuchen, von den Freisinnigen der Ostmark wieder unterstützt Würden. Für den Politiker aber kommt es nicht darauf an. was er für wünschenswerth hält, sondern >vas vernünftiger Weise er wartet werden darf, Und da must gesagt werden, daß man es gar nicht erwarten kann, die Freisinnigen würden für Männer stimmen, die lieber den Zolltarif zu Falle bringen, als auf den 7,50 o-(-Zoll verzichten. Daß auch konservative Männer sich dieser Erkenntnis; nicht entziehen, hat Reichstagsabgeordneter v. Gers dorff be wiesen, der in der erwähnten Versammlung sofort erklärt hat, daß er trotz persönlicher Sympathie für den 7,50 c/k-Zoll sich nicht auf die Forderung der Resolution einlassen könne. Er hat damit ein erfreuliches Maß staatsmännischer Einsicht zu er kennen gegeben, denn die nationale Geschlossenheit der Deutschen in der Ostmark ist denn doch wichtiger, als die Frage, ob der Zoll 7^ oder 5*/l> beträgt. Der Reichskanzler hat durch seine Erklärung im Reichstage und in der „N. A. Z." kund gethan, daß er bereit ist, des Dcutschthums Führer in dem schweren Kampfe zu sein. Dieser Entschluß ist, so selbstverständlich er erscheint, doch nicht so leicht für den leitenden Staatsmann: er hat sich im Innern zu ver sehen der Intriguen des über mancherlei Einflüsse verfügenden polnischen Hochadels und der Gegnerschaft der großen Mehr heit der mächtigen Centrumspartei; er hat nach außen mit allerlei Schwierigkeiten in Oesterreich zu rechnen, die gerade, weil Oesterreich ein verbündeter Staat ist, besonders unbequem sind. Wir sagen: es ist trotz alledem selbstverständlich, daß der leitende Staatsmann im deutschen Reich auch die Führung im Kampfe für das Deutschthum übernimmt, aber dafür darf er seinerseits es als selbstverständlich erwarten und verlangen, daß zum min desten die Deutschen in der Ostmark in geschlossener Colonne hinter ihm marschiren und nicht durch gegenseitige Anfeindung einen unglücklichen Ausgang des Kampfes von vornherein fest legen. Der Krieg in Südafrika. Berräther im Boerenlager. Man schreibt auS Capstadt, 15. December: „In den letzten Kriegsmonaten haben auf der Seite der Boeren noch sehr viele Ausländer gefochten, die meistens wegen ihrer Tapferkeit und ihres treuen Aushaltens in ven betreffenden CommanboS im besten Ansehen standen. Auch unter den hier untergebrachten Kriegsgefangenen befinden sich zahlreiche Nicht- burgherS, die auch im Gefangenenlager gewöhnlich die besten Kameraden sind und für allerlei Zerstreuung in dem täglichen Einerlei sorgen. Sie verstehen eS in ausgezeichneter Weise, die sehr deprimirten Boeren bei frischem Muthe und bei gutem Humor zu halten, und, waS ihnen von den letzteren noch ganz besonders hoch angerechnet wird, sie haben in der Zahl der von den Engländern erkauften Ver- räther an der Boerensache sozusagen gar keine Vertreter. Man kann die kriegsgefangenen Burghers ost darüber reden hören, daß sich leider in ihren eigenen Reihen häufig genug zahlreiche Verräthcr gefunden haben, die bereit waren, für blinkendes englisches Gold Spionendienste zu thun und ihre Landsleute dem Feinde zu überliefern. Derartige Fälle sind bedauerlicher Weise in nicht geringer Anzahl vertreten, und mancher Erfolg der Engländer ist auf solche Ver- rätherei zurückzuführen. Unter Anderm wurden bei einer Gelegenheit die Engländer, als sie