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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190112222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19011222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19011222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-22
- Monat1901-12
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1901
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Vezug-»Preis 1« btt Haupterveditio» oder deu tm 4Ztadt- tezirk uud de» Vororte» errtchtetru Ao«, gabestelle» adgeholt: vterteljLdrltch 4.50, bet »wei maliger täglicher kusielluag tu» Haus ^l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland ». Oesterreich: vtertellährl. a. Maa abonuirt ferner mit «ntsprecheadem Postauffchlag bei den Postanstalteu i» der Schwei», Italien, Belgien, Holland, Luxem- bur» Dünemark, Schwede» und Norwegen. Rußland, den Doaanstaaten, de. Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nm »nter Kreuzband durch die Erputao» diese» Blatte» m-gltch. Di« kNoraen-chluSaad« erscheint in» »/y7 Uh^ Via LLe»-I«»goi« vocheutug» u» » Lstr. Nedartio« und -rpe-Monr Johannisgafs, S. Filiale»: Alfred Lahn norm. 0. Kle««'» Sortt«. UnwersttütSstratze S (Paultuum), Loui» Lösche, Kathartueustr. 14, Part, und KSulg-pla- 7. WpMrr.TMblM Anzeiger. IMsvüE des H-«iglicheu Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes «nd Nstizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. M. 651. Tomttag den 22. December 1901- Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 2S kerlameu uuter dem NedactionSstrich (»gespalten) 7K vor de» Familtrnuach- richte» («gespalten) KO Tabellarischer uud Ziffrrnsah entspreche»» Häher. — Sebühreu siir Nachweisungen und Offertenannahme 2S («xcl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), «u, mit der Morgen »Ausgabe, ohn» Postbefärdenwg SO.—, mit Postbesärdernug ul kV.-. Annahmeschluß filr Aqeigeu: Abeud-Au-gab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bet den Filialen uud Annahmestellen je «ine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Li« Expedition ist WocheutaaS »uuuterbrochen geöffnet vo» früh S bis Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag vo» E. Polz in Leipzig. 85. Jahrgang. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das I. Vierteljahr 1902 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 30 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 3 50 durch die Poft bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn H In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen; Katharmenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrabe 33 Herr «l. b'rlvär. Osuitr, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste LI Herr Mvoä. kelvr, Colonialwaarenhandlung, Brühl 33 0. L^. 8ekudvr1'8 Xuokkolxer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Etraste (Thvmasiusstr.-Ecke) Herr Otto liilnutsolike,Colonialwaarenhandlung, «öhrstraste 13 Herr LÜuarii UetLer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Etraste 43 Herr A. L. äldreviit, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Erottendorf Herr L. k'rlellvl, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau k^ener, Hermannstraße 28, - Eutritzsch Herr Rodert Altuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, . Gohlis Herr RodvN Htuer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 6, « Lindenau Herr Albert lAuüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr knnl Luek, Alliwneeu-LxpeliltLon, Eisenbalmftraße 1, in Naunhof Herr Lourus Rarrftfche Gaffe 6 Herr trivür. I lsekvr, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LnKelwanii, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraste 3 Herr 3ul. 86liUm1eIieu, Colonialwaarenhandlung, Weftvlatz 3L Herr 1i. Vlttrioli, Cigarrenhandlung, Aorkstraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr Lietr, Colonialwaarenhandlung, Aeitzer Straste 33 Herr V. Kü8tvr, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. 