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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020208025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902020802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902020802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-08
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l. Abend-Ausgabe Mip)igtr TagMM Anzeiger ?s so Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 10 Jahrgang Nr. 71 Sonnabend den 8. Februar 1902. so Feuilleton so SS »m- »rä >25 >oo >so >oo >oo -«5 25 SO 75 40 SS so 75 SO so «0 >00 >ÜO roo !oO >25 >00 >40 >30 >00 lSO >60 >50 ,00 >00 )2S >7S »SO >25 >80 sSO >25 >25 söo >30 röo 7S 25 so 75 ss 23 a<l- I-r Vielleicht fühlen sich die Herren Richter unv Bebel in ihrem Kummer über die gestern im Reichstage erlittene >o 'S so iv >ü ISO 8S ;so Z75 soo .11- cd« „Darauf soll es mir nicht ankommen, Muttchen!" Und er zog seine Börse und drückte ihr hundert Mark in Gold in die Hand. „Nun erweise mir aber auch einen Gegen dienst, verschone mich mit diesen heimlich forschenden Blicken, Du weißt, daß mir solche Polizeiaugen gründlich zuwider sind." Sie zuckte zusammen. „Woher hast Du Geld erhalten, Julius? Bitte, sage es mir einfach, dann hören alle Muthmaßungen auf." „Glaubst Du, ich habe es mir widerrechtlich angeeignet, vielleicht einen Einbruch verübt?" „Sprich nicht so häßliche, widerwärtige Dinge aus, auch nicht im Scherz, ich bitte Dich!" „Mcffe Dir selbst die Schuld zu, wenn es geschieht, liebe Frau." „Aber ich habe doch ein Recht zu meiner Frage. Noch gestern hattest Du den Kopf voll schwerer Sorgen und heute giebst Du das Geld aus wie Spielmarken —" „Und da muß es nun nothgedrungen eine Ausein andersetzung geben?" „Die ist überflüssig, Julius. Wenn Du mir nur einfach antworten möchtest!" „Ich lege nicht gern Rechenschaft von meinem Thun und Lasten ab. Du weißt cs. Ich fordere dergleichen ja auch nicht von Dir!" „Bon mir? Wie meinst Du das?" „Ach, beenden wir doch dieses unerquickliche Gespräch! Du solltest Dir doch sagen können, daß man angesichts einer so großen Erbschaft einigen Kredit erhält —" „Und wenn Malchow nun noch zuletzt ander- bestimmt hätte, Julius, was dann? Mir ist manchmal so schrecklich Angst, als drohe unS schweres Unglück! Wovon wolltest Du wohl dann eine größere Summe zurückgcben —?" „Daß Ihr Weiber Euch doch durchaus mit Thräncn und Ahnungen herumquälen müßt! Du wirst mir noch die ganze Fcststimmnng verderben, Martha! Nimm doch nur Vernunft an und freue Dich, daß wir ein paar Kröten in Händen haben! Alles Andere laste meine Sorge sein!" Und wie all' solche Auseinandersetzungen, endete auch diese mit einem Knste, den Julins immer noch gern auf die sammctwciche Wange seiner Gattin drückte. Dann gab cs noch die verschiedensten Dinge zu be sorgen. Das Brautpaar selbst begab sich zu Paul'S Ver wandten, um diese znr Abcndfcicr ctnzuladcn. -iH ,»u- AL Io >r« >»r- von voll »et» to». >ot» AL Die Zolltarifrede des Reichskanzlers, welche dieser beim gestrigen Festmahle des Deutschen Landwirthschaftsrathes in Berlin gehalten hat, liegt jetzt im Wortlaute vor. Bei der programmatischen Bedeutung dieser Ansprache und ihrer nur unvollständigen Wiedergabe durch den Telegraphen in unserer letzten Nummer drucken wir sie hier nochmals in der jetzt vor liegenden, vollständigen Fassung ab. Der Kanzler sagte: „ES gereicht mir zur lebhaften