die Boeren überfielen und ihnen drei Geschütze, viele Pferde und große KriegS- vorräthe abnahmen, durch einen solchen Verräther informirt und geführt, der sich durch die stattliche Summe von 2000 Pfund Sterling batte bestechen lassen. Allerdings konnte dieser elende Bursche sich seines Judaslohnes nicht er freuen, renn er wurde bei dem Ueberfall erschossen, vielleicht von den Engländern selbst. Derartige demoralisirende Wirkungen des Krieges sind natürlich unausbleiblich, und außerdem spielen auch Mißgunst, Nachsucht und Neid dabei eine große Rolle, welchem Umstande schon mancher Feldcornet und Commandant zum Opfer gefallen ist. Die Engländer sollen bereits ganz ungeheure Summen aufgewandt haben, um sich werthvolle Spione und damit leichte Siege zu verschaffen." * London» 10. Januar. (Telegramm.) Ein Bloem- fonteiner Telegramm der „Daily Mall" besagt, daß britischer- jeits ungewöhnliche Anstrengungen gemacht werden, Dewet's Streitkraft zu zertrümmern. Die Eolonnen, die gegen diesen Boerenführer vorgehen, mehren sich täglich. Das Gelände im Nordosteu des OranjestaateS, wo sich Tewet befindet, begünstige aber dessen Taktik, seine Streitkraft zu zerstreuen und dann wieder zusammenzuzirhen. Gleichwohl hoffe man, ihn diesmal in die Enge zu treiben. Deutsches Reich. Berlin, 10. Januar. (Diäten und Obstruc- tion.) Die „Kreuzztg." stimmt in ihren mnerpolitischen An schauungen in der letzten Zeit nur zu häufig mit der Cenrrums- presse überein. Ein schrofferer Gegensatz indessen, wie in zwei gleichzeitig«: Artikeln des führenden conservativen Organs und des leitenden Centrumsblattes über die Diätenfrage läßt sich kaum denken. Die „Köln. Volksztg." sagt am Schlüsse eines „Der viätcnlose Reichstag" überschriebenen Artikels: „Wann wird man endlich sotlug sein, jenen Mißgriff (gemeint ist die Tiätenlosigkeit) ... zu beseitigen und oer Forderung des Reichs tags auf Gewährung von Diäten zu entsprechen?" Zur selben Zeit polenüsirt die „Kreuzztg." auf oas schärfst- gegen den Abg. Basser mann, der im Mannheimer nationalliberalen Ver eine sich dahin ausgesprochen hat, daß durch Gewährung von Diäten die Klippen der Obstruktion umschifft werden könnten. Das conservative Blatt fragt: „Sollte der Abg. Bafsermann sich nicht erinnern, daß im ö st e r r e i chi s ch e n A b g e o ro tt et en Hause nahezu alle Arten der parlamentarischen Ob struktion, und zwar mit Erfolg, betrieben worden sind, obwohl den österreichischen Abgeordneten Diäten gezahlt werden? Wer die Entwickelung der parlamentarischen Obstruktion und ihre Taktik verfolgt hat, wir darüber gar nicht in Zweifel sein kön nen, daß die Diätenfrage dabei gar keine Rolle spielt. Die Ob struktion wird durch Zahlung von Diäten nicht unterdrückt und durch die Nichtzahlung von Diäten nicht begün- st i g t." Zunächst ist der Vergleich mit dem österreichischen Ab geordnetenhaus- verfehlt. Dort haben sich seit Jahren parlamen tarische Zustände entwickelt, wie sie bei uns unbekannt sind uno hoffentlich stets bleiben werden. Wenn, wie es noch im letzten Frühjahr die Tschechen zu Wege gebracht haben, die parlamen tarischen Verhandlungen durch Bearbeitung von Kochtöpfen und Kindertrompeten unmöglich gemacht werden, dann ist die Ge währung von Diäten freilich kein geeignetes Mittel gegen die Obstruktion. Man könnte dann