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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020308011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-08
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Der Präsident brachte den ersten Toast auf den deutschen Kaiser au», der große Begeisterung hervorrief. Der Prinz sagte alsdann: „Ick bin Gast der Stadt, deren Einwohner mit dem böchstea Stolze sie als die Nabe des Weltall« betrachten. Ernst gesprochen, ich würde die Reise durch Ihr Laad als unvollendet angesehen haben, ohne den Besuch der bedeutendsten Stadt jene« Staate«, der in der Geschichte der Unionstaaten eine so wichtige Rolle gespielt hat, dessen Einfluß so groß und weitreichend ist, der der Literatur Ensersoa, Hawthorne und Longfellow und der Wissenschaft Manner wie Aganiz und Thoreau, der Geschichtsforschung einen Bancroft, Motley und Predcott gegeben hat. In der Nachbarschaft Ihre« Staates wurde die Aera herbeigeführt, die Zeugin des WachSthum« der Nation und eine« sehr selten erreichten universellen Patriotismus war. Ja gewisser Beziehung ist mein Besuch also von besonderem Interesse für mich. Mir scheint, ich stehe an der Wiege der amerikanischen Civilisation. Mögen auch die Bande der Freundschaft, welche so viele Jahre unsere beiden Böller ver einigen, aoch fester geknüpft werden durch den gegenseitigen Wettbewerb auf dem Felde der Literatur, Kunst und Wissenschaft. Sollte dies das Resultat meines Besuchs ihrer freundlichen und gastfreien Küste sein, so will ich mir gern nachsagen lassen, daß ich mich einem gleichzeitigen Interview durch über tausend amerikanische Prrßleut« unterworfen habe und ebenso die, um e« offen zu sagen, Unbequemlich- keit hinnehme, die mir da« beständige Knipsen zahlloser Photographen bereitete. Glauben Sie mir, die Amerika fahrt war für mich ein Hochgenuß. Sollte ich da« Glück haben, die Vereinigten Staaten nochmal- besuchen zu können, daun weiß ich, vaß ich nicht al« völlig Fremder Wiederlehre." — ES sprachen sodann der Gouverneur im Namen de« StaateS und Marinesekretär Long al- Brrlreter der Bunde-regieruog. * Boston, 7. März. (Telegramm.) Ja seiner Rede auf dem Banketf führte der Marinesekretär Long au»: Der Prinz zeige bei seinem ersten Besuche in Amerika die an Aankeeschlauheit heranreichende Weisheit, da-Beste immer bi- zuletzt aufzusparrn. Ueberall habe er einen neuen warmen Empfang gefunden; hier sei ein gewiffeS Etwas, da« er sonst nirgends gefunden habe. Wenn der Prinz, worüber Alle ent zückt sein würden, in Amerika bliebe, würde er al- Bewerber um ein Amt so rasch populär werden, wie er sich al» inter nationaler Gast der amerikanischen Eigenart angepaßt habe; ganz demokratisch habe er freundliche Worte für jeden. Al- Beispiel könne man den Besuch de- Prinzen in der Marine akademie aufführen, wo er mit feinem Tacte beim Ringkampfe nicht dem Sieger, sondern dem Be siegten die Hand gereicht und jeden einzelnen Theil der Einrichtungen der Akademie stndirt habe. Wenn der Prinz Amerikaner würde, wäre ihm ein MayorSamt gewiß; auch würde ex ihn, den Redner, aus dem Marine amte verdrängen. Er sage dies nicht nur als ein verdientes Compliment, sondern auch in anderer Bedeutung: ihm schwebe da» Dichterwort vor: „Ido sariiament ok man, tde keckeration vk tiw vorlck." Die Anwesenheit deS Prinzen in Amerika bedeute ungefähr die beste Phase moderner Eivili- sation, freundschaftliche Beziehungen zwischen den Völkern der Erde, die Nachbarn und Freunde, anstatt Feinde geworden seien. Wie Amerika den Prinzen bewillkommne, so bewillkommne es auch Deutsch land, daS Land Steuben's, Goethe'S, Heine'« und Mendelssohn'«, daS Land der Poesie, der Philosophie, der Wissenschaft und Kunst, der großen Soldaten, der Staatsmänner, da« Land der Musik und des Gesanges. Da- Banket schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Prinzen. Bei einem vom Thurstay Corning Club ver anstalteten Empfang traf der Prinz auf ein Stündchen mit hervorragender Schriftstellern zusammen, worauf er sich nach dem Bahnhofe begab. Die Abfahrt nach Albany erfolgte um 2 Uhr Nachts. — Präsident Eliot richtete ein Dank telegramm an den deutschen Kaiser. * Albany, 7. März. (Telegramm.) Prinz Hein rich traf heute früh 8>/, Uhr hier ein und wurde von dem Gouverneur Odell, dem Generaladjutanten Henry und einer Abordnung des Senats empfangen. Zunächst wurde unter militärischer E-corte die Fahrt nach dem Rath hau« angetreten, wo der Mayor GanS den Prinzen mit einer Ansprach begrüßte. Hierauf begab sich der Prinz nach dem StaatScapitol, wo sein« Begrüßung durch den Gouverneur Namen- de- Staate- New Jork stattfand. AlSdann trat der Prinz die Fahrt nach dem Senate an und wohnte einer Sitzung, zu der sonst nur Senatoren und StaatSoberrichter Zutritt haben, bei; von hier begab sich der hohe Gast nach dem Abgeordnetenhaus;. Nachdem er noch daS Capitol be sichtigt hatte, fuhr der Prinz um 10 Uhr nach Westpoint weiter. Die slawischen Deutschenseinde. LL Wenn irgend eine Feier streng national beschränkt hätte sein sollen, so war es die zu Ehren Victor Hugo's in Paris veranstaltete, denn dieser Dichter war so specifisch französisch, -aß er anderen Nationalitäten und Raffen kaum verständlich wird. Trotzdem ließen es sich die tschechischen Sokolisten, Lenen man gewiß nicht mit -er Annahme zu nahe tritt, daß sie in ihrer überwäl tigenden Mehrheit nicht mehr als die Namen einiger Werke Victor Hugo'S kennen, nicht nehmen, unter Füh rung -cs Prager Bürgermeisters mit dem unaussprech lichen Namen Srb in auffälliger Weise au der Feier thctlzunehmen. Daß sic dabet von dem Pariser Bürger meister Dauffet, einem Chauvinisten strengster Observanz, geleitet wurden, zeigte, wohin die Reise ging: nicht die Liebe zu dem berühmten französischen Dichter, sondern der Haß gegen Deutschland und das Dcutschthum vereinigte die edlen Brüder. Während hier in einem der ältesten Culturcentrcn der alten Welt die Tschechen aus deutschfeindlichen Gründen an einem Feste theilnahmen, suchten aus eben denselben Gründen in einer großen Stabt der neuen Welt die Polen auf ein Fest einen Schatten zu werfen. Während Prinz Heinrich sich in Chicago aufhiclt und von Deutschen, Skandinaviern, Iren und nicht zuletzt natürlich auch den Vollblutamerikanern begeistert gefeiert wurde, veranstaltetendiePvlcn nicht nur ein Protest-Meeting, sondern sie machten sogar die Kirche zum Schauplätze dex Agitation nationalen Hasses, indem in polnischen Gottes häusern Trauergottesdienste mit den obligaten national polnischen Predigten abgchalten wurden. Wir wollen nur ganz beiläufig unsere klerikalen Pvlcnfreundc fragen, ob sie nicht auch in der Abhaltung von Trancrgottcsdiensten bei einer solchen Gelegenheit eine Blasphemie erblicken. Biel wichtiger ist die Feststellung der Thatsache, von welchem Fanatismus das Polenthum der gesammten Welt gegen Deutschland erfüllt ist. Prinz Heinrich hat mit der inneren deutschen Politik nicht das Mindeste zu thun, und schon aus diesem Grunde sollten die Polen ihren Haß nicht an ihm auslassen. Zum Zweiten hat seine Reise mit polenfreundltcher oder polcnfetndltchcr Politik nicht den leisesten Zusammenhang, und schließlich ist er Gast eines Volkes, bet dem die amerikanischen Polen selbst das Gasirccht genießen und das durch die Beleidi gung seines Gastes zu kränken sie sich sehr hüten sollten. Wenn trotz alledem die Polen auch bet dieser Gelegenheit ihrem Dcutschcnhasse Luft machen, so zeigt sich, wie unver söhnlich dieser Haß ist. In einer Weise ist übrigens vielleicht gerade dieser Exceß vom deutschen Standpunkte aus zu begrüßen. Der deutsche Kaiser hat in früheren Zetten