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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020515024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902051502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902051502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-15
- Monat1902-05
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1 Abend-Ausgabe rip,;igcr TllAMaü Anzeiger Druck und Verlag von E. Pvlz in Leipzig, Jahrgang Nr. M Donnerstag den 15. Mai 1902. adr.I 81,— 83,50 «16 ! «riet 325, Feuillrtsn 12) uik»' Ab- kier eiu- das die n n»w- i ed »r6 Han-t-Filiale Drrs-e«: Strehlenersiraße 8. Fernsprecher Amt I Nr. 171S. Haupt-Filiale Serliu: Söuiggrätzerstraße 118. Fernsprecher Amt VI Nr. 33S3. r*. verboten.« l ^r»pr>?. tVilbelw-- Kurs fest. temisia^ ur- <>!!/»> N3/k>) >» (i:>,5> irU >Ir>v 3 ü> von 3/ü) vou ixboveo 585 1280 2075 275 1020 2050 13875 975 220 2875 3750 3600 3/50 2150 I5o 18500 500 2000 410 8750 20 660 220 ISoO 825 Extra-Beilagen (gesalzt), nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne PoftbefSrderung 80.—, mit Postbes-rderuug 70.—. Ltreww. Nr.-Lvt.!I5v^» iksoiüc) — Deutsches Reich. /V Berlin, 14. Mai. (H i n a u s s p ri n g e n aus dem Fenster als Betriebsunfall.) Im No vember 1900 war ein Werkftihrer in einem Breslauer Ge schäft thätig. Er hatte die männlichen Arbeiter zu be 53/0 2725 3200 5600 3022 300 14075 11250 12225 3300 HO 10 30 00 50 SO steht die schöne blonde Marchesa und lacht dem überraschten Baron seelenvergnügt entgegen: „Gut gelungen! Gott zum Gruß, Herr Baron! Aber nun kommen Sie herein, der Scherz soll ein angenehmes Ende haben!" Stcrnbnrg jubelte auf, grüßte höflichst und eilte zur Freitreppe, deren Eingang inzwischen von Bettina geöffnet worden war. „Wie grausam von gnädigster Frau Marchesa, mich so tli der Enttäuschung zappeln zu lasten!" „Verzeihen Sic mir, lieber Baron! Es sollte eine kleine Probe sein!" „Eine Probe?" „8i! Ich wollte mit eigenen Augen sehen, welches Ge sicht der Enttäuschte machen wird!" „Und sind gnädigste Frau Marchesa von dem Gesichts ausdruck befriedigt?" Die Perlenzähnc zeigend, lachte die Blondine: „Nicht völlig, Baron! Der Jammer hätte noch stärkeren Ausdruck finden können!" „Aber, Gnädigste, zerknirschter kann ein um alle Hoff nung gebrachter Mann doch nimmer sein!" „Nicht doch! Tie waren enttäuscht, das zeigte Ihr Ant litz, aber tief unglücklich waren Sie nicht! Es war eine Miene, die an Bismarck erinnerte." „Was? An Bismarck? Ich bitt perpler! Ich soll inz Gcsichtsauödruck an den großen Mann von Blnt und Eisen erinnern? Gott, wenn bas Papa hörte!" In übermütlng froher Laune plapperte die Marchesa: „Herr Baron mißverstehen mich! Keine personelle Achn- lichkett meine ich, Sie machten eine Miene, wie ein Mann, dem die Geschichte schließlich, wie Bismarck drastisch sagte, «aicpcüto ist!" „2nmpotio? Was ist das?" „Gott, Bismarck'sche Ausdrücke sind so schwer im Ita lienischen wiedcrzugebeu, der Gewaltige zwingt Einen, deutsch zu reden." „Herrlich! Das Deutsche klingt ja so entzückend aus Ihrem Munde!" „O non! Und das betreffende Wort schon gar nicht!" „Und wie lautet das Wort? Himmel, jetzt geht mir das Berständniß auf: Gnädigste wollten