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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020628017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-28
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Morgen - Ausgabe. — " — MpMer.Tagcblalt Anzeiger. Amtsvlatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes nn- Nottzei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Nr. 323. Sonnabend 28. Juni 1902. ijss. JghMNg. Abonnement auf das dritte Vierteljahr 1902. Im Interesse rechtzeitiger Lieferung wolle die Bestellung durch die Post bereits jetzt veranlaßt werden. Der Preis beträgt wie bisher bei allen Postanstalten 2 monatlich und 6 vierteljährlich. Das Abonnement sowie die Zahlung des Zeitungsgeldes können auch durch die Briefträger erfolgen. Unsere Filialen in Dresden (Strehlener- straßc 6) Tel. I 1713, und Berlin (König- grätzerstraße 116) Tel. VI 3393, führen Aufträge auf Monats- und Vierteljahres-Abonnements zu Originalpreisen aus. Minister und Soldat. -5-Der Neubesetzung des preußischen Eisenbahn ministeriums gingen Erörterungen über die Frage voraus, aus welchen Gründen Generäle im Allgemeinen weniger geeignet seien, daS Amt eines Ministers zu bekleiden. Nachdem der frübere Generalmajor Budde der Nachfolger des Ministers Thielen geworden, war man ziemlich auf allen Seiten darin einig, daß bei Herrn Budde von einem Mangel an Fachkenntnissen, der ihn als Eisenbahnminister un geeignet erscheinen lassen könnte, nicht gesprochen werden dürfe. Denn Herr Budde ist in Eisenbahnangelegenheiten ohne Zweifel den Fachmännern beizuzählen, und was seine volkS- wirthschaftlichen Fädigkeiten anbelangt, so muß er sie in nickt gewöhnlichem Maße besitzen, weil er an die Spitze eines großen industriellen Unternehmens berufen worden war. Nickt also auf die Ernennung deS Generals Budde sollen sich die nachfolgenden Ausführungen beziehen. Dieselben sind lediglich hervorgerufen durch eine Verherrlichung, die ein mit Namen nickt genannter „unabhängiger Politiker* im Juli hefte der „Deutschen Revue" dem Grafen von Caprivi in sehr pointirter Form zu Tbeil werden läßt. Der „unab hängige Politiker" ist der Meinung, es sei dem Grafen von Caprivi die ihm gebührende Ehre nicht erwiesen worden, und er begründet diese Meinung folgendermaßen: „Dieser altvcrdiente Officier hatte gegen den elgenenWunsch und nur dem Befehl seines Königs und obersten Kriegs- Herrn gehorsamend, ein mühseliges und undankbares Amt über nommen. Denn die ganze Welt stand noch unter dem Banne der Erinnerung an seinen Vorgänger Bismarck .... und seine Erbschaft im Reichskanzlerposten wäre auch einem Größeren zur schweren Bürde geworden. Die Treue aber, die dieser mäßige Staats- aber tadellose Ehrenmann und brave Officier allezeit seinem Herrn und Kaiser bewiesen, hat etwas Heldenhaftes an sich, das die Geschickte, sie möge die politischen Fähigkeiten Caprivis einschätzen, wie sie wolle, nie vergessen wird." Ob diese Darstellung richtig ist, ob Graf von Caprivi wirklich gegen seinen Wunsch und nur gehorsam dem „Be- fehle" seines obersten Kriegsherrn den Posten des leitenden Ministers annahm, bleibe dahingestellt. Hat Caprivi aber in der That unter solchen Umständen der Berufung auf den Reichskanzlerposten Folge geleistet, dann kann der Grund hierfür — sein Verhältniß gegenüber dem Collegium der Staatsminister bei Seite gelassen — nur darin gelegen haben, daß er entweder einen anderen politischen Standpunct als der Monarch einnahm, oder daß er dem hohen Amte sich selbst nicht gewachsen fühlte. In keinem der beiden Fälle verdient Graf von Caprivi für die trotzdem erfolgte Uebernahme des Reichskanzleramtes die Verherr lichung, die ihm jener „unabhängige Politiker" angedeihen