persönlich freundschaftlich mit polnischen Herren verkehrt; die seinem Bruder durch die Polen zugefügtc Be leidigung wird ihn sicherlich endgtlttg darüber aufklärcn, daß zwischen einem deutschen' Fürsten und -em Polenthum keine Freundschaft möglich ist. An nnd für sich sind die immer mehr sich häufenden Beispiele des Hasses des Slawcnthums gegen das Dcutsch thum für Deutschland sicherlich weder gleichgtltig, noch un bedenklich, denn einem vereinigten Angriffe des Slawen- thums unter russischer Führung und der revanchelustigen Franzosen könnte Deutschland nur mit Mühe wider stehen. Zum Glücke aber sind die Slawen in nichts Anderem einig, als in dem Hasse gegen das Dcutschthum, während eine dauernde und fruchtbare Einigkeit immer auf ein positives Ziel gerichtet sein muß. So erfreulich auch panslawistischen Schwarmpolitikern diese Symptome des Hasses gegen das Gcrmancnthum sein mögen, so kann doch das große slawische Reich, Rußland, diesen Factor nicht in seine Rechnung hineinziehcn. Jeder einsichtige russische Politiker weiß, daß die Macht Rußlands in erster Reihe auf der raffenmäßigen Gleichheit und gleichen Religion der ungeheuren Mehrheit der Bevölkerung des russischen Reiches beruht. Eine Angliederung des Tschcchcnthums, der Südslawen und der nichtrussischen Thetle des früheren Königreiches Polen wäre für Ruß land kein Gewinn, sondern eine Gefahr, weil das un geheure Uebcrgewicht des specifischen Ruffenthums ver loren gehen würde. Noch viel größer sind natürlich die Unterschiede zwischen den mit den Franzosen kokettirenden Tschechen und Pan slawisten einerseits nnd dem Romanenthume andererseits. Beide Theilc mögen sich Artigkeiten sagen, aber sie haben kein inneres Verständnis» für einander. Thatsächlich haben sich auch während des Aufenthaltes der tschechischen Gäste in Paris große französische Blätter über diese Freunde der französischen Nation lustig gemacht. Dem Franzosen mit seiner uralten und feinen Cultur steht trotz alledem und alledem das kulturell gleichwerthige Deutsch land innerlich näher, als das unculttvirtc Tschechenthum. Und da er außerdem weiß, daß die Tschechen doch noch lange nicht die Regierungsgcwalt in der habsburgischen Monarchie in Händen haben und daß speciell die aus wärtige Politik dieser Monarchie nach einer ganz anderen Richtung, als die Herren Tschechen es möchten, geht, so läßt sich der verständige Franzose wohl mit der seiner Nation eigenen Höflichkeit die tschechischen Liebes betheuerungen gefallen, aber er würdigt sie nach ihrem sehr geringen praktischen Werthc. Der Krieg in Südafrika. Einzelheiten zur britischen Niederlage bei SlaadSlaagte. Von Lord Kttchcner liegt bis zur Stunde noch keine genauere Meldung Über die unglückliche »Affäre" von Klerksborp oder richtiger Elandslaagte vor. »Standard" dagegen ist in der Lage, den begonnenen Bericht seines Special-Correspondenten aus KlerkSdorp zu vervoll ständigen, und der Bericht ist um so interessanter, als er in so natürlicher und packender Form jenes für die Eng länder so überaus mißliche Gefecht schildert. Der Convoy, der Lebensmittel für einen Tag enthielt, lagerte in der Nacht vom 24. zum 25. zwölf Meilen südlich Klerksdorps, und zwar zwischen -em Mer-Spruit und dem Jagd-Spruit, Nebenflüssen -es Baal, welche fast parallel aus nordwestlicher Richtung dem Hauptstrome zu fließen. Der Weg von WolmaranSdorp nach KlerkSdorp, wo die Wagen beladen werben sollten, überschreitet beide Flüffe. Uzer - Spruit ist leicht zu Überschreiten, während Jagd - Spruit nur auf einer Furth passirt werden kann, weil die Ufer steil und schwierig sind. Um Z45 Uhr Morgens am 25. spannte die Colonne ein und begann -en Vormarsch nach KlerkSdorp, welches man vor Mittag sicher zu erreichen hoffte. Die Geschütze, fünf an der Zahl, marschtrten voraus unter Bedeckung der