6rl1bsiuauu, Zschochersche Straße 7«, - Reudnitz Herr >V. k'uKmauu, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8ediuitlt, Kvhlgartenstraße 67, - - Herr ützilill. lVoder. Mntzengeschnft, Gabelsbergerstraße 11, - Thouberg Herr R. lltint8Lli, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdorf Herr 6eor^ >loiunnu, Coilradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), LvtLvvde, Buchhändler. Aus der Woche. Die Welt war um die Wintersonnenwende, die eigentlich den Vorbereitungen zum Weihnacht-feste gehört, politisch ziemlich in Anspruch genommen. Im Innern hat die ver flossene Worbe da» Börsrngesetz in den BundtSrath ge bracht, wie officwS versichert wird, ganz in Vtt erwarteten Gestalt, also ohne radikale Eingriffe in Vas Bestehende. Be deutet diese Beschränkung für „eine kleine, aber mächtige Partei" eine Enttäuschung, so ist man doch unangenehmer überrascht durch den Entschluß beS Handelsministers, in Berlin eine Handelskammer inS Leben treten zu lassen, unbekümmert um den kürzlich aufs Nene angefochten Widerstand der Mehrheit der Mitglieder der bestehenden, di» Börse und das Großcapital repräsentirendeu Corporation. Man war betreten und hat zum Theil bis heute noch keine Worte gefunden. DaS Beste, was in solchen Fällen gesagt zu werden pflegt, ist nicht zur Hand: eine Anklage wider den bandelßfremven und handels feindlichen BureaukralismuS. Herr Möller ist aus dem bürgerlichen Erwerbsleben hervorgegangen und hat mitdenBer liner Privilegirten rascheren Proceß gemacht, als sein Borgänger, der Jurist Brefrld, zu thun gewagt hatte. Man darf übrigens nicht glauben, daß Börse und Industrie in Berlin nun mehr mundtodt seien. Nach dem Handelskammerwahlrecht werden sie sich, entsprechend ihrer Bedeutung, auch in der neuen Corporation Geltung verschaffen — tue Börse vielleicht nach einigem Schmollen. Daß kein Exceß der Mittelstandsfreuttdlichkeit vorliegt, kann man der Thatsäche ent nehmen, baß ein so gar nicht anticapitalistischer WirthsckastS- politiker wie der Abg. v. Eyncrn sich, nach anfänglichem Widerstreben, zu Denen gesellt hatte, die die Maßregel als ein Gebot der Billigkeit energisch forderte». Börsengesetz und Handelskammer sind innere Angelegen heiten, wenn auch die gesetzliche Regelung bt- deutsche» Börirn- aeschäflS beschränkte Kreise deS Auslandes lebhaft interesstrt. Ein Weltinterefle hingegen hat die Rede Lord Rosebery'S und nach ihr die Betrachtung deö deutschen Kaisers über Kunst und Künstler erweckt. Dir Ausführungen des einstmaligen Führers der englischen Liberalen werden vor läufig keinen Einfluß auf die südafrikanisch» Politik auSübrn. Stimmt doch ganz England darin überein, daß di« Botten zunächst unterworfen werden müssen. Meinungsverschiedenheit besteht nur bei dir Frage, wa- hierauf mit ihnen zu geschehen habe. Aber eS ist nicht ausgeschlossen, daß die Unterwerfung sich leichter herbeiführen läßt, wenn die Anstifter des Krieges, die von Anbeginn absolute Unterwerfung forderten und überdies nicht mir Unrecht für die völkerrechtlichen Ungewöhnlichkeiten, durch die England sich in Südafrika bemerkbar macht, mit verant wortlich gemacht werden. Die große Rede Kaiser Wilhelm s II. gehört in die Domäne der Künstler und Kunst-Schriftsteller, wenn es auch sicher ist, daß der Kuustgeschichlschreiber schon der bloßen Thatsache, daß von dem Monarchen eine großen Reiche» eine solche Rede gehalten wurde, poli tische Bedeutung beimessen wird. Maa kann üvrigenS feststellen, daß auch die politische Presse, und darunter Blatter von unbestrittener Loyalität, der Kritik und zwar theilweise der politisch gefärbten Kritik sich nicht