Befriedigung, meine Herren, daß ich wiederum die Freude und Ehre habe, an dem Feste -es Deutschen Landwirthschaftsrathes theilzu- nehmen, und ich danke Ihnen herzlichst, wie für Ihre liebenswürdige Einladung, so für die eben gehörte freund liche Begrüßung in Ihrer Mitte. Es ist gerade ein Jahre her, seit ich in diesem Ihrem Kreise gesagt habe, daß das Interesse nnd die Sorge für die Landwirthschaft mir nicht nur eine Pflicht meines Amtes sei, sondern daß ich auch mit dem Herzen für die Landwirthschaft eintrete. Daß ich das damals sagte, ist mir ja hier und da verübelt worden, (Heiterkeit), das hat mich aber nicht im Mindesten irre gemacht. Daß ich den Werth der Landwirthschaft zu würdigen weiß, daran wird man sich gewöhnen müssen, lBravo!), und ich füge hinzu, ein Reichskanzler, der für ein so gewichtiges Gewerbe, wie es die Landwirthschaft ist, für ein Gewerbe, das für die Struk tur des Reiches von so eminenter Bedeutung ist, kein Herz hätte, das wäre ein seltsamer Kauz (Heiterkeit), der würde wohl bald kopfüber gehen. Man hat auch versucht, in wirthschaftlichen Dingen einen Gegensatz zu constrniren zwischen Seiner Majestät dem Kaiser und mir. Von einem solchen Gegensätze ist natür lich gar keine Rede. (Lebhaftes Bravo.) Das können Sie schon daraus entnehmen, daß ich als Reichskanzler vor Ihnen siche. Ein Reichskanzler, der sich in einer so wich tigen Materie im Gegensatz befände zu Seiner Majestät dem Kaiser, das ginge doch über die Hutschnur, (Heiter keit), das halten ja selbst Diejenigen nicht für möglich, die solche Märchen verbreiten. Die Wahrheit ist, daß ich, in dem ich die Interessen der Landwirthschaft zu fördern trachte, die Wünsche und Absichten unseres Kaisers aus führe, (Bravo!), der sehr wohl weiß, was er an der Lanü- wirthschaft hat und was die Landwirthschaft in wirthschaft- lichcr, militärischer und socialpolitischcr Hinsicht bedeutet, auf dessen Liebe und sachverständige Fürsorge die Land wirthschaft immer wird rechnen können. (Bravo!) Unser Kaiser hat nie etwas Anderes im Auge, als das Gesammt- wohl des Landes, und weil er nnr das im Auge hat, ist er durchaus einverstanden mit einer nationalen Wirth- schaftsvolitik, die Jedem das Seine giebt, 8uum ouiqus, d. h., jedem Erwerbsstandc, zumal, wenn er Noth leidet, so viel, als sich ihm zuwenden läßt, ohne den übrigen Thcil der Bevölkerung in unbilliger Weise zu schädigen. Nun weiß ich ja sehr wohl, daß cs in der Politik mit dem guten Herzen allein nicht gethan ist. Aber die ver bündeten Regierungen sind mit der Tarifvorlage den Wünschen der Landwirthschaft weit entgegen gekommen, ne haben gethan, was für sie möglich war, um ein neues Zollgesetz mit sehr wesentlichen Vorthcilen für die Land wirthschaft zn Stande zu bringen, und mit aller Offenheit will ich eS anssprcchen: Wenn die verbündeten Negie rungen der Landwirthschaft helfen sollen, so müssen sie auch von den Freunden der Landwirthschaft unterstützt werden. Durch nichts werden die berechtigten Bcstrc- tag zu vertreten, und glaubt man denn, daß, abgesehen von dem von mir selbst Gesagten, die ernsten Mahnungen, die außer von -en Bevollmächtigten süddeutscher Bundes staaten, von dem Staatssekretär des Innern und einer Reihe preußischer Minister an die Vertreter der Land wirthschaft gerichtet worden sind, nicht auf völliger Ucber- einstimmung mit dem Reichskanzler und Ministerpräsi denten beruhen? So wenig ich mich