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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020412011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902041201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902041201
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-12
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Tabellarischer und Ziffernsah entsprechend Häher. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung .sl t>0.—, mit Postbesörderung .4l 70.—. Änuahmrschluß für Anzeigen: Abeud-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentags ununterbrocken geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von T. Polz in Leipzig. Nr. 183. Sonnabend den 12. April 1902. 86. Jahrgang. Die mangelnde Initiative bei der österreichischen Regierung. Das österreichische Parlament war bekanntlich wegen der Ablehnung des Namens aller Dcutsch'liberalcn gestellten Antrags Stürgth iAufhebung der slowenischen Parallelclassen an dem Ltaatsgumnasium in dem vor wiegend deutschen Cilli und dafür Errichtung eines eige nen slowenischen Untcrgymnasiums in Marburg) durch die klerikal-slawische Mehrheit unter der größten Er regung in die Osterferien gegangen. Um die Wiederkehr ähnlicher Lernen zu bannen, hat der österreichische Mi nisterpräsident bei der Wiedereröffnung der Sitzungen eine Erklärung abgegeben, die an sich ziemlich inhaltslos, aber dennoch sehr bcachtenswerth ist, weil sic wunderbar charakteristisch für die Methode der österreichischen Regic- rungswcishcit ist. Herr von Körber erklärte nämlich, daß, da weder die deutschen, noch die slawischen Parteien für sich die Mehr heit des Hauses bildeten, ein Eompromtß der nationalen Parteien die einzige Lösung bilde,' dann sei eine Abstim mung, wie die über die Cillischc Resolution, von vorn herein ausgeschlossen. Was Herr v. Körber hier sagt, ist sachlich an sich nicht etwa unrichtig, aber es ist taktisch verfehlt, deswegen nämlich, weil er den parlamentarischen Parteien die Aufgabe zuweist, den Weg zu einer Verständigung im Ganzen wie in einzelnen Fragen zn suchen, während er für die Regierung die Initiative ablchnt. Tenn die Worte des Ministerpräsidenten besagen ja doch in schlichtes Deutsch überseht nichts Anderes, als „macht Ihr die Lache unter Euch aus, und was dabei hcrauSkommt, soll mir recht sein". Nach diesem Muster hatte die Regierung ja auch in der Cillicr Angelegenheit sich auf die Rolle des Zuschaucns beschränkt und dadurch unsägliche Verwirrung und noch größeren Verdruß angcstiftct. Nachträglich hat sie dann freilich sich den Deutschen gegenüber verpflichtet, künftighin die Kosten für die slowenischen Parallelclassen an dem Gymnasium in Cilli in das Budget cinzustcllen, aber gerade darum muß man sich fragen, warum sie denn nicht gleich in diesem Sinne die Initiative ergriffen hat. Es wird ihr jetzt leicht werden, das Mißtrauen der radi kalen deutschen Parteien zu besiegen. Unserer Meinung nach liegt in jedem Lande die Pflicht, die Initiative in wichtigen Angelegenheiten zu ergreifen, der Regierung ob, weil sic über den Parteien steht und darum viel größere Aussichten besitzt, einen die Ver ständigung ermöglichenden Mittelweg zu finden, als die Parteien, die ganz naturgemäß alle Dinge immer nur durch die Brille ihrer Partei-Anschauung hindurchsehen können. In einem Lande wie Oesterreich aber erscheint die Initiative der