Imperial - Peomanrie, während die North-Humberlcmb- Füsiliere die Flanken und -en Rücken deckten. Etwa 500 Meter zur Linken des Weges liegt ein Busch, und als die Colonne um 5 Uhr Morgens in Höhe des selben angelangt war, erhielt sie ganz plötzlich auf diese für Scharfschützen, wie die Boeren, äußerst günstige Ent fernung Salvcnfeuer aus dem Busche, ohne das bis dahin auch nur ein einziger Boer gesehen worden war. Ts stellte sich später heraus, daß etwa 500 Mann in dem Busche lagen, und daß derselbe immerhin so bedeutend war, daß er diesen 500 Mann vollkommene Deckung, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Pferde bot. Die erste Frage ist nun natürlich die, ob der nur 500 Meter von der Marschstraße entfernt liegende Busch denn gar nicht abgesucht, oder ob nicht wenigstens von der linken Seitendcckung eine Patrouille dorthin entsandt worden ist. Dem scheint nicht so gewesen zu sein, denn selbst trotz der Dunkelheit, die noch herrschte, es war 5 Uhr Morgens, hätte man, wenn vielleicht auch nicht die im Busche selbst Ananas. Bon OttoLehmann (Hamburg). Nachdruck «ertöten. Wer kennt nicht die Pflanze mit der wie ein Tannen zapfen geformten und deshalb von den Engländern pinsLpple, Kichtenapfcl, genannten Frucht, die Ananas? Und wer hat nicht schon an ihrem aromatischen Geschmack sich ergötzt,, der von manchen Menschen demjenigen aller anderen Früchte vorgezogen wird? Es ist in der Thai auch ein auserlesener Gaumcnrciz, den die Ananasfrucht bietet, man glaubt mit ihr Pfirsiche, Quitten, Äepfel, Muskatellcrtrauben und Erdbeeren zugleich zu schmecken. Dabet zergeht die Frucht auf der Zunge, obgleich sie mit harten Fasern durchzogen ist, und verbreitet einen Wohl geruch, der ebenfalls dem Dufte der genannten Früchte ähnelt. Bet allen diesen herrlichen Gaben mutz die Ananas jedoch mit Vorsicht und mäßig genossen werden; denn ihr Saft ist so scharf, daß er die Zähne stumpf macht und da- Zahnfletsch angreift. Daher schneidet man die Frucht in Scheiben und legt diese eine Zett lang in Wein, nimmt sie dann heraus, bestreut sie mit Zucker und genießt sie nun ohne Gefahr für daS Zahnfleisch. Der Wein hat die Schärfe herauSgezogen und einen AnanaSgeschmack ange nommen; er kann ohne Nachthetl genoffen werden. Auch Salzwasser thut den gleichen Dienst, wenn man die Scheiben nur kurze Zeit htnetnlegt. Dabet wird bas Wasser bläulich gefärbt und nimmt einen Schwefel geruch an. DaS Vaterland der Ananas ist Brasilien, von wo sie in andere Länder der heißen Zone, sowie auch in die jenigen gemäßjgter Himmelsstriche verpflanzt worden ist, so zum Beispiel in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahr hunderts nach Ostindien, wo man Anfangs da» Stück mit zehn Ducaten bezahlte. Um» Jahr 1780 kam sie durch den berühmten Botaniker Commeltn zuerst nach Europa, und zwar nach Amsterdam, von da nach England und Deutsch land, hier zuerst nach Leipzig in -en Bose'schen Garten. Val- gelangte sie auch nach Frankreich, wo man sie jedoch nicht zu behandeln wutzte, hi» endlich im Jahre 17S8 die erste in Frankreich gewachsene Anana» zu Versailles auf der Tafel Ludwig s XV. erschien. Der Schriftsteller, der die Europäer zuerst mit dieser Pflanze bekannt gemacht hat, war Jean de Lsry, der um 1578 nach Brasilien gereist war, die Anana» beschrieb und auch zuerst abbildeie. Uebrigen» liest e» irr -rL Lerschkhent« Himmelsstriche, baß sie in der heißen Zone um vieles köstlicher werden muß, als in den gemäßigteren und in -en Treibhäusern Europas. Bei den Ureinwohnern Brasiliens hieß die Ananas Panacous und Hoyrirt; wahrscheinlich sind es Züc dort hin gewanderten Portugiesen gewesen, die ihr den Namen Nanas oder Ananas gegeben haben; wenigstens nennen ihre dortigen Nachkommen sie Ananas nianso, das heißt zahme Ananas. Zahm heißt sie, weil es auch Ananas« arten