je hinter die Krone zurückgezogen habe oder zurückziehenwerde,sowenig denke ich daran, meine Mitarbeiter und College» dem Feuer auszusetzen und mich selber hinter der Front zu halten. (Lebhaftes Bravo.) Und deshalb versichere ich Ihnen, daß ich als wahrer Freund der Landwirthschaft von gan zem Herzen wünsche, es möge der Tag nicht kommen, an dem es sich herausstellte, daß die eifrigen Bemühungen der verbündeten Regierungen und meine eifrigen und red lichen Bemühungen für die Landwirthschaft am Mangel klugen Mahhaltens und entschlossener und einiger Unter stützung der Negierung gescheitert seien. Meine Herren, helfen Sie, daß es dahin nicht komme, wirken Tie für eine geschlossene Schlachtord nung auf dem Boden der Tarifvorlag c. Das ist mein Rath, das ist mein aufrichtiger Wunsch, und so trinke ich auf das Wohl der deutschen Landwirthschaft und ihrer Vertretung!" Der Reichskanzler schloß mit einem Hoch auf den Land- wirthschaftSrath und mit dem Wunsche des Blühens und Gedeihens der deutschen Landwirthschaft. geschlossen hatte! Die Mutter freute sich mit ihren Kin dern. Das war nur zu natürlich! Stephanie jubelte über ein kostbares Armband, Eva staunte eine entzückende, kleine Brosche an, und die Mutter wog mit hausfräulichcm Stolz einen silbernen Löffel in der flachen Hand. Das Dutzend funkelnagelneuer Mokka löffel hatte gefehlt, und die Aufmerksamkeit -cs Gatten fand vollste Würdigung. Paul nahm sein Prachtgcschenk mit einer Art Galgen humor entgegen. Er hatte Mühe, seinen Unmuts) zu be herrschen, aber als im Laufe des Gespräches auch von Frau Döring die Erbschaftsangelegcnheit besprochen wurde und Paul auf einige, vorsichtig gestellte Fragen die Bestätigung dessen hörte, was Julius ihm am ver gangenen Abende mitgcthcilt hatte, da wies auch er end- giltig Sorgen und Zweifel von sich ab und gab sich rück haltlos der Freudenstimmung hin, die diesem Tage die Signatur verlieh. Wie ein Rausch hatte cs sich Aller bemächtigt. Das Brautpaar war am seligsten. Seltsamerweise kamen Eva jetzt gar keine Bedenken mehr. Als sie auf wenige Mi nuten mit ihrem Verlobten allein war, legte sie die Arme um seinen Hals. „Verzeihe mir den dummen, abscheulichen Brief. Ich weis; selbst nicht, wie ich dazu kam, ihn zu schreiben. Denke, dies sei nicht geschehen — eS war wirklich kindisch von mir." Er unterdrückte einen Seufzer und küßte ihr duftiges, blondes Haar. „Du hast es gut gemeint, mein Liebling, und ich danke Dir dafür!" „Nein, nein —" „Bist Du glücklich, meine süße Evi? Wollen wir ünS auch nnr eine Minute dieses herrlichen, unvergeßlichen Tages verkümmern? Haben wir nicht Besseres zu thun, als uns mit lästigen Schatten zu beschäftigen?" Und er küßte sic und gab ihr die drolligsten Schmeichel namen, so daß sie auS dem Lachen nicht mehr herauskam. Er wollte doch den Frieden dieses jungen Herzens nicht beunruhigen. Zudem schien ja nun wirklich jede ernste Sorge überflüssig zu sein. Döring vermied ziemlich ausfällig ein Alleinsein mit seiner Gattin. Aber endlich wurde sic seiner doch habhaft. „Du hast wohl über Nacht das große LooS gewonnen?" fragte sie neckend, „kannst Du meine Finanzen nicht auch mit einigen Goldstücken aufbcstern?" Rittmeister Eckhoff. Roman von A. von Trystedt. Nachdruck verboten. Er war mit dem Entschluß gekommen, Eva das Ge schehene rückhaltslos mitzutheilcn. Als er aber erst hier war, schüttelte er nur still in sich hinein den