Regierung erst recht geboten, weil sich hier der Streit hauvtsächlich um nationale Fragen handelt, und weil erfahrungsgemäß die glückliche Lösung solcher Fragen äußerst schwierig ist, da sic ein großes Maß von Unparteilichkeit und Tack zur Voraussetzung haben. Es heißt also, das Pferd beim Schwänze aufzäumen, wenn man, wie Herr v. Körber cs schuf, von den natio nalen Gruppen, die sich einstweilen noch in schärfstem Gegensätze gegcnüberstchen, verlangt, daß sic sich mit einander verständigen und sich selbst blos die Rolle des guten Papas vorbehält, der den Brautleuten sagt: „Kinder, da habt Ihr Euch!" Dieser Mangel an Initiative ist den österreichischen Ministern seit Mcnschcngcdenkcn eigen. In den Zeiten des Grafen Taaffe wurde das berühmte Wort „Fort wurschteln" erfunden, aber es hätte ebensogut schon auf seine Vorgänger angewandt werden können, wie cs seit dem auf ihn und seine Nachfolger hundertfach angewandt worden ist. Die österreichischen Minister denken meistens nur daran, wie sic über die Schwierigkeiten des Augen blicks herüber oder noch lieber um sic herum kommen: was später wird, warum sollte man sich darum sorgen? Die Deutschen sollen auch noch dadurch wohlwollend gestimmt werden, daß einige deutsche Städte von Staats wegen Zuwendungen erhalten, nm dadurch die dem slawischen goldenen Prag zugedachtcn sechzehn Millionen Kronen wett zu machen. Soweit also die österreichische Regierung sich überhaupt zu einer Initiative aufrafft, besteht diese darin, dem B etwas zu geben, weil der A etwas bekommen hat. Gewiß mögen diese kleinen Mittel- chcn für den Augenblick beruhigend wirken, aber zu einem wirklichen Frieden zwischen den Nationalitäten wird cs nur kommen, wenn die Regierung mit starker Initiative organisatorische Einrichtungen trifft, die beiden Thcilcn ihr Recht werden lassen. Mittlerweile hat das österreichische Abgeordneten haus wieder erregte Lernen gesehen: die deutsche Volksvartei hat sogleich wegen der Cillicr Angelegenheit mit der schärfsten Opposition begonnen. Vielleicht kommt es aber auch diesmal nicht zum Acußcrsten, wenn die Deutschen ihre Forderung eines deutschen Lands- mannministcrs bewilligt erhalten, eine Forderung, mit der sic freilich das Princip aufgcben, daß die Regierung Oesterreichs im Hinblick auf das numerische, intellektuelle nnd wirthschaftlichc Gewicht der Deutschen unter allen Umständen eine durchaus deutsche sein müsse. Der Krieg in Südafrika. Aus Elberfeld wird der „Frkf. Zig." unterm 8. April berichtet: Bon einer Audienz beim Pritstdente» Krüger kehrte vorgestern die Deputation „Evangelischer Arbeiter vereine von Rheinland und Westfalen" zurück, die als Er- gcbniß einer unter den Mitgliedern veranstalteten Samm lung mehrere Tausend Mark für die in Noth gerathenen Frauen und Kinder persönlich überbracht hatte. Nachdem die aus zwei Herren — einem Hauptlehrer von Vohwinkel und einem Bauunternehmer aus Elberfeld — bestehende Deputation eine Ansprache an den Präsidenten gehalten hotte im Beisein des Cabinetschess van Boeschoten, dankte Krüge; irr einer kürzen Rede herzlich für die Vabe. gab seiner Freude über die Theilnahme des deutschen Volkes an dem Geschick der Boeren Ausdruck und fuhr dann fort: „Ich schätze die Arbeit der Mitglieder der evan gelischen Arbeitervereine Deutschlands hoch. Durch das, wac Sic, meine Herren, gesprochen, fühle ich je mehr und mehr, daß die