sogar eher sagen, daß im Gegenkheil der mit Hilfe der Diäten herbeigeführte starke Besuch des Parlaments ein Mittel zur Obstruktion wäre, denn je mehr Abgeordnete anwesend sind, desto mehr Lärm kann auch ge macht werden. Im deutschen Reichstage aber ist die Taktik der Obstruktion fast stets — zuletzt noch in der Schlußsitzung des Reichstages im vorigen Frühjahre — darauf gerichtet gewesen, durch lange Reden und viele Anträge die Mehrheit zu ermüden, eine Anzahl von weniger standhaften Mitgliedern der Majorität zum Verlassen des Gebäudes zu veranlassen und dadurch die Beschluß Unfähigkeit herbeizuführen. Niemand wird bestreiten können, daß dieses Mittel um so weniger Aussicht auf Erfolg hat, je stärker der Reichstag von vornherein besucht ist. So ist beispielsweise die für höhere Geireidezölle an sich oorhan deneMehrheit eine so große,daß Vie Beschlußfähigkeit immer vor Händen sein wird, sofern nur die Mitglieder der Mehrheit auf dem Posten sind. Daß die Diäten hierzu sehr wohl beitragen können, ist Ansicht sowohl der Centrumspresse wie der nationalliberalen Organe und wird auch von der „Kreuzztg." in ihrer Polemik gegen Herrn Bafsermann gar nicht bestritten. Gewiß soll nicht gesagt werden — und auch Herr Bassermann wollte dies gewiß nicht behaupten —, daß die Gewährung von Diäten jede Ob struktion ausschließe, aber wohl darf gesagt werden, daß sie die Obstruktion viel unwahrscheinlicher macht, als der gegenwärtige diätenlose Zustand. Im klebrigen soll auch durch die Diäten nicht blos die Obstruktion -— die doch Gott sei Dank nur ein Ausnahmezustand ist — bekämpft werden, sondern vor Allem die dem Ansehen des Reichstages und des Reiches nicht förderliche schlechte Frequenz überhaupt. Oder wäre es vielleicht im Interesse des deutschen Ansehens nicht wünschenswertster gewesen, wenn Graf Bülow vor vollbesetztem Hause mit Herrn Chamberlain hätte abrechnen können, als daß selbst bei dieser Gelegenheit der Besuch des Reichstags recht schwach war? (?. U. Berlin, 10. Januar. (Entschädigungskosten der preußischen Eisenbahnen.) Das Unglück in Alten beken wird bekanntlich der preußischen Eisenbahnverwaltung schweres Geld kosten. Da ist denn die von Herrn v. Thielen dem Abgeordnetenhause übermittelte Zusammenstellung der Entschädigungssummen, die seine Verwaltung in den letzten Jahren gezahlt hat, doppelt interessant. Im Rechnungsjahre 1900 zahlte sie an einmaligen Abfindungen nebst den Kosten des Heilverfahrens und der Beerdigung inSgesamint 8l9 694 Mark, an fortlaufenden Zahlungen hatte sie zu leisten 2 740 086 .4?, total also 3 589 780 .// gegen 3 900 377 .4? im Jahre 1899. Im Rechnungsjahre 1898/99 war diese Summ bäld auf 5 Millionen (1 901 370.4?) gngeschwollen. 1900 waren auf Grund des Haftpflichtgesctzes an einmaligen Ab findungen Zahlungen an die Hinterbliebenen von 17 Getödteteu (1 Beamten und 16 fremden Personen), und an 288 verunglückte Personen zu leisten; von den letzteren waren 8 Beamte, 6 Arbeiter, 271 fremde Personen. Die fortlaufenden Zah lungen von 2 710 086 .4? waren inSgesamint an 4352 Per sonen zu leiste»; cs waren die Hinterbliebenen von insge- sammt 1601 Gelödteten (688 Beamten, 639 Arbeitern und 274 fremden Personen). Die verunglückten Personen, welche fort laufende Zahlungen erhielten, setzten sich zusammen aus 1127 Beamte», 896 