sagen, es sei mir schließlich „Wurst", ob das Rendezvous stattftnbet ober nicht?" „8i, Signor! Ein schreckliches Wort, nicht?" lachte die Dame. „Biel schrecklicher ist mir der Gedanke, baß Gnädigste an eine „Wurstigkeit" meinerseits geglaubt haben!" usseu 88,90 ivt.» la äer teo Oourseu t'ooci» teu- r. krewUe versa ver Liemea» L «risbei» des llbaoss nut persönlicher Freundschaft wissen wollte, wohin Sternburg zu reisen gedenke. Glücklicher Weise begnügte sich Hiller mit der Antwort, daß eine Einladung zu Tisch bei einer befreundeten adligen Familie vorlicgc, der Urlaub ward selbstverständlich crtheilt, und Sternburg segelte bet gutem Winde auf seiner Barchctta südwärts. Wie die Segel ge schwellt sind von gutem Winde, so ist Sternburg'S Brust von frohen Hoffnungen geschwellt, Freude durchzittcrt das junge Herz, die entzückende Marchesa wieder zu sehen und einige Stunden an ihrer Seite verbringen zu dürfen. Mit Luchsaugen blickte Sternburg auf das Schloß, dem sich die Barchetta in rascher Fahrt näherte, das Auge der Sehnsucht blickte scharf, doch kein Willkommzetchen will sich zeigen, kein flatternd Taschentuch am Fenster, Niemand zu sehen, das Schloß ist wie ausgestorben. Sollte eine Mystifikation vorliegen? Ist die Marchesa etwa gar zu plötzlicher Ab reise gezwungen worden? Von der Möglichkeit einer solchen bei Umschlag der Witterung hatte die Marchesa allerdings gesprochen, und die Tage seither waren wahrlich schlecht genug. Wozu aber dann die Einladung zum Diner? Freilich darf angenommen werden, daß der Brief nicht von der Hand der vornehmen Dame geschrieben ist, eS sind Schriftzüge, die an bas Geschreibsel einer Zofe ge mahnen. Doch die Marchesa hat ja angedeutct, es möge der Baron sich nicht daran stoßen, wenn er Briefe von fremder Hand geschrieben nnd mit fremdem Poststempel versehen erhalten werde. Die neue Epistel ist zweifellos von Bettina geschrieben und in Raffo zur Post gegeben worden, enthält die Einladung zum Diner für den heu tigen Tag, und dennoch ist nicht ein Mensch am Schlosse sichtbar, La Rocca scheint verlassen zu sein; es fehlt die Flagge auf dem Thurm, die Parterrcsenster tragen ge schloffene Jalousien, der Horst ist osfenbar leer. Sternburg ließ die Barchetta vom Winde abfallen und ruderte das letzte Stückchen Wasserweg zur bekannten Landungsstelle, knirschend lief der Kahn an Land. So viel der Baron im Park und in der nächsten Um gebung des SeeschlosteS suchte, es ist kein Lebewesen zu entdecken, La Rocca scheint thatsächltch verlaßen zu sein. Also Mysttfication! Sternburg empfand doch großes Bedauern, daß dies zarte Bcrbältniß ein jähes, wenig er» freuliches Ende genommen, und ging gesenkten Haupte- am düsteren Schlöffe vorüber zur Landungsstelle. El« silberhelle- Lachen ertönte hinter Sternburg s Rücken und nie im Dienftleben hat der junge Officicr schneller Kehrt gemacht, al- jetzt. Raffelnd flog eine der Jalousien auf, am offenen Fenster wähl deS socialistischen Ministers Milleranö gelten, der erst im zweiten Wahlgange wieder in die Kammer eintrat, besonders wenn man sie mit dem Hergang der Wieder wahl der beiden anderen Minister Leygues und Caillanr vergleicht Andererseits haben bei den Stichwahlen die