ganze Christenheit für unsere Sache beseelt ist mit dem Geiste der Liebe und des Mitfühlend, und daß Gott diesen in ihre Herzen gelegt hat. Immer mehr fühle ich, wie die ganze Christenheit sich fertig macht, die Wahr heit und «das Recht zu schützen: ich sehe darin den Beweis, daß Gott dieses in die Herzen aller Völker gewirkt hat, und daß er zu seiner Zeit, wenn das Matz voll ist, das „Bis hierher und nicht weiter!" sprechen und unsere gerechte Sache siegen lassen wird." Mit einem herzlichen Hände druck verabschiedete er hierauf die Deputation, die von den Personen aus der näheren Umgebung Krügcr's erfuhr, daß die Boeren außerordentlich zuversichtlich seien. Nach den gemachten Angaben sollen mindestens ebensoviel, wenn nicht noch mehr Boeren im Felde stehen, wie beim Ausbruch des Krieges. Völlige Unabhängigkeit wurde als die erste Fricdcnsbcdingung, die Abtretung des Wit- wotersrand dagegen als Zugeständniß bezeichnet. Deutsches Reich. Berlin, 11. April. (Klerikale Wahlbeel n- flus s unge n.) Im Waylkrcise Saarbrücken macht das Centrum zur bevorstehenden Rcichstagsersatzwahl die größten Anstrengungen, um den Wahlkreis zu erobern. Am vorigen Lonntag hielt der Ceutrumsabgeordncte Prinzvvn Ar enberg eine große Rede, in der er be hauptete, die gegen das Centrum verübten Wahlbcein- slussungcn und -Bedrückungen wären traditionell ge worden. Inüirect beschuldigte er die LtaatSbeamteu, sich solcher Wahlbcdrückungen schuldig gemacht zu haben. Prinz Arenbcrg sagte nach dem uns vorliegenden Be richte wörtlich: „Diejenigen Ltaatsbcamtcn, die zu einem solchen Ergebnisse (nämlich zu der Wahl des national liberalen Candidatcn) üireet oder indirect bcigetragen haben, spielen ein gefährliches Lpiel". Neben der un erwiesenen Beschuldigung, die Prinz Arenbcrg hier gegen Staatsbeamte schleuderte, machte er sich zugleich selbst — vielleicht ihm unbewußt — einer Wahlbceinflussung schuldig, indem er die „Staatsbeamten", die national liberal wühlen, cinzuschüchtern versuchte. Die national liberale Parteileitung hat von jeher ihre Parteigenossen dringend davor gewarnt, sich in der Hitze und in dem Eifer des Wahlkampfes solcher Mittel zu bedienen, die später dcm Gegner Waffen in die Hände liefern. Aber wie ver hält sich dieser Gegner? Vor mehreren Wochen veröffent lichte die „Nat.-Lib. Corr.", auf einwandfreies Material gestützt und ohne widerlegt zu werden, eine erdrückende Anzahl von Beweisen unerhörter Wahlbceinflussung von Setten der katholischen Geistlichen. Prinz Arenbcrg geht über diese Wahlbceinflussung der katho lischen Geistlichen sehr leicht hinweg; er bezeichnet sic ein fach als Klatsch und crmuthigt indirect die Geistlichkeit, auch fernerhin so fortzufahren, durch folgende Worte: „Es liegt denn doch auf der Hand, daß, wenn und so lange in unseren Parlamenten die wichtigsten Interessen unserer Cvnfessivn und Kirche auf dcm Lpiele stehen — ich erinnere nur an die Schulpolitik, den Tolcranzantrag nnd die Ordeusgcsetzgebung — diese Interessen in unserem Sinne und zu unserer Befriedigung nur von gläubigen Katho liken vertreten werden können. . . . Nur an solche wendet sich unsere Geistlichkeit, und wenn sie gesinnungsgctrcuc Katholiken ermahnt, bei der Wahl, wie überall im Leben, ihre Grundsätze zu bekennen, so tbut sie etwas ganz Selbst verständliches!" Für die Geistlichkeit mit ihren Macht mitteln ist also die Wahlbceinflussung