Kopf. Nein, das wäre Barbarismus gewesen, diesem vor Glück in den Wolken schwebenden, süßen Geschöpf mit so profanen und unerquicklichen Dingen, die obcnein durch nichts zu än dern waren, die echte Herzensfreude zu zerstören. Auch wichen angesichts dieser lichten, strahlenden Wirk lichkeit böse Ahnungen, Reue und Gewistcnsqnal weit von ihm zurück. Bedingungslos gab er sich dem Zauber dieser Stunde hin, dem wohlthuendcn, sanft beschwichtigenden Einfluß, der von schönen, zärtlichen Frauen ausgeht. Er war wie berauscht, und wenn gleich einem häßlichen Gespenst eine nüchterne, verhängnißvolle Frage vor ihm auftauchen wollte, dann küßte er Eva s rothen Mund, und der Frieden in seiner Brust war wieder hergcstellt — freilich ein Scheinfrieden, hinter dem die Flamme des Auf ruhrs lohte. Auch die Begrüßung mit Döring war herzlich, wurde durch keinen Mißton getrübt. Paul hatte dem Räuber seines Capitals so heftig gezürnt, nnd nun er dieser liebenswürdigen Persönlichkeit mit dem sieghaften, selbst gefälligen Wesen wieder gcgenüberstand, brachte er cs auch hier nicht über sich, gewesten und zurückhaltend zu erscheinen. Erst als Döring absolut harmlos und ganz gemächlich seine Juwelen anspacktc, wechselte Paul die Farbe. Auf diesen Gipfel der Unverfrorenheit konnte er nicht folgen. Er war einfach starr. Währcnddeß ertönten lante Ausrufe der Bewunderung und Freude, kostbare Steine blitzten, wundervolles, mattes Gold schimmerte im Sonnenlicht. Wann hätten wohl solche großmüthige Geschenke ihre Wirkung verfehlt. Die jungen Mädchen schmückten sich nnd selbst Frau Martha lächelte. Auch sic hatte den stillen Schläfer vergessen, welcher nun sein einsames, licbclcercS Dasein vollendet und die müden, alten Augen für immer bungen -er Landwirthschaft mehr gefährdet und geschädigt, als durch Uebertrcibungen und Einseitigkeiten. Die ver bündeten Regierungen sind darüber einig, daßdie von ihnen vorgeschlagenen Getreidezölle die Grenze bezeichnen, bis zu welcher jene Zölle erhöht werden können, ohne einer seits der ganzen übrigen Bevölkerung l ä st i g z u f a l l e n, u n d o h n e a n d e r e r s e i t s d e n Abschlußvon Handelsverträgen in Frage zu stellen, wie sie die Landwirthschaft, Industrie und Handel brauchen, die alle drei mit festen Verhältnissen rechnen wüsten und alle das Bedürfnis nach ruhigen und gleichmäßigen Zuständen haben. Auch ist es sehr zweifel haft, ob eine weitere Erhöhung der Getreidezöllc über die Sätze des Entwurfes hinaus für die Landwirthschaft auf die Dauer von Bortheil sein würde, denn sie könnte eine Neaction Hervorrufen, unter deren Einfluß auch der legi time Zollschutz -er Landwirthschaft fallen würde. Meine Herren, für Denjenigen, der nicht die Verant wortung für das Ganze trägt, ist es leicht und be quem, den starken Mann zu spielen mit der Parole: Alles oder Nichts! (Sehr richtig!) Aber der leitende Staats mann mnß sich gegenwärtig halten, daß wir nicht in einem isolirtcn, auch nicht in einem rein agrarischen Staate leben und daß die Dinge im Leben häufig und sogar meistens nicht so oder so, sondern so und so sind. Daß ich an diese alte Wahrheit erinnere und sie jenem radicalen aut-ant entgegenstelle, das die goldene Mittelstraße ver schmäht, mag nicht auf allgemeine Zustimmung aus Ihren Reihen zu rechnen haben. Aber ich verhehle auch nicht, daß mich bei der freimüthigen Darlegung des Standpunctes der verbündeten Regierungen