läßt. Ja, man kann wohl die Frage aufwerfen, ob ein General eS mit der Treue gegen seinen obersten Kriegsherrn für vereinbar halten darf, unter den erwähnten Umständen dem Rufe an die Spitze des Staatsministeriums zu folgen. Je unzertrennlicher daS Wohl des Königs und daS Wohl des Staates mit einander verbunden sind, um so weniger statthaft erscheint es, diese Frage zu bejahen. Denn daß das Wohl deS Staates Gefahr läuft, zu kurz zu kommen, wenn unter den gedachten Umständen ein General der leitende Staatsmann wird, kann unmöglich bestritten werden. Wie ein Minister, dessen Treue gegen seinen königlichen Herrn über jeden Zweifel erhaben ist, die Pflicht deS Gehorsams gegenüber dem König auffaßt, geht mit besonderer Schärfe auS dem Schreiben hervor, das Bismarck am l. De- cember 1863 an Köniz Wilhelm I. gerichtet hat. Zn jenen Tagen hatte sich der König zu Gunsten des von Herrn von Gruner eingenommenen Standpunktes ausgesprochen, der dem Bismarck'schen entgegengesetzt war. Deshalb schrieb BiSmarck u. A. wörtlich: „Ew. Majestät habe ich bei meinem Eintritt in das Ministerium zu erklären mir erlaubt, daß ich meine Stellung nicht als con- stitutioneller Minister in der üblichen Bedeutung des Wortes, son dern alS Ew. Majestät Diener ausfasse und allerhöchstdero Befehle in letzter Instanz auch dann befolge, wenn dieselben meinen persön lichen Auffassungen nicht entsprechen. Ich stehe auch heute aus dem selben Standpuncte, doch darf mich derselbe nicht abhalten, Ew. Majestät meine Ansicht mit der Offenheit darzulegen, welche ich allerhöchstdemselben und Len Landesinteressen schulde. In diesem Sinne muß ich zunächst erklären. Laß ich es im Interesse des allerhöchsten Dienstes für nützlich halte, zur Durchführung einer den Auffassungen des Herrn von Gruner entsprechenden Politik ein anderes Ministerium oder doch einen anderen Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu wählen, der im höheren Grade als ich das Vertrauen der Elemente besitzt, aus welche eine solche Politik sich stützen muß . . ." So sprach BiSmarck sogar auuo 1863 — „im Interesse des allerhöchsten Dienstes". Da es den Interessen des aller höchsten Dienstes unmöglich förderlich sein kann, wen» der leitende Staatsmann entweder einen anderen politischen Standpunct einnimmt als der Monarch, oder wenn er selbst an seiner Befähigung für den leitenden Posten zweifelt, so darf ein General schlechterdings nickt deshalb verherrlicht werden, weil er lediglich im Gefühl miUtäriscyer Subordination dem Rufe seines Königs auf den Ministerposten Folge leistet. Deutsches Reich. /X Berlin, 27. Juni. (S o c i a l d c m o k r a t i s ch e Meinungsverschiedenheiten.) Da die Social demokratie auch bei den nächsten preußischen Landtags wahlen sehr activ Vorgehen wird, ist es nicht unangebracht, von einer Auseinandersetzung Notiz zu nehmen, in der der Abgeordnete Bebel, der immer noch anerkannte Ober genosse, eingetreten ist gegen einen maßgebenden Thcil der bayerischen Fractionsgenossen. Mit der Offen herzigkeit, die ihn von jeher ausgezeichnet hat, schreibt Bebel, bisher habe die Partei auch die parlamentarische Arbeit von zwei Gesichtspunkten aus betrachtet. Einmal, nm in den Parlamenten an praktischen Vortheilen für die Arbeiterklasse zu erreiche», was unter den gegebenen Verhältnissen zu erreichen möglich ist, „zugleich aber suchen wir durch unsere parlamentarische Thätigkeit agitatorisch nach außen zu wirken, indem wir unsere Reden zum Fenster hinaus halten, um durch unsere Reden und unser Handeln den draußen stehenden Massen zu zeigen, daß wir, die Socialdemokratie, die einzige Partei sind, welche die Interessen der Arbeiterklasse wirklich vertritt, die Klagen und Beschwerden aller Mühseligen