gtebt, deren Früchte nicht genoffen werden können. Durch die Cultur ist die Ananaspflanze in viele Ab arten verwandelt worben. Die große weiße Ananas hat lange, oben und unten abgerundete Früchte, die die Größe eines großen Apfels erreichen, ehe sich die Blümchen auf ihtL öffnen. Nach der Blüthe wächst die Frucht bedeutend, so daß sie 30 Centimeter lang werden und 15 Lentimeter im Durchmesser erreichen kann. Unreif ist sie grün, reif schön goldgelb, jedoch nur von außen, da ihr Fleisch weiß ist. Sic ist in Europa am meisten im Sandel, riecht sehr angenehm, schmeckt aber nicht so schön, wie die Frucht der folgenden Arten, von denen sich durch ihre Gestalt die rothe Ananas oder der Zuckerhut besonders auszetchnet. Die Frucht dieser Art hat, wie bereits der Name an deutet, eine kegelförmige Gestalt und wird nie so groß wie die der großen weißen Specics. Auswendig ist sie erst röthlich, wird aber später pomeranzenaelb, jedoch nicht so lebhaft gefärbt, wie die große weiße. Die Warzen sind breiter als bet dieser, platt und in der Mitte fast einge drückt. DaS Fleisch ist gelb, aber nicht so saftig, dagegen süßer als bei der großen weißen. Ist auch der Saft nicht so scharf, wie bei der vorigen Art, so greift er, wenn man viel von dieser Frucht genießt, immerhin noch die Schleim häute an. Die Blätter sind bet dieser Art braunrvthlich und haben röthltche Stacheln. Aehnlich wie die rothe Ananas ist auch die oliven farbige gestaltet. Sie hat ihren Namen von der äußeren Farbe der Frucht; daS Fletsch selbst ist gelb und schmeckt recht angenehm, wird aber, wie alle übrigen Arten, von der Jajagna- oder Reinetten-AnanaS darin übertroffen. Diese kleinste (daher wohl auch »kleine" genannt), wohl schmeckendste und daS feinste Aroma enthaltende Ananas- ärk erhielt ihren Namen von der bekannten Apfclsorte, der Reinette, der sie an Größe, wie an Geschmack nicht un ähnlich ist. Sie hat unter allen am wenigsten Schärfe im Safte. Das Fletsch ist gelb; die hellgrünen Blätter sind breiter und bieasamer al» bet den anderen Arten, an den Rändern umgcbogen und röthlich und besitzen kaum sichtbare Stacheln. Eine Varietät davon, die Pitta oder Pttt-Anana», hat eine kleinere und nicht so schmackhafte Frucht, auch sind ihre Blätter, außer an der Spitze, fast L«n» stachello». Bon der Mita gtebt es Nieder eine Äh- art, die grüne Ananas, so genannt, weil die Frucht grün bleibt, auch wenn sic reif ist; sic wird besonders in Eng land geschätzt. Außer diesen Sorten siebt es noch etwa 40 Sorten, die sich nur durch geringe Merkmale unterscheiden und viel fach nach den Culturplätzcn oder Bersandtorten benannt sind, wie zum Beispiel: Singapore-, Martinique-, Ba- Hama-, Azoren-Ananas u. s. w., während die tu Europa gezüchteten Früchte unter dem Namen „Treibhaus-Ana nas" in den Handel kommen. Zu erwähnen dürften noch zwei Sorten sein, die in der brasilianischen Provinz Ma- ranyao Abacaxt heißen und zu Anfang unseres Jahr hunderts von dem Botaniker Arruda nach Pcxnambuco verpflanzt worden sind. Sie übertreffen alle anderen Arten an Schmackhaftigkeit. Bei der einen ist die Frucht weiß und die Blätter stachclloS, bei der anderen ist erstere purpurfarben, während die Blätter mit Stacheln besetzt sind. Die Cultur der Ananas kostet in Europa viel Mühe, Zeit und Aufwand; sie wird nur in besonders dazu einge richteten Ananashäusern betrieben. Da in diesen die Temperatur nie unter 20 Grad Reaumur sinken darf, müssen sie das ganze Jahr hindurch geheizt werden. Hier aus ergicbt sich der verhältnißmäßig hohe Preis der Ananasfrüchtc. Freilich werden diese in Europa bei guter Pflege manchmal auch recht groß; so kam bei der Krönungsmahlzeit König Georgs IV. von England eine Ananas auf die Tafel, die in Stockpool-Court in der Walliser Grafschaft Pembroke gezogen war und lOs/zPfund wog. Eine