etwas ganz Selbst verständliches. für Staatsbeamte aber „ein gefährliches Spiel!" — Prinz Arenbcrg verkündete in jener Saar brücken-Versammlung ferner, „daß ohne Zweifel auch die Wahl des nationallibcralcn Abgeordneten Prictze im Nachbarwahlkreisc vom Reichstag für ungiltig erklärt werden und daß die WahlprüfungScommission die bevor stehende Wahl in Saarbrücken sich besonders genau an sehen wird." Das hoffen auch wir, 'damit die Beein flussung der Geistlichkeit nicht so völlig unbeachtet bleibt, wie dies im Jahre 1808 geschah! Berlin, 11. April. (Gerhart Hauptmann auf der freisinnigen Anklagebank.) Anläß lich der Wahl Gerhart Hauptmann's zum Gcmcinderath in seinem schlesischen Bucnretiro Agnetendorf erhält das „Verl. Tagcbl." eine Zuschrift, die sich in heftigen An griffen nicht gegen den Dichter, sondern gegen den Poli tiker Gerhart Hauptmann ergeht. ES wird ihm nämlich vorgeworfcn, daß er sich an den letzten allgemeinen Rcichs- tagSwahlen — Hauptmann wohnte damals im Wahlkreise Charlottenburg — nicht bctheiligt habe, obwohl er von den freisinnigen „Schleppern" dreimal heimgesucht worden sei. „Der Dichter der „Weber", der so beweglich schildern konnte wie das arme Volk Hnndefleifch essen mußte, fand es nicht für nöthig, zur Wahlurne zu gehen, um seine Stimme gegen die Brod- und Fleisch ver- thcuererabzn geben." Um zunächst auf die principi- ellc Seite der Anklage einzugehen, so sei bemerkt, daß hier wieder einmal die freisinnige Praxis der freisinnigen Theorie inS Gesicht schlägt. Die Freisinnigen bringen An- trag über Antrag zur Wahrung deS Wahlgeheim nisse» ein. Nun ist sicherlich nicht minder wichtig, daß die Oeffentlichkeit nicht erfährt, wer nicht gewählt hat, wie daß sie nicht erfährt, wie der Einzelne abgestimmt hat- Will man durch Geheimhaltung die volle Unabhängigkeit des Wählers schützen, so muß man auch die Untersuchung, ob er überhaupt geyzMt hat oder nicht, unterlassen Zur Sache selbst sei zweierlei bemerkt: Einmal ist es die echt freisinnige Ueberhebung, sociales Mitgefühl und frei sinnige Parteizugehörigkeit für identisch zu erklären. Die ganze sociale Gesetzgebung hat jedenfalls den Beweis ge liefert, baß Niemand weniger sociales Bcrständniß und Mitleid besitzt als das freisinnige Parteidogma. Wir wissen Licht, Welcher AMetrtchtuvü Gcxhart KauptMMN zuge, hört und ob er überhaupt irgend welches Interesse an den politischen Streitfragen nimmt, aber wenn das der Fall ist nnd wenn er die innere politische Geschichte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts verfolgt hat, so kann ein Mann vvn seinem warmen Mitgefühl für die wirthschaftlich Be drängten gar nicht sür die freisinnige Partei eintretcn. Zum zweiten sei bemerkt, daß die Anklage völlig gegen standslos ist, denn wenn mau sich selbst auf den Stand- punct der „Antibrodwuchercr" stellen will, so konnte sich Gerhart Hauptmann den Gang zur Wahlurne ruhig sparen, da die Wahl eines entschiedenen Gegners der Zoll erhöhungen von vornherein gesichert war: wenn auch nicht die des fortschrittlichen Bewerbers, so doch die des soeial- demokratischeu Candidatcn. Am übrigen machen es die Candidaturen, die damals ausgestellt wurden, sehr be greiflich, daß ein Mann, wie Gerhart Hauptmann, sich der Wahlurne fcrnhielt. Cs standen sich nämlich gegenüber ein conservativcr Geistlicher streng orthodoxer Richtung, eine fortschrittliche Bczirtsvereinsgrvßc und ein socialdemo kratischer Gastwirlh. Daß die Wahl zwischen diesen Per sönlichkeiten gar Manchem sehr verdrießlich war, ergiebt sich daraus, daß im ersten Wahlgange nahezu 5 0 000 Wähler, mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigten, sich der Abstimmung enthielten. D Berlin, 11. April. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen gestern Nachmittag mit dem Kron prinzen nnd dem Prinzen Adalbert einen Spazierritt im Thiergarten. Gestern Abend diuirte der Kaiser bei dem commandirenden General des 3. Armeecorps von Liegnitz. Zu dem Essen waren auch die DivisionS- u. s. w. Eom- mandeure des 3. Armeecorps geladen. Heute Morgen um 8 Uhr 25 Minuten begaben sich der Kaiser und die Kaiserin mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Adalbert mittels Sonderzugs nach Potsdam. Das Frühstück wurde im Zuge eingenommen. Zm Lustgarten besichtigte der Kaiser einzelne Compagnien des 1. Gardc-RcgimeniS zu Fuß, später das Regiment Gardeö du CorpS, das Leibgarde- Husaren-Regiment und das 1. Garbe-lllanen-Negiment. Nach der Besichtigung, der die Generalität und die fremdberrlichen Ofsiciere, sowie daS Osficiercorps der Potsdamer Garnison beiwohnten, nahm der Kaiser im Regiment^bause deS 1. Garde-Regiments zu Fuß das Frühstück ein. Die Kaiserin besuchte mit dem Prinzen Adalbert das Mausoleum an der Friedenskirche und kehrte alödann nach dem Stadtschlvsse zurück. Berlin, 11. April. (Telegramm.) Der Großhcrzog von Mecklenburg-Schwerin ließ auf ein Glückwunschtelegramm zu seinem Geburtstage dem Staatssekretär des NeichS- marineamts folgende Antwort zugehen: „Für die Namens der kaiserlichen Marine ausgesprochenen freundlichen Glückwünsche sage Ich Meinen wärmsten Dank. Es gereicht Mir zur herzlichen Freude, daß die durch den allzu frühe» Tod Meines unvergeßlichen Onkels, des Herzogs Friedrich Wilhelm, unterbrochene» Beziehungen zwischen der Kaiserlichen Marine und Meinem Hause nunmehr durch den Eintritt Meines theuren Vetters, deS Herzogs Paul Friedrich, wieder von Neuem geknüpft sind." (-) Berlin, 11. April. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" theilt den gestern vom Bundes- ratbe genehmigten Gesetzentwurf, betreffend die Regelung der Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, mit. In den ein leitenden Bestimmungen heißt eö u. A.: Als Kinder im Sinne dieses Gesetzes gellen Knaben und Mädchen unter 13 Jahren, sowie solche über 13 Jahre, die noch schul pflichtig sind. In acht Paragraphen wird die Beschäftigung fremder Kinder und in sechs diejenige eigener Kinder geregelt. ES folgen gemeinsame und Strafbestimmungen. Die Schluß bestimmungen besagen: Vorstehenden Bestimmungen stehen die weitergebenden landeürechtlichen Beschränkungen der gewerb lichen Kinderarbeit nicht entgegen. Das Gesetz soll am 1. Juli 1003 in Kraft treten. Eine Anlage verzeichnet die Werkstätten in deren Betriebe, abgesehen vom AuStragen von Maaren und von sonstigen Botengängen, Kinder nicht be schäftigt werden dürfen. S. Berlin, II. April. (Privatte leg ramm.) Gegen über einer auswärtigen Meldung ist nach bester Information sestmstellen, daß Deutschland anläßlich des italienisch schweizerischen CouflictS durchaus neutral bleibt. (Wdhlt.) L. Berlin» 11. April. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." schreibt: Mehrere Blätter wußten zu melden, daß Stadtverordneten - Vorsteher vr. LangcrbanS beab sichtige, heute den Ltabtrath Kanffmann in der Schöneberger Heilanstalt zu besuchen. Wie wir erfahren, entbehrt diese Mittheilung der Begründung. Näheres läßt sich vorläufig über die Angelegenheit nicht berichten. * AuS NordschleSwig berichten die „B. N. N.", daß die dänisch-gesinnte AgitationSprcsse den 8. April, den Geburts tag des Königs von Dänemark, diesmal völlig klanglos bat vorübergehen lassen. Man verübele dcm Kopenhagener Hof die bevorstehende Abtretung der dänischen Antillen, da man künftig dem Landvolk an ter deutsch-dänischen Grenze nicht mehr einbilden kann, daß seine HeimathSbezirke sür diese westindischen Inseln an daS angebliche Mutterland „zurück gegeben" werden sollen. * Wreschcn, 10. April. Charakteristisch für den Geist, welcher die wegen Widersetzlichkeit Ostern in der Schule zurückbehaltenen Wrcschener Kinder beseelt, ist folgende Schilderung der „Ostdeutschen Rundschau": „Bei der Schulentlassung am 26. März sangen die Mädchen das Eröffnungslied „Großer Gott" nicht mit. Von den 48 Kindern, die wegen nicht genügender Kenntnisse nicht entlassen wurden, zerrissen einige auf dem Schulhofe die erhaltenen Zeugnisse. Am 3. April wurde die neue Schulbaracke durch den KreiS-Schulinspector eingeweiht, wozu daS Lehrercollegium und Bürgermeister Patschke erschienen waren, während die anderen Mitglieder des Schulvorstandes fehlten. Vier von den nicht zur Entlassung gekommenen Kindern waren nicht erschienen. Nachdem ihnen die polizei liche Zuführung angedrohl worden war, erschienen am nächsten Tage drei." Oesterreich - Ungarn. Ter Dreibund. * Wien, 11. April. (Telegramm.) Aus den Kreisen, welche mit dem deutschen Reichskanzler Graf v. Bülow in Berührung gekommen sind, gehen der „Neuen Freien Presse" folgende Mit- Weitungen über den Zweck und die Ergebnisse der Reise des Reichs kanzlers zu: Der deutsche Reichskanzler hat allen Grund, mit dem Erfolge seines Wiener Aufenthalts zufrieden zu sein. Der Kaiser empfing ihn außerordentlich liebenswürdig und behielt ihn über eine Stunde bei sich. Ter Kanzler conferirte Vormittags anderthalb Stunden mit dem Grafen Gotuchowski und sah ihn Nachmittags wieder. Graf v. Bülow sowohl wie die Staatsmänner, mit denen er sich unter hielt, sind in der Ueberzeugung bestärkt worden, daß die inter nationale Politik fortan auf den gleichen Grundlagen, wie bisher, ruhen werde. Die Wiener Unterredungen haben er- geben, daß der bisherige Zustand als rin so guter erachtet wird. Laß man nichts Besseres an dessen Stelle setzen füllte, um nicht die Gefahr heraufzubeschwären, daß das Bessere vielleicht minder gut ist als das bisherige Gute. Ter Dreibund wird 'also weiter be stehen und erneuert werden. Deutsche Bolkspartci; Berufung. * Wien, 11. April. (Telegramm.) Die deutsche Volks Partei beschloß in ihrer heutigen BerbandSsitzung den Austritt aus der Obmänner-Conferenz. Die Partei wird aber in nationalen Fragen für ein möglichst einheit liches Vorgehen aller deutschen Parteien eiatreten. >V. Wien, 11. April. (Privattelegramm.) DaS „Neue Wiener Tagblatt" will wissen, daß der durch sein in letzter Zeit vielfach angegriffenes Werk „Der KatholiciSmus und das Jahrhundert" bekannte hiesige Professor der Theologie Ehrhard einen Ruf an die Universität Frei burg angenommen habe. Tschechische Propaganda. X Bo» der böhmischen Grenze, 11. April. Daß die Tschechen in Böhmen daS deutsche