Arbeiter» und 768 fremden Personen. Das Unglück in Altenbeken wird, wie gesagt, den Entschädigungs und den UnterstützungS-Etat der Eisenbahn bedeutend an schwellen lassen. * Berlin, io. Januar. Ueber die größten Ein kommen in Preußen sind der neuesten Steuerstatisiik folgende Angaben zu entnehmen: ES sind nach der letzten Veranlagung von Anfang 1904 in Preußen 2774 Personen vorhanden, die ein Einkommen von über 100 000 ./4 hatten, gegen 2652 im Vorjahre 1900, 2331 im Jahre 1899 und 2126 im Jahre 1898. Die Zunahme war also im letzten Jahre weit geringer als in den voraufgegangenen Jahren; sie betrug nur 122 oder 4,6 v. H., während im Jahre 1900 sic sich auf 323 oder 13,5 v. H. belaufen hatte. Bon diesen Personen entfallen 2181 (i. I. 1900 2184) auf die Städte und 493 (468) auf das platte Land. 1881 (1792) Personen hatten ein Ein kommen von 100 000 bis 200 000 .46, 436 (443) ein solches von 200 000 bis 300000 .46, 277 (245) ein solches von 300 000 bis 500 000 .46, 113 (114) ein solches von 500 000 bis 1000000 .46 und 66 (58) ein solches von mehr alS 1000000 .46 Bon den Ein komme nmillionären entfallen 50 (42) auf die Stuf« von 1 bis 2 Millionen, 10 (9) auf die von 2 bis 3 Millionen, 2 (3) auf die von 3 bis 4 Millionen, 3 (2) auf die von 4 bis 5 Millionen, 1 (0) auf die von 5 bis 6 Millionen, während in der Stufe von 6 bis 7 Millionen, die im vorigen Jahre einen Steuerpflichtigen Hatto, iu diesem Jahre niemand vorhanden ist. Alsdann folgt eine große Lücke, bis die Person mit höchstem Einkommen auftritr, die mit 20 bis 21 Millionen Mark Einkommen veranlagt ist, während sie im Jahre 1900 mit 15 bis 16 und im Jahrs 1899 mit 12 bis 13 Millionen veranschlagt war. Aus der Einkommen- steuerzisfer für Essen ist ersichtlich, daß diese Person mit dem höchsten Einkommen Krupp ist. Auf Berlin entfallen 652 Personen mit mehr als 100 000 .46 Einkommen gegen 639 im Jahre 1900, 603 im Jahre 1899 und 471 im Jahre 1896. Die Zunahme war also hier im letzten Jahre nur recht gering. Auf Charlottenburg ent fallen 99(93), auf Schöneberg 7 Personen mit mehr als 100 000.46 Einkommen, während in Rixdvlf eine derartig vermögende Person nicht vorhanden ist. (-) Berlin, 10. Januar. (Telegramm.) Das Kaiser paar nahm gestern in Gegenwart deS Cabinetschefs von LucanuS das von Professor Gustav Eberlein soeben vollendete Hilfsmodell zum Richard Wagner-Denkmal für Berlin in Augenschein. Es ist eine völlig neue Arbeit, bei der auch die vom Kaiser gewünschten Aenderungen volle Berücksichtigung gefunden haben. — Zur gestrigen Frllbstückstafel bei den Majestäten im königlichen Schlosse zu Berlin waren geladen Generaloberst Freiherr von Loe, Kriegsminister General von Goßler, Commandeur des Hauptquartiers General von Plessen und Chef des Militär- cabinets Gras von Hülsen - Häseler. Später sprach der Kaiser im Weißen Saale den Professor Schaper, den Bildhauer Magnussen und den Hofbaurath Ihne und begab sich sodann nach Schloß Bellevue, von wo er einen längeren Spaziergang im Thiergarten machte. Das Diner nahm er beim Chef des Generalstabes Grafen von Schliessen ein und kehrte 10 Uhr 35 Minuten nach dem Neuen Palais zurück. Heute Vormittag gedachte der Kaiser einen Auöritt zu machen. II. Berlin, 10. Januar. (Privattelegramm.) Mit Rücksicht auf die ungünstige wirthschaftliche Lage, mit