Sozialisten, welche die Gewalt predigen, nämlich die Revo lutionäre, empfindliche Niederlagen erlitten. Ihr Haupt vertreter in der alten Kammer, Allemane, einer der streit barsten Revolutionäre, der selbst im Sitznngssaale den Faustkompf nicht verachtete, tritt in die neue Kammer nicht wieder ein. Der Antisemitismus wurde schwer geprüft. Allgerieu, seine Hochburg, behält nicht einen einzigen Antisemiten. Die großen Städte Lyon, Bordeaur und Marseille entsenden fast ausschließlich Abgeordnete der Rcpublikanerevncentrativn. In Marseille hat Brisson mehr Glück gehabt, als in Paris. Außer ihm wurden noch vier gewesene Ministerpräsidenten wiedergcwüylt, nämlich Bourgeois, Rtbot, Rvvier und Mäline. Im Ganzen sind 24 gewesene Minister wiedergewühlt. In Paris hat bei den Stichwahlen die ministerielle Opposition fünf Sitze ge wonnen und fünf verloren. Bon 80 Mitglieder des Pariser Gemeindcrathes waren 24 Candidaten, aber nur sechs wurden zu Abgeordneten gewählt. Das ist wenig. Denn bei den Wahlen von 1898 vertauschten 14 Pariser Stadtväter daS NathhauS mit dem PalaiS Bourbon Am 1. Juni tritt nun die neue Kammer das erste Mal zu sammen. Sie ist ein Sonntagskind, und -en am Sonntag Geborenen wird gewöhnlich besondere Oualität zu- geschrieben. Ob dies cintrifft, wird sich wohl bald Heraus stellen. Doch scheint die neue Kammer so viel Qualität zu besitzen, daß Loubet darin die Werkzeuge findet, die zum Regieren geeignet sind. Die Verabschiedung des Chefs der russischen O bcrprcßverwaltung, Fürsten Schachowskvi, kündigt einen starken Wechsel in der Handhabung der Prcßgesetze an. Der Fürst ist jedenfalls in voller Un gnade entlassen worden, was man schon daraus ersehen kann, daß er weder eine andere entsprechende Stellung, noch einen Orden, noch einen Sitz im Reichsrathe oder Senate erhalten hat, sondern einfach -em Ministerium zu gezählt, d. h. zur Disposition gestellt worden ist. Der Eirund der Verabschiedung ist in den augenblicklichen Zu ständen zu suchen. Fürst Schachowskvi ist ein aufgeklärter Mann, der sich in der kurzen Zeit seiner Amtsführung Achtung und Ansehen erworben hat. Gleich nach seinem Amtsantritte unternahm er eine Reise in verschiedene Städte und suchte in Unterredungen mit Verlegern und Rcdacteuren persönlich Einblick in die Verhältnisse zu ge winnen. Sein Auftreten war derart, daß man begann, sich weitgehenden Hoffnungen hinsichtlich etwaiger Preß- srciheit hinzugeben. Das hat sich nun freilich nicht er füllt, aber die Handhabung der Eensur war eine Zeit lang doch eine mildere. Daß der Fürst so plötzlich aus seiner Stellung weichen mußte, kommt zweifellos daher, daß er den gegenwärtig leitenden Männern zu liberal erscheint. Sein Nachfolger wird jedenfalls im Sinne des Ministers des Innern eine scharfe Beaufsichtigung der Presse etn- sührcu. Die Zeitungen werden bald die Wirkungen der Verabschiedung Schachkowskot's zu spüren bekommen. 800 525 075 375 700 925 - 2^0 150 000 250 350 100 5,0 250 325 205 3--0 )Oo 125 150 >25 ^0. »25! 150 >25 >50 00 .00 !«0 «0 Anzeigen-Preis die stgespaltene Petitzeile -5 H. Reklamen unter dem RrdaetionSstrich (4 gespalten) 7ü H, vor den Faunlieonach- richten (8 gespalten) SO H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Stach-weisungen und Offertenannahme 25 H (exel. Porto). l^m l 351 v.Näl 286>3 »0I.