vollkommen fern halten. So erheben u. A. die „Berl. Neuest. Nachr." ungescheut Einwendungen. Wiederholt begegnet man in der Presse dem, wenn auch in andere Worte gekleideten Gedanken, daß Niemand zum PerikleS dadurch werdrn kann, daß er von ihm geförderte und zum Theil bewunderte Bildhauer dem Phidia» au die Seite setzt. Die beantragte Ausdehnung der Diätengewährung sür die sächsischen LandtagSabgeordneten erregt auch vom reichs politischen Standpunkt Interesse. ES ist nützlich, daß daran erinnert wrrd, daß in Sachsen — wie übrigens in vielen andern Ländern — rin Unterschied zwischen deu am Parla mentssitze Wohnenden und den an anderen Orten ansässigen Abgeordneten nicht nur bisher gemacht worden ist, sondern auch künftig gemacht werden soll. Da» vom Reichstag an genommene, auch sonst recht „zusammengehudrlte" Diätrugesetz läßt dies« gewaltige Verschiedenheit ganz außer Acht und deshalb neben anderen Vorwürfen auch den der starken Begünstigung des Berufsparlamentarierthum» zu. Die vollkommen gleiche Behandlung der Ortsansässigen und der Fremden stellt den Begriff der Diäten al« eine Zurvckgewährung von Ausgaben, die durch Ausübung de» Mandate» verursacht werden, geradezu auf den Kops. Die Thatsache, daß da preußische La«dr»gesrtz die Unterscheidung nicht kennt, will gar Nicht» besagen. Die Diätenordnung für die preußi sche» Landtagsabgeordneten ist auch sonst da» Muster eines Gesetzes, wie eS nicht sei» soll. Der Krieg in Südafrika. Neber Botha s Karin und Aarmbreuncn im Allgemeine». Wie in Südafrika noch immer die schöne Sitte des Niedec- brennsNs von Farmen geübt wird, zeigt ei» im „Bucks Stan dard" veröffentlichter Brief eines Mitgliedes deS „Royal Army Medical Corps" des britischen Sauitätscorps. Derselbe rst an die Schweflet des Manttes gerichtet und nach einem Gefecht in der Nähe von Botha's Farm geschrieben: Ich habe mir die ganze Farm genau angesehen, es war ein wunderschöner Sik, in der Thal ein wahres Paradies in Friedenszeiten. Mr nahmen einen Theil der Verzierung seines Planös und Machten daraus ein Kreuz, um cs üuf das Grab des gefallenen Husaren-Dfficiers zu Pflanzen. Wir nahmen auch ein gut Theil Blumen aus seinen Gärten, um sie auf die Gräber unserer Gefallenen zu legen. Das wird Dir jedenfalls wunderlich erscheinen, aber im Kriege ereignet sich mancherlei. Ich habe Miß Botha's Rad gefahren und wir haben es auch mit genommen, aber nach einigen Tagen ging es entzwei und wir muhten es zurücklasseu. In Transvaal giebt es kaunt einen Platz, wo ich noch nicht gewesen bin. Wir brannten die Städte Ermelv, Beshrl, Catalina, Amersfort und Paul PietersbUrq bis auf den Grund nieder. Es ist ein Jammer, daß wir all' diese schöne» Hauset und das gute Mobiliar niederbrenncn müssen, abx sie liegt» nicht an den Verbindungslinien und waren ein Zufluchtsort für die Boeren. Es steht dort kaum noch 'ein F^rmhaUS, da wir sie alle itiedetbrennen, Wen» wir durchkommcn. Eine ganze Anzahl von Boeren fechten jetzt auf unserer Seite, die früher gegen uns gefochten haben. Einige von ihnen haben noch Verwandte im Felde stehen, der Eine eine» Sohn, der Andere einen Bruder oder den Vater. (?) Du siehst also, daß sie ihre eigenen Angehörigen und Verwandten tödten müssen, wenn sie mit ihnen Zusammentreffen. „Morning Leader" giebt den Wortlaut dieses Briefes gleich falls wieder und bedauert, daß Farmbrennen und Zerstörung im Großen noch immer in Südafrika vor sich gingen. Die an»e-ltchei» KrietzenSuitttttzanPluugeu. Mail schreibt der „Liigl. Rundsch.": Seit einiger Zeit lagen sich aus England Stimmen vernehmen, welche das Herannahen von Friedensverhandlungen in Aussicht stellen; regelmäßig wird aber von den Boeren in Holland dangen erklärt, daß man da von nichts wi»e. Wie weit aber das Bedllrfniß nach Frieden in England gewachsen ist, das hat Lord