Gebier immer mehr besetzen und die Deutschen aus ihrem Besitzstände zu ver drängen suchen, ist ja durch die Geschichte des letzten Viertel- jahrhunderlü nur zu deutlich zu beweisen. Vor einigen Jahren batte ein Tscheche, vr. Tangel, auf dem Spitzbergc im Bohmcrwalb das Hotel Rizi erbaut, das er zu einem Sammelpuncte seiner StammeSgenoffcn gemacht hatte. Nach seinem Tode wirkten feine Erben in seinem Sinne weiter. Diese sind jetzt m Geldverlegenheit gekommen, weswegen in tschechischen Blättern um Unterstützung dieses nationalen Unternehmens gebeten wird. Wenn das Hotel Rizi, daS eine herrliche Rundsicht bietet und durch die Nahe der Bahn linie Pilsen.Eisenstein auch leicht zu erreichen ist, von einem deutschen Besitzer erworben werden könnte, so würde daS für daS Deulschlhum in Böhmen sehr vortheilhaft sein. Frankreich. Der Streit mit Venezuela. * Paris, 11. April. (Telegramm.) Die hiesige Aus gabe des „New ?)ork Herald" berichtet, Frankreich und Venezuela hätten vereinbart, daß nach der Ralisicirung des Protokolls über die Wiederaufnahme der diplomanschen Beziehungen ein Schiedsgericht die seit 1802 von Frank reich erhobenen Forderungen prüfen solle. Belgien. Tie revolutionären Unruhen. * Brüssel, 11. April. (Telegramm.) Zur Verstärkung der hiesigen Besatzung sind zwei Bataillone Infanterie, eine Compagnie Genietruppen und ein Regiment Cavallerie hier ein gerückt. In jeder Caferne ist ein Bataillon consignirt. Die Truppen erhielten zwei Pallete scharfe und zwei Pallete Platzpatronen. Auch die Gendarmerie wurde verstärkt. Die gesammte Bürgergarde ist zusammengerusen und hat die strengsten Weisungen zur Unter, drüllung von Ruhestörungen erhalten. Zwei Regimenter Ca- vallerie und zwei Regimenter Jnsanterie sind vergangene Stacht in Charleroi eingetroffen. Nach Löwen und Bilvorde sind zwei Compagnien Infanterie abgegangen, nach dem Bassin du Centre zwei Escadrons Jäger. — In Bracquegnies im Bassin du Centre kam es heute früh zu einem heftigen Zusammenstöße zwischen mehreren Tausend Aus ständigen und Gendarmen. Erstere schleuderten Steine gegen die Gendarmen, die mit Revolver, schüssen antworteten; eS kam zu einem vollständigen Gefechte. Die Gendarmen mußten sich zurüllziehen; eine EScadron Lancier- eilte zu Hilfe herbe! und zerstreute die Ausständigen, die unter Hochrufen aus die Armee und das allgemeine Stimmrecht den Platz räumten. Rußland. AUslovischc Ausstellung. * Petersburg, 1l. März. (Telegramm.) Nach Mit- theilungen diesiger Blätter soll hier un Februar 1003 eine Allslavische Kunst» und Industrie-Ausstellung eröffnet werden. Das Finanzministerium weist sür diese Ausstellung 30 000 Rubel an. Präsident des AuSstellungScomiteS ist Graf Jgnaliew, der Vorsitzende deö hiesigen slavischen Wohlthätig- kcitS-Vercins. Der Beschluß, eine Ausstellung zu veranstalten, ist anläßlich der Anwesenheit des bulgarischen Minister präsidenten Danew in Petersburg gefaßt worden. Afrika. Frankreich nutz Nu st land in Marokko. * Pari», N. April. (Telegramm.) Mehrere der Re gierung nahestehende Blätter legen dem Umstande, daß die französische und die russische Schiffsdivision, die am Mittwoch von Algier abgingen, gemeinsam längs der marokkanischen Küste gefahren und gleichzeitig auf der Rbede von Tanger eingetrosse» sind, eine gewisse politische Bedeutung bei und mrinrn, diese gc-
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