-V.I — üo. I * Rom, 14. Mai. Der „Tribuns" zufolge ist der aposto lische Viear für den Oranje-Freistaat Monsignore Gauguren, nachdem ihm vom Botica« Nachrichten übermittelt waren, denen zufolge der Frieden-schluß in Südafrika brvorstehr, heute Abend nach England abgrrrist, um sich von dort über Cap stadt nach dem Oranje-Freistaat zurückzubegeben. * London, 14. Mai. (Unterhaus.) Bei der Berathunz der KrieaSanleihe-Btll ersucht Dillon um Auskunft über di« FrieoenSverhandluagen. Schatzkanzler Hicks-Beach er widert, die Berathungen zwischen den Führern der Boeren und den Commando» seien noch nicht abgelchlossen; dir Regierung wisse über den Verlauf der Berathungen nicht mrhrLalS Dillon, er (Hicks-Brach) hoffe jedoch, daß die Berhandlungen bald wieder ausgenommen werden würden. Di« zweite Lesung der Bill wird sodann mit 832 gegen 10S Stimmen angenommen. schädigung und daß es I ... . _ . Mann, der, wissend, daß er nicht auf Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. Mai. Ja zwölf Tagen wird der vertagte Reichstag wieder Lebenszeichen von sich zu geben beginnen. Am 27. d. M. treten seine Zucker» und seine Zolltartfcom Mission zusammen, während da- Plenum erst am 3. Juni nachfolgt. Der Opposition, insbesondere der freisinnigen, ist eS lieb, wenn di« Angelegenheit der Zuckerconvention und der Zuckersteurr so bald wie möglich erledigt wird. Hingegen sucht sie die Arbeit an den Zollgesrtzen so weit wie nur immer möglich zu verzögern. Ber- schleppungSmanöver sind in dieser Ferienzeit natürlich ausgeschlossen; freisinnige Blätter benutzen aber die Pause, um nichtfreihändlerischen Mitgliedern der Tarifcommission, sowie — und dies ist die Haupsache — dem Publi cum auseinanderzusetzen, daß es unfein, um nicht zu sagen schmutzig, wäre, wenn die bekanntlich für die in der Zeit der Nichttagung des Plenums mit einer Pauschalentschä digung bedacht« Tarif - Commission energisch und rasch ihre Aufgabe lösen würbe. Je mehr Ze^, so rechnet man vor, die Borberathung der Tarifgesetze in Anspruch nimmt, desto weniger entfallen von den für daS einzelne CommisstonSmitglied auSgeworfenen 2000 Mark auf den Tag, desto mehr also „leisten" Au«-H«eschl»ß für Anzeige«: Ab end-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr, Anzeige» sind stets <m dle Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Per Krieg in Südafrika. Wir daS „Reuter'schr Bureau" erfährt, ist Lord Kitchener mit den Borreoführeru Übrreingekommen, daß an der Couferrur in Lrrrruiging, welche heut« beginne» soll, Bertrrtrr aller Abthrilungra der Boeren in Transvaal und Oranje theilorhmen sollen; Vit Berbandlungen der Coufrrenz werden nur unter Boeren stattsinden. Sobald die Cvnsereuz die Abmachungen, welche Kitchener unterbreitet werden solle», festgestellt babe» wird, wird sie, wie mau auaimmt, zu diesem Zwecke Abgeordnete nach Pretoria entsenden. * Pretoria, 14. Mai. (.Muttr's Bureau" ) Bon überallher kommen Abgeordnete der Boeren au, um sich zu der morgigen Conferenz nach Bereenigiug zu begeben. Eine größere Anzahl von ihnen trifft erst Abends rin. Morgen früh brechen die Ein getroffenen