Frucht von vier Körnern, das heißt von vier Spiralrcihcn Warzen gilt für gering; eine mit sechs für mittelmäßig, eine mit acht und mehr für schön. Ab geschnitten wird die Frucht am besten an dem Tage, an dem sie genossen werden soll und zwar in der Frühe, ehe sie von der Sonne durchwärmt worden ist. Sie kommt mit der Krone auf den Tisch: denn wollte man ihr diese nehmen,so würde dabei ein Theil des SafteS herauSflicßen. Für den Versandt bestimmt, muß sie etwa- vor der Reife abgeschnitten werden, damit sie untcrmeg- nachreifen kann. UebrigenS ist eS eine Hauptsache, genau zu wiffen, wann sic reif ist; sie behält nur kurze Zett ihren schönsten Geschmack und völligen Saft. Bet der großen, weißen Ananas zeigt die äußere, schöne gelbe Karbe den richtigen Zeitpunkt zum Abschneiden der Frucht an, bet den übrigen Sorten ein geringes Nachgeben unter dem Druck des Fingers, ausgenommen beim Zuckerhute, der auch bei seiner völligen Reife hart bleibt. Bei ihm ist daher -er richtige Zeitpunct zum Einernten der Frucht am schwersten zu erkennen. Neigt sich die Krone und welkt sie, so ist die» bei allen Arten ein Zeichen, daß die Frucht bereits über reif ist. In unseren Treibhäusern hat die Ananas viel von der Bromelicnschildlaus zu leiden. Nimmt letztere überhand, so zerstört sie die ganze Ananaspflanze. Zum Glück greift sie nur schwächliche, kränkliche Ananaspflanze» an. Besser kommt die Ananas in der heißen Zone fort, namentlich in Brasilien. Dort gedeiht sic in sandigem und noch viel mehr in thontgcm Boden; weder Sonne, noch Regen schaden ihr. Die jungen Wurzelschößlinge vermehren sich dort so, daß bald ein ganzes Feld bewachsen ist, und so können Beete zwölf bis sechzehn Jahre lang benüpt werden, ohne daß man sie innerhalb dieses Zcttrqumcs neu bepflanzt. Eine einzelne Pflanze ist eigentlich für sich zweijährig, in Hinsicht ans ihre Wurzelschößlinge aber ausdauernd. In den bochliegenden heißen Waldstrcckeu Perus, wo cs viel regnet, blüht sie fast das ganze Jahr und bringt vier bis sechs Pfund schwere, sehr schmack hafte Früchte, die vielfache Verwendung finden; denn außer den frischen Früchten bringt man auch mit Zucker und starken Gewürzen eingemachte in den Handel, wozu namentlich die jungen Früchte benutzt werden. In Peru füllt man auch die Frucht, indem man sie in siedendes Wasser taucht, das Fletsch herauszieht, cS mit Mandeln, Citroncn, Zimmct nnd Zucker mischt und so wieder in die ausgehöhlte Ananas thut. Man überzieht sie dann mit einer drei- oder vierfachen Zuckerrtnde, wodurch sic sich lange hält. Preßt man den Saft aus der Ananas und läßt ihn eine Zeit lang gähren, so erhält man den echten Ananaswctn, der schön gefärbt ist und fast wie Muskateller schmeckt. Er erquickt, löscht den Durst, berauscht aber leicht. In Peru heißt er Chicha. Er hält sich nur wenige Wochen, schlägt dann um, soll aber bald darauf wieder trinkbar werden und stärker als vordem sein. Oft nennt man aber AnanaSwcin oder Ananasliqueur gewöhnlichen Wein oder Branntwein, in den man eine Zeit lang einige AnanaSscheibcn gelegt hat. Auch kommen Ananasfrüchtc in Rum nach Europa, sind aber dann nicht mehr zu ge nießen, sondern haben nur dazu gedient, dem Rum ihren Geschmack und ihr Aroma mitzutheilen. Besonders ge schätzt ist auch daS AnanaSgelöc. Ananasextract liefern Ananasschetbcn, mit gekochtem Zucker übergossen. Man nimmt von diesen' eine, höchstens zwei, und thut sic in eine Terrine Punsch ober Cardinal. Der höchste Genuß für europäische Feinschmecker ist jedoch der sogenannte AnanaS-EtSpunsch; man versteht darunter ein Gemisch von Cttronen- und Apfelsinensast, Zucker mit abgeriebenen Pomcranzenschalen und mehreren Flaschen guten Weines, mit einigen Ananasschetbcn angesetzt, wozu noch etwas Champagner kommt.
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