die Hoffnung leitet, zu ver hindern, daß von den Vertretern und Freunden der länd lichen Interessen das Bessere zum Feind des Guten ge macht, d. h., daß die Verabschiedung der Tarifvorlage durch unannehmbare Mehrforderungen, wie die auf Vermehrung nnd Erhöhung dcrMinimal- zölle, vereitelt werde. Als es sich 1867 um den Abschluß des österreichisch ungarischen Ausgleichs handelte, äußerte gegenüber ex- ccssiven Ansprüchen seiner Landsleute -er damalige un garische Ministerpräsident, Graf Julius Andrassh, das Boot mit den ungarischen Forderungen sei so überlastet, daß jede Unze mehr, ob Gold oder Dreck, dasselbe zum Sinken bringen würde. Ich sage Ihnen als ehrlicher Steuermann: Das Schiff der Tarifvorlage kann sich wohl über Wasser halten, aber bei noch schwererer Ladung werden die Wellen am Ende wohl nicht den Schiffer, ge wiß aber den Kahn verschlingen. Meine Herren, freisinnige Blätter haben cs mit mir umgekehrt gemacht, wie in der Fabel vom Wanderer, dem nicht der Wind, sondern die Sonne den Mantel abgewann. In der Hoffnung auf Erfüllung ihrer antiagrarischen Tendenzen haben sic mich früher mit der Sonne ihres Wohlwollens beschienen, jetzt machen sie Wind. (Heiter keit.) Aber den Mantel gebe ich nicht her, mag der Wind blasen, wie er will. Vermuthlich wird man von dieser Seite den Vorwurf wiederholen, warum ich nicht früher schon erklärt hätte, was kürzlich in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zu lesen stand und was ich hier so eben über die Gefährdung der Zolltarifvorlage durch übertriebene Forderungen auszuführen mir erlaubte. Ja, selbstverständlich war und ist meine Aufgabe doch, die Tarifvorlage in der nach langwierigen und schwierigen Berathungen mit Mühe erreichten Abmessung im Reichs ter ,io t>» to '75 ,10 po ,10 25 .'75 ,2S Illi- Ko en, rr« ock. N«. cksr »»1. >de mo Ist 0 o o is 0 k IS 10 Martha hatte sich längst mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß Malchow über kurz oder lang das Zeitliche segnen werde. Stets aber hatte sie geglaubt, diese ernsten Tage in stiller Trauer und pietätvollen Gedanken an den Todtcn zu verbringen. Statt dessen tönten Gläserklang und froher Gesang in den düsteren, wolkcnverhangenen Abend hinaus. Heller Lichtglanz und heiteres Lachen erfüllten das ganze Haus. Man trank und jubelte dem Brautpaare zu und eine erhöhte, zu jedem Scherz aufgelegte Stimmung hatte sich der kleinen Gesellschaft bemächtigt. Die Stühle flogen zur Seite, der Teppich wurde aufgerollt, die Tische in die fernsten Ecken getragen, und dann riSkirte man ein Tänzchen nach a anderen. Die Alten dc -en an die eigene Jugend zurück un fühlten sich neu b lebt, nnd die Jungen glaubten, auf rosigen Wolken zu schweben. Auch Martha fühlte sich mit fortgertffen. Sie war die heiterste, liebenswürdigste Hausfrau, welche je einer Tafelrunde präsidirte. Bon Zeit zu Zeit aber flog cs wie ein Frösteln durch ihren Körper und ein alter, düsterer Sinnspruch ging ihr wie eine schaurige Mahnung durch den frohcrrcgten Sinn: „Wer einem lieben Todtcn die Trauer versagt, Sicher bald der Gräber zwei beklagt!" Zweiter Band. Er st es Capitel. „Was diesen alten Fuchs nur bewogen haben kann, uns absolut von der ersten Zusammenkunft mit ihrem zukünftigen Gatten auszuschlicßen!" eiferte Döring, auf geregt das Zimmer eines Hotels in H. durchmessend. Er hatte sich jene Situation und die Rolle, die er, der Vater der bezaubernden