gemeinsam nach Bereenigiug auf. Li« erst« Sonsereuz wird für morgen erwartet. Der Mililärcurat. Roman von Arthur Achleitner. dlaittruck »ertöten. Hiller schickte die Leute sofort an die Arbeit und dirigirte die Hilfeleistungen. Weinende Weiber kamen, den Pfarrer an das Sterbe bett eines Dörflers zu bitten. Evrazza legte Chorrock und Stola an, verständigte -en Küster, und begab sich mit dem Ziborium in die Hütte, das heilige Sterbesakrament zu reichen. Die Epidemie und die Katastrophe haben ein erstes Opfer gefordert. Bon HauS zu Haus spendete Eorazza Trost, sein Zu spruch richtete dteMuthlofcn undBerzweifelnden wieder auf. Mit dem Podesta besprach sich der würdige Geistliche wegen der Verpflegung der braven Jäger, die nun bei strengster Arbeit nichts zu essen haben werden. Der Vorsteher war nun selbst nichts weniger denn wohlhabend, doch gab er willig im Interesse der Dörfler eine Ziege her, die ein Jäger, ein gelernter Metzger, holte und für den Mittags tisch bereitete. Die von Eorazza heißersehnte ärztliche Hilfe sowie die erbeten« Commission de- Bezirksamtes kam im Laufe des Vormittag» heraufgesticqen, und griff thatkrästig sofort ein. Der Bezirk-Hauptmann sprach dem Leutnant herzlichsten Dank für sein rasche- Eingreifen ans und bat um Mithilfe zur Erbauung einer Lazarethbaracke, weil ein Verbleiben der Kranken in den nassen Häusern und auf fauligem Stroh nicht länger geduldet werben dürfe. Staatshilfe wurde in Au-sicht gestellt und ans Antrag Corazza'S schickte der Bc- zirk-ches sogleich einen Mann mit schriftlicher Ordre an das Amt in San Giorgio behufs schleunigster Approvistoniruiig des Militär- und -er Dorfbevölkerung. Im Anblick der fleißig arbeitenden Jäger meinte der BeztrkShauptmann zu Eorazza: „Lin wahrer Segen, dieses brave Militär, deutsche Helden!" „Ja, Herr! Ich bin auch stolz, zu dieser Elttetruppe als deren Curat zu gehören." Arbeiteten die Jäger tagsüber mit wahrem Bienenfleiß unverdrossen und munter, die Zwangstmpfung durch den energisch vorgehcnden Bezirksarzt war weniger angenehm, doch fügten sich die Soldaten sofort, als der Commandant entsprechenden Befehl ertheilte. Drei Tage später war das Nöthigste an Arbeit gethan, die Jäger konnten wieder abrücken bis auf zwei Mann, welche der Arzt tn die Lazarethbaracke verbringen ließ. Corazza verblieb im Bergdörflcin und erlebte die große Ucberraschung, daß eines Tages seine Domestica, mit Eß- waaren bepackt und gefolgt von einem Facchino, der ein Käßlein Mein schleppte, im Widum erschien und Seiner Hochwürden erklärte, beim geistlichen Herrn in Treuen zu verbleiben und für ihn zu sorgen, wie es sich für eine ordentliche Dienerin gehöre. Gerührt dankte Eorazza für solche Aufopferung, machte bann aber die Domestica auf die Ansteckungsgefahr auf merksam: Roi «bdislno I« vajuole! Frau Benattt erklärte aber rundweg, anSharrcn zu wollen. Und das ward eine Wohlthat für den Curaten, der wenige Tage darauf zu fiebern begann und schwer er krankte. Neuntes Capitel. Die vollbrachte Hilfsaction der Jäger fand in San Giorgio bei der Bevölkerung allgemeine Anerkennung und das Lob der Truppe wurde auch in den welschen Zei tungen ausgesprochen, nur befürchtete man die Ueber- tragung der