Rosebery in seiner Mon- taglreve kund gethan. Er hat nicht nur bestimmt seine Bereit willigkeit ausgesprochen, auf FrirdenSunterhandlungen ein- zugehen, sondern hat auch eine Amnestie empfohlen, auch für die Aufständischen aus dem Laplande. Damit ist das erste An gebot gemacht worden, um die Boeren zu einem Entgegenkommen zu gewinnen. Weitere Angebote der englischen Regierung werden nachfolgen, wenn erst Rosebery wieder am Ruder ist. Der RUcktzjtt Chamberlain'» kann nur noch eine Frage kurzer Zeit sein, dann ist erst eine Grundlage gewonnen für die Be endigung des Krieges, der die Kräfte Englands in erschreckender Weise aufreibt. .Wenn Lord Rosebery sich daneben auf den imperialistischen Standpunkt stellt und sagt, der Krieg müsse bis zum völligen Siege Englands durchgeführt werden, so braucht man darauf nicht viel zu geben, unterdrücken könnte er unter den jetzigen Verhältnissen eine solche Aeußerung nicht. Diese Erklärung zeigt aber wieder deutlich, wie wenig Wollen und Konnex in England» Politik in Ueberetnstiimnung zu bringen sintz. Schon Fürst BiSmarck hat wiederholt darauf hingewiesen, daß der ungeheure Colonialbesiü Englands, der immer mehr vergrößert wurde, über die britischen Kräfte hin- auSging. Großbritannien wäre nicht im Stande gewesen, den Anforderungen der Colonien in Bezug auf Schuh der Bevölke rung, und namentlich in Kriegsfällen, sowie gegenüber inter nationaler Verpflichtungen, zu entsprechen. Der südafrikanische Krieg redet eine deutliche Sprache. In England hat man sich an die Großsprecherei gewöhnt. Der „kommende Mann", Lord Rosebery, spricht^» demselben Augenblicke noch von der völligen Unterwerfung der Boeren, wo England offenbar alle Kräfte fehlen, um dem Kamps» überhauvt rin Ende zu machen. Darin liegt ein Grundfehler der englischen Politik, der stch auf den Charakter de» Ezen britischen Volkes übertragen hat. Die Welt steht mit Staunen die Unwahrhaftigkeit, die in den eng lischen Zeitungen, in den englischen Kriegsberichten und in fast alle» englischen Institutionen hervortritt. * Paris, 21. December. Die hiesige AuSgabe Les „New Pork Httcild" veröffentlicht eine Unterredung eines Correfponventen mit dem Bverendelegirten Wolmarans, der sich zur Zeit in Utrecht aushält. Wolmarans erklärt« zu der Rede Rosebery s, bi« Doerendelegirtrn würde» glücklich sein, wenn sich die Regie rungen Englands und der südafrikanischen Republiken verständigen könnten. Wenn England berufene Vertreter nach Holland schicken und den Delegirten seine Bedingungen, die als Grundlage für die FrieöenSverhaudlungeu dienen könnten, mittheilen würde, dann würden di ^Delegirten diese gern eutgegennehmen und es könnte vielleicht auf diese Welse dein Kriege ei» Ende bereitet werden. * L»tttz»»t, Ll. December. Dem „ReUter'schen Bureau" wird aus Standerton vom 19. d. MtS. gemeldet: Kürzlich wurde vvtu Obersten AUenby «ine Nbtheilnng Boeren gefan gen genommen, die unter deut Befehle VeS Commandaulen WolMaranS von der Staatsartillerie stand. Zu der betreffenden TkUppenabtheilUNg gehörte» Artilleristen und Mannschaften des Commandvs von Middelburg. Unter den Gefangenen befindet sich Major GregoriuS von der Staatsartillerie. Deutsches Reich. Berit», 21. December. (Die Bedeutung des Zeitungswesens.) lieber die Bedeutung der Zei tungen begegnet man auch heute noch, selbst in maßgebenden politischen Kreisen, einer Auffassung, die den Thaisachen nicht genügend Rechnung trägt. Um so erfreulicher und beachtens- werther ist es, daß von anerkannt objectiver Seite das Zeitungs wesen nach Gebühr gewerthet wird. Es geschieht dies durch den Kölner Oberlandesgerichtsrath vr. Neukamp! in dem soeben erschienenen 7. (letzten) Bande des „Hand wörterbuches der Staats Wissenschaften'' (Jena, Gustav Fischer). Neukamp läßt es sich in seiner ein gehenden