welcher Feuilleton. Der Onkel aus Amerika. Humoreske von Wilhelm Rull mann (Graz). Nachdruck vcrbolrn. (Schluß.) Die Thür öffnete sich uns ein Mann trat herein, dessen ganze Erscheinung auf den ersten Blick ankündigte, daß sie einer Welt angehörte, die mit den engen Kreisen von Willibalv's Heimatb- ländchcns wenig gemein hatte. Ein Mann von etwa sechzig Jahren, der noch in der Vollkraft des Daseins zu stehen schien, wenn auch das grauweiße, straff in die Höhe stehende Haar und oer fast ganz weiße Vollbart schon das naheno« Greisenalier an- tünkigten. Das Gesicht war stark geröthet und unter den noch dunklen Brauen sahen blaue Augen mit einem Ausvrucke hervor, der für Guimüthigkeit und treuherziges, biederes Wesen zu sprechen schien. „Guten Morgen, mein Junge" — sagte der Einirelende, in dem er den Hnt auf den Tisch warf und Willibald die breite, starke Hand entgegenstreckte, der man es ansah, daß sie im Leben auch so manches grobe Stück Arbeit verrichtet hatte. „Sie sind doch der Herr Doctor Willibald Bode?" „Das ist mein Name" — sagte Willibald, dessen Mienen das höchste Erstaunen ausdrückten und der noch immer zögerte, die dargebotene Hand zu ergreifen. „Nun also! Und ich bin Dein Onkel Wilhelm Weller, wie man ihn einst getauft hat, oder William Weller, wie man ihn später genannt hat. Na, wirst Du jehi dem Bruder Deiner Mutter die Hand geben?" „Mit Freuden, lieber Onkel, aber Sie müssen — Du mußt schon entschuldigen." — „Daß Du mir nicht gleich ans Herz geflogen bist? Na, das begreift sich. Warst Kamals noch nicht auf der Welt, als ich Heimath und Vaterhaus Lebewohl sagte. Lang, lang ist's her!" „Setz' Dich doch, lieber Onkel." — „'S ist «in wenig eng bei Dir" — fuhr Herr William Weller fort, indem er sich auf einen Stuhl niederließ. „Na, das begreift sich, bist ja Schulmeister, wie man mir gesagt hat. Na, und das trägt nicht gar viel." „Professor am königlichen Seminar, Onkel" — „Na ja, Professor — so eine Art Schulmeister bist Du doch. Aber, was ich sagen wollte — ja, — laß Dich doch einmal an sehn! Hm! Ja — so eine gewisse Ähnlichkeit mit Deiner Mutier ist da — wie sie nämlich in meiner Erinnerung lebt — als ganz junges Mädchen. Sir ist tckdt, die liebe, oute Marie." — „Ja, Onkel. Vor drei Jahren ist sie gestorben." „Und Dein Vater vor sechs Jahren. Ich weiß alles. Hab' mich vor meiner Europa-Reise erkundigt — bei einem Berliner Auskunfisbureau. Hat sich viel geändert hier, seit ich vor bald vierzig Jahren mit ein paar Goldstücken in der Tasche in die neue Welt lhinüberging. Dein Vater »vor das, was ich nach meines Vaters Willen werden sollt' — ein geistlicher Herr. Ja ja, mein Junge, hab' Theologie studieren müssen — chatt' keine Lust dazu! Den Leuten was vorzupredigen — -war meine Sache nicht. Aber Dein Großvater mütterlicherseits hat's so gewollt. Und dann — hab' ein bischen lockeres Leben in dem alten Marburger Nest geführt. Mehr in der Kneipe als im Colkeg! 