und Be ladenen ohne Menschenfurcht zur Sprache bringt". „In der Volksversammlung" — so fährt Bebel fort und legiti- mirt sich als agitatorisches „Genie" erster Elasse — „spreche ich höchstens vor Tausenden, auf der Parlamentstribüne vor Millionen. Dadurch", fügt er hinzu, „haben wir ganz wesentlich die Begeisterung und die Opfcrwilligkcit in die Massen getragen und die Zahl unserer Anhänger ver vielfacht, bis wir schließlich stark genug sein werden, unsere letzten Ziele zu verwirklichen." In der Verfolgung dieser propagandistischen Arbeit, deren Zweck nicht sowohl in erster Linie die Erreichung praktischer Vortheile für die Arbeiterklasse, sondern die Gewinnung von Wahlstimmcn ist, durch Reden zum Fenster hinaus, durch die immer auf's Neue der Glaube erweckt wird, die Socialdemo kratie sei die einzige Partei, welche die Interessen der Arbeiterpartei wirklich vertritt, sieht sich der Obergenosse Bebel behindert. Und zwar, weil in Bayern ein maß gebender Thcil der Fractionsgenossen Evmprvmisse schließt mit der Regierung und den Landtagsparteien. Das ist in neuerer Zeit wieder der Fall gewesen hinsichtlich der Ab änderung des Wahlrechtes zum Landtage. Nach Bebels Auffassung handelten die bayerischen Genossen fehlerhaft, indem sie zu vier Verschlechterungen in der Landtagsresv- lntivn ihre Zustimmung gaben: Verlängerung der Zeit der Staatsangehörigkeit bis zur Wahlberechtigung auf ein Jahr, Verlängerung der Dauer der Steuerzahlung für den gleichen Zweck von sechs Monaten auf ein Jahr, Er höhung des Wahlrechtsalters vom 21. auf das 25. Lebens jahr und Bevorzugung der ländlichen Wahlbezirke auf Kostender städtischen.Vcbel erinnert daran, wicV ollmar noch im Jahre 1899 sich ganz entschieden gegen jede Hinauf setzung des Wahlalters aussprach, und meint, man sei nach kaum zweiundeinhalb Jahren bet einem maßgebenden Theile der bayerischen Genossen dahin gekommen, als Aus fluß höchster politischer Einsicht zu preisen, was man 1899 auf das Schärfste als ungeheueres Vorrecht und eine schwere Verletzung des Rechtsgcfühles des Volkes brand markte. Den Aergcr, den Bebel darüber empfindet, daß die bayerischen Genossen es so leicht damit nehmen, einen Thetl ihrer schwersten Phrasengeschütze aus dem Kampfe gegen die bestehende Staatsordnung zu rückzuziehe n, begreift man ohne Weiteres. Sein Schmerz aber muß erhöht werden dadurch, daß der „V orwärt s" in seinenBemerkungen zu der Stellungnahme des Obergenossen Bebel den baye rischen Eonleurbrüdern gegenüber sich nicht etwa auf die Seite des Herrn Bebel, sondern auf die des Herrn von Vvllmar zu schlagen Miene macht. Die Frage stehe anders, sagt das Eentralorgan der socialdemokratischen Partei, als es nach Bebcl's Ausführungen scheine. Neben den Wahl verschlechterungen, die Bebel in aller Schärfe betonte, ständen Verbesserungen des jetzigen Wahlsystems. Dann kommt eine Stelle in der Bemerkung des „Vorwärts", die besonderer Aufmerksamkeit werth erscheint. Es heißt näm lich da ganz bezeichnend: Bebel setze die Verschlechterungen in brennenden Eontrast zu den Forderungen des social demokratischen Programms, die Verbesserungen aber, auf die die bayerische Partei großen Werth lege, streife er kaum mit einem Worte, und die eigentlich zur Entscheidung stehende Frage übergehe er völlig, die Frage nämlich, o b die Verbesserungen die Verschlechte rn n gen überwiegen, undobdiebayeri scheu G e n o s s e n, der o f f e n b a r e n V c r s ch l c ch t e r u n g willen, auch wenn die Verbesserungen als überwiegend anerkannt werden müssen, eine Wahlrechtsvorlage ablehnen sollen. Es kann nicht wohl bestritten werden, daß diese Auffassung der gegebenen Verhältnisse den »ckirus ack pac-orn zwischen der bestehenden Staats- und