Untersuchung angelegen sein, die Bedeutung des Zei tungswesens durch Hervorhebung der wichtigsten Gesichtspunkte in das rechte Licht zu stellen. Neukamp geht davon aus, daß schon Julius Cäsar der Veröffentlichung von Nachrichten hohen Werth beimaß, und erinnert an die Napoleon I. zugeschriebene Aeußerung: vier feindliche Zeitungen könnten mehr Unheil an richten als hunderttausend Soldaten. Auch Friedrich der Große habe das Zeitungswesen eifrig gefördert und selbst eine große Zahl von Artikeln verfaßt. Welchen umfassenden Ge brauch Fürst Bismarck von der Presse machte, ist bekannt; zwei mal hat er es verstanden, mittels rechtzeitiger Veröffentlichung von Bündnissen durch die Presse — des Schutzbündnisses mit den süddeutschen Staaten und des Dreibundes—feindliche Staaten von kriegerischen Unternehmungen abzuhalten. Aber nicht blo» als Organe der Publikation, sondern auch als Organe der Kritik aller öffentlichen Verhältnisse sind die Zeitungen für die Richtung der inneren und der äußeren Politik vielfach aus schlaggebend: sie sind zugleich die Träger und die Leiter der „öffentlichen Meinung". Schon als bloße Nachrichtenvcr- mittler im Kriege fallen sie schwer in» Gewicht; es sei nur an die Rolle erinnert, die französische und englische Blätter 1870/71 für die Entschließungen Moltke's gespielt haben. In Bezug aus das innere Leben der Nation illustrirt der Ein fluß der Presse auf das Scheitern deS preußischen Volksschul- aesetzes die Wichtigkeit des Zeitungswesens. Seine Bedeutung für die Rechtspflege beruht nicht blos darin, daß die Zeitungen ihre Leser mit neuen Gesetzen und Entscheidungen, sowie mit dem Verlaus allgemein interessirender Verhandlungen bekannt machen, sondern vor Allem darin, daß die periodische Presse für die Rechtspflege gewissermaßen unentbehrlich geworden ist. In den meisten civilisirteu Staaten erhalten Gesetze u. s. w. erst durch den Abdruck in bestimmte» Blättern rechtsverbindliche Kraft. Für die V o l k s w i r t h s ch a f t hat das Zeitungswesen eine ge radezu unberechenbare Bedeutung. Abgesehen davon, daß die Presse Tausenden von Existenzen direct und indirect als Er- werbszweia dient — man denke nur an das Druckereigewerbe, die Papiersabrikation, die Maschinenindustrie —, verdanken alle Gewerbe «inen Theil ihres Gedeihens mehr oder weniger dem Aufschwung« der periodischen Presse. Durch das Anzeigenwesen regeln die Zeitungen theilweise die wichtigen volkSwirthschaft- lichen Hebel von Angebot und Nachfrage. Die Markt und Erntebericht», die Drahtnachrichten über dir SchiffSbewegungen und die Börsencours« geben Producenten und Consumenten des Erdballes täglich fast zu gleicher Zeit Kunde über die Lage des Weltmarktes. Schließlich sei an die Wichtigkeit des Zeitungs wesens für die Wissenschaft erinnert. Gewisse Zweige derselben, insbesondere Chemie und Technik, finden ihre Pflege überwiegend in den periodischen Zeitschriften. Dazu kommt, daß alle Errungenschaften der Forschung Gemeingut oes Voltes erst durch die Vermittelung der Zeitungen werden: die in den Büchern enthaltenen wissenschaftlichen Wahrheiten erlangen prak tische Bedeutung in der Regel nur dann, wenn die Zeitungen davon Notiz nehmen. „Die ganz eminente Bedeutung", sagt Neukamp am Schlüsse seiner von uns auszugsweise wieder gegebenen Abhandlung, „welche hiernach das Zeitungswesen für das gesammte Kulturleben gewonnen hat, läßt es . . . von der größten Wichtigkeit erscheinen, daß die Herausgeber und Bei fasscr der periodischen Presse ihres hohen Berufs in jeder Weise würdig und im Stande sind, demselben gerecht zu werden." 