Stephanie, dabei spielen werde, zu oft ausgemalt, um so ohne Weiteres darauf verzichten zu können. Die letzten zehn Tage waren in einem einzigen Rausch verflogen. Döring gab das lÄeld mit vollen Händen aus. Die Damen durften sich reizende Frühjahrstotlettcn an fertigen lasten. Die ganze Familie rüstete zu der Reise nach H. Da die Eltern ihre älteste Tochter zu begleiten wünschten, so war es selbstverständlich, daß auch Eva sich ihnen anschloß. Paul hatte sich schon vor einigen Tagen verabschiedet, zweifelhaft geworden sei, ob die Vermehrung der AuS- landSLiensthaltungen sich werde bis 19ll verschieben lasten, und er schätzte die jährliche Erhöhung der Kosten der Jn- diensthaltung für die Jahre von 1906—1910 auf zwei Millionen Mark. Mit besonderem Eifer war in der oppo sitionellen Presse ein Satz deS Erlasses auSgebcutet worden, der sich mit einiger Gewaltsamkeit dahin deuten ließ, daß bei der Einbringung der Flottenvorlage dieser spatere höhere Bedarf verschwiegen worden wäre, um die An nahme der Vorlage nicht zu gefährden. Diese Freude machte nun Herr v. Tirpitz den freisinnigen und den social demokratischen Agitatoren durch den Nachweis zu Nichte, daß der betreffende Satz lediglich von der Schlachtflotte und der ursprünglich höher geplanten Indienststellung handle, die von den verbündeten Regierungen, um nicht neue Steuern nöthig zu machen, auf den Rahmen des jetzt bestehenden Flottengesetzes eingeschränkt worden ist. Hierin sei aber nichts geändert und solle auch nichts geändert werden. Gegenüber den weiter gebenden militärischen Anforderungen suche er die finanziellen Rück sichten stets zur Geltung zu bringen. Die gegen ibn in der Presse gerichtete verleumderische Verdächtigung, er habe den Reichstag getäuscht, weise er mit Entrüstung zurück. Diese offene Klarlegung des Sachverhalts hinderte, was bei einer so gesinnungstüchtigen Opposition sich von selbst versteht, weder Herrn Richter, noch Herrn Bebel, sich über bie Täuschung deS Reichstages in wiederholten Reden mit dem Aufgebote der stärksten Entrüstung weiter zu ereifern, einer Entrüstung, die schon dadurch einigermaßen verdächtig ist, daß sie sich auf einer Seite äußert, die garnicht betroffen wäre, selbst wenn die Behauptungen deS „Vorwärts" und der „Freisinnigen Zeitung" richtig wären. Denn wenn Jemand sich in diesem Falle über Irreführung zu beschweren das Recht hätte, so könnten es doch nur diejenigen Parteien deS Reichstags sein, die dem Flottengesetze zugestimmt haben. Diese Parteien erklärten aber gestern sämmtlich unter voller Anerkennung der vom Staatssekretär gegebenen Darstellung, daß von emer Täuschung nicht die Rede sein könnte. Namens des CentrumS wies als erster Redner der Mehrheit der Abg. Müller-Fulda diese haltlose Beschuldigung zurück. Ihm folgte der Nationalliberale Graf Oriola, der sich mit vollkommener Billigung ganz auf den Standpunkt des ange griffenen Erlasses stellte und bezüglich der AuSlandSkreuzer er klärte, seine Partei werde eine künftige Vorlage mit Rücksicht auf die Finanzlage prüfen, aber da« bewilligen, was als notbwendig für die Machtstellung Deutschland« zur See nachgewiesen werde. In gleicher Weise sprach sich der Abgeordnete von Levetzow aus. Seinem Bedauern darüber, daß einem so unverfänglichen Acten- stücke durch die Bezeichnung „geheim" der Anschein einer sensationellen Angelegenheit gegeben worden sei, schloß sich der Abgeordnete