Gesellschafts ordnung und einer wirklich die Arbciterintercsscn ver tretenden Partei in sich schließt. Um so mehr wird sie von einem Agitator, wie Bebel, bekämpft werden, vor wie nach. Die„Ordnnngsparteien" können, wenn sie klug sind, davon nur Nutzen haben: die Frage, ob sie es sein werden, möchten wir freilich nicht ohne Weiteres bejahen. b Berlin, 27. Juni. (Telegramm.) Der „ReickS- anzcizer" berichtet: Zn einer gestern unter dem Vorsitze des Staatssekretärs Grafen Posadowsky abgebaltenen Plenar sitzung des BniiVeSratheS gedachte der Vorsitzende zunächst mit warm empfundenen Worten deS Hin scheidens des Königs Albert von Sachsen und gab der tiefen Trauer des BundcsratheS über diesen das gesammte deutsche Vaterland schwer treffenden Verlust beredten Aus druck. Der sächsische Gesandte Graf Hohenthal nahm hierauf Veranlassung, Namens des jetzt regierenden Königs von Sachsen dem Bundesrathe für die zahlreichen Beweise herzlicher Tbeilnahme zu danken. (-) Berlin, 27. Juni. (Telegramm.) Der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" geht eine Zuschrift der sächsischen Gesandtschaft zu, worin diese für die während der Krankheit des Königs Albert in so herzlicher und geradezu überwältigender Weise bekundete Tbeilnahme einem erhaltenen Auftrage zufolge den tiefgefühltesten Dank öffentlich zum Ausdruck bringt. T Berlin, 27. Juni. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die „Ham burger Nachrichten" erheben Einspruch dagegen, daß die „Norddeutsche Allgemeine -Zeitung" sich in ihrer neulichen Kundgebung bei der Erkrankung des Königs von England zum Dolmetsch der Gefühle des deutscken Volkes gemacht habe, wobei durch Berufung auf eine übereinstimmende Auffassung des deutschen Volkes dieses zum Wider spruche provocirt werde. Wir glauben nickt, daß daS Hamburger Blatt mit diesem Protest dem Empfinden unseres Voltes gerecht geworden ist. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hatte einfach bemerkt, das deutsche Volk vereine sich mit dem Kaiser und dem königlichen Hause in aufrichtiger Tbeilnahme und in dem Wunsche, daß dem kranken König Eduard baldige Genesung beschieden sein möge. Das ist eine Empfindung, die für jeden fühlenden Menschen selbstverständ lich ist, und man würde unserer Meinung nach das deutsche Volk beleidigen, wenn man annehmen wollte, daß sie von ihm nicht getheilt würde. (7) Berlin, 27. Juni. (Telegramm.) Das Staats- Ministerium trat heute unter dem Vorsitz deS Grafen v. Bülow zusammen. (-) Berlin, 27. Juni. (Telegramm.) Der Kolonialrath trat heute im ReickStagSgebäude zu seiner diesjährigen Sommertagung zusammen. Der Vorsitzende vr. Stübel, Director der Colonialabtheilunz, widmete dem verstorbenen Staatssekretär Hertzog einen Nachruf. Die Verwaltung gab dem Bedauern über den Tod deS Gouverneurs Köhler, sowie über daS Ausscheiden deS Gouverneurs v. Bennigsen aus dem Colonialdienste Ausdruck. Herzog Johann Albreckt hob die VerdiensteKöhler'S hervor. DaS Andenken desselben wurde in üblicher Weise geehrt. Zn der darauffolgenden General- diScussion über Ostafrika kamen die Verfügungen, betr. die Schaffung eines Vorbehaltes für den LandesfiScuS zur ausschließlichen lAussuckung und Gewinnung von Kohlen nordöstlich deS Njassa-SeeS, sowie die Verordnung deS Reichs kanzlers, betr. die Aufsuchung und Gewinnung von Mineralien in den Flußgebieten deS Schutzgebietes, zur Sprache. Zu einer längeren Besprechung führt die Frage der EtatS- trennung zwecks Herbeiführung ter finanziellen Selbstständig- keit der Schutzgebiete. Zn der SpecialdiScussion werden die Verdienste des 0r. Kaudt für die Erforschung des Kiou- SregebieteS hervorgehoben. Eine weitere Unterstützung aus
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