Pocken durch die Soldaten und wurde deren Isvlirung gefordert, die auch durchgeführt wurde. Wer von den Nobili es konnte, ergriff die Flucht, darunter auch die Familie Marzari, welche schleunigst über die nahe Grenze abreiste. Hiller erhielt ein Brieflcin von Pia, in welchem die schöne Welsche ihrer Angst lebhaften Ausdruck gegeben hatte, bah der Tenente für seine vewundernS- wcrthe Aufopferung eine Zerstörung seines Antlitzes davontragen werde. Der Leutnant möge die schnelle reise ohne Abschied entschuldigen. „Welsche Todesfurcht!" murmelte Hiller, als er Brteflein ins Deutsche übersetzt hatte und übergab Epistel dem Feuer. Die IncnbationSzeit verstrich, die Jäger blieben wohl auf und erhielten die Freiheit wieder, mit ihnen auch die Osficicre Hiller und von Sternburg, welch' Letzterer über die Gefangenschaft nicht wenig erbost war und die Be freiung um so mehr bejubelte, als Tags darauf eine Ein ladung eintraf, auf La Rocca zu speisen. Den nüthigen Urlaub mußte Hiller ertheilen, ber allerdings aus Gründen Bezugs. Preis M Vs» Hauptrxpedttto« oder de» u» Stad» deztrk und dea Vororten errichteten Au«, -«t-elleil abgeholt: vierteljährlich 4 so, er täglicher Zustellung tn« ol- »U)0. Lurch die Post bezogen für eutschland u. Oesterreich vierteljährliche«, für dir übrigen Länder lautZeitungspreisliste. Re-action und Lr-editiou: JaheumiSgaffe 8. Fernsprecher 1V3 und 222. Ktttale»prvM»«eu r Alfred Hahu, Buchhandlg., UoiverfüätSstr.S, L. Lösche, Katharmenstr. 14, «. KöaigSpl. 7. Auttsvlatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Ruthes und Notizei-Hmtes -er Ltu-t Leipzig. zum „Trödeln" zu bewegen, so glaubt sie doch, für die Wahlen ein Hetzmittel zuzubereitcn, indem sie sich die Möglichkeit verschafft, den Wählern zu sagen, die „agrarischen" CouiiiussionSmitglieder hätten sich ihr Geld zu geschwind verdient. Die Vorbereitung dieser Anklage wird besonders eifrig betrieben, seil ein führendes CentrumSblatt in Aussicht gestellt hak, die Commission werde sich im Sommer auch «ine Zeit der Ferien gönnen, etwa von Mitte Juli bis 1. September, also sechs Wochen. Dieses Vorhaben wird nun als eine Umbildung der entschädigten ConrinijsionSarbeit in eine halbe Sinecure denunzirt und eS wird gefragt: „Trotz der 2000 -E Ferienhonorar'?" und: „Die agrarischen Mitglieder wären wirklich außer Stande, dis zum 18. Juli und vom 1. September an ohne Entichädigung auS ver ReichScasse in Berlin zu bleiben?" Diese Frage ist erledigt durch daS Gesetz, und vom freisinnigen Standpuncl jedenfalls muß diese Ent scheidung als Gerechtigkeit angesehen werde», denn die Frei sinnigen vertreten die Ansicht, daß man überhaupt nicht, auch nicht während der üblichen Berhandlungszeit, ohne Ent- in Berlin als Abgeordneter thätig sein könne " keine Pflichtverletzung sei, wenn ein ^»»»», v», »».ss».o, daß er nicht auf Vergütung zu rechnen habe, ein Mandat übernommen hat, dieses nicht ausübt, weil er keine Entschädigung erhält. Wenn die Com mission nur ihre Obliegenheit recht ersüllt; wie wenig Zeit sie dazu gebraucht hat, wird gleichgiltig sein. Das trifft nicht nur sachlich zu, sondern auch formell. Indem man die Ge währung eines PauschauleS vorgeschlagen und genehmigt hat, hat