0. II. Berlin, 21. December. Bezüglich der Vor bildung der Zollamtsassistenten in den Colonien werden Aenderungen cintreten. Bisher konnten die Stellen der Zollamtsassistenten zweiter Clässe nur mit solchen Mtlitäranwärteru beseht werden, die bereits tm heimischen Zolldienst vorbeschäftigt gewesen waren. Diese Vorschrift hat sich als zu eng erwiesen. Die aus Militär anwärtern hervorgegangenen heimischen Zollbeamten sind viel fach ihres Alters wegen oder aus sonstigen Gründen für den Dienst im Schutzgebiete nickt geeigner. Bei anderen Militäran Wärtern, die sich um diese Stellen bewerben, steht wiederum der Mangel früherer Beschäftigung im Zolldienst entgegen. Die Colonialverwaltung will nun zu Zollamtsassistenten zweiter Classe auch solche Personen befördern, die lediglich im Zolldienst: der Schutzgebiete vorgebildet sind und sich darin bewährt haben. Man wird ganz zweifellos durch diese Einrichtung jüngere und genügend befähigte Anwärter gewinnen. js Berlin, 2l. December. (Zu früh triumphirt.) Als da- deutsche Südpolarschiff „Gauß" in Folge un günstigen Wetter» den in Aussicht genommenen Termin seiner Ankunft in den antraktischen Gebieten nicht einbalten konnte, feierte fast die gesammte englische Presse dies „Ereigniß" als einen neuerlichen Beweis der dem deutschen Schiffsbauwesen anhaftenden Mängel und benutzte zugleich die Gelegen heit, die Vorzüge des britischen Polardampfers, der „DiScovery", in daS rechte Licht zu rücke». Auch die deutsche socialdemokratische «nd die ihr gesinnung verwandte Presse konnte eS sich nicht versagen, in dieser Herab setzung der deutschen Marineleitung dem AuSlanve Gefolgschaft zu leisten. Jetzt liegt aus Lyttleton (Neu-Seeland> vom IN. d. Al. folgende telegraphische Meldung vor: „Als das britisch» Süd- polarschisf „DiScovery" gestern nach seiner Kalfaterung daS Trockendock verließ, fand sich, daß die Leckage, welche daS Schiff während der Fahrt am Bug erlitten hatte, noch nicht genügend beseitigt war. DaS Schiff wird daher heute in das Trockendock zurückkehren, nachdem die Bugstahlplatten bebufS genauer Feststellung deS Leckes entfernt sind. Die Leckage ist augenscheinlich nicht ernster Natur, aber immerhin unangenehm genug (I). Selbst ein erheblich größeres Leck würde keine Gefahr für das Schiff bedeuten. Die „DiScovery" ist absolut seetüchtig, und das Vertrauen der Schiffölritung und Besatzung zu der Leistungsfähigkeit deS Fahrzeuges ist nicht erschüttert. DaS Schiff wird wahrscheinlich am Sonnabend de» hiesigen Hafen verlassen". So die von einem Theile der englischen Presse wicdergegebenc Nachricht. Die Wiederholung uud tagelangc Dauer der Reparaturarbeiteu spricht nun eben nicht gerade für die Unbedeutendheit des Unfalles, und die besondere Hervorhebung der unveränderten Seetüchtigkeit muß deshalb einigermaßen befremdend wirken. Der eng lischen chauvinistischen Presse darf deshalb mit Fug und Recht der Rath gegeben werden: „Fege vor der eigenen Thür", der „deutschen" Tocialdemokratie ist eS aber wieder einmal „da neben" gelungen. (-) derlin, 21. December. (Telegramm.) Der Kaiser hörte heute Morgen die Vorträge der Viceadmirale v. Dir Pitz und Frbr. v. Scnden-Bibran und empfing uni 12 Uhr in Audienz den neuen siamesischen Gesandten Phya Bisutr Kora uud demnächst, wie schon gemeldet, den neuen chinesischen Gesandten Generalleutnant Hin-Tschang. <D Berlin, 2l. December. (Telegramm.) Gegenüber einer Meldung aus Bukarest, daß der deutsche Gesandte am rumänischen Hole v. KiAcrlen-Wächter, der sich auf Urlaub befindet, auf seine» Posten nicht mehr znrückkebren werde, sondern für einen ander» Wirkungskreis auSersehen sei, berichtet die „National-Zeitung", der bewahrte Gesandte in Bukarest befinde sich, wie alljährlich z» dieser Zeit, aus Urlaub und werde sich am RevjahrStoge wieder auf seinem Posten befinden. (-) derliu, 21. December. (Telegramm.) Inder heutigen Sitzung des Vundrsrathes wurden die Vorlagen betr. a. ein Verzeichniß der gemäß H l,1 Abs. 2 de- Schlacht-
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