'S geht halt schon so, wenn man jung ist und keine Freude am Handwerk hat. Da gab's denn böse Stunden — kein väterlicher Fluch, aber doch so etwas Ähnliches — höchst« Ungnade! Und dann kam ein Tag" —- - ' - ' Der alte Herr machte eine kleine Panse, während er vor sich niedersah, als wollte er seine Gedanken oronen. Dann fuhr er fort: „Na ja, wie das so kommt. Eines Tages leicht mir ein reicher Corpsbruder zweihundert Tchaler, und mit diesem kleinen Capital geht's in die Welt hinaus, in dir neue Welt, nach Amerika. Ist mir eine Zeit lang reckt schlecht gegangen, hab' Stiefel geputzt und Straßen gefegt, aber von dem Alten hab' ich keinen Groschen begehrt — hab' keine Zeile nach Haus« in die ckltc Heimath ge schrieben — war verbittert — na, wie das so geht. Erst in Chicago ging mein Glücksstern auf — wenn man arbeitet, bringt man's schon zu etwas da drüben. War auch eine Zeit lang ver- heirathet — war recht glücklich — bis ich meine gute Fran de graben mußte. Stand dann wieder allein in der Welt — sie halt' mir keine Kinder hinterlassen. Na, und vv dacht' ich sann wieder mehr an di« alte Heimath und — daß ich's kurz mach' — da bin ich." „Nochmals willkommen, lieber Onkel" — sagte Willibald, indem er die Hand des alten Herrn ergriff — „herzlich will kommen in der alten Heimath!" „Danke Dir, mein Junge, danke Dir! Ist ja lang' Gras drüber gewachsen, über alles, was früher einmal geschehen ist. Freu' mich, daß ich wenigstens Einen noch hier in der alten Heimath finde, der mir durch die Familie nahe steht. Na, uckd ich komme ja auch nicht mit leeren Taschen. Hab' mir drüben was erspart in der neuen Welt — so was wie hunderttausend Dollars — kann auch etwas drüber sein. Na, bei uns will daS nicht viel sagen, aber hier heißt das schon etwas. Und da will ich mir nun hier in dem kleinen Städtchen eine Villa bauen — ganz hübsche Gegend, und man hat ja von hier nicht weit nach Frankfurt und an den Rhein. Und wenn ich einmal die Augen zumaeh', dann kriegst Du den ganzen Krempel, dior Billa und das, was in der eisernen Casse steckt. Bist Du's zufrieden. Junge'" „Onkel, Du bist zu gut, aber sprich jetzt nicht davon . . „Also sprechen wir von etwas Anderem! Erzähl' mir 'mal was von Dir — wie Dir's gegangen ist bis jetzt uno wie Dir - jetzt geht. Freilich, was für eine Frage! Wenn man so jung ist wie Du und in sogenannten geregelten Verhältnissen lebt." — „Na Onkel, man hat doch auch seine Sorgen." — „Nanu? Wo fehlt » denn? Hast Du Schulden? Sag'r nur frei heraus!" „Nein, lieber Onkel, aber weißt Du —" „Bist verliebt, was? Unglücklich verliebt?" „Ja und nein, Onkelchcn, wie man's nimmt." Und Willi bald schüttete dem, der ihm jetzt am nächsten stand, sein Herz ans und sprach ihm von dem Mädchen, das er lieble und dessen Neigung er besaß, und dessen Hand ihm der Schwiegervater iu tisio bis jetzt noch grausam vorenthalien hatte. „Hm", — sagte oer Onkel, als Willibald geendet batte. „Also Rosa heißt sie. Ist sie hübsch?" „Sehr hübsch, lieber Onkel, und ein liebes und braves Mäd chen dazu, das anch im Geschäfte ihres Vaters ihätiq ist. Ihr Vater ist nämlich Drucker und Heransgcber des hiesigen „Wöchentlichen Anzeigers"." „Gnt" — sagte Herr William Weller, indem er sich erhob. „Werden wir schon machen. Also jetzt, mein Jnnge — Da hast vielleicht noch zu thnn — mach' Deine Arbeit fertig nnd in zivei, drei Stunden — bist Du dann frei?" „Gewiß, lieber Onkel, von vier Uhr an bin ich frei." „Also qut. Bis dahin bummle ich etwas in dem S.'ädlchen herum und suche mir einen hübschen Platz für meine Villa aus. Und zwischen vier uno fünf Uhr erwarte ich Dich im „Rothen Ochsen". Isis so rechte
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