man für eioeL etstung entschädigen wollen und nicht für einen Zeitaufwand. Auf der Linken gerade wurde ja von „Accordarbeit" gesprochen, die man der Commission mit dem Pauschquantum zumutbe. Die Bezeichnung, wenn auch boshaft gemeint, ist richtig. Wens die Accorvarbeit rechtzeitig geliefert wird, kann sich auch Niemand beschweren, wenn, um im Bilde zu bleiben, secbs Wochen lang „blau" gemacht worden war. Wir sind sogar der Meinung, daß eine Hochsommerpause gar nicht ver mieden werden könne. Jedenfalls wirb die CommissionSmehrheit nicht so thöricht sein, ihr Geschäft unnütz zu verlängern, nur damit Socialdemokraten und Freisinnige nicht sagen können, die Arbeit sei zu hoch bezahlt worden. Mehr als dieser haltlose Vorwurf wird eS Eindruck auf die Wähler macken, wenn ihnen, der Wahrheit gemäß, vorgestellt wird, die Linke bab« keineswegs aus Schonung für die ReichScasse gegen die Ent schädigung der Zollcommissionsmitglieder gestimmt, sondern ganz im Gegentheil, weil sie weit mehr von der ReichScasse wollte: jahraus, jahrein. Tag für Tag für jeden Abgeordneten 20 und dies, ohne daß durch diese Ausgabe eine bessere Frequenz und damit eine Förderung der parlamentarischen Geschäfte gesichert wäre. Denn der „Gesetzentwurf", den der Reichstag im vorigen Jahre beschlossen, spricht zwar von „AnwesenheitSgeldern", bricht aber, da er von der Bezeich nung faßbarer Präsenzcontrolbestimmunzen absiebt, für Diäten, für die Entschädigung der puren Zugehörigkeit zum Reichstag, eine Tbür auf, die der Präsident, dem Alles über lassen sein soll, unmöglich würde geschlossen halten könne. Am bischöflichen Hofe von Chur im Canton Graubünden stehen in absehbarer Zeit Entscheidungen bevor, die in weiteren Kreisen Interesse erregen werden. Der dortige Bischof Battaglia hat die Absicht ausgesprochen, auf sein Amt zu verzichten, und bereit» wurde in Rom der cbemalige Erzbischof von Bukarest, Zardetti, als sein Nachfolger auf dem Churer Bischossstuhl in Aussicht genommen und nominirt. Da erinnert das Domcapilel iu unliebsamer Weise daran, daß in Graubünden nach alträthischem Kirchenrecht die freie Wahl des Bischofs — nur unter Borwissen und Rath des Staates — aus schließliches Vorrecht deS Domcapitelö sei, daß daS Capitel sich aber bei seiner Entscheidung auf einen den Freistaaten angehörigen Inländer richten müsse. Da nach hätten also der Papst und die päpstliche Curie bei der BischosSwahl für Graubünden absolut nichts zu sagen, wie den» im Canton auch noch daS freie bündlerische Cvllaturrecht besteht, nach welchem die katholischen Gemeinden ihre Pfarrer selbst wählen und absetzen, ohne daß der Bischof ihnen Hineinreben darf; ein Recht, das ausdrücklich in die bündnerische Verfassung von 1874 mit ausgenommen worden ist. DaS Domcapilel in Cbur hat sich mit großer Entschiedenheit in Rom gegen die erfolgte Nomination und noch dazu eines Ausländers ausge sprochen, und man darf gespannt sein, wie die Dinge sick demnäckst weiter abwickeln werben. Bei der schrankenlosen Omnipotenz, die seit 1870 dem UniversalepiscopuS auf dem Stuhle Petri vom Concile zugrsprocken worden ist, wird man dort Alles thun, um solche unzeitgemäßen „Freiheiten" beiseite zu schieben oder zu