Bartb an. Denn auch die Frei sinnige Vereinigung ließ Herrn Richter allein in der peinlichen Lage, im Bunde mit den socialdemo kratischen Veröffentlichern von Geheimacten, denen Herr von Leveyow unter lebhaftem Beifall das Zeugniß auSstellle, daß der Hehler so schlecht wie der Stehler sei, den Gaul dieser verfehlten Haupt- und StaalSaction heim zu führen. Der Marineetat wurde dann ohne erhebliche weitere Debatte nach den Vorschlägen der Budgetcommission genehmigt. Desgleichen der Etat für Kiautschau. Politische Tagesschau. * Leipzig, 8. Februar. Nachdem Staatssekretär v. Tirpitz und sein Marinestab zwei Tage lang im Reichstage vergebens aus die Beendigung der langwierigen Debatten über den Etat deS Reichsamts deS Innern hatten warten müssen, kam gestern endlich für sie der „große Tag" der zweiten Berathung deS Marine-EtatS. Der Tag war in der That ein großer, nicht durch die Zahl der anwesenden Mitglieder des HauseS, aber dadurch,daß in der einen Sitzung,obgleich der gestohlene Geheimerlaß desStaatSsekretär« zur Sprache kam, die Berathung vollständig zu Enke kam und mit einer vollständigen Niederlage der beiden Fractionen ab schloß, die aus diesem Erlasse Herrn v. Tirpitz einen Strick drehen zu können geglaubt hatten. Der in der socialdemo kratischen und. der Richter'schen Presse über den Erlaß er hobene Lärm rechtsertigte es, daß der Staatssekretär nicht erst den vorbereiteten parlamentarischen Angriff abwartete, sondern ihm durch eine sachliche Darlegung dessen, was in dem Erlasse wirklich siebt und was mit ihm beabsichtigt ist, von vornherein die Spitze abbrach. Die äußerste Linke sah sich dadurch mit ihren gestohlenen Angriffswaffen alsbald in die Vertbeidigung zurückgeworfen, die unglücklich genug aussiel. Darüber, daß die Auslandsschiffe nackgesordert werden würden, ist bei der Verabschiedung des Flottengesetzes kein Zweifel gelassen worden, und der Staatssekretär stellte dies gestern durch Verlesung seiner bezüglichen Erklärung fest. Graf Oriola citirte ergänzend die Erklärung deS nationalliberalen Parteiredners auS der dritten Lesung des Flottengesetzes, die ausdrücklich auf den Vorbehalt der verbündeten Regierungen bezüglich der Nachforderungen der Auslands kreuzer Bezug nahm. Der Staatssekretär führte nun aus, daß es durch die Berichte der Geschwaderchefs in Ostasien und durch die Miltheilungen auS dem Auswärtigen Amte Annahmrschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde frühem Anzeige« sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rothes nnd Volizei-Ämles der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reclamen unter dem Redactiontstrich (-gespalten) 7b H, vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ztffernfatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertrnannahme 95 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördernng >/i 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Bezugs-Preis In der Haupterpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich./L 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expevition dieses Blattes möglich. Redaktion und Expedition: Johannisgaste 8. Fernsprecher 153 und 222. Filialorprdttionrn r Alfred Hahn, Buchhandlg., Universitätsstr. 3, L. Lösche, Katharinenstr. 14, «. KSnigspl. 7. Haupt-Filiale in Lettin: Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 3393.
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