annulliren. Einstweilen hat man vorgezogen, den drohenden Conflict auf gelegenere Zeiten zu ver tagen. Der weiland Bukarester Erzbischof Zardetti ist nach römischen Blättern „schwer erkrankt", gleichzeitig jedoch wird berichtet, daß er zum apostolischen Delegirten i» Kanada designirt sei. Andererseits soll die Resignation deS BischosS Battaglia nicht für sofort, sondern erst „für einen gelegeneren Zcilpunct" (opportune, tsmpors) in Aussicht stehen. Man wird die interessante Sachlage weiter im Auge behalten müssen. Wie vorauszusehen war, haben die Stichwahlen für die französische Kammer am Charakter der Haupt- wählen nichts Wesentliches geändert. Die Aussicht, die der erste Wahlgang eröffnete, hat ber zweite erfüllt, zur großen Freude der Republikaner und zum Leidwesen der Nationalisten. Diesen beiden Hauptclemente standen sich auch diesmal wieder schroff gegenüber. Die Republik ging auch diesmal aus dem hartnäckigen Kampfe als Siegerin hervor. Auch diesmal gab es auf beiden Seiten Todte, die meisten jedoch auf Seiten der Nationalisten, die ganz entschieden den Kürzeren zogen. Sie hatten allen einzelnen Schattirungen dkr Republikaner den Krieg er klärt. Daher war es kein Wunder, daß sie sich von allen Republikanern bekämpft sahen, die mit dem Feldgeschrei: „Vertheidigung der Republik" vorwärts gingen, und daß sich die Ueberzahl der Letzteren herausstellte. Das ist, so schreibt man dem „Schmäb. Mercur" aus Parts, das Er- gebniß der Kammcrwahlen von 1002, daß sichdaSLand unzweideutig für die Republik ausge sprochen hat, d. h. für die bestehende Regierungsfvrm. Bon dem nationalistischen Mischmasch will es ohneZweifel nichts wissen. Vielleicht würde es Monarchisten und Imperialisten gewogen sein, müßte es mit ihnen nicht unsichere Hecrcspflichttge und Elemente, wie die Antisemiten, mit in Kauf nehmen. Eine von solchem Bunde dictirte Rcgierungsform hat nichts Ver lockendes an sich. Daher bleibt Frankreich bis auf Weiteres Republik. Ebensowenig aber scheint Frankreich sich allzu- tief in die Arme der Social ist en stürzen zu wollen. Als ein Zeichen hierfür könnte schon die zögernde Wieder die Commissionsmitglieder für daS Geld deS deutschen Reiches. Da« Unsinnige dieser Folgerung liegt auf der Hand, die Presse der Linken kehrt sich aber nicht daran. Kanu sie auch nicht im Ernste hoffen, die Mehrheit der Commission durch sophistische Construirung eines nebelhaften Ehrenpuucte« 'teetdl ol. Usat« -aua- tad(L) 11 ad« ,3 sdx ieeaa. N.liill. i.Uisv >sssa 105^— 80,— 83,70 102,80 81,80 «6,80 103,80 73,50 88.50 16,28 mlc fl.coa. uvlrv isv.N 109^13 18.— 154,2^ 45,10 128,— 12'0,— 113,— >1oa .«mr. trsld. äost 83^25 173,4(1 st-er. L 32,— 20.10 1>1«,25 152 2i, ,.vsd !»»e1i isvllt. 0.-L »Itsr ii kkdr. Oödl. V.-L.. UMk. Iriib. Ilktr airip 1l-L. so «Ikd. 1Ii»Ii l!»*t «dr. 15 116,80 118,— «1,50 138,40 108,— 180. — 137,75 200,25 17«,— 115,— 181, -- 80.30 133,«0 174,— 324,— 101,— 137.— 17«,— 125,60 78,— 175,25 181 — 16825 101,10 6,50 :s rrUs v '1'. llLte ! <io. «lä 85,15 84,75 85.20 216,25 !seU VlSll isill ra en ult ett. <1 »vLodt. 174,75 81,80 1»4.2o 44,50 188,25 3,3,50 167,— 172,90 165,80 17«,60 106,20 1^6,10 203 —
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